Die Erfassung Psychischer Belastung am Arbeitsplatz

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Transkript:

Die Erfassung Psychischer Belastung am Arbeitsplatz - Eine zentrale Aufgabe der Stressprävention, des Arbeitsschutzes und der Life Balance Forschung - Evangelische Landeskirche Baden Delegiertenversammlung der Mitarbeitervertretung Bad Herrenalb,13.03.2014 Prof. Dr. Karlheinz Sonntag Arbeits- und Organisationspsychologie Universität Heidelberg

Agenda Dynamisierung der Umfeldbedingungen menschlicher Arbeit Alles Psychische Belastung oder was? Work Life Balance eine zentrale Ressource Ressourcenorientiertes Gesundheitsmanagement 2

Veränderungen in der Arbeitswelt (1) Arbeitsstile und Gestaltungsoptionen der Zukunft Future Leader (loses Commitment, coachender Führungsstil) Loyale Störer Third-Place- Working (Mobiles Arbeiten, Digital Bohème) Digital Bohème Corporate High Flyers Twitttagessen Real-digitale Sphäre ( Überinformation ist Programm ) Gesundheit im Arbeitsalltag Knowledge Workers (Büro als Wohlfühl- Tankstelle ) Quelle: Studie Zukunftsinstitut, 2012 3

Veränderungen in der Arbeitswelt (2) Auflösungstendenzen von Raum, Zeit und Struktur Arbeite am fixen Ort zur festen Zeit! Hierarchische Organisationen Starre Abteilungsstrukturen Zeitorientierung Kontrolle Trennung von Arbeit und Freizeit Raum mobil Arbeite wo und wann Du willst! Heterarchische Organisationen Flexible Teams Projektarbeit Ergebnisorientierung Selbstverantwortung Zusammenwachsen von Arbeit und Freizeit flexibel Zeit dezentral Struktur Neue Arbeitsformen sind gekennzeichnet durch hohe Flexibilität, dislozierte Arbeit, fragmentierte Arbeitsstrukturen, nomadisierende Arbeitswechsel und vollem 24h-Zyklus; gestützt durch innovative IT-Anwendungen. 4

Veränderungen in der Arbeitswelt (3) Demographische Entwicklung Bevölkerungsvorausschätzung 2005 bis 2050: Anteil der 55- bis 64-Jährigen an der potenziellen Gesamterwerbsbevölkerung Anteil der 55- bis 64-Jährigen steigt in Deutschland von 2005 2020 um 34 Indexpunkte deutlich an (BIBB, Leonardo II, AGEQUAL; Moraal, 2009). seit 2010 ist der Anteil dieser Altersgruppe an der Erwerbsbevölkerung größer; der Anstieg wird bis 2030 am gravierendsten sein (IAB; Fuchs & Söhnlein, 2005). die heute 35- bis 50-Jährigen sind von dieser Entwicklung am stärksten betroffen. Quelle: Eurostat, Bevölkerungsvorausschätzung, Basisvariante, 2007 bis zu vier Generationen können am Arbeitsplatz zusammenarbeiten! Belegschaften in den Organisationen werden künftig deutlich älter sein; deren Humankapital so lange wie möglich gesund zu erhalten, ist die Konsequenz. 5

Veränderungen in der Arbeitswelt (4) Zunahme psychischer Erkrankungen/Störungen Arbeitsunfähigkeitstage in Mio. 150 100 50 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 80000 60000 40000 20000 Anzahl der Rentenzugänge 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Muscolo-skeletale Erkrankungen Psychische Störungen Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2012) - Trend in den Gesundheitsreports: Kontinuierliche Zunahme psychischer Erkrankungen als Ursache arbeitsbedingter Fehlzeiten (Barmer GEK, TK, AOK, DAK) - Anstieg der AU-Tage bei BKK- Pflichtmitgliedern (inkl. Arbeitslose) von 2006-2011 um das 5-fache (BKK, 2012) - Zunahme der Fehlzeiten unter der Diagnose psychische Störung von 2006 2012 Berufstätige: 76% (TK, 2013, S.90); Anstieg 2011-2012 12,4% und 14,5% (TK, 2013, S. 88) - Psychische Erkrankungen nehmen mit dem Alter zu (European Agency for Safety and Health at Work, 2005; BARMER, 2009) Quellen: TK (2013). Gesundheitsreport 2013. Hamburg: TK. Barmer GEK (2010). Gesundheitsreport 2010. Berlin: Barmer GEK BKK-Faktenspiegel (5/2012). Essen: BKK 6

Agenda Dynamisierung der Umfeldbedingungen menschlicher Arbeit Alles Psychische Belastung oder was? Work Life Balance eine zentrale Ressource Ressourcenorientiertes Gesundheitsmanagement 7

Alles Psychische Belastung, oder was? Psychische Sättigung Psychische Krankheiten Stress Psychische Beanspruchung Psychische Belastung Ermüdung Psychische Störungen Monotonie Gefährdungen Fehlbelastung Strain Anforderungen Burnout Mobbing 8 8

Psychische Belastung und Beanspruchung Freizeit, Sport, Hobby Alltagssituationen, Aktuelle Ereignisse Arbeit, Beruf, Organisation Klima, Wetter Partner/in, Freunde, Familie Definition nach DIN EN ISO 10075-1 Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken Individuelle Voraussetzungen: -Fähigkeiten, Fertigkeiten -Erfahrungen -Gesundheit -Aktuelle Verfassung -Bewältigungsstrategien Definition u. DIN EN ISO 10075-1 Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit seiner jeweiligen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien 9

Folgen Psychischer Beanspruchung Freizeit, Sport, Hobby Alltagssituationen, Aktuelle Ereignisse Arbeit, Beruf, Organisation Klima, Wetter Partner/in, Freunde, Familie Langfristig - Stress - Psychosomatische Störungen - Burnout - Absentismus - Frühverrentung - Psych. Erkrankung Beanspruchungsfolgen Kurzfristig (nach DIN EN ISO 10075-1) Anregung: - Aufwärmung - Aktivierung - Lernen Beeinträchtigung: - Ermüdung - Monotonie - vermind. Wachsamkeit - psych. Sättigung 10

Fazit Psychische Erkrankungen/Störungen Psychische Belastungen beziehen sich auf das Individuum werden durch den Arzt diagnostiziert werden international klassifiziert ICD (International Classification of Diseases) DSM (Diagnostical and Statistical Manual of Mental Disorders) Störung ist wertneutraler als Erkrankung Alltagssituationen, Aktuelle Ereignisse Klima, Wetter Freizeit, Sport, Hobby Arbeit, Beruf, Organisation Partner/in, Freunde, Familie Psychische Belastungen beziehen sich auf Arbeitsbedingungen und organisation werden analysiert durch Arbeitspsychologen, Arbeitsmediziner, Arbeitssicherheitsbeauftragte, usw. werden analysiert mittels Befragung und/oder Beobachtung (subjektiver und objektiver Zugang) 11

Analyse psychischer Belastungen am Arbeitsplatz: die GPB 1. Konsensorientierte und objektive Beurteilung psychischer Belastungen durch ein Analyseteam. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz werden durch ein Analyseteam eingeschätzt, das sich aus betrieblichen Experten (z.b. Arbeitsmediziner, Meister, Betriebsrat, Sicherheitsfachkraft, Fachtrainer) und dem Arbeits- und Organisationspsychologen (Moderator) zusammensetzen sollte. Wichtig: Detaillierte Kenntnis des Arbeitsplatzes und der Tätigkeit Betriebsrat Sicherheitsfachkraft Meister Arbeitsplatz / Tätigkeit Fachtrainer Arbeitsmediziner Arbeits- und Organisationspsychologe 12

Analyse psychischer Belastungen am Arbeitsplatz: die GPB 2. Beschreibung kritischer Kombinationen von Dimensionen psychischer Belastung Belastungen lassen sich nicht auf eine Dimension reduzieren. Deshalb werden kritische Kombinationen ermittelt, die ein erhöhtes Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen darstellen. Belastungsdimensionen in der GPB Arbeitskomplexität Handlungsspielraum Variabilität Zeitspielraum Verantwortungsumfang Arbeitsunterbrechungen Kooperationserfordernisse Konzentrationserfordernisse Kundenorientierung Emotionsregulierung Diese Dimensionen wurden in vielfachen nationalen und internationalen Forschungsarbeiten als Belastungsfaktoren identifiziert 13

Belastungsdimensionen der GPB (I) Arbeitskomplexität (Ak) beinhaltet Erfassung und Verarbeitung komplexer Informationen; Planungsnotwendigkeit Handlungsspielraum (Hs) beinhaltet Entscheidungen, die selbständig getroffen werden (z.b. Reihenfolge, Ausführungsart, Kontrolle) Variabilität (Va) beinhaltet die Ausführung unterschiedlicher Aufgaben (Auftragswechsel), die Anwendung verschiedener Arbeitsmittel oder Wechsel des Arbeitsortes Zeitspielraum (Zs) beinhaltet die selbständige Festlegung der täglichen Arbeitszeit, Arbeitsschritte und Arbeitsgeschwindigkeit Verantwortungsumfang (Vu) beinhaltet Aufgaben, die bei fehlerhafter Ausführung zu erheblichem Schaden führen 14

Belastungsdimensionen der GPB (II) Arbeitsunterbrechungen (Au) beinhaltet die Störung / Unterbrechung der sachlich und zeitlich optimalen Bereitstellung von Informationen und Arbeitsmitteln Konzentrationserfordernisse (Ke) beinhaltet die Aufrechterhaltung einer dauerhaften Aufmerksamkeit Kooperationserfordernisse (Koop) beinhaltet die wechselseitige Abhängigkeit von Arbeitstempo und Arbeitsqualität der Kollegen Kundenorientierung (Ko) beinhaltet das nachhaltige Eingehen auf die Wünsche und die Bedürfnisse der Kunden sowie das Erbringen bestmöglicher Leistung für den Kunden Emotionsregulation (Er) beinhaltet die Anforderung, in bestimmten Situationen wahre Gefühle zu unterdrücken und positive Emotionen zu zeigen 15

Beispiel möglicher kritischer Kombinationen Ak Ak Hs Hs Va Va Zs Zs Vu Vu Au Au Ke Ke Koop Koop Ko Ko Er Er Ak Ak Hs Hs Va Va Zs Zs Vu Vu Au Au Ke Ke Koop Koop Ko Ko Er Er Legende: Ausprägung der Anforderungsdimension: hoch (H) : x > 3,5 niedrig (T) : x < 2,5 Risiko psychischer Belastungen vorhanden, wenn kritische Kombinationen rot werden. 16

Aufbau der GPB Der Beobachtungsbogen besteht aus drei Teilen: Teil I: Allgemeine Daten (z.b. Qualifikationen, Regelung der Arbeitszeit, Einarbeitungszeit) Teil II: Aufgaben (z.b. 10-15 Aufgaben des zu analysierenden Arbeitsplatzes) Teil III: Anforderungen/Belastungen (10 Dimensionen mit jeweils 5-10 Items) 17

Beispiel: Auswertung Excel-Sheet (Teil II: Arbeitsaufgaben) 18

Auszug aus Teil III der GPB: (hier: Belastungsdimension Konzentrationserfordernisse ) Konzentrationserfordernisse Sind im Rahmen der Tätigkeit Anlagen oder Prozesse über längere Zeitspannen hinweg aufmerksam zu beobachten? Gibt es im Rahmen der Tätigkeit Situationen, in denen außergewöhnlich hohe Konzentrationsleistungen erforderlich sind? In welchem Umfang sind bei der Tätigkeit Aufmerksamkeitsleistungen (z.b. Fahren auf dem Vorfeld) erforderlich? Muss der Stelleninhaber Informationen für kurze Zeit im Kopf behalten, die man sich schwer merken kann (z.b. Stückzahlen, Namen etc.) Muss der Stelleninhaber bei seiner Arbeit viele Dinge gleichzeitig im Kopf haben? Kommt es vor, dass der Stelleninhaber eine Zeitlang aufpassen muss, ohne dass etwas passiert und dann muss er sofort reagieren? nie selten manchmal häufig ständig nie selten manchmal häufig ständig nie selten manchmal häufig ständig nie selten manchmal häufig ständig nie selten manchmal häufig ständig nie selten manchmal häufig ständig O1 O2 O3 O4 O5 O1 O2 O3 O4 O5 O1 O2 O3 O4 O5 O1 O2 O3 O4 O5 O1 O2 O3 O4 O5 O1 O2 O3 O4 O5 19

Bisheriger und geplanter Einsatz der GPB Durchgeführte Analysen Automobilindustrie (drei Standorte) Produktion (Montage; Instandhaltung) Administration Logistik (Airport) Bodenverkehrsdienste Facility Service- und Technikpersonal Dienstleistungen (Reise) Schalterpersonal Beratung und Verkauf Chemisch-pharmazeutische Industrie Stahlindustrie Angefragt Automobilindustrie Forschung und Entwicklung; Instandhaltung Airline Nahrungsmittelindustrie 20

Zeit- und Projektplanung: Meilensteine Projektmobilisierung - Einrichtung Steuerungsteam - Kick-Off - Vorbereitung (z.b. Analysen & Instrumente) Anpassung Analyseinstrumente - Experten-Workshop zur Anpassung des Analyseinstruments - Finalisierung der Analyseinstrumente Schulung des Analyseteams (inkl. Pilotierung an 1-2 Arbeitsplätzen) - Optimierung des Analyseinstruments Erhebungen - Begehung der Arbeitsplätze (durch Analyseteam) - Befragung der Mitarbeiter (Interview) Auswertung & Erstellen des Ergebnisberichts Präsentation der Ergebnisse Ableitung von Handlungsempfehlungen in Workshops Übergabe des Analysetools und der Durchführungsmaterialien 21

Anforderungen einer dynamisierten Arbeitswelt und daraus resultierende Belastungen n=17562 Quelle: Lohmann-Haislah (2012). Stressreport Deutschland 22

Potenzielle Stressfaktoren in Veränderungsprozessen (1) Angemessene Bearbeitung Hohe Veränderungsdynamik erlaubt angemessene Bearbeitung 17 22 62 Abgestimmtheit Veränderungsprozesse sind gut aufeinander abgestimmt 8 31 61 Menge Es gibt nicht zu viele Veränderungsprozesse 18 21 61 Kommunikation Veränderungsprozesse werden gut kommuniziert 32 40 28 Zeit Zur Umsetzung steht genügend Zeit zur Verfügung 20 34 47 0% 20% 40% 60% 80% 100% N = 1150 Manager Zustimmung Teilweise Zustimmung Ablehnung (Aus: Sonntag, Frieling & Stegmaier, 2012) 23

Potenzielle Stressfaktoren in Veränderungsprozessen (2) Sinnhaftigkeit Sinn und Nutzen der Veränderung sind für mich erkennbar 47 40 14 Partizipation Mitgestaltungsmöglichkeiten bei Veränderungen sind gegeben 30 39 31 Konsistenz und Nachhaltigkeit Veränderung wird verbindlich und konsequent umgesetzt 38 43 19 0% 20% 40% 60% 80% 100% N = 1150 Manager Zustimmung Teilweise Zustimmung Ablehnung (Aus: Sonntag, Frieling & Stegmaier, 2012) 24

Welche Ressourcen unterstützen den Veränderungsprozess? (Ergebnisse der Experteninterviews) Ressourcen in der Führung Mitwirkung/Einbeziehung (92,5%) Wohlwollen/Loyalität (92%) Unterstützung (88,5%) Offene und ehrliche Kommunikation (80,8%) Kompetenz (53,8%) Konsistenz (46,3%) Ressourcen in Kultur und Struktur Sinnhaftigkeit von Veränderungsprozessen (92,3%) Information und Kommunikation (80,8%) Konsequenz und Nachhaltigkeit (76,9%) Organisationale Ressourcen Qualifikationspotential (77%) Angemessene Aufgabendichte (76%) Herausfordernde Aufgaben (69,2%) Handlungsspielraum (61,5%) Geld (53,8) Status (50%) 25

Agenda Dynamisierung der Umfeldbedingungen menschlicher Arbeit Alles Psychische Belastung oder was? Work Life Balance eine zentrale Ressource Ressourcenorientiertes Gesundheitsmanagement 26

Allheilmittel Work-Life-Balance? Berücksichtigung des gesellschaftlichen Wertewandels Erhöhung der AG- Attraktivität im War for Talents Reduzierung psychischer Erkrankungen Erhöhung der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben erfolgreiche Berufsbiographien unter Rücksichtnahme auf private, soziale, kulturelle und gesundheitliche Erfordernisse... (BMFSFJ, 2005) Verbesserung der Familienfreundlichkeit Erhöhung der Geburtenrate Lösung des demografischen Problems Steigerung der Frauenerwerbsquote 27

Wirkung von Work-Life-Balance (1) *Quelle Metaanalyse (98 Studien) bestätigt vorangegangene empirische Studien zu den Folgen eines Work-Family Conflicts. 28 *Quelle: http://synchealthblog.files.wordpress.com/2010/10/work-life-balance.jpg/

Wirkung von Work-Life-Balance (2) (WLB-Studie, Sonntag et al. 2013).21.45 Mitarbeiterbindung / Commitment Arbeitszufriedenheit Zufriedenheit WLB.30 -.28 -.48 Arbeitsengagement Intention zum Arbeitsplatzwechsel Erschöpfung Zufriedenheit mit der WLB wirkt sich positiv auf gesundheitliche und motivationale Outcomevariablen aus Längsschnitt Stichprobe: Industrie N=2429 Einflussstärke (ß):.4 bis 1: sehr starker Einfluss.3 bis.39: starker Einfluss.2 bis.29: mittlerer Einfluss.1 bis.19: schwacher Einfluss 29

WLB Work-Life-Balance WLB - Wege zur nachhaltigen Verankerung von Work-Life-Balance in der Kultur von Unternehmen und Organisationen Laufzeit Oktober 2009 bis August 2013 Projektförderung Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Kofinanziert vom Europäischen Sozialfonds (ESF) Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Projektpartner Industrie 1 (Automobilindustrie; n=4471 / 3602) Industrie 2 (Medizintechnik; n=2951 / 1140) Öffentlicher Dienst 1 (Justiz; n=121 / 68) Öffentlicher Dienst 2 (Kommunale Verwaltung; n=121 / 68) Öffentlicher Dienst 3 (Hochschule n=271 / 186 ) 18. 19. 20. 21. 22. 25. 30

Tagesnotizen: Work-Life-Balance entlang einer Arbeitswoche,600,400,200,000 -,200 Konflikt Arbeit-Privatleben Konflikt Privatleben-Arbeit Zufriedenheit mit WLB -,400 -,600 Wochenende Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Wochenende ] [ (N = 112; Industrie) 31

Anforderungen und Belastungen Arbeitsbelastung Arbeitsstunden -.39 -.28 Zufriedenheit WLB Hohe Arbeitsanforderungen und lange Arbeitszeiten beeinträchtigen die Zufriedenheit mit der WLB von Mitarbeitern und Führungskräften Längsschnitt Stichprobe: Industrie N=2429 Einflussstärke (ß):.4 bis 1: sehr starker Einfluss.3 bis.39: starker Einfluss.2 bis.29: mittlerer Einfluss.1 bis.19: schwacher Einfluss 32

Hohe Anforderungen bei Führungskräften Inhalt: Anstrengende, widersprüchliche und schnell zu bearbeitende Arbeitsaufgaben Industrie 2 Industrie 1 Industrie 3,6 3,9 Industrie 2 3,4 3,7 Öffentlicher Dienst 1 1 3,4 3,8 Öffentlicher Öffentlicher Dienst 2 2 3,0 3,3 Öffentlicher Dienst 3 3 3,3 3,5 1 2 3 4 5 N = 7423 ohne Führungsverantwortung mit Führungsverantwortung Führungskräfte haben höhere Arbeitsanforderungen und sind stärker belastet als Personen ohne Führungsverantwortung ( Betroffene) 33

Verantwortung für Life-Balance der Mitarbeiter Unterstützung durch Führungskraft.31 Führungskraft als Vorbild Transformationale Führung.35.24 Zufriedenheit WLB Führungskräfte können durch Unterstützung, Vorbildfunktion und Führungsstil die WLB ihrer Mitarbeiter positiv beeinflussen ( Gestalter) Längsschnitt Stichprobe: Industrie N=2429 Einflussstärke (ß):.4 bis 1: sehr starker Einfluss.3 bis.39: starker Einfluss.2 bis.29: mittlerer Einfluss.1 bis.19: schwacher Einfluss 34

Der Einfluss unternehmenskultureller Aspekte auf die Life-Balance Organisationale Unterstützung Organisationale Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben (z.b. bei Wunsch aus privaten Gründen die vertragliche Arbeitszeit zu reduzieren).47 Informelle Erwartungen bezüglich der Priorisierung von Arbeit gegenüber dem Privatleben Erwartungen des Arbeitgebers -.46 -.23 Zufriedenheit WLB Karrierekonsequenzen Wahrnehmung von Elternzeit bzw. Teilzeit als karrierehinderlich Eine WLB-spezifische Organisationskultur wirkt sich positiv auf die Zufriedenheit mit der WLB aus. Längsschnitt Stichprobe: Industrie N=2429 Einflussstärke (ß):.4 bis 1: sehr starker Einfluss.3 bis.39: starker Einfluss.2 bis.29: mittlerer Einfluss.1 bis.19: schwacher Einfluss 35

Trennung von Arbeit und Privatleben (1) Industrie 1 Industrie Industrie 2 Öffentlicher Dienst 1 Öffentlicher Dienst Öffentlicher Dienst 2 1 2 1 2 Bedürfnis zu trennen Möglichkeit zu trennen Öffentlicher Dienst 3 3 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 Bis auf die Wissenschaftler haben alle Befragten einen deutlichen Wunsch nach Trennung der Lebensbereiche Dem gegenüber steht die als geringer eingeschätzte Möglichkeit zur Trennung Diskrepanz als potentielle Gefahr für Gesundheit und Wohlbefinden 36

Trennung von Arbeit und Privatleben (2) Die Möglichkeit Arbeit und Privatleben zu trennen reduziert die Erschöpfung und steigert die Arbeitszufriedenheit sowie die Zufriedenheit mit der WLB Längsschnitt Stichprobe: Industrie N=2429 Einflussstärke (ß):.4 bis 1: sehr starker Einfluss.3 bis.39: starker Einfluss.2 bis.29: mittlerer Einfluss.1 bis.19: schwacher Einfluss 37

Interventionen für eine gute Life-Balance - Maßnahmen des Gesundheitsmanagements Teilzeitverträge, Job-Sharing, Mobiles Arbeiten, Tele-Arbeitsplätze, KiTa, etc. Stresstraining, Sportangebote, Ernährungsangebote, etc. - Aussetzung des Emailverkehrs im Urlaub und nach Feierabend - Training Ausgeglichen Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben - Führungsleitlinien zur Life Balance Grenzen beachten Erholung bewusst einsetzen Abschalten können Arbeit und Privates vereinbaren Nicht vergessen: Eigenverantwortung und Achtsamkeit, Gesundheitsverhalten und Lebensstil! 38

Selbsteinschätzung: Gebrauch von Kommunikationsmedien Timeout-Tagebuch Wie stark ist mein Leben von derzeit üblichen Kommunikationsmöglichkeiten (z.b. Handy, Blackberry, Internetzugang, ) bestimmt? Wie leicht fällt es mir, mein Handy oder meinen PC auszuschalten? Wie viele Stunden verbringe ich täglich im Internet, um Arbeit Privat -- - o + ++ -- - o + ++ - mit anderen in Kontakt zu treten (E-Mail, Facebook, twitter, Xing, )? h h - mich über aktuelles Zeitgeschehen zu informieren? h h - mich abzulenken? h h 39

Agenda Dynamisierung der Umfeldbedingungen menschlicher Arbeit Alles Psychische Belastung oder was? Work Life Balance eine zentrale Ressource Ressourcenorientiertes Gesundheitsmanagement 40

Verständnis von Gesundheit Gesundheit ist ein Zustand vollständiger physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens (WHO, 1984) Gesundheit ist die Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung durch ein positives seelisches und körperliches Befinden insbesondere ein positives Selbstwertgefühl und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen. (vgl. Badura, 2000) Psychische Gesundheit ist eine unverzichtbare Grundlage, um im modernen Arbeitsleben zu bestehen, und sich fachlich wie persönlich entwickeln zu können.(vgl. Bertelsmann-Stiftung, 2011) Ressourcenorientierter Ansatz sensu Antonovsky (1967) Erfassung nicht nur krankmachender sondern auch gesunderhaltender Faktoren trotz Belastung 41

Umfassendes Konzept zur Belastungs- und Ressourcendiagnostik (Heidelberger Ressourcen Modell) A U F G A B E N Anforderungen / Belastungen -Arbeitskomplexität -Arbeitsunterbrechungen. / Störungen -Kooperationserfordernisse Wie variabel und komplex sind die Arbeitsaufgaben? Was beeinträchtigt die Gesundheit? Pufferwirkung Ressourcen -Individuelle R. Kompetenzen Gesundheitsverhalten Eigenverantwortung Bewältigungsstil - Organisat. R. Handlungsspielraum Gesundheitsmanagement Unternehmenskultur und Führung - Soziale R. Vorgesetzte Kollegen Soz. Beziehungen Was fördert die Gesundheit? Wirkungen Gesundheit Motivation Leistungsfähigkeit Wie ausgeprägt sind Wohlbefinden, Motivation und Leistungsfähigkeit? 42

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 43