Erwachsenenalter (18.7.)



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Transkript:

Erwachsenenalter (18.7.) Einteilung Entwicklungsthemen, Entwicklungsaufgaben Einflussfaktoren Kognitive Entwicklung im Erwachsenenalter Zwei-Komponenten-Theorie Cattells Zwei-Faktoren-Theorie (fluide und kristallisierte Intelligenz) Kompetentes Altern durch selektive Optimierung und Kompensation Kognitives Training im Alter

Wichtigste Literatur für die heutige Sitzung Oerter & Montada (2002) (Kap. 9) Berk (Kap. 13.5., 15.5., 17.4., 17.5.) Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich C, Serie V, Band 6 Entwicklungspsychologie des mittleren und höheren Erwachsenenalters (Kap. 2)

Im Prinzip ist das Alter bei uns erlaubt, aber es wird nicht gerne gesehen (Dieter Hildebrand)

Zeitliche Einteilung des Erwachsenenalters und höheren Alters Frühes Erwachsenenalter: ca. 20 bis 30 Jahre Mittleres Erwachsenenalter: ca. 30 bis 65 Jahre Spätes Erwachsenenalter: ca. 65 Jahre und später

Frühes Erwachsenenalter (18-29 Jahren) Kriterien Formale und rechtliche Kriterien: Volljährigkeit, aktives Wahlrecht Psychologische Kriterien: z.b. Ablösung Autonomie objektive, verhaltensnahe Kriterien: z.b. Auszug aus Elternhaus, finanzielle Unabhängigkeit, Heirat oder Elternschaft Subjektive Kriterien: Selbstklassifikation als Erwachsener Große interindividuelle Unterschiede in der Biographie im frühen Erwachsenenalter Patchwork-Identität (biographische Offenheit) vs. traditionelles Identitäts-Konzept (z.b. von Erikson)

Entwicklungsthemen im frühen Erwachsenenalter Entwicklungsaufgaben nach Havighurst Partnerwahl, Familiengründung, Berufseinstieg, Verantwortungsübernahme, Lebensstilfindung Entwicklungskrise nach Erikson: Intimität und Solidarität vs. Isolation

Veränderung von Zeit und Wichtigkeit in verschiedenen Lebensbereichen

Biologische Veränderungen im frühen Erwachsenenalter Verschlechterung als Beginn des biologisches Alterns (Berk, S. 577) Allmählich: Tasten, kardiovaskuläres System, Atmungssystem, Immunsystem, muskuläres System, Skelettsystem, Haut ab 30: Sehen, Hören ab 35/40: Fortpflanzung, Haare Ab 50: Nervensystem Ab 60: Geschmack, Geruch

Einfluss des Kontextes (SÖS) bei selbstberichtetem Gesundheitszusstatus

Entwicklungsaufgaben im mittleren Erwachsenenalter nach Havighurst Physiologische Veränderungen akzeptieren und sich daran anpassen Befriedigende Leistungen im Beruf aufrechterhalten Heranwachsenden Kinder helfen, verantwortungsvolle und gückliche Erwachsene zu werden Beziehung zum Ehepartner als eigenständigem Menschen aufrechterhalten Verantwortlichkeit im sozialen und gesellschaftlichen Bereich aufbauen Freizeitinteressen und Hobbys aufbauen Erikson: Generativität vs. Selbst-Absorbtion

Entwicklungsaufgaben im hohen Erwachsenenalter nach Havighurst Anpassung an abnehmende psysische Stärke und Gesundheit Anpassung an Pensionierung und vermindertes Einkommen Anpassung an Tod des Partners Aufbau einer expliziten Angliederung an die eigene Altersgruppe Übernahme und Anpassung sozialer Rollen in flexibler Weise Aufbau von altersgerechtem Wohnen Erikson: Integrität vs. Verzweiflung

Einflussfaktoren auf Entwicklungsaufgaben

Einflussfaktoren nach Baltes Altersgradierte Entwicklungsfaktoren Z.B. körperliche Reifung in Kindheit, Fruchtbarkeit, Krankheitsrisiko (alles eng mit Alter korreliert) Historische Faktoren (Kohorteneffekte) Z.B. Einigung Deutschlands, Einfluss von Krieg Non-normative (idiosynkratische, d.h. hoch individuelle) Faktoren Z.B. Tod der Eltern im Kindesalter, Lotteriegewinn, plötzliche Krankheiten/Behinderungen

Sozialer Konsens im USamerikanischen Raum über altersgradierte Ereignisse

Angenommene Veränderung der relativen Wichtigkeit der Einflussfaktoren

Kognitive Entwicklung im frühen Erwachsenenalter post-formales Denken (keine eindeutige Lösung) William Perry: vom dualistischen Denken zu Beginn der Highschool bis zu relativistischem Denken im Laufe der Hochschule

Zweikomponentenmodell der intellektuellen Entwicklung Alterungsanfällige Bereiche der kognitiven Entwicklung Bei Leistungen, die auf Schnelligkeit, Genauigkeit, Koordination elementarer Prozesse beruhen Z.B. Deduktion, Induktion, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit Eher biologisch determiniert Mechanik der Kognition (eher prozedurales Wissen) Alterungsresistente Bereiche (oder erst später Abfall) Wissen wie z.b. Wortschatz, Expertenwissen (eher deklaratives Wissen) Eher kulturell determiniert, Pragmatik der Kognition

Mechanik und Pragmatik der Kognition Mechanik der Kognition: Einfluss der Biologie auf intellektuelle Entwicklung (ähnlich fluider Intelligenz, hardware ) Höherer Erblichkeitsanteil Bereits frühe Abnahme Pragmatik der Kognition: kulturelle Dimension der intellektuellen Entwicklung (z.b. Zurechtfinden in Kultur, software, ähnlich kristallisierte Intelligenz) Im Alter sogar Zunahme, Abnahme erst sehr spät Besser trainierbar

Beispiel für Aufgaben zur fluiden Intelligenz aus dem CFT 20 8-16 J. und Erwachsene (unterer Bereich)

Beispiel für Aufgaben zur kristallisierten Intelligenz (aus HAWIK III (6-16 J.)

Vereinfachter Verlauf der kristallisierten und fluiden Intelligenz

Biologische vs. soziale Einflüsse auf Mechanik vs. Pragmatik Zusammenhang zwischen Wahrnehmungsgeschwindigkeit (Mechanik) vs. Wissen (Pragmatik) und biologischen vs. sozialen Variablen

Entwicklung intellektueller Fähigkeiten

Entwicklung sensorischer Fähigkeiten

Modell der selektiven Optimierung und Kompensation Erfolgreiche Entwicklung im Alter beruht darauf, Bereiche auszuwählen, in denen man Erfolg hat, und Verluste durch andere Strategien zu kompensieren Beispiel: Statt Tennis und Bücherlesen nur noch Bücherlesen (Selektion), dies aber immer effizienter (Optimierung), Ausgleich mangelnder Fortbewegungsfähigkeit durch Rollstuhl (Kompensation) Selektion: Auswahl von Funktionsbereichen, auf die sich die (begrenzten) Ressourcen beziehen Ermöglicht Spezialisierung Optimierung: führt zu Entwicklungsgewinnen Kompensation: dient der Aufrechterhaltung des Funktionsniveaus Wirkt Verlusten entgegen Diese drei Prozesse können bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv, intern oder extern erfolgen

Veränderung in der Ressourcenallokation

Kognitives Training im Alter Deutliche Leistungsgewinne in den trainierten Aufgaben Angeleitetes Üben oft genauso gut wie selbstgesteuertes Üben Aktivierung vorhandener Strategien wichtig Allerdings nur geringer Transfer auf ähnliche, noch geringerer Transfer auf unähnliche Aufgaben Altersunterschiede zwischen jungen und älteren Erwachsenen nehmen an der Leistungsobergrenze zu Es können eher Fertigkeiten (konkret, aufgabenbezogen) als allgemeine Fähigkeiten trainiert werden Daher sollten die Fertigkeiten trainiert werden, die im Alltag gebraucht werden Steigerung des Kompetenzerlebens ebenfalls wichtig!

Zusammenfassung Bestimmte Entwicklungsaufgaben im mittleren und höheren Erwachsenenalter Einflussfaktoren (alterskorreliert, historisch, indidividuell) werden unterschiedlich wichtig Schon früh Abfall in körperlicher Entwicklung Kognitive Entwicklung Mechanik der Kognition/fluide Intelligenz: Abfall Pragmatik der Kognition/kristallisierte Intelligenz: konstant, z.t. Zunahme Aufgabenspezifisches Training in kognitiven Fertigkeiten ist effektiv