Tagung Entsicherte Kindheit Erfurt, 27. Mai 2015 Gesundheit von Kindern Prävalenz gesundheitlicher Problemlagen und Strategien der Gesundheitsförderung Prof. Dr. Raimund Geene MPH Hochschule Magdeburg-Stendal
Überblick 1. Daten zur Kindergesundheit KiGGS-Welle 1 2. Gesundheitsförderung eine Querschnittsanforderung Ottawa-Charta; Primäre, sekundäre und tertiäre Prävention Handlungsfeld Primärprävention ( Gesunde Lebenswelten ) Setting-Ansatz; Präventionsgesetz 3. Frühe Hilfen + Bundeskinderschutzgesetz Entwicklungsgründe; Begriffsbestimmung Legaldefinition; Förderbereiche; Netzwerke für Frühe Hilfen 4. Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen Aktivitäten (politics) Strukturen (polity) Inhalte (policy) Leitbegriffe zur (familiären) Gesundheitsförderung: vermitteln *** vernetzen *** vertreten
Komponenten des RKI - Gesundheitsmonitorings Kinder / Jugendliche Erwachsene Erwachsene Langzeitstudie Langzeitstudie Querschnittsstudien Basiserhebung KiGGS 2003-06 HIS/HES Welle 1 KiGGS 1 (2009-12) HIS (Telefonsurvey) Welle 2 KiGGS 2 (2014-2016) HIS/HES Basiserhebung BGS 1998 HIS/HES Welle 1 DEGS 1 (2008-11) HIS/HES Welle 2 DEGS 2 (201 ) HIS Basiserhebung GEDA 2008-09 HIS Jährliche Wiederholung Kontinuierliche Finanzierung durch BMG und RKI
Alter Kombinierter Querschnitt und Kohorte KiGGS Basiserhebung KiGGS Welle 1 KiGGS Welle 2 Untersuchungs- und Befragungssurvey Befragungssurvey Untersuchungs- und Befragungssurvey 6-24 Jahre 11-29 Jahre Lebensverläufe 0-17 Jahre 0-6 Jahre 2003-2006 2009-2012 2014-2016 0-17 Jahre Trendanalysen Jahr Legende: KiGGS-Kohorte neue Stichprobe Repräsentativer Altersbereich 0-17 Jahre
Alter der Teilnehmenden Stichprobendesign KiGGS Welle 1 KiGGS- Kohorte 24 Jahre Alte Stichrobe (18-24 Jahre) 18 Jahre Alte Stichprobe (7-17 Jahre) 7 Jahre 17.641 Teilnehmende Alte Stichprobe (6-Jähre) Neue Stichprobe (0-6 Jahre) 0 Jahre KiGGS- Basiserhebung 2003-2006 KiGGS Welle 1 2009-2012 Lange M et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:747-761
Response nach Altersgruppen KiGGS Welle 1 4.455 Teilnehmende Response 38,8% 7.913 Teilnehmende Response 72,9% Lange M et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:747-761
Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes Nach Elterneinschätzung weisen 94% der Kinder und Jugendlichen (3-17 Jahre) einen sehr guten oder guten und 6% einen mittelmäßigen, schlechten oder sehr schlechten allgemeinen Gesundheitszustand auf Das Risiko für einen mittelmäßigen bis sehr schlechten allgemeinen Gesundheitszustand ist bei Kindern mit niedrigem sozioökonomischen Status im Vergleich zu denen mit hohem sozioökonomischen Status um das 3,7-fache für Jungen und das 3,4-fache für Mädchen erhöht.
Allgemeiner Gesundheitszustand von 3- bis 17- jährigen Kindern und Jugend (Lampert et al. 2014) Schlecht Schlecht Mittelmäßig 0,7% Sehr schlecht Mittelmäßig 0,5% Sehr schlecht 5,7% 0,2% 5,5% 0,1% Gut Sehr gut Gut Sehr gut 41,0% 52,4% 42,9% 50,9% Mädchen Jungen Lampert T et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:762-770
Einschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wird sowohl von den Eltern der 7- bis 10-Jährigen als auch von den 11- bis 17-Jährigen selbst überwiegend als sehr gut oder gut eingeschätzt (94-96%) Körperliche Erkrankungen, Schmerzen, psychische Auffälligkeiten und ein niedriger sozioökonomischer Status gehen mit Einschränkungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität einher. Unterschiede in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach sozialer Lage ließen sich bei gleichzeitiger Betrachtung mehrere Parameter nicht bestätigen.
Häufige Allergien Nach Elterneinschätzung zu ärztlichen Allergiediagnosen (12- Monatsprävalenz) waren 9,1% von Heuschnupfen, 6,0% von Neurodermitis und 4,1% von Astma bronchiale betroffen. Im Vergleich zur KiGGS-Basiserhebung ist die 12- Monatsprävalenz von Asthma bronchiale und Heuschnupfen gestiegen, insbesondere bei Kindern bis 6 Jahre und vor allem bei Mädchen. Für Neurodermitis war insgesamt ein rückläufiger Trend in der 12- Monatsprävalenz zu beobachten
Infektionskrankheiten - KiGGS Welle 1 Ergebnisse: Nach Angaben der Eltern ist die Lebenszeit-Prävalenz von Windpocken und Keuchhusten in den Zielgruppen für die veränderten Impfempfehlungen deutlich zurückgegangen. Für Masern lag, bei unveränderter Impfempfehlung und nur langsam ansteigenden Impfquoten, die Lebenszeit-Prävalenz in allen Altersgruppen unverändert auf hohem Niveau. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse von KiGGS Welle 1 zeigen, dass Infektionserkrankungen in Deutschland durch die Umsetzung der STIKO-Impfempfehlungen wirksam eingedämmt werden können.
Chronische Krankheiten Jedes sechste Kind im Alter von 0 bis 17 Jahren hatte nach Angaben der Eltern eine lang andauernde chronische Krankheit oder Gesundheitsprobleme (16% aller Kinder und Jugendlichen) Ein Fünftel dieser von den Eltern als chronisch krank bezeichneten Kinder (3% aller Kinder und Jugendlichen) hatten gesundheitsbedingte Einschränkungen, Dinge zu tun, die die meisten Gleichaltrigen tun können Neuhauser H et al. (2014). Bundesgesundheitsblatt 57:779-788
Inanspruchnahme der ambulant-ärztlichen Versorgung in den letzten 12 Monaten Kinder- und Jugendmedizin Inanspruchnahmequote (IA): 67,9% Starker Rückgang der IA mit zunehmendem Alter Höhere IA in neuen BL und Stadt Trend: Zunahme um 8,7%-Punkte neu eingeführte Impfungen und U-Untersuchungen höhere Teilnahme an U-Untersuchungen Allgemeinmedizin Inanspruchnahmequote (IA): 34,1% Deutliche Zunahme der IA mit zunehmendem Alter Höhere IA in alten BL und Land Trend: keine Veränderung Inanspruchnahmequote in % Inanspruchnahmequote in % 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Kinder- und Jugendmedizin 0-2 J 3-6 J 7-10 J 11-13 J 14-17 J Allgemeinmedizin KiGGS Basis 0-2 J 3-6 J 7-10 J 11-13 J 14-17 J KiGGS Basis KiGGS Welle 1 KiGGS Welle 1 Rattay P et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:878-891
Inanspruchnahme der Kinderfrüherkennungsuntersuchungen Signifikante Zunahme der IA bei allen U-Untersuchungen (U3 - U9) 90% 80% Geringere IA von Kindern aus Familien mit niedrigem SES, aber Verringerung der Unterschiede nach SES in KiGGS Welle 1 (insbesondere U7 - U9) 70% 60% 50% 40% 30% Geringere IA in großstädtischen Regionen in KiGGS Basis, aber nicht mehr in KiGGS Welle 1 20% 10% % Hintergrund Gesellschaftliche Thematisierung Einladungs-, Erinnerungs- und Meldeverfahren vieler Bundesländer Inanspruchnahmequote in % 100% Teilnahme U-Untersuchungen KiGGS Basis KiGGS Welle 1 U3 U4 U5 U6 U7 U8 U9 Rattay P et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:878-891
KiGGS Welle 1: Psychische Auffälligkeiten / psychosoziale Beeinträchtigungen Bei 20,6% der Kinder und Jugendlichen (3 bis 17 Jahre) bestehen Hinweise auf psychische Störungen KiGGS0 (2003-2006) KiGGS1 (2009-2012) Jungen (23,4%) sind dabei häufiger betroffen als Mädchen (16,9%) Bei 12,4% der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten sind zusätzlich deutliche bzw. massive Beeinträchtigungen im sozialen und familiären Alltag zu verzeichnen. Häufigkeit seit der KiGGS-Basiserhebung (2003 bis 2006) unverändert, jedoch tendenziell Zunahme der Risikogruppe durch Kinder und Jugendliche mit niedrigem SES 25 20 15 % 10 5 0 Hölling H et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:807-817
Lebenszeitprävalenz jemals durch einen Arzt/ Psychologen diagnostizierter ADHS (3 bis 17 Jahre) 9 8 7 8,0% ADHS-Diagnosen (Arzt/Psychologe) 6,7 % 6,7 % % 6 5 4 3 5,0% 5,1 % 2 1 1,7% 1,4 % 0 Gesamt Jungen Mädchen 3-6 Jahre 7-10 Jahre 11-13 Jahre 14-17 Jahre Gesamtprävalenz 5% Jungen mehr als viermal häufiger betroffen als Mädchen Schlack R et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:820-829
Verbreitung und Dauer des Stillens bei 0- bis 6- Jährigen (Geburtsjahrgänge 2002-2012) 82% der Kinder wurden jemals gestillt (Stillquote) Die durchschnittliche Stilldauer lag bei 7,5 Monaten Mit zunehmendem Alter der Mutter bei Geburt wurden die Kinder häufiger und länger gestillt Kinder mit Wohnort in Ostdeutschland werden häufiger gestillt Niedrigere Chancen, dass Kinder gestillt werden, bestehen bei rauchenden Müttern sowie bei Früh- und Zwillingsgeburten Stillquote und Stilldauer stiegen mit zunehmender Bildung der Mutter Abbildung: Stilldauer in Monaten von 0- bis 6-Jährigen (Geburtsjahrgänge 2002-2012) nach Bildung der Mutter von der Lippe E et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:849-859
Rauchen in der Schwangerschaft Ausgewählte Ergebnisse
Tabak- und Alkoholkonsum 11- bis 17-jähriger Jugendlicher Tabakkonsum Lebenszeitprävalenz: 27,0% Aktuelles Rauchen: 12,0% Regelmäßiges Rauchen (mind. einmal pro Woche): 7,4% Tägliches Rauchen: 5,4% Alkoholkonsum Lebenszeitprävalenz: 54,4% Risikokonsum (AUDIT-C): 15,8% Regelmäßiges Rauschtrinken (mind. einmal im Monat 6 oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit): 11,5% Wichtige Einflussgrößen: Geschlecht, Alter und Sozialstatus Kaum Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen Deutlicher Anstieg des Tabak- und Alkoholkonsums mit zunehmendem Alter Höhere Rauchquoten bei Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus, kaum soziale Unterschiede beim Alkoholkonsum Lampert T et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:830-839
Trends im Tabak- und Alkoholkonsum 11- bis 17-jähriger Jugendlicher KiGGS-Basis (2003-06) KiGGS Welle 1 (2009-12) 70 p < 0,001 60 50 Prozent 40 30 20 62,8 54,4 p < 0,001 p < 0,001 p < 0,001 10 0 Alkoholkonsum (Lebenszeitprävalenz) 20,4 12,0 Aktueller Tabakkonsum 16,2 Regelmäßiger Tabakkonsum 13,3 7,4 5,4 Täglicher Tabakkonsum Lampert T et al. (2014) Bundesgesundheitsblatt 57:830-839
Gesundheitsförderung als Querschnittsanforderung an alle gesundheitlichen und sozialen Sicherungssysteme 3 Kernstrategien: befähigen vermitteln - vertreten 5 Handlungsfelder Gesunde Lebenswelten Gemeinschaftsaktionen stärken Persönliche Kompetenzen entwickeln Gesundheitsdienste neu orientieren Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik 21
Prävention nach Caplan (1964) Primäre (bzw. universelle) Prävention Sekundäre (bzw. selektive) Prävention Tertiäre (bzw. indizierte) Prävention (nicht-medizinische) Primärprävention Belastungssenkung Ressourcenstärkung
Handlungsfeld Primärprävention Gesunde Lebenswelten Schlüsselkonzept Setting-Ansatz Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) Schule Kita Kommune (weiterzuentwickeln als Dach -Setting) Gesundheitsförderung bei Familien Rechtliche und ethische Implikationen Kompetenzförderung, Koordination und Fürsprache als Kernstrategien Familienhebammen und vergleichbare Berufsgruppen ideal geeignet
Präventionsgesetz 2015 seit 2000: Primärprävention als GKV- Gestaltungsauftrag 3 gescheiterte Gesetzentwürfe Entwurf des Präventionsgesetz 2014/15 Erhöhung auf 7 / Vers./ Jahr Settings als Schwerpunkt (2+2 ) 50 Ct. pro Vers. über BZgA Weitere SVs (insb. Pflege) + PKV Präv.Konf., Präv.Forum, Präv.Bericht Rahmenvereinbarung Bund + Länder, orientiert an Gesundheitsziele Erweiterung Hebammenhilfe Früherkennungsmaßnahmen, neue U s, Ärztl. Präventionsempfehlung SGB V - Annäherung an SGB VIII offen nach: Ulla Walter 2003/ 2015
Frühe Hilfen Ausgangspunkte und Entwicklungsgründe Wissenschaftliche Erkenntnisse: Prävention lohnt sich! Forschungsergebnisse über frühkindliche Gehirnentwicklung und Einfluss von Bindungsqualität Positive Effekte frühpräventiver Programme insb. in GB ( New Deal mit Sure Start -Programm), Australien, USA Politische Ansätze: öffentliche Verantwortung stärken! Skandalisierung/ Schlagzeilen vermeiden Kosten nachhaltig senken Verstärkte öffentliche und gesellschaftliche Verantwortung Sozialer Wandel veränderte Bedarfe Angebote für Kinder und Familien weiterentwickeln
Frühe Hilfen Ausgangspunkte und Entwicklungsgründe Fachlicher Ansatz: handlungsfähig werden! Positiveres Image für die Jugendhilfe durch Modernisierung Amtsdenken überwinden, Hilfsangebote als partizipativen/ dialogischen Prozess weiterentwickeln Bessere Zugänge zu belasteten Familien (Habitus/ Sublogiken verstehen) Riskante Entwicklungen früh wahrnehmen und darauf reagieren können, strukturierte Verfahren Handlungssicherheit im Sinne eines pädagogischen Fallverständnisses Versäulungen überwinden, Kooperation mit anderen Hilfesystemen incl. Ehrenamt/ BE verbessern Neues Professionsverständnis: Moderation, Mediation, Dokumentation & Evaluation, Lotsen- statt Kontrollfunktion
Frühe Hilfen - Begriffsbestimmung Frühe Hilfen umfassen: universelle/primäre Prävention selektive/sekundäre Prävention bis hin zur Überleitung zu weiteren Maßnahmen zum Schutz des Kindes Zielgruppen: Eltern und Kinder ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 0 bis 3-Jährigen. Insbesondere Familien in Problemlagen 27
Frühe Hilfen im Schwerpunkt Fördern Helfen Schützen Ressourcen Frühe Hilfen (0-3 J.) Belastungen Allgemeine Förderung erzieherische Hilfen Stationäre Hilfen/ Schutzmaßnahmen Prof. Reinhold Schone
Bundeskinderschutzgesetz (1) Vier zentrale Regelungen: Frühe Hilfen und strukturelle Vernetzung auf örtlicher Ebene Kooperation im Einzelfall sowie Qualifizierung des Schutzauftrags Kontinuierliche Qualitätsentwicklung Erweiterung der statistischen Datenbasis Legaldefinition der Frühen Hilfen nach 1 (4) KKG als Unterstützung der Eltern bei der Wahrnehmung ihres Erziehungsrechts und ihrer Erziehungsverantwortung durch die staatliche Gemeinschaft insbesondere auch [durch] Information, Beratung und Hilfe. Kern ist die Vorhaltung eines möglichst frühzeitigen, koordinierten und multiprofessionellen Angebots im Hinblick auf die Entwicklung von Kindern vor allem in den ersten lebensjahren für Mütter und Vöter sowie schwangere Frauen und werdende Väter (Frühe Hilfen). 29
Förderbereiche der Frühen Hilfen Netzwerke mit Zuständigkeit für Frühe Hilfen (Art. 2 Abs. 3 VV) Einsatz von Familienhebammen und Fachkräften aus vergleichbaren Gesundheitsfachberufen im Kontext Früher Hilfen (Art. 2 Abs. 4 VV) Ehrenamtsstrukturen im Kontext Früher Hilfen (Art. 2 Abs. 5 VV) Weitere zusätzliche Maßnahmen zur Förderung Früher Hilfen, sofern die Strukturen und Angebote des ersten und zweiten Förderbereichs bedarfsgerecht zur Verfügung stehen (Art. 2 Abs. 6 VV).
Netzwerke der Frühen Hilfen Handlungsanforderungen: Ein Netzwerk Frühe Hilfen bezieht bestehende Strukturen ein und sie entwickelt weiter. Die Netzwerke entwickeln ein gemeinsames Verständnis von Frühen Hilfen. Die Koordination nimmt dabei die Funktion eines professionellen Mittlers zwischen den verschiedenen Akteuren im Netzwerk ein. Die Netzwerke schaffen die infrastrukturellen Grundlagen dafür, dass Angebote Früher Hilfen von Familien gerne genutzt werden und diese für sie nützlich sind. Die Netzwerke initiieren und begleiten Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung im Netzwerk Die Netzwerke definieren die Grenzen und Übergänge zum intervenierenden Kinderschutz
Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen Empfehlungen für gegenseitige Stärkung (1) Aktivitäten ( Politics ) Bündnisse mit NGOs für gesundes Aufwachsen Gemeinsame Plattformen zur Kooperation mit neuen Netzwerk-Akteuren Familienhebammen als Schlüsselakteure Internationale Kooperationen Einbindung der Selbsthilfe Kommunale und überregionale Aktionspläne für gesundes Aufwachsen Bündnisse mit Krankenkassen
Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen Empfehlungen für gegenseitige Stärkung (2) Strukturen ( Polity ) Aufbau eines Nationalen Zentrums für Gesundheitsförderung und Prävention (analog NZFH) Gesundes Aufwachsen als Schwerpunkt der Präventionsstrategien (GKV-Leitfaden, Präventionsziele, Bundes- und Landesrahmenvereinbarungen, Lokalpolitik) Kontinuierlicher Austausch Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen (NZFH NZGP, LKS + KGC, Komm. Gesundheitskonferenzen + Netzwerke Frühe Hilfen) Fachdiskurse organisieren Gemeinsame Studienmodule GeFö + Frühe Hilfen
Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen Empfehlungen für gegenseitige Stärkung (3) Inhalte ( Policy ) Handlungsmaxime der Gesundheitsförderung für Frühe Hilfen nutzen, und umgekehrt Setting-Ansatz Soziallagenorientierung Kommunale Gesundheitsförderung Familiäre Gesundheitsförderung Transitionen Partizipation Soziales Kapital Advocacy-Ansatz Netzwerk-Strategien Ressourcen- statt Defizitorientierung, salutogen denken Partizipative Qualitätsentwicklung Kompendium Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen
Handlungsmaxime zur Begriffsschärfung nutzen, Beispiel: Gesundheitsförderung bei Familien Kernstrategien als Maxime: Advocate: Anwaltschaftliche Interessensvertretung Mediate: gesundheitsförderliche Ausrichtung der Angebote, insb. auch hinsichtlich Transitionen Enabling: Angebote zur freiwilligen gesundheitsförderlichen Kompetenzentwicklung make the healthier way the easier choice Familienhebammen 35
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Raimund Geene MPH Hochschule Magdeburg-Stendal Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften www.hs-magdeburg.de 36
Gesundheitsbezogene Lebensqualität (Kidscreen -10- Index) Beispiel 11- bis 17-Jährige (Selbstangaben) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% Gering Gut Sehr gut 10% 0% Gesamt Sozialer Status Niedrig Mittel Hoch Einschränkung Eingeschränkt (MEHM) Nicht eingeschränkt Schmerzen Wiederholt Einmalig Keine Psychische Auffälligkeiten (SDQ) Auffällig Grenzwertig Unauffällig Ellert et al. Bundesgesundheitsblatt 2014 57:798-806
Häufige Allergien (12-Monats-Prävalenz)