TU Kaiserslautern, 18.02.2009 SENSOMOTORISCHES TRAINING Sebastian Zart
Inhalte 1. Einsatz des sensomotorischen Trainings 2. Das sensomotorische System 3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings 4. Praktische Beispiele
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Verletzungshäufigkeiten im Sport 23 Mio. aktive Sportler 1,25 Mio. Verletzungen pro Jahr Vereinssport = 53 % (665.000 Unfälle) nicht-organisierter Sport = 47 % (585.000 Unfälle) Abb. 1. Verteilung der Verletzungen auf die Sportarten bei Frauen und Männern (ARAG)
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Verletzungshäufigkeiten im Sport Abb. 2. Verteilung der Verletzungen auf die Körperregionen (ARAG)
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Verletzungshäufigkeiten im Sport Verletzungsrisiko eines Fußballers 1000-fach höher als bei einem Industriearbeiter Frauenfußball 7 Verletzungen/1000 Trainingsstunden 24 Verletzungen/1000 Wettkampfstunden Premiere League: 10 % der Spieler sind pro Woche verletzt Kosten = 125 Mio./Saison
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Verletzungshäufigkeiten Frauenfußball Tab. 1. Anzahl der Verletzungen (vgl. Knobloch & Martin-Schmitt, 2006, S. 28) Hinrunde 2003/04 (24 Spielerinnen) Rückrunde 2003/04 (22 Spielerinnen) Hinrunde 2004/05 (22 Spielerinnen) Verletzungen durch Foulspiel Verletzungen ohne Gegnereinwirkung 25 69 26 52 31 24
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Entwicklung der Anzahl von Muskelverletzungen Abb. 3. Anzahl der Muskelverletzungen im Saisonvergleich (vgl. Knobloch & Martin-Schmitt, 2006, S. 28)
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Zusammenfassung der Ergebnisse Muskelverletzungen mit Spielpausen nahmen innerhalb einer Halbserie stark ab 1 Jahr nach Einführung des protective balancing konnten Spielpausen durch Muskelverletzungen vollständig verhindert werden In 12 Monaten sind keine Verletzungen an den Kreuzbändern aufgetreten
1. Einsatz des sensomotorischen Trainings Weitere Effekte des sensomotorischen Trainings Bessere funktionelle Reflexaktivitäten sowie Verbesserung alltagsmotorischer Aufgaben Bessere lokale, intermuskuläre und Ganzkörper- Koordination (Gruber et al., 2006) Verbesserung der dynamischen Standstabilität, Gleichgewichts- und Lokomotionsfähigkeit (Gauchard et al., 1999; Heitkamp et al., 2001; Granacher et al., 2007) Zunahme der Maximalkraft und Explosivkraft (Bruhn & Gollhofer, 2001) Ausgleich von muskulären Dysbalancen (Gisler, 2007a) Verringerung der Verletzungshäufigkeit bei Muskeln und Gelenken (Caraffa et al., 1996; Heidt et al., 2000; Myklebust et al., 2003; Faude et al., 2005; Knobloch & Martin-Schmitt, 2006)
2. Das sensomotorische System Begriffsbestimmung Sensomotorik Zusammenspiel von Sinnesorganen (Rezeptoren) und Muskeln (Effektoren) Das sensomotorische System setzt sich aus mehreren Teilssystemen zusammen, die den drei Ebenen Information, Verarbeitung und Ausführung zugeordnet werden können. (vgl. Gisler-Hofmann, 2008, S. 138)
2. Das sensomotorische System Aufbau des sensomotorischen Systems Informationsebene (Afferenz( Afferenz) Exterosensorik Aufnahme und Weiterleitung von Informationen aus der Umwelt zum Nervensystem. Exterozeptive Quellen: taktile Analysatoren Vestibularanalysator visueller Analysator akustischer Analysator Thermorezeptoren Geruchs-/Geschmacksensoren (vgl. Gisler-Hofmann, 2008, S. 138; Neumaier, 1999, S. 53)
2. Das sensomotorische System Aufbau des sensomotorischen Systems Informationsebene (Afferenz( Afferenz) Propriozeption (vgl. Gisler-Hofmann, 2008, S. 138) Kinästhetische Sensibilität, Körperwahrnehmung Propriozeptive Quellen: Gelenkrezeptoren Muskelrezeptoren Sehnenrezeptoren Abb. 4. Muskeldehnungsreflex (Markworth, 2002, S. 104)
2. Das sensomotorische System Aufbau des sensomotorischen Systems Verarbeitungsebene Zentralnervöse Leistungen Signalaufnahme Signalverarbeitung Signalweiterleitung Ausführungsebene (Efferenz( Efferenz) Koordinative Leistungen Kinästhesie Haltungs- und Stützmotorik Kinesie Zielmotorik (vgl. Gisler-Hofmann, 2008, S. 138)
2. Das sensomotorische System Ebenen des sensomotorsichen Systems Informationsebene (Afferenz) Verarbeitungsebene Ausführungsebene (Efferenz) Exterozeption Propriozeption Enterozeption Zentrales Nervensystem (ZNS) Muskulatur Muskellänge, Muskelspannung, Gelenkwinkel, Druckreize Gehirn und Rückenmark: Spinale Reflexe, kortikale/subkortikale Bahnung und Hemmung über Interneurone Halte-/Stützmotorik Zielmotorik
2. Das sensomotorische System Spinale Reflexe Abb. 5. Bahnung und Hemmung spinaler Reflexe (Wiesendanger, 2007, S. 162)
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Körperregionen Füße Sprunggelenke Kniegelenke Hüftgelenke Wirbelsäulengelenke Schultergelenke Ellbogengelenk Handgelenke Abb. 6. Training der Beinachse Abb. 7. Training der Armachse Abb. 8. Training des Rumpfs
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Grundsätze des Trainings Trainings- und Belastungsmerkmale Rumpf stabilisieren Barfuss Gegenseitiges Korrigieren Neutrale Kopfhaltung (?) Ermüdungszustand (?) Konzentration (?) (vgl. Stehle & Schumacher, 2007, S. 376)
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Grundsätze des Trainings Trainings- und Belastungsmerkmale Übungsauswahl beachten langsame Steigerung der Anforderungen um Verletzungen zu vermeiden auf rutschfeste Unterlagen achten stehende/gehende Patienten und Sportler können ein SMT durchführen (vgl. Stehle & Schumacher, 2007, S. 376; Gisler-Hofmann, 2008, S. 143f)
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Steuerung des Trainings Trainingssteuerung durch Belastungsnormative Belastungsintensität Vermeidung von Symptomverstärkungen Vermeidung von Qualitätsverlusten Hohe Intensität bewirkt eine erhöhte neurophysiologische Aktivität Abb. 9. Einbeinstand Kreisel (Gisler-Hoffmann, 2008, S. 139)
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Steuerung des Trainings Trainingssteuerung durch Belastungsnormative Belastungsdauer 20-60 s (8-15 Wiederholungen) Hinweis: Grenze der Belastungsdauer überschritten bei auftretenden Ermüdungserscheinungen Pausendauer Entspannungsphase von 20-60 s Effektreduzierung durch zu lange Pausen Belastungsumfang geringer Belastungsumfang Belastungshäufigkeit vor Belastungsumfang
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Steuerung des Trainings Trainingssteuerung durch Belastungsnormative Belastungsform Variation in der Bewegungsausführung Veränderung der äußeren Bedingungen Kombination von Bewegungsfertigkeiten Variation von Informationsaufnahmen Abb. 10. Bewegung Beugen-Strecken
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Steuerung des Trainings Trainingssteuerung durch Belastungsnormative Belastungshäufigkeit Variation von einmal pro Woche bis täglich Häufigere Reize günstiger für die neuronale Vernetzung Belastungskontinuität Mindestens über einen Zeitraum von 4 Wochen Reizhäufigkeit kann nach Einführung des SMT reduziert werden (vgl. Gisler-Hofmann, 2008,S. 143f)
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Trainingsgeräte AERO-Step Balance-Igel Stabilisationsstab Sling-Trainer Spannseile (Slackline) Pezzibälle Mini-Trampolin AIREX -Mattenkissen Therapiekreisel/Wackelbretter (Tone-Board )
3. Grundlagen des sensomotorischen Trainings Zusammenfassung Niedrige Dosierung (25 % RM) Aggressive, schnelle und instabile Reize Permanente Variation der Bewegungsaufgaben Belastungshäufigkeit vor Belastungsumfang 2 Einheiten mit sensomotorischem Training sinnvoll
4. praktische Beispiele Im Folgenden werden aus dem präsentierten Videoclip Beispiele für die Durchführung eines sensomotorischen Trainings anhand unterschiedlicher Trainingsmittel und Aufgabenstellungen bildlich demonstriert. An dieser Stelle möchte ich mich für die Unterstützung der Studierenden bei der Erstellung des Bildmaterials bedanken.
4. praktische Beispiele Abb. 11. Sprung auf Weichbodenmatte [1-3]; Steigerung anhand der Aufgabenstallung Ball fangen [4]
4. praktische Beispiele Abb. 12. Einbeinstand auf Weichbodenmatte und dabei Pritschen und Baggern
4. praktische Beispiele Abb. 13. Einbeinstand auf Aero-Step mit verschiedenen Aufgabenstellungen (Hoch-Tief [1,2], diagonal Beugen-Strecken [3,4], Ball prellen [5], Ball werfen [6])
4. praktische Beispiele Abb. 14. Einbein- und Zweibeinstand auf Indo-Boards sowie Therapiekreisel und Zuwerfen eines Balles
4. praktische Beispiele Abb. 15. Partner als Störgröße und weitere Beispiele für verschiedene Sportarten
4. praktische Beispiele Abb. 16. Training der Beinachse an den Ringen (frontal, seitlich)
4. praktische Beispiele Abb. 17. Training der Beinachse durch seitliche Sprünge auf den Aero-Step
4. praktische Beispiele Abb. 18. Sprungparcours mit verschiedenen Trainingsgeräten
4. praktische Beispiele Abb. 19. Steigernde Rumpfstabilisation (ventrale Kette) mit 2 instabilen Unterlagen Abb. 20. Variation durch Verwendung der Indo-Boards
4. praktische Beispiele Abb. 21. Steigernde Rumpfstabilisation (ventrale Kette) an den Ringen ohne/mit instabiler Unterlage beim Unterarmstütz
4. praktische Beispiele Abb. 22. Training des Rumpfes (ventrale Kette) und der Schultern an den Ringen ohne/mit Knie-stütz auf instabiler Unterlage (Indo-Boards)
4. praktische Beispiele Abb. 23. Variation: Höhere Schwierigkeit beim Training des Rumpfes (ventrale Kette) und der Schultern an den Ringen durch Einsatz des Pezzi-Balles
4. praktische Beispiele Abb. 24. Schulterstabilisation und Rumpftraining (ventrale Kette) an den Ringen durch Liegestütz; Steigerung durch kleineren Ellbogenwinkel oder breiteren Stütz
4. praktische Beispiele Abb. 25. Liegestütz auf dem Pezzi-Ball (seitlich, frontal)
4. praktische Beispiele Abb. 26. Rumpfstabilisation (dorsale Kette) ohne/mit instabilem Schulterstütz an den Ringen
4. praktische Beispiele Abb. 27. Rumpfstabilisation auf dem Unterarm (laterale Kette) als Basisübung (oben) und verschiedene Steigerungen bzw. Störgrößen (unten)
4. praktische Beispiele Abb. 28. Handstand auf der Weichbodenmatte zum Training der Armsachse
4. praktische Beispiele Abb. 29. Handstand auf Therapiekreisel zum Training der Armachse mit Partnerunterstützung