Die neuesten Entwicklungen und Überlegungen der ANDA zum Thema: OTA s in Österreich OP-Pflegeforum Linz 18. 10. 2013 Mag. Karl Schwaiger
Zur Person: Mag. Karl Schwaiger Op-Gehilfe, diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, akad. KH Manager, Pflegewissenschafter Pflegedirektor im a. ö. Krankenhaus Hallein, Salzburg 2
Berufspolitische Tätigkeit: 2. Vizepräsident des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, ÖGKV Vorsitzender der ANDA (Austrian Nurse Directors Association), Vereinigung der PflegedirektorInnen der Krankenhäuser in Österreich Vorsitzender der ARGE der PflegedirektorInnen der Krankenhäuser Salzburg 3
Aufbau des Statements: Gibt es einen aktuellen Mangel an OP-Pflegekräften (mit Sonderausbildung) in Österreich? Welche Strategien für eine kontinuierliche und ausreichende Deckung des Bedarfs an OP-Pflegekräften gibt es? Etablierung des Berufsbilds OTA als Mittel zum Erfolg? Weitere geplante Schritte und Ausblick 4
Gibt es einen aktuellen Mangel an OP-Pflegekräften (mit Sonderausbildung) in Österreich? JA der Mangel an OP-Pflegekräften bereitet große Probleme: Nach Erhebungen der ANDA gibt es ein Ost- Westgefälle d. h. je weiter nach Westen, desto höher der Mangel an OP- Pflegekräften. Operationen müssen tw. auf Grund des Mangels an OP-Pflegekräften aktuell verschoben werden. Die Versorgungssicherheit befindet sich teils in einem kritischen Bereich! 5
Aktuelle Probleme aus der Sicht des Pflegemanagements: Wirtschaftlicher Druck hoch: Personaldecke ist überall sehr dünn und Reserven kaum vorhanden Altersdurchschnitt auch beim OP-Personal steigend Problematik der hohen physischen und psychischen Belastung im OP ist mit zunehmenden Alter besonders spürbar (vermehrte Abwesenheiten durch zusätzliche Urlaubswochen, Kuraufenthalte, Krankenstände) Interesse für OP-Pflege beim Pflegenachwuchs eher gering kaum Wunschpraktika (kein Pflichtpraktikum) 6
Das Anforderungsprofil der OP-Pflege ändert sich! Das Berufsbild der OP-Pflege verschiebt sich immer weiter vom klassischen Berufsbild der Pflege hin zu einem hochtechnisierten Aufgabengebiet! Nach Einschätzung aller OP Leitungen in Tirol ergibt sich folgende Aufteilung der Aufgaben im Anforderungsprofil Funktionsdienst OP (Brief an BM f. Gesundheit: Operationstechnische Assistenz in Österreich, 2013): 7
Das Anforderungsprofil der OP-Pflege ändert sich! 8
Welche Strategien für eine kontinuierliche und ausreichende Deckung des Bedarfs an OP-Pflegekräften gibt es unter den gegebenen Vorraussetzungen, wie z. B. Maximal gleichbleibende Personalbudgets und Stellenpläne Tendenziell in allen Bereichen steigender Mangel an Pflegepersonal Druck der Rechtsträger und der Öffentlichkeit auf die Organisation, ohne Wartezeiten die Versorgungssicherheit zu gewährleisten 9
Alle strategischen Maßnahmen der professionellen Personalund Führungsarbeit: Personalmarketing, Personalrekrutierung, Personalentwicklung, Personalbindung, 10
Strukturverbesserungen im bestmöglichen Ausmaß und Orientierung an: best practice Modellen wo gibt es weniger/keinen Mangel und was können die Gründe dafür sein? Organisation? Führung? Teamkultur? Dienstzeitmodelle? Entlohnungssysteme?. 11
Alle diese Maßnahmen werden Seitens des Pflegemanagements kontinuierlich durchgeführt! Der Mangel an OP-Pflegepersonal ist mit diesen Methoden nicht in den Griff zu bekommen! Führt die Etablierung des Berufsbilds OTA auch in Österreich zum Erfolg? 12
Das Berufsbild der/s Operationstechnischen Assistentin/en (OTA) ist ein medizinischer Assistenzberuf in Deutschland und in der Schweiz zur Übernahme von (beispielhafter Auszug aus dem Berufsbild): Instrumentiertätigkeit und assistierenden, organisatorischen und administrativen Aufgaben, fachgerechte Aufbereitung und Bereitstellung von Materialien und des Instrumentariums Mitverantwortung für den perioperativen Ablauf im OP. Ebenso ist die OTA verantwortlich für eine korrekte aseptische und antiseptische Arbeitsweise, sowie die Einhaltung, Durchsetzung und Kontrolle der Hygienemaßnahmen. Vorraussetzung: Mittlerer Bildungsabschluss und Ausbildungsdauer 3 Jahre 13
In Österreich ist der Beruf des OTA derzeit nicht zugelassen! Auf Grundlage der Analyse des Mangels an OP-Pflegekräften in Österreich und den damit verbundenen Problemen in der Versorgungssicherheit der österreichischen Bevölkerung, sowie auf Grund von wirtschaftlichen Überlegungen hat sich die ANDA dazu entschlossen ein Pilotprojekt für die Etablierung des Berufsbildes der OTA an der TILAK zu unterstützen (5. März 2013)! Ziel ist es erstmals ab 2016 einen Lehrgang zur OTA an zu bieten. 14
Vorgehensweise: Petition an die politisch Verantwortlichen (BM f. Gesundheit, NRabg., Kammern usw.) mit der Bitte um Genehmigung eines Pilotprojekts an der TILAK/AZW Entwicklung eines Ausbildungs- und Praktikums- Curriculum am AZW Innsbruck Überzeugungsarbeit, dass OTA s eine notwendige und zielführende Ergänzung zu den derzeit tätigen OP- Pflegekräften sind 15
Mögliche Vorteile durch OTA s: Personalengpass kann durch Rekrutierung neuer Zielgruppen bewältigt werden, die sich vom Thema Pflege sonst nicht angesprochen fühlen (mehr medizinischtechnisch orientierte Menschen) OTA s aus Deutschland oder der Schweiz können auch in Österreich tätig werden Ausbildungszeit beträgt 3 Jahre und dann ist Einsatzbereitschaft bereits in hohem Maß gegeben 16
Der Beruf des OTA s soll sinnvoller Weise in das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz eingegliedert werden. Die Durchlässigkeit und Anrechenbarkeit der OP-Assistenz, zum OTA ist anzustreben! Kosten der Ausbildung sind bedeutend geringer 17
Einarbeitungszeit bzw. Ausbildungsdauer für OP-Pflegekräfte ist im Vergleich zu den OTA s extrem lang und teuer! Dauer der Grundausbildung + Einarbeitungsphase + SAB OP-Pflege beträgt min. 4 Jahre, im Durchschnitt 6 und max. 8 Jahre Pilotprojekt KH Hallein gemeinsam mit SALK: 5 AbsolventInnen nach Diplom direkt in SAB OP-Pflege. Ergebnis: Möglich aber nicht empfehlenswert! 18
Kostenermittlung Variante I: Ausbildung zur dipl. GuKS/P 3 Jahre 43.000,-- Unmittelbar nach Ausbildungsende in OP SAB 1 Jahr 4.500.-- Bezahlte Dienstfreistellung (inkl. DG-Beiträge) 1 Jahr 47.000,-- (eigene Berechnung) Gesamtsumme min.: 94.500,-- 19
Kostenermittlung Variante II: Ausbildung zur dipl. GuKS/P 3 Jahre 43.000,-- Kosten für Einarbeitungsphase OP ohne SAB 2 Jahre 31.300.-- OP SAB 1 Jahr 4.500.-- Bezahlte Dienstfreistellung (inkl. DG-Beiträge) 1 Jahr 50.000,-- Gesamtsumme norm.: 128.800,-- Im Vergleich dazu: Die dreijährige Ausbildung zum OTA kostet 43.000,-- (Eigene Berechnung) Differenzkosten: 85.800,-- ===================================== 20
In Österreich gibt es aktuell 177 Akut-Krankenanstalten (Statistik Austria, 2013) Angenommen in jedem der 177 Akut-Krankenanstalten werden künftig 3 OTA s eingesetzt, dann ergibt sich daraus auf Grundlage des vorhin berechneten Differenzbetrages von 85.800,-- ein Kostenvorteil in Höhe von 45,5 Mio Euro! 177 x 3 x 85.800 = 45.559.800 Ohne Qualitätsverlust! 21
Zeit für Fragen und Diskussion! Herzlichen Dank! Kontakt: Mag. Karl Schwaiger Pflegedirektor A. ö. Krankenhaus Hallein karl.schwaiger@kh-hallein.at 22