Nachhaltige Entwicklung I 6. und 7. Vorlesung: Unternehmen und Produkte Friedrich Hinterberger 20. und 27. November 2014 Fragestellungen zur 6./7. Vorlesungseinheit Welche Rolle spielen Produkte und Unternehmen für die Nachhaltigkeit? Wie bewertet man die Nachhaltigkeit von Produkten? Welche Kategorien der Ressourcennutzung sollten betrachtet werden (Beispiele für Indikatoren)? Wie kann die Nachhaltigkeitsqualität von Produkten kommuniziert werden? Welche Methodenstandards gibt es für die Bewertung von Produkten? 1
Zur Einstimmung http://www.storyofstuff.com/ Bedeutung von Produkten und Unternehmen 2
GLOBALE UMWELTPROBLEME Herstellung und Gebrauch von Produkten => extensive Ressourcenverbrauch => globale Umweltprobleme wie Klimawandel, Verwüstung, etc. Aktuelle Entwicklungen in der EU Aktionsplan für nachhaltige Produktion, nachhaltigen Konsum und nachhaltige Industriepolitik der EU (Juli 2008 publiziert) verpflichtende Minimum-Anforderungen für Produkte freiwillige Benchmarks, welche die besten Produkte identifizieren sollen Verordnung zur Öko-Kennzeichnung (angekündigt von EU-Kommissar Verheugen): Benchmarking- und Beurteilungsmethoden: verständlich, einfach und robust Kriterien des Produkt- Kennzeichnungssystem: Treibhausgasemissionen, Effizienz im Verbrauch natürlicher Ressourcen und Energie und dem Auslaufen des Einsatzes von gefährlichen und gefährdeten Materialen. In Diskussion: Sinnhaftigkeit einer Ergänzung des EU Umweltzeichens durch die Ausweisung des Carbon Footprint. 3
Nachhaltigkeitsindikatoren Erfolg messen Strategien entwickeln Benchmarking Intern und extern kommunizieren You can t manage what you can t measure. Warum Nachhaltigkeit für Unternehmen? Ökologische und soziale Verantwortung ethische Gründe Bsp. Produzentenverantwortung Wettbewerbsvorteile Gesteigerte Ressourceneffizienz Bewusstseinsbildung der Stakeholder Verbesserte Beziehungen zu Interessensgruppen Gesteigerte Innovationskraft Legitimation und Reputation Konformität mit Umweltauflagen (Compliance) Verbesserte Beziehungen zu Interessensgruppen 27.11.2014 8 4
Motivation zur Messung für Unternehmen 2 Hauptpunkte: 1. Interne Optimierung von Produktionsprozessen Detailwissen Entscheidungshilfen Einsparpotentiale (Hot-Spots Analysen) Effizienzsteigerungsmöglichkeiten 2. Marketing-Vorteile Kommunizierbarkeit (nach außen) Early Mover Advantage Positionierung als Vorreiter Lebenszyklus-Perspektive 5
INPUTS und OUTPUTS über die gesamte Wertschöpfungskette INPUT: Wasser, Materialien, Land, etc. Infrastruktur Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung OUTPUT: Treibhausgas-Emissionen, Abfall, Abwasser, etc. Produktlebenszyklus: Kaffee Flächenverbrauch Wasserverbrauch Dünger und Pestizide Arbeitsbedingungen Energie Verpackungsmaterialien Lagerung Transport und Lagerung Abfall Ressourcen -extraktion 6
Produktlebenszyklus: Joghurt Flächenverbrauch Emissionen Tierhaltung Emissionen Abwasser Energie Materialien Abfall Recycling Transport Transport Transport Produktlebenszyklus: Waschmaschinen Ressourcenextraktion Ressourcenextraktion 7
Prozesskettenanalyse Beispiel passierter Tiefkühlspinat Für den gesamten Produktlebenszyklus relevant 8
Kategorien der Ressourcennutzung und Beispiele von Indikatoren Kategorien der Ressourcennutzung Treibhausgasemissionen Wasser Fläche Nicht-erneuerbare Rohstoffe Abiotic materials Erneuerbare Rohstoffe 9
Kategorien der Ressourcennutzung Hauptumweltkategorien Treibhausgasemissionen Indikatoren CO2- Fußabdruck Wasser Wasser Rucksack Fläche Reale Flächenbelegung Nicht-erneuerbare Rohstoffe Abiotic materials Erneuerbare Rohstoffe Abiotischer Material Rucksack Biotischer Material Rucksack Direkte und indirekte Wirkungen Direkte Umweltauswirkungen (vor Ort) Indirekte Umweltauswirkungen (über Vorprodukte) Für jeden Prozessabschnitt, z.b. Anbau des Spinats Herstellung der Energiesparlampe Spinat: Anbaufläche, Energieeinsatz der Traktoren, etc. Energiesparlampe: Energieeinsatz der Maschinen, etc. Spinat: Herstellung von Dünger, Pestiziden, Saatgut, etc. Energiesparlampe: Herstellung von Metallen, etc. 10
Berechnungsschema Faktoren-Ansatz Basisdaten (vom Unternehmen) Umweltintensitäts- X = faktoren (Datenbanken, etc.) Umweltbelastung Kg Dünger Kg Pestizide Liter Benzin Kg Materialeinsatz in Herstellung Liter Wasserverbrauch in Herstellung Kg CO2 Emissionen in Herstellung Materialverbrauch Wasserrucksack Carbon Footprint Kriterien für gute Indikatoren Betrachtung des gesamten Lebenszyklus ( von der Wiege bis zur Bahre ) Betrachtung der Hauptumweltkategorien (THG, Wasser, Materialeinsatz, Fläche) Entscheidungshilfen Berücksichtigt die Knappheit aller natürlichen Ressourcen Anwendbar für alle Produkte und Dienstleistungen Gesellschaftliche Akzeptanz Praktikabilität Forschung auf wissenschaftlicher Basis 11
Indikatoren auf Produktebene Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung Umweltkategorien Treibhausgasemissionen Wasser Fläche Nicht-erneuerbare Rohstoffe Erneuerbare Rohstoffe Indikatoren Carbon Footprint Water Footprint CO2- Fußabdruck Wasser Rucksack Actual Land Use Reale Flächenbelegung Abiotic Material Input Abiotischer Material Rucksack Biotic Material Input Biotischer Material Rucksack Indikatoren auf Produktebene Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung Umweltkategorien Treibhausgasemissionen Indikatoren Carbon Footprint Water Footprint CO2- Fußabdruck Actual Land Use Abiotic Material Input Biotic Material Input 12
CO 2 Fußabdruck: Beispiele Quelle: www.zurueckzumursprung.at CO 2 Fußabdruck: Beispiele Quelle: www.zurueckzumursprung.at 13
CO 2 Fußabdruck: Beispiele Quelle: www.zurueckzumursprung.at Ergebnisse für 1 Liter Wein (n=9 Betriebe; ohne Bodenemissionen) 1,7 kg CO 2e Stichprobe für Daten: 9 Betriebe aus dem Traisental Weingarten Weinkeller Verpackung Abfälle Vertrieb Carbon Footprint 1 Liter Wein: Ergebnisse in kg CO 2 e (n=9) ø Min Max Gesamtergebnis pro Jahr für 1 l Wein (Weingarten, Weinkeller, Verpackung, Abfälle, Transport) 1,92 0,79 4,45 Gesamtergebnis pro Jahr für 1 l Wein (Weingarten, Weinkeller, Verpackung, Abfälle) 1,68 0,75 3,50 14
Ergebnisse für 1 Liter Wein (n=9 Betriebe; ohne Bodenemissionen) Gesamtergebnis Carbon Footprint 1 l Wein Weingarten Weinkeller Verpackung Abfälle Transport zum Kunden 1% 12% 24% 45% 18% Carbon Footprint 1 Liter Wein: Ergebnisse in kg CO 2 e (n=9 Betriebe) ø Min Max sd(±) Weingarten 0,47 0,31 0,69 0,14 Weinkeller 0,34 0,06 1,10 0,32 Verpackung 0,86 0,38 1,66 0,44 Abfälle 0,01 0,00 0,05 0,02 Transport zum Kunden 0,24 0,04 0,96 0,29 Gesamtergebnis pro Jahr für 1 l Wein (Weingarten, Weinkeller, Verpackung, Abfälle, Transport) 1,92 0,79 4,45 1,07 Gesamtergebnis pro Jahr für 1 l Wein (Weingarten, Weinkeller, Verpackung, Abfälle) 1,68 0,75 3,50 0,78 Ergebnisse Verpackung Ergebnisse einzelner Prozesschritte in kg CO 2e CO 2e/Jahr ø ALLE (n=9) Übersicht Verpackungsmaterial Verpackungsart CO 2e /Liter Primärverpackung Glasflaschen (nach Füllmenge in Liter) 2,00 0,9020 1,00 1,0487 0,75 1,3493 0,50 1,9690 0,38 2,4933 Verwendete Verschlussart Kork 0,0170 Kunststoff 0,0218 Kronenkorken 0,0232 Schraubverschluss aus Aluminium 0,0489 Etikettenmaterial Selbstklebe- Ettikiettierung 0,0000 Bag-in-Box Beutel 10 Liter Bag-in-Box Beutel 10 Liter 0,0461 Bag-in-Box Karton 10 Liter 0,1792 Bag-in-Box 10 Liter 0,2253 Transportverpackung Kartonage MIN Max sd 3. Prozessschritt Verpackung 3.1. Materialeinsatz (direkte Verpackung) 0,80 0,36 1,55 0,42 52% 3.2. Materialeinsatz (Transportverpackung) 0,05 0,02 0,12 0,04 70% ERGEBNIS Verpackung pro Jahr: Für 1 l Wein 0,91 0,38 1,67 0,50 54% % sd (±) 6er Karton 0,0004 12er Karton 0,0009 15
Bsp: Bewertung von Klimaeffekten in der Schweinefleischproduktion Ganzheitliche Betrachtung der Umweltauswirkungen Hauptergebnis der Hot Spot-Analyse: Wesentlich zur Reduktion von THG-Emissionen in der Schweineproduktion ist die Forcierung der europäischen Futtermittelproduktion 31 Vorgeschlagene Maßnahmen Futtermittelproduktion Umstellung auf Soja und Raps aus Ländern mit reduziertem Land-Use-Change (Donauregion) würde CO 2 e-emissionen von Schweinefleisch um ca. 50 % reduzieren. Bioanbau reduziert den Carbon Footprint (keine mineralischen Dünger und Pestizide) Düngemanagement Festmistsysteme statt Güllesysteme Energiemanagement Erhöhte Energieeffizienz durch Kistensysteme und Außenklimaställe 32 16
Carbon Footprint Analysen im Vergleich Nicht vergleichbare Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmethoden? Quelle: Burger (2010) Relevante Kriterien Systemgrenzen im Produktlebenszyklus Vergleichbarkeit Funktionelle Einheit Praktikabilität* Treibhausgasemissionen Gesamte Wertschöpfungskette Produktgruppen-spezifische Kriterien (PCRs) Zielkonformität* Stellgrößenfokus* Datenquellen und Datenqualität allgemeine methodische Anforderungen Transparenz* Indikatoren auf Produktebene Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung Umweltkategorien Wasser Indikatoren Carbon Footprint Water Footprint Wasser Rucksack Actual Land Use Abiotic Material Input Biotic Material Input 17
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Wasserfußabdruck: Grundlagen In der Produktionskette Bestandteile von Lebensmitteln: Getreide, Früchte, Milch, etc. Herstellung der Verpackung (Flaschen, Karton, Plastik, etc.) In der Nutzungsphase Wasser als (Bestandteil von) Produkt (Getränke) Wasser zum waschen, heizen und kühlen Anteile der Fabrik, des Energieverbrauchs, des Transportes Wasserfußabdruck: Grundlagen m 3 /yr green WF blue WF grey WF supply-chain WF operational WF 19
Wasserfußabdruck: Beispiele In allen Produkten steckt Wasser! Wasserfußabdruck: Beispiele Quelle: Hoekstra & Chapagain, 2008 20
Wasserfußabdruck: Beispiele Quelle: Hoekstra & Chapagain, 2008 Wasserfußabdruck: Beispiele Quelle: Hoekstra & Chapagain, 2008 21
Wasserfußabdruck: Beispiele Quelle: Hoekstra & Chapagain, 2008 Wasserfußabdruck: Beispiele Quelle: Hoekstra & Chapagain, 2008 22
Wasserfußabdruck: Beispiele Quelle: Hoekstra & Chapagain, 2008 Indikatoren auf Produktebene Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung Umweltkategorien Indikatoren Carbon Footprint Water Footprint Actual Land Use Nicht-erneuerbare Rohstoffe Erneuerbare Rohstoffe Abiotic Material Input Abiotischer Material Rucksack Biotic Material Input Biotischer Material Rucksack 23
Ökologischer Rucksack: Methode Indikator für den Verbrauch natürlicher Ressourcen Zentrale Frage : Wie viele erneuerbare und nicht-erneuerbare Ressourcen (incl. Wasser und Luft) benötigt der menschliche Konsum von Produkten und Dienstleistungen? Begrenzte Ressourcen und begrenzte Pufferkapazität der Natur als wichtigster limitierender Faktor für weitere menschliche Entwicklung Materialinput (auch als Verursacher von Outputs insb. CO 2 ) Ökologischer Rucksack Fragestellung: Welcher Verbrauch an Material steckt eigentlich hinter einem Produkt? Produkt (Eigengewicht) Motorrad (190 kg) Auto (S-Klasse) (1500 kg) Computer-Chip (0,09 g) Musik-CD (15 g) Laptop(2,8 kg) Goldring (5 g) Gewicht des ökologischen Rucksacks 3300 kg 70.000 kg 20 kg 1,6 kg 434 kg 2700 kg Quelle: Schmidt-Bleek 2007, www.mips-online.de 24
Pilotstudien 2008 49 ECR AG Nachhaltigkeit 25
Beispiel des Projektergebnisses: Zur Herstellung von 1 Liter Mineralwasser benötigt man 10 Liter Leitungswasser SERI untersucht in Zusammenarbeit mit ECR Austria und dem Faktor 10 Institut die Prozesskette der Produktion eines Liters Mineralwasser. 9 Liter pro 1l- Flasche Ergebnis: zur Produktion eines Liters stillen Mineralwassers in einer PET-Einwegflasche werden rund 9 Liter Leitungswasser benötigt www.seri.at/ecr Produkt Vergleich KLL und GL Kompaktleuchtstofflampe (KLL): 11 W, 600 Lumen Integriertes elektronisches Vorschaltgerät Lebensdauer 8000 h = ca. 8 Jahre Produktion in China Daten aus der Literatur (Öko-Institut, 1994) Glühlampe (GL): 60 W, 650 Lumen Produktion in Polen Serviceeinheit: 1.000.000 Lumenstunden = ca. 1,5 Jahre 26
Ergebnisse Glühbirne / Sparlampe Overall improvement -75% 8 x Carbon Footprint[kg] Water Footprint[l] Actual Land Use[gm²] Abiotic Material Input [kg] Biotic Material Input [kg] Source: SERI und Faktor 10 Institut (Austria), 2008 Ergebnisse Glühbirne / Sparlampe kg abiotic material input / 8000 operating hours 120,00 100,00 80,00 60,00 40,00 use transport packaging production 20,00 0,00 8x Source: SERI und Faktor 10 Institut (Austria), 2008 27
Ergebnisse Glühbirne / Sparlampe kg abiotic material input / 8000 operating hours 1,20 1,00 0,80 0,60 transport packaging production 0,40 0,20 0,00 8x Source: SERI und Faktor 10 Institut (Austria), 2008 Indikatoren auf Produktebene Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung Umweltkategorien Treibhausgasemissionen Wasser Fläche Nicht-erneuerbare Rohstoffe Erneuerbare Rohstoffe SERI-Indikatoren-SET Carbon CO2- Fußabdruck Footprint Water Footprint Wasser Rucksack Actual Land Use Reale Flächenbelegung Abiotic Material Input Abiotischer Material Rucksack Biotic Material Input Biotischer Material Rucksack 28
Beispiel: Erdbeeren Freiland Ergebnisse nach Prozessschritten (Stand 19.05.2010) biotisch abiotisch Fläche Wasser CO2e g/ 1 kg Produkt g/ 1 kg Produkt Erdbeeren A Freiland cm²/1 kg Produkt l/ 1 kg Produkt g/ 1 kg Produkt Produktionsinfrastruktur 0 5 4 0 6 Anbau 302 284 3208 8 293 Verpackung bei Ernte 78 53 3178 4 27 Lagerung beim Produzenten 0 8 1 0 22 Distribution ( --> REWE) 0 8 4 0 10 Ergebnis Gesamt 380 358 6394 12 358 Hot Spots: Erdbeeren A Freiland (1) Anbau: 82% CO 2 -Emissionen: Dieseleinsatz, Dünger, Stromeinsatz Bewässerung 62% Wasser: Bewässerung (Grundwasser) (2) Verpackung: 21% Biotische ME, 66% Fläche: Holzsteige 15% Abiotisch ME (Holzschliffschale) 7 % CO 2 : Kunststofftasse, kein Strom weil händische Verpackung am Feld (3) Lagerung: 6% CO 2 -Emissionen, 2% Abiot. ME: Heizöl 29
Indikatoren auf Produktebene Anbau Verarbeitung Distribution Einzelhandel Verwendung Recycling/ Entsorgung Umweltkategorien Treibhausgasemissionen Wasser Fläche Nicht-erneuerbare Rohstoffe Erneuerbare Rohstoffe SERI-Indikatoren-SET Carbon CO2- Fußabdruck Footprint Water Footprint Wasser Rucksack Actual Land Use Reale Flächenbelegung Abiotic Material Input Abiotischer Material Rucksack Biotic Material Input Biotischer Material Rucksack Packt die Umweltbelastungen an der Wurzel Input-orientierte Indikatoren VERMEIDEN negative Umweltauswirkungen Beispiele: Reduktion Verpackungsmaterial Input weniger Abfall Reduktion Einsatz fossile Energieträger weniger Treibhausgasemissionen (Stichwort: Mitigation) Reduktion Flächennutzung mehr Fläche für Biodiversität Reduktion Wasserverbrauch Erhaltung Grundwasservorräte 30
Berücksichtigt die Hauptumweltkategorien Hauptumweltkategorien nach OECD (2007): Biotische (erneuerbare) und abiotische (nicht-erneuerbare) Materialien, Wasser, Landfläche und Luft zeigt Verschiebung von Umweltproblemen in andere Bereiche auf (Maßnahmen prüfen) Beispiele: Reduktion THG-Emissionen durch Nutzung von Biomasse als Energieträger THG-Reduktion, jedoch extrem erhöhter Einsatz biotischer Ressourcen, sehr hoher Flächenbedar) Weniger Düngemitteleinsatz (Reduktion THG), mehr Flächenbedarf (geringerer Hektarertrag), ggf. mehr Wasserbedarf Berücksichtigt die Knappheit aller Ressourcen Nicht erneuerbare Ressourcen Peak vieler abiotische Ressourcen (z.b. fossile Energieträger oder einige Metalle) Erneuerbare Ressourcen derzeitiger pro-kopf Rohstoffverbrauch langfristig nicht deckbar Energie Klimawandel durch THG Emissionen beim Verbrauch fossiler Energieträger. Erneuerbare Energieträger geringe Energiedichte Wasser Wasserknappheit: weltweite Wasserentnahme seit1 960 verdoppelt, wasserarme Länder exportieren wasserintensive Produkte 31
Für alle Produkte und Services anwendbar Das Indikatoren-Set ist für unterschiedlichste Produkte und Produktgruppen und auch für eine große Anzahl von Produkten anwendbar. Toxizität von Quecksilber (Lampen), MSC (Fisch), Nitrat im Grundwasser durch falschen Düngemitteleinsatz (pflanzliche Nahrungsmittel) sind Produktgruppen-spezifische Umweltauswirkungen keine allgemeine Relevanz überspitzt ausgedrückt: MSC ist für Lampen irrelevant! Diese Produktgruppen-spezifischen Kriterien sollten gesondert erfasst und berichtet werden. Möglichkeit eines zusätzlichen Produktgruppen-spezifischen Kriteriums Praktikabel wird bereits für verschiedene Unternehmen und Produkte angewendet (Möbel, Bettwäsche, Kaffee, diverse Lebensmittel) kaum Mehraufwand CO 2 -Fußabdruck und Ressourcenindikatoren zu ermitteln Screening-Phase hat bewiesen: yes, we can! 32
Kommunikation an KonsumentInnen EU Energie-Label (seit 1994) 33
Umweltlabel für Handy Kommunikation der Ergebnisse Mögliche Darstellungsform: 34
Beispiel eines Projektergebnisses: Ökologischer Fußabdruck eines Rechenzentrums (EcoFIT) Rechenzentrum (mit ca. 800 physischen Servereinheiten) 650 ÖsterreicherInnen Ein Rechenzentrum hat den Ökologischen Fußabdruck von 650 ÖsterreicherInnen (bei 4,9 gha/jahr pro Person) Andere Kommunikationsbeispiele CO2e-Produkt-Label von Casino (Frankreich) 35
Weitere Kennzeichnungen Carbon Labelling in der EU Zurück zum Ursprung (Österreich) Pilotprojekt Product Carbon Footprint (Deutschland) Der Blaue Engel das deutsche Umweltkennzeichen (Deutschland) Carbon Reduction Label (Großbritannien) Climatop (Schweiz) Stop-Climate-Change (Deutschland) Nature & More Climate Neutral Product (Niederlande) Climate Marking Sweden. (Schweden) L indice Carbone (Frankreich) Bilan CO2 (Frankreich) Carbon Labelling - CO2 Star (Deutschland) 36
CO2-Label für Lebensmittel? Quelle: Öko-Institut, April 2008 17.03.2010 73 Umfassendes Label? Carbon Footprint Water Footprint ActualLand Use Abiotic Material Input Biotic Material Input Additional Information C B B C A e.g. Fair Trade Overall performance B Dynamic Scale (A-G) product category benchmarking 37
Methodenstandards Labelling - Chancen & Risiken Nutzung des CO 2 -Fußabdrucks als internes Kontrollinstrument bzw. als externes Kommunikationsinstrument + Entscheidungshilfe für klimabewusste KonsumentInnen + Awareness-Rising bei Lieferanten und KonsumentInnen + Transparenz entlang der Wertschöpfungskette - Zahlenangaben induzieren automatisch Vergleiche - Verlust an Vertrauen, wenn Zahlen sich verändern - Keine allgemeine Aussage über Umwelteffekte eines Produktes Wie kommuniziert man ein hochkomplexes Thema? 38
Standards sind gefragt Herausforderungen: Nicht vergleichbare Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmethoden Methodische Auslegungsspielräume sollten nicht als Vor- oder Nachteil für bestimmte Produkte ausgenutzt werden können Einheitliche Standards zur Berechnung von Footprints sind gefragt und unerlässlich SERI beteiligt sich an verschiedenen nationalen und internationalen Standardisierungsprozessen Überblick Methodenstandards ISO 14040/44 ISO 14067 ISO 14067 Carbon Footprint of products [2011/2012] WRI/WBCSD GHG protocol product accounting and reporting standards [2010] PAS 2050 Specification for the assessment of the life cycle GHG emissions of goods and services [2008] Quelle: Burger, 2010 39
PAS 2050 Publicly Available Specification 2050 Wurde 2008 von der British Standard Institution (BSI) veröffentlicht Carbon-Footprint spezifische Methode Einheitliche Grundlage zur Erfassung von Treibhausgasen entlang eines Produktlebenszyklusses Herausforderung: Bietet spezifische Lösungsansätze zur Berechnung des CF, manche Lösungsansätzen werden kontrovers diskutiert Ermöglicht Auslegungsspielräume, daher keine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet PAS 2060 Specification for the demonstration of carbon neutrality Standard zum Thema Neutralität von Treibhausgasemissionen Weiterentwicklung von PAS 2050, basiert auf der ISO 14000 Serie Veröffentlicht im April 2010 Quantifizierung, Reduktion und Offsetting von Treibhausgasen Für die Verwendung von Länder und Gemeinden, Organisationen/ Unternehmen, Familien und Einzelpersonen Anwendbar auf Aktivtäten, Projekten, Produkten und DL, Gebäuden, Städte und Events 40
ISO 14067 Carbon Footprints of products Veröffentlichung: 17.01.2012 Baut auf den schon bestehenden ISO Standards für Ökobilanzen (ISO 14040/44) und Umweltkennzeichnung (ISO 14025) auf Part 1: Quantification, Part 2: Communication Neuer Standard zur Bestimmung des Carbon-Footprints von Gütern und Dienstleistungen Soll eine einheitliche Berechnung von Treibhausgasemissionen ermöglichen GHG Protocol World Resources Institute/ World Business Council for Sustainable Development (WRI/WBCSD) Instrument zur Quantifizierung und zum Management von Treibhausgasemissionen von Unternehmen. Besteht aus den zwei Teilen - Corporate Accounting and Reporting Standards und den Project Accounting Protocol and Guidelines Charakteristisches Kriterium ist die Erhebung der Treibhausgasemissionen in drei Wirkungsbereichen: direkt (Scope 1), indirekt (Scope 2) und other indirect emissions (Scope 3) In Entwicklung: Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard Scope 3 Accounting and Reporting Standards 11. November 2009: erste Entwürfe veröffentlicht, derzeit Kommentierungs-Phase für die Stakeholder, 5 Stakeholderworkshops wurden Nov./Dez. 2009 durchgeführt. Publikation für 2010 geplant VIDEO 41
http://seri.at/business/ Antworten auf die Fragen zur 6./7.. Vorlesungseinheit (1) Welche Rolle spielen Produkte und Unternehmen für die Nachhaltigkeit? Die Nachhaltigkeitsqualität kann auf einzelne Produkte und/oder Unternehmen zugerechnet werden Wie bewertet man die Nachhaltigkeit von Produkten? Es geht um den gesamten Lebensweg eines Produktes (Wertschöpfungskette, Produktzyklus), nicht bloß um seine unmittelbaren Auswirkungen 42
Antworten auf die Fragen zur 6./7.. Vorlesungseinheit (2) Welche Kategorien der Ressourcennutzung sollten betrachtet werden (Beispiele für Indikatoren)? Klimagase, Material (biotisch/abiotisch), Fläche, Wasser plus andere, spezifischere Kategorien Wie kann die Nachhaltigkeitsqualität von Produkten kommuniziert werden? Welche Methodenstandards gibt es für die Bewertung von Produkten? Noch keine allgemein gültige Standards. Viele Prozesse und Versuche noch keine Einigung Dankeschön! www.seri.at Kontakt: fritz.hinterberger@seri.at 43