Erasmussemester an der SupAgro in Montpellier während des Wintersemesters 2008/09 Ein Erfahrungsbericht von
Inhaltsverzeichnis Vorwort... 3 Warum Frankreich als Erasmusziel?... 3 Montpellier SupAgro Kennzahlen der Universität und Montpellier als Stadt... 3 Bewerbungsverfahren... 3 Was ist eine SPE und welche sollte ich wählen?... 4 Ablauf des Studiums... 5 Unterbringung... 5 Fazit... 6 Tipps in Kürze... 7 2
Vorwort Gratulation an all diejenigen, die sich diesen Bericht durchlesen werden euch erwartet eine einzigartige Erfahrung mit der Umsetzung des Wunsches, ein Semester im Ausland zu verbringen. Ich hoffe, dass ich Euch mit diesem Bericht ein wenig behilfliche sein kann, was die Wahl eures Landes und der dortigen Universität angeht. Warum Frankreich als Erasmusziel? Für mich stand vor dem Auslandaufenthalt fest, dass ich mich für ein Land entscheiden werde, das mich sprachlich weiter bringt. Da ich persönlich bereits vor meinem Auslandssemester in Frankreich relativ fundierte Französischkenntnisse hatte und es schade fand, dass diese peu à peu nachließen, wollte ich die Chance des Auslandsaufenthaltes dahingehend nutzen, dem vollkommenen Verlust dieser Sprache vorzubeugen. Aus diesem Grund fiel meine Wahl auf Frankreich. Montpellier eigentlich eher aus geographischen Gründen. Im Winter stellte ich mir den französischen Süden recht angenehm und sonnig vor, ich wurde jedoch eines besseren belehrt. Sicherlich bietet sich Montpellier als Studienziel eher während des Sommersemesters an das würde ich Euch allen dringend empfehlen. Auf diesen Punkt werde ich jedoch in meinem Fazit noch einmal etwas genauer eingehen. Montpellier SupAgro Kennzahlen der Universität und Montpellier als Stadt Die École SupAgro liegt unweit des Stadtzentrums in Montpellier und ist eine sehr kleine Universität mit familiärerer Atmosphäre. Mit knapp 1300 Studenten ist der Campus gut überschaubar, man lernt schnell viele neue Leute kennen und die individuelle Betreuung der Studenten ist gewährleistet. Montpellier als Studienziel ist sehr zu empfehlen. Die Stadt hat kulturell sehr viel zu bieten und mit der unmittelbaren Nähe zur Camargue, den Cevennen, dem Meer und der Provence kann man viel unternehmen und erleben. Bewerbungsverfahren Das Bewerbungsverfahren lief sehr reibungslos ab. Die Unterlagen kann man auf der Homepage der französischen Hochschule unter http://www.supagro.fr/web/pages/?idl=19&page=610 selbst herunterladen, ausfüllen und bei Frau Renz im Akademischen Auslandsamt abgeben. Alles Weitere wird seitens der französischen und deutschen Koordinatoren erledigt. Frau Renz hilft sehr professionell und fürsorglich bei allen Fragen und Problemen weiter. Gleich nach der Zusage der Partnerhochschule sollte man sich um eine Unterkunft kümmern, da der Andrang auf die Zimmer und Studios sehr groß ist. 3
Was ist eine SPE und welche sollte ich wählen? Als SPE wird im weitläufigen Sinne die jeweilige Vertiefung des Masterstudiums ( troisième année ) bezeichnet. Das französische Lern bzw. Unisystem unterscheidet sich stark vom deutschen. Zum leichteren Verständnis möchte ich es kurz erläutern, um die Fächerwahl zu erleichtern. Dem französischen Abitur ( bac ) schließt sich eine zweijährigen Vorbereitungszeit für das Studium an. Diese Vorbereitungszeit wird von den Studenten je nach persönlicher Neigung gewählt. So befinden sich während dieser Vorbereitungszeit alle naturwissenschaftlich interessierten Studenten in einer gemeinsamen Klasse. Sowohl angehende Tiermedizinstudenten als auch angehende Agrarstudenten besuchen dieselbe Vorbereitungsklasse. Nach diesen beiden gemeinsamen Jahren müssen sich die Studenten für ihr Studium entscheiden. Diejenigen, die das Studium der Agrarwissenschaften in Montpellier an der SupAgro aufnehmen, besuchen weitere zwei Jahre ein Allgemeinstudium. Der Abschluss nach diesen 4 Jahren Allgemeinstudium wird als zésur bezeichnet und ist weitestgehend mit dem Abschluss des B.Sc. vergleichbar. Anschließend haben die Studenten entweder die Möglichkeit das darauffolgende Jahr der alternance 1 zu nutzen, um Erfahrungen in der parktischen Landwirtschaft im Ausland zu sammeln und Sprachkenntnisse zu vertiefen oder gleich mit dem dritten Jahr zu beginnen. Das dritte Jahr ist vergleichbar mit unserem Master. Hier sei jedoch erwähnt, dass sich das Masterstudium in Frankreich lediglich auf ein Jahr beläuft. Im ersten Semester (Wintersemester) wird die Theorie an der Hochschule gelehrt, das zweiten Semester (Sommersemester) verbringen die Studenten in einem Unternehmen oder einer Organisation, um ihre Masterarbeit ( memoires ) zu schreiben. An der SupAgro in Montpellier stehen im Bereich des Agraringenieurstudiums 12 Vertiefungsrichtungen zur Verfügung und sind frei wählbar. Die Unterrichtssprache ist grundsätzlich Französisch. An dieser Stelle möchte ich Euch alle darauf aufmerksam machen, dass es unerlässlich ist, gute sprachliche Grundkenntnisse mit an die Hochschule zu bringen. Es wird vorausgesetzt, dass die wichtigsten Konversationen bereits zu Beginn des Semesters möglich sind, man als Gaststudent dem Unterricht folgen und gestellte Aufgaben und Fragen bearbeiten bzw. beantworten kann. Es wird im französischen System sehr viel in Gruppen gearbeitet und auf das Halten von Präsentationen wird viel Wert gelegt. Tut euch selbst den Gefallen und sorgt im Voraus dafür, dass euer Sprachniveau nicht allzu schlecht ist. Die Feinheiten kommen während eures Aufenthaltes von alleine. Solltet ihr euch dazu entscheiden den Erasmusaufenthalt während des Wintersemesters zu absolvieren, ist es sinnvoll gleich eine Vertiefungsrichtung des dritten Jahres zu wählen. Die Gruppenstrukturen innerhalb dieser Vertiefungsrichtungen sind meiner Erfahrung nach sehr überschaubar und viele Studenten kommen gerade selbst aus dem Auslandspraktikum zurück. Die dort gesammelten Erfahrungen machen sie offen für Gaststudenten. Weiter ist es einfacher sich als Gaststudent in eine kleine Gruppen einzugliedern und Freunde zu finden, als in einen unüberschaubaren Hörsaal seinen neuen Freundeskreis zu finden. An dieser Stelle möchte ich Euch jedoch gleich auf die Möglichkeit des Doppeldiploms hinweisen. Ich würde euch allen empfehlen, ein komplettes Jahr in Montpellier zu verbringen, solltet ihr das 1 Vergleichbar mit einer Auszeit von der Uni, die im Rahmen von Praktika im Ausland (häufig in Entwicklungsländern) genutzt werden kann und seitens der SupAgro teilfinanziert wird. 4
Wintersemester als Auslandssemester wählen. Nachdem die gesamte Mastertheorie bereits im während des Wintersemesters an der Hochschule gelehrt wurde und auch die Sprachkenntnisse während des Aufenthaltes beinahe perfektioniert wurden, solltet ihr die Chance nutzen und die Zeit der Thesis ( memoires ) im Sommersemester mit belegen. Nach dem Absolvieren des gesamten Jahres in Frankreich hat man sowohl den französischen Agraringenieurmaster als auch nach der Rückkehr und dem erfolgreichen Abschließen des Masters an der Universität Hohenheim den Master der Agrarwissenschaften. Die Möglichkeit des Doppeldiploms sollte man sich nicht entgehen lassen. Wenn man sich dazu entscheidet ausschließlich das Sommersemester in Montpellier zu verbringen, ist nur die Teilnahme an den Vorlesungen des zweiten Jahres möglich. Dazu kann ich leider nicht sehr viel sagen, da ich dem Theorieteil der Vertiefungsrichtung des dritten Jahres gefolgt bin. Ablauf des Studiums Das Lehrsystem der Franzosen unterscheidet sich vollkommen von dem der Deutschen. Anwesenheitspflicht ist nicht nur in Seminaren oder Übungen geboten. Die Franzosen legen sehr großen Wert darauf, dass alle Studenten immer in allen Vorlesungen anwesend sind. Meist beginnt der Unterricht zwischen 8 Uhr und 9 Uhr, endet um 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr oder 18 Uhr schließt sich der Nachmittagsunterricht an. Es ist zu empfehlen, sich mit den französischen Kommilitonen zum Mittagessen zu treffen, um soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Donnerstagnachmittags findet in der Regel kein Unterricht statt. Den Studenten wird an ihrem freien Nachmittag die Möglichkeit gegeben, sich sportlichen Aktivitäten zuzuwenden. An der SupAgro kann man zahlreiche sportliche Angebote wahrnehmen. Angefangen vom Reitunterricht in einem Stall unweit von Montpellier bis hin zum Klettern oder Rugby. Auch im Rahmen der sportlichen Aktivitäten hat man die Möglichkeit nette Leute und Gleichgesinnte zu treffen. Ein Angebot, das man unbedingt wahrnehmen sollte. Der Französischkurs der Erasmusstudenten findet ebenfalls am Donnerstagnachmittag statt. Allerdings meist nach der Mittagspause, so dass der freien Gestaltung des freien Nachmittags nichts im Wege steht. Unterbringung Sobald die Zusage des französischen Auslandsamtes eingegangen ist, geht es auf Zimmersuche. Dazu möchte ich Euch nur wenige, aber in meinen Augen wertvolle Tipps geben. Man kann sich sowohl auf Zimmer ( chambres ) als auch auf ein Studio ( studio ) in Les hameaux oder Le soleil bewerben. Ich rate Euch dringend zu einer Bewerbung aufs Studio. Wenn es irgendwie möglich ist, würde ich Euch ein Studio in Les Hameaux empfehlen. Es handelt sich um eine Studentenwohnanlage, die im Jahr 2008 neu gebaut wurde und schön angelegt ist. Die Zimmer befinden sich in einem großen Wohnheimkomplex auf der gegenüber liegenende Straßenseite und sind sehr alt, heruntergekommen, teilweise stark verschimmelt und Kakerlaken tummeln sich überall. Gegen diese wird zwar in regelmäßigen Abständen vorgegangen, ein zufriedenstellendes Ergebnis bleibt jedoch aus. Preislich unterscheiden sich die Studios von den Zimmern ca. mit 60 im Monat. Ein Mehrbetrag, der sicherlich gut investiert ist. 5
Stellt euch darauf ein, dass weder in den Studios noch in den Zimmern Internetanschluss vorhanden ist. Mit einem von der Universitätsverwaltung zugeteilten Internetpasswort ist der Zugang zum WLan lediglich im Computerraum des Wohnheims, an der Universität mit dem eigenen Laptop oder in den Computersälen der Universität vorhanden. Es besteht jedoch meist die Möglichkeit sich einen Internetanschluss mit einem Nachbarn im Wohnheim zu teilen. Einfach mal nachfragen, meist funktioniert es und stellt eine massive Erleichterung dar. Fazit Montpellier ist eine wunderschöne Stadt, in der es sich sehr gut für längere Zeit leben lässt. Allerdings sollte das Studium nicht unterschätzt werden. Ganztägig Uni ist auf Dauer sehr anstrengend, es wird viel in Gruppen gearbeitet und viel Zeit nebenher bleibt nicht. Auch an Wochenenden verbringt man viel Zeit am Schreibtisch, beschäftigt sich mit der Vorbereitung der anstehenden Präsentationen oder schreibt an einer der diversen Seminararbeiten. Es ist nicht zu empfehlen, sich Dinge aus Hohenheim, wie das Schreiben seiner Masterarbeit oder sonstiges mit nach Montpellier zu nehmen, da man selbst mit viel Tatendrang und Fleiß nicht zum Erledigen der anderen Dinge kommt. Während des Winterssemesters kann es im Süden Frankreichs sehr kalt und windig sein. Stellt Euch darauf ein, dass es ab der zweiten Oktoberhälfte bis Ende Februar auch im schönen Süden viele Regentage geben kann. Selbst Schnee ist möglich. Darüber hinaus verfällt der Süden Frankreichs in eine Art Winterschlaf. Die im Sommer so belebten Orte wie Aigues Mortes oder Les St. Maries de la Mères sind kaum besucht und die Mehrzahl der touristisch interessanten Spektakel (z.b. Stierkampf, Stadtfeste, Fischmarkt in Sète, etc.) finden ausschließlich während der Sommermonate statt. Man sollte es sich demnach sehr gut überlegen, ob man nur ein Wintersemester in Montpellier verbringt oder den Sommer im Anschluss noch miterlebt. Darüber hinaus böte sich dies auch an, wenn man die Chance des Doppeldiploms nutzen möchte. Mit dieser Entscheidung sind natürlich nur diejenigen konfrontiert, die im Winter ins Ausland wollen. Bei all denjenigen, die mit dem Gedanken spielen das Sommersemester in Frankreich zu verbringen, steht dieses Problem nicht im Raum. Ich würde jedem empfehlen nach Montpellier zu gehen und habe die Entscheidung nicht bereut. Es war eine sehr sinnvolle Zeit. Sowohl sprachlich als auch persönlich hat mir mein Frankreichaufenthalt viel gebracht. 6
Tipps in Kürze Es ist zu empfehlen, sich während des Erasmussemesters an der Uni Hohenheim beurlauben zu lassen Das Auslandssemester wird somit nicht auf die Fachsemester angerechnet und darüber hinaus spart man 500 Ryanair fliegt von Frankfurt Hahn für ca. 15 nach Montpellier früh genug buchen, sonst wird s teurer Da man im Flugzeug (Ryanair) nur 15kg Gepäck mitnehmen kann und das definitiv nicht ausreicht, kann man auf Hermes Versand zurückgreifen sehr günstiger und zuverlässiger Versand Der TGV fährt von Strasbourg, Mulhouse oder Colmar günstig nach Montpellier. Einmal muss man umsteigen (Lyon) Es existiert die Carte 12 25. Vergleichbar mit unserer Bahncard. Gilt ein Jahr in allen französischen Netzen. Häufig kann man bis zu 60% des Fahrpreises einsparen. Erhältlich an allen SNCF Verkaufsstellen In Montpellier gibt es den pass culture. Sowohl Kino, Oper, Theater bzw. Konzertbesuche werden reduziert > einmalige Investition von 9, die sich lohnt. Einfach mal Kommilitonen fragen, die zeigen euch sicherlich die Verkaufsstellen. Denkt unbedingt an folgende Einrichtungsgegenstände, wenn ihr nach Montpellier geht und ins Wohnheim zieht (Studio oder Zimmer): Besteck, Geschirr (zumindest Grundausstattung für 1 Person), Bettwäsche und Bettbezüge, Schreibtisch und Nachttischlampe, Handtücher, Mülleimer es ist nichts im Zimmer außer der Möbel. Vielleicht ist auch ne Startklopapierrolle zu empfehlen. So, nun wünsche ich Euch eine gute Entscheidungsfindung und solltet ihr nach Montpellier gehen, ganz viel Spass. Vive les Erasmus!!! Es wird euch gefallen und bei Rückfragen stehe ich gerne zu eurer Verfügung! 7