Kurzexpertise Mediennutzung durch Menschen mit Migrationshintergrund Fokus: Onlinemediennutzung



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Transkript:

Kurzexpertise Mediennutzung durch Menschen mit Migrationshintergrund Fokus: Onlinemediennutzung 1 Ausgangssituation Durch die neue Erhebungsmethode des Mikrozensus 2005, der über die Staatsangehörigkeit hinaus weitere Merkmale der Zuwanderung und des Migrationsstatus erfasst, kann der tatsächliche Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung in Deutschland erfasst und eine Differenzierung vorgenommen werden. Dadurch ist es möglich, die Gesamtgruppe der Menschen mit Migrationshintergrund zu differenzieren, in diejenigen ohne deutsche Staatsbürgerschaft (als Ausländer bezeichnet) und diejenigen mit deutscher Staatsbürgerschaft bei vorliegendem Migrationshintergrund (Aussiedler und Spätaussiedler, Eingebürgerte, Deutsche nach Ius-Soli- Regelung und Deutsche mit einseitigem Migrationshintergrund). Dadurch ergibt sich für die in Deutschland lebende Bevölkerung von insgesamt 82.465 Mio Menschen die folgende prozentuale Aufteilung. 90% 80% 81,40% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 18,60% 8,90% 9,70% 0% Deutsche Bevölkerung ohne Migrationshintergrund MigrantInnen (alle) Ausländer Deutsche Bevölkerung m. Migrationshintergrund* Abb. 1: Bevölkerung in Deutschland nach Herkunft Quelle: Eigene Grafik nach Daten aus: Statistisches Bundesamt, Leben in Deutschland, Mikrozensus 2005, S. 73ff. * (Spät-)Aussiedler, Eingebürgerte, Deutsche nach Ius-soli-Prinzip, Deutsche mit einseitigem Migrationshintergrund Menschen mit Migrationshintergrund stellen somit dem Mikrozensus 2005 zufolge mehr als 18 % der Gesamtbevölkerung. Im Mikrozensus 2005 erfasste Merkmale der Bevölkerung: Staatsangehörigkeit Geburtsort in Deutschland oder außerhalb Zuzugsjahr Einbürgerung Staatsangehörigkeit, Einbürgerung und Geburtsort beider Eltern Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mit ihren Eltern in einem gemeinsamen Haushalt leben, analoge Angaben zu den Großeltern Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 1

2 Mediennutzung Die Nutzung von Medien durch Migrantinnen und Migranten in Deutschland ist bereits seit einigen Jahren Gegenstand der Forschung 1. Der mit rd. 2,5 Mio. größten Gruppe, den Türken oder türkischstämmigen Menschen, ist dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Empirische Erhebungen bilden allerdings die Ausnahme und fokussieren i. d. R. auf die Nutzung traditioneller Medien wie Print, Hörfunk und Fernsehen. In den neueren Studien zur Nutzung des Internet, wie ARD/ZDF-Online-Studie oder (N)Onliner-Atlas finden Migrantinnen und Migranten nur dann Berücksichtigung, wenn sie zur deutschsprachigen Bevölkerung zählen. Eine Ausweisung der Mediennutzung nach ethnischen Gruppen erfolgt nicht. Einen Anhaltspunkt bietet die im Jahr 2001 von der Berliner Agentur für Medien und Kommunikation Lab One in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Innovative Marktforschung durchgeführte Studie Lebenswelten Deutschtürken, die sowohl den Zugang zum Internet als auch die Dauer der Nutzung durch türkischstämmige Menschen in Deutschland erhoben hat. 2.1 Studie Lebenswelten Deutschtürken 2002 Grundgesamtheit: türkischstämmige Menschen in Deutschland zwischen 14 und 49 Jahren, Zufallsauswahl aus der ca. 190.000 türkische Privathaushalte in Deutschland umfassenden Lab One- Datenbank. Stichprobe: ca. 1.001 Personen (repräsentativ) Erhebungszeitraum: Oktober/November 2001 Methode: CATI, qualitative Befragung durch ein zweisprachiges CallCenter-Team Ergebnisse Zugang zum Internet: 25 % Dauer der Internetnutzung der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland Prozentsatz der Nutzer 40,00% 35,00% 30,00% 25,00% 20,00% 15,00% 10,00% 5,00% 0,00% unter 1 Stunde 1 Stunde 2 Stunden 3 Stunden 4 Stunden 5 Stunden 6 Stunden 7 Stunden Reihe1 13,20% 3,20% 15,20% 8,40% 8,40% 6% 4,40% 6% 35,60% Dauer der Nutzung pro Woche mehr als 7 Stunden Abb.2: Dauer der Internetnutzung der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland. Quelle: Lebenswelten Deutschtürken 2002 In der Mediennutzung ist ein Mix aus türkischen und deutschen Medien vorherrschend. Die Nutzung ist in erster Linie von der individuellen Sprachkompetenz abhängig. Lebenswelten Deutschtürken 2002 1 Vgl. u. a. Karl-Heinz Meier-Braun / Martin A. Kilgus (Hrsg.): Integration durch Politik und Medien? 7. Medienforum Migranten bei uns. (SWR Schriftenreihe Grundlagen 3) Baden-Baden: Nomos 2002. Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 2

2.2 Zum Vergleich: ARD/ZDF-Online-Studie 2002 Grundgesamtheit: Erwachsene Bevölkerung in Deutschland über 14 Jahre Stichprobe: 2.300 Personen (repräsentativ) Erhebungszeitraum: April/Mai 2002 Methode: CATI (Computer Assisted Telephone Interview) Ergebnisse Internetnutzer in der Gesamtbevölkerung: 44,1 % Fazit: Der prozentuale Anteil der Personen, die über einen Zugang zum Internet verfügten, war 2001 in der Gruppe der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland mit 25 % um fast die Hälfte geringer als in der deutschsprachigen Bevölkerung, wo der Anteil 44, 1 % betrug. Erstaunlich ist allerdings die hohe Intensität der Nutzung, mehr als ein Drittel der türkischstämmigen Onliner nutzte das Internet bereits 2001 mehr als 7 Stunden pro Woche. 2.3 ARD/ZDF-Online-Studie 2006 Grundgesamtheit: Erwachsene Bevölkerung in Deutschland über 14 Jahre Stichprobe: 2.606 Personen (repräsentativ) Erhebungszeitraum: April/Mai 2006 Methode: CATI (Computer Assisted Telephone Interview) Ergebnisse Internetnutzer in der Gesamtbevölkerung: gelegentliche Nutzung: 59,5 %, in den letzten 4 Wochen genutzt: 57,6 % 2.4 (N)Onliner Atlas 2006 Grundgesamtheit: deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahre mit Festnetz-Telefonanschluss im Haushalt Stichprobe: 50.718 Personen (repräsentativ) Erhebungszeitraum: 12. Januar bis 21. April 2006 Methode: CATI (Computer Assisted Telephone Interview) Ergebnisse Onliner = Nutzer des Internet, unabhängig vom Ort und Grund der Nutzung: 58,2 % Nutzungsplaner = Nichtnutzer mit der Absicht, innerhalb der nächsten zwölf Monate das Internet zu nutzen: 6,1 % Offliner = Nichtnutzer ohne Nutzungsplanung: 35,7 % Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 3

2.5 Sonderauswertung (N)Onliner Atlas 2006: Differenzierung nach Wahlberechtigung Grundgesamtheit: deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 18 Jahre mit Festnetz-Telefonanschluss im Haushalt Stichprobe: 48.079 Personen (repräsentativ) (Differenz zur Grundgesamtheit der Studie = 2.639 nicht wahlberechtigt, da unter 18 Jahre alt) Erhebungszeitraum: 12. Januar bis 21. April 2006 Methode: CATI (Computer Assisted Telephone Interview) Ergebnisse Wahlberechtigte (46.391 Personen) Onliner: 56,5 %; Nutzungsplaner: 5,7 %; Offliner: 37,8 % Nicht-Wahlberechtigte (1.688 Personen) Onliner: 61,4 %; Nutzungsplaner: 11,7 %; Offliner: 27,0 % Differenz der Onliner in 2006: 4,9 % (2005: 3,5 %) 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% Alle Befragte Wahlberechtigte Nicht-Wahlberechtigte 20,00% 10,00% 0,00% Onliner Nutzungsplaner Offliner Abb. 3: Differenzierung der Onliner, Nutzungsplaner und Offliner nach wahlberechtigter und nicht-wahlberechtigter Bevölkerung in Deutschland 2006. Quelle: Eigene Grafik nach Daten von TNS Infratest auf der Basis der Erhebungen für den (N)Onliner Atlas 2006 Fazit: Die Zahl der Onliner liegt in der Gruppe der Nicht-Wahlberechtigten um 4,9 Prozent höher als in der Gesamtbevölkerung. Während die Gruppe der 46.391 wahlberechtigten Befragten als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren angesehen werden kann, ist dies für die hier befragten 1.688 nicht-wahlberechtigten Personen nicht der Fall, da im Rahmen der Erhebungen für den (N)Onliner Atlas nur deutschsprachige Telefonpartner befragt wurden. Es ist vielmehr anzunehmen, dass es sich bei den nicht-wahlberechtigten Befragten um einen Ausschnitt aus der Wohnbevölkerung handelt, der besser gebildet ist und vermutlich eher den jüngeren Altersgruppen angehört. Eine im Jahr 2001 von der Integrationsbeauftragten veröffentliche Studie zum Sprachvermögen von Deutsch-Türken belegt, dass in dieser Migrationsgruppe die Deutschsprachkompetenz in direkter Abhängigkeit zum Alter und zum Bildungsabschluss steht (s. Tab. 1 und Tab. 2) Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 4

Einschätzung gut bis sehr gut 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50+ Sprechen 80,8 62,1 34,8 Tab. 1: Deutschsprachkompetenz nach Alter Einschätzung gut bis sehr gut Ohne Schulabschluss Hauptschulabschluss Sprechen 41,6 63,1 86,8 Weiterführender Schulabschluss Tab. 2: Deutschsprachkompetenz nach Bildungsabschluss Quelle: Sprachvermögen von Deutsch-Türken, Veröffentlichung zur Ausbildungssituation zugewanderter Jugendlicher der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Mai 2001 2. Die Tatsache, dass die Zahl der Onliner unter den Nicht-Wahlberechtigten höher ist als unter den Wahlberechtigten, darf daher nicht zu dem Schluss führen, dass die Onlinenutzung unter den Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland generell höher ist. Weitere Anhaltspunkte zur Onlinenutzung von Menschen mit Migrationshintergrund kann der Vergleich des Nutzungsverhaltens von Gruppen mit verschiedenen Bildungsabschlüssen geben. 3 Mediennutzung und Bildung 3.1 (N)Onliner Atlas 2006 100,00% 90,00% 80,00% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 10,00% Schüler Volksschule ohne Lehre Volksschule mit Lehre weiterbild. Schule, ohne Abitur Abitur, Hochschulreife, Fachhochschulreife abgeschl. Studium 0,00% Onliner Nutzungsplaner Offliner Abb. 4: Internetnutzung nach Bildung Quelle: eigene Grafik auf der Basis von Daten des (N)Onliner Atlas 2006. 2 auf der Grundlage einer Repräsentativuntersuchung von 1995 der Friedrich-Ebert-Stiftung auf der Basis einer Selbsteinschätzung der Befragten. Erhebungszeitraum: Längsschnittbetrachtung 1980, 1985 und 1995. Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 5

100,00% 93,8% 90,00% 80,00% 73,6% 80,4% 77,2% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 50,2% 49,8% 44,5% 55,4% Mit allg. Schulabschluss in schulischer Ausbildung 30,00% 26,4% ohne allg. Schulabschluss 20,00% 10,00% 0,00% 17,6% 12,4% 7,2% 4,5% 5,2% 1,7% Dt. Bev. 15 + MigrantInnen (alle) Ausländer Mit beruflichem Bildungsabschluss ohner beruflichen Bildungsabschluss Abb. 5: Bildungsniveau der Bevölkerungsgruppen in Deutschland nach Herkunft Quelle: Bildung in Deutschland 2006. Indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Bildung und Migration Im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Erhebungszeitraum: Oktober 2004 bis April 2006 Fazit: Die Zahl der Onliner ist in der Bevölkerungsgruppe derjenigen Personen, die über einen Volksschulabschluss ohne anschließende Lehre verfügen mit 24,1 % am niedrigsten, sie steigt auf das Doppelte in der Gruppe der Volksschulabsolventen mit Lehre (44,5 %). Betrachtet man das Bildungsniveau der Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund im Vergleich zur deutschen Bevölkerung so werden gravierende Unterschiede deutlich. Die Zahl der Personen ohne allgemeinen Schulabschluss liegt in der deutschen Bevölkerung bei 1,7 Prozent, sie ist mehr als vier Mal so hoch in der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund (7,1 %). Betrachtet man die Gruppe der Ausländer in Deutschland allein, beträgt der Anteil derjenigen ohne allgemeinen Schulabschluss sogar 17,6 Prozent. Während in der deutschen Bevölkerung der Anteil derjenigen ohne beruflichen Bildungsabschluss 26,4 Prozent beträgt, liegt dieser Anteil bei den Menschen mit Migrationshintergrund bei 50,2 % in der Gruppe der Ausländer bei 55,4 %. Aufgrund der zuvor festgestellten starken Abhängigkeit zwischen dem Abschluss einer beruflichen Ausbildung und der Nutzung von Onlinemedien, ist davon auszugehen, dass das deutlich niedrigere Ausbildungsniveau in der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund zu einer deutlich niedrigeren Nutzung von Onlinemedien in dieser Bevölkerungsgruppe führt 4 Zweck der Nutzung von Onlinemedien 4.1 Türkeistämmige Migranten in NRW 2006 Eine Mehrthemen-Befragung Studie des Zentrums für Türkeistudien im Auftrag des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW Grundgesamtheit: türkische Menschen im Alter ab 18 Jahren in Privathaushalten in NRW Stichprobe: 1.000 Personen (repräsentativ) Erhebungszeitraum: Dezember 2005 Methode: Telefoninterview Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 6

Ergebnisse Internetnutzung: Deutschsprachige Angebote: 20,4 %; Türkischsprachige Angebote: 15,0 % Abb. 6: Vergleich der Nutzung von Medien in der Gruppe der türkeistämmigen Migranten in NRW Quelle: Türkeistämmige Migranten in NRW 2006 Eine Mehrthemen-Befragung, S. 166 Abb. 7: Entwicklung der Mediennutzung der türkeistämmigen Bevölkerung in NRW seit 2001. Quelle: Türkeistämmige Migranten in NRW 2006 Eine Mehrthemen-Befragung, S. 167 Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 7

Fazit: Das Internet steht bei der Mediennutzung der türkeistämmigen Bevölkerung in NRW an dritter Stelle hinter Fernsehen und Tageszeitungen. Es zieht deutlich mehr Nutzerinnen und Nutzer an als Hörfunk und Wochenzeitungen. Deutschsprachige Internetangebote haben einen höheren Nutzungsgrad als türkischsprachige. Im zeitlichen Verlauf ist für alle Medien abgesehen vom Fernsehen von 2004 auf 2005 ein leichter Rückgang zu verzeichnen. 4.2 Zwischen den Kulturen (WDR-Fernsehforschung 2006) Das Fernsehpublikum türkischer Herkunft Fernsehnutzung, Einstellungen und Programmerwartungen Repräsentativbefragung bei 14-49-jährigen ZuschauerInnen türkischer Herkunft in NRW Grundgesamtheit: nicht bekannt Stichprobe: 503 Personen türkischer Herkunft im Alter zwischen 14 und 49 Jahren Erhebungszeitraum: September 2006 Methode: CATI (Computer Assisted Telephone Interview) Aktuelles Geschehen in Deutschland - Wichtigkeit der Medien als Informationsquelle deutschsprachiges Fernsehen Gespräche mit Freunden und Verwandten deutschsprachige Tageszeitungen deutschsprachige Internetseiten türkischsprachiges Fernsehen deutschsprachige Radioprogramme türkischsprachige Tageszeitungen türkischsprachige Internetseiten türkischsprachige Radioprogramme 85% 77% 73% 65% 59% 58% 46% 41% 37% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Abb. 8 : Wichtigkeit der Medien als Informationsquelle zu aktuellem Geschehen in Deutschland Quelle: Eigene Grafik auf der Basis von Daten der WDR-Fernsehforschung 2006: Zwischen den Kulturen, S. 31. Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 8

Aktuelles Geschehen in der Türkei - Wichtigkeit der Medien als Informationsquelle türkischsprachiges Fernsehen Gespräche mit Freunden und Verwandten türkischsprachige Tageszeitungen türkischsprachige Internetseiten türkischsprachige Radioprogramme deutschsprachiges Fernsehen deutschsprachige Tageszeitungen deutschsprachige Internetseiten deutschsprachige Radioprogramme 89% 82% 73% 62% 57% 52% 45% 44% 34% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Abb. 9 Wichtigkeit der Medien als Informationsquelle zu aktuellem Geschehen in der Türkei Quelle: Eigene Grafik auf der Basis von Daten der WDR-Fernsehforschung 2006: Zwischen den Kulturen, S. 31. Fazit: Das Internet spielt sowohl als Informationsquelle zu aktuellem Geschehen in Deutschland als auch zu aktuellem Geschehen in der Türkei unter den 14- bis 49-jährigen türkeistämmigen Menschen in NRW eine wichtige Rolle. Für die Informationen zum Geschehen in Deutschland werden bevorzugt deutschsprachige Internetseiten genutzt (65 % der Befragten), türkischsprachige Internetseiten nutzen 41 % der Befragten. Dieses Verhältnis kehrt sich erwartungsgemäß um, wenn es um das aktuelle Geschehen in der Türkei geht. Hier werden türkischsprachige Internetseiten von 62 % der Befragten genutzt, deutschsprachige Internetseiten nutzen 44 % der Befragten. 4.3 Die Radionutzung der türkischstämmigen Bevölkerung im Kontext anderer Medien Grundgesamtheit: nicht bekannt Stichprobe: 2.000 Personen aus dem NRW-Empfangsgebiet von Funkhaus Europa, je 500 Türken, Griechen, und Italiener sowie als eine Gruppe Serben, Montenegriner, Bosnier, Kroaten Erhebungszeitraum: Februar bis April 2004 Methode: mündlich-persönliches Interview Hier: Sonderauswertung der Türkinnen und Türken ab 14 Jahre Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 9

Nutzungshäufigkeit im Vergleich 70% 60% 64,7% 60,00% 50% 40% 30% 20% 22,20% 19,9% 25,5% deutschsprachige Medien türkischsprachige Medien 10% 11,40% 8,9% 3,80% 0% Tageszeitung Fernsehen Radio Internet Abb. 10: Nutzungshäufigkeit des Internet in der türkischstämmigen Bevölkerung ab 14 Jahre in NRW Quelle: Eigene Grafik auf der Basis von Daten der WDR-Fernsehforschung 2006: Zwischen den Kulturen, S. 58. Fazit Im Jahr 2004 nutzten 8,9 % der türkischstämmigen Bevölkerung ab 14 Jahre in NRW täglich oder fast täglich deutschsprachige Internetseiten, 3,8 % nutzen täglich oder fast täglich muttersprachige Internetseiten. Im Vergleich mit der Nutzungshäufigkeit der anderen Medien spielte das Internet zu diesem Zeitpunkt die geringste Rolle. 4.4 Ausgewählte Ergebnisse der Evaluation der Plattform www.aktiv-fuer-kinder.de 2005 Nicht repräsentative Erkenntnisse zum Internetnutzungsverhalten von türkischen Eltern in Deutschland Schriftliche Befragung der Empfänger der Berliner Elternbriefe des Arbeitskreis Neue Erziehung Ausgesandte Bögen 25.000, Rücklauf: 1.200, in der Auswertung 400 Unter den Antwortenden waren 92 % weiblich, 8 % männlich InternetnutzerInnen: täglich: 39 %; mehrmals wöchentlich: 35 %; seltener: 19 %; nie: 7 %. Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 10

Nutzungshäufigkeit des Internet 45% 40% 35% 30% 25% 39% 35% 20% 19% 15% 10% 5% 0% täglich mehrmals in der Woche seltener nie 7% Abb. 11: Nutzungshäufigkeit des Internet unter den Empfängern der Berliner Elternbriefe des Arbeitskreis Neue Erziehung Quelle: eigene Grafik auf der Basis der Evaluation des Instituts für Informationsmanagement Bremen Nutzungszweck Internet 90% 80% 70% 70% 81% 60% 50% 50% 45% 40% 30% 20% 10% 0% Kontakt halten / Kommunikation (E-Mail, Foren, Chat) Informationsrecherche Einkaufen / Onlinebanking berufliche Nutzung Abb. 12: Nutzungsverhalten im Internet unter den Empfänger der Berliner Elternbriefe des Arbeitskreis Neue Erziehung Quelle: eigene Grafik auf der Basis der Evaluation des Instituts für Informationsmanagement Bremen Onlinebefragung unter den NutzerInnen des Portals www.aktiv-fuer-kinder.de im Zeitraum 25.04. 25. 05. 2005, 413 Antworten Nacherhebung in beiden Gruppen: jeweils 32 telefonische Interviews durch deutsch-türkische Interviewerin, teilweise muttersprachlich geführt Nutzertests der Website mit insgesamt 7 türkischstämmigen Nutzern (6 w / 1 m) Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 11

Ausgewählte Aussagen und Beobachtung zu den NutzerInnen auf der Basis von schriftlicher Befragung, Onlinebefragung, Telefoninterviews Nutzertests Die Nutzungshäufigkeit des Internet ist in der Gruppe der schriftlich Befragten vergleichsweise hoch. 35 Prozent geben an, das Internet täglich zu nutzen, 39 Prozent nutzen es zumindest wöchentlich. Die Informationsrecherche steht mit 81 Prozent an der ersten Stelle der Nutzungshäufigkeit, Kommunikation per E-Mail, Chat oder in Foren wird von 70 Prozent der Befragten genannt. Für 50 % der Befragten spielen Online-Shopping und Online-Banking eine Rolle, während nur 45 Prozent das Internet im beruflichen Kontext nutzen. Das Surfinteresse der Befragten liegt bei der Nutzung der Plattform www.aktiv-fuer-kinder.de in der Erziehungsberatung. Es besteht ein großes Interesse an Bildungsthemen, Informationen zum Thema Kinder und Ausländer sowie zur zweisprachigen Erziehung. Die meisten InterviewpartnerInnen begrüßen das Angebot türkischsprachiger Inhalte. Selbst bei NutzerInnen mit geringen Deutschkenntnissen ist eine bevorzugte Nutzung der deutschsprachigen Texte festzustellen, auch wenn türkische Versionen vorhanden sind. Die deutschsprachigen Texte bieten einen Anreiz, sich mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzen, die türkische Version scheint als Back-Up zu dienen, falls Verständnisfragen auftreten. Die Ergebnisse der Evaluation des Portals www.aktiv-fuer-kinder.de unterstützen die Annahme, dass das Interesse an der Internetnutzung steigt, wenn Inhalte angeboten werden, die dem Informationsbedürfnis der Zielgruppe entsprechen. In diesem Falle ist eine Bereitschaft festzustellen, Sprachbarrieren zu überwinden. Inwieweit das Vorhandensein einer muttersprachlichen Version dazu beiträgt, die Aufgeschlossenheit gegenüber der fremdsprachigen Version zu erhöhen, konnte nicht festgestellt werden. Stiftung Digitale Chancen, Dezember 2006 12