Mechatronik. Bodo Heimann, Wilfried Gerth, Karl Popp. Komponenten - Methoden - Beispiele ISBN 3-446-40599-2. Leseprobe



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Mechatronik Bodo Heimann, Wilfried Gerth, Karl Popp Komponenten - Methoden - Beispiele ISBN 3-446-40599-2 Leseprobe Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3-446-40599-2 sowie im Buchhandel

1 Einleitung und Grundbegriffe In vielen Bereichen des Maschinenbaus, der Fahrzeugtechnik, der Produktionstechnik oder der Mikrosystemtechnik entstehen Produkte, bei denen die Lösung nur durch Integration von mechanischen, elektrotechnischen bzw. elektronischen und informationsverarbeitenden Komponenten erreicht werden kann. Beispiele dafür sind Anti-Blockier-Systeme, Anti-Schlupf-Systeme und Airbags in der Fahrzeugtechnik, Handhabungssysteme und Roboter in der Automatisierung, moderne Werkzeugmaschinen mit magnetisch gelagerten Fräs- und Drehspindeln, Einrichtungen des aktiven Schwingungsschutzes, CD-Player und Videorecorder im Bereich der Unterhaltungselektronik, Geräte der gesamten Datenperipherie, mikromechanische Geräte der Medizintechnik und vieles mehr. Diese Geräte und Einrichtungen werden mechatronische Produkte oder allgemein mechatronische Systeme genannt. Zu ihrer Realisierung werden neben den mechanischen Komponenten eine geeignete Sensorik und Aktorik benötigt, ferner eine dazu passende Mikrorechentechnik und mathematische Modelle zur Informationsgewinnung aus gemessenen Signalen. 1.1 Grundbegriffe der Mechatronik Der Begriff Mechatronik (engl. Mechatronics) setzt sich aus den beiden Bestandteilen Mechanik und Elektronik zusammen. Er wurde 1969 durch die japanische Firma Yaskawa Electric Cooperation geprägt und ab 1971 von dieser Firma als Handelsname geschützt. Ursprünglich war damit die Ergänzung mechanischer Komponenten durch Elektronik in der Gerätetechnik gemeint. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Entwicklung moderner Spiegelreflexkameras. Seit 1982 ist der Begriff frei verfügbar. Heute ist mit diesem Wort eine Ingenieurwissenschaft verbunden, die auf den klassischen Disziplinen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik aufbaut und deren Ziel die Verbesserung der Funktionalität eines technischen Systems durch ihre Verknüpfung ist (Bild 1.1). Zur Charakterisierung von mechatronischen Systemen werden aus der Vielzahl der Beschreibungen die folgenden ausgewählt: Ein typisches mechatronisches System nimmt Signale auf, verarbeitet sie und gibt Signale aus, die es z. B. in Kräfte und Bewegungen umsetzt [1.23]. Mechatronics can be regarded as the fusion of mechanical and electrical disciplines in modern engineering processes. It is a relatively new concept to design of systems, devices and products aimed at achieving an optimal balance between basic mechanical structure and its overall control [1.13]. Synergistic integration of mechanical engineering with electronics and intelligent computer control in the design and manufacture of products and processes. Mechatronik bezeichnet eine interdisziplinäre Entwicklungsmethodik, die überwiegend mechanisch ausgerichtete Produktaufgaben durch die synergetische

14 1 Einleitung und Grundbegriffe räumliche und funktionelle Integration von mechanischen, elektrischen und informationsverarbeitenden Teilsystemen löst. [1.14] Mechanik Modellierung Aktorik/ Sensorik Mechatronik Informationsverarbeitung Prozessrechentechnik Elektrotechnik Bild 1.1: Bestandteile der Mechatronik Aus diesen Darlegungen wird klar, dass die Mechatronik interdisziplinären Charakter besitzt und die folgenden Gebiete umfasst: Mechanik (Technische Mechanik, Maschinenbau, Feinwerktechnik), Elektrotechnik/Elektronik (Mikroelektronik, Leistungselektronik, Messtechnik, Aktorik), Informationsverarbeitung (Systemtheorie, Prozessdatenverarbeitung, künstliche Intelligenz). Weitere Einzelheiten sind in [1.4, 1.8, 1.10, 1.11, 1.16, 1.19, 1.21, 1.24, 1.28] enthalten. Aus der Sicht der Mechanik lässt sich noch ein anderer Zugang zur Mechatronik finden: In der klassischen Mechanik wird das Problem untersucht, welche Bewegung ein Körper ausführt, wenn eine Kraft auf ihn einwirkt und seine Bewegung durch Zwangsbedingungen eingeschränkt ist. Diese Fragestellung führt auf ein Analyseproblem. Beim mechatronischen Entwurf ist die umgekehrte Fragestellung von Interesse. Welche Kräfte und Momente muss man auf einen Körper ausüben, damit er eine bestimmte Bewegung ausführt? Dabei soll die verlangte Bewegung auch bei auftretenden Störungen realisiert werden. Durch die Umkehrung der Fragestellung ist ein Syntheseproblem geworden. Seine technische Umsetzung setzt im Allgemeinen Mess-, Regelungs- und Stellglieder voraus, d. h., neben der Mechanik müssen weitere Disziplinen herangezogen werden, z. B. Sensorentwicklung und Sensorintegration, Regelungstechnik, Aktorik und Informationsverarbeitung. Bild 1.2 zeigt das allgemeine Schema. Wichtige Messgrößen in mechatronischen Systemen sind elektrische Größen (Strom, Spannung, Feldstärke, magnetische Flussdichte usw.) mechanische Größen (Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung, Kraft, Drehmoment, Temperatur, Druck usw.).

1.1 Grundbegriffe der Mechatronik 15 Von großer Bedeutung für die Anwendung der dazu notwendigen Messsysteme ist ihre Integrationsfähigkeit in den Prozess. Diese wird wesentlich bestimmt durch ihre Dynamik, Auflösung, Robustheit, Langzeitfähigkeit, Miniaturisierung sowie ihre Eignung zur digitalen Signalverarbeitung. Durch die Aktoren werden die mithilfe der Informationsverarbeitung erzeugten Stellsignale in Stellgrößen umgesetzt. Dazu ist wegen der energieverstärkenden Wirkung dieser Stellglieder eine Hilfsenergie notwendig, die elektrischer oder fluidischer (hydraulischer, pneumatischer) Natur sein kann. Moderne Stellglieder verfügen über Lageregelkreise, die häufig modellgestützt und digital arbeiten und damit hohe Positioniergenauigkeiten bei gleichzeitig guter Stelldynamik ermöglichen. Hilfsenergie Kräfte/Momente Stellgrößen Aktoren Störung Grundsystem (meist mechanisch) Alarme Bewegungen Messgrößen Sensoren Rückmeldung Stellsignale Prozessoren (Steuern, Regeln, Rechnen) Messsignale Führungsgrößen Bild 1.2: Mechatronik als Syntheseproblem Ein wesentliches Merkmal mechatronischer Systeme besteht darin, dass ihre Eigenschaften in hohem Maße durch nichtmaterielle Elemente, d. h. durch Software, bestimmt werden. Die Verarbeitung der Prozessdaten erfolgt durch speziell für die Echtzeitverarbeitung geeignete Mikrocontroller. Sie enthalten die dazu notwendigen Funktionen, wie Datenspeicher, Programmspeicher, AD-Wandler, I/O-Ports, Interruptverwaltungen usw. Die Prozessdatenverarbeitung geschieht in mehreren Ebenen und übernimmt je nach Ausbaustufe verschiedene Aufgaben der Regelung, Überwachung und Optimierung. Zum Beispiel übernehmen die in Bild 1.3 dargestellten vier Ebenen die folgenden Aufgaben: Ebene 1: Prozessebene, Ebene 2: Steuerung, Regelung, Rückführung auf Prozessniveau, Ebene 3: Alarmmeldung (Grenzwertkontrolle), Überwachung und Fehlerdiagnose, Ableitung von einfachen Maßnahmen für den Weiterbetrieb bzw. Stopp, Ebene 4: Koordinierung von Teilsystemen, Optimierung, allgemeines Prozessmanagement. Im Allgemeinen gilt, dass die unteren Ebenen schnell reagieren und lokal wirken, während die oberen Ebenen langsam reagieren und globale Aufgaben übernehmen. Die meisten bekannt gewordenen Ansätze für mechatronische Systeme verfügen über eine Signal- und Prozessdatenverarbeitung der unteren Ebenen, d. h., sie übernehmen die Steuerung und Regelung sowie einfache Überwachungsfunktionen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Einzelachsregelung eines Industrieroboters. Die

16 1 Einleitung und Grundbegriffe Überwachungsebene Steuerung Management Überwachung Regelung Höhere Ebene Regelungs-/ Steuerungsebene f (t) Mechanischer Prozess z(t) y(t) Prozessebene Bild 1.3: Ebenen der Prozessdatenverarbeitung (nach [1.10]) digitale Informationsverarbeitung erlaubt aber wesentlich mehr, z. B. die bereits erwähnte Koordinierung und Optimierung der Teilsysteme und damit die Realisierung von Komponenten der künstlichen Intelligenz. Als Beispiel hierfür kann der autonom agierende mobile Roboter angeführt werden, der über ein Multi-Sensor- System verfügt und selbstständig Handlungsentscheidungen treffen und ausführen kann. Die grundsätzlichen Strukturen der Informationsverarbeitung unter Echtzeitbedingungen werden in Kapitel 5 beschrieben. 1.2 Prozessanalyse mechatronischer Systeme Die Begriffe System und Prozess spielen in den weiteren Untersuchungen eine wichtige Rolle und werden deshalb genauer erklärt. Allgemein gilt, dass Systeme als Teil der Wirklichkeit definiert sind. Sie stellen eine abgegrenzte Anordnung von aufeinander einwirkenden Gebilden dar und haben wegen dieser Eigenschaft relativen Charakter. Die Abgrenzung eines Systems zu seiner Umwelt kann durch eine Hüllfläche, die Systemgrenze, beschrieben werden. Genauer betrachtet ist ein System stets eine Gesamtheit von Teilsystemen, die untereinander und mit der Umwelt informatorisch verbunden sind. Sie können über ihre Kopplungen, das sind in der Regel Signale, beeinflusst und beobachtet werden. Aus dem Gesagten folgt, dass der Begriff System zunächst an kein Fachgebiet gebunden ist, also auch auf nichttechnische Bereiche angewendet werden kann. Von besonderer Bedeutung für die in diesem Buch behandelte Problematik sind mechatronische Systeme. Darunter wird die Gesamtheit der Teilsysteme Grundsystem (meist mechanisch), (Kapitel 6, 7, 8) Aktoren, (Kapitel2) Sensoren, (Kapitel 3) Prozessoren und Prozessdatenverarbeitung (Kapitel 4, 5) verstanden. Diese Systeme werden auch als aktive Systeme bezeichnet. Ausführungen zu den genannten Teilsystemen sind in den aufgeführten Buchkapiteln zu finden.

1.2 Prozessanalyse mechatronischer Systeme 17 Für eine genauere Betrachtung der Verknüpfungen zwischen Grundsystem, Sensoren, Aktoren und Informationsverarbeitung ist die Benutzung von Flüssen hilfreich. Grundsätzlich werden drei Arten von Flüssen unterschieden, nämlich Materieflüsse, Energieflüsse und Informationsflüsse, siehe auch [1.11]. Bild 1.4 zeigt eine Übersicht der verschiedenen Flüsse einschließlich einiger typischer Beispiele. Dabei kann zur genaueren Unterteilung noch in Haupt- und Nebenflüsse unterschieden werden, d. h. in solche, die wesentlich oder in solche, die von untergeordneter Bedeutung für die Funktion des betrachteten mechatronischen Systems sind. Energiefluss Materiefluss Informationsfluss (a) verschiedene Flüsse Energiefluss (c) Prozesse mit Energiefluss (Mechanik, Elektrotechnik, Wärmetechnik,... ) Materiefluss Energiefluss (e) Prozesse mit Materie- und Energiefluss (Fördertechnik, Verfahrenstechnik,...) Hauptfluss Nebenfluss 1 Nebenfluss 2 (b) Haupt- und Nebenflüsse Energiefluss Materiefluss (d) Prozesse mit Energie- und Materiefluss (Energietechnik, Hydraulik, Thermodynamik,... ) Informationsfluss Energiefluss (f) Prozesse mit Informationsund Energiefluss (Feingerätetechnik, Kommunikationstechnik,...) Bild 1.4: Materie-, Energie- und Informationsfluss Ein Prozess ist die zeitliche Aufeinanderfolge von Erscheinungen bzw. Zuständen in einem System. Durch ihn wird die Umformung und/oder der Transport von Materie, Energie und Information beschrieben. Seine Darstellung führt auf Zeitverläufe von Signalen, Zuständen usw. Zur Beschreibung von Prozessen sind weitere Größen notwendig. Es sind dies die Systemzustände, die zu einem Zustandsvektor z(t) zusammengefasst werden. Durch den Zustandsvektor wird die Zeitgeschichte der Systemzustände beschrieben. Typisch für mechatronische Systeme ist, dass eine Änderung der Systemzustände aktiv gewollt ist. Dazu wird über die Eingangsgrößen Einfluss auf das System genommen. Der Prozessbegriff ist folglich untrennbar mit einer zeitlichen Änderung, d. h. mit der Systemdynamik, verbunden. Auch er ist allgemein und kann unterschiedlicher Natur sein. Für den Lehrer ist das Führen einer Schulklasse der Prozess, für den Roboter das Positionieren eines Teils, für den Sensor die Aufnahme und die Verarbeitung der Messinformation, für die NC-Steuerung einer Werkzeugmaschine der Zerspanvorgang usw. Zur Erklärung der eingeführten Begriffe dient das folgende

18 1 Einleitung und Grundbegriffe Beispiel 1.1: Prinzip einer aktiven Federung bei Fahrzeugen In der Fahrzeugdynamik können passive Radaufhängungen durch aktive Federungen ersetzt werden. Dadurch lassen sich die unterschiedlichen Forderungen nach Fahrkomfort und Fahrverhalten besser als mit passiven Elementen erfüllen. Bild 1.5 zeigt das Schema einer aktiven Federung für ein Viertelfahrzeug. x t A( ) Regler Energie xr( t) Sensor Aufbaumasse m A Aktor Achs- und Radmassen m R Sensor (Vorausschau) c R x t E( ) Bild 1.5: Prinzip der aktiven Federung bei einem Viertelfahrzeug (nach [1.12]) Das mechanische Grundsystem besteht aus einem Feder-Masse-System für die Beschreibung der Vertikalbewegung. Installiert sind Sensoren zur Messung der Aufbaubeschleunigung (als Maß für den Fahrkomfort) und zur (optischen) Detektion von Einzelhindernissen durch Vorausschau. Die dadurch mögliche Information über die Bodenkontur erlaubt es dem aktiven System schon bei Annäherung an ein Hindernis, sich auf die zu erwartenden Radbewegungen einzustellen. Als Aktoren kommen pneumatische und hydraulische Stellglieder in Betracht. Die Systemzustände werden durch den Zustandsvektor z(t) =[x A(t), x R(t), ẋ A(t), ẋ R(t)] T beschrieben und enthalten Schwingweg und Schwinggeschwindigkeit von Fahrzeugaufbau sowie zusammengefassten Achs- und Radmassen. Jedes System steht mehr oder weniger mit seiner Umwelt in Wechselwirkung. Die Wechselwirkungen werden im Unterschied zu den inneren Kopplungen, die die Verkopplung der einzelnen Teilsysteme beschreiben, durch die äußeren Kopplungen erfasst. Bild 1.6 zeigt das Prinzip eines Systemaufbaus mit seinen Wechselwirkungen. Dabei werden durch ausgezogene Pfeile wesentliche und durch die gestrichelte Pfeile unwesentliche Verbindungen dargestellt. Welche Größen wesentlich sind, hängt von der Zielstellung ab und ist deshalb ebenfalls relativ. Wesentliche Kopplungen müssen aussagekräftig für das betrachtete Problem sein oder als aussagekräftig angesehen werden und mit vorhandenen Mess- und Bestimmungsmethoden bei vertretbarem Aufwand erfasst werden können.

1.2 Prozessanalyse mechatronischer Systeme 19 2 3 Systemgrenze 1 4 5 Bild 1.6: Prinzipieller Systemaufbau (5 Teilsysteme) Wie schon erwähnt, werden als Systemkopplungen Signale benutzt. Praktisch sind es physikalische Größen, wie Strom, Spannung, Druck, Weg, Temperatur, die Informationen über das System enthalten. Zugänglich sind diese Größen über spezielle Signalkenngrößen, wie Amplitude, Frequenz, Phase, oder Signalkennfunktionen, wie Amplitudenfrequenzgang, Phasenfrequenzgang, Impulsantwortfunktion usw. In der Regel werden an einem System mehrere Eingangssignale f i (t),i=1, 2,...,f und Ausgangsignale y i (t),i=1, 2,...,l vorhanden sein (Bild 1.7). f 1(t) f 2(t). f f (t) Eingangssignale System Systemzustände z i(t); i =1, 2,...,m y 1(t) y 2(t). y l (t) Ausgangssignale Bild 1.7: Allgemeines Blockschaltbild eines Systems Aufgrund der gesamten Mess-, Aufnahme- und Verarbeitungstechnik sowie anderer nicht berücksichtigter Einflussgrößen sind die Signale mit Unsicherheiten behaftet. Die Signale sind verrauscht. Zu ihrer Beschreibung müssen die Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung, insbesondere zur Untersuchung von Zufallsprozessen, oder der unscharfen Prozessanalyse eingesetzt werden (vgl. z. B. [1.1], [1.2], [1.7]). Beispiel 1.2: Einfaches mechanisches und elektrisches Schwingungssystem Für die in Bild 1.8 gezeigten Systeme sollen die Eingangs-/Ausgangs-Beziehungen angegeben werden. Lösung: Die gesuchten E/A-Beziehungen können sowohl im Zeitbereich als auch durch Anwendung der Laplace-Transformation im Bildbereich angegeben werden (vgl. auch Beispiel 4.5). Darstellung im Zeitbereich: a 2ÿ(t)+a 1ẏ + a 0y(t) =b 0f(t), y(0) = y 0, ẏ(0) = ẏ 0. (1.1) Darstellung im Bildbereich: Y (p) = (a2p + a1)y0 + a2ẏ0 b 0 + F (p). (1.2) a 2p 2 + a 1p + a 0 a 2p 2 + a 1p + a 0

20 1 Einleitung und Grundbegriffe c m F(t) d x(t) U e (t) R L C U a (t) m c d Masse Federkonstante Dämpfungskonstante R L C ohmscher Widerstand Induktivität Kapazität a) b) Bild 1.8: Einfaches mechanisches (a) und elektrisches (b) Schwingungssystem Die Funktion G(p) = b 0 a 2p 2 + a 1p + a 0 (1.3) heißt Übertragungsfunktion des Systems. Durch Y (p) und F (p) werden die Laplace- Transformierten von y(t) und f(t) bezeichnet (siehe Anhang A.1). Die in den Gleichungen auftretenden Bezeichnungen und Koeffizienten sind in der Tabelle 1.1 zusammengestellt. Tabelle 1.1: Vergleich von mechanischen und elektrischen Schwingungssystemen Bezeichnungen/Begriffe Mechanisches System Elektrisches System Erregung f(t) Ausgang y(t) Koeffizienten Krafterregung F (t) Schwingweg x(t) Eingangsspannung U e(t) Ausgangsspannung U a(t) a 2 m L a 1 d R a 0 c 1/C b 0 1 1/C Zustandsgrößen Schwingweg x(t) Ausgangsspannung U a(t) Schwinggeschwindigkeit ẋ(t) Zeitliche Ableitung U a(t) Eigenkreisfrequenz ω ( ) 2 ( ) 2 c d ω = (des gedämpften Systems) m 1 R ω = 2m LC 2L Aus den angeführten Beziehungen wird klar, dass das prinzipielle Übertragungsverhalten von mechanischen und elektrischen Schwingungssystemen identisch ist. Solche Systeme werden auch Verzögerungsglieder 2. Ordnung genannt.

1.3 Modellbildung und Funktionsbegriff in der Mechatronik 21 1.3 Modellbildung und Funktionsbegriff in der Mechatronik Die Untersuchung von Systemen und Prozessen erfolgt mithilfe von Modellen. Modelle sind immer eine ziel- bzw. funktionsorientierte Beschreibung bzw. Nachbildung der wesentlichen Zusammenhänge des betrachteten Problems. Von besonderer Bedeutung ist das mathematische Modell, das durch mathematische Gleichungen, Tabellen oder Signalflusspläne dargestellt werden kann und das zeitliche Verhalten der Signale beschreibt. Der Standpunkt einer Systembeschreibung und der damit zu erlangenden Erkenntnis kann sehr unterschiedlich sein. Ein Ingenieur sieht z. B. ein Kraftfahrzeug mit anderen Augen als ein Betriebswirtschaftler, ein Designer oder ein Verkäufer. Der Ingenieur selbst wiederum benutzt unterschiedliche Modelle, je nachdem, ob er sich für die Festigkeit der Karosserie, für den Fahrkomfort oder für das elektronische Motormanagement interessiert. Die Ableitung von Modellen stützt sich auf zwei Methoden, nämlich auf die theoretische Modellbildung und die experimentelle Modellbildung (Identifikation). Bei der theoretischen Modellbildung wird Systemkenntnis vorausgesetzt, mindestens aber die Kenntnis von Hypothesen. Sie wird bevorzugt für Systeme eingesetzt, bei denen der Ansatz von physikalischen, ökonomischen oder anderen Bilanzen möglich ist. Beispiele dafür sind in der Mechanik: Impulssatz, Drehimpulssatz, Arbeitssatz oder die verschiedenen Variationsprinzipe, Elektrotechnik: Grundgleichungen für elektromagnetische Felder (Durchflutungsgesetz, Induktionsgesetz usw.) und für elektrische Stromkreise (Ohmsches Gesetz, Kirchhoffsche Sätze usw.). Die experimentelle Modellbildung beruht auf Beobachtungen, d. h. auf Messungen. Sie wird häufig auch als Identifikation bezeichnet. Auf der Grundlage von Experimenten erfolgt eine Ermittlung von systembeschreibenden Kennwerten (z. B. von Parametern) oder von Kennfunktionen (z. B. von Übertragungsfunktionen). Das Problem vereinfacht sich, wenn ein Ansatz für die Eingangs Ausgangs-Beziehung bekannt ist, dann kann das Problem häufig auf eine Parameteridentifikation zurückgeführt werden. In vielen Fällen liegt in der Kombination von theoretischer und experimenteller Modellbildung der Schlüssel zum Erfolg. Das prinzipielle Vorgehen zeigt Bild 1.9. Sowohl die theoretische als auch die experimentelle Modellbildung sind ohne leistungsfähige Rechentechnik undenkbar. Sie führen über eine Signal- und Prozessanalyse zu dem Systemmodell. Dieses bildet die Grundlage für die Prozesssteuerung. Darunter wird der Entwurf eines Prozesseingriffes verstanden, d. h. die Ermittlung von Stellgrößen mit dem Ziel, eine gewünschte Funktionalität möglichst gut zu erreichen. Weitere Einzelheiten zur Modellbildung sind in [1.2], [1.5], [1.9], [1.18], [1.20] zu finden. Mechatronische Systeme zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass Komponenten ganz unterschiedlicher Bereiche miteinander verknüpft sind. Die in den Bildern 1.2 und

22 1 Einleitung und Grundbegriffe Theoretische Modellbildung -physikalische Gesetze -Konstruktionsdaten Annahmen zur Vereinfachung Grundgleichungen -Bilanzgleichungen -physik.-chemische Zustandsgleichungen -phänomenologische Gleichungen Theoretisches Modell -Struktur -Parameter Lösung des Gleichungssystems Vereinfachung? Experimentelle Modellbildung -Messung von Signalen -Ermittlung von Signalkenndaten und -kennfunktionen A-priori-Kenntnis -bekannte Struktur -unbekannte Struktur Experiment Messung von E/A- Signalen Identifikationsverfahren -parametrische Modelle -nichtparametrische Modelle Experimentelles Modell -Struktur -Parameter Lösung des vereinfachten Modells -Struktur -Parameter Vergleich Modell Bild 1.9: Zusammenhang von theoretischer Modellbildung und Identifikation (nach [1.18]) 1.3 dargestellte Grundstruktur zeigt diese Vielfalt. Es fällt außerdem auf, dass die dort aufgeführte Struktur sowohl für ein einfaches mechatronisches System (z. B. für die Einzelachsregelung eines Roboters) als auch für komplexe Gesamtsysteme (z. B. für einen mobilen Roboter) Anwendung finden kann. In Bild 1.10 ist das Prinzip einer modellgestützten Prozesssteuerung schematisch dargestellt. Die Grundfunktionen, die in mechatronischen Systemen auftreten, lassen sich mit steigender Komplexität wie folgt einteilen:

Mechatronik Bodo Heimann, Wilfried Gerth, Karl Popp Komponenten - Methoden - Beispiele ISBN 3-446-40599-2 Vorwort Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3-446-40599-2 sowie im Buchhandel

Vorwort zur 1. Auflage Der Begriff Mechatronik (engl. Mechatronics) ist vor ungefähr 30 Jahren im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Robotertechnik in Japan entstanden und setzt sich aus den beiden Bestandteilen Mechanik und Elektronik zusammen. Er beinhaltete damals den Einsatz von Mikroprozessoren für die Steuerung von Maschinen. Heute ist mit diesem Wort eine Ingenieurwissenschaft verbunden, deren Ziel die Verbesserung der Funktionalität eines technischen Systems durch eine enge Verknüpfung von mechanischen, elektronischen und datenverarbeitenden Komponenten ist. Mechatronische Produkte zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß ihre Funktionen nur durch das Zusammenwirken dieser Komponenten erreicht werden können und daß eine Funktionsverlagerung stattfindet, etwa aus der Mechanik bzw. aus dem Maschinenbau in die Elektronik und die Informationsverarbeitung. Mit diesem Vorgehen lassen sich neue Lösungen mit erheblichen Leistungs- und Kostenvorteilen finden. Beispiele für mechatronische Produkte sind in der Fahrzeugtechnik, der gesamten Automatisierungstechnik, der Medizintechnik oder der Unterhaltungsindustrie anzutreffen. Schon diese kurze Aufzählung läßt die Komplexität mechatronischer Erzeugnisse erahnen. Sie wird vor allem durch den hohen Integrationsgrad von Komponenten ganz unterschiedlicher Fachgebiete bestimmt. Diesem Trend der Produktentwicklung muss auch die Ausbildung und Lehre Rechnung tragen, deswegen sind in den letzten Jahren nicht nur in Deutschland an verschiedenen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen Studiengänge, Fachrichtungen bzw. Studienrichtungen oder spezielle Vertiefungsfächer zur Mechatronik eingerichtet worden. Benötigt wird ein Maschinenbauer mit vertieften Kenntnissen in der Elektronik und Informationsverarbeitung. Umgekehrt wird vom Elektroniker, vom Informatiker oder vom Regelungstechniker zunehmend Systemwissen verlangt, das auch den Maschinenbau einschließt. Die Mechatronik ist ein sehr umfangreiches Wissensgebiet, und grundsätzlich sind viele Methoden und Kenntnisse, die in der Mechatronik eingesetzt werden, in Teildisziplinen bereits bekannt. Was fehlt, ist eine einheitliche Darstellung der Mechatronik. Diese sollte nach Ansicht der Autoren die wichtigsten Grundlagen und Methoden zur funktionsorientierten Analyse mechatronischer Systeme sowie eine Beschreibung der wesentlichen Wirkprinzipien für die Komponenten zur Synthese solcher Systeme beinhalten. Diesem Konzept folgend, wurde großer Wert auf die modellgestützte Beschreibung mechatronischer Systeme gelegt. Darunter wird die Gesamtheit der Teilsysteme Grundsystem (meist mechanisch) Aktoren Sensoren Prozessoren und Prozessdatenverarbeitung

6 Vorwort zur 1. Auflage verstanden. Dagegen wurden viele technologierelevante Aussagen, Methoden und Ergebnisse nicht in die Darstellung aufgenommen, z. B. Kenntnisse über spezielle Sensor- bzw. Aktordaten oder zu technischen Details moderner Mikrocontroller und Programmiersprachen. Dies würde einerseits den Rahmen des Buches sprengen, andererseits wegen der immer kürzer werdenden Produktzyklen sehr schnell an Aktualität verlieren. Ganz ausgeklammert wurde das wichtige Gebiet der Mikromechatronik, d. h. der Mikrosystemtechnik und vor allem der Mikromechanik. Allerdings können viele der im Buch beschriebenen Methoden zur Analyse geregelter dynamischer Systeme auf dieses Gebiet übertragen werden. Das Lehrbuch ist im Niveau und Stoffumfang auf das Studium technischer Fachrichtungen an Universitäten und Fachhochschulen abgestimmt. Der Inhalt wird in neun Kapitel aufgeteilt und enthält Beiträge zu Fragen der Modellbildung von Systemen und Prozessen (B. Heimann), Aufbau und Wirkungsweise von Aktoren auf elektromagnetischer und fluidischer Basis (K. Popp), Wirkprinzipien und Integrationsgrade von Sensoren für die Messung kinematischer und dynamischer Größen (U. Schmucker), Grundstrukturen der Prozessdatenverarbeitung unter Echtzeitbedingungen (W. Gerth) sowie zur Kinematik, Dynamik und Regelung von Mehrkörpersystemen, die sich als allgemeine Modellklasse für die funktionsorientierte Untersuchung mechatronischer Systeme bewährt haben (B. Heimann). Großer Wert wird auf Anschaulichkeit gelegt. Deshalb ziehen sich textbegleitende Beispiele durch das gesamte Buch. Außerdem ist ein Kapitel mit ausführlich dargestellten Anwendungen aufgenommen worden. Natürlich wäre ein solches Buch nicht ohne die Unterstützung zahlreicher Kollegen, Mitarbeiter und Studenten entstanden. Besonderen Dank möchten wir Herrn Dr.sc.techn. Ulrich Schmucker vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, Magdeburg, aussprechen, der das Kapitel 3 über Sensoren verfasst hat. Unsere Mitarbeiter, die Herren Dipl.-Ing. M. Daemi, M. Grotjahn, T. Lilge, H. Reckmann, M. Ruskowski, O. Schütte und Dr.-Ing. T. Frischgesell, K.-D. Tieste, haben Teile Ihrer Forschungsprojekte zu ausgewählten Beispielen vereinfacht und viele Beispiele nachgerechnet. Die Manuskriptgestaltung wurde im wesentlichen von Herrn Dipl.-Ing. Zh. Wang von der TU Dresden besorgt. Ihnen allen gilt unserer besonderer Dank. Nicht zuletzt sei dem Verlag, insbesondere Frau Dipl.-Ing. E. Hotho, für das Verständnis und die gute Zusammenarbeit gedankt. Hannover, Oktober 1997 B. Heimann W. Gerth K. Popp

Vorwort zur 3. Auflage Knapp zehn Jahre nach Erscheinen der 1. Auflage ist es sinnvoll, eine Überarbeitung des Buches vorzunehmen. Leider konnte uns bei der vorliegenden 3. Auflage unser Kollege Karl Popp nicht mehr helfen. Nach kurzer, schwerer Krankheit verschied er am 25.4.2005. Wir werden seinen Einsatz für die Mechatronik und damit auch für das vorliegende Buch in Ehren halten. Das Grundkonzept des Buches haben wir beibehalten, nämlich die Darstellung der Grundlagen und die damit verbundene modellgestützte Beschreibung mechatronischer Systeme. Dagegen wurden in der vorliegenden Neuauflage insbesondere weitere Anwendungen und Beispiele für mechatronische Systeme aufgenommen, die vor allem aus dem Bereich der Fahrzeugtechnik kommen. Wir hoffen damit, weitere neben der Robotertechnik wichtige Anwendungen angesprochen zu haben. Komplett neu gestaltet wurde das Kapitel 9 Ausgewählte Beispiele für mechatronische Systeme. Es enthält jetzt Beiträge zu den folgenden Themen: Modellgestützte Regelung eines Industrieroboters Stabilisierung einer zweibeinigen Laufmaschine Magnetführung für Werkzeugmaschinen semiaktives Motorlager Bremsenquietschen durch beschaltete Piezoelemente. Auch das Kapitel 4 Signalverarbeitung wurde wesentlich verändert, das betrifft insbesondere die digitale Signalbeschreibung und -darstellung. In diesem Zusammenhang möchten wir uns bei unseren Mitarbeitern bedanken, die einzelne Abschnitte geschrieben oder wesentlich verbessert haben. Zu nennen sind hier vor allen die Herren Dipl.-Ing. H. Abdellatif, Dr.-Ing. M. Grotjahn, Dipl.- Ing. O. Hornung, Dr.-Ing. T. Lilge, Dr.-Ing. M. Lorenz, Dipl.-Ing. M. Neubauer, Dipl.-Ing. C.-Ch. Neuber, Dipl.-Ing. L. Reicke und Dr.-Ing. M. Ruskowski. Die Manuskriptgestaltung hat Herr cand. mach. Ch. Moritz, Student der Mechatronik an der Leibniz Universität Hannover, übernommen. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank. Frau Dipl.-Ing. E. Hotho vom Fachbuchverlag hat so manche Terminverschiebung schlucken müssen. Ihr sei ebenfalls für das Verständnis und die gute Zusammenarbeit gedankt. Hannover, August 2006 B. Heimann W. Gerth