Leitlinien zur Ernährung bei metabolischem Syndrom Stand März 2003 Definition Indikation zur Ernährungsumstellung Das metabolische Syndrom ist gekennzeichnet durch einen hohen Insulinspiegel im Blutserum und einer Insuliresistenz der Muskelzellen, verknüpft mit vermehrtem, stammbetontem Köperfett. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Hyperinsulinämie und der Entstehung von Fettstoffwechselstörungen und Hypertonie. Neben genetischer Disposition sind eine ständige den Bedarf überschreitende Energieaufnahme und Bewegungsmangel die auslösenden Faktoren. Übergewicht begünstigt nicht nur die Risikofaktoren für Herz- Kreislauferkrankungen sondern gilt auch als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen. Das gemeinsame Vorkommen von: Impaired Glucose Toleranz (IGT) Insulinresistenz Hypertriglyceridämie TG>150mg/dl HDL<45mg/dl Übergewicht BMI>25kg/m² Hypertonie RR>130/85mm/HG Hyperurikämie Ziel der Ernährungstherapie Aufgrund der vorliegenden Problematik, kann die Behandlung nicht in der Reduzierung einzelner Nahrungsbestandteile liegen, sondern nur in einer umfassenden Änderung des gesamten Ernährungs- und Lebensstils. Liegt Übergewicht vor, ist eine Gewichtsabnahme unbedingt erforderlich. Die Reduzierung von 2-5 kg verbessert nachweislich die Insulinresistenz/Insulinsensitivität der Zellen. 1
Ernährungsempfehlungen Begleitende Maßnahmen Auswahl der Lebensmittel nach der Lebensmittelpyramide (siehe Anhang, Abb.1) Verminderung der Gesamtfettzufuhr auf max. 60-70g/d (bzw. max. 450g/Woche). maximal 1/3 gesättigte Fettsäuren (Einschränkung von tierischen Fetten) mindestens 1/3 einfach ungesättigte Fettsäuren (Oliven-, Raps-, und Sesamöl). maximal 1/3 mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Sonnenblumenöl- und Distelöl) Vermeidung von gehärteten Fetten (fettreduzierte Margarine, Pflanzenfett). Reduzierung der Cholesterinzufuhr auf 300mg/d. Da Cholesterin nur in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft enthalten ist, wird automatisch mit einer Ernährungsform, die nur geringe Mengen an gesättigten Fettsäuren aufweist, die Cholesterinzufuhr verringert. 1-2 mal pro Woche Fisch, vor allem Lachs, Makrele und Hering können durch hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren zu verringerter Arteriosklerosegefahr beitragen. Erhöhung des Ballaststoffanteils auf mindestens 30g/d (siehe Anhang, Tab.1) Ballaststoffreiche, kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel ad libitum. Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index meiden (siehe Anhang, Abb. 2, Tab. 2) Vermeidung extrem hypokalorischer Diäten. Alkoholgenuss einschränken. Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 l pro Tag in Form von Wasser bzw. Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetees. Körperliche Aktivität Ziel ist die Unterstützung bei der Gewichtsabnahme und die Stabilisierung des Zielgewichts. Als Maßnahme geeignet ist Training im aeroben Bereich durch gelenkschonende Ausdauerbewegung von mindestens 20 Minuten täglich. Durch körperliche Aktivität erfährt der Patient: eine Erhöhung des Grundumsatzes eine Zunahme der Muskelmasse die Erhöhung des Energieverbrauches eine Verbesserung der Insulinsensitivität die Verbesserung der metabolischen Werte eine Steigerung der Leistungsfähigkeit eine Möglichkeit zum Stressabbau und allgemeines Wohlbefinden Quellennachweis: Klinikinterne Informationen lt. Medizinische Klinik Strukturierte Diabetes Therapie (Ansprechpartner Frau Goll). 2
Abb. 1: Lebensmittelpyramide 3
Tab. 1: Ballaststoffgehalt ausgesuchter Lebensmittel Lebensmittel Ballaststoffgehalt mg in 100g Weizenkleie 45,4 Süße Mandel frisch 15,2 Vollkornmehl Roggen 14,0 Vollkornteigwaren ohne Ei 11,5 Erdnuss geröstet 11,4 Aprikose getrocknet 11,2 Apfel getrocknet 10,7 Vollkornmehl Weizen 10,0 Erbsen reif frisch gegart 9,0 Vollkornbrot 8,7 Vollkornkeks 8,5 Früchte-Müsli 8,5 Haselnuss frisch 8,2 Paranuss 8,1 Müsli 8,1 Edelkastanien (Maronen) geröstet 7,7 Ernussbutter/-mus 7,6 Johannisbeere rot frisch 7,4 Obstmischung getrocknet 6,9 Johannisbeere schwarz frisch 6,8 Vollkornbrötchen 6,6 Schnittlauch frisch 6,3 Walnuss 6,1 Hafer Flocken 5,4 Heidelbeere frisch 4,9 Mohrrübe frisch 3,6 Kartoffeln 2,3 Vollkornreis 2,2 4
Abb. 2: Glykämischer Index = Nahrungsmittelauswahl nach Blutzuckerwirksamkeit. In gleichen Nahrungsmittelgruppen hat man oft die Auswahl zwischen einem Produkt, das zu einem schnellen Blutzuckeranstieg führt und einem Produkt, welches den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen läßt. Die folgende Tabelle gibt eine kurze Übersicht. Blutzuckeranstieg Nahrungsmittelgruppe Langsam. Niedriger Index Rasch. Hoher Index Brot - Vollkornbrot -Weißbrot - Graubrot Cerealien Stärkebeilagen Gemüse/Obst - Haferflocken - Haferkleie - Frischkornmüsli - Vollkornmüsli ohne Zucker - Kartoffeln - Vollkornreis - Spaghetti - Vollkornteigwaren - Getreidekörner - Hülsenfrüchte - fast alle Gemüse - frisches Obst - Marmelade ohne Zucker - Cornflakes - gezuckerte Getreideflocken - Reis - Kartoffelflocken - Mais - Zuckermais - Orangensaft - Banane Milchprodukte - Milch und Naturjoghurt - gezuckerte - Milchprodukte Einfache KH - Fruchtzucker - Milchzucker - Schokolade (70 % Kakao) - Traubenzucker - Saccharose und Honig 5