Berufskrankheit HIV - nicht nur bei Beschäftigten im Gesundheitswesen



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Transkript:

Jens Jarke Berufskrankheit HIV - nicht nur bei Beschäftigten im Gesundheitswesen

Berufskrankheit HIV Humanes Immunschwäche che Virus - HIV Hepatitis B Virus - HBV Gesetzliche Unfallversicherung - GUV

Geschätzte Zahl der Erwachsenen und Kinder, die Ende 2005 mit HIV/AIDS leben Todesfälle 3,1 Millionen Nordamerika 1,2 Millionen Karibik 300 000 Lateinamerika 1,9 Millionen Westeuropa 720 000 Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten 510 000 Osteuropa und Zentralasien 1.6 Millionen Afrika südlich der Sahara 25,8 Millionen Ostasien und Pazifik Südund Südostasien 870 000 7,4 Millionen Australien und Neuseeland 74 000 Neuinfektionen 4,9 Millionen WHO/UNAIDS 12/2005 ~ 40 Millionen

~ 80% ~ 80% HIV in Deutschland 2005 ~ 75.000 seit 1982 davon verstorben ~ 26.000 ~ 49.000 leben mit HIV ~ 8.000 davon mit AIDS häufigste Infektionswege Homosexuelle Kontakte bei Männern M ~ 63% i.v. Drogenmissbrauch ~ 12% Heterosexuelle Kontakte ~ 11% Endemiegebiete ~ 11% ~20% ~20% Männer Frauen nach Geschlechtern Quelle: RKI Epid. Bull. 47/2005 Stand : 31. Dezember 2005 Medienpaket AIDS, BWG 2005

Berufskrankheit HIV berufsbedingte Infektionen GUV bgw blutübertragene bertragene Krankheiten Gesundheitsberufe erhöhtes htes Risiko

Berufskrankheit HIV erhöhtes htes Risiko bei Auslandstätigkeit tigkeit andere Berufe EhfG Gesundheitsberufe

Berufskrankheit HIV Berufskrankheitenverordnung BK 3101 Eine Berufskrankheit liegt vor, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig tig oder durch eine andere Tätigkeit T der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt war.

Berufskrankheit HIV ~ 50.000 Neuinfektionen /Jahr anerkannte BK/Jahr in Deutschland < 200 BK Quelle: RKI - Jarke ~ 5.000 > 250 BK > 2.000 ~ 3 BK

Berufskrankheit HIV BKV anerkannte BERUFSKRANKHEITEN seit 1982 Gesundheitswesen andere Tätigkeit 57 23 Unfallkassen * davon 11 EhfG Berufsgenossenschaften

Berufskrankheit HIV Berufsbedingte HIV-Infektionen Infektionen weltweit Region gesichert wahrscheinlich gesamt Europa 35 85 120 Deutschland 5 33 38 (50) USA 57 139 196 andere 14 14 28 weltweit 106 238 344 Occupational Transmission of HIV, UK Health Protection Agency Stand: 12/2002

Berufskrankheit HIV berufsbedingte HIV-Infektion gesichert GUV wahrscheinlich Arbeitsplatzrisiko

gesichert Wissenschaft berufliche Exposition zu Blut Indexperson bzw. Quelle: HIV positiv genetische Übereinstimmung der Virusstämme Unfallversicherung/GUV berufliche Exposition zu Blut : Nadelstich- oder Schnittverletzung; Haut-, Schleimhaut- oder Wundkontamination mit Blut, negativer HIV-Test ( Nullserum ) vor oder kurz nach der Exposition und/oder eine akute HIV-Krankheit nach der Exposition; positiver HIV-Test ( Serokonversion ) in der Folge der Exposition

Fallgeschichte Nr.: 35 MTA-Schüler Kreiskrankenhaus (Bayern) 27 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Indexperson BK-Verfahren 1999 massive Kontamination der Konjunktiva durch Serum aus Vakuumröhrchen (versehentliches Öffnen) 11/1998 HIV negativ 8 Wochen nach Unfall: HIV-1 1 E positiv nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine sexuellen Risiken Patientin aus Thailand HIV-1 1 E (genetische Identität) t) Anzeige 1999 LUK Bayern anerkannt: BK 3101 1999

Fallgeschichte Nr.: 6 Krankenschwester HIV-Praxis (Bremen) 33 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Indexperson BK-Verfahren 4/1993 spritzendes Blut aus Vakuumröhrchen auf Augen, Lippen (Herpes), Mundschleimhaut 4/1990 HIV negativ 5/1993 nach Unfall: HIV positiv nicht beobachtet PEP mit Monotherapie (Retrovir( ) kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine sexuellen Risiken AIDS-Patient Anzeige 3/1995 BGW anerkannt: BK 3101 1995

Wissenschaft berufliche Exposition zu Blut HIV-Infektionen Infektionen im Umfeld außerberufliche Risiken unwahrscheinlich berufliche Exposition zu Blut und Vorkommen von AIDS-Erkrankten/HIV Erkrankten/HIV-InfiziertenInfizierten in der Beschäftigungseinrichtung ( ein gewisser Prozentsatz unerkannt HIV-Infizierter ) wahrscheinlich Unfallversicherung/GUV negativer HIV-Test

Fallgeschichte Nr.: 40 Krankenpflegehelferin Uni-Klinik (NRW) 30 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Indexperson BK-Verfahren 5/1993 Stichverletzung mit Infusionskanüle (Nadel von Dauerverweilkatheter) 5/1993 HIV negativ 9/1998 Test ohne Einwilligung: HIV positiv nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine sexuellen Risiken unbekannt HIV-Patienten im Arbeitsbereich Anzeige 10/1998 LUK NRW anerkannt: BK 3101 1999

Fallgeschichte Nr.: 30 Krankenpfleger Psychiatrie Klinik (Saarland) 33 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Indexperson BK-Verfahren 3/1996 Gesicht und Auge großfl flächig mit Blut kontaminiert (Ösophagusvarizenblutung) 8/1995 HIV negativ 5/1996 nach Unfall: HIV positiv nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine sexuellen Risiken AIDS-Patient Anzeige 7/1997 UK Saarland anerkannt: BK 3101 1999

Tätigkeiten und Arbeitsbereiche im Gesundheitswesen in den großst städtischen Zentren der HIV-Epidemie Arbeitsplatzrisiko Unfallversicherung/GUV operativ tätige Ärzte, Zahnärzte und Assistenzpersonal; Ärzte und Pflegepersonal in Notfallaufnahmen und Intensivstationen; Notärzte und Rettungssanitäter; Ärzte und Hebammen in geburtshilflichen Abteilungen; medizinisches Personal in Dialyseeinrichtungen negativer HIV-Test Dialyseeinrichtungen; Intensivstationen; Operationseinheiten; Notfallaufnahmen; hämatologisch-onkologische Abteilungen; Rettungsdienste in Krankenhäusern der Schwerpunkt/Maximalversorgung und Universitäts-Kliniken in den Epizentren der HIV-Epidemie, alle AIDS-Stationen/HIV-Ambulanzen/Schwerpunktpraxen alle medizinischen Arbeitsbereiche in Endemie- und Hochprävalenzgebieten

Fallgeschichte Nr.: 41 HNO-Arzt Uni-Klinik (Baden-Württ). 39 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Partnerin BK-Verfahren 7/1990 7/1993 besondere berufliche Gefährdung (HNO-OP, OP, Notfallaufnahme, Intensivstation) 6/1988 HIV negativ 8/1993: HIV positiv nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine sexuellen Risiken HIV negativ Anzeige 2001 UKBW anerkannt: BK 3101 2001

Fallgeschichte Nr.: 52 Krankenpfleger Landeskrankenhaus (NRW) 49 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Partnerin BK-Verfahren 1992-2003 besondere berufliche Gefährdung (Drogenentgiftung) 1992 HIV negativ 5/2003 Zufallsbefund: HIV positiv nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine sexuellen Risiken HIV negativ Anzeige 10/2003 Rhein. GUVV anerkannt: BK 3101 2005

Berufskrankheit HIV/AIDS nach Nr. 3101 BKV 1982 bis 2005 Gesundheitswesen gesichert HIV-Infektionen Infektionen wahrscheinlich Arbeitsplatz n = 58 (57 BK) n = 8 n = 20 n = 30 Art der Exposition Schnitt-/Stichverletzung 4 13 Schleimhaut-/Hautkontakt 4 4 Arbeitsplatzrisiko 30 unbekannt 3 Beruf Pflege 4 12 17 Arzthelfer/in 1 1 Laborant/in 1 1 4 Ärztin/Arzt 2 4 7 andere 3 1

Arbeitsplatzrisiko - Ausland Unfallversicherung/GUV besondere Verhältnisse des Tätigkeitsortes und Ansteckungsrisiken der dort lebenden Bevölkerung (Hochprävalenzgebiete) sowie ansteckungsgefährdende Situationen Blutkontakte bei gleichzeitig vorhandenen Eigenverletzungen und/oder Schädigungen der Haut, z.b. bei der Ersten Hilfe und/oder durch Verletzungen mit blutig verunreinigten Gegenständen, Bluttransfusionen und/oder invasive ärztliche/zahnärztliche Eingriffe unter unzureichenden medizinischen Standards bzw. Hygienebedingungen, ungeschützten eindringenden/aufnehmenden Geschlechtsverkehr negativer HIV-Test

Fallgeschichte Nr.: 15 A Entwicklungshelfer (Elektrotechniker) - Burkina Faso 42 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Partnerin BK-Verfahren 12/1992-07/1995 ungeschützter Geschlechtsverkehr mit Afrikanerin (9/1998 verstorben an AIDS) 12/1992 HIV negativ 07/1995 HIV positiv: HIV-1 1 A ( Westafrika( Westafrika ) nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine (zahn-) ) medizinischen Eingriffe HIV negativ (Ehefrau, nicht mit ausgereist) Anzeige 06/1999 UK Bund (BAfU( BAfU) anerkannt: 10 EhfG 2000

Fallgeschichte Nr.: 12 A Entwicklungshelferin (Lehrerin) - Simbabwe 30 Jahre Exposition Serostatus Akute Infektion andere Risiken Partner BK-Verfahren 09/1995-11/1997 Erste Hilfe bei Afrikanern (verletzte Haut) - Sexuelle Risiken nicht ausgeschlossen 10/1996 HIV negativ 11/1997 HIV positiv: HIV-1 1 C nicht beobachtet kein Blut/Blutprodukte, kein iv-drogenkonsum Drogenkonsum, keine (zahn-) ) medizinischen Eingriffe keiner Anzeige 08/1998 UK Bund anerkannt: BK 3101 1999

Berufskrankheit HIV Ausland 1982 bis 2005 andere Tätigkeit Nr. 3101 BKV Gesamt 23 1982 bis 2005 bes. Gefährdung 10 EhfG 20 Männer 3 Frauen 11 12 (2 Chemielaboranten) Nr. 3101 BKV

Was sollte nach einer Reise bedacht werden? Jarke 2001

Sexuell und blutübertragene bertragene Virusinfektionen Diagnostik bei Rückkehrern Serologie Antikörpertest Jarke 2001

Sexuell und blutübertragene bertragene Virusinfektionen Serokonversionslatenz anti-hbs Verlängerung 2-6 Monate nach HIV-PEP > 98% anti-hiv 3 Monate > 95% 6 Monate > 98% Infektionsausschluss sicher nach 3 6 Monaten Jarke 2000

Sexuell und blutübertragene bertragene Virusinfektionen Diagnostik akute HIV-Krankheit ~2. bis 8. Woche Fieber Test: negativ Hautausschlag LK-Vergr Vergrößerung Pharyngitis Allgemeinbefinden selten: Meningoencephalitis, Hepatitis u.a. HIV-Test: negativ HIV-PCR: positiv Jarke 2000

Sexuell und blutübertragene bertragene Virusinfektionen Serokonversion Im Zusammenhang mit einer beruflichen Auslandsreise bzw. mit einem längeren l Auslandsaufenthalt: an Berufskrankheit denken! GUV Anzeigepflicht 202 SGB VII Jarke 2000

Berufskrankheit HIV Seit Mitte der 1990er Jahre Rückgang berufsbedingter HIV-Infektionen Infektionen im Gesundheitswesen Prävention: Unfallverhütung und Hygiene Sofortmaßnahmen HIV-PEP

HIV SOFORTMASSNAHMEN HCV HBV Stich- oder Schnittverletzung Stich- oder Schnittverletzung Blutfluß fördern durch Druck auf das umliegende Gewebe ( 1 Minute) Kontamination von geschädigter Haut, Auge oder Mund Kontamination von geschädigter Haut, Auge oder Mundhöhle Intensive Spülung mit nächstmöglich erreichbarem Wasser oder Kochsalz, ggf. PVP-Jodlösung Intensive aseptische Spülung bzw. Anlegen eines antiseptischen Wirkstoffdepots HIV-Postexpositionsprophylaxe Systemische, medikamentöse Postexpositionsprophylaxe Unfallmeldung Unfallmeldung und -dokumentation (D-Arzt) 1. HIV-Antikörper-Test, Hepatitis-Serologie DMW (1998):25/26 Suppl. Jarke 3/1998

Berufskrankheit HIV berufsbedingte HIV-Infektion gesichert GUV wahrscheinlich Arbeitsplatzrisiko

Exkurs: HIV Postexpositionsprophylaxe HIV PEP Aktualisierung 1998 2004 DMW (2003)128: 1 Suppl., S36-S50 www.rki.de PEP Titel Jarke 3/1998-2004

HIV PEP VORAUSSETZUNGEN HIV-negative Person Ausland: PEP ggf. immer HIV-positive (Kontakt-)Person Erhöhtes Übertragungsrisiko Maximaler Schutz innerhalb von 2 Stunden DMW (1998):25/26 Suppl. Jarke 3/1998

HIV SOFORTMASSNAHMEN HCV HBV Stich- oder Schnittverletzung Stich- oder Schnittverletzung Blutfluß fördern durch Druck auf das umliegende Gewebe ( 1 Minute) Kontamination von geschädigter Haut, Auge oder Mund Kontamination von geschädigter Haut, Auge oder Mundhöhle Intensive Spülung mit nächstmöglich erreichbarem Wasser oder Kochsalz, ggf. PVP-Jodlösung Intensive aseptische Spülung bzw. Anlegen eines antiseptischen Wirkstoffdepots Systemische, medikamentöse Postexpositionsprophylaxe Unfallmeldung und -dokumentation (D-Arzt) Unfallmeldung 1. HIV-Antikörper-Test, Hepatitis-Serologie DMW (1998):25/26 Suppl. Jarke 3/1998

BERUFLICHE EXPOSITION 1. Unfallmeldung (mindestens Verbandbuch) 2. Blutentnahme für f r Hepatitis-Serologie, HIV-Test 3. Ggf. Untersuchung der Indexperson (freiwillig) 4. Weitere Blutentnahmen für f r Serologie: 6 Wochen sowie 3, 6 und 12 Monate 5. Klinische Beobachtung (Krankheitszeichen) Bei Serokonversion(anti-HIV HIV-positiv, HBsAG-positiv positiv,, anti-hcv HCV-positiv) Anerkennung als Berufskrankheit nach Nr. 3101 der BKV Jarke 3/1998

Berufskrankheit HIV Beweissicherung HIV-Test Versicherte in der GUV sind beweispflichtig, deshalb GUV nach Expositionen zu Blut und/oder ansteckungsgefährdenden Situationen Wiederholung nach 3, 6 und 12 Monaten und freiwillig BioStoffV: HBV-/HCV /HCV-Serologie vor TätigkeitsaufnahmeT bzw. G 42: vor HIV-Serologie Ausreise/bei RückkehrR freiwillig Kostenübernahme durch Arbeitgeber bzw. Unfallversicherung

mpaids1989 2006 AIDS hat den Schrecken verloren Jarke 2004

Vielen Dank! Berufskrankheit HIV - nicht nur bei Beschäftigten im Gesundheitswesen

Dr. Jens Jarke Leitender Arzt Behörde für Wissenschaft und Gesundheit Fon: ++040/428 63-60 12 e-mail: jens.jarke@bwg.hamburg.de Fuhlsbüttlerstraße 401, 22309 Hamburg

Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach beruflicher HIV-Exposition angelehnt an die Deutsch-Österreichischen Empfehlungen vom Mai 2002 Berufliche Exposition mit möglicherweise oder sicher HIV-haltigem Material UNVERZÜGLICH Stich- oder Schnittverletzung mit Skalpell, Kanüle, Instrument Blutfluss fördern mindestens 1 Minute sofort anschließend Desinfektion satt mit Antiseptikum getränkten Tupfer auflegen (mind. 10 Minuten) Exposition verletzter oder geschädigter Haut oder Schleimhaut Reinigung mit Tupfer satt getränkt mit Alkohol (80%) oder Antiseptikum Exposition der Lippen und/oder der Mundhöhle Ausspucken sofort anschließend Mundspülungen mit Wasser oder Alkohol (80%) Exposition des Auges Augenspülung mit Wasser oder PVP-Jod-Lösung (5% wässrig) Exposition intakter Haut Reinigung mit Wasser oder Alkohol oder Antiseptikum 2 Stunden Betriebsarzt, Notfallambulanz oder HIV-Spezialisten aufsuchen: Beratung! Risikoabschätzung und Indikation zur PEP prüfen Tab. 1 Art der Exposition/Verletzung, Blutmenge, HIV-Status/ggf. Befunde der Kontaktperson? keine PEP

2 Stunden 12-24 Stunden Kontaktperson ist HIV-positiv bei Indikation PEP beginnen COMBIVIR bei hohem Risiko + CRIXIVAN + NORVIR klinische Befunde abklären: CD 4-Zellen Viruslast Therapie und ggf. Resistenzen ggf. PEP ändern Kontaktperson ist wahrscheinlich HIV-positiv Tab. 1 Tab. 1 bei Indikation PEP beginnen Tab. 2 COMBIVIR HIV-Antikörper- (Schnell-)Test (nach Einwilligung!) HIV- + positiv*: HIV-negativ: PEP beenden Kontaktperson ist wahrscheinlich nicht HIV-positiv keine PEP Ausnahme: bei hohem Risiko PEP beginnen Kontaktperson, ggf. behandelnden Arzt beteiligen COMBIVIR HIV-Antikörper- (Schnell-)Test (nach Einwilligung!) HIVpositiv*: COMBIVIR HIV-negativ: PEP beenden COMBIVIR + CRIXIVAN CRIXIVAN + NORVIR + NORVIR Kontaktperson ist sicher nicht HIV-positiv keine PEP Betriebsarzt oder D-Arzt aufsuchen: Unfalldokumentation und Beratung! sofort und nach 6, 12, 24 Wochen: HIV-Antikörpertest und ggf. Hepatitis-Serologie * ggf. klinische Befunde abklären (siehe linke Spalte unten) Autoren: Dr. J. Jarke, Hamburg und Dr. H. v. Schwarzkopf, Bremen unter fachlicher Beratung von Prof. L. Gürtler, Greifswald und Prof. F. Hofmann, Wuppertal

Ort Telefon Tab. 2: COMBIVIR 2 x 1 oder RETROVIR 250 2 x 1 + EPIVIR 2 x 1 Medikamente zur PEP Dauer: 4 Wochen + * CRIXIVAN 400 2 x 2 + NORVIR 2 x 1 Medikamente zur PEP (Dauer: 4 Wochen) oder oder ( oder ) Kaletra 2 x 3 Viracept 2 x 5 Sustiva 600 1 x 1 * Schwangerschaft: nur Combivir empfehlen; Experten hinzuziehen; Sustiva kontraindiziert Je nach individuellen Gegebenheiten können auch andere Medikamente eingesetzt werden; insbesondere dann, wenn die Kontaktperson antiretroviral behandelt wird und evtl. Resistenzen vorliegen. Crixivan : Flüssigkeitszufuhr 2 bis 3l/Tag. Sustiva nur bei evtl. Kontraindikationen gegen Protease-Inhibitoren einsetzen. Experten hinzuziehen. Verlaufsbeobachtung bei der mit PEP behandelten Person Spätestens bis 3. Tag nach PEP-Beginn Betriebsarzt oder HIV-Spezialisten aufsuchen: Beratung, Dokumentation von Nebenwirkungen und Laboruntersuchungen (sofort, nach 2, 4 und 6 Wochen: Blutbild, Bilirubin, Transaminasen, alk. Phosphatase, Gamma-GT, Kreatinin, Harnstoff, Blutzucker, Urinstatus und -Sediment) PEP- Medikamente werden vorgehalten: oder CRIXIVAN 400 3 x 2 Name Telefon Nächster HIV-Experte: MSD 089 / 45611-0 Autoren: Dr. J. Jarke, Hamburg und Dr. H. v. Schwarzkopf, Bremen unter fachlicher Beratung von Prof. L. Gürtler, Greifswald und Prof. F. Hofmann, Wuppertal