Bilanz der UN-Konferenz COP21 und Entstehung einer europäischen Energiepolitik

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Transkript:

Bilanz der UN-Konferenz COP21 und Entstehung einer europäischen Energiepolitik Beitrag zum Energie-Kolloquium vom 26. 27. September in Paris Philipp Litz PARIS, 26.09.2016

Agora Energiewende Wer wir sind Think Tank mit 20 Experten unabhängig und überparteilich Projektdauer 2012-2017 Finanziert mit rund 14 Mio. Euro durch die Stiftung Mercator & ECF Aufgabe: Die Energiewende in Deutschland zur Erfolgsgeschichte machen Methoden: Analysen, Studien, Expertenaustausch, Dialog der Entscheidungsträger, Rat der Agora 2

Das Klima- und Energiepaket 2030 der Europäischen Union

Die Europäische Union erarbeitet derzeit den maßgeblichen Rahmen für die Entwicklung des europäischen Energiesektors der nächsten Jahre - das Klima- und Energiepaket 2030 Illustrative Übersicht über das Klima- und Energiepaket 2030 Klima- und Energiepaket 2030: Ziele Strategien - Instrumente Energieeffizienz Erneuerbare Energien ETS / Burden Sharing Energy Union Versorgungssicherheit, Binnenmarkt Eigene Darstellung 4

Die wichtigsten Beschlüsse der COP21

Zwischen 1,5- und 2-Grad-Ziel: Das Paris Abkommen bedeutet, dass die Dekarbonisierung weltweit zum zentralen Treiber der Energiepolitik wird Historische Entwicklung der energiebedingten CO 2 -Emisisonen, 1965-2015 BP (2016) 6

Zur Erreichung des Langfrist-Ziels ist zeitnah eine deutliche Trendumkehr bei der Entwicklung der globalen Treibhausgas- Emissionen notwendig IPCC (2016) 7

Ratcheting Up: Die Beiträge der Vertragspartner sollen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden Carbon Brief (2016) 8

Welche Auswirkungen hat die COP21 auf die europäische Energieund Klimapolitik?

(1) Langfristig wird es keine Senkung des Ambitionsniveaus, sondern mindestens eine Orientierung am oberen Rand des Korridors geben Historische Entwicklung der Treibhausgasemissionen der EU28 und die derzeit vereinbarten Klimaschutzziele EEA (2016), eigene Berechnungen 10

(2) Aufgrund der regelmäßigen Überprüfung der Minderungsbeiträge braucht es eine angemessene Flexibilität innerhalb des Rahmens Eigene Darstellung 11

(3) Die notwendige Transformation des Energiesektors erfordert eine pragmatische Herangehensweise an den Energie- und Klimarahmen 2030 Beispiel: Power Market Pentagon Agora Energiewende (2016) 12

Welchen Beitrag kann ein CO 2 -Preis leisten?

Aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre die Internalisierung extern Kosten in Form eines einheitlichen, weltweiten CO 2 - Preises die effizienteste Lösung Energiewirtschaftliche Tagesfragen (2015) 14

Allerdings: Hinter der (ökonomischen) Frage nach der Effizienz steht die (politische) Verteilungsfrage IPCC (2016) 15

-2,0-2,3-2,5-2,8-3,0-3,0-0,9 2,1 2,0 1,9 2,0 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,7 Die Verteilungsfrage stellt sich jedoch nicht nur im internationalen Kontext, sondern immer auch innerhalb der EU (Bsp.: Reform der Marktstabilitätsreserve) Erwartete Entwicklung der Emissionshandels-Überschussmengen und der Marktstabilitätsreserve 3,0 2,0 Mrd. Tonnen CO 2 1,0 0,0-1,0-2,0-3,0-4,0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Überschuss MSR Oberer Schwellenwert Unterer Schwellenwert Eigene Darstellung 16

Vermeidungskosten Deshalb braucht es einen cleveren Mix aus verschiedenen Instrumenten - mit einem starken CO 2 -Preissignal im Zentrum Schwerpunktsetzung in der Instrumentierung bei verschiedenen Vermeidungspotentialen Innovations-Potentiale Gehemmte Potentiale Ordnungspolitik, Förderung Marktnahe Potentiale Bepreisung, z.b. ETS, CO 2 -Steuer Ordnungspolitik, Förderung, Infrastrukturplanung Infrastrukturabhängige Potentiale Infrastrukturplanung, Förderung Eigene Darstellung nach Öko-Institut (2010) Vermeidungspotential 17

Beispiel: Der europäische Strommarkt 2030

Wie sieht der Europäische Strommarkt basierend auf dem Klima- und Energierahmen im Jahr 2030 aus? (1) 50% Prozent Erneuerbare Energien Projizierte EU-Stromerzeugung 2030 Fraunhofer IWES (2015) 19

MTOE Wie sieht der Europäische Strommarkt basierend auf dem Klima- und Energierahmen im Jahr 2030 aus? (2) Absenkung der Kohleerzeugung um fast 70 Prozent Projizierte EU-Stromerzeugung Kohle und Gas, 2010-2030 400000 350000 300000 250000 200000 150000 100000 50000 0 2010 2015 2020 2025 2030 Gas Coal Europäische Kommission (2011) 20

Wie sieht der Europäische Strommarkt basierend auf dem Klima- und Energierahmen im Jahr 2030 aus? (3) Mehr flexible Kraftwerke am Markt RAP 2014 21

Theoretisch wäre ein Energy-Only-Markt zusammen mit dem Emissionshandel ausreichend, um die notwendige Transformation einzuleiten Market design based on simple textbook economics Energy-only market, System adequacy through peak pricing Emissions Trading (with CO 2 price reflecting social cost of carbon, i.e. > 60 EUR/t) Agora Energiewende (2016) Matthias Buck, Christian Redl Berlin, 28 April 2016 22

-2,0-2,3-2,5-2,8-3,0-3,0-0,9 2,1 2,0 1,9 2,0 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,7 Aufgrund der bestehenden Überschüsse wird der Emissionshandels jedoch mittelfristig kein ausreichendes CO 2 -Preissignal liefern Market design based on simple textbook economics Kumulierte Überschüsse innerhalb der ETS 3,0 Energy-only market, System adequacy through peak pricing Emissions Trading (with CO2 price reflecting social cost of carbon, i.e. > 60 EUR/t) Mrd. Tonnen CO 2 2,0 1,0 0,0-1,0-2,0-3,0-4,0 Überschuss Oberer Schwellenwert MSR Unterer Schwellenwert Agora Energiewende (2016) Agora Energiewende (2016) Matthias Buck, Christian Redl Berlin, 28 April 2016 23

Ein möglicher Lösungsvorschlag ist die Kombination aus einem stabilen CO 2 -Mindestpreis sowie der gezielten Stilllegung besonders emissionsintensiver Kraftwerke Beispiel: Power Market Pentagon 2 1 Agora Energiewende (2016) 24

Agora Energiewende Rosenstraße 2 10178 Berlin T +49 (0)30 284 49 01-00 F +49 (0)30 284 49 01-29 @ info@agora-energiewende.de Abonnieren sie unseren Newsletter unter www.agora-energiewende.de www.twitter.com/agoraew Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Haben Sie noch Fragen oder Kommentare? Kontaktieren Sie mich gerne: philipp.litz@agora-energiewende.de Agora Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation.