QuaSyS-Fachtagung am 05.06.2002 PISA E Informationen zum Schulsystemevergleich zusammengestellt von Marianne Demmer Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 1
Übersicht 1 Baden-Württemb. Bayern Hessen Niedersachsen Nordrhein-Westf. Rheinland-Pfalz Saarland Schleswig-Holstein Östliche Flächenländer Brandenburg Meckl.-Vorp. Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Stadtstaaten Berlin Bremen Hamburg Legende: Schulsystembezogene Einflussfaktoren im Bundesländervergleich *) Sozialdaten Rahmenbedingungen Unterrichtsvolumen Abschlüsse 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 weißes Feld : das Bundesland hat vergleichsweise gute Werte. graues Feld: das Bundesland hat mittlere Werte schwarzes Feld: das Bundesland hat schlechte Werte 1 = Arbeitslosenquote in Prozent 2001 (Schaubild 1). Gut = geringe Arbeitslosenquote 2 = Ausgaben nach dem Bundessozialhilfegesetz je Einwohner (Netto DM) 2000 (Schaubild 2) Gut = geringe Ausgaben 3 = Ausgaben je Schüler 1999 in EUR allgemeinbildende Schulen (Hovestadt S. 8) Gut = hohe Ausgaben 4 = Schüler je Klasse Grundschule 1999 (gerundet) (Hovestadt S. 9) Gut = wenige Schüler 5 = Schüler je Lehrer (Vollzeiteinheiten) 1999 (gerundet) (Hovestadt S. 10) Gut = wenige Schüler 6 = Unterrichtsvolumen alle Fächer (Hovestadt S. 12) Gut = großes Unterrichtsvolumen 7 = Unterrichtsvolumen Deutsch (Hovestadt S. 12) Gut = großes Unterrichtsvolumen 8 = Unterrichtsvolumen Mathematik (Hovestadt S. 12) Gut = großes Unterrichtsvolumen 9 = Lehrer nach Altersgruppen 1999/2000 in % aller Lehrer: unter 45 (Hovestadt S. 14) Gut = viele Lehrer unter 45 Schulerfolgsfaktoren im Bundesländervergleich Unterstützungsfaktoren Lehreralter Sitzenbleiben Sondersch. Schulpsych. Ganztag Marianne Demmer, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft 2002 10 = Klassenwiederholungen im Schuljahr 2000/2001 in Prozent der Gesamtschülerzahl (Schaubild 3); gut = wenige Wiederholer 11 = Schulabgänger 1999 ohne und mit Hauptschulabschluss (in Prozent der entsprechenden Altersjahrgänge); (Hovestadt S. 5) gut= wenige 12 = Schulabgänger 1999 mit Hochschulreife (in Prozent der entsprechenden Altersjahrgänge); (Hovestadt S. 5) gut = viele 13 = Schüler in Klassenstufe 8 (1999/2000); Anteil in Sonderschulen in Prozent (Hovestadt S. 3) gut = wenige 14 = Versorgung mit Schulpsychologischen Diensten im Schuljahr 1999/2000 (Schaubild 4); gut = hoher Versorgungsgrad 15 = Anteil der Ganztagsschulen in Prozent 2000 (Schaubild 5); gut = hoher Versorgungsgrad Das Schaubild zielt auf einen zusammenschauenden Vergleich hinsichtlich verschiedener Bedingungsfaktoren für die Schulsysteme der Bundesländer ab. Die Unterteilung in nur drei Kategorien (gut, mittel, schlecht) ist zugegebenermaßen recht grob, hat aber den Vorteil, eine schnelle Orientierung zu ermöglichen. Eine Länderzeile mit vielen hellen Feldern ist ein Hinweis auf eine Spitzenstellung des betreffenden Bundeslandes, eine Länderzeile mit überwiegend schwarzen Feldern lässt auf schlechte Bedingungen schließen und viele graue Felder signalisieren Unauffälligkeit im mittleren Bereich. Die Wertung ist subjektiv aber nicht willkürlich und trifft vermutlich in der Regel einen allgemeinen Konsens. Aber nach wie vor gibt es z.b. keinen Konsens, ob man eine hohe Abiturquote positiv oder negativ bewertet. Die Unterteilung in die drei Kategorien westliche Flächenländer, östliche Flächenländer und Stadtstaaten folgt der Kategorisierung des statistischen Bundesamtes und trägt der Tatsache Rechnung, dass wegen der unterschiedlichen Lebensverhältnisse ein einfacher Vergleich aller Bundesländer zu verzerrten Ergebnissen führte. Im Schaubild wird folglich jeweils nur innerhalb der jeweiligen Gruppe verglichen. Die Spalten 1, 2, 14 und 15 des Schaubildes beruhen auf Angaben des statistischen Bundesamtes, die Spalten 3 bis 13 auf den Ausführungen von Gertrud Hovestadt PISA: 16 deutsche Schulsysteme auf dem Prüfstand, Essen 2002. Die genauen Daten können den entsprechenden Tabellen und Schaubildern entnommen werden. Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 2
Tabelle 2 Schulstrukturelle Einflussfaktoren Erreichte Chancengleichheit bei SchülerInnen mit Migrationshintergrund Gliedrigkeit Dauer des gemeinsamen Lernens 2) Elternwahlrecht 3) Zwei Drei vier fünf 4 J. 6 J. 6 J./ OS Ja Nein Ohne HS Schulabschlüsse Migranten in Relation zu deutschen Schülern 4) Mit HS RS Hoch Baden-Württemb. x x x 3 1,6 0,6 0,3 Bayern x x x x 3,3 1,0 0,5 0,3 Hessen x x x 3,1 2,1 0,9 0,5 Niedersachsen x x x 2,3 1,0 0,6 0,3 Nordrhein-Westf. x x x 2,3 1,6 0,8 0,4 Rheinland-Pfalz x x x 2,4 1,1 0,4 0,2 Saarland x x x 1,5 1,0 0,3 0,2 Schleswig-Holstein x x x 1,8 1,2 0,6 0,2 östliche Flächenländer Brandenburg x x x Meckl.-Vorp. x x x Sachsen x x x Sachsen-Anhalt x x x x Thüringen x x x Stadtstaaten Für die östlichen Bundesländer liegen keine Angaben vor Berlin x x x 2,7 1,9 0,8 0,3 Bremen x x x 1,6 1,2 0,7 0,4 Hamburg x x x x 1,7 1,2 0,9 0,4 Marianne Demmer, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft 2002 1) Gliedrigkeit in der Sekundarstufe I (ohne Sonderschulen) 2) OS Orientierungsstufe; in Niedersachsen beabsichtigt die Landesregierung eine Änderung des Schulgesetzes, die zur Abschaf-fung der schulformunabhängigen Orientierungsstufe führt. 3) Der Übergang in die Sekundarstufe ist im Detail in den Bundesländern sehr unterschiedlich geregelt. Hier ist eine bewusst vereinfachende Darstellung gewählt. Ein Elternwahlrecht wird immer dann angenommen, wenn Eltern von der Grundschulempfehlung abweichen können, ohne dass dieses eine Probezeit, Aufnahmeprüfungen o.ä. nach sich zieht. 4) Die Tabelle weist einen Quotienten aus. Er ist errechnet, indem der Anteil der Migranten durch den Anteil der deutschen Jugendlichen für den jeweiligen Schulabschluss dividiert wird. (siehe Hovestadt S. 6) Je größer der Quotient bei ohne Hauptschulabschluss und mit Hauptschulabschluss ist und je kleiner er bei Realschulabschluss und Hochschulreife ist, um so chancenungleicher stellt sich die Situation der Jugendlichen mit Migrationshintergrund dar. Die jeweils ungünstigsten Werte sind schwarz, die günstigsten weiß und die übrigen grau hinterlegt. Das Tabelle gibt einen Überblick über zwei Komplexe. Zum einen werden drei strukturelle Einflussfaktoren erfasst, die für Chancengleichheit und Lernen bedeutsam sein können: der Umfang der Gliedrigkeit in der Sekundarstufe, die Dauer des gemeinsamen Lernens sowie die Bedeutung des Elternwahlrechts für die Übergangsentscheidung nach der Grundschule bzw. Orientierungsstufe. Wen begünstigt das Elternwahlrecht? Wie macht sich die unterschiedliche Dauer gemeinsamen Lernens aus? Sind Unterschiede feststellbar zwischen wenig und viel gegliederten Sekundarstufen? Im zweiten Komplex wird gezeigt, in welchem Umfang die Bundesländer von Chancengleichheit für Kinder mit Migrationshintergrund entfernt sind. Hier sind deutliche Unterschiede feststellbar. In Hessen z.b. ist der Anteil der Migranten, der die Hochschulreife erwirbt immerhin halb so groß wie der deutscher SchülerInnen, während er in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und in Schleswig-Holstein nur ein Fünftel beträgt. Der Anteil Jugendlicher ohne Schulabschluss ist bei Migranten in Baden- Württemberg und Bayern drei Mal so groß wie bei den deutschen Jugendlichen; im Saarland hingegen nur eineinhalb Mal so groß. Die Unterteilung in die drei Kategorien westliche Flächenländer, östliche Flächenländer und Stadtstaaten folgt der Kategorisierung des statistischen Bundesamtes und trägt der Tatsache Rechnung, dass wegen der unterschiedlichen Lebensverhältnisse ein einfacher Vergleich aller Bundesländer zu verzerrten Ergebnissen führte. Im Schaubild wird folglich jeweils nur innerhalb der jeweiligen Gruppe verglichen. Bis auf die Spalte Elternwahlrecht beruhen alle Informationen auf Angaben des statistischen Bundesamtes und auf den Ausführungen von Gertrud Hovestadt PISA: 16 deutsche Schulsysteme auf dem Prüfstand, Essen 2002. Die genauen Daten können den entsprechenden Tabellen und Schaubildern entnommen werden. Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 3
Arbeitslosenquote in Prozent 2001 Daten: Statistisches Bundesamt 2002 Berlin 16,1 Bremen 12,4 Hamburg 8,3 Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Brandenburg 19,7 18,3 17,5 17,4 Thüringen 15,3 Niedersachsen Saarland Nordrhein-Westfalen Schleswig-Holstein 9,1 9 8,8 8,4 Rheinland-Pfalz Hessen 6,8 6,6 Bayern Baden-Württemberg 5,3 4,9 Deutschland 9,4 0 5 10 15 20 25 Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 4
Ausgaben nach dem Bundessozialhilfegesetz je Einwohner (Netto DM) im Jahr 2000 Daten: Statistisches Bundesamt 2002 Bremen Hamburg Berlin 972 1055 1142 Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Thüringen Sachsen 365 363 331 278 241 Schleswig-Holstein Nordrhein-Westfalen Hessen Saarland Niedersachsen 630 590 581 561 555 Rheinland-Pfalz Bayern Baden-Württemberg Deutschland 442 369 346 497 0 200 400 600 800 1000 1200 Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 5
Sitzenbleiber im Schuljahr 2000/2001 Gesamtschülerzahl Sitzenbleiber Anteil in Prozent Baden-Württemberg 1.300.629 27.939 2,15 Bayern 1.444.794 54.162 3,75 Berlin 391.870 9.346 2,38 Brandenburg 333.756 2.972 0,89 Bremen 74.244 3.438 4,63 Hamburg 176.375 3.304 1,87 Hessen 701.647 22.592 3,22 Mecklenburg-Vorpommern 227.420 7.411 3,26 Niedersachsen 977.825 21.895 2,24 Nordrhein-Westfalen 2.307.019 67.605 2,93 Rheinland-Pfalz 488.805 15.976 3,27 Saarland 121.409 4.083 3,36 Sachsen 494.016 10.952 2,22 Sachsen-Anhalt 307.616 10.892 3,54 Schleswig-Holstein 331.907 10.891 3,28 Thüringen 281.449 8.013 2,85 Bundesgebiet 9.960.781 281.471 2,83 Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 6
20 21.321 4 83.646 10 10.331 14 17.308 33 13.915 43 29.639 23 22.582 105 28.277 9 49.844 7 23.281 33 19.120 22 41.226 13 32.109 5 145.531 Quellen: Statistisches Bundesamt; Sektion Schulpsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen; Schulpsychologische Dienste in 5 Deutschland 145.531 11 171.777 Deutschland 376 35.197 24 71.735 Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 7
3,4 % (17/4) 0,8 % (2/0) 2,5 % (83/11) 4,6 % (229/30) 0,1 % (0/1) +) 0,1 (0/1) 5,7 % (45/3) 8,1 % (79/0) 0,6 % (12/0) 5,6 % (94/27) 1,6 % (30/0) 2,7 % (20/23) *) 0,4 % (1/1) 3,2 % (82/67) 2,7 % (30/1) 4,6 % (85/139) Ganztagsschulen in Deutschland öffentliche und private allgemeinbildende Schulen Im Jahr 2000 *) In Rheinland-Pfalz sind derzeit eine Reihe weiterer Ganztagseinrichtungen im Aufbau +) Absolute Zahl links in der Klammer = Anzahl der öffentlichen Schulen; rechts = Anzahl der privaten Schulen Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 8
Ein Kind aus einem Akademikerhaushalt hat gegenüber einem ein Kind aus einem Facharbeiterhaushalt eine 4,28 mal so große Chance bei gleichen kognitiven Fähigkeiten hat es eine 3,4 mal so große Chance bei gleichen kognitiven Fähigkeiten und erbrachten Fachleistungen hat es eine 2,96 mal so große Chance ein Gymnasium zu besuchen Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 9
Hat das Kind den Sprung auf das Gymnasium geschafft, so wird es gegenüber dem Kind, das auf die Hauptschule geht, im Alter von 15 Jahren statistisch gesehen 49 Punkte mehr in Bezug auf die Lesekompetenz erreicht haben. Das sind genau die Punkte, die Finnland über dem OECD- Durchschnitt liegt. Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 10
35 30 31 Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss nach Staatsangehörigkeit 1999 (in % der entsprechenden Altersjahrgänge) 25 23 23,7 20 15 18,4 14,4 18,2 19,9 12,1 20 16,3 18 10 5 6,2 7,8 11,4 9,2 10,6 7,7 8,6 5,2 8,2 10,7 10,1 0 Bayern Berlin Bremen Hamburg Hessen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Schleswig-Holstein nichtdt. deutsch Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 11
60 50 40 30 20 48,6 30,9 44,9 43,3 40,6 Schulabgänger mit Hauptschulabschluss nach Staatsangehörigkeit 1999 (in % der entsprechenden Altersjahrgänge) 28,1 21,8 22,8 29,9 24 45,9 36,2 35,5 22,7 22,4 22,6 22 32 29,7 28,3 40,8 35,2 10 0 Bayern Berlin Bremen Hamburg Hessen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Schleswig-Holstein nichtdt. deutsch Marianne Demmer, 2002 (korrigierte Fassung vom 6.6.02) 12