Pressekonferenz der PROFACTOR GmbH Leistungsbericht 2011: PROFACTOR: In der Fabrik der Zukunft gibt der Mensch den Takt an Mittwoch, 28. März 2012 10:30 Uhr OÖ Presseclub Linz
Leistungsbericht 2011: PROFACTOR: In der Fabrik der Zukunft gibt der Mensch den Takt an STEYR. Das Unternehmen für angewandte Produktionsforschung konnte im Jahr 2011 seine Rolle als Problemlöser für die Industrie festigen. Namhafte Unternehmen konnten als Neukunden gewonnen werden. Bestehende Kunden bestätigen das Vertrauen in PROFACTOR mit Folgeaufträgen. Die Erfolge bei internationalen und nationalen Forschungsprojekten halten an. Zahlen, Daten und Fakten Im Jahr 2011 erwirtschaftete die PROFACTOR GmbH einen Umsatz von 7,7 Millionen Euro. Die Eigenfinanzierungsquote stieg im Jahr 2011 von 72 auf 82 Prozent. Die Restfinanzierung bestreiten Fördermittel des EU-EFRE- Fonds, des Bundes, des Landes Oberösterreich und der Stadt Steyr. (Im Gründungsjahr 1995 betrug die Eigenfinanzierungsquote 40 Prozent). 2011 wurden geförderte Forschungsprojekte in der Höhe von 3,2 Millionen Euro abgewickelt (ähnlich wie 2010). Das Volumen der Industrieprojekte konnte in dem Zeitraum von 2,4 auf 2,9 Millionen Euro gesteigert werden. Seit 1995 wurden mehr als 1.240 Forschungs- und Industrieprojekte abgewickelt. Seite 2
Die derzeit 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Steyr und Wien arbeiten gegenwärtig an rund 100 Projekten. Rund 400 Unternehmen vorwiegend aus der produzierenden Industrie vertrauen PROFACTOR als Partner. Im Forschungsbereich wurden 2011 von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) 26 und auf EU-Ebene zwei Projekte genehmigt. Ein klarer Auftrag: Forschung für die Wettbewerbsfähigkeit Die Industrie nimmt uns immer mehr als strategischen Partner wahr, sagt Andrea Möslinger, kaufmännische Geschäftsführerin der PROFACTOR GmbH. Namhafte Neukunden wie Motoman, voestalpine und Tiger Coatings und die Folgeaufträge von zufriedenen Kunden beweisen das. Der Anstieg der Eigenfinanzierungsquote von 72 auf 82 Prozent ist ein deutliches Zeichen für die Praxisrelevanz der angewandten Produktionsforschung Made in Steyr. Gesunder Mix aus industrieller Grundlagenforschung und Industrieprojekten Große Erfolge gab es 2011 auch bei internationalen und nationalen Forschungsprojekten einer Kernkompetenz von PROFACTOR. Das Unternehmen wurde unter anderem mit der Fortführung des NILaustria 1 Clusters beauftragt, einem 3,5 Millionen Euro schweren Forschungsprojekt im Bereich der Nanotechnologie. 1 http://www.nilaustria.at/ Seite 3
Nanotechnologie-Forschung wird sich bezahlt machen Disziplinen wie die Nanotechnologie haben nach wie vor starken Grundlagencharakter, auf bilaterale Industrieaufträge kann in diesem Bereich noch nicht unmittelbar gebaut werden, sagt Möslinger. Micro-/Nano-Scale Production haben wir aber nicht von ungefähr als eine unserer strategischen Priorität definiert. Diese Enabling- Technology wird in Zukunft die Basis für Produkte mit neuen Funktionalitäten und eine innovative, effiziente Produktion sein. Null-Fehler-Produktion im BMW Motorenwerk Dem stehen Projekte mit ganz konkreten Anforderungen aus der Produktion gegenüber, zum Beispiel im Forschungsschwerpunkt Qualitätssicherung & Prozessoptimierung. Möslinger: Unsere Lösungen, zum Beispiel für das BMW Motorenwerk in Steyr, sind ausgereift. Sie basieren auf Technologien, die wir in langjähriger Forschungstätigkeit entwickelt haben. Zum Beispiel PlugInspect 2 Ein von PROFACTOR entwickeltes 3D- Bildverarbeitungssystem im BMW Motorenwerk Steyr kontrolliert eine essenzielle elektronische Steckverbindung am Motorblock eine potenzielle Fehlerquelle für Beanstandungen. Das Bildverarbeitungssystem erkennt selbst unter schwierigsten Voraussetzungen (ungenaue Darbietung am Band, kontrastarme oder glänzende Oberflächen) alle Fehler der sofortige Alarm verhindert teure Reklamationsschleifen. 700 Motoren werden damit täglich und in Echtzeit geprüft. Das Projekt wurde BMW-intern mit dem engenius Award ausgezeichnet. 2 http://blog.profactor.at/2012/02/13/pluginspect-mit-dem-engenuis-award-bmw-pramiert/ Seite 4
Ressourceneffizienz als Prämisse für alle Projekte Die Unternehmensmission wurde im Jahr 2011 präzisiert. Forschung für die Wettbewerbsfähigkeit unter der Prämisse Ressourceneffizienz, das ist der Rahmen für unsere Entwicklungen, sagt Möslinger. Weniger Ressourcenverbrauch, weniger Ausschuss, weniger Verschleiß, weniger Schadstoffausstoß das beschäftigt die produzierende Industrie und darauf geben wir mit angewandter Produktionsforschung Antworten. Egal ob es sich um effizienten Leichtbau, die Optimierung von Bearbeitungsmaschinen oder Wertstoffgewinnung aus Reststoffen handelt, die Lösungen werden interdisziplinär behandelt. Leichtbau soll effizienter werden Zum Beispiel SelTec 3 PROFACTOR will die Effizienz bei der manuellen Produktion von CFK-Kunststoffteilen um 50 Prozent steigern. Die Verbundbauteile werden einer automatisierten Qualitätskontrolle unterzogen, fehlerhafte Stellen können damit selektiv behandelt werden. Insgesamt soll dies die Verbreitung von Leichtbau für die Automobilindustrie und die Luftfahrt vorantreiben und damit Emissionen reduzieren. Wermutstropfen: Fachkräftemangel Sorgen macht PROFACTOR am ehesten der Fachkräftemangel. Vor allem Softwareingenieure und Technikerinnen sind schwer zu bekommen. Möslinger: Um die besten Köpfe wird durchaus gerungen. Was wir vor allem als Trumpf einsetzen können: Wir räumen engagierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern die Möglichkeit zum Querdenken ein. 3 http://blog.profactor.at/2011/10/12/leichtbau-effizienter-machen/ Seite 5
Der Mensch wird in der Fabrik der Zukunft den Takt angeben Andreas Pichler ist seit September 2011 technischer Geschäftsführer der PROFACTOR GmbH. Als Robotik-Experte gibt er seit sechs Jahren die Richtung vor. Bei der Definition der strategischen Ausrichtung der Forschungsinhalte war er federführend dabei. Vom Design bis zu den C0 2 -Emissionen: Klare Prioritäten Human Centered Production, Green Production und Micro-/Nano- Scale Production lauten die strategischen Prioritäten von PROFACTOR. Human Centered Production bedeutet, dass wir am Industriestandort Europa die Rollenverteilung von Mensch und Maschine neu definieren müssen. Green Production bedeutet, dass vom ersten Designentwurf bis zum Abgas die Endlichkeit der Ressourcen im Mittelpunkt zu stehen hat. Und Nano-Scale Production legt mit funktionellen Oberflächen die Basis für die konkurrenzfähigen Produkte der Zukunft, sagt Pichler. Der junge, belastbare Arbeitnehmer wird so selten sein wie Erdöl Gerade als Robotik-Experte verweist Pichler darauf, dass der Mensch in der Diskussion um Nachhaltigkeit gerne vergessen wird. Pichler: Der junge, kräftige, gesunde und stressresistente Industriearbeiter wird so selten sein wie das Erdöl, das sagt die Demographie. PROFACTOR erforscht daher Assistenzsysteme, die Menschen und Roboter als Kollegen kooperieren lassen. Seite 6
Industrieroboter im Baukastensystem Ein Beispiel ist das seit zwei Jahren laufende internationale Projekt LOCOBOT 4, bei dem PROFACTOR mit zehn Partnern zusammenarbeitet. Bei einem kürzlich stattgefundenen Meeting in Steyr zeigten sich die Geldgeber aus der EU überrascht vom technischen Fortschritt. Das Projekt tritt nun in die Integrationsphase in der Industrie. Pichler: Die Ergebnisse werden unabhängig von der beteiligten Autoindustrie alle Branchen nutzen können, die mit vielen Produktvarianten oder kleinen Volumina konfrontiert sind. Zum Beispiel LOCOBOT PROFACTOR forscht mit Partnern an der Entwicklung eines Low Cost Robot Co-Workers. Dieser kostengünstige Roboter-Kollege wird ein Baukasten von Plug & Produce-Modulen sein. Intelligente Aktuatoren und Sensoren werden nicht nur eine sichere und effiziente Mensch-Maschine-Kooperation ermöglichen. Die Nebeneffekte des intelligenten und adaptiv lernfähigen Systems sind höhere Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit. Das ermöglicht eine qualitativ höherwertige und kundenspezifischere Produktion. Upgrade für den Industriearbeiter Der Mensch gibt den Takt an Eine Vision eint alle Entwicklungen im Rahmen der Assistenzsysteme. Im Gegensatz zu herkömmlichen Automatisierungslösungen gibt der Mensch den Takt an, nicht die Maschine. Assistenzrobotik ist ein Upgrade für den industriellen Arbeitsplatz: Der Mensch mit seiner Intelligenz und Problemlösungskapazität übernimmt filigrane und wertschöpfungsrelevante Tätigkeiten. Der Roboter assistiert mit Kraft und Genauigkeit. Der Arbeiter, der sich um schwere Teile in der Schütte bückt, ist in der Fabrik der Zukunft ein Anachronismus. 4 http://www.locobot.eu/ Seite 7
Ein weiteres Vorzeigeprojekt aus dem Bereich Assistenzsysteme ist CustomPacker 5. People-friendly Factories sind auch wettbewerbsfähige Fabriken Mit der Entwicklungsarbeit für People-friendly Factories entspricht PROFACTOR nicht nur den auf politischen Ebenen getroffenen Vorgaben. Die People-friendly Factories, von denen die EU spricht, sind auch höchst konkurrenzfähige Fabriken, sagt Pichler. Wer dem Roboter kooperatives Verhalten und Intelligenz beibringt, hat auch das Rüstzeug für die hochflexible Produktion von morgen in der Hand. Sicherheit des Roboters muss völlig neu bewertet werden Dass für kooperierende Roboter aus naheliegenden Gründen völlig neue Sicherheitsstandards beachtet werden müssen, liegt auf der Hand. PROFACTOR nimmt hier durchaus Anleihen bei Assistenzsystemen, die mit der Industrieproduktion a priori nichts zu tun haben, etwa bei der Entwicklung eines intelligenten Rollstuhls. Assistenzrobotik: eine Option für Konzerne und KMU Assistenzsysteme werden laut Pichler auch kleinen Manufakturen mit geringen Produktvolumina Chancen bieten. Die Umrüstkosten für Varianten sind der größte Hemmschuh für Investitionen in Automatisierung. Assistenzrobotik baut auf der Adaptivität der Systeme auf. Pichler: Das ist für eine Montagelinie in der Autoindustrie, die immer mehr Produktvarianten zu bewältigen hat relevant, aber ebenso für eine Manufaktur im Hinterland mit geringen Volumina und hoher Kundenspezifität. 5 http://www.custompacker.eu/ Seite 8
Vom Kinderzimmer in die Fabrikshalle Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist bei der Entwicklung innovativer Lösungen unabdingbar. Assistenzrobotik fordert Experten in Mechatronik, Softwareengineering und industrieller Bildverarbeitung. Unorthodoxe Zugänge sind durchaus gefragt. Rund um die Sicherheit eines Roboters als Kollegen ist die Erkennung der Umgebung in Echtzeit von essenzieller Bedeutung. Eine Lösung könnte ausgerechnet von der Kamera einer Spielkonsole ausgehen. PROFACTOR-Softwareexperten nutzen den Algorithmus der Spielkonsolen-Kamera Kinect (Microsoft) unter dem Namen ReconstructMe 6 zur Modellierung einer 3D-Umgebung in Echtzeit. Pichler: Was als Spielerei mit dem Programm einer Spielkonsole begonnen hat, kann dazu beitragen, dem Roboter einen für die sichere Kooperation mit dem Menschen nötigen Sehsinn zu verschaffen. 6 http://reconstructme.net/ Seite 9
Kontakte Mag. Andrea Möslinger Geschäftsführung Tel. +43 (0)7252 885-110 E-Mail: andrea.moeslinger@profactor.at DI Dr. Andreas Pichler Geschäftsführung Tel. +43 (0)7252 885-306 E-Mail: andreas.pichler@profactor.at Mag. Christian Kreil Corporate Communication Tel. +43 (0)7252 885-141 E-Mail: christian.kreil@profactor.at PROFACTOR GmbH Im Stadtgut A2 A-4407 Steyr-Gleink www.profactor.at http://blog.profactor.at Seite 10