Positionspapier Hochqualifizierte IT-Freelancer in der Projektwirtschaft 1.) Megatrend Projektwirtschaft und Wissensarbeit Nie zuvor spielte die IT für die strategische Ausrichtung und den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen eine wichtigere Rolle als heute. Eine agile und moderne IT-Organisation mit Up-to-date-Kenntnissen ist deshalb ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um als Unternehmen mit dem Wandel Schritt zu halten und dem internationalen und nationalen Wettbewerb weiterhin voraus zu sein. Traditionelle Organisationsstrukturen werden durch flexiblere und dynamischere Modelle ersetzt. Denn Märkte und Marksituationen verändern sich heute schneller denn je. Die Rekrutierung von hochqualifizierten Spezialisten für zeitlich begrenzte Einsätze gewinnt dabei für die deutsche Wirtschaft immer mehr an Bedeutung. Gerade in Zeiten konjunktureller Unwägbarkeiten und in einem insgesamt volatileren wirtschaftlichen Umfeld, ist Flexibilität auch und besonders im Personaleinsatz ein zentrales Kriterium für erfolgreiche Unternehmen. Die Arbeitswelt verändert sich aktuell fundamental. Seite 1 von 6
Die Tendenz zur Flexibilisierung ist, insbesondere im hochqualifizierten Segment, stark steigend! Durch den zunehmenden Anteil temporär Beschäftigter und externer Experten in Form von hochqualifizierten Solo-Selbstständigen verändern sich auch wesentliche Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt. i Unternehmen suchen immer häufiger Spezialisten, die sie lösungsorientiert und zeitlich befristet in ihren Aufgaben und Projekten unterstützen. So hat beispielsweise annähernd die Hälfte der deutschen Unternehmen in den vergangenen vier Jahren externe Spezialisten eingesetzt. Manche mögen das als Gefahr und schlechte Entwicklung interpretieren. In Wahrheit bietet dieser personalpolitische Umbruch jedoch vielfältige Chancen und viele positive Facetten. Zahlreiche renommierte Studien ii prognostizieren, dass Unternehmen künftig über eine feste Kernbelegschaft mit eigenen, festen Mitarbeitern verfügen und zusätzlich benötigtes Knowhow, z.b. bei Bedarfsspitzen, mit temporärem Personal oder externen Kräften abfedern müssen und werden. Dies geschieht oft projektbezogen und flexibel über spezialisierte Personaldienstleister bzw. so genannte Randbelegschaften. Diese neuen Erwerbsformen und -modelle sind von den betroffenen Personen ganz bewusst und selbst gewählt. Solch veränderte Erwerbsbiografien und Lebensmodelle bringen auch mehr Flexibilität im Spannungsfeld Arbeit-Freizeit und begünstigen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die deutsche Wirtschaft gewinnt durch diesen Veränderungsprozess mobile Wissensarbeiter, die in Kopf und Einstellung flexibel sind. Denn Freiberufler sind es gewohnt, sich regelmäßig in neue Teams, Gegebenheiten und Aufgaben einzufinden und lernen über den Einsatz bei vielen verschiedenen Unternehmen ihr Fachgebiet aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in verschiedenen Branchen kennen. So werden deren Fähigkeiten und Kompetenzen von Einsatz zu Einsatz verfeinert. Die spezialisierte Personaldienstleistung, insbesondere im hochqualifizierten Segment, ist seit vielen Jahren eine dynamische Wachstumsbranche, die in Kundenunternehmen wichtige Impulse setzt und stark zunehmend an volkswirtschaftlicher Bedeutung gewinnt. 2.) Leitgedanken zur Bedeutung der Informationstechnologie (IT) Die IT hat sich selbst in traditionellen Branchen, wie etwa dem Maschinenbau, Anlagenbau und der Logistik, zum neuronalen Nervensystem der Wertschöpfung entwickelt. Oft können Innovationen, Qualitäts- und Produktivitätszugewinne nur noch mit Hilfe von IT erreicht werden. Trendthemen, wie etwa Industrie 4.0, also die komplette Vernetzung von Produktions-Systemen bis hin zur Mensch-Maschine-Interaktion, sind ohne IT als deren Treiber undenkbar. Das IT-Wissen nimmt gleichzeitig rasant zu, die IT-Technologie differenziert sich in großem Tempo immer mehr aus, es entstehen nahezu täglich neue Fach- und Spezialgebiete. Der Generalist ist Geschichte, der Spezialist die Realität. Seite 2 von 6
3.) Flexible Erwerbsmodelle als Realität in der Projektwirtschaft Deutschland kann als entwickelte Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr länger die Augen davor verschließen, dass es nicht nur schwarz (=festangestellter Mitarbeiter auf Lebenszeit) und weiß (=echter Unternehmer mit mehreren eigenen Mitarbeitern und einem Büro/Produktionsstandort) gibt. Es wird zunehmend mehr Grautöne, wie etwa Freelancer, Zeitarbeitnehmer, Click-Worker, Dienstleister in Co-Working-Spaces und Werkverträge etc. geben. Die hochmobilen, hochqualifizierten Wissensarbeiter in Form von Solo-Selbständigen werden dabei eine Vorreiterrolle in der Transformation der Erwerbsmodelle einnehmen. 4.) Status quo der hochqualifizierten IT-Freiberufler in Deutschland Der solo-selbstständige Unternehmer trägt eigene Verantwortung für seine soziale Absicherung. Dafür stehen zahlreiche erprobte Instrumente, wie die private Krankenund Pflegeversicherung sowie private Rentenversicherungsmodelle bereit. Der deutsche Markt für IT-Freelancer ist erst 25 Jahre alt im Vergleich zur Tradition der Ärzte, Steuerberater, Architekten oder Rechtsanwälte eine sehr kurze Historie. Deshalb fehlt es aktuell noch an berufsständischen Versorgungseinrichtungen und lobbystarken Verbänden, die eine wichtige Funktion in der sozialen Absicherung sowie der Artikulation von Interessen und Meinungen gegenüber der Politik einnehmen. Diskussionen zum Thema Solo-Selbständige erfolgen aktuell häufig undifferenziert. Der Kiosk-Betreiber, Paketdienstfahrer oder Click-Worker, der allzu oft tatsächlich nicht in der Lage ist, ausreichend hohe Umsätze zu generieren, die einen marktüblichen Unternehmerlohn sowie eine ausreichende soziale Absicherung finanzieren, werden in einem Atemzug mit hochqualifizierten, solo-selbständigen Wissensarbeitern genannt. Solo-selbstständige Wissensarbeiter im IT-Segment erzielen jedoch regelmäßig Monatsumsätze zwischen 10.000 und 15.000 EUR. Das ist vergleichbar mit den Diäten eines Bundestagsabgeordneten. Damit ist ein IT-Wissensarbeiter spielend in der Lage, sich einen adäquaten Unternehmerlohn auszubezahlen, sich ausreichend vor wirtschaftlichen Risiken und im Bereich Kranken- und Altersvorsorge abzusichern. Der IT-Freiberufler ist damit nicht schutzbedürftig. 5.) Forderungen für einen verlässlichen Rahmen der Wissensarbeiter Die Verbände der Selbständigen in der Informatik und in anderen Disziplinen sind aufgerufen, sich stärker in Richtung Politik zu artikulieren und berufsständische Versorgungswerke zu etablieren. Seite 3 von 6
Die latente Rechtsunsicherheit der Freelancer, insbesondere im Bereich IT und Engineering, ist zu beseitigen. Eine Insolvenzpflicht für den Einzelunternehmer ist zwingend notwendig, wenn das Geschäftsmodell nicht tragfähig ist und keine ausreichenden Umsätze erwirtschaftet werden können. Es muss in der politischen und öffentlichen Diskussion ganz strikt zwischen schutzbedürftigen und nicht-schutzbedürftigen Fällen unterschieden werden; o o Schutzbedürftig: Erwirtschaftete Umsätze reichen der Höhe nach nicht für ein mindestens branchenübliches Einkommen, eine ausreichende soziale Absicherung und soziale Teilhabe aus. Ein Absturz in Sozialsysteme bzw. Altersarmut ist zu erwarten. Nicht-schutzbedürftig: Umsätze liegen weit über dem Durchschnittseinkommen, vergleichbar mit den Einkommen anderer freier Berufe, ermöglichen eine adäquate soziale Absicherung und eine volle soziale Teilhabe. Die Höhe der von IT-Wissensarbeitern erzielten bzw. erzielbaren Umsätze könnte für diese Unterscheidbarkeit ein einfaches und relevantes Maß sein. Denn: - Hohe Stunden-/Tagessätze spiegeln hohen wirtschaftlichen Gegenwert wieder. - Hohe Umsätze lassen die individuelle Risikoabsicherung zu. - Hohe Umsätze generieren hohe Steuern (Einkommen und Umsatz). - Hohe Umsätze ermöglichen ein freies und selbstbestimmtes Leben mit voller sozialer Teilhabe. 6.) Volkswirtschaftliche Bedeutung der hochqualifizierten Wissensarbeiter Hochqualifizierte IT-Freelancer sind wichtige Treiber für unsere Volkswirtschaft. sind sehr gute Steuerzahler. sind eine Nährlösung für langfristiges Wirtschaftswachstum. sichern den Innovationsstandort Deutschland. sichern den Produktionsstandort Deutschland. sichern Arbeitsplätze im gewerblichen Bereich. 7.) Gesetzesvorschlag zur Förderung hochqualifizierter Solo- Selbstständiger Es muss eine eindeutige und nachvollziehbare Regelung für die Befreiung von soloselbstständigen Wissensarbeitern von der gesetzlichen Sozialversicherung eingeführt Seite 4 von 6
werden. Als Konsequenz der aufgeführten Umstände, Auswüchse und Tatsachen hat die Etengo (Deutschland) AG die Lösungsvorschläge des DBITS e.v. (www.dbits.it) zur Prüfung von Schutzbedürftigkeit als Basis herangezogen und zu einem konkreten Gesetzesvorschlag weiterentwickelt. Die Etengo (Deutschland) AG schlägt stellvertretend für die gesamte Branche der spezialisierten Personaldienstleister eine eindeutige und nachvollziehbare Regelung für die Befreiung von solo-selbstständigen Wissensarbeitern von der gesetzlichen Sozialversicherung vor. Grundlage ist die Feststellung einer Nicht-Schutzbedürftigkeit. Die von Etengo erarbeitete Regelung würde zu einer einfachen und praktikablen Prüftätigkeit der Sozialversicherungsträger und Behörden führen. Das Statusfeststellungsverfahren in der aktuellen Form nach 7a SGB IV würde damit abgelöst. Denn es ist langwierig, vergangenheitsorientiert und praxisfern. Über die Etengo (Deutschland) AG: Die Etengo (Deutschland) AG ist ein spezialisierter Personaldienstleister, der sich ausschließlich auf die Rekrutierung von freiberuflichen IT-Experten für zeitlich begrenzte Projekteinsätze fokussiert hat. Das 2008 gegründete Unternehmen zählt derzeit 17 DAX- Konzerne, zahlreiche Großunternehmen und namhafte Mittelständler zu seinen Kunden. Als einziger Anbieter bietet Etengo für Kunden und Freelancer ein transparentes Geschäftsmodell mit offengelegter Stundensatz-Kalkulation (Open-Book). In Kombination mit erstklassigem Service und mehrfach qualitätsgesicherten Prozessen macht dies Etengo zum erfolgreichsten Anbieter. Mit einem Umsatz von 57 Millionen Euro (2014) liegt das Wachstum, wie in den Jahren davor, weit über dem Branchendurchschnitt. Hinter Etengo steht ein Team mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Personaldienstleistung. Vorstand und Gründer ist Nikolaus Reuter. Etengo beschäftigt derzeit 86 festangestellte Mitarbeiter am Unternehmenssitz in Mannheim. Laut einer empirischen Erhebung des Nachrichtenmagazins FOCUS (Spezial-Heft, Ausgaben Mai 2014 & Mai 2015) zählt das Unternehmen zu den besten Personaldienstleistern Deutschlands. Dies bestätigt auch die unabhängige Lünendonk-Studie (2014) Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland, in der Etengo Platz acht der führenden Anbieter belegt und somit zu den zehn bedeutendsten Unternehmen der Branche gehört. Etengo-Studie: Freelancer vs. Festangestellter in der Projektwirtschaft ein empirischer Investitionsvergleich. Gratis Download unter: https://www.etengo.de/files/etengo/web/download/studie_freelancer_vs_festangestellter.pdf Seite 5 von 6
In Kooperation mit der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. rer. oec. habil. Matthias Hamann, Leiter des Studiengangs Internationales Personalmanagement & Organisation. Erstveröffentlichung Dezember 2012. Kontakt: Etengo (Deutschland) AG Etengo (Deutschland) AG Inken Fahrion Dr. Timo Trasch Marketing Manager Head of Legal & Compliance Hermsheimer Str. 7 Hermsheimer Straße 7 68163 Mannheim 68163 Mannheim Tel. 0621 15 021 182 Tel. 0621 15 021 181 Fax 0621 15 021 399 Fax 0621 15 021 399 inken.fahrion@etengo.de timo.trasch@etengo.de www.etengo.de www.etengo.de i Vgl. Eichhorst, Werner: Die Arbeitswelt von morgen Chancen, Risiken, Anforderungen. [Hrsg: Institute for the Study of Labour (IZA)] Berlin: 2014. S. 4, 12,23ff. Vgl. Walter, Norbert u.a.: Die Zukunft der Arbeitswelt. Auf dem Weg ins Jahr 2030. [Hrsg: Robert Bosch Stiftung] Stuttgart: 2013. S. 52ff. ii Vgl. Hofmann, Josephine: Einsatz und Bedeutung externer Spezialisten Ergebnisse einer Studie von Fraunhofer IAO. Berlin: 2014. Vgl. Oxford Economics [Hrsg.]: Arbeitswelt der Zukunft. Talentförderung in der Krise. O. O: 2015. http://bit.ly/1d4sovz Download: 15.02.2015. Vgl. Jánszky, Sven Gábor: 2025 - So arbeiten wir in der Zukunft. Berlin: 2013. Seite 6 von 6