Handwerk oder Kopfwerk? Die Herausforderungen und der Bildungslift



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Transkript:

Handwerk oder Kopfwerk? Die Herausforderungen und der Bildungslift Dr. Beat Sottas SIRMED Nottwil 5.12.15 1 Inhalt 1. «Gesundheitsberuf» 2. «Bildungslift» 3. Mehrwerte 4. Erkenntnisse aus der Schweiz 1

05.12.2015 Handwerk oder Kopfwerk? 1438 Herzog Friedrich IV Österreich Handwerk oder Kopfwerk? Gesundheitsschutz Verfassungen garantieren Gesundheitsschutz: CH Art. 118 BV + 15 weitere Verfassungsartikel Reglementierte Berufe auf Stufe Bund seit 1874 Kontrolle der Fachpersonen Vorgaben zu Ausbildung, Berufsbefähigung und Berufsausübung, basierend auf inländischen Normen, internationale Standards in den Berufen, EU-Richtlinien Breites Spektrum an Zielen - wissenschaftlich fundiertes Kompetenzniveau - Nicht-Schädigung und Patientensicherheit - Täuschungsschutz - Wirksamkeit und Qualität - Grundversorgung und Angebotsregulation - ggf. Einschränkung der Berufsausübung 4 2

Handwerk oder Kopfwerk? Druck Richtung EQF 6 Doktorat Master Bachelor «Bildungslift» Akademisierung Bachelor als Standard Abschluss für Berufe im Gesundheitssystem wegen - Komplexität der Herausforderungen - Fallverstehen in Prozessen, - tragfähige interprofessionelle Versorgungsketten Berufsbildung tertiär nicht akademisch, Arbeitsmarkt-relevante Qualifikation Post-Sekundärstufe nicht-tertiäre Bildung Sekundarstufe EU: Bildung = Wettbewerbsfähigkeit + Antworten auf Bedarfe Careum Sottas 3

Druck Richtung EQF 6 Doktorat Master Bachelor «Bildungslift» Akademisierung Bachelor als Standard Abschluss für Berufe im Gesundheitssystem wegen - Komplexität der Herausforderungen - Fallverstehen in Prozessen, - tragfähige interprofessionelle Versorgungsketten Berufsbildung tertiär nicht akademisch, Arbeitsmarkt-relevante Qualifikation Post-Sekundärstufe nicht-tertiäre Bildung Sekundarstufe EU: Bildung = Wettbewerbsfähigkeit + Antworten auf Bedarfe Careum Sottas EQF 6 = Fachkompetenz [Expertise] ja, aber noch viel mehr! Allgemeine Kompetenzen: A Gesundheitspolitisches Orientierungswissen B Berufsspezifische Expertise und Methodenkompetenz C Professionalität und Verantwortungsbewusstsein D Fähigkeiten betr. Kommunikation, Interaktion, Dokumentation Berufsspezifische Kompetenzen: Rolle Experte in [Rettungsmedizin] Rolle Kommunikator Rolle Teamworker Rolle Manager Rolle Health Advocate Rolle Lernende und Lehrende Rolle Professionsangehörige traditionelle Kompetenz- Konzeption: Fähigkeiten + Fertigkeiten.; Routine, Zuverlässigkeit, Patientensicherheit Tun wir richtig, was wir tun? Standards aus Selbstorganisation Tun wir das Richtige? Gegenstand Methoden Qualifizierungswege 4

EQF 6 = Fachkompetenz [Expertise] ja, aber noch viel mehr! Allgemeine Kompetenzen: A Gesundheitspolitisches Orientierungswissen B Berufsspezifische Expertise und Methodenkompetenz C Professionalität und Verantwortungsbewusstsein D Fähigkeiten betr. Kommunikation, Interaktion, Dokumentation Berufsspezifische Kompetenzen: Rolle Experte in [Rettungsmedizin] Rolle Kommunikator Rolle Teamworker Rolle Manager Rolle Health Advocate Rolle Lernende und Lehrende Rolle Professionsangehörige Paradigmenwechsel Mitte der 90er-Jahre: Wer im Gesundheitssystem einen wirksamen Beitrag leisten will, muss mehr sein als Versorger Profil erweiterte und neue Kompetenzen: Health Professionals + Gesundheitssystem sollen mit veränderten Bedürfnissen der Gesellschaft + Bürger Schritt halten Tun wir das Richtige? Gegenstand Methoden Qualifizierungswege EQF 6 = deutliche Mehrwerte, deutlich mehr Nutzen Sekundarstufe Höhere Berufsbildung Hochschule Berufsbildung Substanzielle Mehrwerte + Mehrkompetenz bei Hochschulabschluss 5

EQF 6 fördert Expertise zu «Reflective Practitioner» Outcome: Expertise statt Assistentenfunktionen Outcome: kann sich ein Spital leisten, diese Potenziale nicht zu nutzen? Careum Sottas Kombiniert Infos: alte Konzepte nutzen für neue Ideen; reflexive Beobachtung; Lösungen entwerfen; Prognosen machen Theorien + Werte + Ideologien beurteilen; Ergebnisse bewerten; Empfehlungen formulieren, Entscheide begründen; Praxis durch Interventions- Strategien verändern 1 1 Akademisierung: Lektionen aus der Schweiz Was hat sich insgesamt in der Forschung/Praxis der Gesundheitsberufe verändert? 1 Skepsis Arbeitsmarkt + Politik (Akademisierungsfalle) vs. problemlose Absorption (machen besseren Job) - Praxisdefizit bei Berufseinstieg nach 6 Monaten kompensiert - begehrt für Bewältigung der zunehmenden Komplexität - anfängliche Abwehr, Trend hin zu Fachführung 2 Forschung - deutlich sichtbare anwendungsbezogene Fachforschung - stark auf Professionsprofilierung fixiert - gute Rückwirkung auf Aus- und v.a. Weiterbildung - immer öfter auch Beiträge zu Versorgungsforschung - Wettbewerb der Standorte und Ausbildungsstätten (gegeneinander, bisher wenig Verbunddenken = strukturell schwach) 3 Praxisbezug ist überhaupt kein Problem Skills Labs und Simulation als Teile der prakt. Ausbildung in FH 6

Akademisierung: Lektionen aus der Schweiz «Augenhöhe» 1 Bologna für alle - Medizinalberufe und Gesundheitsberufe haben formal gleichen Abschluss MSc MMed (strahlt auf BSc) - Master treffen auf Master - FH haben bessere Forschungsskills und mehr Prozessverständnis 2 Regionale Unterschiede sichtbar Französische Schweiz (Vollakademisierung) Deutsche Schweiz (15% HochschulabsolventInnen) - Berufe entwickeln sich nicht gleich Fallbeispiel Rettungsmedizin wäre interessant für taxonomische Evaluation! Akademisierung: Lektionen aus der Schweiz Anhaltspunkte für verbesserte patientenrelevante Outcomes dank Akademisierung 1 Effekte der «Reflexive Practitioner» - substanzieller Unterschied zwischen Fachpersonen Sek II (gut ausführen) und Fachpersonen aus Hochschulen (reflexiv/proaktiv handeln) bei Pflege, MTRA und LabMed - gute Skills und breiter angelegte Kompetenzen System- und Prozessblick - Qualitätsverbesserungen - oft wichtig für OE / Prozessoptimierungen / Kulturveränderung 2 Beim Patienten oder im Büro - Vorurteile betr. «Akademiker für das Büro» durch intensive und wirksame patientennahe Arbeit widerlegt - deutlich über den anfänglichen Erwartungen - Lust auf mehr - es entstehen Rollenmodelle - nicht nur arztentlastend, Aufgabenübertragungen insb. bei Masters 7

Take Home Messages Besten Dank 1 Weil es nicht mehr um «Brancardier»-Tätigkeiten geht, würden - die Komplexität der Herausforderungen - das notwendige Fallverstehen und Intervenierenkönnen und - die Schnittstellenkompetenz das Besteigen des Bildungslifts nahe legen 2 Angesichts der unterschiedlichen Bildungssysteme Lösungen suchen Berufsschule Tertiär B Höhere Fachschulen Schweiz als Zwitterstruktur FH 3 Ev. Elitenbildung ins Auge fassen Kooperations-Bachelor / Kooperationsmaster D-A-CH unter Einbezug der erweiterten Kompetenzen und Leadership Dr. Beat Sottas sottas formative works Rue Max-von-Sachsen 36 1722 Bourguillon FR +41 79 285 91 77 sottas@formative-works.ch www@formative-works.ch 8