Fachgutachten Fledermäuse. Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams. im Landkreis Ludwigslust-Parchim



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Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 1 Fachgutachten Fledermäuse Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams im Landkreis Ludwigslust-Parchim Auftragsgeber: CompuWelt Computer- und Umwelt-Büro Dr. Klaus-Dieter Feige Lewitzweg 23 19372 Matzlow Verfasser: Dipl.-Ing. Udo Binner W.- Seelenbinder-Str. 3 19059 Schwerin 30. November 2012

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 2 Inhaltsverzeichnis Seite Inhaltsverzeichnis....2 Abbildungsverzeichnis...3 1. Anlass und Aufgabenstellung...4 2. Gefährdung und Schutzstatus...4 3. Untersuchungsgebiet...7 4. Methodik der Nachweiserfassung...10 4.1. Allgemeine Anwendung der Methoden...10 4.2. Detektorerfassungen...11 4.3. Nachweise von Quartieren...14 4.4. Verwendetes Kartenmaterial...14 5. Ergebnisse...15 5.1. Historische Ergebnisse...15 5.2. Aktuelle Ergebnisse...15 5.2.1. Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)...18 5.2.2. Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)...20 5.2.3. Braunes Langohr (Plecotus auritus)...21 5.2.4. Fransenfledermaus (Myotis nattereri)...23 5.2.5. Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)...25 5.2.6. Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)...26 5.2.7. Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)...27 5.2.8. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)...28 5.3. Erfassung von potentiellen Quartieren...30 5.4. Bewertung...30 5.5. Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens...32 6. Diskussion...34 6.1. Erfassungsmethoden...34 6.2. Auswertung und Interpretation der Ergebnisse...36 7. Zusammenfassung...37 8. Literatur...38

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 3 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Der massive Einsatz von so genannten Pflanzenschutzmitteln vernichtet die Nahrungsgrundlage von Fledermäusen, die vorwiegend aus Insekten besteht 5 Abb. 2: Lage des Untersuchungsgebietes (UG) mit erkennbaren Waldstrukturen im Süden außerhalb des untersuchten Raumes 8 Abb. 3: Fahrspur entlang des von Südwest nach Nordost verlaufenden Grabens und Baumreihe 9 Abb. 4: Vegetationslinien im Untersuchungsgebiet in nordöstliche Richtung verlaufend 9 Abb. 5: Großflächiger Maisanbau im Untersuchungsraum 9 Abb. 6: Maisanbau im Untersuchungsraum 9 Abb. 7: Intensiver Einsatz von Bioziden 9 Abb. 8: Entwässerungsgraben im Untersuchungsraum 9 Abb. 9: Lage der Untersuchungsorte, an denen Erfassungen mit dem Detektor (Lft. Nr. R75 R97) erfolgten 13 Abb. 10: Darstellung der Nachweise aller Arten im Bereich des Untersuchungsgebietes 16 Abb. 11: Auf der Basis der Nachweise und der festgestellten Flugrichtungen dargestellte Flugkorridore im Untersuchungsraum 17 Abb. 12: Nachweise des Gr. Abendseglers im Untersuchungsraum 19 Abb. 13: Nachweise der Breitflügelfledermaus im Bereich des Untersuchungsraumes 20 Abb. 14: Nachweise des Braunen Langohres im Bereich des Untersuchungsraumes 22 Abb. 15: Braune Langohren im Winterquartier 23 Abb. 16: Nachweise der Fransenfledermaus 24 Abb. 17: Porträt einer Fransenfledermaus. Deutlich ist der bis zur Hälfte des Ohres reichende Tragus zu erkennen 25 Abb. 18: Nachweisorte der Rauhautfledermaus im Bereich des Untersuchungsgebietes. 26 Abb. 19: Die Nachweise der Wasserfledermäuse konzentrieren sich auf die Entwässerungsgräben 28 Abb. 20: Nachweisorte der Zwergfledermaus 29 Abb. 21: Darstellung der Aktivitätszeiten der Fledermäuse in Abhängigkeit von den Spitzenbelastungszeiten der E-Netze 31 Abb. 22: Der Abstand zwischen dem Rotorblattbereich der WEA und Vegetationsbereich sollte mindestens 150 m betragen 33 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Rote Listen der Länder Niedersachsen, der Bundesrepublik sowie Anh. der FFH-Richtlinie.7 Tab. 2: Nachweishäufigkeiten der Fledermausarten in Abhängigkeit vom Untersuchungsort...15

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 4 1. Anlass und Aufgabenstellung Anlass dieser Arbeit ist die Planung zum Bau einer Windenergieanlage im Gebiet zwischen Redefin und Groß Krams im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Ziel dieser Arbeit war es, eine Erfassung der vorhandenen Fledermausvorkommen und eine Abschätzung ihrer Gefährdungen durch geplante WEA vorzunehmen und mögliche Folgen eines derartigen Windparks auf Fledermauszönosen und ihrer Migration abzuschätzen. Im Rahmen der Aufgabenstellung waren deshalb folgende Fragen zu beantworten: Welche Fledermausarten bzw. -zönosen sind im Untersuchungsgebiet verbreitet? Welche Räume werden durch o.g. Fledermauszönosen genutzt? Wo befinden sich im Untersuchungsraum Wanderkorridore von Fledermäusen und wie werden diese genutzt? Wo befinden sich möglicherweise im Untersuchungsraum Fledermausquartiere und wenn ja, wie werden sie genutzt? Welche Maßnahmen können zum Schutz der Fledermäuse ergriffen werden? 2. Gefährdung und Schutzstatus Die nachhaltigen Veränderungen in der Landnutzung durch den Menschen haben Änderungen der Lebensgrundlagen der heimischen Fledermäuse zur Folge. Diese Nutzungsänderungen finden derartig schnell statt, dass sich die Ordnung der Fledertiere evolutionär nicht entsprechend schnell den neuen Bedingungen anpassen kann. Aufgrund dieser Tatsache und der Lebensweise heimischer Fledermäuse und ihrer Empfindlichkeit gegenüber anthropogenen Einflüssen sind 26 in Deutschland erfasste Fledermausarten unter Schutz gestellt (BNatSchG) sowie in den Bundesländern in Gefährdungskategorien der Roten Listen eingestuft (BLAB et al. 1993). Die Ursachen für die teilweise drastischen Bestands- und Verbreitungsrückgänge der heimischen Fledermausarten in den letzten Jahrzehnten beschreiben SCHOBER & GRIMMBERGER (1998), RICHARZ (1992); und GEBHARD (1997) sowie DIETZ et al. (2007) wie folgt:

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 5 Zerstörung naturnaher Landschaften und Lebensräume; Vernichtung der Nahrungsgrundlage durch Biozide (Abb. 1) sowie direkte Giftbelastung durch vergiftete Nahrung und so genannte Schutzmittel in der Bauindustrie; Zerstörung von Quartieren durch Abriss bzw. Modernisierung von Gebäuden Abholzung von Altbaumbeständen durch unsachgemäße Waldwirtschaft; Beunruhigung und Tötung durch Menschen; Unfalltod durch Fahrzeugverkehr und technische Gebilde, wie rohrähnliche Gefäße, die als Quartiere angenommen werden; Orientierungsverlust der Fledermäuse durch zunehmende Schallund Lichtemissionen (Ultraschall; IR- u. UV- Licht); Ungünstige klimatische Veränderungen besonders in den Winterquartieren; fehlende Leitstrukturen in der Landschaft ermöglichen Beutegreifern bessere Jagdbedingungen Abb. 1: Der massive Einsatz von so genannten Pflanzenschutzmitteln vernichtet die Nahrungsgrundlage von Fledermäusen, die vorwiegend aus Insekten besteht

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 6 Vier Fledermausarten sind lt. EU Vorschriften in den so genannten FFH Richtlinien im Anhang II aufgeführt (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.05.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Abl. EG Nr. L 206/7 vom 22.07.92). Alle anderen mitteleuropäischen Fledermäuse stehen im Anhang IV. Für die Arten lt. Anhang II sind für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete auszuweisen! Fünf Fledermausarten gelten als vom Aussterben bedroht. Die Langflügelfledermaus gilt in Deutschland als ausgestorben. Sie kommt nur noch in Südeuropa vor. Offen ist der Status der Nordfledermaus. Die Wimpernfledermaus u.a. Arten haben nicht ihr Verbreitungsgebiet in Norddeutschland (siehe Tab. 1). Weitere gesetzliche Regelungen sind bei Baumaßnahmen besonders zum Schutz der Fledermäuse zu beachten: das Bau- und Raumordnungsgesetz (BauROG) vom 18.8.1997 (BGBl. I S. 2081); das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 20. Dezember 1976 in der Fassung der Bekanntmachung vom 12. März 1987, BGBl. I S. 889, zuletzt geändert durch Art. 6 Bau- und Raumordnungsgesetz 1998 - BauROG - v. 18.8.1997 (BGBl. I S. 2081, 2110). die Verordnung zum Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung, BArtSchVO) in der Neufassung vom 18.09.1989. BGBl. I S. 2011. die Bonner Konvention: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 23. Juni 1979 zur Erhaltung der wandernden, wildlebenden Tierarten vom 29. Juni 1984, BGBl. II S.569 in Verbindung mit der dritten Verordnung über die Inkraftsetzung von Änderungen der Anhänge I und II des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden, wildlebenden Tierarten vom 18. Juli 1992, BGBl. II S. 518. das Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1991 zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa vom 21. Juli 1993. BGBl. II S. 1106 (Regionalabkommen zum Schutz der Fledermäuse). die Berner Konvention: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 19. September 1979 über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vom 17. Juli 1984, BGBl. II S. 618 in Verbindung mit der ersten Verordnung über die Inkraftsetzung von Änderungen der Anhänge II und III des Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vom 30. Juli 1990, BGBl. II S. 718.

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 7 Tab. 1: Rote Liste der in Mecklenburg-Vorpommern gefährdeten wildlebenden Säugetierarten (Kategorien nach BLAB et al. 1984) (0 = ausgestorben oder verschollen; 1= vom Aussterben bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = gefährdet;4 = Potentiell gefährdet; sowie FFH Anhang II und IV. Rote Liste Dtschl. Gültige Kategorien in Deutschland (nach Ludwig et al. 2009): 0 = Ausgestorben oder verschollen; 1 Vom Aussterben bedroht; 2=Stark gefährdet; 3=Gefährdet; R=Extrem selten; G=Gefährdung anzunehmen; V=Vorwarnliste; Lfd. Nr. FFH- Code wissenschaftlicher Artname deutscher Artname FFH Anhang II FFH Anhang IV Rote Liste M-V Rote Liste Dtschl. 1 1308 Barbastella barbastellus Mopsfledermaus x x 1 1 2 1313 Eptesicus nilssonii Nordfledermaus x 0 2 3 1327 Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus x 3 2 4 1320 Myotis brandtii Große Bartfledermaus x 2 2 5 1318 Myotis dasycneme Teichfledermaus x x 1 II 6 1314 Myotis daubentonii Wasserfledermaus x 4 3 7 1324 Myotis myotis Großes Mausohr x x 2 2 8 1330 Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus x 1 2 9 1322 Myotis nattereri Fransenfledermaus x 3 2 10 1331 Nyctalus leisleri Kleiner Abendsegler x 1 2 11 1312 Nyctalus noctula Abendsegler x 3 3 12 1317 Pipistrellus nathusii Rauhhautfledermaus x 4 2 13 1309 Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus x 4 3 14 Pipistrellus pygmaeus Mückenfledermaus* 15 1326 Plecotus auritus Braunes Langohr x 4 2 16 1329 Plecotus austriacus Graues Langohr x 17 1332 Vespertilio murinus Zweifarbfledermaus x 1 2 3. Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet (UG) für die geplante WEA liegt zwischen den Orten Redefin und Groß Krams an der B 5 (Abb.2). Die Landschaft im Untersuchungsraum ist durch eine flache Struktur gekennzeichnet. Durchzogen wird dieses Gebiet von Pappelreihen und Entwässerungsgräben. Das betrachtete Gebiet hat eine Fläche von etwa 1150 ha und wird vorwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzt. 2012 erfolgte der Anbau von Mais mit entsprechendem Einsatz von Agrochemikalien. Das weitere Umland wird ebenfalls vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Abwechslungsreiche Landschaftsstrukturen, die für Fledermäuse geeignet sind, existieren in für Fledermäuse erreichbaren Entfernungen außerhalb nördlich und südlich des vorgegebenen Untersuchungsraumes.

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 8 Abb. 2: Lage des Untersuchungsgebietes (UG) mit erkennbaren Waldstrukturen im Süden außerhalb des untersuchten Raumes Im zentralen Bereich des Untersuchungsgebietes verläuft die B 5, die durch eine Baumallee flankiert wird. Sie bildet mit den dazu senkrecht verlaufenden o.g. Gehölzstreifen Leitstrukturen für Fledermäuse. Drei Vegetationsstreifen verlaufen von Nordosten nach Südwesten. Diese bestehen vorwiegend aus Pappeln. Sie sind allerdings nicht für die Ausbildung von Baumhöhlen geeignet. Die relativ geringe Altersstruktur der vorhandenen Bäume hat zur Folge, dass sich in den Bäumen keine nutzbaren Baumhöhlen für Fledermäuse bilden konnten. Geeignete Baumhöhlen befinden sich außerhalb des Untersuchungsraumes in den südlich gelegenen Waldgebieten und in den benachbarten Ortslagen von Groß- und Klein Krams sowie Redefin. Aufgrund fehlender kleinräumiger Vegetationsstrukturen und durch das flache Landschaftsprofil ist dieser Raum im stärkeren Maße windexponiert. Das bedeutet, dass Insekten, die den Hauptanteil der Nahrung der heimischen Fledermäuse ausmachen, häufiger bei stärkerem Wind verdriften. Die vorhandenen Heckenund Gehölzstrukturen halten den Wind nicht genügend ab.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 9 Abb. 3: Fahrspur entlang des von Südwest nach Nordost verlaufenden Grabens und der Baumreihe Abb. 4: Vegetationslinien im Untersuchungsgebiet in nordöstliche Richtung verlaufend Abb. 5: Großflächiger Maisanbau im Untersuchungsraum Abb. 6: Maisanbau im Untersuchungsraum Abb. 7: Intensiver Einsatz von Bioziden Abb. 8: Entwässerungsgraben im Untersuchungsraum

Fledermauserfassung WEA Redefin - Groß Krams Seite - 10 4. Methodik der Nachweiserfassung 4.1. Allgemeine Anwendung der Methoden Entsprechend den methodischen Forderungen zur Erfassung und Kartierung von Fledermäusen wurde sich in dieser Arbeit nach folgenden Regelungen und Vorschriften gerichtet: Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz des Bundesamtes für Naturschutz Nr. 70 (2002) Entwicklung und Festlegung von Methodenstandards im Naturschutz ; Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen (Stand: Mai 2005). Handbuch f. die Vergabe und Ausführung von Freiberuflichen Leistungen der Ingenieure und Landschaftsarchitekten HVA F StB, Teil 5 Allgemeine und Technische Vertragsbedingungen AVB Ing. 2000. Die in der Praxis angewendeten Erfassungsmethoden bestehen aus: 1. einer Analyse der Biotope hinsichtlich ihrer Eignung als Habitat für die verschiedenen Fledermausarten sowie Erfassung von potentiellen Fledermausquartieren in Baumhöhlen u.a. höhlenartigen Strukturen; 2. der Erfassung der vorkommenden Fledermausarten durch Beobachtungen mittels BAT-Detektor und so genannter Horchboxen; 3. notwendigerweise dem Fang von Fledermäusen zur genauen Artbestimmung mit Spezialnetzen an landschaftlichen linienhaften Vegetationsstrukturen und an Sommerquartieren mittels Rohr- bzw. Harfenfallen Um ein vollständiges Bild zur Nutzung des Untersuchungsraumes durch Fledermäuse zu bekommen, wurden entsprechend o.g. Anweisungen von April bis Anfang Oktober 2012 Untersuchungen zur Erfassung der Fledermauszönosen durchgeführt. Es erfolgten insgesamt 6 Begehungen im Untersuchungsraum mittels Detektor sowie Horchboxen. Aufgrund der Größe des Untersuchungsgebietes reichte eine Nacht nicht für eine Begehung des gesamten Areals aus. Deshalb waren je Begehung 2 Nächte benötigt.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 11 4.2. Detektorerfassungen Detektorerfassungen basieren auf der Analyse der Ultraschallrufe von Fledermäusen. Die Rufe werden mit so genannten Fledermausdetektoren (BAT-Detektor) durch verschiedene elektronische Verfahren hörbar gemacht und auf Tonträgern gespeichert. Damit ist es möglich, einen Überblick über die vorhandenen Fledermausarten und deren Aktivitäten zu erhalten. Für die Erfassung der Fledermauslaute werden 3 grundsätzliche Methoden angewendet: 1. das Frequenzmischverfahren 2. das Frequenzteilungsverfahren 3. das Zeitdehnungsverfahren. Zur Anwendung kamen das Frequenzmisch- und das Zeitdehnungsverfahren. Im Gegensatz zu dem Frequenzteilungsverfahren gehen mit diesen Methoden keine Schallinformationen verloren, so dass die Rufsignale besser den einzelnen Arten zugeordnet werden können. Die Aufzeichnung der Fledermausrufe erfolgte mit einem Zeitdehnungsdetektor (Typ D 960 der Fa. LARS PETTERSON ELEKTRONIK AB; SWEDEN). Die Aufnahme der Rufe zur nachträglichen Bestimmung erfolgte auf normalen Audiokassetten sowohl im Frequenzmisch- als auch im Zeitdehnungsverfahren. Als Aufnahmegerät diente der WALKMAN professional der Fa. SONY. Bei der Erfassung mittels Detektor und der Auswertung der Rufe ist allerdings zu beachten, dass die Artunterscheidung innerhalb einer Gattung (Myotis, Pipistrellus, Nyctalus...) nicht ohne weiteres und nur mit großem computertechnischem Aufwand möglich ist. Deshalb erfolgte die Artbestimmung und Auswertung der Rufe durch Aufzeichnung und Vergleich der Rufsignale mittels Abhören sowie mittels Akustikprogramm der Fa. v. Laarmedia bzw. dem Programm WaveLab lite von Steinberg Media Technologies. Folgende Parameter wurden zur genauen Analyse der Arten bzw. Gattungen angewendet: Oszillogramm ( Schalldruck-Zeit-Funktion ) Sonagramm ( Frequenz-Zeit-Funktion ) Betragsspektrum Leistungsspektrum Außerdem wurden folgende Datengruppen für die Analyse herangezogen:

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 12 Signaldauer ( Millisekunden/ms ) Signalamplitude ( Kilohertz/kHz ) Pulsrate ( Laute pro Sekunde ) Signalform ( constantfrequent/frequenzmoduliert-cf/fm ) Impulsabstand ( Millisekunden/ms ) Schwerpunkt ( Kilohertz/kHz )= mittlere Amplitude eines einzelnen Signals Ergänzt werden die akustischen Informationen durch die Analyse der Gegebenheiten am Untersuchungsort und durch Sichtbeobachtung gegen den Abendhimmel. Für eine flächenhafte Erfassung wurden vor den Untersuchungen Transekte und auf diesen so genannte Stopppunkte (UP) festgelegt. Die Festlegung dieser Stopppunkte erfolgte auf der Basis von vorangegangenen Habitatanalysen. Die geografischen Daten werden in Form von Hoch- und Rechtswerten auf der Basis von topographischen Karten im Maßstab 1: 10.000 nach 3 Koordinatensystem Bessel sowie GPS bestimmt. Im Untersuchungsgebiet erfolgte die Festlegung von insgesamt 19 Stopppunkten (Re 75 bis Re 93) sowie 5 Horchboxenstandorten (H1 H5). Die Wahrscheinlichkeit von Detektorbeobachtungen sollte an diesen Orten möglichst hoch sein. Es wurde versucht, alle Stopppunkte an Vegetationsstrukturen wie Baumreihen bzw. -gruppen, Hecken von unterschiedlichem Alter oder Gewässer gelegt. Die Erfassung der Rufe der Fledermäuse im Gelände erfolgte an den einzelnen Stopppunkten etwa 15 Minuten lang. Während dieser Zeit werden alle feststellbaren Fledermausrufe aufgenommen, auf Audiokassette gespeichert und wenn möglich sofort bestimmt. Danach erfolgte der Wechsel zum nächsten Untersuchungsort. Gleichzeitig wurde während des Ortswechsels zwischen den Stopppunkten auf zusätzliche Fledermaussignale geachtet. Um dem zeitlich unterschiedlichen Flugbeginn der Fledermäuse Rechnung zu tragen, erfolgte bei den Begehungen jeweils die Änderung die Reihenfolge der Untersuchungsorte, so dass der unterschiedliche Aktivitätsbeginn der einzelnen Fledermausarten Berücksichtigung findet. Der Beginn der einzelnen Untersuchungen richtet sich nach dem Zeitpunkt des Sonnenuntergangs und dem damit einsetzenden Flug der Fledermäuse. In der Regel war für jede Begehung eine Nacht mit etwa 6 Stunden notwendig.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 13 Der Aufbau der Horchboxen erfolgte in der Regel vor Beginn der Begehungen. Es wurden bis zu 3 zeitsynchronisierten Horchboxen an derartigen Orten installiert, die weniger von Fledermäusen frequentiert werden. Dies dient der Erfassung von potentiellen Fledermausaktivitäten und deren Flugrichtungen an den Stellen, wo in der Regel mit weniger Aktivitäten der Fledermäuse zu rechnen ist bzw. wo zusätzliche Wanderkorridore vermutet wurden. Diese Orte lagen nicht bei den Stopppunkten. Abb. 9: Lage der Untersuchungsorte, an denen Erfassungen mit dem Detektor (Lft. Nr. R75 R97) erfolgten

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 14 4.3. Nachweise von Quartieren Fledermausquartiere in Form von Baumhöhlen wurden visuell sowie mit dem Fernglas und auf der Basis der Analyse von Fledermausrufen in entsprechenden Vegetationsstrukturen gesucht. Die Kontrolle vorgefundener Höhlen erfolgte einmal durch Erfassung von Lauten der Fledermäuse im für den Menschen hörbaren Frequenzbereich bis ca. 12 KHz sowie mit dem BAT-Detektor. Wurden Fledermäuse akustisch in einer Höhle erfasst, so wurde mit einem Endoskop diese entsprechend auf das Vorhandensein von Fledermäusen hin untersucht. Eine Artansprache ist meistens nicht möglich, weil der Optikvorsatz ein zu geringes Auflösungsvermögen besitzt, der Details der Fledermäuse in den Höhlen nicht erkennen lässt. Nur dann erfolgte bei Nutzung der Höhle durch Fledermäuse der gezielte Fang während des Ausfliegens mittels einer harfenähnlichen Konstruktion mit Fangsack. 4.4. Verwendetes Kartenmaterial Für die Kartierung wurden Topographische Karten im Maßstab 1: 10 000 verwendet. Diese stellen eine Fläche von etwa 5,5 x 5,5 km dar und besitzen ein Koordinatensystem nach Gauß-Krüger auf der Basis des Erdellipsoid von Bessel mit 3 - Meridianstreifensystem. Dieses Gittersystem ist allgemein gebräuchlich und gestattet den problemlosen Vergleich der Untersuchungspunkte mit den gegenwärtig üblichen Luftbildaufnahmen, die u.a. auch auf dem gleichen System basieren. Die Lokalisierung der Standorte im Gelände wurde mittels GPS Gerät der Fa. Garmin vom Typ GPSmap 60CSx durchgeführt. Die punktgenaue Darstellung der Nachweisorte in den Karten erfolgte auf der Basis der Hoch- und Rechtswerte. Diese basieren auf Daten des o.g. GPS-Geräts. Die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse erfolgte mittels GPS- Computerprogramm von GARMIN sowie dem Programm GISCAD.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 15 5. Ergebnisse 5.1. Historische Ergebnisse Aus dem bearbeiteten Untersuchungsgebiet liegen keine punktgenauen und methodisch nachvollziehbaren Ergebnisse zu bisherigen Erfassungen von Fledermauszönosen vor. Offizielle Veröffentlichungen zur Verbreitung der Fledermäuse aus dem Landesamtes M-V sind älteren Datums und entsprechen nicht mehr der aktuellen Situation. Von insgesamt 15 potentiell in weiten Teilen in M-V vorkommenden Arten konnten in der Vergangenheit im Bereich Westmecklenburg 12 Fledermausarten festgestellt werden. Die vorhandenen Verbreitungskarten aus diesem Teil von M-V zeigen teilweise große Nachweislücken. Sie lassen die Frage offen, ob diese Bereiche ohne Nachweise nicht untersucht wurden oder ob es in diesen Bereichen die jeweiligen Fledermausarten nicht gibt. Für den betroffenen Untersuchungsraum haben diese Kartendarstellungen keine hinreichende Relevanz. 5.2. Aktuelle Ergebnisse Insgesamt konnten im Untersuchungsraum bei 6 Begehungen 7 von 14 in Westmecklenburg vorkommenden Fledermausarten erfasst werden. Das entspricht 50 % der in diesem Teil des Landes historisch nachgewiesenen Fledermausarten. Damit liegt die Nachweisquote für das Untersuchungsgebiet im Verhältnis zu anderen ländlichen Untersuchungsräumen mit ähnlicher Landschaftsstruktur und intensiver Landwirtschaft in Norddeutschland auf einem ähnlichen Niveau. Insgesamt erfolgten 120 Einzelnachweise (Abb. 10 und Tab. 2). Tab. 2: Nachweishäufigkeiten der Fledermausarten in Abhängigkeit vom Untersuchungsort (As = Gr. Abendsegler; Bf = Breitflügelfledermaus; BL= Braunes Langohr; Ff = Fransenfledermaus; Rh = Rauhhautfledermaus; Wf = Wasserfledermaus; Zwgf = Zwergfledermaus). As Bf BL Ff Rh Wf Zwgf ges. 40 12 6 19 20 19 4 120

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 16 Am häufigsten konnte der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) mit insgesamt 40 akustischen Erfassungen nachgewiesen werden. Er frequentierte vorwiegend die Bereiche entlang der Baumreihen. Die Rauhhautfledermaus wurde insgesamt 20-mal nachgewiesen. 19-mal nachgewiesen wurde die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) und die Fransenfledermaus (Myotis nattereri). Das Braunen Langohrs (Plecotus austriacus) konnte 6-mal erfasst werden. Fledermausarten nach den FFH - Richtlinien nach Anhang II wurden nicht nachgewiesen. Nur in den Randbereichen des Untersuchungsraumes konnten die Breitflügelfledermaus und die Zwergfledermaus erfasst werden. Abb. 10: Darstellung der Nachweise aller Arten im Bereich im Untersuchungsgebiet

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 17 Bei der Ultraschallerfassung sind besonders bei der Gattung Pipistrellus Überschneidungen der Ruffrequenzen möglich, die imfolge unsauberem bzw. gestörtem Empfang nicht eindeutig einer konkreten Art zuzuordnen waren. Im Vergleich zu anderen Untersuchungen mit identischer Methode kann davon ausgegangen werden, dass das Verhältnis der Nachweiszahlen der drei erfassten Arten innerhalb der Gattung Pipistrellus der Realität nahe kommt. Die gesamten Nachweise konzentrieren sich vorwiegend auf den Bereich entlang der Vegetationsstrukturen und der Wassergräben (Abb. 10). Diese Häufung hat unter anderem seine Ursache in der Überschneidung der Flugrouten der verschiedenen Arten entlang der Baumalleen und partiellen Heckenabschnitten. Abb. 11: Auf der Basis der Nachweise und der festgestellten Flugrichtungen dargestellte Flugkorridore im Untersuchungsraum

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 18 Die außerhalb des Untersuchungsraumes vorhandenen Baumvegetationsinseln und Ortslagen müssen als Teil des Lebensraums der in diesem Gebiet lebenden Fledermauszönosen gesehen werden. Diese Gebiete sind Ausgangsort für die sommerliche Jagd der Fledermäuse. Hinsichtlich der Raumnutzung von erfassten Fledermäusen ist ein Trend erkennbar, der zeigt, dass besonders eine Nord-Süd-Bewegung im Untersuchungsraum erfolgt. Da die Fledermäuse sich vorwiegend entlang der linienartigen Vegetationsstrukturen bewegen, ist anzunehmen, dass der Bereich als Verbindungskorridor zwischen potentiellen Sommerquartieren und Jagdhabitaten dient. Diese scheinen sich außerhalb des vorgegebenen Untersuchungsraumes in den Ortslagen und Wäldern zu befinden. 5.2.1. Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) Im Untersuchungsraum konnte der Abendsegler insgesamt 36-mal mittels Detektor und Sichtbeobachtung erfasst werden. Im Bereich der Horchboxen konnte er nicht nachgewiesen werden. Besonders häufig konnte der Große Abendsegler entlang der Baumalleen und linearen Heckenstrukturen nachgewiesen werden. Seine Flugrichtungen bewegten sich vorwiegend entlang dieser Vegetationslinien. Diese Flugbewegung wurde im Juni und Juli auch visuell erfasst werden. Eine Nutzung über den landwirtschaftlichen Nutzflächen konnte nicht beobachtet werden. Als Ursache dafür muss die geringere Zahl von Insekten angesehen werden, die auf die Anwendung von Bioziden zurückzuführen ist. Ebenso ist die größere Windexponiertheit über den Nutzflächen eine Ursache für geringere Nachweiszahlen. Im Bereich des Untersuchungsraumes konnten keine Möglichkeiten für eine Überwinterung in einem entsprechenden Winterquartier gefunden werden. Im Bereich der Alleebäume sind potentielle Fledermausquartiere vorhanden, die allerdings mehr sporadisch genutzt werden. Wochenstuben konnten nicht festgestellt werden.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 19 Abb. 12: Nachweise des Gr. Abendseglers im Untersuchungsraum Der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) zählt in Mecklenburg-Vorpommern und deutschlandweit zu den größten Fledermausarten und ist am weitesten verbreitet. (LABES 1991). Der Lebensraum befindet sich vorwiegend in waldähnlichen Strukturen. Als Quartier nutzt er vorwiegend Baumhöhlen. Nach verschiedenen Untersuchungen ist der Gr. Abendsegler eine sehr mobile Art, die neben weiten täglichen Jagdflügen auch im Herbst lange Flugstrecken in Richtung Südwest in die Überwinterungsquartiere bis nach Spanien zurücklegen kann.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 20 5.2.2. Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Insgesamt erfolgten an 8 Untersuchungsorten 10 Nachweise der Breitflügelfledermaus. Diese Nachweise verteilen sich auf 6 Begehungstage. Im Bereich der Horchboxen konnte diese Art nicht nachgewiesen werden. Die Breitflügelfledermaus wurde nur entlang der linienhaften Vegetation im Untersuchungsraum nachgewiesen. Eine gewisse Konzentration der Nachweise ist im südöstlichen Teil des Untersuchungsraumes festzustellen. Es muss deshalb vermutet werden, dass die Breitflügelfledermaus mehr die Waldrandgebiete nutzt. Abb. 13: Nachweise der Breitflügelfledermaus im Bereich des Untersuchungsraumes

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 21 Dieser Art kann in der Regel hoch fliegen und ist deshalb schwerer nachzuweisen. Hier stellt die Flughöhe in Hinsicht auf die WEA ein mögliches Konfliktpotential dar. Die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) ist eine der größten und schwersten Fledermausarten in Mitteleuropa. Sie ist über ganz Süd und Mitteleuropa verbreitet. Nachweise besonders aus Südskandinavien häufen sich in den letzten Jahren. In Deutschland zeigt die Verbreitungskarte östlich der Elbe eine flächendeckende Verbreitung. Die Nachweise lt. Karte des LUNG M-V weisen Lücken auf, die eindeutig auf ein Bearbeitungsdefizit im südwestlichen Raum von M-V hinweisen. 5.2.3. Braunes Langohr (Plecotus auritus) Im Rahmen dieser Untersuchungen erfolgten insgesamt 6 Nachweise des Braunen Langohrs mit dem BAT-Detektor. Aufgrund der leisen Rufe ist die Reichweite des Ultraschallrufes kaum weiter als 35 m erfassbar. Dadurch konnte in der Vergangenheit kein vollständiges Verbreitungsbild ermittelt werden. Die Nachweise des Braunen Langohres konzentrieren sich auf den südlichen und nordöstlichen Teil des Untersuchungsgebietes. Dort sind es die Waldränder, die sich teilweise außerhalb des Untersuchungsraumes befinden. Eine weitere Konzentration von Nachweisen befindet sich an der nordwestlichen Grenze des Untersuchungsraumes nahe des UP M81. Das Braune Langohr bewohnt vorwiegend Wälder mit dichten Unterholzbeständen. Sie nutzt allerdings auch dichte, linienhafte Vegetationsstrukturen, wie sie im Untersuchungsgebiet existieren (Abb.3 u. 4). Diese Art ist für die Offenlandschaft deshalb nicht typisch. Sie nutzt vorwiegend Baumhöhlen als Sommerquartiere und Wochenstuben. Erkennbar ist diese Fledermausart an ihren großen Ohren. Sie machen es dieser Art möglich, auch in dichten Unterholzbeständen mittels ihrer Ultraschallortung sicher zu fliegen. Am Standort der Horchboxen erfolgten ebenfalls keine Nachweise des Braunen Langohres.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 22 Es ist anzunehmen, dass diese Art besonders in der Umgebung in Kellern der Orte außerhalb des Untersuchungsraumes überwintert. Wochenstuben und Sommerquartiere konnten nicht gefunden werden. Abb. 14: Nachweise des Braunen Langohres im Bereich des Untersuchungsraum Der Osten von Deutschland mit den Ländern Brandenburg, Sachsen, Thüringen Sachsen-Anhalt und im Süden die Länder Bayern und Hessen weisen eine fast flächendeckende Verbreitung des Braunen Langohrs auf. In M-V konnte das Braune Langohr bisher vorwiegend als Einzelnachweis erfasst werden.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 23 Ein Konflikt mit WEA wird nicht gesehen, da das Braune Langohr nur in geringer Höhe bis max. 15 m fliegt. Erkennbar ist diese Fledermausart an ihren großen Ohren. Sie machen es dieser Art möglich, auch in dichten Unterholzbeständen mittels ihrer Ultraschallortung sicher zu fliegen. Als problematisch erweist sich bei der Erfassung dieser Art dichter Baumbewuchs im Habitat des Braunen Langohrs. Der Erfassungsradius wird dadurch noch Abb. 15: Braune Langohren im Winterquartier kleiner als 30 m. 5.2.4. Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Insgesamt wurde die Fransenfledermaus 19-mal erfasst. Die Nachweise sind über den gesamten Raum verteilt und konzentrieren sich vorwiegend auf die linienhafte Baumvegetation. Vereinzelte Nachweise stammen aus dem südöstlichen Raum. Auch hier wird erkennbar, dass diese Art vorwiegend entlang der Baumallee und nahe von weiteren Vegetationsinseln nachgewiesen wurde. Es muss deshalb davon ausgegangen werden, dass die Fransenfledermaus nur den Untersuchungsraum von und zu den Nahrungshabitaten bzw. zu den Sommerquartieren nutzt. Die Fransenfledermaus besiedelt sowohl Waldstrukturen als auch urbane Bereiche. Sommerhabitate befinden sich in der Regel vorwiegend in offenen Waldstrukturen. Im Herbst wandert die Fransenfledermaus bis etwa 200 km zu den Winterquartieren, die sich vorwiegend in feuchten Kellergewölben, Bastionen oder Höhlen befinden. Ihre Jagdgebiete beschränken sich nicht nur auf Wälder. Auch reich strukturierte, halboffene Parklandschaften mit Hecken, Baumgruppen und Streuobstwiesen werden zur Jagd genutzt. Die Fransenfledermaus gehört zu den mittelgroßen Fledermausarten. Sie ist schwer nachzuweisen, da die Ortungsru-

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 24 fe sehr leise und leicht mit anderen Myotis-Arten (u.a. M. daubentoni, M. brandti und M. mystacinus) zu verwechseln sind. Abb. 16: Nachweise der Fransenfledermaus Aufgrund der Raumnutzung der Fransenfledermaus, die sich besonders auf waldund parkähnliche Landschaftsstrukturen konzentriert, kann davon ausgegangen werden, dass diese Art durch die direkten Wirkungen der WEA nur im geringen Maß gefährdet ist. Am Standort der Horchboxen erfolgten keine Nachweise der Fransenfledermaus

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 25 Abb. 17: Porträt einer Fransenfledermaus. Deutlich ist der bis zur Hälfte des Ohres reichende Tragus zu erkennen Die Verbreitung der Fransenfledermaus (Myotis nattereri) erstreckt sich über ganz Europa. Die Nachweise reichen bis zum 60-sten nördlichen Breitengrad. In Niedersachsen wurde sie entsprechend der Habitatausstattung unterschiedlich nachgewiesen. Die Verbreitungskarte des Landes M-V weist große Lücken dieser Art auf. In Auswertung der eigenen Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass die Fransenfledermaus auch in den angrenzenden Gebieten außerhalb des Untersuchungsraumes verbreitet ist, 5.2.5. Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) Im vorgegebenen Untersuchungsraum wurde die Mückenfledermaus, die auch als 55 khz Pipistrellusart bezeichnet wird, akustisch nicht erfasst. Am Standort der Horchboxen erfolgten ebenfalls keine Nachweise der Mückenfledermaus. Als Ursache wird die geringe Lautstärke der Rufe angenommen, so dass diese über eine Distanz von max. 20 30 m empfangen werden können. Außerdem bevorzugt diese Art vorwiegend Bereiche mit einer abwechslungsreichen Vegetation von Bäumen und Gebüsch sowie mit geringer Windexponiertheit. Am Standort der Horchboxen erfolgten ebenfalls keine Nachweise. Das Verhalten der Mückenfledermaus kann mit dem der Zwergfledermaus verglichen werden. Häufig sind beide Arten im gleichartigen Habitat nachzuweisen. Sie nutzen vorwiegend vegetationsreiche Strukturen aber auch urbane Bereiche.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 26 5.2.6. Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) Die Rauhhautfledermaus konnte regelmäßig entlang der linienhaften Vegetationsstrukturen nachgewiesen werden. Insgesamt erfolgten 20 Nachweise mittels BAT- Detektor. Am Standort der Horchboxen erfolgten keine Nachweise der Rauhhautfledermaus. Abb. 18: Nachweisorte der Rauhautfledermaus im Bereich des Untersuchungsgebietes. Im Land M-V lässt sich eine gleichmäßige Verbreitung der Rauhhautfledermaus erkennen. Sie zählt mit zu den häufig vorkommenden Fledermausarten in Westmecklenburg. Über Herbstwanderungen sind nur die Orte der Fernfunde auf Grund der

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 27 Beringungsdaten bekannt. Über die Flugrouten und Flughöhen bei dieser Wanderung sind keine wissenschaftlich zitierfähigen Arbeiten und Ergebnisse bekannt. In Winterquartieren in M-V konnte sie nicht nachgewiesen werden. Die Rauhhautfledermaus bevorzugt als Lebensraum strukturreiche Landschaften. Ihre Wochenstuben befinden sich häufig in Bungalows am Rande von Siedlungsbereichen. Auch in Baumhöhlen und des Öfteren in Fledermauskästen sind Rauhhautfledermäuse zu finden. Eine Vergesellschaftung mit Zwerg- und Kleinen Bartfledermäusen in den Sommerquartieren ist keine Seltenheit. Sich überschneidende Körpermaße sind innerhalb der Gattung Pipistrellus möglich, so dass es zu Verwechslungen zwischen den dazugehörigen Arten kommen kann. Entscheidend für die eindeutige Artbestimmung ist hierbei das Maß des 5. Fingers (siehe STRESEMANN 1974). Dieser ist bei der Rauhhautfledermaus etwas länger und muss mindestens 42-43 mm betragen. 5.2.7. Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Insgesamt erfolgten 19 Nachweise der Wasserfledermaus. Diese konzentrieren sich auf die Entwässerungsgräben im Untersuchungsgebiet. Dabei handelte es sich vorwiegend um jagende Fledermäuse. Im Allgemeinen fliegt diese Art nicht so hoch, dass sie mit WEA kollidiert. Die Häufung von Nachweisen an den Gräben hat ihre Ursache in der evolutionären Anpassung an speziell über dem Wasser fliegende Insekten als Nahrungsnische. Aufgrund dieser Jagdstrategie sind Flugkorridore entlang der Gewässer erkennbar. Auf der Basis der vorhandenen Erfassungsdaten und dem Verhalten der Tiere sind Bestandsgrößen nicht abschätzbar. Im Bereich der Horchboxen konnten keine Wasserfledermäuse erfasst werden. Die Wasserfledermaus zählt mit zu den häufigsten Arten in Mecklenburg- Vorpommern und ist in ganz Europa verbreitet. Ihre Anpassungsfähigkeit ist sehr gut ausgebildet. Man kann sie in allen Lebensraumtypen finden. An die Sommer- und

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 28 Winterquartiere stellt diese Art keine speziellen Ansprüche. Häufiger ist sie in temperierten unterirdischen Höhlen bzw. Kellern anzutreffen. (BINNER 1999, 2005). Abb. 19: Die Nachweise der Wasserfledermäuse konzentrieren sich auf die Entwässerungsgräben 5.2.8. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Insgesamt konnte die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) an 6 verschiedenen Orten 8-mal mittels Ultraschallanalyse nachgewiesen werden.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 29 Auch die Zwergfledermaus hat einen sehr leisen Ruf, der kaum weiter als 20 bis 30 m zu empfangen ist. Es muss deshalb angenommen werden, dass Zwergfledermäuse häufiger vorkommen, als es die Nachweise erscheinen lassen (BINNER 1999). Abb. 20: Nachweisorte der Zwergfledermaus Die Nachweise der Zwergfledermaus erfolgten im Bereich entlang der Baum und Gebüschreihen im Nordwesten des Untersuchungsraumes am UP 81 sowie im Süden nahe des Waldrandes außerhalb des Untersuchungsraumes. Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist mit die kleinste heimische Fledermausart. Sie ist über ganz Europa verbreitet und sucht besonders die Nähe der

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 30 menschlichen Behausungen und die Gebäude auf. Zwergfledermausinvasionen in Wohnräumen im Herbst sind keine Seltenheit. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Parks, Gärten, Obstplantagen und Offenlandschaften. 5.3. Erfassung von potentiellen Quartieren Insgesamt konnten im Untersuchungsraum 7 Baumhöhlen erfasst werden, die als mögliches Fledermausquartier geeignet erschienen. Bei genauer Betrachtungsweise erwiesen sich diese Höhlen nur als Tagesquartier geeignet. Das bedeutet, dass diese Höhlen durch Einzeltiere oder kleinere Fledermausgruppen genutzt werden könnten. Höhlen, die als Wochenstuben eine Funktion haben, konnten nicht ermittelt werden. Aufgrund der Altersstruktur der Bäume könnten sich entsprechende Ausformungen in einigen Jahren entwickeln, die kleineren Fledermausarten als Wochenstuben dienen könnten. Als Winterquartiere erscheinen die gefundenen Baumhöhlen als nicht geeignet, weil eine Durchfrostung der Bäume nicht ausgeschlossen werden kann (siehe Abschnitt 5.4). Die Temperierbarkeit dieser Höhlen ist aufgrund der thermophysikalischen Eigenschaften der unterschiedlichen Holzarten ebenfalls differenziert zu betrachten. (STRATMANN 2008). Deshalb sind Aussagen zur Nutzung dieser Höhlen durch Fledermäuse als Winterquartier nur durch direkte endoskopische Untersuchungen in den Wintermonaten möglich. 5.4. Bewertung Für eine Bewertung des Einflusses von WEA auf Fledermauszönosen sind die Aktivitätszeiten der Fledermäuse von Bedeutung. In der Regel werden Fledermäuse, je nach Art, zur Zeit des Sonnenuntergangs aktiv. Daneben spielen die Spitzenzeiten der Energieverbraucher für den Betreiber der WEA eine wesentliche Rolle. Diese Zeiten liegen allerdings nur in wenigen Monaten des Jahres in dem Zeitraum, in denen Fledermäuse aktiv werden bzw. sind. Der Beginn der Flugzeiten ist abhängig vom Tageslicht, dem Zeitpunkt des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs sowie der Windrichtung und der Windstärke.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 31 Die Betroffenheit der Fledermäuse durch den Betrieb von WEA ändert sich im Jahresverlauf entsprechend der Grafik (Abb. 21). Dabei sind zwei wesentliche Kriterien zu beachten, in deren Abhängigkeit eine Gefährdung durch Rotorblätterschlag gesehen werden muss. Dieser Zeitraum beginnt im März und endet im November. Zwischen diesem Aktivitätszeitraum halten die Fledermäuse Winterschlaf in entsprechenden temperierten und feuchten Winterquartieren. Abb. 21: Darstellung der Aktivitätszeiten der Fledermäuse in Abhängigkeit von den Spitzenbelastungszeiten der E-Netze Ein Konfliktpotential besteht während dieser Zeit nicht! WEA können in dieser Zeit ohne Probleme für Fledermäuse betrieben werden. Eine Gefährdung von Fledermäusen ist in der Zeit der Monate April bis etwa Anfang November zu verzeichnen. In diesen Monaten ist die Tageshelligkeit so lang, dass Fledermäuse erst spät am Abend mit dem Zeitpunkt des Sonnenunterganges

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 32 ihre Tagesquartiere zur Jagd verlassen. Während dieser Zeit wird in den Sommermonaten sehr wenig Energie verbraucht, so dass Stillstandszeiten der WEA während der späten Abend- und in den Nachtstunden möglich sind (Abb. 21). In den Monaten September und Oktober sowie im April und Mai ist die Situation umgekehrt. Der Spitzenbedarf der E-Netze fällt mit den Aktivitätszeiten der Fledermäuse zusammen. Ein Betreiben der WEA ist während dieses Zeitraumes als kritisch anzusehen, weil dann die Jagdaktivitäten der Fledermäuse am größten sind. Im Herbst müssen sich Fledermäuse Energiereserven für den Winterschlaf anfressen. Die Mortalitätsrate durch WEA ist während dieser Zeit besonders groß (BRINKMANN et al. 2011). Eine Reduzierung des Gefährdungspotentials der Fledermäuse kann durch ein entsprechendes Schaltregime der einzelnen Anlagen in Abhängigkeit von der jeweiligen Windrichtung und Windstärke sowie dem Energieverbrauch erreicht werden. Bisher wenig Beachtung fand hinsichtlich der kritischen Betriebszeiten die Windstärke. Hierzu muss davon ausgegangen werden, dass ab einer kritischen Windstärke die Rotordrehzahlen nicht mehr zunehmen. Während dieser Zeit der sehr hohen Windstärken ist es für Fledermäuse nicht effektiv nach Insekten zu jagen. Diese verdriften bzw. suchen windgeschützte Bereiche in Wäldern, an Alleen oder in Ortslagen auf. Dorthin folgen ihnen die Fledermäuse. Bei derartigen Wettersituationen benötigen Fledermäuse viel körpereigene Energie um Insektennahrung zu erbeuten. Bei zusätzlichem Regen verbleiben Fledermäuse häufiger in ihren Quartieren. 5.5. Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens Aufgrund der Erfassungsergebnisse und der Habitatanalyse ist davon auszugehen, dass der untersuchte Raum im Bereich der Baumreihen für Fledermäuse als Lebensraum geeignet ist. Die Verteilung der Nachweise konzentriert sich entlang der Baumreihen und Gräben. Baum- bzw. Gebüschinseln sowie Hecken stellen für

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 33 Fledermäuse im Untersuchungsraum Leitlinien dar, die es den Tieren ermöglicht, geeignete Habitatstrukturen außerhalb des Untersuchungsraumes im Norden und Süden zu erreichen. Diese Strukturen bieten zudem bei entsprechenden Wetterbedingungen für die Insektennahrung der Fledermäuse geschützte Bereiche. Von diesem Verhalten ausgehend, sollten die Windanlagen soweit von diesen Leitlinien entfernt sein, das die Kollisionswahrscheinlichkeit gering ist. Entsprechend der zunehmenden Bauhöhen und den länger werdenden Rotorblättern vergrößert sich auch der kritische Abstand zu den Vegetationsstrukturen. Bisherige Meinungen besagen, dass eine Entfernung des Rotorbereiches zum Vegetationsbereich mindestens 150 m betragen sollte (Abb.22). Abb. 22: Der Abstand zwischen den Rotorblattbereich der WEA und Vegetationsbereich sollte mindestens 150 m betragen Diese Entfernung zeigt sich am Nutzungsbild des Untersuchungsraumes durch die erfassten Fledermausarten. Im Verhältnis zu anderen intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaftsräumen ist das betrachtete Untersuchungsgebiet zwischen Groß Krams und Redefin für

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 34 heimische Fledermausarten aufgrund der intensiven industriellen Landwirtschaft als bedingt geeignet einzuschätzen. Bei entsprechender Auswahl der Standorte der einzelnen WEA (siehe Abb.10) kann von einer geringen Gefährdung der vorkommenden Fledermausarten ausgegangen werden. Diese Gefährdung betrifft besonders die hoch fliegenden Arten, wie den Großen Abendsegler, die Breitflügelfledermaus, das Großes Mausohr und mit Einschränkungen die Rauhhautfledermaus. 6. Diskussion 6.1. Erfassungsmethoden Die Erfassung von Fledermausarten und deren Aktivitäten im Freiland beruht auf Methoden, deren Begrenztheit zum einen physikalisch-technischer Natur ist und zum anderen auf dem immer noch relativ geringen Kenntnisstand zum Verhalten der Fledermäuse im Verhältnis zu anderen Tiergruppen basiert. Die Methoden zur Erfassung der Arten und deren Aktivitäten mit dem BAT- Detektor oder mit Horchboxen haben ebenso ihre Grenzen, wie z.b. der Fang mit Netzen. Bei der Detektormethode ist es besonders die relativ geringe Reichweite des empfangenen Ultraschallsignals der Fledermäuse, die eine umfassende Bewertung der Nachweise kaum zulässt. Als problematisch erweist sich bei der Erfassung häufig der dichte Baumbewuchs im Habitat. Im Wald lebende Fledermausarten, wie z.b. das Braune Langohr rufen so leise, dass der Erfassungsradius bei dieser Art kaum größer als 30 m ist. Bei laut rufenden Fledermausarten beträgt die Reichweite eines verwertbaren Signals selten mehr als 100 m. Somit sind auch nur wenige Informationen zu den Teilbereichen der Fernwanderung einzelner Fledermausarten zu erhalten. Mit dieser Nachweismethode sind individuelle Unterscheidungen der erfassten fliegenden Fledermäuse und eine Zählung der Tiere nicht möglich! Die in dieser Arbeit verwendeten Nachweise sind nicht quantifizierbar.

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 35 Horizontale Peilungen werden häufiger durch Vegetation oder Gebäude behindert. Ein genauer aktueller Standort der Fledermäuse kann nicht ermittelt werden, weil die Tiere teilweise mit bis zu 70 km/h den Untersuchungsort passieren. Eine Kreuzpeilung, wie das bei der Telemetrie bedingt möglich ist, ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ohne automatische Peilung und Nachführung der Empfangseinrichtung und Berechnung des Schalldruckes gegenwärtig mit vertretbarem Aufwand nicht möglich! Bei der Nachweisführung handelt es sich demnach immer um Einzelbeobachtungen, deren Verallgemeinerung nicht unkritisch gesehen werden kann. Somit ist nur der Nachweis einer Art in einem bestimmten Raum zu einem erfassbaren Zeitpunkt möglich. Aus diesem Grund erfolgte die Erfassung bzw. Darstellung der Nachweise in Form eines Kreises, der in seinem Durchmesser möglichen maximalen Empfangsreichweiten der Fledermausrufe entspricht. Diese objektiven Erfassungsweiten wurden mit verschiedenen Fledermausarten experimentell ermittelt. Sie können bei unterschiedlichen Geräten gleichen Typs oder verschiedenen Gerätetypen großen Schwankungen unterworfen sein. In Höhen von mehr als 100 m ist eine Erfassung, wie des Gr. Abendseglers, der Breitflügelfledermaus oder des Großes Mausohrs, problematisch. Leise rufende Arten, wie die Rauhhautfledermaus, sind in einer solchen Höhe nicht mehr vom Boden aus mit dem BAT-Detektor zu erfassen! Hier sind Horchboxen in Nabenhöhe der geplanten WEA notwendig, was einen wesentlich erhöhten Aufwand bei den Untersuchungen bedeuten würde (BEHR et al. 2007). Im Zusammenhang mit der hier vorliegenden Arbeit zum Genehmigungsverfahren existieren noch keine WEA, so dass Messungen und Erfassungen am späteren Standort und in Höhe der Rotorwelle nur mit größtem Aufwand möglich sind. Der Erfassungsbereich von Ultraschallempfangsgeräten ähnelt geometrisch einem dreidimensionalen Ellipsoid und einem Empfangswinkel von ca. 120. Das bedeutet, dass an sehr vielen theoretisch möglichen Raumnutzungsorten der Fledermäuse der gleiche Wert der Empfangsstärke gemessen wird. Damit kann kein konkreter momentaner Aufenthaltsort bzw. deren Koordinaten zugeordnet werden. Hier kann nur von Aufenthaltsräumen ausgegangen werden. Hinzu kommt, dass keine Zuordnung von einem Tier zu einem individuellen Laut möglich ist. Dadurch

Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams Seite - 36 lassen sich die Tiere nicht zählen und Zahlen zur Populationsstärke können nicht genannt werden. Genaue wissenschaftliche Untersuchungen sind deshalb notwendig, um die tatsächlichen Flugbewegungen einer Art in Abhängigkeit vom genutzten Raum und der Tages- und Jahreszeit darzustellen. Für die Bewertung der Nutzung eines Raumes durch Fledermäuse ist die Artregistrierung als Nachweis an den Untersuchungsorten ausreichend. Entscheidend ist die Frequentierung des Raumes durch Fledermausarten im Verlauf eines Tages (Nacht), Monats oder Jahres. Ein weiteres methodisches Problem stellt die schwierige, teilweise sogar unmögliche Bestimmung der Art mit Hilfe des BAT-Detektors dar. Auf Grund von Überschneidungen von Ruffrequenzen einzelner Arten ist für eine Artbestimmung nur eine zeitgedehnte Auswertung der Rufe auf dem Computer akzeptabel. Zur sicheren Artunterscheidung müssten einige Gattungen der Fledermäuse gefangen werden. Dieser Fang hat selektiven Charakter, denn höher fliegende Fledermausarten als die zur Verfügung stehenden Netzhöhen können nicht mehr gefangen werden. Netzfänge allein zur Beurteilung der potentiellen Wirkung von WEA auf Fledermauspopulationen haben deshalb nur einen sehr eingeschränkten Aussagewert hinsichtlich der Raumnutzung der Fledermäuse. 6.2. Auswertung und Interpretation der Ergebnisse. Aufgrund der statistisch geringen Datenmenge sind kaum Trendberechnungen möglich. Die Ergebnisse müssen mehr oder weniger subjektiv interpretiert werden. Deshalb ist die Interpretation der Daten sehr vom Wissen und der Erfahrung des Bearbeiters abhängig. Eine Relativierung der Gefährdung der Fledermauspopulationen im untersuchten Gebiet durch WEA zu anderen Gefährdungsursachen, wie dem des Straßen- und Bahnverkehrs, der Vernichtung von Quartieren durch Baumaßnahmen oder dem ungerechtfertigten sehr hohen Einsatz von Bioziden in der Landwirtschaft konnten aufgrund der geringen Datenlage aus diesen und anderen Bereichen nicht vorgenommen werden.