5. Isolierungsmaßnahmen



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Transkript:

5. Isolierungsmaßnahmen 5.1 Übertragungsweg-abhängige Isolierungsmaßnahmen Übertragungsweg-abhängige Isolierungsmaßnahmen Institut für Hygiene und Umweltmedizin Der Begriff Isolierung (engl. isolation) umfasst allgemein die Maßnahmen, die getroffen werden, um eine Übertragung (engl. transmission) von Krankheitserregern zu verhindern. Wichtige Voraussetzung ist immer, dass die (Kapitel 5.0) Standardmaßnahmen mit guter Compliance durchgeführt werden. Je nach Übertragungsweg der Infektion können fallweise zusätzlich die Übertragungsweg-abhängigen Isolierungsmaßnahmen notwendig sein (engl. transmission-based precautions). Im Krankenhausalltag wird häufig fälschlicherweise vereinfachend Isolierung mit Einzelunterbringung gleichgesetzt. Die Einzelunterbringung stellt jedoch nur einen Aspekt der Isolierungsmaßnahmen dar (oft nicht einmal den wichtigsten!) und ist nicht für alle (Übertragungswegabhängigen) Isolierungsmaßnahmen notwendig. Hier werden die grundsätzlichen Prinzipien erläutert, die folgenden Kapitel 5.2.-5.13. sind nach Erregern geordnet. Kontakt-Isolierung (engl. contact precautions) Prinzip: Ziel ist die Vermeidung der Übertragung von Erregern, die so hochkontagiös sind, dass sie auch über die intakte Haut des Patienten und das patientennahe Umfeld übertragen werden können. (Die Standardmaßnahmen gehen davon aus, dass die intakte Haut und das Patientenumfeld wenn makroskopisch sauber nicht grundsätzlich als potentiell infektiös angesehen werden müssen.) Je nach Überlebensfähigkeit der Erreger kann die Umgebung des Patienten kontaminiert sein, obwohl es sauber aussieht. Beispiele für Notwendigkeit: 1. Wenn davon ausgegangen werden muss, dass die Erreger in relevanter Konzentration auf die gesamte Haut des Patienten und in sein direktes Umfeld Stand: August 2004 Br-vdL - LKH 5.1. Überwachungswegabhängige Maßn-8-04.doc Seite 1 von 6

verteilt werden können: Z. B. Durchfallerkrankungen bei inkontinenten Patienten, Säuglingen 2. Wenn die Erreger auch die intakte Haut (von Personal und Mitpatienten) infizieren können, beispielsweise: Herpes simplex (neonatal oder mukokutan), Herpes zoster (disseminiert) Impetigo Scabies, Pedikulosis 3. Bei bestimmten multiresistenten Erregern (z. B. MRSA, ESBL, VRE) wegen deren epidemiologischer Bedeutung siehe Kapitel 5.2. 5.4. Durchführung: Einzelunterbringung o wenn Einzelunterbringung nicht möglich: Kohortenisolierung (d.h. gemeinsame Unterbringung und Pflege von Patienten mit dem gleichen Erreger) o wenn nicht möglich, strikte Kittel/Handschuhpflege im Mehrbettzimmer vorzugsweise Zuordnung des Pflegepersonals zu Kontakt-isolierten Patienten bzw. nicht-kontakt-isolierten Patienten Zimmer kennzeichnen (vor Eintritt: Bitte beim Pflegepersonal melden) Immer hygienische Händedesinfektion beim Verlassen des Zimmers, auch wenn der Patient selbst nicht angefasst wurde. Handschuhe bei allen Arbeiten am Patienten Patientenbezogener Schutzkittel bei allen Arbeiten am Patienten (nicht nötig, wenn der Patient nicht angefasst wird, z.b. Essen reinbringen) Patientenbezogene Geräte, wie Stethoskop, RR-Manschette oder sorgfältige Stand: August 2004 Br-vdL - LKH 5.1. Überwachungswegabhängige Maßn-8-04.doc Seite 2 von 6

Desinfektion der Geräte vor Benutzung an anderen Patienten Patiententransport so selten wie möglich, Patient muss vor Verlassen des Zimmers die Hände desinfizieren. Isolierung bei Übertragung durch Tröpfchen (engl. droplet precautions) Prinzip: Ziel ist die Vermeidung der Übertragung von Erregern, die an Partikel > 5 µm gebunden sind. Diese Tröpfchen entstehen beim Sprechen, Husten, Niesen sowie beim Absaugen und bei Bronchoskopien. Die Tröpfchen werden im Umfeld von etwa 1 m versprüht, halten sich aber nicht längere Zeit in der Luft. Je nach Überlebensfähigkeit der Erreger kann die Umgebung des Patienten kontaminiert sein, obwohl es sauber aussieht. Beispiele für Notwendigkeit: Infektionen, die über Tröpfchen übertragen werden, haben oft, aber nicht notwendigerweise eine respiratorische Symptomatik. (Beispiele: Meningokokken, RS-Viren, Influenza) Durchführung: Einzelunterbringung o wenn Einzelunterbringung nicht möglich: Kohortenisolierung (d.h. gemeinsame Unterbringung und Pflege von Patienten mit dem gleichen Erreger) o wenn nicht möglich, strikte Kittel/Handschuhpflege im Mehrbettzimmer dabei Mindestabstand zwischen Patienten >1m Mund-Nasen-Schutz bei Arbeiten <1m Entfernung zum Patienten (falls Personal nicht sicher immun ist) Immer hygienische Händedesinfektion beim Verlassen des Zimmers, auch wenn der Patient selbst nicht angefasst wurde. Handschuhe bei allen Arbeiten am Patienten Stand: August 2004 Br-vdL - LKH 5.1. Überwachungswegabhängige Maßn-8-04.doc Seite 3 von 6

Patientenbezogener Schutzkittel bei allen Arbeiten am Patienten (nicht nötig, wenn der Patient nicht angefasst wird, z.b. Essen bringen) Patientenbezogene Geräte, wie Stethoskop, RR-Manschette oder sorgfältige Desinfektion der Geräte vor Benutzung an anderen Patienten Patiententransport so selten wie möglich, Patient soll beim Verlassen seines Zimmers einen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich vor Verlassen des Zimmers die Hände desinfizieren. Stand: August 2004 Br-vdL - LKH 5.1. Überwachungswegabhängige Maßn-8-04.doc Seite 4 von 6

Isolierung bei aerogener Übertragung (engl. airborne precautions) Prinzip: Diese Kategorie behandelt die Erreger, die sich in kleinsten Tröpfchen (< 5 µm) in der Luft halten und teilweise längere Zeit infektiös bleiben können. Mit dem Luftstrom könnten die Erreger auch über größere Entfernungen übertragen werden. Beispiele für Notwendigkeit: offene Tuberkulose (begründeter Verdacht oder bestätigt), sowie AIDS-Patienten mit Husten, Fieber und unklaren pulmonalen Infiltraten, solange eine Tbc nicht ausgeschlossen worden ist Varizellen und disseminierter Zoster Masern Pocken (siehe Kapitel 3.5. Infektionsstation) Durchführung: (eine sichere aerogene Isolierung ist in Berlin und Brandenburg nur auf der Sonderisolierstation S59 im CVK möglich (siehe Kapitel 3.5 Infektionsstation): Patienten mit Tbc, Masern und Varizellen können jedoch auch in anderen Krankenhäusern (CCM, CBF, CBB) behandelt werden, sofern folgende Maßnahmen eingehalten werden: Alle unter Isolierung bei Übertragung durch Tröpfchen genannten Maßnahmen, zusätzlich: Möglichst Raumlufttechnische (RLT) Anlage mit 6 bis 12 Luftwechseln pro Stunde, sonst häufig lüften. Erreger dürfen jedoch nicht in Räume gelangen können, wo sich anderen Patienten oder Personal aufhalten. Tür geschlossen halten, ggf. Unterdruck Mund-Nasen-Schutz bereits vor Eintreten in das Zimmer anlegen (außer für sicher immunes Personal bei Masern und Varizellen) Stand: August 2004 Br-vdL - LKH 5.1. Überwachungswegabhängige Maßn-8-04.doc Seite 5 von 6

Bei Masern und Varizellen möglichst Pflege durch immunes Personal Protektive Isolierung früher auch als Umkehrisolierung bezeichnete Maßnahmen zur Infektionsprävention bei besonders gefährdeten (z.b. immunsupprimierten) Patienten, diese werden im Kapitel 3.2. beschrieben. Stand: August 2004 Br-vdL - LKH 5.1. Überwachungswegabhängige Maßn-8-04.doc Seite 6 von 6