Arbeitswissenschaft I / Betriebsorganisation (AW I)



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Transkript:

Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Arbeitswissenschaft I / Betriebsorganisation (AW I) Lehreinheit 7 Computer und Büroarbeit Wintersemester 2005 Univ.-Prof. Dr.-Ing. Christopher Schlick

Lernziele Lernziele: Die Bestandteile eines Bildschirmarbeitsplatzes kennen lernen und ergonomisch bewerten können Systematik von Bildschirmtechnologien erlernen Arbeitspsychologische Aspekte der Bildschirmarbeit kennen lernen Instrumente der Gefährdungsbeurteilung für Bildschirmarbeitsplatz kennen lernen Erlernen einfacher Büroraumkonzepte 7-2

Büroarbeitsplatz Statistik 100,00% 80,00% 60,00% 40,00% 20,00% 0,00% PC-Nutzung im Beruf 54,00% 51,00% 52,00% Frauen Männer Gesamt Quelle: Statistisches Bundesamt 2000 100,00% 80,00% 60,00% 40,00% 20,00% 0,00% PC-Nutzung in verschiedenen Branchen 93,00% 90,00% Büro, Forschung, Konstruktion Werbung, Marketing, Management 17,00% Bau, Montage, Bergbau Computerbezogener Zeitaufwand im Vergleich der Altersgruppen Stunden/Woche 20,00 15,00 10,00 5,00 0,00 bis 21 22-23 24-25 26-27 28-29 >=30 Alter in Jahren privat PC privat online studienbezogen PC studienbezogen online Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung 2002, Befragung von Studenten 7-3

Entwicklung von Bildschirmarbeitsplätzen Strukturwandel zur Informations-, Wissens- und Mediengesellschaft Computergestützte Büroarbeit ist zentrale Arbeitsform der Zukunft Bildschirmarbeit massive Veränderung Büroalltag Heute: Bildschirme an fast jedem Arbeitsplatz Interesse an der ergonomisch optimierten Einrichtung dieser Plätze Probleme: Bewegungsmangel und einseitige Belastungen Rücken-, Nacken- und Schulterprobleme, Carpal Tunnel Syndrom (Sehnenscheidenentzündung durch häufiges Tastaturschreiben), Repetitive Strain Injury Syndrom (Gewebeveränderung durch häufige Wiederholungen), Augenbeschwerden, Kopfschmerzen, psychische Beeinträchtigungen Belastungen abbauen, Gesundheit und Wohlbefinden fördern Rechtlicher Rahmen: Arbeitsschutzgesetz, Bildschirmarbeitsverordnung, ergänzende und konkretisierende Regeln und Normen 7-4

Bildschirmarbeitsplatz Bestandteile eines Bildschirmarbeitsplatzes Arbeitstisch Arbeitsstuhl Bildschirm Tastatur / Maus Weiteres Zubehör 7-5

Arbeitstisch Vergleich herkömmlicher Arbeitstisch versus Stehpult Häufiger Wechseln zwischen Sitzen und Stehen sinnvoll Bei Mischtätigkeiten: Bildschirmarbeit sitzend, andere Tätigkeiten stehend Reines Stehpult nicht empfohlen, optimal: einfach verstellbarer Tisch Optimale Stehpulthöhe, wenn mit angewinkeltem Arm der Ellbogen aufliegt Möglichkeit, einen Fuß etwas höher zu stellen, sinnvoll (vgl. Stange an einer Bar) 7-6

Arbeitstisch Größe der Tischfläche Genügend Platz für die ausführende Tätigkeit bieten (mind. 80 x 160 cm) Mindestgröße abhängig von dem verwendeten Bildschirm: 15 Zoll CRT Bildschirm Tiefe: 80 cm, 17 Zoll Tiefe: 100 cm Oberfläche: matte, neutrale Farbtöne, niedriger Reflexionsgrad Höhe des Arbeitstisches EG Richtlinie: 72 cm, jedoch umstritten, da verschiedene Körpergrößen Unterarme flach auf Arbeitstisch, Schulter nicht hochgezogen Optimal: verstellbar 68-84 cm Empfohlen: Verstellbare Neigung des Tisches (ca. 8º gute Übersicht) Bewegungsraum für die Beine / Kabelkanal Praktische Erfahrung: Mindestbreite 70 cm, -tiefe 60 cm (Kniehöhe) 80 cm (Fußniveau) Kabelkanal sehr sinnvoll Kabel in Bodenkanäle Verhinderung von Stolperfallen 7-7

Arbeitssitz Vergleich: herkömmliche Bürostühle versus neuartigen Sitzmöglichkeiten Nicht der ergonomische Sitz, sondern ergonomisch richtiges Sitzen in Bewegung auf funktionell gutem Sitz muss das Gestaltungsziel sein Neuartige Sitzmöbel fördern aktives Sitzen Gute Abwechslung, jedoch kein Ersatz ( Rückenprobleme, Knieprobleme) Für Stehpulte entsprechende Stehendsitze zur Entlastung 7-8

Arbeitssitz Sitzhöhe / Sitzfläche Unterarme rechter Winkel zu Oberarm Oberschenkel leicht abfallend Nach Bedarf kann eine Fußstütze helfen Konkave, gepolsterte Sitzfläche sinnvoll Stühle mit geringerer Sitztiefe für kleinere Personen Rückenlehne / Armlehne Hohe Rückenlehne (etwa 50 cm über Sitzfläche) Lendenstütze, oberer Teil leicht nach vorne geformt Synchromechanik, dynamisches Sitzen Empfohlen: auf Armlehnen verzichten Das richtige Einstellen von Stühlen Praxis: meist falsche Einstellung der Bürostühle Meistens Hebel und Knöpfe zur eigenständigen Einstellung Unterarme rechter Winkel, Oberschenkel leicht abfallend (Sitzhöhe/ Sitzfläche) 7-9

Systematik von Bildschirmtechnologien Displays in der elektronischen Informationstechnik Projektion Direktsicht Schirmlos CRT DMD LCD Laser- CRT Flachbildschirm Nicht-kohärente Kohärente display Emission Emission CRT - Katodenstrahlröhre (Head-up display) (Hologramm) DMD - Mikrospiegel LCD - Flüssigkristallanzeige Schatten - Strahl- Monochrom FLC - Ferroelektrischer maske index Flüssigkristall MOS - Metall-Oxid-Halbleiter MIM - Metall-Isolator-Metall Selbstleuchtend Nicht selbstleuchtend / LCD PDLC - Polymer-dispergierter Flüssigkristall PSCT - Polymer-stabilisierte Aktivmatrix Passivmatrix cholesterischetextur STN - Super twistednematic TFT MOS MIM Plasma- Sonstige STN FLC PDLC PSCT Sonstige TFT - Dünnfilmtransistor adressiert Kathodolumineszenz Elektrolumineszenz (EL) Gasentladung ( Plasmadisplays ) Flache CRT Leuchtdiode Feldemission Vakuum - fluoreszenz Dünnfilm-EL (Wechselspannung) Organische EL AC-Matrix (Wechselspannung) DC-Matrix (Gleichspannung) Nach Theis, 1997 7-10

Neueste Bildschirmtechnologien Textile Displays Ein elektrisch leitender Stoff als Substrat zwischen den integrierten LED-Reihen Die Eigenschaften des Stoffes bleiben fast unverändert (weich und soft) Einsatzbereiche: Raumbeleuchtung, Kommunikation, Gesundheitsüberwachung Elektronische Tinte Mikroskopische Kapseln gefüllt mit transparenter Flüssigkeit sowie dunklen und hellen Partikeln Bei elektrischer Spannung : kontrolliertes Umschalten von Farbpartikeln Kann auf beliebiger Oberfläche aufgetragen werden Volumetrische Displays Korrekte Ansicht aus jedem Blickwinkel ohne Stereobrille Darstellung des 3D-Bildes in einem transparenten Volumen Darstellung von Informationen anhand von Voxel (ein Volumenelement, Äquivalent zum Pixel in 2D Displays) oder rotierenden Projektionsflächen Technologien: holographische Displays, Laser Displays, Varifocal- Mirror-Displays, Kathodenstrahl-Sphäre 7-11

Bildschirm (Röhrenmonitor) (focus, deflection, acce Control grid Cathode, ele Electron bea Scree Komponenten eines Röhrenmonitors (Cathode Ray Tube, kurz CRT): Glasröhre, Elektronenkanone, Ablenkeinheit, Phosphorschicht u.a. Erzeugung des Bildes durch gesteuerte Elektronenstrahlen auf dem Bildschirmphosphor Vorteile: Richtungsunabhängigkeit, gute Farbdarstellung, niedriger Anschaffungspreis Nachteile: Bildschirmkrümmung, Flimmern (bei unzureichender Bildwiederholungsfrequenz), hoher Energieverbrauch, Größe und Gewicht 7-12

Bildschirm (Flachbildschirm) Leuchtdichte luminance cd/m2 120 100 50 40 80 30 60 20 40 TFT 20 10 0 0 Betrachtungswinkel 0 50 viewing angle contrast Kontrast luminance Leuchtdichte von of bright hellen Flächen areas luminance Leuchtdichte von of dark dunklen areas Flächen contrast Kontrast 60 cm 0 50 Leuchtdichte luminance cd/m2 120 100 50 40 80 30 60 20 40 CRT 20 10 0 0 0 50 Betrachtungswinkel viewing angle Leuchtdichte luminance von of hellen bright Flächen areas Leuchtdichte luminance von of dunklen dark areas Flächen Kontrast contrast contrast Kontras t Komponenten eines Flachbildschirms (Aktive Matrix mit Thin Film Transistor, kurz TFT): Hintergrundbeleuchtung, Filter, Flüssigkristallmatrix mit Schaltern, Kunststofffolie u.a. Richtungsänderung (Drehung) der Flüssigkristalle mit der elektrischen Spannung (der Lichtstrahl wird nicht durchgelassen, das Pixel erscheint dunkel) Vorteile: sehr guter Kontrast, Größe und Gewicht, geringer Energieverbrauch, kein Flimmern Nachteile: Abhängigkeit vom Betrachtungswinkel (Anisotropie), hohe Anschaffungskosten, längere Reaktionszeiten Studienergebnis: verminderte Leistung durch Anisotropie um etwa 10% Ziefle et al. 2003 7-13

Bildschirm Bildschirmgröße Ergonomische Bildschirmgröße ist abhängig von der Arbeitsaufgabe Textverarbeitung: 15 Zoll Grafikbearbeitung, Programmierung, Tabellenkalkulation: 17 Zoll CAD-Anwendungen, paralleles Arbeiten: 19 21 Zoll Bildschirmbeweglichkeit Neig- und drehbar, vertikal sowie horizontal verschiebbar Anpassung an die Benutzerbedürfnisse sowie den Arbeitsplatz Position des Bildschirms: nicht zu hoch, das heißt, Sehrichtung leichte Neigung nach unten (etwa 30 ) und Sehabstand 500 mm Bildschirmzeichen / Einstellungen Empfohlen: Positiv-Darstellung (dunkle Zeichen auf hellem Hintergrund) Negativ-Darstellung nur bei speziellen Sehproblemen sinnvoll Zeichenkontrast: Verhältnis zwischen Zeichen & Hintergrund min. 3:1 Kontrast zwischen dem hellsten und dunkelsten Pixel bis zu 1000:1 Zeichengröße (Sehdistanz 50 cm Zeichenhöhe 2,5 mm, 60-80 cm 3-4 mm), Zeichengestalt (Verhältnis Zeichenhöhe : Zeichenbreite 4:3) 7-14

Tastatur und Maus Vergleich: herkömmliche Tastatur bzw. Maus mit ergonomischen Ansätzen Tastatur Maus Natürliche Hand-Armhaltung bei den ergonomischen Tastaturen Ergonomische Tastaturen gewöhnungsbedürftig Teuer im Vergleich zu herkömmlichen Maus: symmetrisch, oder speziell für Links- bzw. Rechtshänder 7-15

Tastatur und Maus Platzierung der Tastatur Parallel zur Tischkante Tischkante Tastatur: Abstand zum Abstützen der Hände (ca. 20 cm) Leichteres Positionieren mit kabellosen Tastaturen Vielfach bewährt sind Handgelenkstützen Anordnung von Tastatur, Maus und Bildschirm Je nach Tätigkeit sind verschiedene Anordnungen sinnvoll 1 vorwiegend Bildschirmarbeit 2 + 3 vorwiegend Arbeit mit dem Beleghalter 4 gemischte Tätigkeit Einstellungen Neigung der Tastatur: 0-15º Geschwindigkeit, Empfindlichkeit Zuordnung Funktionen zu Tasten An individuelle Bedürfnisse anpassen 7-16

Beleuchtung Einfluss der Beleuchtung auf die visuelle Wahrnehmung: beleuchtungstechnische Größen ( AWI-BO/11) Adaption das Auge ist anpassungsfähig im Leuchtdichtebereich von ca. 10-6 cd/m 2 bis 10 5 cd/m 2 Bei Leuchtdichtenunterschieden bis 10:1 erfolgt die Adaption kontinuierlich, ohne wesentliche Einschränkung des Sehvermögens Akkommodation Akkommodationsbreite Akkommodationsgeschwindigkeit Präzision der Akkommodation 1 1 Δ D = g g g p p r nehmen bei intaktem Binokularsehen mit abnehmender Beleuchtung ab, g : Abstände Nahpunkt bzw.fernpunkt r Sehschärfe mit höherer Leuchtdichte mit stärkerem Kontrast nimmt die Sehschärfe zu 7-17

Ergonomische Hilfsmittel Beleghalter Neigung der Vorlage Neigung des Bildschirms Sehentfernung zum Beleg und zum Bildschirm möglichst gleich Orientierungshilfe: Zeilenlineale mit Pedalbedienung Fußstütze Max. Breite x Tiefe : 45 cm x 35 cm, Neigungsbereich: 0 bis 20 Möglichkeit, Fußbedienelemente (z.b. Pedal) einzubauen Rohr oder Stange als Fußstützen ungeeignet Handgelenkstütze Entlastet das Handgelenk Belag soll hautfreundlich sein Integrierbar in Mausmatte und Tastatur 7-18

Strahlung, Klima und Lärm Strahlung verursacht durch Bildschirmgeräte im Büro: elektromagnetische und elektrostatische Felder, ionisierende (im Innern der Bildröhre erzeugt), Infrarot- (von Bildschirmgeräten direkte Abstrahlung) und UV-Strahlung (entsteht beim Erzeugen der Bildpunkte) Spezielle Abschirmung nicht notwendig, da die Grenzwerte (auch bei Röhrenbildschirmen) weit unterschritten sind Zulässige Raumtemperatur zwischen 20 und 26 Raumakustische Maßnahmen: textiler Bodenbelag, Stellwände, Akustik-Decke, lärmarme Geräte Sick-Building-Syndrom verursacht durch schlechtes Raumklima, verunreinigte Luft, Geruchsimmissionen, Lärm und falsche Beleuchtung (Symptome: trockene Haut und Schleimhäute, Allergien, Konzentrationsstörungen, Ermüdungserscheinungen etc.) 7-19

Arbeitspsychologische Aspekte Psychosoziale Stressfaktoren Mangelnde Anerkennung der persönlichen Leistung Mangelnde Information über Planung, Organisation und Ergebnisse der Arbeit Konflikte mit Vorgesetzten, Kollegen, Kunden usw. Psychologisch falsche Kontrollsysteme (z.b. bildgestützte Überwachung) Mangelnde Aufstiegschancen Mangelnde Sicherheit des Arbeitsplatzes Fehlen eines eigenen Verantwortungsbereichs Uninteressanter bzw. als sinnlos empfundener Arbeitsinhalt Einschränkung zwischenmenschlicher Kontakte während der Arbeitszeit Zu hohe eigene Erwartungen (Perfektionismus) 7-20

Gestaltung der Bürotätigkeiten Kriterien zur Gestaltung von Bürotätigkeiten DIN EN ISO 9241 Aufgabe Kriterien für die Mensch-Computer- Funktionsverteilung Benutzer Computer 7-21

Rechtliche Anforderungen an den Bildschirmarbeitsplatz Gesetze Private und öffentliche Tätigkeitsbereiche Verhütung von Unfällen bei der Arbeit Umsetzung der Schutzziele Arbeitsschutzgesetz Verordnungen Menschengerechte Gestaltung der Arbeit Verpflichtung Arbeitgeber: Gefährdungsbeurteilung Verweist beispielhaft auf Gefahrenquellen Umsetzung der Schutzziele des ArbSchG alle Beschäftigungsgruppen Konkretisierung Bildschirmarbeitsverordnung Richtlinien / Normen Normen - ISO 9241 (Kriterien zur Gestaltung von Bürotätigkeiten) alle Arten von Bildschirmarbeit Gestaltungsregeln und Pflichten Anforderungen Arbeitsablauf/Vorsorge Deutsches Institut für Normung (DIN) Berücksichtigung ArbSchG - ISO 10075 (Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung) 7-22

Gefährdungsbeurteilung - Instrumente im Vergleich BiFra Bildschirmfragebogen Bildschirmarbeitsplätze einschl. Erfassung psych. Belastungen KFZA Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse Bildschirmarbeitsplätze nur psych. Belastungen Einsatzbereich ABETO Arbeitsbeurteilung nach BildschArbV Bildschirmarbeitsplätze einschl. Erfassung psych. Belastungen SIGMA Bewertung und Gestaltung von menschengerechten Arbeitstätigkeiten Alle Arbeitsplätze einschl. Erfassung psych. Belastungen Anwender Vorzugweise Beschäftigte Vorzugweise Beschäftigte Grobanalyse:Beschäftigte Feinanalyse: Fachkräfte Vorzugsweise Fachkräfte Zeitaufwand 20-25 min. 10 min. Grobanalyse: 20-25 min 2-3 Std. Ziel Schwachstellenanalyse u. Vermittlung von Gestaltungswissen Erfassung pos. und neg. Einflüsse der Arbeits- und Organisationsstruktur Unterstützung betrieblicher Nutzer bei der Gestaltung der Bildschirmarbeitsplätze Ermittlung von Belastungsschwerpunkten Ergebnis Arbeitsplatzprofil mit gefährdungsspezifischen Gestaltungsmaßnahmen Arbeitsplatzprofil Arbeitsplatzprofil als Grundlage für Maßnahmenentwicklung im Workshop Arbeitsplatzprofil mit Gestaltungshinweisen Quelle: http://www.arbeitsschutz.nrw.de/bp/research/programme/bildschirm/instrumente/vergleichinstrumente.html 7-23

Beispiel: Bildschirmfragebogen (BiFra) Untersuchte Inhalte: Allgemeine Angaben Bildschirm Blendquelle Tastatur / Maus Körperhaltung Arbeitstisch / Arbeitsmittel Arbeitstuhl Umgebung / Umgebungseinflüsse Maus Software Gesundheitsschutz Gestaltung der Arbeitsaufgaben Rückenlehne Beinraum Abstand Tastatur Arbeitsflächengröße Auswertung Vorgaben aus Bildschirmarbeitsverordnung Erläuterung/Abmessung Maßnahmen 7-24

Ausschnitt aus dem BiFra Quelle: http://www.aser.uni-wuppertal.de 7-25

Details zum Fragebogen Bildschirm Reflexionen Vorgaben aus der BildscharbV "Der Bildschirm muss frei von störenden Reflexionen und Blendungen sein." Erläuterung / Abmessung Reflexionen/Blendungen können durch Tageslichteinfall und künstliche Beleuchtung verursacht werden helle glänzende Oberflächen im Arbeitsraum können ebenfalls zu Spiegelungen führen, Monitore sollten eine entspiegelte Bildschirmoberfläche aufweisen Bildschirmgeräte sollten in fensterfernen Zonen des Arbeitsraums aufgestellt werden Bildschirmgeräte sollten parallel zu Fenstern und Leuchtbändern aufgestellt werden Maßnahmen bei Antwort "nein" Position zu Fenstern und Deckenleuchten beachten Änderung der Position zu Fenstern oder Deckenleuchten (falls möglich), Schutz gegen Reflexionen oder Spiegelungen anbringen (z.b. Trennwände, Vorhänge). Quelle: http://www.aser.uni-wuppertal.de 7-26

Auswertung BiFra Ausschnitt aus der aktuellen Statistik zum Bildschirmfragebogen Schwachstellenanalyse von 15183 Bildschirmarbeitsplätzen Arbeitsplatzanalysen / Befragungen 20 Unternehmen Datensätze aus Internet Prozentsatz negativ beantworteten Fragen Lehrstuhl und Institut Quelle: für Arbeitswissenschaft, http://www.aser.uni-wuppertal.de RWTH Aachen 7-27

Beispiel: KFZA Kurzfragebogen: 26 Fragen Sreening und Erfassung von positiven und negativen Einflüssen der Arbeits- und Organisationsstruktur auf die psychischen Belastungen. 7-28

Beispiel: KFZA Beispielauswertung des KFZA -Fragebogens Handlungsspielraum Vielseitigkeit Ganzheitlichkeit Soziale Rückendeckung Zusammenarbeit Informationen und Mitsprache Betriebliche Leistungen 2,0 2,0 2,0 2,33 3,0 3,5 3,33 Je höher der Wert ist, desto besser Unvollständig ausgefüllt: grau Werte >= +4: grün Werte >= +2 und < +4: blau Werte < +2: rot Werte < +1 existieren nicht 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 Qualitative Arbeitsbelastung Quantitative Arbeitsbelastung Arbeitsunterbrechungen Belastungen durch die Arbeitsumgebung 1,0 2,0 3,5 2,0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 Je geringer der Wert, desto besser Unvollständig ausgefüllt: grau Werte < +2: grün Werte >= +2 und < +4: blau Werte > +4: rot Werte < +1 existieren nicht 7-29

Raumkonzepte hoch Geschlossener Teamraum Club/offener Teamraum Gruppenbüro Non-territoriale Büros Morphing Office Interaktion Bienenstock im Großraumb raumbüroro Kabine/Zelle Arbeitsplatz- Pools Zellenbüro gering gering Autonomie Quelle: Office 21, Fraunhofer IAO hoch 7-30

Geschlossener Teamraum Arbeitsplätze sind bevorzugt in Gruppen zusammengefasst, da Teamarbeit überwiegt Wesentliche Büroinfrastruktur ist im Raum vorhanden Gemeinsamer Archivzugriff Flexibilität bei wechselnder Teamzusammensetzung Face to Face Kommunikation Teambesprechungen und Videokonferenzen Große Besprechungs- & Präsentationsräume Präsentationen (physische und virtuelle) Arbeiten in gewohnter Atmosphäre und bekannter Umgebung 7-31

Club/offener Teamraum Die Aufgaben und Tätigkeiten sind gleichermaßen durch konzentrierte Alleinarbeit und Teamarbeit gekennzeichnet Gemischte Einrichtungen: Kombination von individuellen Plätzen und gemeinsam genutzten Bereichen; Projekträume Flexible Technologien; variable Anschlüsse für tragbare Geräte (Laptops, Telefone usw.) Flexible und rentable Nutzung von Büroflächen Zusätzlicher Bewegungsraum 7-32

Bienenstock im Großraumbüro Bienenstock Einrichtung basiert auf dem Prinzip individueller Arbeitsplätze Zusammenfassung von Arbeitsplätzen in 2er-, 3er-, 4er- Rastern usw. denkbar Wenig Interaktion am Arbeitsplatz, schlechtes Raumklima Falls erforderlich, findet Teamarbeit getrennt vom Arbeitsplatz statt, z.b. in Besprechungsräumen EDV-Geräte sind fest am AP installiert und direkt zugeordnet Call Center Arbeit Viele flächenoptimierte und identische Arbeitsplätze Konzentriertes Arbeiten bei informatorischer Belastung Kommunikation primär mit Kunden Kommunikation via Workflow-Management-Systeme 7-33

Kabine/Zelle Zellenbüro Hohes Niveau an akustischem und visuellem Komfort für überwiegend konzentrierte Tätigkeiten in Alleinarbeit Arbeiten in eigenem Raum und persönlicher Atmosphäre Geringe Kommunikation mit anderen Arbeitszonen in Business Centers, Airports, Bahnhöfen Stunden-, tage- oder wochenweise Nutzung Kurzzeitiges konzentriertes Arbeiten Einfache, flächenreduzierte Plug & Work Arbeitsplätze Büroinfrastruktur wird mitgebracht oder ist vorhanden 7-34

Sonstige Konzepte: Homework Arbeitsplatz Büroarbeitsplatz im Wohnbereich Ungestörtes Arbeiten in entspannter, privater Atmosphäre ermöglicht hohe Produktivität Kommunikation via Telefon und E-Mail Alternierende Telearbeit mit Desk-Sharing ermöglicht Flexibilität Bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie Freie Zeiteinteilung 7-35

Bewertung der Bürokonzepte Bevorzugte Idealform N = 80; Angaben in % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Einzelbüros/Mehr- Personenbüros 69 Gruppenbüros mit offenen Strukturen 43 Gruppenbüros mit Abtrennung durch transparente Raumsysteme/ Glaswände 19 anderes 2 Nach Lorenz, 2003 7-36

Lernerfolgsfragen Welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen können durch Bildschirmarbeit entstehen? Welche Vor- und Nachteile haben herkömmliche Tastaturen gegenüber ergonomischen? Was sind die neuesten Entwicklungen im Bereich der Displaytechnologie? Welche Auswirkungen hat die Beleuchtung auf die visuelle Wahrnehmung? Was versteht man unter dem Sick-Building-Syndrom? Welche Kriterien sollte man bei der Gestaltung von Bürotätigkeiten berücksichtigen? Welche drei rechtlichen Ebenen haben Einfluss auf die Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen? Welche Gefährdungsbeurteilungsinstrumente eignen sich sowohl zur psychischen Beurteilung sowie auch zur Beurteilung des Bildschirmarbeitsplatzes? Wie lassen sich Raumkonzepte für Büroarbeitsplätze kategorisieren? 7-37

Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Übung 7 Gestaltung der Büroarbeitsplätze Die Übung wird interaktiv mit folgenden Online-Tools gehalten: www.ergonetz.de/integral2/index_e.html http://oic.fhg.de/oexc 7-38