Gesellschaft für kostenorientierte Produktentwicklung Kostengünstiges Konstruieren Kostenmanagement in der Konstruktion als Schlüssel zu niedrigen Produktionskosten Ingenieurwissenschaftliches Kolloquium, Firma Thomas Magnete, Herdorf, 19. Oktober 2006 Seite Dr. 0Jan O. Fischer Gesellschaft für kostenorientierte Produktentwicklung Tel.: 0221-940 25 31 email: j.fischer@gkp-online.de
Kunden der GKP: Abgeschlossene Projekte und eingeführte Kosteninformationssysteme MTU Friedrichshafen GmbH Technologieführer Dieselmotoren und Antriebssysteme, Friedrichshafen Hegenscheidt MFD GmbH & Co. KG Maschinen zur Radsatz- und Kurbelwellenbearbeitung, Erkelenz MAN B&W Diesel AG Weltmarktführer großer Dieselmotoren, Augsburg MAN Roland Druckmaschinen AG Weltmarktführer Rollen-Offsetmaschinen, Augsburg & Offenbach KARDEX Bellheimer Metallwerk GmbH Lager- und Bereitstellungssysteme, Bellheim SCHUMAG AG Maschinen zur Metallumformung, Aachen SPICER Gelenkwellenbau GmbH Kreuzgelenkwellen für Fahrzeugund Industrieanwendungen, Essen GEA Lyophil GmbH Gefriertrocknungsanlagen, Hürth Schmolz und Bickenbach Stahlindustrie, ca. 1 Mrd. Euro Umsatz (2000), Düsseldorf Seite 1
Inhalt 1 Einführung zum kostenbewussten Konstruieren 2 Kosteninformationen für Konstrukteure 3 Entwicklungsbegleitende Kalkulation Seite 2
Kostenmanagement in der Konstruktion ist besonders effektiv Kostenentstehung und Kostenbeeinflussbarkeit im Produktentstehungsprozess Konstruktionsphase Möglichkeit der Kostenbeeinflussung Kostenentstehung kumuliert GKP 2004 Z e i t f o r t s c h r i t t i m P r o d u k t e n t s t e h u n g s p r o z e s s In der Konstruktionsphase, zu Beginn des Produktentstehungsprozesses, ist die Möglichkeit der Kostenbeeinflussung besonders hoch. Zudem verursachen Modifikationen in dieser Phase nur geringe Kosten. Hohe Effizienz eines Kostenmanagements, das in der Konstruktion ansetzt. Seite 3
Maßnahmen der kostenorientierten Produktentwicklung Planung Konzept Entwurf Ausarbeitung T a r g e t C o s t i n g Kosteninformationen für Konstrukteure entwicklungsbegleitende Kalkulation Mit Target Costing werden neue Produkte konsequent nach den vom Markt geforderten Produktmerkmalen und den erlaubten Kosten entwickelt. Der gesamte Target Costing-Prozess richtet sich dabei an dem Managementzyklus Planen - Kontrollieren - Steuern aus. Kosteninformationen für Konstrukteure unterstützen den Konstrukteur bei der Auswahl der kostengünstigsten Konstruktionsalternative und vermeiden eine Festlegung der Produktmerkmale ohne eine Abschätzung ihrer Kostenwirkung. Entwicklungsbegleitende Kalkulation ermöglicht durch frühzeitige Kostenprognosen eine Kontrolle der Zielkostenerreichung schon während der Entwicklung. Seite 4
Target Costing: Ableiten von Zielkosten für Produkt und Produktkomponenten aus den Marktbedingungen konventionell ermittelter Preis Gewinn? Overhead HK Marktpreis Gewinn Overhead Nach bisherigen Erfahrungen kalkulierte HK zulässige Herstellkosten = gesamte Zielkosten bottom up Top down Seite 5
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Kostenmanagement in der Konstruktion erfordert spezielle Kosteninformationen Kostenmanagement in der Konstruktion führt zu bestimmten Fragen: Erforderlich sind daher Kosteninformationen, die? Was ist die kostengünstigste Konstruktionsalternative?? Wie können Kosten ohne negativen Einfluss auf die technische Wertigkeit gesenkt werden?? Welche Auswirkungen haben konstruktive Änderungen auf die Kosten?! Aufschluss über die Kosten unterschiedlicher Konstruktionsalternativen geben.! sich auf die beeinflussbaren Parameter beziehen und den Fragestellungen in der Konstruktion entsprechen.! einen schnellen Zugriff auf die gewünschten Daten bieten.! keine zusätzliche Belastung für den Konstrukteur sind, sondern ihn bei seiner Arbeit unterstützen. Seite 7
Relativkosten-Informationen ermöglichen kostenbewusstes Konstruieren Lesebeispiel: Das Zylinderrollenlager in der Ausführung N kostet ca. das 3,8- fache eines Rillenkugellagers gleicher Größe, in der Ausführung NU hingegen nur das 2,8-fache. Relativkosten sind Bewertungszahlen, mit denen das Kostenverhältnis alternativer Konstruktionslösungen dargestellt wird. Auswahlmöglichkeit der kostengünstigsten Konstruktionsalternative Seite 8
Anwendungsbeispiel Welle: Realisierte Kostensenkung durch Relativkosten Ausführungsform Passfedernut N1 anstatt Form N2 38,0% Kostenersparnis beim Fräsen Relativkosten von Passfedernuten N1 N2 Einsatz von St50-2 anstatt St52-3 9,2% Materialkostenersparnis Relativkosten von Materialien Oberflächengüte R Z 10 anstatt R Z 6,3 28,8% Kostenersparnis beim Drehen Relativkosten beim Drehen 6 Relativkosten N1 N2 L Ist L grenz Nutlänge L 1.0050 (St 50-2) 1.0570 (St 52-3) 0 Relativkosten 1,0 Relativkosten 5 4 3 2 1 6,3 10 16 25 40 63 100 Oberflächengüte R Z Seite 9
Überbetrieblich nutzbare Relativkosteninformationen Relativkosten-Informationssystem Produktkosten senken durch Kosteninformationen für Konstrukteure Entstanden aus verschiedenen Hochschul- und Verbundprojekten von 1999 bis 2005 Überbetriebliche Nutzbarkeit Offene Gestaltung, d.h. durch unternehmensspezifische Relativkosteninformationen erweiterbar Belegte Praxistauglichkeit Seite 10
Relativkosten (Produktionsmenge) 8 7 6 5 4 3 2 1 Kleben Schweißen 0 0 500 1.000 1.500 Stückzahl Seite 11
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Um dem aktuellen Anwendungsfall zu entsprechen, lassen sich viele RCT vom Benutzer interaktiv aufbauen 1. Auswahl von Vergleichsart und Objektgruppe 2. Auswahl der aufzunehmenden Alternativen 3. Auswahl des Kriteriums für den Kostenvergleich Seite 13
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Seite 17 konventionelle Vorkalkulation entwicklungsbegleitende Kalkulation Kurze Regelkreise durch entwicklungsbegleitende Kalkulation Marktforschung nein Anforderungen Konzept Entwurf Ausarbeitung Zielkosten erreicht? ja Produktion langer Regelkreis Entwicklungsbegleitende Kalkulation: Kontrolle der Zielkostenerreichung schon während der Entwicklung kurze Regelkreise nein nein nein Marktforschung Anforderungen mit Zielkosten Konzept Zielkosten erreicht? ja Entwurf Zielkosten erreicht? ja Ausarbeitung Zielkosten erreicht? ja Produktion Quelle: In modifizierter Form übernommen von Ehrlenspiel, H.; Kiewert, A.; Lindemann, U.: Kostengünstig Entwickeln und Konstruieren, S. 47
Methoden und Softwaretools zur entwicklungsbegleitenden Kalkulation Ähnlichkeitskalkulation Kostenwachstumsgesetze Kostenfunktionen Schritt 1: Suche ähnlicher, vorhandener Objekte anhand technischer Merkmale Schritt 2: Schließen von den Kosten ähnlicher Objekte auf aktuellen Anwendungsfall Bsp. Kosten & Baugröße: FKr Herstellkosten FKe MK Baugröße Parametrisieren der Kosteneinflussfaktoren mit statistisch und / oder analytisch ermittelten Zusammenhängen Seite 18
Inhalt 1 Einführung zum kostenbewussten Konstruieren 2 Kosteninformationen für Konstrukteure 3 Entwicklungsbegleitende Kalkulation 3.1 Ähnlichkeitskalkulation 3.2 Kostenwachstumsgesetze 3.3 Kostenfunktionen Seite 19
Ähnlichkeitskalkulation: Grundprinzip der entwicklungsbegleitenden Kalkulation Aktueller Anwendungsfall: Skizze / Konzept / Entwurf vorhanden: technische Merkmale gesucht: Kosten 1. Arbeitsschritt ähnliche, bereits gefertigte Objekte anhand technischer Merkmale suchen Ausgangssituation Zwischenergebnis Ähnliche Objekte vorhanden: technische Merkmale, Kosten 2. Arbeitsschritt von Kosten ähnlicher Objekte auf Kosten des aktuellen Anwendungsfalls schließen Ergebnis Kostenprognose für den aktuellen Anwendungsfall Seite 20
Problematik: Viele PPS- bzw. ERP-Systeme ermöglichen keine strukturierte Anzeige der Kosten eines Produkts Um die komplette Kostenstruktur eines Produkts oder einer Baugruppe abzubilden, sind meist verschiedene Systemabfragen durchzuführen. Die anschließende Kostenaggregation von Rohteilen und Arbeitsgängen über bearbeitete Teile hin zu Baugruppen und Produkten erfolgt in der Regel manuell, z.b. mit Excel. Je nach Komplexität des betrachteten Objekts kann der Arbeitsaufwand hierbei zwischen einigen Stunden und mehreren Arbeitstagen liegen. Systemauszüge zu Kostenwerten manuelle Aufbereitung Kostenauswertung (z.b. Excel) Seite 21
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Fallbasiertes Kostenschließen mit Kostenwachstumsgesetzen Kostenwachstumsgesetze: Beziehung der Kosten von einander ähnlichen Produkten (primär Geometrie-, fallweise auch Stoffoder Fertigungsähnlichkeit). Kosten in Abhängigkeit von der Baugröße Fkr ~ φ 0,5 Fertigungskosten aus Rüstzeiten Herstellkosten Fke ~ φ 2 Fertigungskosten aus Einzelzeiten Schließen von den Kosten eines vorhandenen Objekts auf den aktuellen Anwendungsfall. MK ~ φ 3 Materialkosten Baugröße Stufensprung φ: Längenverhältnis von Folge- zu Grundentwurf Seite 24
Dialogmaske zur Anwendung der Kostenwachstumsgesetze für Fertigungsverfahren 1. Auswahl Fertigungsverfahren 1 2 2. Fertigungskosten Grundentwurf und Stufensprung 3 3. Kostenprognose Folgeentwurf Seite 25
Inhalt 1 Einführung zum kostenbewussten Konstruieren 2 Kosteninformationen für Konstrukteure 3 Entwicklungsbegleitende Kalkulation 3.1 Ähnlichkeitskalkulation 3.2 Kostenwachstumsgesetze 3.3 Kostenfunktionen Seite 26
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Regressionsobjekt Tablar Tablar: Zugeschnittenes, gekantetes Blech mit angeschraubten bzw. angenieteten Gleitkufen, Eckauflagen etc. Seite 28
Erstellung der Kostenfunktion für Tablare 1. Objekt bestimmen Tablare Herstellkosten 2. Kostendaten erfassen Nachkalkulationen aufnehmen & aktualisieren MK FK 3. Mögliche Einflussgrößen ermitteln Analyse Nachkalkulationen, Expertenbefragung Blechgröße Werkstoff Anzahl Kanten 4. Einflussgrößenwerte erfassen Zeichnungen, Stücklisten, Arbeitspläne etc. 5. Signifikante Einflussgrößen und deren Einfluss ermitteln Regressionsanalyse für jede Einflussgröße 6. Kostenfunktion erstellen Regressionsfunktionen zusammenfassen Seite 29
Parametrische Kostenschätzung: Dialogmaske zur Anwendung der Kostenfunktion Seite 30
Kostengünstiges Konstruieren: Fazit Das Spannungsfeld zwischen Kostendruck und Erfüllung technischer Anforderungen kann mit Aktivitäten des Kostenmanagements und zielgerichteten Kosteninformationen überwunden werden:? Zeitlicher Versatz von Kostenbeeinflussung und -beurteilung? Kostenprognose in frühen Phasen der Entwicklung? Vermeidung nachträglicher Änderungen Kostenwissen erwerben, entwickeln, verteilen, nutzen und bewahren mit:! Ähnlichkeitsvergleichen! Kostenwachstumsgesetzen! Regressionsrechnungen! Kostenfunktionen? Kostenwirkung konstruktiver Änderungen! Relativkosten-Informationen einsetzen Seite 31