Vom Pflegeheim zum Stadtteilhaus Strategien der Öffnung Fachgespräch Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion am 25. Oktober 2010 in Berlin



Ähnliche Dokumente
Zukunft Quartier - Vom Pflegeheim zum Stadtteilhaus Pflegefachtagung am 2. Dezember 2010 in Bremen

Wege aus der Demographie-Falle Gesundheitspolitisches Kolloquium am 8. Juni 2011 Zentrum für Sozialforschung, Universität Bremen

Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e. V., Fachtagung in Bremen am 26. November 2012

Positionspapier: Zukunft Quartier Lebensräume zum Älterwerden (CBP-Trägerforum Berlin, )

Das Netzwerk SONG: Wer pflegt, wenn alle. in Rente gehen? Zukunftskonzepte im demografischen Wandel. in Kiel am

Quartierskonzepte und Lokale Verantwortungsgemeinschaften

Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung Sprecher Netzwerk SONG. Alexander Künzel

Netzwerken im Wohnquartier - der demografischen Entwicklung die Stirn bieten

Aus 2 wird 1: Vom Pflegeheim zum Stadtteilhaus Konzepte einer sozialraumorientierten Altenhilfe

Das Netzwerk SONG: Vom Pflegeheim zum Stadtteilhaus

Effekte gemeinschaftlicher Wohnprojekte für das Gesundheits- und Sozialwesen Ergebnisse aus dem Netzwerk SONG Darmstadt

Zukunft Quartier Älter werden im Wohnviertel

Die Bremer Heimstiftung und der Quartiersgedanke

Betreuungs- und Wohnformen für Menschen mit Demenz

Kommissionsdrucksache

Fachtag Lebens(t)räume kennen keine Grenzen!? am in Flintbek

Die Bremer Heimstiftung und der Quartiersgedanke Chancen für die Hauswirtschaft durch neue Wohnformen

VOM SENIORENHEIM ZUM HAUSGEMEINSCHAFTSKONZEPT. Umsetzung in den Häusern der Samariterstiftung

Berliner Erklärung Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft

Bayern. wasch dich doch selbst Leben und gepflegt werden im Quartier. Tagung 26./27. Februar 2016 Heilsbronn

Man wohnt nicht, um zu wohnen, sondern man wohnt, um zu leben (Paul Tillich, Philosoph und ev. Theologe)

Im Alter gut versorgt im Quartier - Selbstorganisation und Kooperation am Ackermannbogen

Lebensräume zum Älterwerden - Netzwerkstrukturen im Quartier

Ute Holtermann, Dipl.Geront. 1

Neue Wohnformen. Selbstbestimmtes Leben im Alter Sozialer Kreis Plön. Preetz, 26. Februar 2014

4. CBP Trägerforum Teilhabe im Alter

Ortsmitte Schwaig Arbeitsgruppen Michael John BASIS-Institut GmbH, Bamberg

Reform der Pflegeversicherung

Service-Robotik: Mensch- Technik-Interaktion im Alltag. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung. 13. April Hr, Ma

Information Beratung Vermittlung PFLEGE STÜTZPUNKT HEIDELBERG

Wohnen und Lernen unter einem Dach Neues aus der Freien Altenarbeit Göttingen e.v.

Vielfalt von Versorgungsformen. als Antwort auf den demografischen Wandel

Senioren. Hausgemeinschaft. Löhne-Mennighüffen

Quartierskonzepte. REHACARE September Die Zukunft der. Wohn- und Pflegeinfrastruktur

Genossenschaftliches Quartierskonzept im Bauverein Breisgau eg

CBT Wohnhaus Upladin Vom Stationären Altenheim zum Quartiershaus

Hamburger Fachtag 20. Juni 2018 WOHNPROJEKTE ALS POTENZIAL

Wohnformen im Alter. Ein Vortrag im Rahmen des Seniorenfrühstücks von Frank Ulrich & Michael Meibohm

Neues Wohnen im Alter - selbstbestimmt und sozial integriert Darmstadt 14. Oktober 2010

LWL-Klinikum Gütersloh Eine Einrichtung im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen. Leben im Quartier statt im Heim am Beispiel des Kreises Gütersloh

Masterplan Quartier Neue Konzepte der Wohn- und Pflegeformen am Beispiel Generationen Campus Ratheim. Solidarisch leben

Unternehmenszweck und -aufgaben

Wohnen im Viertel bei der GEWOFAG Versorgungssicherheit in der eigenen Wohnung. Seite 1

Wohn und Betreuungsformen alte und neue Konzepte im Überblick

Soziales neu gestalten (SONG)

Haus CERES 1. Wachkomawohngemeinschaft in BaWÜ

Pflege in geteilter Verantwortung Beispiele kommunaler Organisation der ambulanten Pflege

14. Münsterische Sozialrechtstagung am 5. Dezember 2008

Hauswirtschaft im Quartier

Kongress-Kurzinformation

Leistungsrechtliche Umsetzung der Pflegeversicherung (SGB XI)

Der aktuelle Landespflegebericht

Ambulante Pflegedienste als Akteure im Quartier: Von der Idee zur Konzeption

Beratung, Alltagshilfen, Angebote zur sozialen Integration

Reha vor Pflege. Umsetzung eines normativen Grundsatzes aus der Sicht eines Altenhilfeträgers

Martinsclub Bremen e.v. Konzept und Umsetzung

Quartierskonzepte in Bayern Beispiele und Fördermöglichkeiten

Kuratorium Deutsche Altershilfe

Pflegebedarfe und -angebote mit Fokus NRW

Mathias Westecker Teilhabe jetzt! Hamburg, den

Konsequent ambulant Planen, Handeln, Abrechnen

PS 0, I, II, oder III (mit dauerhaft erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz, der zur Inanspruchnahme des erhöhten Betrages berechtigt)

Zukunft der Pflege in Niedersachsen Ärztekammer Niedersachsen 4. November 2008

Wohnen und Architektur für die Zielgruppe 50 plus

Leistungsempfänger/Leistungsempfängerinnen

Die Zukunft der Pflege im Quartier?

2. BRANDENBURGER AKTIONSTAGE > WOHNEN IM ALTER < JULI 2014 POTSDAM

Lokale Allianz für Demenz

Füssen Heimat im Alter

Zerreißprobe Pflege FORUM.MESSE VORSORGE.PFLEGE.BEGLEITUNG. ABSCHIED.TRAUER. Pflege und Beruf vereinbaren, wie geht das? Messe Bremen 9.

FORUM. Die Bedeutung von neuen Wohn- und WohnPflegeformen für die Quartiers- und. Stadtentwicklung. Berlin 1. Juni

Modellhafte Umsetzung von Reha und Pflege im Kontext der Altenhilfe. Aus der Sicht der Bremer Heimstiftung

Wonach richten sich die Pflegestufen?

Gemeinsam Verantwortung tragen für ein Generationen und Kulturen übergreifendes Zukunftskonzept.

Anforderung Wohnqualität geprüft angebots -relevant keine geringfügige wesentliche behoben am 1. Privatbereich Badezimmer / Zimmergrößen 2. Ausreichen

Personalsicherung in der Altenpflege. Jörg Reuter-Radatz Diakonisches Werk in Niedersachsen e.v.

Innovative Wohn- und Pflegekonzepte für das Quartier und im Dorf

Entlassungsmanagement aus der Sicht des Sozialdienstes im Klinikum Bremen Nord Ulrike Ramme-Bodensiek. Bremen,

Die Stiftung trias. Boden. Ökologie. Gemeinschaftliches Wohnen. trias griechisch, die Dreiheit Steht für die drei Ziele der Stiftung

Einführung. Klaus Jacobs, Adelheid Kuhlmey, Stefan Greß und Antje Schwinger XIII

Stadtentwicklung im demografischen Wandel Ulmer Generationen-Forum. Wohnen im Alter Aktivitäten der Stadt Ulm. Alexander Wetzig, Baubürgermeister

Zusammenwirken von Sozialraum und Menschen mit Behinderung Empfehlungen aus der Berliner Kundenstudie

Gesicherte Zukunft. durch aktive Bürgerschaft

Claudia Tritschler Dipl.-Soziologin, Dipl.-Psycho-Gerontologin. Fachstelle für ambulant betreute Wohngemeinschaften in Bayern

Gemeinsam Energie erleben

E-Lotsen-Geisenheim. Anlaufstelle und Netzwerk Wohnberatung. Beratung vor Ort zum selbstständigen Wohnen im Alter - professionell, neutral

Wohnen im Viertel bei der GEWOFAG Ein zweites Wohnzimmer für unsere Bewohnerinnen und Bewohner Fachpolitische Tagung Generationengerecht leben in

Pflegewohngruppe Adlergarten

Quartierskonzepte Chancen für die Zukunft und Herausforderungen bei der Umsetzung. Ursula Kremer-Preiß

Der Alltagsbegleiter

Landeshauptstadt München Sozialreferat Amt für Soziale Sicherung. Hilfen im Alter, bei Pflege und Betreuung. Glossar. Wohnen und Leben im Alter

Sicherung der Pflege in Tübingen Projekt Seniorenleben und Pflege

Steffi s Pflegeteam. Der Pflegeberater. Spinnereiinsel Kolbermoor Mobil /

Ambulante Hausgemeinschaft in Coburg

Case Management und Gesundheitslotsen Hand in Hand : Patientenorientiertes Entlassmanagement durch koordinierte Überleitung!

Individuelle Teilhabe durch Beratung am Beispiel der Seniorenbüros ros in Dortmund. Fachtagung Quo Vadis Altenpflege 4.11.

Die Demenzwohngemeinschaften. Josef v. Görres-Str. Alzheimergesellschaft StädteRegion Aachen

LeNa Lebendige Nachbarschaft. Fehlinghöhe Steilshoop

Erste Pflegenoten zeigen gute und schlechte Qualität der Heime - Transparenzkriterien wirken

Wohnen und Leben im Alter

Transkript:

Vom Pflegeheim zum Stadtteilhaus Strategien der Öffnung Fachgespräch Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion am 25. Oktober 2010 in Berlin Vortrag von Alexander Künzel Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung Sprecher Netzwerk SONG

Das Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG)

Die Ziele im Netzwerk SONG Transparenz über Good-Practise-Modelle der Netzwerkpartner (Gemeinsame) Probleme in Quartiersprojekten erkennen und lösen. Mehrwert gemeinschaftlicher Wohnprojekte messen (Social Return on Investment) Politikberatung und Transfer in die Fläche. Networking und Binnenwirkung bei den Netzwerkpartnern ermöglichen.

Gemeinsames Projektprofil Stärkung von Eigenverantwortung Förderung von sozialen Netzen und neuen Formen des Hilfemixes. Entwicklung neuer Kooperationsformen: Interessengemeinschaften im Gemeinwesen. Erschließung neuer Pflegearrangements im Quartier. Mobilisierung erhöhter nachbarschaftlicher Hilfen in verlässlicher Beheimatung im Quartier.

Klare Fakten: Mehrwert der SONG-Projekte Bessere Gesundheitsentwicklung und geringerer Hilfebedarf bei den Bewohnern der Modellprojekte. Intensivierter Austausch mit dem Wohnquartier sowie Indizien für ein erhöhtes Engagement der Quartiersbewohner. Stärkere Inanspruchnahme von Nachbarschaftshilfe. Messbare Einspareffekte insbesondere für die öffentlichen Kostenträger. Positive Effekte für weitere Personengruppen (etwa Familien, Alleinerziehende oder sozial Benachteiligte). Im Ergebnis: Sozialer Reichtum für Viele.

Praxisbeispiele der Bremer Heimstiftung: Normalität und Stadtteilbezug als Gegenmodell zum Pflegeheim-Boom

Drei goldene Regeln der Institutionskritik Netzwerk statt Käseglocke Quartier statt grüne Wiese Klasse statt Masse

Pflegeversicherung: Zwei Lebenslügen behindern Gemeinwesenorientierung 1. Ambulant vor stationär 440 Euro 1.023 Euro Pflegestufe I 2. Rehabilitation geht vor Pflege Die Finanzierungslogik (Rehabilitationsleistungen zu Lasten der Krankenkasse, Rehabilitationsgewinn zugunsten der Pflegeversicherung) behindert flächendeckend den Zugang zu Rehabilitationsleistungen für pflegebedürftige ältere Menschen.

Haus im Viertel - Kooperationsziele Ziele des Netzwerks: Qualitativ hochwertige Versorgung der Menschen im Wohnprojekt und Schaffung eines generationsübergreifenden, vitalen Stadtteiltreffs Absicherung schwerster Pflegebedarfe durch Pflege-WG im Quartier

Stadtteilhaus Huchting

Wohnen und Pflege STADTTEILHAUS HUCHTING Beratung & ambulante Dienstleistungen Gesundheit & Begegnung der Generationen

Stadtteilhaus Huchting - Wohnküche

Charakterisierung Haus Huchting 2001 klassische Großeinrichtung Monopol im Stadtteil ( man geht in die Tegeler Plate ) hohe Auslastung hospitalisierende Strukturen Angehörige werden nicht beteiligt relativ großer Sozialdienst Entwicklungen im Stadtteil ausgeliefert marktstrategisch kein Zukunftskonzept

Die Verkleinerung des Pflegeheims Platzabbau von 102 auf 46 Langzeitpflegeplätze (ausschließlich in Einzelzimmern) Bildung von 4 Hausgemeinschaften mit jeweils eigener Wohnküche Zielgruppenkonzept: Demenzerkrankte Auflösung der Zentralküche Übernahme der bisherigen Küchenhelfer in die Hausgemeinschaften

Vom Heim zur Hausgemeinschaft ein spannendes Reformquartett Reduktion von Institution: Die Schaffung eines hinsichtlich seiner Kleinheit und seiner hauswirtschaftlichen Alltagsversorgung autonomen Lebensraums garantiert eine hohe Normalität im Alltag des Heimbetriebs (Vermeidung von Schnittstellen, erlebbare Normalität und Fokussierung auf Alltagsgestaltung). Betriebswirtschaftliche Effizienz: Kernfrage wie viel Prozent bezahlter Mitarbeiterstunden geschehen sichtbar im Kontakt mit oder in Bezug auf die Bewohner/Angehörige? Die Ansiedlung der Hauswirtschaft in der Wohnküche bewirkt die Erhöhung des erlebbaren Personaleinsatzes. Humanisierung der Arbeit: Vielfältigerer Personalmix, der Verzicht auf Großküchen und Weiterqualifizierung von Küchenhilfspersonal zu Alltagsbegleitern schafft attraktive Arbeitsplätze als Alternative zu stupider Fließbandarbeit. Rezept gegen Personalmangel: Qualifizierungs-Konzept Alltagsbegleiterin ermöglicht niedrigschwellig Zugang zum Arbeitsfeld Altenhilfe. Startpunkt für mögliche Bildungs-Karriere.

Konventionelles Pflegeheim vs. Hausgemeinschaften konventionelles Pflegeheim Hausgemeinschaften im Pflegeheim Personaleinsatz Pflege 25,64 VZSt. 20,29 VZSt. + 5,35 VZSt. Hauswirtschaft 4,24 VZSt. 12,11 VZSt. - 7,87 VZSt.? 29,88 VZSt. 32,40 VZSt. - 2,52 VZSt. Ø Personalkosten Pflege Hauswirtschaft 43.510,42 (100%) 34.637,60 (79,6%) Modellbedingte Personalkostenabweichung Minderkosten Pflege 5,35 VZSt. x 43.510,42 = 232.780,75 Mehraufwand Hauswirtschaft 7,87 VZSt. x 34.637,60 = 272.597,91. 39.817,16 Mehraufwand für Struktur Hausgemeinschaft p.a. 39.817,16 p.a. / Bewohner 59 Bewohner 674,87 im Ø je Belegungstag 365 Tage 1,85

Das Stadtteilhaus ist ein Erfolgsprojekt durch die Angebote im Stadtteilhaus werden viele Bürger erreicht viele dezentrale Projekte in den Quartieren wir sind das Kompetenzzentrum Mehrgenerationen- und Gesundheitshaus die Adresse in Huchting Einfluss auf lokalpolitische Entscheidungen hohe Lebensqualität im Heim durch Hausgemeinschaften

Das Stadtteilhaus ist ein Erfolgsprojekt Netzwerk effektives Zusammenspiel aller Beteiligter gemeinsame Weiterentwicklung Projektorientierung Innovationen Power!