Zusammenfassung der projektbezogenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen



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Transkript:

Arbeitsgruppe Kooperationsstrukturen für ältere Arbeitslose Zusammenfassung der projektbezogenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen

Die Zielgruppe im Projektgebiet >> Das Projekt konzentriert sich in dieser thematischen Arbeitsgruppe auf solche Arbeitslose, die 50 Jahre und älter sind. >> Diese Zielgruppe ist in der Praxis extrem heterogen sie reicht von arbeitslos gewordenen Managern und ehemaligen Selbständigen über Arbeitsnehmer aller Qualifikationsniveaus bis hin zu älteren Arbeitslosen, bei denen erhebliche gesundheitliche und/oder psychische Probleme einer Vermittlung in Arbeit im Wege stehen. >> Diese Zielgruppe kann im Grunde nur erreicht werden, solange sie noch mit staatlichen Organisationen [JobCenter, BA] formal und verbindlich in Kontakt steht. Darüber hinaus besteht bei dieser Zielgruppe eine hohe Tendenz zur sozialen Isolation und zum Verstecken des Problems, vielfach bedingt durch Scham und Versagensgefühle.

Die Zielgruppe im Projektgebiet >> In stadtteilbezogenen sozialen Einrichtungen und Begegnungsstätten tauchen fast Frauen aus dieser Altersgruppe auf, während zu arbeitslosen älteren Männern hier kaum Kontakt aufgebaut werden kann. >> Eine besondere Problematik ergibt sich bei älteren Frauen mit und ohne Migrationshintergrund, wenn sie durch die Regelungen der sozialen Sicherungssysteme zu einer Beschäftigungsaufnahme gezwungen werden, obwohl dies in ihrem bisherigen Leben niemals eine Option oder Notwendigkeit war, so dass bei dieser Gruppe von einem besonders hohen Maß an Überforderung und Ängsten auszugehen ist.

Akteure Angebote Projekte Maßnahmen >> Zwei Projekte der Agentur für Arbeit: Das INGA-Team [mit einem sehr kleinen Betreuungsschlüssel] und das Projekt Zukunft trifft Erfahrung [SGB III]. >> Das Projekt Perspektive 50plus Beschäftigungspakt für Ältere beim Jobcenter der Städteregion [SGB II] vorrangig für ältere Arbeitssuchende, die eher als arbeitsmarktnah zu bezeichnen sind. >> Das sozialräumlich ausgerichtete Angebot des Sozialwerk Aachener Christen e.v. an der Schwelle zwischen Aachen-Nord und Ost vorrangig Vertrauensarbeit für ältere Arbeitssuchende, die eher informelle Beratung in dieser Erwerbslosenberatungsstelle suchen, da sie noch Hemmschwellen gegenüber der Nutzung staatlicher Angebote haben. >> Sehr niedrigschwellige Angebote für Gruppen, die von den größten Problemen im Hinblick auf den Arbeitsmarkt und eine [Wieder-]Beschäftigung betroffen sind [u.a. ehemalige Strafgefangene] der Aachener Projektwerkstatt vorrangig nicht zur Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt, sondern zur Beschäftigung und zur Verrichtung einfacher Arbeiten.

Erkenntnisse & Empfehlungen >> Zu den am häufigsten auftretenden Problemen und Einschränkungen bei dieser Zielgruppe gehören fehlende Motivation, schwindendes / fehlendes Selbstwertgefühl, Angst vor den anstehenden Veränderungsprozessen und den damit verbundenen neuen Herausforderungen, Defizite im Hinblick auf die Sprachfähigkeit, gesundheitliche Probleme und Einschränkungen, das Fehlen eines Führerscheins und/oder insgesamt eingeschränkte Mobilität und das Fehlen von Kenntnissen im Hinblick auf Qualifizierungselemente, denen in der heutigen Arbeitswelt eine stark gewachsene Schlüsselfunktion zukommt [CAD, SAP, Englisch]. >> In der Regel stellt bei den Mitgliedern nicht das Alter das größte Vermittlungshindernis dar, sondern die gesundheitlichen, psychischen und/oder sozialen Probleme, die bei ihnen entstanden / gewachsen sind. >> Die Chancen älterer Arbeitssuchender auf dem ersten Arbeitsmarkt konzentrieren sich in einem hohen Maße auf eine kleine Anzahl von Tätigkeiten und Branchen [Hausmeistertätigkeiten, Reinigungstätigkeiten, Sicherheitsdienste etc.].

Erkenntnisse & Empfehlungen >> Für eine erfolgreiche Reintegration älterer Arbeitssuchender in den Arbeitsmarkt erscheint es erforderlich, organisationsübergreifende Kooperationsverbände und Hilfeketten zu organisieren, die Elemente wie Gesundheitsförderung, Schuldenberatung, Qualifizierung, Mentoring etc. ebenso umfassen wie Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt durch strukturierte Vernetzung mit Unternehmen [Pathways to Employment]. >> Coaching und Begleitung der Mitglieder dieser Zielgruppe zum [Wieder-]Aufbau von Selbstvertrauen, Motivation und sozialen Kontakten spielt eine zentrale Rolle auf dem Weg der Reintegration in den Arbeitsmarkt. Entsprechende Aktivitäten sind Teil des Programms [Perspektive 50plus], allerdings ohne Sozialraumbezug. >> Mentoring-Programme und begleitete Test-Praktika könnten den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erleichtern, dazu müsste man aber mehr engagierte Unternehmen in entsprechende Netzwerke integrieren.

Erkenntnisse & Empfehlungen >> In einem Teil der Fälle könnte ehrenamtliches Engagement als Vehikel dienen, um bei der Zielgruppe wieder Selbstwertgefühl, soziale Kontakte und Integration in das Quartiersleben zu fördern. Dem steht aber in den meisten Fällen das Problem entgegen, dass es sehr schwierig ist, Kontakt zu diesen älteren Arbeitslosen im Quartier zu bekommen, um sie in solche Projekte und Strukturen einbinden zu können. >> Politisch müsste anerkannt werden, dass Teile dieser Zielgruppe einer dauerhaften Lohnkostenförderung bedürfen, um sie längerfristig wieder in den 1. Arbeitsmarkt integrieren und ihre Erfahrungen und Potenziale dort nutzbar machen zu können.

Defizite & Innovationsbedarfe >> In vielen Unternehmen werden die älteren Arbeitslosen nicht als die Bereicherung gesehen, die sie für diese Unternehmen darstellen könnten >> Bei der Arbeit der Akteure in diesem Handlungsfeld fehlen vielfach strukturierte und belastbare Kontakte zu Unternehmen, die hier kooperationsbereit sind. >> Es fehlt eine systematische und strukturierte Qualitätskontrolle von Maßnahmen und Angeboten incl. eines Follow-Ups zur weiteren Entwicklung der Teilnehmenden nach dem Ende von Maßnahmen und Kursen. >> Es fehlen niedrigschwellige Angebote mit Lotsenfunktion im Stadtteil auf Basis des dort gewonnenen oder nur dort erzielbaren Vertrauens. >> Es sollten mehr Computerkurse auf Stadtteilebene [auch präventiv] angeboten werden. Dies ist wichtig wegen des hohen Stellenwerts dieser Kenntnisse bei der Vermittlung in den Arbeitsmarkt.

Mögliche Spin-Off-Projekte >> Demographie-Berater für Unternehmen, die helfen, Vorurteile in Unternehmen gegenüber älteren Arbeitssuchenden abzubauen und ihren Wert für die Unternehmen zu verdeutlichen. >> Aufbau von strukturierten und nachhaltig angelegten Kooperationsstrukturen mit kooperationsbereiten Arbeitgebern. >> Schaffung einer Onlineplattform mit geschütztem Bereich zur zeitnahen Vernetzung von Angeboten und Nachfragern auf dem Sektor der Ausbildungsund Beschäftigungsförderung für ältere Arbeitslose. >> Gründung eines Innovationszirkels, in dem Akteure der Ausbildungs- und Beschäftigungsförderung ein qualifiziertes Forum finden, um sich über Rahmenbedingungen der eigenen Arbeit und notwendige/mögliche Innovationen auszutauschen