Finanzielle Belastungen durch die schulische Tagesbetreuung



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Transkript:

Finanzielle Belastungen durch die schulische Tagesbetreuung Johann Bacher (JKU) Linz 2012 1 Problemstellung Die schulische Tagesbetreuung ist mit einem Kostenersatz für Eltern verbunden Dieser setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem Mittagessen und der Betreuung Für die Betreuung kann um eine Ermäßigung angesucht werden Beim Mittagessen ist dies nicht der Fall Es stellt sich die Frage, wie hoch die finanziellen Belastungen von Familien durch die schulische Nachmittags- bzw Tagesbetreuung sind und ob gegebenenfalls wegen hoher finanzieller Belastungen sozialpolitische Interventionen erforderlich sind 2 Methodisches Vorgehen Zur Berechnung der finanziellen Belastungen wurden Modellrechnungen auf der Basis des EU-SILC 2010 durchgeführt Beim EU-SILC (Survey of Income and Living Conditions in the European Union; Statistik Austria 2012) handelt es sich um eine europaweite Längsschnittstudie zu Lebens- und Einkommensverhältnisse von Privathaushalten Befragt werden jährlich in Österreich ca 4500 Haushalte Bei den Modellrechnungen wurden folgende Annahmen getroffen: Die Tagesbetreuung wird fünf Tage in Anspruch genommen Für die Betreuung sind monatlich 88,- zu bezahlen Dies ist der derzeit an den Gymnasien in OÖ übliche Kostenersatz (siehe zb http://wwwakadgymlinzeduhiat/akadgym_website/ index2php?page=files_wir/tabe&menue=menue_wir) Der Kostenersatz ist für 10 Monate zu entrichten Für das Mittagessen sind 4,- zu bezahlen Umgerechnet auf einen Monat ergibt dies ca 80,- Bezogen auf 10 Monate sind somit 800,- für das Essen zu bezahlen Die Kostenersätze werden aus dem Netto-Haushaltseinkommen bestritten Dieses wurde auf der Basis des EU-SILC berechnet Es setzt sich aus allen Netto-Einkommen der Haushaltsmitglieder zusammen Steuern- und Sozialversicherungsleistungen sind abgezogen, Transferleistungen einbezogen Alle schulpflichtigen Kinder im Haushalt im Alter von 6 bis 14 Jahren besuchen eine schulische Tagesbetreuung Unter diesen Annahmen beträgt die finanzielle Belastung eines Haushalts i durch die Tagesbetreuung inkl Mittagessen: 1

=100,, ist die Zahl der Kinder zwischen 6 und 14 im Haushalt i, 1680,- sind die Gesamtkosten (Betreuung plus Verpflegung, also 860,- plus 800,-), ist das Netto-Haushaltseinkommen des Haushalts Die finanzielle Belastung durch das Mittagessen ergibt sich entsprechend mit: =100, Beispiel: Das Netto-Haushaltseinkommen eines Haushalts beträgt 30000,- In dem Haushalt leben zwei Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, die die Pflichtschule und die schulische Tagesbetreuung besuchen Für den Haushalt ergeben sich finanzielle Belastungen durch die schulische Tagesbetreuung: =100 =100 =100 =11,2%, =100 =5,3% 11,2% des Netto-Haushaltseinkommens müssen für die schulische Tagesbetreuung der beiden Kinder ausgegeben werden Auf das Essen entfallen 5,3% Für die Darstellung der Ergebnisse der Modellrechnung wurde die Verteilung des Netto- Haushaltseinkommen der Haushalten mit mindestens einem Kind zwischen 6 und 14 Jahren in drei Gruppen unterteilt: in das untere Viertel der Einkommensverteilung, in die Mitte und das obere Viertel der Einkommensgruppe Das untere Viertel verdient im Durchschnitt 24535 jährlich, die Mitte verdient 42621 und das obere Viertel 79834 Der Gesamtdurchschnitt beträgt 47414 Bei der Darstellung der Ergebnisse wurde des Weiteren nach der Kinderzahl differenziert, da diese einen starken Einfluss auf die finanzielle Belastungen ausübt (siehe unten) Die durchschnittliche Gesamtbelastung durch die Tagesbetreuung einer Einkommensgruppe I bei K Kindern wurde wie folgt ermittelt:, = = Analog wurde die durchschnittliche Belastung durch das Mittagessen einer Einkommensgruppe I bei K Kindern berechnet mit:, = = Auf folgenden Sachverhalt sei hier hingewiesen: Die berechneten durchschnittliche Gesamtbelastung, bzw die durchschnittliche Belastung durch das Mittagessen, einer Einkommensgruppe I mit K Kindern unterscheidet sich von der Belastung des Durchschnittseinkommens dieser Einkommensgruppe Bezeichnen wir das Durchschnittseinkommen mit, so sind die finanziellen Belastungen des Durchschnittseinkommens definiert als:, = bzw, = Es gilt: 2

, und, Diese Beziehung gilt allgemein (Hamdan ua 2006) und ist kein spezifisches Problem unserer Berechnungen Inhaltlich bedeutet der Befund, dass die nachfolgenden Ergebnisse nicht einfach dadurch nachgerechnet werden können, dass die Kosten der Betreuung zum Durchschnittseinkommen der untersuchten Einkommensgruppe in Beziehung gesetzt werden Für die unteren und mittleren Einkommensgruppen, die für die Frage der finanziellen Belastungen besonders relevant sind, ergeben für beide Schätzverfahren nur geringe Abweichungen 3 Ergebnisse Die Ergebnisse der Modellrechnungen fasst Tabelle 1 zusammen Im unteren Einkommensviertel ergeben sich bei 2 und mehr Kindern finanzielle Belastungen von mehr als 10% Bei zwei Kindern beträgt die durchschnittliche finanzielle Belastung 13,9%, bei drei oder mehr Kindern wird die 20%- Marke überschritten Dh mehr als 20% des gesamten Netto-Haushaltseinkommen müssten für die schulische Tagesbetreuung (inkl Mittagessen) ausgegeben werden In der mittleren Einkommensgruppe wird die 10%-Grenze bei drei oder mehr Kindern überschritten Die durchschnittliche finanzielle Belastung beträgt 12,3% Im oberen Einkommensviertel bleiben die durchschnittlichen Belastungen unter 10% Bei drei oder mehr Kindern erreichen sie aber auch einen Wert von 7,4% Tabelle 1: Finanzielle Belastungen durch Tagesbetreuung und Mittagessen Netto-Haushaltseinkommen Zahl der Kinder zwischen 6 und 14 1 2 3 oder mehr Gesamt Gesamtbelastung in % unteres Viertel 7,8589 13,9027 23,5716 10,1390 Mitte 4,0936 7,7753 12,2665 5,5206 oberes Viertel 2,3083 4,5013 7,4305 3,2169 Gesamt 4,5983 8,5760 12,6644 6,0999 Netto-Haushaltseinkommen Belastung durch Mittagessen in % unteres Viertel 3,7423 6,6203 11,2246 4,8281 Mitte 1,9493 3,7025 5,8412 2,6289 oberes Viertel 1,0992 2,1435 3,5383 1,5318 Gesamt 2,1897 4,0838 6,0307 2,9047 Lesehilfe: Die durchschnittliche finanzielle Gesamtbelastung (Betreuung und Mittagessen) des unteren Viertel der Netto- Haushaltseinkommen bei einem Kind zwischen 6 und 14 Jahren beträgt 7,86% Bei zwei Kindern erhöht sich die Gesamtbelastung auf 13,90% Die durchschnittliche Gesamtbelastung des unteren Viertels der Einkommensverteilung beträgt 1014% Bei einem Kind hat die durchschnittliche Gesamtbelastung einen Wert von 4,60% Wenn nur die Belastung durch das Mittagessen betrachtet wird, also angenommen wird, dass die Betreuung selbst unentgeltlich ist, reduzieren sich die Belastungen Eine durchschnittliche Belastung von mehr als 10% ergibt sich mit einem Wert von 11,2% für die untere Einkommensgruppe bei drei oder mehr Kindern Bei zwei Kindern wird mit 6,6% auch noch eine relativ hohe Belastung erreicht 3

Untersucht man, wie viele Haushalte von relativ hohen finanziellen Belastungen betroffen sind, werden die in Tabelle 2 angeführten Ergebnisse ermittelt Betrachtet wurden unterschiedliche Schwellenwerte Die Zahl der Haushalte, die mit mehr als 7% belastet sind, beträgt 153000 Bezogen auf alle Haushalte mit mindestens einem Kind im Alter von 6 bis 14 Jahren sind dies 29,3% Insgesamt betroffen sind 285000 Tausend Kinder Erhöht man den Schwellenwert auf 10%, reduziert sich die Zahl der betroffenen Haushalte auf 70000, in denen 141000 Kinder leben Mit mehr als 15% betroffen sind 15000 Haushalte bzw 32000 Kinder Geringere Zahlenwerte ergeben sich für die Annahme, dass nur das Mittagessen zu bezahlen ist Unter dieser Vorgabe sind 16000 Haushalten mit mehr als 7% belastet Umgerechnet auf die Zahl der betroffenen Kinder ergibt sich ein Wert von 36000 Bei einem Schwellenwert von 10% reduzieren sich die Zahlen auf 7000 Haushalte bzw 15000 Kinder Mit mehr als 15% sind nur mehr 2000 Haushalte bzw 5000 Kinder betroffen Tabelle 2: Zahl der Haushalte und Kinder mit unterschiedlicher finanzieller Belastung Belastung über >7% >10% > 15% Betreuung und Mittagessen Zahl der betroffenen Haushalte 153000 70000 15000 in % aller Haushalte mit mindestens einem Kind zw 6 und 14 Jahre 29,3% 13,4% 2,9% Zahl der betroffenen Kinder zw 6-14 Jahren 285000 141000 32000 nur Mittagessen Zahl der betroffenen Haushalte 16000 7000 2000 in % aller Haushalte mit mindestens einem Kind zw 6 und 14 Jahre 3,2% 1,3% 0,4% Zahl der betroffenen Kinder zw 6-14 Jahren 36000 15000 5000 Lesehilfe: Von einer finanziellen Belastung von mehr als 7% sind 153000 Haushalte betroffen Bezogen auf die Zahl aller Haushalte mit mindestens einem Kind zwischen 6 und 14 Jahren sind dies 29,3% Umgerechnet auf die Zahl der Kinder in den betroffenen Haushalten ergibt sich ein Wert von 285000 Kindern Dh, dass 285000 Kinder betroffen sind Nach Haushaltstyp ergeben sich hohe finanzielle Belastungen für Alleinerziehende, da diese oft über ein geringes Einkommen verfügen (siehe Tabelle 3) An zweiter Stelle folgen mit abstand Haushalte mit zwei Erwachsenen und mind 3 Kindern 4

Tabelle 3: Finanzielle Belastungen durch Betreuung und Mittagessen in Abhängigkeit vom Haushaltstyp Belastung über >7% >10% > 15% Betreuung und Mittagessen Ein Erwachsener und mind 1 Kind (Alleinerziehende) 62,0% 35,6% 15,0% Zwei Erwachsene und 1 Kind 7,9% 2,6% 0,0% Zwei Erwachsene und 2 Kinder 25,3% 8,5% 0,5% Zwei Erwachsene und mind 3 Kinder 47,6% 25,4% 4,3% Sonstige Haushalte mit mind 1 Kind 15,6% 5,0% 0,7% Gesamt 29,3% 13,4% 2,9% Lesehilfe: 62,0% aller AlleinerzieherInnenhaushalte wären mit mehr als 7% finanziell belastet, wenn für ihr Kind/ihre Kinder Entgelt für die Nachmittagsbetreuung und das Mittagessen zu bezahlten ist Mit mehr als 10% wären 35,6% belastet, 15% mit mehr als 15% 4 Fazit und Handlungsempfehlungen Durch die schulische Nachmittags- bzw Tagesbetreuung können sich für Familien Belastungen ergeben Im unteren Viertel der Einkommensverteilung entstehen Belastungen von mehr als 10% bereits bei zwei Kindern Im mittleren Einkommensbereich ist dies bei drei oder mehr Kindern der Fall Nur im oberen Einkommensviertel wird auch bei drei oder mehr Kindern die 10%-Marke nicht überschritten Besonders betroffen sind Alleinerziehende und Haushalte mit drei oder mehr Kindern Finanzielle Belastungen von mehr als 10% treten bei 70000 Haushalten auf Betroffen sind 141000 Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren Wird der Schwellenwert bei 7% festgelegt, erhöht sich die Zahl auf 153000 Haushalte bzw 285000 Kinder Die starke Zunahme zeigt, dass zwischen 7% und 10% viele Haushalte belastet sind Wird eine finanzielle Belastung von mehr als 15% für zumutbar gehalten, verbleiben immer noch 15000 Haushalte bzw 32000 Kinder Die Befunde legen sozialpolitische Interventionen nahe, wenn gewährleistet werden soll, dass die finanzielle Belastung eines Haushaltes nicht einen bestimmten Schwellenwert, zb 7% oder 10%, übersteigen soll Eine Möglichkeit wäre, die Tagesbetreuung unentgeltlich anzubieten und nur das Mittagessen zu verrechnen Dadurch könnte bei einem Schwellenwert von 10% die Zahl der betroffenen Haushalte deutlich von 70000 auf 7000 reduziert werden, bei einem Schwellenwert von 7% von 153000 auf 16000 Für die verbleibenden Haushalte Kinder könnte eine Befreiung vom Mittagessen angeboten werden Ein anderes Modell wäre, dass Mittagessen unentgeltlich anzubieten und die Kostenersätze für die Betreuung zu staffeln, sodass jeder Haushalt mit maximal x% belastet ist, zb mit 7%, 10% oder einem anderen Prozentwert In Linz wurden mit diesem Modell auf Kindergartenebene gute 5

Erfahrungen gemacht (Bacher 2011) Aus sozialpolitischer Sicht wäre dieses Modell zu bevorzugen, weil es eine soziale Staffelung enthält Eine dritte Option schließlich wäre, dass die schulische Tagesbetreuung inkl Essen unentgeltlich anzubieten Angesichts der knappen öffentlichen Kassen ist diese Variante derzeit schwer zu reduzieren Eine vierte Möglichkeit schließlich wäre aus der Perspektive verschiedener Politikfelder bedenklich, nämlich eine Verlängerung der Mittagspause, sodass Kinder zum Mittagessen nachhause gehen können und dann um zb um 1500 wieder in die Schule kommen Aus frauenpolitischer Sicht könnte sie eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit der Mütter verhindern, aus gesundheitspolitischer Sicht könnte sie dazu führen, dass vermehrt Fast Food konsumiert wird Sinnvoll und realisierbar erscheinen die beiden ersten Optionen Literatur Bacher, Johann (2011): Mehr Chancengleichheit durch kommunale Bildungspolitik? In: Luger, Klaus, Mayr, Johann (Hg): Stadtgesellschaft Werte und Positionen, Linz, 853-867 Hamdan, H N (2006): Comparing Ratio Estimators Based on Systematic SamplesJournal of Statisical Research, 40 (2), 1-11 Statistik Austria (2012): SILC: verfügbar unter: http://wwwstatistikat/web_de/frageboegen/private_haushalte/eu_silc/indexhtml#index1 Univ-Prof Dr Johann Bacher, Abteilung für empirische Sozialforschung, Institut für Soziologie, Johannes Kepler Universität Linz, A-4040 Linz, Altenbergerstr 69, e-mail: johannbacher@jkuat, Paper bitte wie folgt zitieren: Bacher, Johann, 2012: Finanzielle Belastungen durch die schulische Tagesbetreuung Linz: http://wwwjkuat/soz/content/e94921/e95831/e96904/ <Downloaddatum> 6