Bewertung des Referentenentwurfs eines Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe Pflegeberufsgesetz (PflBG)



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Transkript:

4. Dezember 2015 Bewertung des Referentenentwurfs eines Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe Pflegeberufsgesetz (PflBG) Seit dem 27. November 2015 liegt der Referentenentwurf vor. Eine vertiefte Diskussion dieser grundlegenden Reform der Pflegeausbildung sowie die notwendige inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Entwurf werden durch die 14-tägige Frist bis zur Anhörung der Verbände unmöglich gemacht. Wesentliche inhaltliche Regelungen der Reform fehlen und sollen erst in einer späteren Ausbildungs- und Prüfungsverordnung folgen. Bei einer so grundlegenden Veränderung des Ausbildungs- und Finanzierungssystems der größten Berufsgruppe im Krankenhaus, die unser Ausbildungssystem Pflege für die nächsten Jahrzehnte auf neue Grundlagen stellen soll, ist dieses Vorgehen unverantwortlich. Die fehlende Möglichkeit zur vertieften inhaltlichen Auseinandersetzung aufgrund der fehlenden Ausbildungs- und Prüfungsverordnung sowie die extrem kurze Frist zur Stellungnahme lassen den Eindruck zu, dass eine fachlich fundierte Diskussion mit den Akteuren in der Praxis und den Hauptbetroffenen nicht erwünscht ist. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Pflege ist aus der Sicht der Krankenhäuser sinnvoll und erforderlich. Die geplante grundlegende Reform der Pflegeberufe in der jetzt vorliegenden unvollständigen Fassung geht allerdings an den Problemen der Krankenhäuser völlig vorbei, schafft neue Probleme und sollte in der jetzigen Fassung nicht umgesetzt werden. Die geplante Reform schafft neue, erhebliche Risiken dafür, dass der pflegerische Nachwuchs in den Krankenhäusern weiter abnimmt, die Qualifikation der Absolventen leidet und die Ausbildungskapazitäten sinken. Gesellschaftlich sind wir darauf angewiesen, junge Menschen für die Arbeit an und mit akut kranken Patienten zu gewinnen.

- 2 - Probleme an der Wurzel packen Die Pflege im Krankenhaus leidet seit Jahren unter angespannten Arbeitsbedingungen. Diese sind vorrangig durch jahrelange politisch gewollte Unterfinanzierung der Personalkosten verursacht. Die Arbeitsverdichtung hat ein Ausmaß erreicht, das unter Qualitätsund Patientensicherheitsaspekten nicht mehr gesteigert werden darf. Die Attraktivität des Pflegeberufs ist bereits erheblich gesunken, maßgeblich verursacht durch die über viele Jahre ständig verschärften Arbeitsbedingungen. Dies ist die eigentliche Wurzel des Problems. Im Ergebnis hat dies über die letzten Jahre bereits zu einer stetigen Abnahme von Zahl und Qualifikation der Bewerber/ -innen für die Ausbildung geführt. Pflege im Krankenhaus muss jedoch als lebenslange Berufswahl attraktiv sein, um weiterhin Nachwuchs anziehen zu können. Wenn das Problem der Unterfinanzierung nicht dauerhaft gelöst ist, läuft eine Reform der Ausbildung ins Leere Spezialisten sind gefragt Die Entwicklung in den Krankenhäusern geht weiter hin zu einer zunehmenden Spezialisierung, dementsprechend steigt in den Krankenhäusern die Nachfrage nach spezialisierten Pflegekräften. Dies hat zur Entwicklung der neuen Berufsbilder OTA, ATA und CTA geführt, die in drei Jahren zu spezialisierten Fachkräften ausbilden und inzwischen in den Krankenhäusern fest verankert sind. Leider lässt die seit Jahren geforderte staatliche Anerkennung der neuen Berufsbilder weiter auf sich warten. Dies ist in Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels und des zunehmenden Bedarfs an spezialisierten Experten unverständlich. Die nun angestrebte Generalistik bewegt sich diametral entgegengesetzt zu dieser Entwicklung. Dem Bedarf der Krankenhäuser an spezialisierten Pflegekräften wird damit nicht nachgekommen das Gegenteil ist der Fall. Die Arbeit in Krankenhäusern, Altenpflege oder Kinderkrankenpflege sind geprägt von unterschiedlichen Berufswelten und Anforderungen, die konsequenterweise unterschiedliche Bewerber/ -innen mit abweichenden Voraussetzungen und Erwartungen an den Beruf anziehen. Durch den Arbeitsvertrag mit einem Träger der praktischen Ausbildung wird auch zukünftig bereits zu Beginn der Ausbildung eine weitgehende Festlegung auf ein angestrebtes

- 3 - berufliches Tätigkeitfeld getroffen. Durch die Vermittlung von Lerninhalten aus allen drei Bereichen und zusätzliche Rotationen werden Auszubildende eher von ihrem angestrebten späteren Einsatzgebiet weggeführt, als auf dieses berufliche Ziel hingeführt. Besonders offensichtlich ist dies für die Kinderkrankenpflege. Die breite, allgemein angelegte Ausbildung muss daneben zwangsläufig an vielen Stellen zu Lasten der Tiefe einer zielgerichteten Ausbildung gehen. Akademisierung löst nicht die Probleme der Krankenhäuser und droht die Kosten zu erhöhen Die Umsetzung der Richtlinien des Europäischen Parlaments und des Rates fordern eine Angleichung im Hinblick auf die akademische Ausbildung in der Pflege. Die Akademisierung löst jedoch den Mangel an Pflegekräften am Patienten nicht und könnte hier sogar der Pflege am Bett eher Ressourcen entziehen. Ob sich akademisch ausgebildete Pflegekräfte für eine höherwertige qualifizierte Pflege komplexer Pflegesituationen am Patienten langfristig begeistern lassen, was fachlich wünschenswert wäre, ist ergebnisoffen. Eine solche Aufgabenteilung gibt es bislang in unserem Gesundheitswesen nicht. Es besteht die Gefahr, dass sich mittelfristig die Personalkosten im Krankenhaus durch eine neue akademisch qualifizierte Mitarbeiter/-innengruppe erhöhen. Berufsbild Krankenpflegehelfer wird bundesweit benötigt Sehr zu bedauern ist, dass ein bundeseinheitliches Modell für eine Durchlässigkeit der Pflegeausbildung weiterhin fehlt. Um Auszubildenden, die mit der dreijährigen Ausbildung überfordert sind, dennoch in der Pflege eine berufliche Zukunft zu ermöglichen, ist ein Berufsabschluss unterhalb der dreijährigen Pflegeausbildung als bundesweit staatlich anerkannte/-r Krankenpflegehelfer/-in zu fordern. Diese könnten unter der Anleitung und Verantwortung der dreijährig ausgebildeten Pflegefachkräfte Aufgaben übernehmen und wären für die Pflege nicht verloren.

- 4 - Generalistik birgt mehr Risiken als Chancen Die Attraktivität der Pflege muss dringend erhöht werden. In Anbetracht des Bedarfs an spezialisierten Fachkräften und der zukünftig zu erwartenden Anforderungen in der Akutkrankenpflege darf das Niveau der Pflegeausbildung keinesfalls abgesenkt werden. Gute Auszubildende dürfen nicht durch ein niedrigeres Niveau der Ausbildung abgeschreckt werden. Die Akademisierung bietet für die Krankenhäuser nicht die Lösung dieses Problems (s.o.). Bei der dreijährigen generalisierten Ausbildung besteht die große Gefahr, dass Qualitätsverluste eintreten, da Rotationen zunehmen, praktische Einsatzzeiten verkürzt werden und zusätzliche Inhalte vermittelt werden müssen, die nicht in der bisherigen Form vertieft werden können. Der Aufwand für Praxisanleitung wird steigen. Gleichzeitig sinkt für Krankenhausträger der Anreiz Auszubildende einzusetzen, da diese durch die vielen unterschiedlichen Einsatzorte zeitlich nur noch in deutlich verringertem Maß in den Betrieben tätig werden können. Da die Absolventen nach Abschluss einer generalistischen Ausbildung für den Einsatz in der Akutmedizin schlechter vorbereitet sein werden, müssen die Krankenhäuser kostenintensive Nachqualifikationen vornehmen. Für die vorhandenen Mitarbeiter/ -innen in der Pflege stellt dies eine zusätzliche Belastung dar. Auch hier wird die Reform auf dem Rücken der Krankenhäuser ausgetragen. Eine differenziertere inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Kern der Pflegereform, eine Risikobewertung und Abschätzung der Auswirkungen auf die Krankenhäuser erfordert die Kenntnis der angestrebten Umsetzung durch die bisher nicht vorliegende Ausbildungsund Prüfungsverordnung. Nach dem Kenntnisstand des Referentenentwurfs sind die Risiken einer Zusammenlegung der drei Berufsausbildungen höher zu bewerten als mögliche Chancen, so dass es vor dem bereits eingetretenen Fachkräftemangel Schaden von den Krankenhäusern abzuwenden gilt. Die Zusammenlegung der drei Ausbildungsberufe ohne Möglichkeit zur einer vertieften Folgenabschätzung wird daher abgelehnt.

- 5 - Teilgeneralistik könnte hilfreich sein An den Pflegeschulen könnten möglicherweise Synergien durch gemeinsamen theoretischen Unterricht im ersten Ausbildungsjahr erzielt werden. Spätestens ab dem zweiten Ausbildungsjahr sollte dann allerdings eine Differenzierung auf die angestrebte spätere Berufstätigkeit hin erfolgen. An den unterschiedlichen Berufsabschlüssen Gesundheitsund Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege sollte festgehalten werden. Finanzierung Die Finanzierung der Krankenpflegeausbildung muss in der vorhandenen Form erhalten bleiben. Pauschalen ohne zeitnahe Anpassungen und wirksame Konfliktlösungsmechanismen stellen eine erhebliche Verschlechterung gegenüber dem Status quo dar. Sie verhindern die angestrebte Reduzierung des Fachkräftemangels. Die Ausbildungsfinanzierung Pflege soll aus dem Regelwerk der Krankenhausfinanzierung (KHG) entfernt und eigenen Regularien unterworfen werden. Damit entfällt der Schutz der wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser ( 4 KHG) für den Bereich der Pflegeausbildung. Zersplitterung der Ausbildungsbudgets problematisch Der Referentenentwurf zum PflegeberufsG regelt nur das Budget für den Teilbereich Pflege. Für die übrigen Ausbildungsberufe ist ein separates Ausbildungsbudget nach bisherigem Recht zu vereinbaren; im Streitfall wäre dafür die Schiedsstelle nach 18a KHG zuständig. Also insgesamt zwei Schiedsstellen mit drei unterschiedlichen Besetzungen. Primat des Individualbudgets Der Referentenentwurf sieht das Pauschalbudget als Regelfall der Finanzierung für schulische und praktische Ausbildung vor. Ein Pauschalbudget ist abzulehnen, weil damit sowohl die Finanzierung einer Reihe von Pflegeschulen, als auch die Finanzierung der praktischen Ausbildung gefährdet werden. Die vorgesehene Entscheidungshoheit des Landes, ob ein Pauschal- oder Individualbudget zur Anwendung kommen soll, ist ebenfalls abzu-

- 6 - lehnen. Zu fordern ist das gesetzliche Primat des Individualbudgets, da nur dieses die individuellen Verhältnisse der Pflegeschulen und Ausbildungsbetriebe berücksichtigen kann. Nur bei Übereinstimmung aller Beteiligten auf Landesebene könnte ein Pauschalbudget vorgesehen werden. Es fehlt ein Konfliktlösungsmechanismus für Beanstandungen der gemeldeten Zahl der Auszubildenden oder unangemessene Ausbildungsvergütungen durch die zuständige Stelle. Keine Ausweitung der Bürokratie Die vorgesehene separate Verhandlung von Budgets für die praktische Ausbildung und die Pflegeschulen sowie entsprechend separate Schiedsstellen haben eine erhebliche Steigerung des Bürokratieaufwands zur Folge. Dies ist abzulehnen. Alle Bestandteile der neuen Ausbildung müssen finanziert werden Mit dem Pflegeberufsgesetz muss deshalb auch die Finanzierung aller Bestandteile der neuen Ausbildung sichergestellt werden. Dies umfasst sowohl die aktuelle Kostensituation, Kostensteigerungen durch Personal- und Sachkostenentwicklung, als auch Kostensteigerungen, die sich durch Strukturänderungen in der Personalbesetzung ergeben (z.b. Vorgaben für die akademische Ausbildung der Lehrkräfte, Praxisanleiter und Praxisbegleitung). Darüber hinaus sind Regelungen für die Investitions- und Instandhaltungskosten erforderlich. Qualifizierungsanspruch an Lehrkräfte nicht zu leisten Die Anforderungen an die Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften treffen auf begrenzte Ressourcen. Der vorgesehene Qualifizierungsanspruch wird nach Einschätzung von Experten in der kurzen Frist nicht umsetzbar sein.

- 7 - Keine Anrechnung von Auszubildenden Die unterschiedliche Anrechnung der Auszubildenden im Krankenhaus (9,5 : 1) und in der ambulanten Pflege (14 : 1) ist in einem einheitlichen Ausbildungsberuf nicht nachvollziehbar und insbesondere vor dem Hintergrund der vorbehaltenen Tätigkeiten nicht hinnehmbar: keine Anrechnung der Auszubildenden auf den Stellenschlüssel. In der bisherigen Altenpflegeausbildung war eine Anrechnung nicht vorgesehen. Resultierende Personalkostensteigerungen müssen refinanzierbar sein Die neue Ausbildung führt zu veränderten Qualifikationen unter den Pflegekräften; dies kann Auswirkungen auf die tarifliche Einstufung entfalten. Es muss sichergestellt sein, dass diese zusätzlichen Personalkosten in den Verhandlungen zum Landesbasisfallwert/ Landesbasisentgeltwert berücksichtigt werden. Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft übt substanzielle Kritik an dem jetzigen Gesetzentwurf und meldet umfangreichen Diskussionsbedarf an. Wir müssen sicherstellen, dass die Rahmenbedingungen für die bedeutsamste Berufsgruppe in den Krankenhäusern zukunftsweisend gestaltet werden. Daher ist eine ausreichende Zeitspanne für die Bewertung und Diskussion des Kabinettentwurfs sowie der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung dringend erforderlich.