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Fett-Schulung

Über uns ZET-CHEMIE GmbH Gründung: 1989 Geschäftsführer: Jürgen Zimmerhackl Sitz: Heisenbergstraße 3 und 7 Mitarbeiter: 25 Produktion und Verkauf: 8.000.000 Liter Produktpalette: - Schmierstoffe für die Metallbearbeitung - Korrosionsschutzfluids - Industrieschmierstoffe - Reinigungsmittel - Fette Stand 12.2014 Fett-Schulung 2

1. Einführung Schmierfette können in Metallseifen- und Nichtseifen-Schmierfette unterteilt werden. Ein anderes Schema unterscheidet nach mineralölbaischen und synthetischen Schmierfetten. Haftschmierstoffe nehmen dabei eine Sonderstellung ein. Schmierfette Fette mit Metallseifenverdicker* Schmierfette mit Nichtseifenverdicker** Haftschmierstoffe Mineralöl als flüssige Phase Synthetische*** Flüssigkeit als flüssige Phase Mineralöl als flüssige Phase Synthetische Flüssigkeit als flüssige Phase Sprühhaftschmierstoff mit Festschmierstoffen Bitumenhaltige Schmierstoffe * Seifenverdicker: Einfachseife, Gemischtseife, Komplexseife untersch. Metallbasen, z.b. Ca, Na, Li, Al, usw. ** Nichtseifenverdicker: Organische und anorganische Feststoffe, z.b. Tonerde (Betonit, Kieselgel, Polyharnstoff, Ruß, usw) *** Synthetische Flüssigkeiten: Silikone, Ester, Polyglykole Stand 12.2014 Fett-Schulung 3

2. Definition der Schmierfette Physikalisch betrachtet gehören Schmierfette zu den Dispersionen, genauer zu den Suspensionen von Festkörpern in Flüssigkeiten. Es existieren folgende Definitionen für Schmierfette: - Schmierfette sind konsistente Schmierstoffe, die aus Mineralöl und/oder Syntheseöl sowie einem Dickungsmittel bestehen. Sie können Wirkstoffe und/oder Festschmierstoffe enthalten (DIN 51 825) - Ein Schmierfett ist ein fester oder halbflüssiger Stoff, der aus der Dispersion eines Dickungsmittels in einem flüssigen Schmierstoff resultiert; andere Bestandteile, die besondere Eigenschaften vermitteln, können enthalten sein (ASTM D 288-68). - Schmierfette sind fixierte, d.h. nicht frei fließende Schmierstoffe und als solche in einem gewissen Grade beständig gegen formveränderte Kräfte. Schmierfette sind am Weglaufen gehinderte Schmieröle. - Schmierfette sind physikalisch gesehen kolloidale Suspensionen von geeigneten Verdickern (feste Phase) in Mineralölen und/oder Syntheseölen (flüssige Phase). Stand 12.2014 Fett-Schulung 4

3.1 Allgemeine Hinweise Obwohl Schmierfette rein äußerlich als einheitliche, homogene Stoffe erscheinen, bestehen sie im chemischen Sinne aus einer Vielzahl von Einzelverbindungen überwiegend organischer Natur. Diese lassen sich in drei Komponentengruppen zusammenfassen, die in der Regel wie folgt an den Formulierungen für Schmierfette beteiligt sind: a. Grundöl - 70 95 % b. Verdicker - 3 30 % - Grundfette c. Wirkstoffe - 0 10 % - Zusätze Im einzelnen Fall resultiert die chemische Konstitution eine Schmierfettes aus dem Anteil und der Beschaffenheit dieser Komponentengruppen Stand 12.2014 Fett-Schulung 5

3.2 Grundöle Von den Grundölen, die mengenmäßig den Hauptbestandteil und die Trägersubstanz der Fette darstellen, ist zu fordern, dass sie selbst gute Schmierungseigenschaften, d.h. Schmierölcharakter besitzen. Außerdem müssen sie chemisch neutral und reaktionsträge sein, da sie nicht mit anderen Schmierfettkomponenten reagieren und auch nicht die Werkstoffe an den Reibstellen (Korrosion) und in deren Umgebung (z.b. Dichtungsmaterialien) angreifen dürfen. Stand 12.2014 Fett-Schulung 6

3.2 Grundöle 3.2.1 Mineralöle Die genannten Anforderungen werden in der Regel von den in den höhersiedenden Mineralölschnitten vorliegenden Kohlenwasserstoffgemischen gut erfüllt, so dass aus qualitativen wie auch aus preislichen Gründen nach wie vor die Mehrzahl der Schmierfette Mineralöl-Grundöle enthalten. Diese Grundöle unterscheiden sich untereinander chemisch gesehen durch unterschiedliche Gehalte an aromatischen, naphthenischen, paraffinischen, kettenförmigen oder ringförmigen Kohlenwasserstoffen, deren Verhältnis zueinander von der jeweiligen Rohölprovinienz und dem Raffinationsgrad abhängt und durch letzteren in gewissen Grenzen verändert werden kann. Stand 12.2014 Fett-Schulung 7

3.2 Grundöle 3.2.1 Mineralöle Generell kommen diese Fraktionen der Mineralölverarbeitung infrage: Vakuumdestillate Vakuumdestillate -Solvate -Extrakte -Spindelöle -entparaffiniert -Solvate entparaffiniert -Zweitraffinate -Neutralöle -hydrofiniert -Solvate hydrofiniert -Medium -entparaffiniert und hydrofiniert -Solvate entparaffiniert und hydrofiniert -Brightstock Die Auswahl des Grundöls richtet sich im Einzelfall nach dem Qualitätsniveau und dem Anwendungszweck des Schmierfettes. Besonders hochwertige Schmierfettsorten werden auf der Basis entparaffinierter, hydrofinierter Solventraffinate und von Brightstock hergestellt Stand 12.2014 Fett-Schulung 8

3.2 Grundöle 3.2.2 Syntheseöle Mehr als 95 % der heute produzierten Schmierfette basieren auf Mineralölen als Grundöle. Daneben gibt es aber für spezielle Anwendungsbereiche und extreme Betriebsbedingungen, gekennzeichnet durch hohe und niedrige Drehzahlen, aggressive Medien, usw., Spezialschmierfette mit synthetischen Grundflüssigkeiten. Synthetische Flüssigkeiten für Schmierfette: Dicarbonsäureester Methylolester Silikone, Siloxane Alkoxifluoröle Polyalkylenglykol Polyalphaolefine Alkylbenzole Polyphenyläther Stand 12.2014 Fett-Schulung 9

3.3 Verdicker 3.3.1 Übersicht Die eigentliche Komponente, die einem Schmierfett seine wesentliche Eigenschaft, nämlich die Struktur, verleiht, ist das jeweilige Dickungsmittel. Als Verdicker kommen nachfolgende Stoffklassen zu Anwendung: Einfache Metallseifen Komplexe Metallseifen Nichtseifen Kalziumseifen Aluminiumseifen Natriumseifen Lithiumseifen Bleiseifen Zinkseifen Kalzium- Aluminium- Natrium- Lithium- Bariumkomplexseifen Oleophiles Siliciumdioxid Organophile Tonmineralien Polyharnstoffe Polymerkohlenwasserstoffe Metalloxide, -hydroxide, -carbonate Oleophiler Graphit Anorganische Pigmente Die Verdicker sind in der Regel bei Normaltemperatur feste Verbindungen, die im Grundöl kolloid-dispers gelöst sind und bei Extraktion der Schmierfette mit inpolaren Lösungsmitteln ausfallen. Den Hauptanteil der Verdicker für Schmierfette stellen die einfachen Metallseifen, von denen wiederum die Lithium-12-hydroxystearatseifen am weitesten verbreitet sind, und zwar mit etwa 65 % aller Schmierfette. Stand 12.2014 Fett-Schulung 10

3.3 Verdicker 3.3.2 Einfache Metallseifen Sie sind die neutralen Metallsalze der natürlich vorkommenden Fettsäuren und deren hydrierter Formen mit den entsprechenden Metallen, bevorzugt mit solchen aus der Gruppe der Alkali- (Lithium, Natrium) und Erdalkalimetalle (Kalzium, Barium). z.b. Li-12-hydroxistearat (Li-Seife), Ca-distearat (einfache Kalkseife) Die verwendeten Fettsäuren unterscheiden sich durch die Anzahl ihrer Kohlenstoffatome (Kettenlänge) und der Doppelbindungen. Eine Sonderstellung nimmt die 12- Hydroxystearinsäure ein, die aus der natürlich vorkommenden Rizinolsäure (Rizinusöl) durch Hydrierung gewonnen wird. Ihre Lithium- und Kalziumsalze ergeben besonders walkstabile Schmierfette. Stand 12.2014 Fett-Schulung 11

3.3 Verdicker 3.3.2 Einfache Metallseifen Die wichtigsten Fettsäuren für die Schmierfettherstellung sind: Bezeichnung Kettenlängbindungen Doppel- Hauptfettsäuren der natürlichen Triglycerdide in Palmitinsäure C 16 0 Palmöl, Rindertalg, Baumwollsaatöl, u.a. Palmitoleinsäure C 16 1 Heringsöl, Sardinenöl, Rindertalg Stearinsäure C 18 0 Rindertalg, Sonnenblumenöl Ölsäure C 18 1 Oliven-, Erdnussöl, Rindertalg, Sonnenblumen-, Sojabohnenöl Ricinolsäure C 18 1 Ricinusöl Linolsäure C 18 2 Sonnenblumenöl, Sojabohnenöl, Maiskernöl, Baumwollsaatöl Linolensäure C 18 3 Leinöl, Rüböl, Sojabohnenöl Arachinsäure C 20 0 Gewinnung durch Hydrierung von ungesätt. C 20 -Säuren Gadoleinsäure C 20 1 Rüböl Ungesättigte Fetts. C 20 2-6 Heringsöl, Sardinenöl Behensäure C 22 0 Gewinnung durch Hydrierung von ungesätt. C 22 -Säuren Erucasäure C 22 1 Rüböl Ungesättigte Fetts. C 22 3-6 Heringsöl, Sardinenöl Stand 12.2014 Fett-Schulung 12

3.3 Verdicker 3.3.3 Komplexe Metallseifen Dies sind ebenfalls neutrale Metallsalze. Sie unterscheiden sich von den einfachen Metallseifen dadurch, dass ein und dieselbe Kationenart neben Anionen unterschiedlicher Säuren (Carboxylatanionen) vorliegt. Diese gemischten Salze entstehen bei der Coneutralisation von ein- oder mehrsäurigen Basen mit äquivalenten Gemischen verschiedener Säuren. Typische Beispiele sind die Kalzium- und die Aluminiumkomplexseifen; bei letzteren handelt es sich allerdings um basische Salze des Aluminiumhydroxids, die bei der Umsetzung von Aluminiumalkoholat mit 2 Äquivalenten Säure gebildet werden. 3.3.4 Oleophiles Siliziumoxid Dies ist der Verdicker der sogenannten Gelfette. Es handelt sich um kugelförmige, hochdisperse SiO 2 -Agglomerate (mittlerer Durchmesser 10 50 cm -7 ), die in ihrem Kugelinneren aus größeren SiO 2 -Einheiten bestehen und an der Oberfläche mit hydrophoben Siloxangruppen (Si-OR) und hydrphilen Silanolgruppen (Si-OH) besetzt sind. Stand 12.2014 Fett-Schulung 13

3.3 Verdicker 3.3.5 Organophile Tonernden Dies sind die Dickungsmittel der Bentonitfette. Die einzelnen Verdickermoleküle bestehen aus einem anorganischen Teil (Tonerdemineral wie z.b. Montmorillonit oder Hectorit) und einem organischen Teil (mehrere längere Kohlenwasserstoffketten). Die beiden unterschiedlichen Teile sind über Stickstoffatome in echter chemischer Bindung miteinander verknüpft. 3.3.6 Polyharnstoffe Dies sind Kettenmoleküle, in denen die typische Gruppierung des Harnstoffs, HN-CO- NH, mehrmals vorkommt. Sie werden durch Umsetzung von Diisocyanaten mit einund/oder zweiwertigen Aminen im Grundöl erzeugt und stellen die Verdicker der sogenannten Polyharnstoff- bzw. Polyureafette dar, z.b. Diharnstoff, Tetraharnstoff Stand 12.2014 Fett-Schulung 14

4. Herstellung von Schmierstoffen Die Herstellung von Schmierstoffen wird am Beispiel der seifenverdickenden Fette erläutert 4.1 Prinzip und besondere Problematik Bei der Herstellung eines Schmierfettes handelt es sich um die Aufgabe, einen geeigneten flüssigen Schmierstoff, nämlich das Grundöl, mit einem geeigneten Verdickungsmittel einzudicken. Diese Einduckung erfolgt durch die Errichtung eines räumlichen Netzwerkes im Grundöl, welches die Fähigkeit besitzt, dir Grundölmoleküle zu fixieren, d.h. ihre freie Beweglichkeit einzuschränken. Diese Fixierung muss dauerhaft sein und auch höheren Temperaturen sowie den an den Reibungsstellen auftretenden mechanischen Beanspruchungen standhalten. Stand 12.2014 Fett-Schulung 15

4.1 Prinzip und besondere Problematik Die Eindíckung eines Grundöls zu einem Schmierfett ist nicht nur eine Frage des ausgewählten Verdickertyps und der sonstigen Formulierung. Sie hängt darüber hinaus sehr wesentlich von zahlreichen Prozessparametern ab wie etwa - Druck- und Temperaturführung - Scherung und Konvektion - Konzentrationsverhältnisse - Art und Intensität der Homogenisierung Bei einer vorgegebenen Rezeptur lassen sich durch Veränderung dieser Parameter sehr unterschiedliche Verdickungseffekte bewirken, die letztlich auf der Ausbildung unterschiedlicher Gerüststrukturen beruhen. Hierin liegen die Probleme der Herstellung konstanter Schmierfettqualitäten, natürlich aber auch die zahlreichen Möglichkeiten der Schmierfettherstellung. Stand 12.2014 Fett-Schulung 16

4. Herstellung von Schmierstoffen 4.2 Chemie der Schmierfettherstellung Die Chemie der Schmierfettherstellung befasst sich vor allem mit der Synthese der Dickungsmittel, die in der Regel durch Umsetzungen im Trägermedium Grundöl erzeugt werden. Hier soll lediglich das Prinzip der Metallseifenbildung behandelt werden, als Grundlage der Herstellung konventioneller Metallseifenschmierfette. Die Metallseifen entstehen bei der Umsetzung von Metallhydroxiden (Laugen) oder oxiden mit Fettsäuren nach dem folgenden allgemeinen Schema: Fettsäure + Lauge Fettsäure-Salz (=Seife) + Wasser R-COOH + MeOH R-COOMe + H 2 O Diese Grundreaktion der Seifenbildung ist im chemischen Sinne eine einfache Neutralisierungsreaktion, bei der neben dem Salz, das in diesem spezifischen Fall als Seife bezeichnet wird, noch Neutralisationswasser entsteht. Stand 12.2014 Fett-Schulung 17

4.2 Chemie der Schmierfettherstellung Häufig benutzt man für die Seifenherstellung anstelle von Fettsäuren deren Triglyzeride, d.h. den entsprechenden natürlichen Fettrohstoff, z.b. Talg anstelle von Talgfettsäure. Hierbei handelt es sich um eine Zweistufenreaktion, in deren ersten Schritt das Triglyzerid, welches einen Ester des Glyzerins darstellt, durch Umsetzung mit Wasser gespalten wird. Als zweiter Schritt findet anschließend sofort die Neutralisation bzw. die Seifenbildung statt. 1. Schritt Tristearin (Triglyceriol) + Wasser Glycerin + Stearinsäure 2. Schritt Na-Stearat (Na-Seife) Das Zweistufenverfahren wird in einem einzigen Reaktionsgang durchgeführt. Die langsamere der beiden Reaktionen, welche die Geschwindigkeit und den Umsetzungsgrad der Gesamtreaktion bestimmt, ist die der Seifenbildung (2. Schritt) vorgelagerte Spaltung des Triglyzerids (1. Schritt). Das dabei freigesetzte Glyzerin verbleibt zum Teil im fertigen Schmierfett, ohne aber dessen Eigenschaften wesentlich zu beeinflussen. Stand 12.2014 Fett-Schulung 18

4.2 Chemie der Schmierfettherstellung Die verwendeten Laugen bzw. Metallhydroxide bezeichnet man als Seifenbasis, nach der auch die resultierenden Schmierfette benannt werden: Lithiumlauge LiOH x H 2 O Lithiumfette Natronlauge NaOH Natriumfette Gelöschter Kalk Ca(OH) 2 Kalziumfette Als Fettsäuren werden überwiegend die gesättigten und ungesättigten, unverzweigten Monokarbonsäuren eingesetzt, die auch den Hauptanteil der in den natürlichen Fetten und fetten Ölen vorkommenden Säuren stellen. Eine Sonderstellung nimmt dabei die 12-Hydroxistearinsäure ein. Sie wird durch Hydrierung aus der Rizinolsäure, der Fettsäure des Rizinusöls, gewonnen. Ihre Alkaliund Erdalkaliseifen ergeben besonders walkstabile Schmierfette. Stand 12.2014 Fett-Schulung 19

4.3 Die einzelnen Verfahrensstufen Die Schmierfettherstellung besteht nicht nur aus den erläuterten chemischen Reaktionen. Ebenso wichtig ist eine Folge von physikalischen-chemischen Vorgängen, die durch die technischen Prozessparameter gesteuert werden. Insgesamt lassen sich für die Herstellung allgemeingültig die drei folgenden Stufen definieren: 1. Reaktionsphase Bildung der Verdickermoleküle, z.b. der Seifen, durch Umsetzen der entsprechenden Komponenten im Grundöl. Bei den Seifenfetten muss nach der Reaktion das angefallene Reaktionswasser durch Verdampfung entfernt werden. 2. Strukturbildungsphase Ausbildung eines dreidimensionalen Netzwerkes durch Aggregation der in der 1. Phase erzeugten Verdicker-Moleküle sowie Fixierung der Grundölmoleküle an diesem System. Die Ausbildung der Struktur wird im wesentlichen bestimmt durch die Endtemperatur, das Temperaturprofil der anschließenden Abkühlung sowie die Art des Ausrührens während der Abkühlung. Stand 12.2014 Fett-Schulung 20

4.3 Die einzelnen Verfahrensstufen 3. Mechanische Phase Einarbeitung von Wirkstoffen (ab 80 C) und mechanische Nachbehandlung des Fettes mit dem Ziel, ein weitgehend homogenes Endprodukt zu erhalten, welches frei von Luftblasen und festen Fremdstoffen ist. Eine klare Trennung dieser drei Phasen ist nicht immer gegeben. Es ist auch möglich, den Verdicker in fertiger Form in das Grundöl einzuarbeiten, so dass die Reaktionsphase entfällt. Letzteres erfolgt vor allem bei der Herstellung nicht seifenverdickter Schmierfette. Stand 12.2014 Fett-Schulung 21

5. Vergleich wichtiger Eigenschaften Die Gebrauchseigenschaften der Schmierfette hängern sehr stark von der Verdickerbasis sowie den Grundölen ab und werden durch die chemischen, physikalischen und technologischen Eigenschaften charakterisiert. An dieser Stelle sollen einige wichtige Grunddaten der verschiedensten Schmierfett- Typen miteinander verglichen werden. Vergleich Kalzium-, Natrium- und Lithiumseifen-Schmierfette Ca-Fett Na-Fett Li-Fett Tropfpunkt C Obere Einsatztemperatur C Verhalten ggü Wasser Dauerwalkbeständigkeit Kälteverhalten 80-100 40-60 beständig gut gut 150-200 110-120 unbeständig mäßig mäßig 170-220 110-130 bedingt beständig sehr gut sehr gut Anforderung an Schmierfette für Kraftfahrzeuge Abschmierfett Radnabenfett Wasserpumpenfett Mehrzweckfett Tropfpunkt C Einsatztemperaturbereich C Wasserbeständigkeit 90 100-30 60 ja 160 180-30 100 nein 100 140 90 ja 180 200-40 120 ja Stand 12.2014 Fett-Schulung 22

5. Vergleich wichtiger Eigenschaften Ca-Seife (wasserfrei) Dickungsmittel Ca-Komplex- Seife Li-Seife Na-Seife Gele* Ba-Komplex- Seife Al-Komplex- Seife Ca-Seife (wasserfrei) Ca-Komplex- Seife mischbar mischbar nicht mischbar mischbar mischbar nicht mischbar mischbar mischbar nicht mischbar mischbar mischbar nicht mischbar Li-Seife mischbar mischbar nicht mischbar mischbar mischbar nicht mischbar Na-Seife nicht mischbar nicht mischbar nicht mischbar mischbar mischbar nicht mischbar Gele* mischbar mischbar mischbar mischbar mischbar nicht mischbar Ba-Komplex- Seife Al-Komplex- Seife mischbar mischbar mischbar mischbar mischbar mischbar nicht mischbar nicht mischbar nicht mischbar nicht mischbar nicht mischbar mischbar Harnstoff mischbar mischbar mischbar mischbar mischbar mischbar mischbar * Betonit, Kieselgel Stand 12.2014 Fett-Schulung 23

5. Vergleich wichtiger Eigenschaften Eine Übersicht in vergleichender Darstellung über die wichtigsten Gebrauchseigenschaften der verschiedenen Schmierfett-Typen enthält nachfolgende Tabelle. Diese Hinweise sind für die erste Auswahl eines Schmierfettes für einen gegebenen Anwendungsfall geeignet. Fettart Eigenschaft Tropfpunkt ( C) Einsatztemperatur untere obere EP-* Verhalten Kälteverhalten Wasserbeständigkeit Dauerwalkbeständigk. Korr.- *schutzverh. Calziumfett (Ca) 80 100 gut -35 +50 (+60) sehr best. gut gut schlecht sehr** bedingt Preis (Li=1) Geeignet für Wälzlager Gleitlager Natriumfett (Na) 130 200 mäßig -30 +120 unbeständig mäßig mäßig gut gut gut Lithiumfett (Li) 170 220 gut -40 +130 (+140) beständig sehr gut gering sehr schlecht 1 sehr gut gut Aluminiumfett 120 gut -35 +100 quellen mäßig mäßig sehr gut 3 sehr gut gut bedingt Metallseifenfett Gemischt vers. Fett Aluminiumkomplexfett Gelfette Synthetische Fette Li/Pb-Fett 90 schlecht (0) (+75) (beständig) schlecht sehr gut gut 1,5 gut gut Ca/Pb-Fett 90 schlecht (0) (+75) (beständig) schlecht sehr gut gut 1,5 gut gut Komplexfette Kalziumkomplexfett > 240 mäßig +120 (+130) sehr best. mäßig gut 0,9 1,2 > 230 +160 (+185) sehr best. gut sehr gut 3 4 Kieselgelfett --- +130 (+150) Bentonitfett --- +150 (+160) beständig befried./gut gering 3 Silikonfett --- (gut) ++320 beständig befr./mäßig schlecht 30 50 Esterfette --- (sehr gut) -70 +150 (+180) 10 20 *) kann durch Zusätze verbessert werden **) wegen hoher Asche Stand 12.2014 Fett-Schulung 24

5. Vergleich wichtiger Eigenschaften Anwendung und Konsistenz von Schmierfetten NLGI- Klasse Walkpenetration mm/10 Zentralschmieranlagen Getriebeschmierung Gleitlager Wälzlager Wasserpumpen Blockfette 000 445 475 00 400 430 0 355 385 1 310 340 2 265 295 3 220 250 4 175 205 5 130 160 6 (85 115) (Ruhepenetration) Stand 12.2014 Fett-Schulung 25

Sollten Sie offene Fragen haben, so sprechen Sie uns bitte an! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Stand 12.2014 Fett-Schulung 26