Eine Analyse des Effektes von Lernen auf Populationsfitness und Diversität in einer NK-Fitnesslandschaft. Lars Melchior



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Theoretische Grundlagen

Theoretische Grundlagen Genetik Genetische Algorithmen NK - Modell

Genetik Genom Gesamtheit der vererbbaren Information eines Organismus Bei Lebewesen hauptsächlich die Abfolge der Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin in der DNA Zu Lebzeit erlangte Eigenschaften werden nicht auf das Genom übertragen Durch zufällige Veränderungen können Basen verändert, hinzugefügt oder entfernt werden (Mutation)

Genetik Vererbung Bei asexueller Reproduktion wird das Genom direkt an die Nachkommen vererbt Bei sexueller Reproduktion: Interchromosomale Rekombination Intrachromosomale Rekombination

Genetik Intrachromosomale Rekombination Cross-Over

Genetische Algorithmen Angelehnt an den Genetik und Evolution Wirken auf Populationen Lösungen werden nur anhand eines Skalars, der Fitness bewertet Arbeiten in diskreten Lösungsräumen

Genetische Algorithmen Ablauf 1. Erzeuge Anfangspopulation aus zufälligen Genomen aus dem Lösungsraum (Generation 0) 2. 3. a. Bestimme für jedes Genom die Fitness b. Ersetzte die Population durch eine neue mit gleicher Anzahl an Genomen, wobei neue Genome zufällig mit bestimmten Wahrscheinlichkeit durch Cross-Over, Mutation oder Reproduktion aus selektierten Genomen der alten Population erzeugt werden

Genetische Algorithmen Ablauf 1. Erzeuge Anfangspopulation aus zufälligen Genomen aus dem Lösungsraum (Generation 0) 2. Wende iterativ folgende Operationen auf die Population an, bis eine Abbruchbedingung erfüllt ist (Generation): a. Bestimme für jedes Genom die Fitness b. Ersetzte die Population durch eine neue mit gleicher Anzahl an Genomen, wobei neue Genome zufällig mit bestimmten Wahrscheinlichkeit durch Cross-Over, Mutation oder Reproduktion aus selektierten Genomen der alten Population erzeugt werden 3. Das Genom mit der höchsten Fitness wird als Ergebnis der Simulation ausgegeben

Genetische Algorithmen Selektion Entscheidend für die Evolutionsrate Einfachste Möglichkeit: Auswahlwahrscheinlichkeit ~ Fitness Jedoch: schnell schwindende Diversität erreichen eines lokalen Fitness Maximums

Genetische Algorithmen Fitnessfunktion Ordnet jedem Genom ein Fitnesswert zu Soll durch Genetischen Algorithmus Maximiert werden Ist auf den Raum der Genome eine Metrik definiert, so ergibt sich eine Fitnesslandschaft Im allgemeinen besitzt diese viele lokale Hügel und Täler

NK Modell F NK : A N! R Rauheit lässt sich anhand des Parameters K einstellen

NK Modell Die Fitness FNK einer Zeichenkette S ergibt sich aus der Summe der Beiträge der einzelnen Zeichen Si A : F NK (S) = NX f(s i ) i=1 Der Einzelbeitrag eines Zeichens Si hängt selbst von K weiteren Zeichen ab: f(s i )=f(s i,s i 1,...,S i K)

NK Modell Beispiel 1 N = 5, K = 1 A = {1,0} Als Einzelbeitrag eines Zeichens definieren wir: f(s5,s 1 ), falls i =5 f(s i )= f(s i,s i+1 ), und sonst f(0, 0) = 0,f(0, 1) = 1,f(1, 0) = 2,f(1, 1) = 0

NK Modell Beispiel 1 f(s5,s 1 ), falls i =5 f(s i )= f(s i,s i+1 ), sonst f(0, 0) = 0,f(0, 1) = 1,f(1, 0) = 2,f(1, 1) = 0 Für die Zeichenketten 11000 und 01010 ergibt sich so die Fitness: F NK (11000) = f(1, 1) + f(1, 0) + f(0, 0) + f(0, 0) + f(0, 1) =0+2+0+0+1=3 F NK (01010) = f(0, 1) + f(1, 0) + f(0, 1) + f(1, 0) + f(0, 0) =1+2+1+2+0=4

NK Modell Beispiel II N = 5 K = 0 K = 1 K = 2 [Quelle: Wikipedia]

An Analysis of the Effects of Lifetime Learning on Population Fitness and Diversity in an NK Fitness Landscape Dara Curran, Colm O Riodan and Humphrey Sorensen

How Learning can guide Evolution Geoffrey E. Hinton & Steve J. Nowlan

Baldwin Effekt Jack Mark Baldwin (1896) Zu Lebzeit erlernte Eigenschaften werden nicht auf das Genom übertragen Jedoch kann Lernen den Pfad der Evolution steuern

Baldwin Effekt Extremes Beispiel Fitness Allelkombinationen

An Analysis of the Effects of Lifetime Learning on Population Fitness and Diversity in an NK Fitness Landscape Dara Curran, Colm O Riodan and Humphrey Sorensen

Modell Lernende sowie nicht-lernende Agenten Jeder Agent besitzt ein Genom Über Genetischen Algorithmen werden Populationen von Agenten evolviert Fitness wird über ein NK Modell bestimmt

Modell Genom Genom eines Agenten i: Gi A 20 ANicht Lernend = {1,0} ALernend = {1,0,?} Anfangspopulation: p(0) = 0,5 p(1) = 0,5 p(0) = 0,25 p(1) = 0,25 p(?) = 0,5

Modell Fitnessfunktion Normierte NK Fitnesslandschaft mit N = 20, K = 15 und A = {1,0} Nicht lernender Agent i: F(Gi) = FNK(Gi) Lernender Agent i: F(Gi) = max( FNK(Gi 1 ),..., FNK(Gi L ) ) Gi j : erzeugt aus Gi durch zufälliges ersetzten der? mit 0 oder 1 (Gleich wahrscheinlich) Phenotyp: Zeichenkette, die zur höchsten Fitness beigetragen hat

Modell Population Learning Fitnessfunktion Population 0100111011 Agent Phenotype Fitness 0100111011 0.392 1011011000 111 1111011 0011000111 0101011010

Modell Fitnessfunktion Population & Lifetime Learning Population Agent Phenotypes Phenotype Fitness Final Fitness 01001?10?1 1011???000 11?111101? 0011000111 0100101001 0100111011 0100111001 0100101011 0.232 0.392 0.871 0.412 0.871 0101??1010

Modell Diversität Diversität := 2 n(m 1) mx x=1 mx y=x+1 h(x, y) n : Zahl der Phenotypen m : Zahl der einzigartigen Phenotypen h(x, y) : Hamming-Abstand zwischen zwei einzigartigen Phenotypen

Simulationen Wahl der Parameter 3 Populationen mit jeweils 1000 Agenten 1. ohne Lernen 2. L = 10 3. L = 30 Populationen werden über 400 Generationen evolviert 1-Point Crossover Wahrscheinlichkeit ist 0,6 Mutationswahrscheinlichkeit ist 0,01 N = 20, K = 15 Resultate sind Mittelwert aus 20 Unabhängigen Durchlaufen

Ergebnisse Fitness An Analysis of the Effects of Lifetime Learning 7 1 0.8 0.6 Fitness 0.4 0.2 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Generations No Learning Learning x 10 Learning x 30

Ergebnisse Diversität 8 Dara Curran, Colm O Riordan, and Humphrey Sorensen 1 No Learning Learning x 10 Learning x 30 0.8 0.6 Diversity 0.4 0.2 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Generations

Ergebnisse Diversität An Analysis of the Effects of Lifetime Learning 7 1 0.8 0.6 Fitness 0.4 0.2 8 Dara Curran, Colm O Riordan, and Humphrey Sorensen Diversity 0 1 0.6 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Generations Fig. 2. Average Fitness No Learning Learning x 10 Learning x 30 No Learning Learning x 10 Learning x 30 occurring 0.8 within the first 10 generations. The more gradual fitness increase exhibited by the learning process is likely to be the result of a wider search space exploration, leading in turn to a higher level of fitness once the population converges. 4.2 Diversity Fig. 3 shows the results obtained from the diversity measure for each of the three populations. 0.4 Each of the three begin with a high level of diversity at the start of the experiment, but this quickly converges to a very low level. All populations become phenotypically similar by generation 100. However, the level of diversity exhibited by the populations employing lifetime learning converges at a higher 0.2 level than that of population learning alone. In addition, the initial levels of diversity exhibited by the lifetimelearning populations is significantly lower than that of population learning alone. Furthermore, there is a more gradual decrease in diversity in populations employing 0 lifetime 0 learning. 50 The gradual 100 descent 150 in diversity 200 250 is clearly300 tied to the 350 gradual 400 increase in fitness levels described in the Generations previous section. Asthepopulation slowly converges towards its optimum level, so does its diversity gradually decrease. Fig. 3. Average Diversity

Ergebnisse Diversität kann über Phenotypen berechnet werden Lernen Höhere Fitness, Höhere Diversität in NK Fitnesslandschaften