Das europäische INTERREG III B NWE-Projekt WARELA Water Retention by Land-Use



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Transkript:

Das europäische INTERREG III B NWE-Projekt WARELA Water Retention by Land-Use Zur Hochwasservorsorge müssen sämtliche raumbewirtschaftenden und beplanenden Disziplinen zusammenwirken: Wald- und Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Weinbau, Siedlungswasserwirtschaft und Verkehrsplanung sowie Raum- und Landesplanung. Hierfür wird im Rahmen des INTER- REG III B NWE-Projektes WaReLa die Effektivität von wasserrückhaltenden und abflussverzögernden Maßnahmen bei der Bewirtschaftung von Waldflächen, landwirtschaftlichen Nutzflächen, Gewässern und Auen sowie im Siedlungs- und Verkehrsbereich in kleinen Raumeinheiten gemessen. Die Ergebnisse werden auf große Raumeinheiten übertragen und einer Ökoeffizienzbewertung unterzogen. Maßnahmen- und Szenariensimulationen sowie die Entwicklung hydrologischer Informationssysteme geben planerische Entscheidungshilfen. Ziel ist die Ausarbeitung von raumplanerischen Steuerungselementen für ein transnationales Flussgebietsmanagement und die Entwicklung eines international anwendbaren raumplanerischen Instrumentariums ökoeffizientes Decision Support System für Hochwasser- und Rückhaltepotenziale in der Raumplanung zur Verringerung von Hochwasserschäden durch vorsorgende Landnutzung. Von Markus Casper und Gebhard Schüler Hintergrund Zur Ergänzung des konventionellen Hochwasserschutzes unmittelbar an den Fließgewässern stehen im Projekt WaReLa Handlungsstrategien zum Wasserrückhalt und zur Abflussverzögerung in der Einzugsgebietsfläche im Mittelpunkt. Die Bedeutung der Flächennutzung für das Abflussgeschehen ist durchaus im Bewusstsein verankert. 1995 haben die für Rhein, Mosel, Saar und Maas zuständigen EU- Umweltminister in der Erklärung von Arles hervorgehoben, dass nicht nur Maßnahmen des Wasserbaus, sondern auch solche auf dem Gebiet der Raumordnung und Bodennutzung für den Hochwasserschutz erforderlich sind. Dies sind Maßnahmen der Forstwirtschaft, der Landwirtschaft und Maßnahmen im Siedlungs- und Verkehrsbereich. Darüber hinaus sollen, wo immer möglich, ehemals vorhandene Überschwemmungsgebiete wieder als Retentionspotenziale aktiviert werden. Bereits im Rahmen der INTER- REG II Rhein-Maas-Aktivitäten (IR- MA) bis 2002 wurden die Sensibilität von Niederschlagsflächen und Bachauen im Hinblick auf die Hochwasserentstehung bzw. den Wasserrückhalt definiert, ein Informationssystem über das Abflussverhalten von Niederschlägen und des daraus resultierenden Bodenabtrages entwickelt und vorsorgende Bewirtschaftungsmaßnahmen in den Einzugsgebieten zum Wasserrückhalt in den landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlich genutzten Flächen herausgestellt (Feldwisch 2000a und b; Gockel 2000; Kohl 2001; Schüler 2001). Wasserrückhalt in der Fläche Es ist unbestritten, dass Maßnahmen zum Wasserrückhalt in Einzugsgebieten positive Wirkungen im unmittelbaren örtlichen Zusammenhang haben. Aber es gibt bislang kaum Effizienzbeurteilungen für kleine Einzugsgebiete und keine Übertragungsfunktionen von örtlichen Wirkungen auf die großräumliche Effektivität und damit ihre ökonomischökologische Effizienz. Daher befasst sich das INTERREG III B NWE-Projekt Development of transnational instruments for spatial planning to decrease flood disasters by precautionary land-use in mesoscale catchment areas WaReLa (Water Retention by Land-use) mit wasserrückhaltenden und abflussverzögernden Maßnahmen bei der Bewirtschaftung von Waldflächen, landwirtschaftlichen Nutzflächen, Gewässern und Auen sowie im Siedlungs- und Verkehrsbereich. An diesem Projekt sind 11 Partner aus Deutschland, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz beteiligt (Abb. 1). Die Projektleitung liegt bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland- Pfalz (FAWF). Die Projektlaufzeit ist 10/2002 bis 12/2006. Für die Bewertung von hochwasserrelevanten Flächen aufgrund von Geofaktoren wurden die in den letzten Jahren entwickelten Bestimmungsschlüssel zur Identifikation von hochwasserrelevanten Flächen FORUM GEOÖKOL. 17 (1), 2006 27

Abb. 1: Projektgebiet, Testgebiete (test site) und Projektbeteiligte im Überblick. in ein praxistaugliches Bewertungsverfahren umgesetzt (Scherrer et al. 2002, Scherrer AG 2004). Zielsetzung hiervon ist es, ein GIS-basiertes Tool zu entwickeln, um aus bodenkundlichen Kartierungen bzw. aus den Ergebnissen der forstlichen Standortkartierung digitale Abflussprozesskarten zu erzeugen. Mit diesem Tool werden aktuell in den einzelnen WaReLa-Testgebieten (Abb. 1, Abb. 2) Abflussprozesse bewertet. Die Flächeninventur wird ergänzt mit einer Aufnahme von natürlichen und künstlichen Abflusslinien im Hinblick auf das Hochwassergeschehen (Abb. 3). Auf der Basis der digitalen Inventurdaten wurden geeignete Flächennutzungsmaßnahmen zum Wasserrückhalt in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft sowie Siedlungs- und Verkehrswesen exemplarisch geplant (Kohl 2001; Lilienthal 2001; Schüler 2003; Sieker 2001). Dazu gehört auch die Konzeption von dezentralen naturnahen Wasserrückhalteräumen in Auenbereichen (Feldwisch 2000b; Röttcher 2001). In verschiedenen Testgebieten wurden diese Maßnahmen umgesetzt (Abb. 4) und in Kernflächen deren Effektivität soweit bereits möglich gemessen. Auf der Basis der Inventur und der Messergebnisse werden Niederschlags-Abfluss-Modelle und physikalisch basierte hydrologische Modelle im Hinblick auf die Wirkung der Maßnahmen und Raumfaktoren angepasst (Maurer & Zehe 2000; Reichert 2001; Sartor 1997, 2002; Schmocker- Fackel 2004). Damit können verschiedene Szenarien im Hinblick auf die Wirkung der Maßnahmen und Raumfaktoren unter bestimmten meteorologischen Voraussetzungen berechnet werden: ein Worst-Case -Szenario ohne Rückhaltemaßnahmen, ein Szenario des Ist-Zustandes und ein Best-Case -Szenario. Das Ziel ist eine Wirkungsabschätzung der Maßnahmen auf den Wasserabfluss. Die für den mikroskaligen Bereich gewonnenen Ergebnisse dienen der Entwicklung und Implementierung eines hydrologischen Informationssystemes zur Identifikation Abb. 2: WaReLa-Testgebiet Frankelbach (Einzugsgebiet der Nahe) mit einer gemischten Nutzungsstruktur (traditionell Landwirtschaft in Hoch- und Tallagen, Waldnutzung in den Steillagen). (Quelle: http://www.warela.de) 28 FORUM GEOÖKOL. 17 (1), 2006

Abb. 3: Ergebnisse der Wegeinventur im Projektgebiet Rodt; Zahlen = Wegenummern. (Quelle: FAWF, Trippstadt) von hochwasserrelevanten Flächen, Strukturen und Nutzungsarten sowie der darin enthaltenen Rückhaltepotenziale für mesoskalige, durch Mittelgebirgsstrukturen geprägte Einzugsgebiete. Mit Methoden der Fernerkundung werden Landnutzungsänderungen analysiert sowie Erfassungsroutinen für Hochwasser- und Rückhaltepotenziale in mesoskaligen grenzübergreifenden Modelleinzugsgebieten erarbeitet. Der Einfluss der Landnutzung und derjenige von dezentralen Wasserrückhaltemaßnahmen auf das Niederschlag-Abflussverhältnis werden über Zeitreihenanalysen quantifiziert. Hierauf aufbauend wird ein Verfahren entwickelt zur Bewertung der Hochwasserrelevanz von Landschaftsstrukturen mit ineinander verschachtelten Teileinzugsgebieten, Gewässern und Auen. Die hydrologische Modellierung und die Übertragungsmodule zur Umsetzung der Bewertungsverfahren in die Fläche werden an bereits längerfristig beobachteten Modellgebieten kalibriert und validiert (Hellebrand et al. 2004). Nach erfolgreicher Validierung der Rückhaltepotenziale werden Szenarien von hochwasservorsorgenden Landnutzungsmaßnahmen in der Fläche in grenzüberschreitenden Einzugsgebieten von Deutschland, Luxemburg und Frankreich mit dem Ziel einer mesoskaligen Wirkungsabschätzung erstellt. Landnutzungsmaßnahmen zur Hochwasservorsorge werden hinsichtlich ihrer ökonomischen und ökologischen Folgen bewertet. Die Ökoeffizienzanalyse beachtet dabei auch Effizienzbestandteile, die nicht vollständig quantifizierbar sind, wie soziale und kulturelle Aspekte. Da insbesondere in transnationalen Abb. 4: Beispielmaßnahme: Schaffung von wegbegleitenden, dezentralen Sickermulden. (Photo: FAWF, Trippstadt) FORUM GEOÖKOL. 17 (1), 2006 29

Zusammenhängen neben dem Rationalitätsprinzip sozio-ökonomische Gesichtspunkte eine große Rolle spielen, werden diese ökonomischen und ökologischen Bewertungsverfahren als Anwendungs-Tools entwickelt. Informationen zur Wirkung von hochwasservorsorgenden Landnutzungsmaßnahmen und ihre Ökoeffizienz werden nach einer Analyse von möglichen Raumplanungsinstrumenten im Hinblick auf die Hochwasserrisikomanagementpläne der EU in transnationale Umsetzungsempfehlungen durch flächenbezogene Maßnahmen eingearbeitet. Im Hinblick darauf werden im WaReLa- Projekt nationale und transnationale Umsetzungsempfehlungen in der Form von Rahmenrichtlinien untersucht und gegebenenfalls in Kooperation mit den nationalen Behörden weiterentwickelt. Neue Instrumente, die mit diesem Projekt erarbeitet und eingeführt werden sollen, wie GIS-basierte Systeme und offene programmgesteuerte Systeme zur Bewertung der ökonomischen Folgen und der Ökoeffizienz von hochwasservorsorgenden Maßnahmen der Flächennutzung, besitzen eine große Bedeutung für ein besseres Informationsmanagement, für die öffentliche Beratung, für die Entscheidungsfindung und für die Akzeptanz von hochwasservorsorgenden Maßnahmen. Durch die Zusammenführung und Synthese der Projektergebnisse aus den regionalen und nationalen (Teil-) Einzugsgebieten sollen transnationale Maßnahmenkombinationen und Szenarien in größeren Flussgebietseinheiten vergleichend bewertet werden. Decision Support System (DSS) DSS - Forst Hochwasservorsorge in der Fläche Abflußtyp 1 Waldbeurteilung Abflußproduzierendes Ödland und landwirtschaftliche Flächen Aufforstung direkte Abflußtypbestimmung Hochwasservorsorge an künstlichen Linien Hochwasservorsorge bei Gewässern evtl. wie Typ 1 Aus der Synthese aller Querschnittsaufgaben ergibt sich das Instrumentarium ökoeffizientes Decision Support System für Hochwasser- und Rückhaltepotenziale in der Raumplanung (Abb. 5). Dieses Instrumentarium kann Grundlage für ein kooperatives transnationales Flusseinzugsgebietsmanagement zur nachhaltigen Hochwasservorsorge sein und entsprechend der EU-Wasserrahmenrichtlinie eine grenzübergreifende qualitative und ökologische Flussge- Waldfunktionenplan mit Wasserrückhalt Forstliche Standortkartierung Forstschlüssel Abflußtypbestimmung Abflußtyp 2 Naturgemäße Forstwirtschaft Waldbeschaffenheit - naturnah - standortsnah - stabil Holzerntemaßnahmen Forsteinrichtung Abb. 5: DSS Forst Ausschnitt aus dem DSS WaReLa. Entscheidung Werkzeug Abflußtyp 3 Waldbeschaffenheit - naturfern - standortsfern - instabil Waldbaumaßnahmen Holzerntemaßnahmen bietsbewirtschaftung fördern. Zur Illustration findet sich in Abb. 5 ein Ausschnitt aus dem DSS Forst. Erkennbar ist die Dreiteilung des Entscheidungsbaums nach Hochwasservorsorge in der Fläche, entlang von Linienstrukturen wie Wegen und an Gewässern (Auenbereiche). Das DSS wird zurzeit innerhalb eines Content Management Systems (CMS- Walderhaltungsmaßnahmen Walderschließungsmaßnahmen Walderschließungsmaßnahmen Forsteinrichtung Legende Auswahl Maßnahmepaket 30 FORUM GEOÖKOL. 17 (1), 2006

WebGenesis) implementiert und steht nach Projektablauf via Internet zur Verfügung. Teile des Systems (z.b. Abflussbewertungsschlüssel) werden als selbständige Werkzeuge entwickelt und müssen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden. Zusammenfassung der WaReLa-Zielsetzungen Quantifizierung des Einflusses von Landnutzung, Landschaftsstrukturen und Geofaktoren auf die Hochwasserentstehung Umsetzung von Landnutzungsmaßnahmen im Bereich der Forst- und Landwirtschaft, in den Gewässern und Auen und in der Siedlungs- und Verkehrswirtschaft und Quantifizierung der daraus resultierenden Wasserrückhaltepotenziale durch Messungen und Niederschlags- Abfluss-Modelle Simulation von möglichen Maßnahme-Szenarien in den Projektgebieten und Beurteilung der ökonomischen, ökologischen und wasserwirtschaftlichen Effizienz und Effektivität im Rahmen einer Ökoeffizienzanalyse Ausarbeitung von raumplanerischen Steuerungselementen für ein transnationales Flussgebietsmanagement Entwicklung eines international anwendbaren raumplanerischen Instrumentariums ökoeffizientes Decision Support System zur Verringerung von Hochwasserschäden durch vorsorgende Landnutzung. Literaturverzeichnis Feldwisch, N. (2000a): Definition: Sensible Niederschlagsflächen und Bachauen, schonende Bewirtschaftung. IRMA- Berichte (Hrsg.: Landesamt für Wasserwirtschaft), 21 S. Feldwisch, N. (2000b): Leitfaden und Leitbilder: Schonende Bewirtschaftung sensibler Niederschlagsflächen und Bachauen in der Landwirtschaft. IRMA- Berichte (Hrsg.: Landesamt für Wasserwirtschaft), 19 S. Gockel, R. (2000): Ökonomische Bewertung von schonenden Bewirtschaftungsformen. IRMA-Berichte (Hrsg.: Landesamt für Wasserwirtschaft), 37 S. und Anhang. Hellebrand, H., Juillet, J., Pfister, L. (2004): Physiographical description of the Alert river basin. Annex to the MESO activity report of June 2004 for the WaReLa project (unveröffentl.), 42 S. und Anhang. Kohl, A. (2001): Schonende Bewirtschaftung sensibler Niederschlagsflächen und Bachauen in der Landwirtschaft, Materialsammlung. IRMA-Berichte (Hrsg.: Landesamt für Wasserwirtschaft), 126 S. und Anhang. Lilienthal, A. (2001): Pilotanlagen zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. In: Hochwasserschutz heute - Nachhaltiges Wassermanagement (Hrsg.: Heiden, S., Erb, R., Sieker, E.). E. Schmidt-Vlg., Bd. 31: 141-149. Maurer, T., Zehe, E. (2000): Catflow a Physically Based and Distributed Hydrological Model for Continuous Simulation of Catchment Water- and Solute Dynamics. User Guide and Programme Documentation of the University of Karlsruhe, 112 S. Reichert, D. (2001): Der Einfluss der Landnutzung auf Verdunstung und Grundwasserbildung Modellierung und Folgerungen für das Einzugsgebiet des Glan. PIK-Report, N 73, 196 S. und Anhang. Röttcher, K. (2001): Hochwasserschutz für kleine Einzugsgebiete im Mittelgebirge am Beispiel der Bauna. Kasseler Wasserbau Mitt. H. 11, 184 S. Sartor, J. (1997): Weiterentwicklung der Langzeit-Seriensimulation des Niederschlag-Abfluß-Prozesses für kanalisierte und natürliche Einzugsgebiete. Wasserwirtschaft, Heft 5. Sartor, J. (2002): Wasserbilanzmodelle in der Wasserwirtschaft - Kontinuierliche Niederschlagabflussmodelle. BWK- Merkblatt 2, Düsseldorf. Scherrer, S., Demuth, N., Meuser, A. (2002): A procedure for the identification of dominant runoff processes by field investigations to delineate the relevant contributing areas for flood modelling. In: Int. Conf. On Flood Estimation (eds.: Spreafico, M., Weingartner, R.). Proceedings CHR Report II-17. Scherrer AG (2004): Bestimmungsschlüssel zur Identifikation von hochwasserrelevanten Flächen. Ber. 00/21 im Auftrag des Landesamtes für Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz (unveröffentl.). Schmocker-Fackel, P. (2004): A Method to Delineate Runoff Processes in a Catchment and its Implications for Runoff Simulations. Diss. ETH Zürich, 187 S. Schüler, G. (2001): Schonende Bewirtschaftung sensibler Niederschlagsflächen und Bachauen in der Waldwirtschaft, Materialsammlung. IRMA-Berichte (Hrsg.: Landesamt für Wasserwirtschaft), 51 S. Schüler, G. (2003): Hochwasservorsorge in Waldgebieten Südwestdeutschlands. Ber. Freiburger Forstliche Forschung Boden- und Wasservorsorge, H. 49, 177-194. Sieker, F. (2001): Evolution in der Siedlungswasserwirtschaft. Das Zeitalter der strikten Regenwasserableitung geht zu Ende. In: Hochwasserschutz heute - Nachhaltiges Wassermanagement (Hrsg.: Heiden, S., Erb, R., Sieker, E.). E. Schmidt-Vlg., Bd. 31: 29-56. JProf. Dr. Markus Casper Physische Geographie Universität Trier, Campus II 54286 Trier Tel.: 0651 201 4518 E-Mail: casper at uni-trier.de Prof. Dr. Gebhard Schüler Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) Rheinland-Pfalz Abt. Waldwachstum 67705 Trippstadt Tel.: 06306 911 113 E-Mail: schueler at rhrk.uni-kl.de Weitere Informationen unter: http://www.warela.de FORUM GEOÖKOL. 17 (1), 2006 31