Doppelte Buchführung EBC*L Bilanzierung 4 Doppelte Buchführung Ziele dieses Kapitels Das System der doppelten Buchführung verstehen Die doppelte Gewinnermittlung im Zusammenhang mit der doppelten Buchführung erfassen Die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung kennen lernen Ikon VerlagsGesmbH 43
EBC*L Bilanzierung Doppelte Buchführung i Info a 4.1 Das System der doppelten Buchführung Die Buchführung stellt Geschäftsvorgänge stets doppelt dar: einmal auf der Aktiv- und einmal auf der Passivseite. Beispielsweise erhöht der Kauf eines Autos per Kredit die Aktivseite (= das Vermögen) um den entsprechenden Betrag. Gleichzeitig wächst jedoch auch die Passivseite an, da für den Kauf ein Kredit aufgenommen wurde (Fremdkapital). Über jeden Euro werden also zwei Informationen verbucht: wo er hergekommen ist (Finanzierung) und wo er hingekommen ist (Investition). Doppelte Buchführung (Doppik) ist ein heute fast ausschließlich verwendetes System der Buchführung von Kaufleuten mit folgenden Kennzeichen: Jede durch einen Geschäftsvorfall ausgelöste Buchung berührt mindestens zwei Konten. Die Ermittlung des Periodenerfolgs geschieht zwei Mal: durch die Bilanz und durch die GuV. Es gibt eine doppelte Gewinnermittlung. Welche Unternehmen gesetzlich verpflichtet sind, doppelte Buchführung durchzuführen, ist in Kapitel 6.1 dargestellt. Anmerkung 4.2 Doppelte Gewinnermittlung In der doppelten Buchführung wird der Gewinn zweimal ermittelt: durch Bilanzvergleich und als Saldo von Erträgen und Aufwendungen. Wenn alle Buchungen richtig erfolgt sind, führen beide Berechnungsarten zum gleichen Ergebnis. 44 ikon VerlagsGesmbH
Doppelte Buchführung EBC*L - Bilanzierung 4.3 Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) Die GoB sind Prinzipien, die einen Ordnungsrahmen für die laufende Buchführung darstellen. Sie gelten für alle Kaufleute. Klarheit: Die Buchführung soll klar und übersichtlich sein. z.b. die Bilanzposten müssen in einer vorgeschriebenen Reihenfolge gegliedert und zutreffend und eindeutig bezeichnet sein Bilanzidentität: Eröffnungsbilanz und vorangegangene Schlussbilanz müssen übereinstimmen Bilanzkontinuität: Die Bilanzen einzelnen Jahre müssen gut miteinander vergleichbar sein. z.b. Gliederung einer Bilanz muss in nächster Bilanz beibehalten werden Wahrheit: Die Bilanz muss der Wahrheit entsprechen. z.b. Verbot der Täuschung oder Irreführung Dritter Vorsicht: Nach diesem Grundsatz muss sich ein Unternehmer im Zweifel ärmer darstellen, als er tatsächlich ist. z.b. Mögliche Wertverluste sind zu erfassen und die Wirtschaftsgüter müssen dementsprechend bewertet werden. Ikon VerlagsGesmbH 45
EBC*L Bilanzierung Doppelte Buchführung 4.4 Übungsfragen Doppelte Buchführung 1 Nennen Sie die beiden Kennzeichen der doppelten Buchführung. 2 Beschreiben Sie das System der doppelten Buchführung. 3 Wie wird der Gewinn in der doppelten Buchführung ermittelt? 46 ikon VerlagsGesmbH
Spezielle Bilanzelemente EBC*L Bilanzierung 5 Spezielle Bilanzelemente Ziele dieses Kapitels Die unterschiedlichen Arten von Rücklagen und deren Bedeutung kennen lernen Rückstellungen von Rücklagen unterscheiden können und deren Bedeutung verstehen Die Bedeutung von Abschreibungen erkennen und den Zusammenhang zwischen handelsrechtlicher und steuerrechtlicher Abschreibung verstehen Die lineare Abschreibung berechnen können Ikon VerlagsGesmbH 47
EBC*L Bilanzierung Spezielle Bilanzelemente 5.1 Rücklagen und Rückstellungen m Merksatz 5.1.1 Rücklagen Unternehmen bilden Rücklagen, um für zukünftige Investitionen oder für schlechtere Zeiten gerüstet zu sein. vgl. eine Privatperson, die Geld für schlechtere Zeiten oder für eine große Anschaffung spart. Es werden zwei Arten von Rücklagen unterschieden: 1 Offene Rücklagen: Diese gehören zum Eigenkapital des Unternehmens und werden in der Bilanz auf der Passivseite unter dem Eigenkapital angeführt. Sie können durch Nichtausschüttung von Gewinnen gebildet werden. D.h. ein Teil des Jahresüberschusses wird im Unternehmen belassen und nicht an die Eigentümer ausbezahlt. 2 Stille Rücklagen: Diese werden in keiner Bilanz ausgewiesen (daher auch ihr Name). Sie entstehen durch Unterbewertung von Aktiva, oder durch Überbewertung von Passiva. Dies geschieht häufig durch Befolgen zwingender Bewertungsgrundsätze (z.b. Prinzip der unternehmerischen Vorsicht, siehe unten) und das Ausschöpfen von Bewertungswahlrechten. Beispiel: Für ein Grundstück mit dem Anschaffungspreis 150.000 könnte beim Verkauf derzeit ein Preis von 200.000 erzielt werden. Es darf jedoch in der Bilanz nur mit dem Anschaffungswert angegeben werden. Es bestehen somit stille Rücklagen von 50.000. Prinzip der unternehmerischen Vorsicht: Das Anlage- und Umlaufvermögen darf höchstens mit dem Anschaffungspreis (vermindert um eine eventuelle Abschreibung) in der Bilanz erscheinen. Ein möglicher Verkaufspreis kann wesentlich höher sein. 48 ikon VerlagsGesmbH
Spezielle Bilanzelemente EBC*L - Bilanzierung 5.1.2 Rückstellungen Rückstellungen sind Passivposten in der Bilanz, die für drohende Aufwendungen gebildet werden, welche im Abschlussjahr verursacht wurden und daher der aktuellen Periode wirtschaftlich zuzuordnen sind, aber erst in späteren Geschäftsjahren anfallen werden, und deren Höhe noch nicht feststeht. Wichtig ist die Verursachung im aktuellen Geschäftsjahr: Es muss bereits ein Ereignis eingetreten sein, das eine Aufwendung zur Folge haben könnte. Möglicherweise tritt die Aufwendung auch überhaupt nicht ein. Es besteht bloß ein Risiko dafür. Beispiel: Am 10.12. erfolgt eine Klage gegen das Unternehmen. Es ist noch nicht klar, wie hoch die Summe sein wird, die zu zahlen ist, es wird aber angenommen, dass ein Schaden entstehen wird. Aufgrund des Prinzips der unternehmerischen Vorsicht (siehe Kapitel 4.3) ist eine Rückstellung zu bilden. Rückstellungen unterscheiden sich von Verbindlichkeiten dadurch, dass noch nicht feststeht, ob, wann und in welcher Höhe sie eintreten werden. Rückstellungen können nicht beliebig gebildet werden, es muss tatsächlich konkrete Gründe im laufenden Geschäftsjahr geben, aufgrund derer ein Aufwand in einem Folgejahr droht. Die Bildung von Rückstellungen ist im Gegensatz zur Bildung von Rücklagen nicht in beliebiger Höhe zulässig, da Rückstellungen den zu versteuernden Gewinn und damit die Steuerlast mindern. Steuerrechtlich zulässig sind Verbindlichkeitsrückstellungen (= ungewisse Verbindlichkeiten aufgrund Verpflichtungen gegenüber Dritten, z.b. durch einen Vertrag) und Rückstellungen für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften (= aus einem Geschäft, z.b. dem Verkauf von Waren, droht im nächsten Jahr ein Verlust, weil z.b. durch den Verkaufspreis der Waren die Kosten für das Geschäft nicht gedeckt sind). m Merksatz Ikon VerlagsGesmbH 49
EBC*L Bilanzierung Spezielle Bilanzelemente 1.1.1.3 Beispiele für Verbindlichkeitsrückstellungen Rückstellungen für Prozessrisiko Rückstellungen für Rechts- und Beratungskosten Abfertigungsrückstellungen Pensionsrückstellungen Steuerrückstellungen Garantierückstellungen (für die Inanspruchnahme von Garantien durch Kunden)! Vorsicht 1.1.1.4 Unterschiede zwischen Rückstellungen und Rücklagen Da Rückstellungen bis zur Realisierung des Aufwandes eine ungewisse Verbindlichkeit darstellen, zählen sie zum Fremdkapital. Im Gegensatz dazu wird die Rücklage zum Eigenkapital gezählt! Die Bildung der Rückstellung wird als betrieblicher Aufwand verbucht und mindert daher das Betriebsergebnis. Eine Rücklage mindert das Betriebsergebnis nicht. Sie wirkt sich nicht auf die zu zahlende Steuer aus. Einzig die Rückstellung ist daher steuerlich sehr attraktiv. 50 ikon VerlagsGesmbH