Demenz Was nun? Hilfsangebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörige im Werra-Meißner-Kreis



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Transkript:

Demenz Was nun? Hilfsangebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörige im Werra-Meißner-Kreis Anzeichen einer Demenz Leistungen der Pflegeversicherung Zusätzliche Betreuungsleistungen Tipps zum Umgang mit demenzkranken Menschen Entlastung pflegender Angehöriger Beratungsstellen im Werra-Meißner-Kreis Niedrigschwellige Betreuungsangebote Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen

Impressum Herausgeber Werra-Meißner-Kreis, Der Kreisausschuss Schlossplatz 1, 37269 Eschwege Telefon (05651) 3020, E-Mail wmk@werra-meissner-kreis.de Erarbeitet vom Fachgremium Versorgungsstrukturen für dementiell Erkrankte im Werra-Meißner-Kreis im Rahmen der Kreispflegekonferenz Stand Mai 2009 Kontakt Seniorenbüro Werra-Meißner Schlossplatz 1, 37269 Eschwege Telefon (05651) 302 1433 oder 302 1434 E-Mail seniorenbuero@werra-meissner-kreis.de Gestaltung Grafikatelier Antje Köhler www.die-visiomaten.de Fotos pixelio/gerd Altmann, Dixiland

Vorwort Anfänglich kleine Vergesslich keiten entwickeln sich zunehmend zum Verlust der vertrauten Identität. Dieser Prozess ist für alle Beteiligten mit viel Unsicherheit und Angst verbunden, die Zukunft erscheint unsicher, die Vergangenheit verliert sich für die Betroffenen im Strom der Zeit zurück bleiben nur kleine Inseln der Erinnerung. Demenz ein Thema, das uns alle treffen kann. Demenz ist eine der häufigsten Erkrankungen im höheren Alter. Möglicherweise stoßen wir im familiären Umfeld, im Freundes- oder Bekanntenkreis darauf, möglicherweise sind wir persönlich betroffen. Gleichzeitig stellen dementielle Erkrankungen mit der Betreuung und Pflege der betroffenen Personen eine besondere Herausforderung, insbesondere für pflegende Angehörige, dar. Der Wert des Engagements der pflegenden Angehörigen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Gefühl, dabei allein zu sein, sich mehr und mehr selbst aus dem vertrauten Lebensumfeld herauszunehmen wird häufig zur Realität. Deshalb möchten wir mit dieser Broschüre Betroffenen und Angehörigen im Werra-Meißner-Kreis helfen, Unter- stützung in Form von Informationen und praktischer Hilfe zu finden. Die Beschreibung möglicher Symp - to me am Beginn einer Erkrankung sowie die Hinweise zum Umgang mit erkrank ten Personen und die Entlastung pfle gender Angehöriger können der Diag nosestellung und der Alltagsbewälti gung im Umgang mit Betroffenen dienen. Kompetente Ansprechpartner finden Betroffene und deren Angehörige in den entsprechenden Beratungsstellen. Außerdem halten die Pflegekassen verschiedene Leistungen zur Unterstützung der Versorgung Demenzkranker bereit diese reichen von ehrenamtlich unterstütz ten Betreuungsformen bis zu profes sioneller Pflege zu Hause oder in sta tionären Einrichtungen. Die beiliegende Liste entsprechender Angebote bietet einen regionalen Überblick. Es ist uns ein Anliegen, Sie mit Ihren Fragen nicht allein zu lassen! Das Seniorenbüro des Werra-Meißner- Kreises steht als kompetente Kontaktstelle gern zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Ihr Stefan G. Reuß, Landrat 3

Demenz Was nun? Die geistige Leistungsfähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab, Menschen werden vergesslich. Sie verlegen Dinge, erinnern sich nicht mehr an Geburtstage oder vergessen, was sie am Tag zuvor getan haben. Manche können sich nur noch schwer konzentrieren oder sich Neues nicht mehr merken; es fehlen Dinge im Haushalt sie sind plötzlich verschwunden. Die Orientierung macht zu schaffen nach einem Spaziergang finden sie nicht mehr nach Hause oder sie leben in längst vergangenen Zeiten. Die Betroffenen merken am Beginn der Erkrankung, dass sie sich verändern. Sie ziehen sich zurück, isolieren sich, werden unruhig, wenn sie etwas suchen oder auch aggressiv, wenn man versucht, ihnen zu helfen. Das erschwert den Umgang und belastet die Beziehung zu den Angehörigen. Diesen fällt es immer schwerer, die Verhaltensänderung als Folge der Krankheit zu begreifen. Aggressionen bis hin zu tätlichen Übergriffen, Rastlosigkeit und die Umkehr des Tages-Nacht-Rhythmus sind oft der Grund dafür, dass die Versorgung Betroffener in der Häuslichkeit erschwert wird. 4 Anzeichen einer Demenz Stellen Sie fest, dass... kurz zurückliegende Ereignisse vergessen werden? bei der Ausübung gewohnter Tätigkeiten Schwierigkeiten auftreten? Sprachstörungen vorhanden sind? das Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten nachlässt? Schwierigkeiten auftreten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden? der Überblick über finanzielle Angelegenheiten verloren geht? Gefahren falsch eingeschätzt werden? bislang nicht gekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängst- lichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen auftreten? Fehler, Irrtümer oder Verwechslungen hartnäckig abgestritten werden? Diese Symptome können auf eine Demenzerkrankung hindeuten! Was kann man tun? Je früher die ersten Anzeichen richtig gedeutet werden und ein Arzt aufgesucht wird, umso besser ist die Chance, das Fortschreiten der Erkrankung zeitlich aufzuschieben und die geistige Leistungsfähigkeit des Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten.

Zunächst sollte der Hausarzt kontaktiert werden, dieser kann zur weiteren Abklärung die Überweisung an einen Facharzt für Psychiatrie oder Neurolo gie oder an eine Gedächtnissprech stunde veranlassen. Die optimale Behandlung basiert auf einer guten Zusammenarbeit zwischen Betroffenem, Angehörigen und Ärzten. Welche Hilfen bietet die Pflegeversicherung? Verschiedene Leistungen kommen in Frage lassen Sie sich beraten! Die monatlichen Leistungen für die häusliche Pflege erfolgen als Geld- oder Sachleistung. Während bei Inan spruchnahme der Geldleistung die Pflege durch privat organisierte Helfer gewährleistet wird, dient die Sachleis tung der Einbindung professioneller Hilfe in Form von Pflegediensten. Diese beiden Leistungsvarianten können miteinander kombiniert werden. Als ergänzende Leistungen zur häuslichen Pflege werden Tages- und Nacht pflege, Kurzzeitpflege und Verhinde rungspflege von der Pflegekasse fi nan ziert. Die Hilfsmittelversorgung durch die Pflegeversicherung beinhaltet: 31,- monatlich für zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel (z. B. Einweghandschuhe) Vergabe von technischen Hilfsmitteln (oft leihweise, ansonsten 10% bis maximal 25,- Eigenanteil) Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes werden einmalig bis zu 2557,- bezuschusst (z. B. Badumbau, Einbau eines Treppenliftes u. ä.). Weiterhin erbringt die Pflegeversicherung Leistungen zur sozialen Sicherung der Pflegeperson, indem unter bestimmten Voraussetzungen Beiträge zu Sozialversicherungen der privaten Pflegepersonen gezahlt werden. Pflegekurse sowie kostenfreie Einzelschulungen in der Häuslichkeit der Pflegebedürftigen runden das Leistungsspektrum ab. Für Pflegebedürftige mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz werden für zusätzliche Betreuungsleistungen entsprechend der Pflege situation auf der Grundlage der dauerhaften Fähigkeitsstörungen bis zu 100,- monatlich (Grundbetrag) bzw. bis zu 200,- monatlich (erhöhter Betrag) übernommen. Diese Leis tung ist nicht an eine Pflegestufe gebunden. Bis zu 6 Monate können sich privat Pflegende in Betrieben ab 15 Mitarbeitern von ihrer Arbeit im Rahmen einer Pflegezeit für Angehörige unbezahlt frei stellen lassen. Während dieser Zeit besteht weiter hin Sozial versicherungsschutz. Für unerwartet auftretende Pflegebedürftigkeit besteht außerdem ein Anspruch auf kurzzeitige Freistellung für bis zu 10 Arbeitstage. 5

Zusätzliche Betreuungsleistungen 6 Diese Leistungsvariante der Pflegeversicherung kann in folgenden Bereichen abgerufen werden: Stationäre Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) stellen für die Betreuung demenzkranker Personen zusätzlich geschultes Personal ein, welches von der Pflegeversicherung finanziert wird (für 25 Bewohner mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz steht eine zusätzliche Betreuungskraft zur Verfügung). Im ambulanten Bereich kommen verschiedene Leistungsarten in Frage: Tages- und Nachtpflegeangebote in stationären Einrichtungen Kurzzeitpflege in stationären Einrichtungen Registrierte Angebote zugelas - se ner Pflegedienste als Gruppenangebot oder Einzelbetreuung in der Häuslichkeit Landesrechtlich anerkannte niedrigschwellige Betreuungsangebote Unter niedrigschwelligen Betreuungsangeboten versteht man die stundenweise Betreuung von Menschen mit Demenz, geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen durch geschulte Personen unter Anleitung einer Fachkraft. Die Betreuung erfolgt entweder in Betreuungsgruppen oder als Einzelbetreuung im häuslichen Bereich. In Betreuungsgruppen werden ca. drei bis acht Erkrankte ein- oder mehrmals wöchentlich für ca. drei bis vier Stunden betreut. Die Gruppe bietet den Kranken die Möglichkeit, Geselligkeit in einem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Rahmen, der Versagensängste weitgehend vermeidet, zu erfahren. Die Kranken werden durch die Gruppe emotional aufgefangen und gestützt. Dadurch wird das Selbstwertgefühl gestärkt und die Selbständigkeit bleibt länger erhalten. Den Angehörigen bietet die Betreuungsgruppe Entlastung sowie Kontaktmöglichkeiten zu anderen Angehörigen und den geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Einzelbetreuung im häuslichen Bereich orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Kranken und deren Angehöriger. Auch hier wird das Ziel verfolgt, die Person zu stützen und emotional aufzufangen. Zusätzliche Betreuungsleistungen werden im Werra-Meißner-Kreis von ambulanten Pflegediensten, stationären Einrichtungen und weiteren Organisationen entsprechend der beiliegenden Liste angeboten.

Tipps zum Umgang mit Demenzkranken Orientierungshilfen Die räumliche Orientierung der kranken Person wird erleichtert durch... eine einfache und übersichtliche Gestaltung des Wohnbereichs. die Beibehaltung der gewohnten Ordnung von Möbel- und Erinnerungsstücken, auch nach einem Umzug. das Akzeptieren des von den Kranken als angenehm empfundenen Maßes an Ordnung bzw. Unordnung, bei dem sie sich am besten zurechtfinden. die Reduzierung von Zahl und Vielfalt von Reizen im Raum (z. B. könnten Teppichmuster als Hindernisse gedeutet werden). die Kennzeichnung von Räumen sowie von Aufbewahrungsorten für persönliche Dinge (z. B. Kochtopfzeichen an der Küchentür). die Nutzung von Kontrastfarben zum Herausheben von Geländern, Türen, elektrischen Schaltern usw. eine helle und möglichst schattenfreie Beleuchtung. Wiederholtes Fragen Versuchen Sie, die Fragen zu beantworten. Schreiben Sie die Antwort gut lesbar auf und zeigen Sie auf die Notiz, sobald Ihr Angehöriger die Frage stellt. Geben Sie nicht nur eine Antwort, sondern auch Beruhigung. Wenn Sie die Geduld verlieren, gehen Sie für kurze Zeit aus dem Zimmer. Falls Sie die Frage nicht beantworten, widmen Sie ihr/ihm anderweitig mehr Aufmerksamkeit. Unterbrechen Sie die Situation, indem Sie die betroffene Person mit etwas anderem beschäftigen. Aktivieren verbliebener Fähigkeiten Beispielsweise können Sie... Bewegungsübungen, Musik- und Kunsttherapie durchführen. Tätigkeiten der Selbstversorgung (z. B. Körperpflege) üben. die Kommunikation fördern. Wahrnehmungsübungen und Anregung der Sinne (z. B. vertraute Düfte) in den Alltag einbinden. alte Erinnerungen und vertraute Aktivitäten wiederbeleben. 7

8 Gestörte Merkfähigkeit und Gedächtnisabbau Verzichten Sie auf Korrekturen von Fehlleistungen, wann immer das möglich ist, da dies die Erkrankten beunruhigt und beschämt. Vermeiden Sie Gehirntraining in Form von Abfrageübungen da die Vergesslichkeit nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, sind solche unprofessionel len Übungen lediglich quälend und beschämend. Nehmen Sie das Verhalten des Erkrankten nicht persönlich, z. B. wenn er/sie Ihren Namen vergisst. Lassen Sie vergessene Informationen wie das aktuelle Datum oder Namen unauffällig ins Gespräch einfließen. Im Anfangsstadium der Krankheit können Notizen (Tagebucheinträ ge usw.) Schilder an Türen und Ähnliches helfen, das Erinnerungsvermögen zu stützen. Eine gleichbleibende Umgebung und ein strukturierter Tagesablauf reduzieren die Probleme, die durch Gedächtnisstörungen auftreten. Halten Sie lebensgeschichtliche Erinnerungen des/der Kranken lebendig. Schauen Sie sich z. B. gemeinsam alte Fotos an. Wirklichkeitsfremde Überzeugungen Versuchen Sie einen Überblick zu behalten, wo Ihr Angehöriger Gegenstände normalerweise versteckt. Bei vermissten Gegenständen helfen Sie bei der Suche und beruhigen Sie den dementiell Erkrankten. Suchen Sie die Ihnen bekannten Verstecke von Zeit zu Zeit nach gehorteter Nahrung ab. Achten Sie beim Leeren von Papierkörben auf versteckte Gegenstände. Nehmen Sie auch wenn es schwer fällt Anschuldigungen nicht persönlich, sondern als Symp tom der Krankheit. Versuchen Sie zu erklären und zu beruhigen, ohne den Wahrheitsgehalt der Aussagen des Kranken in Frage zu stellen. Versuchen Sie, Ihren Angehörigen abzulenken. Entfernen Sie Bilder und Tapeten mit irritierenden Mustern oder Motiven und leuchten Sie dunkle Ecken gut aus.

Umgang mit Gefühlen Akzeptieren Sie unreife Notreaktionen wie z. B. ein das war ich nicht für ein eingenässtes Bett als Zuflucht zu einem ungenügenden Bewältigungsversuch. Vermeiden Sie soweit als möglich alles, was negative Gefühle der Kranken zur Folge hat, wie Kritik, Überforderung oder unangenehme Situationen. Ermutigen und loben Sie Ihren Angehörigen oft. Beruhigen Sie sie/ihn bei Angstoder Furchtreaktionen und halten Sie Körperkontakt. Beziehen Sie starke Gefühlschwankungen nicht auf sich. Wenn sich der dementiell Erkrankte bei Ihnen anklammert oder Ihnen hinterherläuft, versichern Sie ihr/ ihm, dass Sie wiederkommen und suchen Sie jemanden, der sich während Ihrer Abwesenheit um die kranke Person kümmert. Umgang mit Aggressionen Versuchen Sie... gelassen zu bleiben und beruhigen Sie die kranke Person. die kranke Person abzulenken. durch Körperkontakt die kranke Person zu beruhigen. auf Ihre Sicherheit zu achten, indem Sie sich einen Fluchtweg offen halten und lernen, wie man sich sanft aus einem festen Griff befreit. Sprechen Sie, sobald Sie sich überfordert oder bedroht fühlen, mit einer Person Ihres Vertrauens. Informieren Sie einen Arzt. Vermeiden Sie... Konfrontation, Diskussion und Streit. die kranke Person gewaltsam festzuhalten. sich selbst in eine Ecke treiben zu lassen. dem/der Kranken keinen Platz zu lassen. Provokation durch Necken oder Lachen. Angst zu zeigen. gewaltsames Losreißen, wenn der/ die Kranke Sie festhält. Bestrafung der kranken Person. 9

Nächtliches Wandern und Unruhe Nächtliches Wandern Versuchen Sie, eine sichere Umgebung zu schaffen und sorgen Sie dafür, dass die Türen nach draußen nachts verschlossen sind. Bewegungsmelder zeigen an, wann die kranke Person das Zimmer verlässt, so vermeiden Sie es, unnötig wach zu werden. Begrenzen Sie den Schlaf der Kranken tagsüber und sorgen Sie dafür, dass er/sie ausreichend Bewegung hat. Ein bequemes Bett, eine angenehme Raumtemperatur und ein warmes Milchgetränk helfen beim Einschlafen. Falsch dosierte Beruhigungsmittel können nächtliches Wandern verstärken. Nervöses Hin- und Herlaufen Laufen lassen ist oft die beste Lösung. Suchen Sie nach Ursachen für die Unruhe wie z. B. körperliches Unwohlsein, ein spitzer Stein im Schuh usw. Das gemeinsame Beginnen einer anderen Aktivität oder ein gemeinsamer Ortswechsel kann die Unruhe lindern. Finden Sie gemeinsam mit dem Erkrankten eine sinnvolle Tätigkeit wie Kartoffelschälen, Gartenarbeit usw. Versuchen Sie ihm/ihr zu vermitteln, dass er/sie in Ihrer Nähe sicher und geborgen ist. Eventuell beruhigt ein Schluck Wasser die erkrankte Person. 10

Entlastung pflegender Angehöriger Sie als Pflegeperson müssen sich Freiräume schaffen, um die Pflegesituation dauerhaft bewältigen zu können. Das bedeutet in erster Linie, Entlastungsangebote anzunehmen und Hilfe von Außen in die Versorgung ihres Angehörigen einzubinden. Fragen Sie sich Folgendes Wer kann bei der Versorgung helfen (z. B. Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn, ehrenamtliche Helfer, professionelle Kräfte)? Wie oft kann ich Unterstützung erwarten, wie zuverlässig erfolgt die Unterstützung? Wie sehr wird das eigene (Familien-) Leben beeinträchtigt, wo sind die Grenzen? Versuchen Sie Folgendes Nehmen Sie sich einmal pro Woche einen ganzen Tag oder wenigstens ein paar Stunden frei. Das Gegenteil des Alltags bringt oft die größte Entspannung: z. B. Begegnung mit vielen Menschen statt die Konzentration auf einen einzelnen oder Bewegung an frischer Luft statt Stillsitzen zu Hause. Autogenes Training oder andere Entspannungstechniken können helfen, den Alltag besser zu meistern. Volkshochschulen oder Fachärzte bieten entsprechende Kurse an. Die Zusammenarbeit mit anderen Helfern bringt Entlastung nehmen Sie Kontakt mit Selbsthilfegruppen auf. Suchen Sie emotionale Unterstützung bei Ihrer Familie, Freunden oder professionellen Helfern. Wachsen Ihnen die Probleme über den Kopf, versuchen Sie Prioritäten zu setzen wenden Sie sich zunächst dem dringlichs ten Problem zu und suchen Sie eine Lösung. 11

Weitere Informationen Seniorenbüro Werra-Meißner Schlossplatz 1, 37269 Eschwege Telefon (05651) 302 1433 oder 1434 Sprechzeiten: Di 8.30-11.30 Uhr, Do 14.30-17.30 Uhr und nach tel. Vereinbarung Außerdem finden regelmäßig Sprechzeiten in Witzenhausen statt. Nähere Informationen dazu erhalten Sie im Seniorenbüro Werra-Meißner. Institutsambulanz - Zentrum für soziale Psychiatrie Werra Meißner Reichensächser Str. 21, 37269 Eschwege Gartenstr. 12, 37213 Witzenhausen Telefon (05651) 82 13 21 Telefon (05542) 93490 Am Mühlenberg 14 Sprechzeiten jeweils: 37235 Hessisch Lichtenau Mo - Do 8.00-12.00 Uhr/13.00-16.00 Uhr Telefon (05602) 3016 oder 3017 Fr 8.00-14.00 Uhr und nach Vereinbarung Krisenhotline 24 h/täglich (05651) 82 11 11 Alzheimer Gesellschaft Werra-Meißner e. V. Telefon (05651) 3354179 Sprechzeiten: im Rathaus, Obermarkt 22, 37269 Eschwege Mi 10.00-13.00 Uhr und nach Vereinbarung Alzheimertelefon der Deutschen Alzheimergesellschaft Telefon (01830) 17 10 17 (9 cent/min) Sprechzeiten: Mo - Do 9.00-18.00 Uhr, Fr 9.00-15.00 Uhr