Gesundheit! Gute Chancen beim Start ins Berufsleben? Auszubildende: gesund + lernbereit + grenzenlos verfügbar Dr. Barbara Chavez Ramirez, Gesundheitsamt Bremen Arbeitnehmerkammer Bremen, 13.Juni 2007 1
Querschnittsaufgabe Gesundheitsbildung Gesundheit von Jugendlichen in erschwerten Lebenslagen
Benachteiligte im Bereich der Beruflichen Bildung 10-15% der Schüler/innen eines Altersjahrganges verlassen bundesweit die Schule ohne Schulabschluss und damit ohne Aussicht auf einen Ausbildungsvertrag Lebenskontexte dieser Jugendlichen sind überwiegend: - Bildungsferne Schichten - Niedriger sozio-ökonomischer Status - Zerrüttete Familien - Migrationshintergrund 3
Zweite Chance! Berufseingangsstufe der Berufsfachschulen (B/BFS) Zweijähriger Ausbildungs-vorbereitender Bildungsgang mit Hauptschulabschluss und gleichzeitiger berufspraktischer Tätigkeit Zielgruppe B/BFS Jugendliche ab dem 10. Schulbesuchsjahr, die voraussichtlich innerhalb der 10-jährigen Schulpflicht keinen Hauptschulabschluss erreichen werden 4
Gesundheitsuntersuchung und Beratung in der Berufseingangsstufe - Hintergrund Hintergrund - Kein gesetzlicher Anspruch auf Jugendarbeitsschutz-Untersuchung (fehlender Ausbildungsplatz, Risikogruppe) Teilnahmeverpflichtung über das Schulverwaltungsgesetz seit 1994 erreicht 5
Gesundheitsuntersuchung und Beratung in der Berufseingangsstufe - Ziele Untersuchung - angelehnt an Jugendarbeitsschutz-Untersuchung - Screening von Entwicklungsstörungen/ Erkrankungen - Einleitung weiterer Diagnostik/ Therapie Beratung - Beratung der Schüler zu gesundheitlichen Fragen - Gesundheitsinformation zu beruflichen Problemen - Beratung der Lehrer 6
Gesundheitsuntersuchung und Beratung in der Berufseingangsstufe - Umfang Gesundheitszustand Anamnese, körperliche Untersuchung gesundheitliche Befindlichkeit Fragebogen Gesundheitliches Risikoverhalten Fragebogen 7
Gesundheitsuntersuchung und Beratung in der Berufseingangsstufe - Schuljahr 2002/03 Teilnahme: 82% (276 v. 337 Jugendlichen) Alter: 16,0 Jahre (Median) Geschlecht: 59% männlich / 41% weiblich Nationalität: 61% deutsch (54% m. / 46% w.) 39% ausländisch (67% m. / 33% w.) 8
Gesundheitszustand Nur jeder 4. Jugendliche konnte als völlig gesund bezeichnet werden! Bei drei von vier Jugendlichen wurden medizinisch relevante Befunde festgestellt (77%). Mehr als die Hälfte der Jugendlichen musste zur weiteren Abklärung oder Behandlung weitergeleitet werden (56%). Einschränkungen für berufliche Tätigkeiten wurden bei jedem 4. Jugendlichen festgestellt (26%). 9
Ausgewählte Befundgruppen und berufliche Einschränkungen (n=276) Befunde mit beruflichen Einschränkungen Befunde ohne berufliche Einschränkungen Sehen Allergien/Haut Orthopädisch Psyche Übergewicht 0 5 10 15 20 25 30 35 % der Schüler 10
Berufliche Einschränkungen bei Allergien und Hauterkrankungen Beispiele für ungeeignete Berufe Handwerkliche Berufe Bäcker, Koch etc. Holzverarbeitung Friseur, Kosmetik Maurer, Tiefbauarbeiter Sanitär-/ Heizungsbereich Fußbodenverleger u.a. Berufe mit Tierkontakt Gärtner, Landwirt Beispiele für geeignete Berufe Büroberufe Handwerk (eingeschränkt) Feinmechaniker, Optiker Elektromechaniker, Uhrmacher Industriearbeiter (emissionsfreie Arbeitsplätze) Auszug aus: Rutt T (2001) Berufswahl bei Jugendlichen mit Asthma und Neurodermitis. 11
Gesundheitliche Selbsteinschätzung Über die Hälfte der Jugendlichen gab Beschwerden an: 80% der weiblichen, 36% der männlichen Jugendlichen 37% Kopfschmerzen 19% Schwindel/ Ohnmachtsanfälle 19% Atemnot/ Husten 18% Schlafstörung/ Unruhe 15% Übelkeit/ Magenschmerzen/ Erbrechen u.a. (mehrere Antworten möglich) 12
Gesundheitliches Risikoverhalten Sportliche Aktivitäten Über die Hälfte der Jugendlichen trieben außerschulisch keinen Sport! 74% der weiblichen Jugendlichen gaben mangelnde sportliche Betätigung an! Abnehmende sportl. Betätigung in der weibl. Pubertät, Körperlicher Aspekt bei negativem Selbstkonzept 13
Gesundheitliches Risikoverhalten Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum 66% Jugendliche rauchten! 41% gaben Alkoholkonsum an! 9% gaben Drogenkonsum an! Rauchen und Alkoholkonsum unterscheiden sich hochsignifikant zwischen den deutschen und ausländischen männlichen Jugendlichen (Rauchen: 80% vs. 54%;) (Alkohol: 64% vs. 22%;) 14
FAZIT Hohe gesundheitliche (psychosomatische und körperliche) Belastungen dieser Jugendlichen Geringe personale und familiale Ressourcen Verstärktes gesundheitliches Risikoverhalten Weibliche deutsche Jugendliche sind besonders belastet 15
Zentrale Fragen? Stärkung des Kohärenzgefühls? Vermittlung von psychosozialen Schlüsselqualifikationen? Unterschiedliche Ressourcen der Geschlechter? Stärkung der persönlichen Ressourcen durch pädagogische, soziale und gesundheitliche Unterstützung 16
Bildungsziel Gesundheit Positive Coping Strategien bei psychischen Belastungen und Stress erlernen und anwenden Akzeptanz und Umgang mit der eigenen Körperlichkeit erwerben Ressourcen des jeweiligen Geschlechts und der unterschiedlichen Kulturen aufzeigen und nutzen Rhythm is it - Workshop/ Berlin 2003 - Sportliche Betätigungen anbieten, die besonders weibliche Jugendliche ansprechen 17
Projekt Bewegte Schule Schulzentrum Delmestrasse, Bremen-Neustadt Zweijähriges Projekt Gesundheitsförderung durch Ernährung, Bewegung und Kultur Veränderter Unterricht im Sinne von Ganzheitlichkeit, Handlungsorientierung und Lernfeldorientierung Inhalte Integration der Themen Gesundheit und Ernährung in alle Fächer Gemeinsames, selbst zubereitetes Frühstück als Fixpunkt zur Orientierung Sport im Sinne von Fitness und Spass an der Bewegung Musik und Rhythmik zur Förderung des Wohlbefindens 18
Querschnittsaufgabe Gesundheitsbildung - Akteure - Bildung Gesundheit Gesundheitsbildung Soziales Kassen 19
Querschnittsaufgabe Gesundheitsbildung - Erwartungen an die Akteure - Bildung Stärkung des praktischen Anteils im Bildungskonzept Gesundheitsfördernde Projektfelder im Curriculum Ressortübergreifende Kooperationsvereinbarungen für Projekte Soziales Sozialarbeit in Schule in Verbindung mit Wohnumfeld Engere Kooperation mit Schulpsychologischem Dienst Aufsuchen der Jugendlichen durch Streetworker 20
Querschnittsaufgabe Gesundheitsbildung - Erwartungen an die Akteure - Gesundheit Befristetes Case-Management bei medizinischen Problemen Niedrigschwellige Gesundheitsberatung für gefährdete und schwer erreichbare Jugendliche Ausbau des sexualpädagogischen Angebotes Krankenkassen Finanzierung bzw. Beteiligung an Gesundheitsprojekten (Setting-Ansatz 20 SGB V, Präventionsgesetz) 21
Bildungsziel Gesundheit Zur gesundheitlichen Lage von Jugendlichen in erschwerten Lebenslagen E. Horstkotte, E. Zimmermann Gesundheitsamt Bremen www.gesundheitsamt.info/print 22