WER ZAHLT FÜR DAS PLASTIKGELD?



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Transkript:

KREDITKARTEN WER ZAHLT FÜR DAS PLASTIKGELD? Fast jeder dritte Deutsche besitzt eine Kreditkarte. Auf Reisen oder im Internet ist das Plastikgeld praktisch, doch im Supermarkt oder SB-Warenhaus wird bislang eher selten damit bezahlt. Hintergrund sind die hohen Gebühren, die Banken für die Abwicklung der Kartenumsätze von Handelsunternehmen verlangen. Im Interesse der Kunden will die EU- Kommission diese Kosten künftig deckeln. Das Bezahlen per Kreditkarte ist praktisch für den Kunden, aber teuer für den Handel. Bunte Vielfalt im Portemonnaie Bargeld lacht Plastik auch: Bezahlen mit Karte wird bei deutschen Kunden immer beliebter. Mehr als 40 Prozent vom Umsatz entfallen nach Angaben des EHI Retail Institutes in Köln heute bereits auf Zahlkarten, der Anteil der Barzahlungen sank dagegen seit 2005 von rund 64 auf 55 Prozent. Die Kölner Handelsforscher nehmen regelmäßig die Zahlungsgewohnheiten der deutschen Handelskunden unter die Lupe. Wichtiges Ergebnis: Auch wenn immer öfter bargeldlos bezahlt wird, ist Plastik noch lange nicht gleich Plastik. Der Löwenanteil der Kartenzahlungen entfällt auf Bankkarten (früher EC-Karten ), mit denen man in vielen Geschäften gegen Unterschrift oder Eingabe der Geheimnummer (PIN) bezahlen kann. Deutlich seltener wird an der Ladenkasse dagegen die Kreditkarte gezückt. Obwohl mittlerweile rund 33 Millionen Kreditkarten in deutschen Portemonnaies stecken, entfallen auf diese nur gut fünf Prozent der nationalen Einzelhandelsumsätze. Hintergrund: In vielen Branchen, darunter auch im Lebensmitteleinzelhandel, ist diese Form von Plastikgeld aufgrund der damit verbundenen Kosten nicht sehr beliebt. 1

Immer mehr Deutsche bezahlen mit Plastik: 33 Millionen Kreditkarten sind hierzulande in Umlauf. Händler und Kunden zahlen Gebühren Vielen Kunden ist gar nicht bewusst, was der Einsatz der Kreditkarte sie selbst und den Handel kostet. Denn die Gebührenstruktur ist komplex: Auch wenn auf 95 Prozent aller Karten das Logo von Visa oder Mastercard steht, sind die Gebühren von Karte zu Karte unterschiedlich. Kreditkarten werden nämlich nicht von den Kartenorganisationen direkt, sondern von vielen verschiedenen Banken ausgegeben. Kartenorganisationen wie Mastercard oder Visa erhalten dafür von den Banken Lizenzgebühren. Was der Kunde für den Kartenservice zahlen muss, bestimmt die kontoführende Bank. Üblich sind ein Mix aus Jahresgebühren, Kreditzinsen und Zusatzentgelten, beispielsweise für das Abheben von Bargeld, für den Einsatz außerhalb der Eurozone oder für Zusatzleistungen (zum Beispiel Clubmitgliedschaften oder Versicherungen). Statt nur zu kassieren, belohnen viele Banken ihre Kunden umgekehrt allerdings auch mit umsatzabhängigen Prämien für den Karteneinsatz. Das rechnet sich, denn auch an den Handelsumsätzen per Kreditkarte verdienen die Geldhäuser in der Regel sogar deutlich mehr, als an den Gebühren für Karteninhaber. Kreditkarten werden nicht von der Kartenorganisation, sondern von der Bank ausgegeben. Umstrittene Interbankenentgelte Um Kunden bargeldlose Zahlungen zu ermöglichen, benötigen Handelsunternehmen einen Vertragspartner, der die Kartentransaktionen technisch und finanziell für sie abwickelt. Der 2

Service dieser sogenannten Händlerbanken oder Acquirer ist für die Händler kostenpflichtig. Theoretisch können die Gebühren zwischen den Vertragspartnern frei ausgehandelt werden, insbesondere kleinere Unternehmen haben aber kaum Verhandlungsspielraum. Große Unternehmen mit hohen Kartenumsätzen können schon eher Mengenrabatte aushandeln, allerdings ist auch für sie ein Teil der Entgelte nicht verhandelbar die sogenannten Interbankenentgelte. Für jede Kartenzahlung muss nämlich die Händlerbank einen festen Prozentsatz vom Umsatz an die Bank des Karteninhabers abgeben. Die Höhe der Interbankenentgelte geben die Kreditkartenorganisationen Visa und Mastercard nach einem komplexen Schema differenziert nach Ländern, Branchen und Kartentypen vor. In Deutschland werden aktuell bis zu 1,8 Prozent vom Kartenumsatz fällig. Mit Karte und Geheimzahl am Kassenterminal bezahlen. Schelte von der EU-Kommission Die unterschiedlichen Interbankenentgelte stoßen jetzt bei der EU-Kommission auf Kritik. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, seien sie ungerechtfertigt hoch, moniert EU- Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Die Folge: Die Preise im Handel würden künstlich aufgebläht, Kosten in Milliardenhöhe auf die Verbraucher abgewälzt. Dies würde also alle Kunden treffen auch die Barzahler, so der europäische Wettbewerbshüter. Im Juli 2013 hat die EU-Kommission deshalb vorgeschlagen, das Interbankenentgelt für Kreditkarten künftig europaweit einheitlich auf 0,3 Prozent vom Umsatz zu begrenzen. Zunächst soll die neue Verordnung nur für grenzüberschreitende Zahlungen gelten, nach einer Übergangsfrist von zwei Jahren dann auch für nationale Transaktionen. Das Europaparlament muss diesem Entwurf noch zustimmen. Ob die Händlerbanken den Preisvorteil künftig durch sinkende Interbankenentgelte an den Handel weitergeben, bleibt zudem abzuwarten. 3

EU-Wettbewerbskomissar Joaquín Almunia will die Entgelte für Kreditkarten vereinheitlichen. Aufpreise bei Kartenzahlung Um ihren Kunden trotz hoher Gebühren Kreditkartenzahlungen anzubieten, greifen viele Unternehmen bislang zu einer Notlösung: Sie verlangen einen Aufpreis für Käufe per Kreditkarte. In Teilen Europas sind diese sogenannten Surcharging -Gebühren zwar durch nationale Gesetze verboten, so beispielsweise in Österreich, Frankreich, Italien, Griechenland, Luxemburg, Schweden oder Portugal. Wer dagegen in Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Finnland oder Spanien zur Karte greift, sollte vorher an der Kasse nach Zusatzkosten fragen, denn dort sind Aufpreise erlaubt. In Deutschland gilt das Prinzip der Vertragsfreiheit, das heißt Unternehmen legen im Vertrag mit der Händlerbank fest, ob sie für Kartenzahlungen einen Aufpreis verlangen dürfen. Ein gesetzliches Verbot existiert hierzulande nicht. Das könnte sich künftig ändern, denn im Rahmen der neuen Kreditkartenverordnung will die EU-Kommission auch das Surcharging europaweit abschaffen. Allerdings sind Aufschläge für Kreditkartenzahler in Deutschland die Ausnahme, verlangt werden sie fast nur bei Billig-Flugbuchungen im Internet. Online-Einkäufe werden überwiegend per Kreditkarte gezahlt. Keine Chance für Kreditkarten im Supermarkt? Im Supermarkt hat Surcharging keine Chance: Beim Lebensmittelkauf gelten deutsche Kunden als besonders preissensibel, Zusatzgebühren für Kreditkartenzahler lassen sich genauso wenig durchsetzen, wie höhere Preise für alle Kunden. Die meisten Lebensmitteleinzelhändler verzichten deshalb bisher auf teure Kreditkartenzahlungen zum Leidwesen der Kartenbranche. 4

Mit alternativen Produkten versuchen die Kartenorganisationen die Lücke zu schließen und am milliardenschweren Geschäft mit Lebensmitteln zu partizipieren. So setzen Visa und Mastercard hohe Erwartungen in innovative Handy-Bezahlverfahren wie beispielsweise den kontaktlosen Datenaustausch der per Funk gesteuerten Zahlungsübertragung (sogenannte Near Field Communication, NFC). Mit den etablierten Zahlungsmöglichkeiten per Bankkarte (PIN oder Unterschrift) kann der Handel seinen Kunden allerdings schon heute bequeme, sichere und kalkulierbare Zahlungsalternativen anbieten. Ob sich daneben künftig neue bargeldlose Alternativen durchsetzen können, hängt neben den Vorlieben der Kunden nicht zuletzt von den Gebühren der Banken ab. Bezahlen ohne Tastendruck: Einfach das Smartphone über das Lesegerät halten. Copyright: METRO AG URL: http://www.zumhandelngeschaffen.de 13. März 2014 5