Deutsche Rentenversicherung Bund Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung Generationengerechtigkeit in der Alterssicherung Ein sozialwissenschaftliches Konzept Vortrag im Deutschen Zentrum für Altersfragen am 24.11.2005 Tatjana Mika Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung () tatjana.mika@drv-bund.de 1
Gliederung 1. Gerechtigkeitskriterien für den Sozialstaat 2. Grundsätze für Generationengerechtigkeit 3. Einstellungen der Bevölkerung 4. Vergleich der Generationen in der Alterssicherung 2
Gerechtigkeitskriterien für den Sozialstaat 1. Gesellschaftlich nicht ausgeschlossen sein - Körperliche Bedürfnisse sind befriedigt (Essen, Wohnung, Krankenversorgung) - Möglichkeit zur Teilhabe am kulturellen, sozialen und politischen Leben in der Gesellschaft 2. Leistungsgerechtigkeit 3. Soziale Risiken werden kompensiert (Erwerbsminderung, Arbeitslosigkeit,Unterbeschäftigung) 3
Begriff der Generation 1. Generationen in der Familie: Verwandte in aufsteigender und absteigender Linie (Großmutter, Mutter, Tochter) 2. Generationen als soziale Rolle: in Ausbildung, Alter der Erwerbstätigkeit, Ruhestand 3. Generationen als Alterskohorten mit ähnlichen historischen Erfahrungen 4
Lebenslauf in der umlagefinanzierten Rentenversicherung: als soziale Rollen Umverteilung zu einem bestimmten Zeitpunkt Bildung Erwerbstätigkeít, Kindererziehung Rentenbezug Alter 0-24 Alter 25-59 Alter 60-90 5
Vorläufige Ergebnisse zum Vergleich von Generationen als Rollenmuster 1.Vergleiche zu einem Zeitpunkt, z. B. Jahr 2005, sind nicht sinnvoll, es muss jeweils eine Lebensbilanz gezogen werden 2.Gerechtigkeitsfragen können durch stark veränderte Strukturen der Lebensläufe entstehen: lange Ausbildung früher Renteneintritt 6
Gerechtigkeit für Generationen im Sinne von Alterskohorten:Stark verbreitete soziale Risiken in verschiedenen Alterskohorten Generation geboren 1924-1943 Generation geboren 1963-2004 Generation geboren 1944-1963 Arbeitsl. Arbeitsl. Arbeitslosigkeit Unterbeschäftigung Unterbeschäftigung für Frauen Erwerbsmind. 1924 1934 1944 1954 1964 1974 1984 1994 2004 7
Vorläufiges Ergebnis zum Vergleich von Generationen im Sinne von Alterskohorten 1.Die Struktur sozialer Risiken trifft verschiedene Generationen unterschiedlich 2.Gerechtigkeitsdebatten können durch eine unterschiedliche Würdigung gleicher sozialer Risiken ausgelöst werden 3.Die Einschätzung eines Risikos als sozial kann politisch neu bewertet werden. Wird es als individuelles Risiko gewertet, dann folgen hieraus keine Umverteilungsrisikos mehr. 8
Kriterien für Generationengerechtigkeit in der Alterssicherung 1. Nicht gesellschaftlich ausgeschlossen sein - Ausreichendes Einkommen im Alter einschließlich Krankenversicherung 2. Leistungsgerechtigkeit - für Arbeitsleistungen in der Vergangenheit - Anerkennung sonstiger Leistungen möglich (Kindererziehung u. ä.) 3. Soziale Risiken der Vergangenheit sollten ausgeglichen werden, wenn sie die Möglichkeiten eine Alterssicherung aufzubauen gemindert haben Die Erfüllung dieser Gerechtigkeitskriterien ist nicht allein eine Aufgabe der Rentenversicherung, sondern aller gesellschaftlichen Institutionen. 9
Einstellungen zur Gerechtigkeit zwischen Jüngeren und Älteren in der Rentenversicherung 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Rentensystem ist ungerecht für Jüngere Rentensystem ist ungerecht für Jüngere (West) bis 30 31-59 über 60 Quelle: ISJP 2000, eigene Berechnungen 10
Bestandteile der gesetzlichen Rente Dynamisierung Ausgleich sozialer Risiken (Erwerbsminderung, Arbeitslosigkeit, Ausbildung, Unterbeschäftigung, Hinterbliebenenrente) Grundlage: Beiträge bis zur Beitragsbemessungsgrenze Rente relativ zum Einkommen 11
Renten für die Generation geboren zwischen 1904 und 1923, in Rente etwa zwischen 1969 und 1986 Dynamisierung Wichtigste Bestandteile des sozialen Ausgleichs: (Erwerbsminderung, Arbeitslosigkeit, Ausbildung, Unterbeschäftigung, Hinterbliebenenrente) Grundlage: Beiträge bis zur BBG Relativ zum Einkommen 12
Renten für die Generation geboren zwischen 1924 und 1943, in Rente etwa zwischen 1987 und 2003 Dynamisierung Wichtigste Bestandteile des sozialen Ausgleichs: (Erwerbsminderung, Arbeitslosigkeit, Ausbildung, Unterbeschäftigung, Hinterbliebenenrente) Grundlage: Beiträge bis zur BBG Relativ zum Einkommen 13
Renten für die Generation geboren zwischen 1944 und 1963, in Rente etwa zwischen 2004 und 2023 Dynamisierung (sinkend) Wichtigste Bestandteile des sozialen Ausgleichs: (Arbeitslosigkeit, Bildung, Hinterbliebenenrente, Unterbeschäftigung (Rente nach Mindesteinkommen)) Nicht obligatorische zweite Säule (Riester) Grundlage: Beiträge bis zur BBG relativ zum Einkommen 14
Renten für die Generation geboren zwischen 1964 und 1983, in Rente etwa zwischen 2029 und 2048 Dynamisierung (sinkend) Sozialer Ausgleich: Arbeitslosigkeit Nicht obligatorische zweite Säule (Riester) Grundlage: Beiträge bis zur BBG relativ zum Einkommen zuzüglich Kindererziehungszeiten 15
Vergleich der Alterskohorten in der gesetzlichen Rentenversicherung 1.Ausgleich für soziale Risiken nimmt ab: Ob dadurch die Generationengerechtigkeit verletzt ist, hängt davon ab, ob eine Konstanz der Bewertung bestimmter Risiken als sozial der politischen Wahl der Bevölkerung entspricht 2.Dynamisierung nimmt ab: Ob hierdurch die Generationengerechtigkeit verletzt ist, hängt von der gesamten Versorgung der älteren Personen im Haushalt ab. 16
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung Tatjana Mika,tatjana.mika@drv-bund.de 17