Richtlinien des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für die Familienpflege erwachsener behinderter Menschen in der Fassung vom 20.04.



Ähnliche Dokumente
Landesamt für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz Saarbrücken (LSGV) Hochstraße 67, Saarbrücken

3. Auswahl der Familien

Landesamt für Soziales (LAS) Hochstraße 67, Saarbrücken

Landesamt für Soziales Hochstraße 67, Saarbrücken

Dem gesetzlichen Auftrag nach 13 SGB XII (ambulant vor stationär) ist unter Maßgabe der Wirtschaftlichkeit hohe Priorität einzuräumen.

Diese Richtlinien dienen als Ergänzung der Sozialhilferichtlinien Baden-Württemberg/ Randnummer 54.11/2.

RICHTLINIEN für die Durchführung des Begleiteten Wohnens für erwachsene behinderte Menschen in Familien (RL-BWF)

Rechtsgrundlagen und Leistungsbereiche der Familienpflege

Achtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII) - Kinder- und Jugendhilfe. 1 Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Jugendhilfe

( 27, 33 SGB VIII)...

Die vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) in der 49. Sitzung vom 27. November 2013 beschlossene

Das Angebot des ambulant betreuten Wohnens volljähriger behinderter Menschen wird mit dem Ziel ausgebaut, den Umbau des Hilfesystems zu befördern.

Leistungen im Rahmen der Familienpflege nach 27 ff. KJHG Richtlinien

1. Allgemeines. 2. Arten und Umfang der Hilfen. 2.1 Ambulante Hilfen zur Erziehung. Anl. zur Vorlage 275/IV neue Richtlinien wirtschaftl.

STEFFI S PFLEGETEAM DIE PFLEGEREFORM SPINNEREIINSEL KOLBERMOOR Mobil /

3. Leistungserbringer des begleiteten Wohnens in Familien und Fachpersonal 3.1. Leistungserbringer können vor allem sein:

Infoblatt zum Hess. Landesblindengeldgesetz

Fachtagung Wirtschaftliche Jugendhilfe

S a t z u n g. 98 Abs. 1 und 99 Abs. 1 des Sozialgesetzbuches Zwölftes Buch (SGB X II) vom (BGBl. I. S. 3022/3023)

Kooperationsvereinbarung. zwischen. Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und. Stadt Herne

2.5 Jugendarbeitsschutzgesetz

Arbeitsvertrag. (Name des ärztlichen Arbeitgebers) (Praxisanschrift) (Name der Medizinischen Fachangestellten/des Medizinischen Fachangestellten)

Leistungsangebot. Präambel. Leben ohne Behinderung für Menschen mit Behinderung

Dem gesetzlichen Auftrag nach 13 SGB XII (ambulant vor stationär) ist unter Maßgabe der Wirtschaftlichkeit hohe Priorität einzuräumen.

Satzung des Kyffhäuserkreises zur Förderung von Kindern in Kindertagespflege

Anlage zu 27e der Satzung der DAK. Wahltarife Krankengeld

Betreuungsvertrag Offene Ganztagsschule

Anlage 10 zum Berliner Rahmenvertrag gemäß 79 Absatz 1 SGB XII (BRV)

Vertrag zur Durchführung der ärztlichen Bestandteile der Komplexleistung für die Interdisziplinäre Frühförder- und Beratungsstelle

Hilfen nach den 34, 35, 35 a Abs. 2 Nr. 4 und 41 SGB VIII; Festsetzung der monatlichen Barbeträge (Taschengeld)

Vereinbarung. (Metallformer und Metallgießer, Zinngießer, Glockengießer) im Lande Nordrhein-Westfalen. Gültig ab 01. Dezember 2011

Fachoberschule Gesundheit und Soziales - Schwerpunkt Sozialpädagogik - Praktikumsvertrag. zwischen. (Praktikumseinrichtung, Stempel)

Bremisches Gesetz über die Gewährung von Pflegegeld an Blinde und Schwerstbehinderte (Landespflegegeldgesetz) in der Fassung vom 10.

Bezirksrahmenvergütungsvereinbarung. für ambulant betreutes Wohnen für geistig und/oder körperlich behinderte Erwachsene.

Kurzzeit- und Verhinderungspflege

EINE ORIENTIERUNGSHILFE

Satzung über die Entschädigung für ehrenamtliche Tätigkeit der Stadt Freyburg (Unstrut)

1. Angaben zu der nachfragenden Person

Sozialhilfe in Deutschland

Satzung über die Entschädigung der Ratsfrauen und Ratsherren sowie der ehrenamtlich Tätigen in der Stadt Laatzen

S a t z u n g über die Aufwandsentschädigung der ehrenamtlich tätigen Bürger der Gemeinde Salzatal

Beitragsbefreiung für Geschwisterkinder

Begleitender Praxisvertrag

E n t s c h ä d i g u n g s s a t z u n g der Stadt Ahrensburg

Satzung der Gemeinde Jade. über die Entschädigung für ehrenamtliche Tätigkeit. in der Gemeinde Jade

Satzung des Landkreises Nienburg/Weser über die Förderung der Kindertagespflege und die Erhebung von Kostenbeiträgen für Kindertagespflege

Satzung der Stadt Reinbek über Entschädigungen in kommunalen Ehrenämtern (Entschädigungssatzung)

Betreuungsvertrag zur Tagespflege. Zwischen. und

Wesentliche Änderungen 41

Unverbindliches Muster

STADT SALZKOTTEN 210

Richtlinien der Stadt Uelzen zu den Elternbeiträgen in den Kindertagesstätten in Uelzen ab dem

Betreuungsvertrag. Zwischen. vertreten durch: als Bevollmächtigte(r) oder gesetzliche(r) Betreuer(in)

Vertrag zur Umsetzung der Übergangsregelung : häusliche Betreuung gemäß 124 SGB XI

Rundschreiben der LWL-Behindertenhilfe Westfalen Nr. 4/2015

Informationsblatt zur Beihilfefähigkeit von Aufwendungen bei dauernder Pflegebedürftigkeit

Praktikumsvertrag. wohnhaft - nachfolgend Praktikant/-in genannt - 1 Vertragsdauer

Muster eines Gesellschaftsvertrages für die Errichtung einer Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung.

Bericht über die Energiekosten als Teil der sozialen Sicherung

Gemeinsam. Anders. Stark. Leben in Gastfamilien Betreutes Wohnen in Familien (BWF) für Menschen mit Assistenzbedarf.

Wohnheime der Eingliederungshilfe Änderungen durch SGB II und SGB XII zum 1.Januar 2005

Informationspaket für die Gastfamilie

Beschlossen: Bekannt gemacht: in Kraft getreten:

Richtlinien des Kreisjugendamtes Mayen-Koblenz über die Förderung der Jugendarbeit

Landesrecht Schleswig-Holstein

SKM. Was ist ein persönliches Budget? Zollern

Betreuungsvereinbarung für die Kindertagespflege

Betreutes Wohnen in Familien/Familienpflege. LWL-Wohnverbund Lippstadt

Bundesfreiwilligendienst (BFD) Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Engagement tut gut.

Persönliches Budget als besondere Form der Leistungserbringung nach dem SGB IX und SGB XII- Volker Conrad

Grundsätzliche Fragen zum ALG II 5

Integration im Regelkindergarten. Infoveranstaltung Gemeinsam leben gemeinsam lernen e.v., Mainz

- Assistentenrichtlinie -

Finanzielle Hilfen der Bundesagentur für Arbeit Leistungen für Unternehmen

- 1 - in der Fassung vom 11. Juni 2009

Richtlinien des Kreises Paderborn. für die Gewährung von Beihilfen und Zuschüssen gem. 39 Abs. 3 Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII)

Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung

Betreutes Einzelwohnen

Leben in Gastfamilien

Die Gesundheitsreform: Neue Zuzahlungs- und Finanzierungsregelungen die wichtigsten Veränderungen auf einen Blick

LEISTUNGSVEREINBARUNG

1 Anwendungsbereich. 2 Bürgervorsteherin oder Bürgervorsteher

Das Pflegeneuausrichtungsgesetz (PNG) in Kraft ab

25. SATZUNGSNACHTRAG BETRIEBSKRANKENKASSE B. BRAUN MELSUNGEN AG

1. Übersicht Sanktionen gegen erwerbsfähige Leistungsbeziehende (elb) Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Fachausschuss Betreutes Wohnen in Familien BWF. Verbandstag der DGSP am 19. Mai 2017 in Hannover

STUDIEN- UND PRAXISVERTRAG. Bachelor of Science

Einzigartig Einfach Preiswert. Fragen und Antworten rund um das Thema Pflege

Sehr geehrte Damen und Herren,

Rundschreiben 20 Nr. 3/2008

BEZIRK '11.. SCHWABEN"' Richtlinien. des Bezirks Schwaben. für das Betreute Wohnen in Familien (BWF) für Menschen mit Behinderung

Satzung. über die Erhebung von Elternbeiträgen für die Inanspruchnahme von Angeboten in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege vom

Arbeitsvertrag für gewerbliche Arbeitnehmer

Referat / /4484/3632. Russland-Embargo: 2. EU-Sondermaßnahmen zur Unterstützung von Obst- und Gemüseerzeugern

BERGISCHES STUDIENINSTITUT FÜR KOMMUNALE VERWALTUNG Sozialrecht

Hilfeplanungs-, Entwicklungs- und Abschlussberichtsbogen (HEB-Bogen)

Absender Versicherungsnummer. Die haushaltsführende Person ist/war Mitglied oder mitversichert und kann den Haushalt nicht weiterführen.

Arbeitslosengeld II. Antrag. Hilfestellung bei der Beantragung von Arbeitslosengeld II

Transkript:

Richtlinien des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für die Familienpflege erwachsener behinderter Menschen in der Fassung vom 20.04.2005 1. Aufgabe und Ziel der Familienpflege erwachsener behinderter Menschen Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe fördert auf freiwilliger Basis die Familienpflege für erwachsene behinderte Menschen, die nach 53 SGB XII Anspruch auf Eingliederungshilfeleistungen haben. Familienpflege wird dabei als eine besondere Art des Ambulanten Betreuten Wohnens betrachtet. Die Familienpflege soll erwachsenen behinderten Menschen (Klientin oder Klient) eine ihren Bedürfnissen entsprechende, familienbezogene individuelle Betreuung gewährleisten. Ziel ist die Förderung der sozialen Integration und der Verselbstständigung entsprechend den Möglichkeiten des behinderten Menschen im Einzelfall. Anstelle einer sonst erforderlichen Hilfe im stationären Wohnen findet die Klientin bzw. der Klient gegen eine angemessene Erstattung der Aufwendungen Begleitung in der Gastfamilie. Die Begleitung der Klientin oder des Klienten in der Gastfamilie wird durch ein Familienpflegeteam unterstützt. In einer Gastfamilie wird in der Regel nur eine Person, in Ausnahmefällen werden in Absprache mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe höchstens zwei Personen (z. B. Paare) aufgenommen. Mit Abschluss einer Familienpflegevereinbarung und Aufnahme in die Gastfamilie gilt die Klientin oder der Klient als aus der stationären Hilfe entlassen. 2. Auswahl der Gastfamilien Die Geeignetheit der Gastfamilie wird durch das Familienpflegeteam (Ziffer 4) festgestellt. Hierbei sind die häuslichen und familiären Verhältnisse vor Ort zu prüfen. Professionelle Vorerfahrungen seitens der Gastfamilie sind nicht Voraussetzung, da die Familie durch das Familienpflegeteam, das aus geeigneten Fachkräften besteht, betreut wird. Die Gastfamilie kann sich jederzeit an das Familienpflegeteam wenden. 2.1 Rechte und Pflichten der Gastfamilie Die Gastfamilie verpflichtet sich, a) dafür zu sorgen, dass die Klientin oder der Klient ärztliche Sprechstundentermine wahrnimmt und verordnete Medikamente einnimmt, b) der Klientin oder dem Klienten ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen und ihr oder ihm zu ermöglichen, von ihren oder seinen Angehörigen, Freun- Seite 1 von 10

den und Bekannten besucht zu werden, soweit nicht das Familienpflegeteam solche Besuche für schädlich hält c) die Klientin oder den Klienten angemessen zu ernähren, zu versorgen und zu betreuen. Die Art der Versorgung richtet sich nach dem Unterstützungsbedarf der Klientin oder des Klienten d) dafür zu sorgen, dass die Klientin oder der Klient soweit gesundheitlich möglich regelmäßig eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle, die Tagesstätte oder die Werkstatt für behinderte Menschen besucht e) schwere Erkrankungen und Unfälle der Klientin oder des Klienten unverzüglich dem Familienpflegeteam und ggf. der Betreuerin oder dem Betreuer zu melden f) alle wesentlichen Veränderungen ihrer Verhältnisse, soweit sie für das Vertragsverhältnis von Bedeutung sind, dem Familienpflegeteam mitzuteilen g) den Angelegenheiten und dem Eigentum der Klientin oder des Klienten gegenüber Sorgfalt anzuwenden h) dem Familienpflegeteam Auskünfte zu erteilen und Hausbesuche zuzulassen Abgesehen von der sinnvollen Betätigung der Klientin oder des Klienten im Haushalt der Gastfamilie soll die Klientin oder der Klient grundsätzlich keine Arbeiten zum Nutzen der Familie verrichten und kein Beschäftigungsverhältnis mit ihr eingehen. Vor der Aufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses mit Dritten ist das Familienpflegeteam und, sofern ein Betreuungsverhältnis nach dem Betreuungsgesetz besteht, die Betreuerin oder der Betreuer zu verständigen. 2.2 Ausschluss von der Förderung Eine Förderung nach diesen Richtlinien ist ausgeschlossen, sofern die Klientin oder der Klient in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu der Gastfamilie steht. Ausnahmen hiervon sind nur möglich, wenn der Kostenträger zuvor seine Zustimmung gegeben hat. Leistungen werden auf keinen Fall gewährt, wenn ein erwachsener behinderter Mensch von seinen Eltern oder seinen Kindern betreut wird. Gleiches gilt auch für Eheleute. 3. Personenkreis, für den Leistungen im Rahmen der Familienpflege erbracht werden kann 3.1 Aufnahmevoraussetzungen Erwachsene nicht nur vorübergehend körperlich, geistig oder seelisch wesentlich behinderte Menschen, die bislang Hilfe durch den Landschaftsverband Westfalen- Lippe in stationären Wohneinrichtungen erhalten und nicht zur selbstständigen Lebensführung fähig sind, können in der Familienpflege betreut werden. Seite 2 von 10

Die Aufnahme in die Familienpflege ist auch für diejenigen erwachsenen nicht nur vorübergehend körperlich, geistig oder seelisch wesentlich behinderten Menschen möglich, die wegen Art und Schwere der Behinderung einer stationären Wohneinrichtung bedürfen und mit dieser Form der Hilfe eine stationäre Unterbringung verhindert werden kann. Sie ist auch für diejenigen erwachsenen nicht nur vorübergehend körperlich, geistig oder seelisch wesentlich behinderten Menschen möglich, für die eine Maßnahme im Ambulant Betreuten Wohnen nicht bedarfsdeckend ist. Leistungen der Jugendhilfe nach 41 SGB VIII gehen den Leistungen nach diesen Richtlinien vor. 3.2 Aufnahme von Hilfesuchenden aus fremden Bereichen Grundsätzlich steht die Familienpflege nur erwachsenen behinderten Menschen offen, für die der LWL nach 98 SGB XII örtlich zuständig ist. Ausnahmsweise kann eine Aufnahme von erwachsenen behinderten Menschen mit tatsächlichem oder gewöhnlichem Aufenthalt außerhalb des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in die Familienpflege in Betracht kommen, wenn vorher der zuständige Träger der Sozialhilfe die Zahlung der entsprechenden Leistungen nach diesen Richtlinien zugesichert und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe seine Zustimmung gegeben hat. 3.3 Dauer des Aufenthaltes in einer Gastfamilie Die Dauer des Aufenthaltes in einer Gastfamilie richtet sich nach den Besonderheiten des Einzelfalles ( 9 SGB XII) unter Beachtung der im Gesamtplan beschriebenen Hilfeziele. 3.4 Gesamtplan nach 58 SGB XII Für die Durchführung der Familienpflege wird vom Familienpflegeteam im Benehmen mit der Klientin oder dem Klienten, der abgebenden Einrichtung sowie dem überörtlichen Träger der Sozialhilfe ein Gesamtplan aufgestellt oder der bereits bestehende Gesamtplan fortgeschrieben. 4. Das Familienpflegeteam 4.1 Aufgaben des Familienpflegeteams Das Familienpflegeteam muss eine regelmäßige Beratung und Betreuung der Gastfamilie sowie Begleitung der Klientin oder des Klienten gewährleisten. Jedes Familienpflegeteam kann nicht nur Bewohnerinnen und Bewohner der eigenen Wohneinrichtung, sondern Bewohnerinnen und Bewohner aus allen Wohneinrichtungen vermitteln und betreuen. Zwischen den Familienpflegeteams sind Absprachen hinsicht- Seite 3 von 10

lich der Betreuung möglich. Das Familienpflegeteam trägt Sorge für die bedarfsgerechte Unterbringung und Versorgung der Klientin oder des Klienten. Als Träger von Familienpflegeteams kommen Träger von Einrichtungen der stationären Behindertenhilfe im Bereich des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Frage, die aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz und wirtschaftlichen Situation in der Lage sind, die Betreuung in ihrem Einzugsgebiet wahrzunehmen. 4.2 Kriterien bei der Auswahl von Familienpflegeteams Folgende Kriterien sind bei der Auswahl von Trägern von Familienpflegeteams zu beachten: a) Der Träger eines Familienpflegeteams muss die Gewähr für eine qualifizierte Hilfe bieten. b) Der Träger des Familienpflegeteams muss Gewähr leisten, dass die Familienpflege ein Element im Gesamtangebot der Betreuung von erwachsenen behinderten Menschen darstellt und eine Vernetzung der unterschiedlichen Angebote im Einzugsgebiet sichergestellt ist. c) Im Rahmen der Zusammenarbeit soll möglichst sichergestellt werden, dass vor allem bei ehemaligen Heimbewohnern im Falle der Beendigung der Familienpflege eine Wiederaufnahme in die frühere oder eine sonstige Einrichtung erfolgen kann. d) Der Träger des Familienpflegeteams muss gewährleisten, dass er die organisatorischen und personellen Voraussetzungen dafür schafft und die Familienpflege entsprechend der Konzeption ausgestaltet. Dem Antrag eines Trägers auf Zulassung eines Familienpflegeteams ist eine Konzeption beizufügen, in welcher auf die vorstehenden Punkte eingegangen wird. Von der Förderung ausgeschlossen sind Anbieter, die keinem Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege angeschlossen sind oder nicht in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft stehen. Vor Errichtung von Familienpflegeteams ist die Zustimmung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe einzuholen. 4.3 Fachpersonal Die Begleitung der Klientin oder des Klienten in der Gastfamilie muss von geeignetem Fachpersonal wahrgenommen werden. Fachpersonal im Sinne dieser Richtlinien sind Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter, Sozialpädagoginnen oder Sozialpädagogen oder sonstiges Fachpersonal mit entsprechender Zusatzausbildung oder mehrjähriger Erfahrung in der Betreuung behinderter Menschen. Seite 4 von 10

5. Pflichten der Einrichtung Hat die Klientin oder der Klient vor Aufnahme in die Familienpflege in einer stationären Einrichtung gewohnt, so ist diese Einrichtung verpflichtet, im Bedarfsfall (Scheitern, Beendigung, Urlaub, usw., des Betreuungsverhältnisses in der Familienpflege) die Klientin oder den Klienten wieder aufzunehmen, sofern sich keine andere bedarfsgerechte Versorgungsform findet. 6. Finanzierung/Kosten [Ziffern siehe Anlage zu den Richtlinien] Leistungen werden, soweit Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, in folgendem Umfang gewährt: 6.1 Leistungen an das Familienpflegeteam Der Träger des Familienpflegeteams ist verpflichtet, die Betreuung der Klientin oder des Klienten bedarfsgerecht wahrzunehmen und die Gastfamilie zu unterstützen. Die hieraus entstehenden Kosten werden dem Träger des Familienpflegeteams erstattet. 6.1.1 Personalkosten In der Regel kann eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft zehn erwachsene behinderte Menschen in Gastfamilien betreuen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe zahlt pro anerkannten Familienpflegefall eine Personalkostenpauschale auf der Basis BAT IV b im Verhältnis 1:10. Bei einer geringeren Anzahl von Betreuungen werden anteilig Personalkosten gezahlt [1]. Die Personalkosten werden ab dem 1. des Monats berücksichtigt, in dem die Hilfe beginnt. 6.1.2 Sachkosten Für die Sachkosten wird eine Pauschale in Höhe von 1/8 der Personalkosten anerkannt [2]. Die Sachkosten werden ab dem 1. des Monats berücksichtigt, in dem die Hilfe beginnt. 6.1.3 Zuschüsse anderer Stellen Zuschüsse anderer (öffentlicher) Stellen sind anzurechnen. 6.1.4 Erstattung der Leistungen Die Leistungen des Trägers sind vierteljährlich beim Landschaftsverband Westfalen- Lippe zur Erstattung anzufordern. Die Fortschreibung der zu zahlenden Pauschalen wird in entsprechender Anwendung der für die Vergütungsvereinbarungen nach 75 ff. SGB XII geltenden Regelungen auf Antrag gewährt. Seite 5 von 10

6.2 Leistungen an die Gastfamilie und die Klientin oder den Klienten 6.2.1 Leistungen an die Gastfamilie (Betreuungsgeld) Die Gastfamilie erhält neben der Hilfe zum Lebensunterhalt für die Klientin oder den Klienten auch eine Entschädigung für den Betreuungsaufwand. Die Leistungen sind nach folgenden Berechnungsgrundlagen pauschaliert: a) Hilfe zum Lebensunterhalt aa) Regelsatz von 60 % für einen Haushaltsangehörigen vom Beginn des 14. Lebensjahres an [3] ab) Mehrbedarf nach 30 Abs. 1 Nr. 1 bzw. 2 SGB XII [4] ac) Leistungen für die Unterkunft und Leistungen für die Heizung nach 29 Abs. 2 und Abs. 3 SGB XII [5] b) Entschädigung für den Betreuungsaufwand in Höhe von 175 % des Pflegegeldes nach 37 Abs. 1 Satz 3 Nr.1 SGB XI [6] Die Leistungen an die Gastfamilie werden entsprechend den Berechnungsgrundlagen fortgeschrieben. Das an die Gastfamilie zu leistende Betreuungsgeld ist nach 3 Nr. 11 Einkommenssteuergesetz als steuerfrei anzusehen (Erlass des Finanzministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen vom 21.10.1993). Bei regelmäßiger Beschäftigung oder Betreuung außerhalb der Familie (z. B. Werkstatt für behinderte Menschen, Tagesstätte, sonstiger Arbeitsplatz, usw.) wird das Betreuungsgeld entsprechend gekürzt. Die maximale Kürzung beträgt bei ganztägiger Abwesenheit (= 8 Stunden) 20% vom Pflegegeld in Höhe von 175% des Pflegegeldes nach 37 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 des SGB XI [7]. Das Betreuungsgeld wird vom Träger des Familienpflegeteams monatlich an die Gastfamilie gezahlt und sind vierteljährlich beim Kostenträger zur Erstattung anzufordern. 6.2.2 Leistungen an die Klientin oder den Klienten Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe zahlt über den Träger des Familienpflegeteams an die Klientin oder den Klienten monatlich folgende Leistungen: a) Bekleidungskostenpauschale [8] b) Barbetrag nach 35 Abs. 2 SGB XII [9] c) Für die bis zum 31.12.2004 in die Familienpflege gewechselten Klientinnen und Klienten wird ein zusätzlicher Barbetrag entsprechend den Regelungen zu 133 a SGB XII gezahlt. Seite 6 von 10

6.2.3 Zusätzliche Leistungen Die Kosten für eine vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit der Westfälischen Provinzial Versicherung AG vereinbarte Haftpflichtversicherung können vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe übernommen werden. 6.3 Einsatz des Einkommens der Klientin oder des Klienten Die Klientin oder der Klient ist zum Einsatz des Einkommens verpflichtet, soweit das Einkommen nach SGB XII einzusetzen ist. 6.4 Sonstiges Einkommen 6.4.1 Geldleistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz Erhält die Klientin oder der Klient Geldleistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz, so wird die nach Ziffer 6.2.1 Buchstabe b) an die Gastfamilie auszuzahlende Entschädigung für den Betreuungsaufwand um einen Betrag von 25% des Pflegegeldes gem. 37 Abs. 1 Satz 3 Nr.1 SGB XI gekürzt [10]. 6.4.2 Sachleistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz Erhält die Klientin oder der Klient Sachleistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz, so wird die nach Ziffer 6.2.1 Buchstabe b) an die Gastfamilie auszuzahlende Entschädigung für den Betreuungsaufwand um einen Betrag von 25% des Pflegegeldes gem. 37 Abs. 1 Satz 3 Nr.1 SGB XI gekürzt [10]. 6.4.3 Leistungen aufgrund zivilrechtlicher Verträge Sind an die Klientin oder den Klienten gleichartige Leistungen aufgrund zivilrechtlicher Verträge durch Dritte zu erbringen, kommen im Umfang dieser Ansprüche Leistungen nach diesen Richtlinien nicht in Betracht. 6.5 Einsatz des Vermögens der Klientin oder des Klienten Einzusetzen ist das gesamte nach 90 SGB XII verwertbare Vermögen. Kleinere Barbeträge oder sonstige Geldwerte sind gemäß 1 Abs. 1 Nr. 1 b der Verordnung zur Durchführung des 90 Abs. Nr. 9 SGB XII freizulassen [11]. Seite 7 von 10

7. Beginn und Ende der Leistungen 7.1 Beginn der Leistungen Die Hilfe, die nur auf Antrag zu leisten ist, wird unter Beachtung von 18 SGB XII vom Tage des Eingangs des Antrags (Grundantrag, ärztliche Stellungnahme sowie Sozialbericht) beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe gewährt, frühestens jedoch vom Tag der Aufnahme in die Gastfamilie. Vor Aufnahme des erwachsenen behinderten Menschen in die Gastfamilie ist die Familienpflegevereinbarung von allen Vertragsparteien (Familienpflegeteam, Gastfamilie, Klientin oder Klient, ggf. gesetzlicher Vertreter, ggf. Einrichtung) zu unterschreiben. 7.2 Ende der Leistungen Das Familienpflegeverhältnisses ist beendet, wenn die Klientin oder der Klient soweit selbstständig ist, dass eine weitere betreuende Hilfe durch eine Fachkraft nicht mehr notwendig ist. Sie endet ferner, wenn der Aufenthalt in der Gastfamilie als gescheitert angesehen werden muss, z. B. wegen Rückverlegung in die Einrichtung. Das Betreuungsverhältnis endet auch durch Kündigung. Die Kündigungsfrist wird auf 14 Tage zum Monatsende festgelegt. Bei wesentlichen Veränderungen der Verhältnisse der Gastfamilie, die die Betreuung der Klientin oder des Klienten gefährden würden, ist eine außerordentliche beiderseitige Kündigung mit sofortiger Wirkung möglich. Sofern die Klientin oder der Klient verstirbt, werden die an die Gastfamilie für den Sterbemonat ausgezahlten Leistungen (Ziffer 6.2.1) nicht zurück gefordert. Die ersten 4 Wochen des Betreuungsverhältnisses gelten als Eingewöhnungszeit, in der das Vertragsverhältnis von Seiten der Gastfamilie oder der Einrichtung ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist gelöst werden kann. 8. Abwesenheit der Klientin oder des Klienten von der Gastfamilie Nicht nur vorübergehende Abwesenheiten der Klientin oder des Klienten von der Gastfamilie (mehr als vier Wochen) sind dem zuständigen Träger der Sozialhilfe vom Träger des Familienpflegeteams unverzüglich anzuzeigen. 8.1 Vorübergehende Abwesenheit Bei vorübergehender Abwesenheit (weniger als vier Wochen) der Klientin oder des Klienten aus der Gastfamilie (z. B. Krankenhausaufenthalt, Urlaub) erfolgt weder eine Kürzung noch eine Einstellung der Leistungen, solange die Maßnahme danach fortgesetzt wird. Danach entscheidet der Kostenträger im Einzelfall, inwieweit die Hilfe gekürzt, eingestellt oder weiter gewährt wird. Seite 8 von 10

8.2 Urlaub der Gastfamilie Verbringt die Gastfamilie ihren Urlaub nicht zusammen mit der Klientin oder dem Klienten, werden die Leistungen nach Ziffer 6.2 ohne Kürzungen für die Dauer bis zu vier Wochen pro Jahr weiter gewährt. Sollte die Begleitung der Klientin oder des Klienten in dieser Zeit durch Absprachen oder Vereinbarungen nicht sichergestellt sein, sind zunächst Ansprüche nach anderen Vorschriften (z.b. häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson gem. 39 SGB XI, teilstationäre Pflege und Kurzzeitpflege gem. 41 ff SGB XI) zu verfolgen. Die Übernahme der Kosten durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist auf Antrag nur bei Erfüllung der Voraussetzungen nach dem SGB XII möglich. Erfolgt die Betreuung der Klientin oder des Klienten während dieser Zeit in einer Urlaubsgastfamilie, erhält diese Familie Leistungen in entsprechender Anwendung von Ziffer 6.2.1 taganteilig. 8.3 Krankenhausbehandlung der Klientin oder des Klienten Bei stationärer Krankenhausbehandlung der Klientin oder des Klienten erfolgt bis zum Ablauf von vier Wochen, gerechnet ab Krankenhausaufnahme, keine Kürzung der Leistungen. Danach werden in der Regel nur noch die Leistungen für die Unterkunft und ggf. der Barbetrag bzw. die Bekleidungskostenpauschale gewährt. Voraussetzung für die Weitergewährung der gekürzten Leistungen ist, dass eine Rückkehr in die Gastfamilie vorgesehen und auch möglich ist. In der Regel werden die gekürzten Leistungen längstens für einen Zeitraum von drei Monaten gewährt. 8. 4 Probewohnen in der Familie Probewohnen im Sinne dieser Richtlinien sind kurzfristige Aufenthalte während eines Erprobungszeitraums von bis zu zwei Wochen, in denen die Geeignetheit sowohl des behinderten Menschen als auch der Gastfamilie zur Durchführung der Familienpflege geprüft wird. Kosten für ein Probewohnen werden vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe übernommen. Sie betragen 1/30 der Entschädigung für den Betreuungsaufwand nach Ziffer 6.2.1 Buchstabe b) täglich [12]. Seite 9 von 10

9. Dokumentation Der Träger des Familienpflegeteams legt spätestens bis zum 31.03. eines jeden Jahres einen Erfahrungsbericht über die in der Familienpflege betreuten Klientinnen und Klienten vor. Dieser sollte insbesondere auch Angaben über die Zahl der abgeschlossenen Familienpflegevereinbarungen, der erfolgreichen Integrationen und die gescheiterten Maßnahmen - unter Angabe der Gründe - sowie über das eingesetzte Fachpersonal beinhalten. 10. Inkrafttreten Diese Richtlinien treten am 01.01.2005 in Kraft. Sie lösen die Richtlinien vom 26.04.2002 ab. Seite 10 von 10