Konfliktbewältigung und Mediation



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Transkript:

Konfliktbewältigung und Mediation Thema: Wirtschaft und Arbeitswelt Referenten: Margot Kloos & Helga Weckerle

Geschichte lange Tradition in China und Europa Anwendungsbereiche in der Geschichte: strafrechtliche Mediation: ritualisierter Verhandlungsprozess der Parteien mit dem Ziel des Schadensausgleichs durch Wiedergutmachung schon im Mittelalter Wirtschaft und Handel: italienisches Zivilgesetz von 1754 verfasste eine Definition eines Mediators Familiengericht: Frankreich 1790: Das Tribunal der Familie ; Regelung von Familienangelegenheiten Politik: Im antiken Griechenland wurden bei Konflikten zwischen Stadtstaaten häufig neutrale Städte um Vermittlung gebeten. Im Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück von 1648 wird Alvise Contarini als Vermittler erwähnt Im internationalen Wirtschaftsumfeld vor allem im asiatischen Bereich, aber auch den USA und zunehmend auch in Europa ist Mediation sehr im Kommen. Seit den 70er Jahren wird auch in Deutschland Mediation zunehmend eingesetzt. Allerdings hat die Mediation, anders als z.b. in Österreich noch keine gesetzliche Regelung gefunden

Anwendungsfelder heute Schätzungsweise 600 Mediationsverfahren gibt es jedes Jahr in deutschen Unternehmen. In den Bereichen: Rechtspflege: Täter-Opfer Ausgleich, oder z. B. Miet-, Bau-, Erbschafts- oder Nachbarschaftskonflikte Politik: Vermittlung zwischen verfeindeten Staaten oder Völkergruppen Uno Charta Artikel 33 = Verankerung der Mediation als Lösungskonzept Wirtschaft und Arbeitswelt: Vermittlung bei unternehmensinternen Konflikten (Arbeitnehmer Arbeitgeber) oder unternehmensexternen Konflikten (Unternehmer Verbraucher) Umweltfragen: steht zwischen politischer und wirtschaftlicher Mediation 1997 Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Umweltmediation (IGUM) Familienrecht: Mediation bei Trennungen, Scheidungen oder Sorgerechtsverhandlungen Schule: Vermittlung bei Schüler Schüler- oder Schüler Lehrer-Konflikten

Was macht die Mediation für die Wirtschaft so attraktiv? Mediation ist schneller als ein Gerichtsverfahren Mediation ist Kosten günstiger als ein Gerichtsverfahren Mediation ist erfolgreich Der Konflikt und dessen Lösung bleibt unter der Kontrolle der Konfliktparteien und wird nicht an eine 3. Person abgegeben Mediationsverfahren ist vertraulich Unternehmen bzw. Personen werden vor einem Imageverlust bewahrt Keine Konfliktpartei ist der Verlierer Bestehende Geschäftsbeziehungen bleiben erhalten Im Mediationsverfahren werden Standpunkte, Interessen, Ziele und Emotionen berücksichtigt In der Mediation werden kreative Lösungsmöglichkeiten gefunden Es werden wirtschaftlich sinnvolle Ergebnisse erzielt

Kosten Mediationen werden nach Zeitaufwand berechnet. Dieser unterscheidet sich je nach Konfliktfall. Der Stundensatz ist abhängig von der Anzahl der Beteiligten und der Komplexität des Sachverhaltes. Evtl. fallen noch weitere geringe Kosten an. Üblicherweise teilen sich die Parteien die Kosten - andere Vereinbarungen möglich Die Kosten eines Mediationsverfahren bleiben jedoch übersichtlich, da eine für alle Seiten akzeptable Lösung meist schon nach wenigen Terminen erzielt wird. Der Preis ist nicht fest und ist auch abhängig von der Ausbildung des Mediators.

Gebührenordnung des BMWA Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt e.v. Die Gebühren gemäß 12 der Mediationsordnung des BMWA betragen je nach folgenden Gegenstandswerten: 0 bis zu 10.000 150 über 10.000 einschließlich 50.000 250 über 50.000 einschließlich 100.000 400 über 100.000 einschließlich 250.000 550 über 250.000 - einschließlich 500.000 750 über 500.000 950 Bei Großverfahren ab 2. Mio. 1, jedoch max. 5.000

Beispiel: Autohausfusion Ausgangssituation: Martin Schmidt und Stefan Blau besitzen jeweils ein Autohaus Selbe Automarke Nur 50 km entfernt Beide erwirtschaften schwarze Zahlen, allerdings sind beide zu klein um auf Dauer wirtschaftlich zu bestehen Der Auto-Hersteller fordert beide auf zu fusionieren, da beide zu klein sind um effektiv und auffällig Werbung für die Pkws zu machen

Das Konfliktfeld: Martin Schmidt und Stefan Blau waren sich schnell einig, dass eine Fusion notwendig ist Beide wollten in Zukunft im gemeinsamen Unternehmen das Sagen haben Beide verkehrten nur noch in Begleitung ihrer Anwälte miteinander Ein Gerichtstermin wurde bereits angesetzt Um den Konflikt zu lösen wurde eine Mediatorin eingeschaltet

Mediationsprozess: Die Mediatorin sucht zunächst nach sachlichen Argumenten um die Rangfolge in der Geschäftsführung zu klären: Beide erwirtschaften ungefähr den gleichen Gewinn Beide haben ungefähr gleich viele Mitarbeiter Die Mediatorin sucht nach den emotionalen Bewegründen für den Anspruch auf die Geschäftsführung: Stefan Blau (53 Jahre) findet es erniedrigend, sich dem jüngeren Martin Schmidt (29 Jahre) unterzuordnen Martin Schmidt hat sein Autohaus mit der Unterstützung seines Vaters innerhalb kurzer Zeit aufgebaut. Er hat Angst seinen Vater zu enttäuschen, wenn er die Geschäftsführung Stefan Blau überlässt Beide haben Angst, das Gesicht zu verlieren!

Die Mediatorin arbeitet im Verlauf von neun Monaten mit Martin Schmidt und Stefan Blau die Interessen beider heraus: Stefan Blau entsprach mehr dem Verwaltertyp Martin Schmidt entsprach mehr dem Verkäufertyp Stefan Blau hat sich bei den älteren Kunden einen Ruf hoher Qualität erworben Martin Schmidt hat einen besseren Zugang zu den jüngeren Kunden Lösung: Beide sind keine Konkurrenten um einen Chefsessel, sondern gleichrangige Geschäftsführer mit unterschiedlichen Aufgabengebieten

Problem: Martin Schmidt zögert noch Lösung: Die Mediatorin vermittelt bei einem Gespräch zwischen Martin Schmidt und seinem Vater Der Vater zeigt Verständnis dafür, dass Martin Schmidt nun nicht mehr alleiniger Geschäftsführer ist

Die Ausgangssituation: Frau Meier Frau Huber Fitnessstudio Grundstück mit Tennisplatz Firma mit Büros

Ausblick Online-Mediation Das Internet schafft viele Interaktionsmöglichkeiten, ohne selbst die Kapazität zum Umgang mit daraus entstehenden Streitigkeiten zu besitzen. In den letzten zwei Jahren hat sich im US-amerikanischen Raum Online-Mediation eingebürgert, in denen Mediatoren und Konfliktparteien über das Internet miteinander kommunizieren. Auch in Deutschland entwickelt sich seit Beginn des Jahres eine Fachszene.

Das ebay-projekt In einem Pilotprojekt des Center for Information Technology and Dispute Resolution in Kooperation mit der Internet-Auktionsfirma ebay, wurde im Frühjahr 1999 ein kostenloser Mediations-Service für zerstrittene Auktionäre und Bieter angeboten. ebay führt Auktionen durch, in denen gebrauchte Gegenstände versteigert werden - was nicht immer konfliktfrei verläuft, wie sich zeigen sollte. Innerhalb von zwei Wochen wurden 225 Anmeldungen registriert, von denen sich 108 für Mediation eigneten, und von denen wiederum circa 50 Prozent einer Einigung zugeführt werden konnten.

Erfahrungen der Unternehmen Es gibt bereits Firmen, die Mediation eingeführt haben. Das bekannteste Beispiel ist Motorola, die 1989 das Verfahren zur außergerichtlichen Konfliktlösung eingeführt haben. Folge: Rückgang der Gerichtsfälle bis 1990 um 25 Prozent Gleichzeitig wurde der Umsatz von 2,25 Mrd USD auf 3,5 Mrd USD gesteigert.

Akzeptanz von Mediation in Deutschland Bereits 83 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben erste Erfahrungen mit außergerichtlichen Konfliktbearbeitungsverfahren gesammelt. Trotzdem setzt die Mehrheit der befragten Unternehmen noch vorwiegend auf Gerichtsverfahren als Formen der Konfliktbearbeitung mit anderen Unternehmen. Auf Grund mangelnder Information über das Mediationsverfahren spielt Mediation im deutschen Wirtschaftsleben bisher noch keine große Rolle; Bereitschaft der Unternehmen, Mediation anzuwenden ist vorhanden Nennenswerte Aktivitäten, Mediation in Deutschland verstärkt zu fördern und einzuführen, stehen noch aus.

Tendenzen wird von einigen Autoren als kommende weltweite Bewegung gesehen zeitliche Verzögerung in der Entwicklung gegenüber dem USamerikanischen Raum inhaltliche Schwerpunkte im deutschsprachigen Raum: Familien- und Scheidungsverfahren schulische bzw. Peer Mediation Mediation in der Wirtschaftswelt

Diskussion Was kann man tun, um die Attraktivität der Mediation für die Wirtschaft zu steigern? Ist die Mediation überhaupt sinnvoll? Wäre ein gesetzlicher Rahmen für die Mediation sinnvoll? Wo sind die Grenzen der Mediation?