Rechnungswesen: Einführung in die doppelte Buchführung und Kosten- und Leistungsrechnung



Ähnliche Dokumente
(07) Inventur, Inventar, Bilanz, Auswertung

Kapitel 3. Buchführung

Buchführung und Bilanzierung Kapitel 2: Inventur, Inventar und Bilanz

Das betriebliche Rechnungswesen gliedert sich in verschiedene Aufgabenbereiche.

Grundfragen des Rechnungswesens

BEISPIEL RECHNUNGSWESEN (STEUERUNG UND KONTROLLE) SCHNELL & EINFACH VERSTEHEN. Manuel Nothacker

Rechnung Lieferant 30. Quittung Inhaber 20

Finanzen I Finanzielles Rechnungswesen

Kontieren und buchen. Richtig, sicher und vollständig nach DATEV, IKR, BGA. Elmar Goldstein. 10. Auflage

Das betriebliche Rechnungswesen

Lernfeld/Fach: RW - Rechnungswesen Thema: Bilanz

1 Von der Buchführung bis zum Jahresabschluss

Erfolgskonten. Was Sie in diesem Dokument erfahren

Inhaltsverzeichnis. Vorwort zur 3. Auflage... 5 Abbildungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis... 14

Buchführung und Rechnungswesen

Rechnungswesen. Rechnungswesen

Inhalt Vorwort Wofür Buchführung? Wie Sie von der Inventur über die Bilanz zum Konto kommen Wie Sie richtig buchen

Einführung in die Betriebswirtschaftslehre

4 Doppelte Buchführung

Aktiva Bilanz zum 31. Dezember 2007 Passiva

Rechnungswesen für Reiseverkehrskaufleute

Informationsblatt: Aufgaben des Rechnungswesens

Einnahmen Überschussrechnung versus Bilanzierung Steuerforum am 7. März 2017

Grundlagen Rechnungswesen

GRUNDLAGEN DER DOPPELTEN BUCHHALTUNG

Finanzbuchhaltung. Darum geht es u.a Prof. Dr. Werner Heister 1

Buchungssatz Wertbewegungen in der Bilanz (LA 1.6)

Einführung in die Erfolgsrechnung

Buchführung für IT-Berufe

Rechnungswesen Buchführung und Bilanzierung. Kapitel 3: Doppelte Buchführung

Teil 1: Praxiswissen Buchführung

Inhaltsübersicht.

Rechnungswesen, Buchführung

Lösungs- und Bewertungsbogen für Lehrgangsklausuren

Betriebliches Rechnungswesen

INSTITUT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE UND BETRIEBSSOZIOLOGIE O.UNIV.-PROF. DIPL.-ING. DR.TECHN. ULRICH BAUER

Online-Test 2016 Bilanzierung / Buchführung - Nur für registrierte Teilnehmer -

2. Grundlagen der Finanzbuchführung / 2.1 Gesetzliche Grundlagen und GoB. Literatur:

Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Jahresabschlussanalyse

Doppelte Buchführung in Konten DOPPIK

Einführung in die Erfolgsrechnung

Bestandskonten. Was Sie in diesem Dokument erfahren

a. Soll: Waren Haben: Verbindlichkeiten LL b. Soll: Bank Haben: Forderungen LL d. Soll: Verbindlichkeiten gg. KI Haben: Eigenkapital

Rechnungswesen (ReWe) Rechnungswesen (ReWe) Definition

Wirtschaftlichkeitsrechnung (SS 2009)

Mengenmäßige Aufnahme aller körperlichen Vermögensgegenstände durch Zählen, Messen, Wiegen oder Schätzen und anschließende Bewertung der Mengen.

22. Ertragslage 221. Grundbegriffe 222. Instrumente Vermögensvergleich

Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht. Klausur Bilanzkunde WS 2011/2012

Bilanz. Eigenkapital. Vermögensgegenstände. Fremdkapital = Schulden. Beispiel:

Magische Wand A 200 B 300 C 400 D 500. Inventur / Inventar. Risiko!

Organisation der Buchführung und Kontenrahmen

a) Bei der Stichtagsinventur kann die Bestandsaufnahme innerhalb einer Frist von zehn Tagen vor oder nach dem Stichtag erfolgen.

Lösungen Lernkontrolle

Neues Kommunales Haushalts- und Rechnungswesen im Freistaat Sachsen

Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht. Klausur Bilanzkunde WS 2012/2013

Leseprobe aus Bachert, Eischer und Held, Kosten- und Leistungsrechnung, ISBN Beltz Verlag, Weinheim Basel

Kostenrechnung in der Hauswirtschaft Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Deckungsbeitragsrechnung Kalkulation...

Rechnungswesen in der Immobilienwirtschaft

Rechnungswesen für Steuerfachangestellte

Grundlagen des Rechnungswesens nach HGB und IFRS

Vorbereitungslehrgang 2006/2007

Unternehmensbewertung anhand von Kennziffern

Finanzbuchhaltung... 8 Kostenrechnung... 8 Betriebliche Statistik und Planungsrechnung... 8 Verständnisfragen... 8

Wahlpflichtfächergruppe II BWR

2.14 Erfolgsermittlung

Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht. Klausur Bilanzkunde WS 2008/2009

Rechnungswesen I Abschlussklausur Name: Matr.Nr. Unterschrift: Aufgabe Summe Note Erreichbare Punkte Erreichte Punkte

Einnahmen Überschussrechnung versus Bilanzierung Steuerforum I am 9. April 2018

System der Buchungen und des Abschlusses

Die vier Möglichkeiten der Bilanzveränderung

1 Grundlagen der Buchführung Inventur und Inventar Die Bilanz 31. Inhaltsverzeichnis. Inhaltsverzeichnis. 0.

Guthaben bei Banken ,00 Schulden aus Lieferungen und Leistungen (L

Von der Buchführung zur Bilanz

Wirtschaftsinformatik Grundwissen Jahrgangsstufe 8

Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht. Klausur Bilanzkunde WS 2009/2010

Betriebswirtschaftslehre endlich verstehen

2 Das System der doppelten Buchführung

Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht. Klausur Bilanzkunde WS 2006/2007

1. Das Konto 23. Wirtschaftsjahr 02

Lernsituation 23. Inventar und Bilanz erstellen und vergleichen. Situation. Arbeitsaufträge

Externes Rechnungswesen. Jahresabschluss

Einführung. in die. Finanzbuchhaltung

Bilanzsteuerrecht. Fachplan. FACHHOCHSCHULE FÜR FINANZEN in Königs Wusterhausen. P Bil. für das Studienfach. Grundstudium E 2015

Studienbrief (Auszug) Sportbetriebswirt. Betriebswirtschaftslehre. Bilder: vic&dd, 2011 Benutzung unter Lizenz von Shutterstock.

Kapitel 1 und 2. Die Doppelte Buchhaltung E i n f ü h r u n g Kreislaufbeispiel ohne USt.

Einführung Fallsituation Gigabit Systemhaus GmbH

Rechnungswesen Basiswissen

LESEPROBE. Finanzbuchführung

Buchführung. Buchführungspflicht

Wirtschaftlichkeitsrechnung (SS 2009)

Übungsaufgaben Rechnungswesen wirtschaftsbezogene Qualifikation 1. Tag

Eröffnungsbilanz- und Schlussbilanzkonto (engl. opening balance sheet account)

US-GAAP GKR. Jahresabschluss Kostenrechnung externes Rechnungswesen

1 Grundlagen der Buchführung 11

Abschlussvorbereitungen für den Jahresabschluss. Doppelte Buchhaltung

Transkript:

Wirtschaft Matthias Hofer Rechnungswesen: Einführung in die doppelte Buchführung und Kosten- und Leistungsrechnung Kompendium für Einsteiger und zur Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen der Finanzbuchhalterlehrgänge der Volkshochschulen

Matthias Hofer Rechnungswesen Einführung in die doppelte Buchführung und Kosten- und Leistungsrechnung Kompendium für Einsteiger und zur Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen der Finanzbuchhalterlehrgänge der Volkshochschulen

kurz vorweg Wie oft habe ich als Schüler und später als Erwachsener, der lebenslang lernen möchte, davon geträumt, ein Lehrbuch in den Händen zu halten, das ohne ausladendes Geschwafel, zig Fußnoten und Querverweisen einfach mal auf den Punkt kommt. Seit vielen Jahren unterrichte ich an verschiedenen Bildungseinrichtungen Buchführung und Kostenrechnung und weiß, wie schwer vielen Teilnehmern die Beschäftigung mit diesen Themen fällt. Vor einiger Zeit kam mir nun der Gedanke, einmal ein Lehrbuch zu erstellen, das ohne überflüssigen Ballast auskommt und in einer so einfachen Sprache geschrieben ist, dass selbst ich es in meiner Schulzeit verstanden hätte. Das Ergebnis halten Sie in Ihren Händen: sicher kein perfektes Buch, aber ein dünnes Kompendium, das jedem Anfänger/jeder Anfängerin auf dem Gebiet des Rechnungswesens elementare Grundkenntnisse der doppelten Buchführung sowie der in einer (hoffentlich) leicht verständlichen Sprache vermitteln soll. Auch für angehende Weiterbildungsprüfungen zum Finanzbuchhalter ist dieses Kompendium geeignet. Mein ausdrücklicher Dank geht an meine Kursteilnehmer und Hörer, die mir mit ihren Anregungen und Tipps (für weitere Tipps bin ich dankbar) bei der Konzeption sehr geholfen haben sowie an die Kollegen und Mitarbeiter, v.a. der Volkshochschule Wilhelmshaven, für die seit Jahren anhaltende Unterstützung meiner Arbeit. Viel Spaß beim Lesen und Lernen! Matthias Hofer, August 2012 Thema Seite Doppelte Buchführung 1. Teil: Allgemeine Grundlagen (für alle Kontenrahmen geeignet) 3 Doppelte Buchführung 2. Teil: Buchhalterische Einzelfälle (nach dem Kontenrahmen der Industrie) 20 1. Teil: Grundlagen 73 2. Teil: Kostenartenrechnung 81 3. Teil: Kostenstellenrechnung 88 4. Teil: Kostenträgerrechnung 99 5. Teil: Beschäftigung, Kapazität, Beschäftigungsgrad 109 6. Teil: Kurzfristige Erfolgsrechnung/Kostenträgerzeitrechnung 111 7. Teil: Grundlagen der Deckungsbeitragsrechnung 113 2

Doppelte Buchführung 1. Teil Allgemeine Grundlagen (für alle Kontenrahmen geeignet) Thema Seite 01) Rechtliche Pflichten 4 02) Begriff und Bestandteile des Rechnungswesens im Überblick 5 03) Aufgaben der doppelten Buchführung 6 04) Aufgaben und Struktur der Bilanz 7 05) Wie kommen die Werte in die Bilanz? Inventur und Inventar 8 06) Unterschiede zwischen Inventar und Bilanz 8 07) Wertbewegungen in der Bilanz 9 08) Warum überhaupt eine Buchführung? 10 09) Was bedeutet eigentlich doppelte Buchführung? 10 10) Die Bildung von Buchungssätzen und Kontierung 10 11) Wichtige Bewertungsgrundsätze 15 12) Eröffnungsbilanzkonto und Schlussbilanzkonto 16 13) Kontenrahmen und Kontenplan 17 14) Bücher der doppelten Buchführung 18 15) Das Gewinn- und Verlustkonto 19 16) Gewinnermittlung durch Eigenkapitalvergleich 19 3

01) Rechtliche Pflichten Bevor auf die Technik der doppelten Buchführung (Doppik = doppelte Buchführung in Konten ) eingegangen wird, sollte anfangs die Frage beantwortet werden, wer überhaupt zur Vornahme einer doppelten Buchführung verpflichtet ist. Pflicht nach Handelsrecht Grundsätzlich gilt: Wer sein Gewerbe im Handelsregister eingetragen hat, der muss gemäß 238 HGB Handelsbücher führen. Daraus leiten wir ab, dass für eingetragene Kaufleute grundsätzlich eine handelsrechtliche Pflicht zur doppelten Buchführung besteht. Für alle anderen gewerblich oder beruflich tätigen Unternehmer (z.b. Freiberufler) besteht umgekehrt also keine Pflicht. Pflicht nach Steuerrecht Nach 140 der Abgabenordnung (AO) muss jeder Unternehmer, der nach Handelsrecht eine doppelte Buchführung betreibt, dieses auch für die Besteuerung tun ( 4 (1) + 5 (1) EStG). Nicht im Handelsregister eingetragenen Unternehmern ist es erlaubt, eine Einnahmenüberschussrechnung vorzunehmen ( 4 (3) EStG). Ausnahmen hier: Der Umsatz pro Jahr übersteigt die Grenze von 500.000,00. oder Der Gewinn pro Jahr übersteigt die Grenze von 50.000,00. In diesen Fällen entsteht also auch für nicht eingetragene Unternehmer die Pflicht zur doppelten Buchführung. 4

02) Begriff und Bestandteile des Rechnungswesens im Überblick Das betriebliche Rechnungswesen gliedert sich in: Geschäftsbuchhaltung Hierunter versteht man das Buchen der Geschäftsfälle und das Führen der Geschäftsbücher. Die Geschäftsbuchhaltung ist Teil des internen Rechnungswesens, d.h. sie richtet sich in erster Linie an das Unternehmen bzw. die Unternehmensleitung selbst. Ihre Durchführung ist an keine gesetzlichen Bestimmungen gebunden. Finanzbuchhaltung Die Finanzbuchhaltung umfasst alle Maßnahmen, die den betrieblichen Jahresabschluss betreffen. Hierzu gehören die Inventur, die Erstellung der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (Bewertung) sowie die Verteilung von Gewinn und Verlust an die Gesellschafter und die Bilanzanalyse. Gerade die Bewertung ist an strenge Gesetze gebunden, die sich hauptsächlich aus dem Steuerrecht ergeben. Die Finanzbuchhaltung ist nach außen gerichtet (externes Rechnungswesen), d.h. sie richtet sich in erster Linie an verschiedene Gläubiger. Kosten und Leistungsrechnung Das Endziel dieses Teils des internen Rechnungswesens ist die Kalkulation der Verkaufspreise. Hierzu wird zunächst ermittelt, welche Kosten in welchem Teil des Unternehmens angefallen sind. Später werden dann diese Kosten anteilsgerecht auf die Kostenträger verteilt. Dies kann je nach Art des Unternehmens auf unterschiedliche Weise geschehen. Die Leistungsrechnung beschäftigt sich dann schließlich mit der Bewertung der Wirtschaftsgüter. Weitere wichtige Aufgaben der sind die ständige Kontrolle der betrieblichen Wirtschaftlichkeit und die Bereitstellung von Zahlenmaterial für weitere Zwecke. Statistik Im Groben handelt es sich um einen übersichtlichen Vergleich von didaktisch aufbereitetem Zahlenmaterial. Planungsrechnung Unter einer Planungsrechnung versteht man eine betriebliche Vorschaurechnung anhand verschiedenartiger Pläne. Vor allem seien hier Gründungspläne, Finanzpläne, Beschaffungs- und Absatzpläne zu nennen. 5

Controlling Controlling beschreibt im deutschen Sprachraum die Kontrolle, vor allem aber die Steuerung eines Unternehmens anhand verschiedener Maßnahmen. Werden alle Teilbereiche des Unternehmens gemeinsam betrachtet, ergibt sich für den Begriff des Rechnungswesens folgende Deutung: Unter Rechnungswesen versteht man unter Wahrung aller gesetzlichen Vorschriften ein Abbild des betrieblichen Leistungsprozesses durch eine lückenlose Aufzeichnung aller Vorgänge, die den Unternehmenserfolg bestimmen. Dabei bildet die Buchführung, wenn man es so will, die erste Stufe des Rechnungswesens. Sie sammelt Daten, Fakten, Belege und ordnet Zahlenmaterial, welches in die anderen Bereiche des Rechnungswesens weitergegeben wird. 03) Aufgaben der doppelten Buchführung Zu den Aufgaben einer doppelten Buchführung gehören: a) Feststellung des Standes von Vermögen und Schulden b) Aufzeichnung aller Wertveränderungen durch die laufenden Geschäftsfälle c) Ermittlung des Unternehmenserfolgs durch Erfassung aller Aufwendungen und Erträge des Geschäftsjahres d) Ermittlung von Zahlenmaterial zur weiteren Verwendung e) Schutz der Gläubiger durch realistische Darstellung der Vermögenslage f) Beweismittel bei Rechtsstreitigkeiten g) innerbetriebliche Kontrolle h) Lieferung von Zahlenmaterial für eine optimale Besteuerung 6

04) Aufgaben und Struktur der Bilanz Um die buchhalterischen Abläufe verstehen zu können, ist es erforderlich, sich zunächst mit der Struktur des eigentlichen Ziels der Buchführung auseinander zu setzen: der Bilanz. Die Erstellung der Bilanz ist gemäß 242 HGB gesetzliche Pflicht. Dabei handelt es sich um eine Gegenüberstellung des Vermögens mit dem Kapital. Beide Seiten müssen sich dabei die Waage halten. Der Aufbau einer Bilanz unterliegt gesetzlichen Bestimmungen, die im Modul Bilanzierung besprochen werden, und deshalb an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Die Bilanz ist eine zweispaltige Tabelle mit folgenden Inhalten: Aktiva (Vermögen) Bilanz Passiva (Kapital) I. Anlagevermögen I. Eigenkapital = Vermögensposten, deren Werte sich relativ selten verändern. Hierzu gehören v.a. Gebäude, Grundstücke, = ergibt sich rechnerisch, indem das Fremdkapital vom Gesamtvermögen abgezogen wird Fuhrpark, technische Anlage und Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung II. Umlaufvermögen = Vermögensposten, deren Werte relativ häufig wechseln. Hierzu gehören v.a. Bank, Kasse, Forderungen und die verschiedenen Vorräte II. Fremdkapital = Schulden, hierzu gehören v.a. langfristig: Darlehen und Hypotheken kurzfristig: Verbindlichkeiten Das Kapital ist im Vermögen gebunden. Somit besteht eine Beziehung zwischen den Bilanzseiten, die im Folgenden erläutert wird. Der Aufbau der Bilanz ist für mittlere und große Kapitalgesellschaften vorgeschrieben ( 266 HGB). Alle anderen Unternehmungen orientieren sich hieran. Im Weiteren sind leere Zeilen in der Bilanz durch eine Buchhalternase zu entwerten, die Bilanzsummen sind doppelt zu unterstreichen. Die Bilanz ist vom Unternehmer zu unterschreiben. 7

05) Wie kommen die Werte in die Bilanz? Inventur und Inventar Die Werte in der Bilanz werden durch Inventur ermittelt. Hierunter versteht man eine Reihe von Maßnahmen zur Aufnahme aller Vermögensteile und Schulden durch zählen, messen, wiegen, schätzen, bewerten und durch den Abschluss der Konten in der Buchführung. Einteilung der Inventur nach der Art und Weise Buchinventur: Bewertung und Abschluss der Konten körperliche Inventur: Vor allem im Vorratsbereich wird gezählt, gemessen, gewogen und geschätzt. Einteilung der Inventur nach dem zeitlichen Rahmen Stichtagsinventur: Inventur +/- 10 Tage zum Stichtag zeitlich versetzte Inventur: bis drei Monate vor und zwei Monate nach dem Stichtag permanente Inventur: betrifft das Vorratsvermögen; Bestandsaufnahme verteilt sich auf das ganze Jahr; Vorratsbestandsveränderungen werden laufend erfasst Die Ergebnisse der Inventur werden geordnet erfasst in einer Liste, die man Inventar nennt. Es besteht aus drei Teilen: A. Vermögens- und Besitzteile B. Schulden C. Eigenkapitalermittlung (Reinvermögen) Auf Grundlage u.a. des Inventars wird schließlich die Schlussbilanz erstellt. 06) Unterschiede zwischen Inventar und Bilanz: Inventar Staffelform kein Teil des Jahresabschlusses ausführlich Bilanz Kontenform Teil des Jahresabschlusses kurzgefasst 8

07) Wertbewegungen in der Bilanz Jeder gebuchte Geschäftsfall (Hierunter versteht man betriebliche Vorgänge, die Zahlenmaterial liefern.) hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Jahresbilanz. Man unterscheidet dabei vier Möglichkeiten: 1. Aktivtausch Beispiel: Barabhebung von der Bank 300,00 Angesprochen sind die Bilanzposten Kasse und Bank. Beide Posten befinden sich auf der Aktivseite der Bilanz. Dabei erhöht sich der Kassenbestand um 300,00, das Bankkonto vermindert sich um den gleichen Betrag. Mehrung eines Aktivpostens, bei gleichzeitiger Minderung eines anderen Aktivpostens 2. Passivtausch Beispiel: Umwandlung einer kurzfristigen Schuld in eine langfristige Schuld 1.000,00 Angesprochen sind die Bilanzposten Verbindlichkeiten und Darlehen. Beide Posten befinden sich auf der Passivseite der Bilanz. Dabei erhöht sich der Darlehensbestand um 1.000,00, das Konto Verbindlichkeiten vermindert sich um den gleichen Betrag. Mehrung eines Passivpostens, bei gleichzeitiger Minderung eines anderen Passivpostens 3. Aktiv-Passiv-Mehrung Beispiel: Kauf von Büroschränken auf Ziel (= Rechnung) für 800,00 Angesprochen sind die Bilanzposten Betriebs- und Geschäftsausstattung und Verbindlichkeiten. Der Posten Betriebs- und Geschäftsausstattung befindet sich auf der Aktivseite, der Posten Verbindlichkeiten auf der Passivseite der Bilanz. Beide Posten erhöhen sich um den gleichen Betrag, da der Geschäftsfall das Vermögen und gleichzeitig die Schulden um 800,00 vermehrt. Mehrung eines Aktivpostens, bei gleichzeitiger Mehrung eines Passivpostens 4. Aktiv-Passiv-Minderung Beispiel: Wir bezahlen eine Liefererschuld durch Banküberweisung 750,00 Angesprochen sind die Bilanzposten Verbindlichkeiten und Bank. Der Posten Verbindlichkeiten befindet sich auf der Passivseite, der Posten Bank auf der Aktivseite der Bilanz. Beide Posten vermindern sich um den gleichen Betrag, da der Geschäftsfall das Bankvermögen und gleichzeitig die Liefererschulden um 750,00 vermindert. Minderung eines Aktivpostens bei gleichzeitiger Minderung eines Passivpostens 9

08) Warum überhaupt eine Buchführung? Eine Bilanz ist tabu. Sie darf nicht geändert, verändert oder modifiziert werden. Aus diesem Grunde dürfen die genannten Wertbewegungen nicht direkt auf der Bilanz, sondern müssen auf Konten erfasst werden. An dieser Stelle beginnt der Übergang in die doppelte Buchführung. 09) Was bedeutet eigentlich doppelte Buchführung? Es gibt unterschiedliche Deutungen, weshalb eine doppelte Buchführung eben doppelt ist: a) Jeder Geschäftsfall wird doppelt gebucht, einmal auf der Sollseite (linke Seite) und einmal auf der Habenseite (rechte Seite) eines Kontos. b) Es gibt zwei Möglichkeiten einer Gewinnermittlung: b1) über die Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung) b2) durch den Eigenkapitalvergleich: Eigenkapital Ende des Jahres - Eigenkapital Anfang des Jahres + Privatentnahmen - Privateinlagen c) Es gibt zwei elementare Bücher der Buchführung, das Grund- und das Hauptbuch, die durch mehrere Nebenbücher ergänzt werden. 10) Die Bildung von Buchungssätzen und Kontierung Buchungssätze werden aus Geschäftsfällen konstruiert. Um Buchungssätze formulieren zu können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: 1) Der Geschäftsfall muss Hinweise auf mindestens zwei Konten enthalten. 2) Der Geschäftsfall muss Hinweise auf Geldbeträge enthalten. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, so kann mit der Formulierung des Buchungssatzes begonnen werden. Dazu muss der Buchhalter zunächst ermitteln, welche Konten von diesem Geschäftsfall betroffen sind. Ist diese Frage beantwortet, muss man sich darüber Gedanken machen, auf welcher Seite der ermittelten Konten eine Mehrung bzw. Minderung stattfindet. Um dieses Problem zu lösen, muss dem Buchhalter klar sein, auf welcher Bilanzseite (links oder rechts) die jeweiligen Konten zu finden sind. 10