BÜRO FÜR ARBEITS- UND SOZIALPOLITISCHE STUDIEN BASS AG KONSUMSTRASSE 20. CH-3007 BERN. TEL +41 (0)31 380 60 80. FAX +41 (0)31 398 33 63 INFO@BUEROBASS.CH. WWW.BUEROBASS.CH Arbeitsmarktstudie im Bereich der Hochschulabsolvent/innen in Agrarwissenschaft und in Lebensmittelwissenschaft in der Schweiz Definitiver Schlussbericht Im Auftrag eines Konsortiums bestehend aus dem SVIAL Schweizerischer Verband der Ingenieur- Agronomen und Lebensmittel-Ingenieure, der ALIS Alumniorganisation der Absolventinnen und Absolventen der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, der SGLWT Schweizerische Gesellschaft für Lebensmittel-Wissenschaft und Technologie sowie den Hochschulen ETH Zürich, ZHAW Wädenswil, HAFL Zollikofen und HES-SO Sion Thomas Oesch Bern, 18. Juni 2013
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis I Tabellenverzeichnis II Abbildungsverzeichnis III Verzeichnis wichtiger Abkürzungen IV 1 Ausgangslage und Fragestellung 1 1.1 Ausgangslage 1 1.2 Fragestellung 1 2 Methodik 2 2.1 Auswertung von sekundärstatistischen Datenquellen 2 2.2 Unternehmensbefragung im Agro-Food Sektor der Schweiz 3 2.3 Methodenreflexion 3 3 Ergebnisse der sekundärstatistischen Datenanalyse 5 3.1 Indikatoren zum Ausbildungsoutput 5 3.2 Indikatoren zur Schnittstelle zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt 9 3.3 Indikatoren zum Arbeitsmarkt 15 4 Ergebnisse der Unternehmensbefragung 21 4.1 Struktur der Stichprobe 21 4.2 Personalbestand, -rekrutierung und -entwicklung 23 4.3 Löhne der Agronom/innen und der Lebensmittelingenieur/innen 28 4.4 Erfahrungen mit den HS-Absolvent/innen in Agronomie und Lebensmittelwissenschaft von Schweizer Hochschulen 33 5 Zusammenfassung der Ergebnisse 44 6 Literaturverzeichnis 47 I
5 Zusammenfassung der Ergebnisse Die Zusammenfassung ist entlang der eingangs gestellten Fragen gegliedert. Die Arbeitsmarktstudie zeigt, dass die Nachfrage nach HS-Absolvent/innen in Agronomie und in Lebensmittelwissenschaft in den nächsten Jahren stark bleibt und die entsprechenden in der Schweiz ausgebildeten Fachkräfte teilweise eher knapp vorhanden sind. Mit Blick in die Zukunft kann festgehalten werden, dass die Nachfrage nach HS-Absolvent/innen in Agronomie und in Lebensmittelwissenschaft mit grosser Wahrscheinlichkeit stark bleiben wird. Dies trifft besonders für den privaten Agro-Food Sektor zu. Rund die Hälfte der Firmen im Lebensmittelsektor will ihren Personalbestand an Lebensmittelingenieur/innen in den nächsten 5 Jahren ausbauen. Im Vergleich mit der Gesamtpersonalentwicklung dieser Firmen handelt es sich dabei um eine überdurchschnittliche Bedarfsentwicklung. Der zukünftige Bedarf an Agronom/innen dürfte sich gemäss den Einschätzungen der Unternehmen allerdings etwas weniger dynamisch entwickeln. Diese Bedarfsaussichten decken sich grundsätzlich mit der zu erwartenden Entwicklung bei den Abschlüssen in Agronomie und Lebensmittelwissenschaft. Die Anzahl der Abschlüsse wird kurz- bis mittelfristig in beiden Disziplinen ansteigen; jedoch deutlich stärker im Bereich der Lebensmittelwissenschaft/-technologie. Die Arbeitsmarktsituation im Bereich der HS-Absolvent/innen in Agronomie und Lebensmittelwissenschaft muss insgesamt jedoch nicht als kritisch im Sinne eines ausgeprägten Fachkräftemangels beurteilt werden. Die stark gesteigerte Ausbildungsleistung der Fachhochschulen hat einen ausgeprägten Fachkräftemangel in den letzten 10 Jahren wohl verhindert. Hingegen hat der Rückgang der Ausbildungsleistung der Agronom/innen an der ETH Zürich vor 10 Jahren einen Mangel bei diesem Profil zur Folge. Es entspricht daher dem Bedarf der Unternehmen im Agro-Food Sektor, dass die Zahl der Eintritte sowie die Zahl der Abschlüsse auf Ebene der ETH sowohl bei den Agronom/innen als auch bei den Lebensmittelingenieur/innen seit den letzten 3 Jahren wieder zunehmen. Insbesondere auf Ebene der UH-Absolvent/innen in Agronomie und in Lebensmittelwissenschaft sind im Jahr 2012 bei den Unternehmen im Agro-Food Sektor Rekrutierungsprobleme aufgetreten. Die Umfrage bei den Unternehmen zeigt, dass vor allem auf Ebene der UH-Abgänger/innen in Agronomie und in Lebensmittelwissenschaft Rekrutierungsprobleme auftreten. Der Anteil der Firmen, die im letzten Jahr (2012) UH-Absolvent/innen nur schwer oder gar nicht gefunden haben, ist überdurchschnittlich gross. Nur eine kleine Anzahl von Unternehmen hatte Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Lebensmittelingenieur/innen FH. Bei der Rekrutierung von Agronom/innen FH bekundete ein ähnlich grosser Anteil der Unternehmen im Agro-Food Sektor Mühe wie alle Unternehmen in der Schweiz bei der Rekrutierung von HS-Absolvent/innen aller Studienrichtungen. Öffentlich-rechtliche Organisationen sind bei der Rekrutierung von Agronom/innen (FH/UH) deutlich häufiger mit Schwierigkeiten konfrontiert als Unternehmen in der Privatwirtschaft. 44
Die Einstiegslöhne der Lebensmittelingenieur/innen (UH/FH) und der Agronom/innen (UH/FH) unterscheiden sich nur gering und betragen je nach Berufsprofil im Mittel zwischen 78 000 und 83 000 Franken im Jahr. Die Einstiegslöhne der Lebensmittelingenieur/innen FH/UH und der Agronom/innen FH/UH unterscheiden sich nur gering. Die HS-Absolvent/innen erzielen gemäss der Unternehmensbefragung Bruttojahreslöhne zwischen 78 000 und 83 000 Franken. Grosse Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden zahlen in der Regel höhere Einstiegsgehälter als kleinere Betriebe, und die Einstiegslöhne in öffentlich-rechtlichen Organisationen (Verwaltungen, Bildungseinrichtungen) sind zumindest bei den Agronom/innen durchaus konkurrenzfähig. Im Vergleich mit Absolvent/innen des Fachbereichs der Exakten Wissenschaften und der Naturwissenschaften erzielen die HS-Absolvent/innen in Agronomie und Lebensmittelwissenschaft gute Einstiegslöhne. Gegenüber den Abgänger/innen der Wirtschaftswissenschaften und der Sozial- und Erziehungswissenschaften sind die Einstiegslöhne leicht tiefer. Agronom/innen erzielen auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt höhere Einkommen als die Lebensmittelingenieur/innen. Die Einkommensunterschiede zwischen den zwei Ingenieursgruppen sind aber kleiner als zwischen den zwei Bildungsniveaus FH und UH. Die Agronom/innen erzielen auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt höhere altersbereinigte Einkommen als die Lebensmittelingenieur/innen. Sowohl die Unternehmensbefragung im Agro-Food Sektor als auch eine Lohnumfrage bei Ingenieur/innen von Swiss Engineering kommen zu diesem Ergebnis. Mit Blick auf die ausgeübten Funktionen der Ingenieur/innen kann festgehalten werden, dass Agronom/innen häufiger in Geschäftsleitungen (inkl. Amtsleitungen) anzutreffen sind, was mit Sicherheit einen Teil der Einkommensdifferenz erklärt. Die Einkommensdifferenzen zwischen den zwei Ingenieursgruppen sind aber kleiner als zwischen den zwei Bildungsniveaus FH und UH. UH-Abgänger/innen mit Berufserfahrung verdienen in der Regel mehr als ihre Kolleg/innen mit einem FH-Abschluss. 45
Dies Unternehmen im Agro-Food Sektor sind grossmehrheitlich zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit HS-Absolvent/innen in Agronomie und in Lebensmittelwissenschaft von Schweizer Hochschulen. Rund 9 von 10 Unternehmen im Agro-Food Sektor sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit HS- Absolvent/innen in Agronomie und in Lebensmittelwissenschaft von Schweizer Hochschulen. Die Zufriedenheit der Unternehmen mit den ETH-Absolvent/innen ist leicht höher als mit den FH-Abgänger/innen. Die Übereinstimmung der im Beruf benötigten mit den in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen der Agronom/innen und der Lebensmittelingenieur/innen, die seit 2008 die Schweizer Hochschulen verlassen haben, kann als hoch eingestuft werden. Aus Sicht der Unternehmen besteht aber auch Verbesserungspotenzial. Sowohl die Agronom/innen als auch die Lebensmittelingenieur/innen erfüllen die Anforderungen im Bereich der naturwissenschaftlichen Grundlagen (Biologie, Chemie, Mathematik, Physik). Die Kompetenzen der Agronom/innen FH/ETH entsprechen mehrheitlich der Nachfrage im Bereich der agrarwissenschaftlichen Grundlagen (Tierhaltung, Pflanzenbau, etc.). Hingegen scheinen die Lebensmittelingenieur/innen die Anforderungen im Bereich der lebensmittelwissenschaftlichen Grundlagen (Lebensmitteltechnologie, Lebensmittelqualität, etc.) nur bei knapp jedem zweiten Arbeitgeber zu erfüllen, was aber auch mit den sehr hohen Anforderungen zu erklären ist. Die ETH-Absolvent/innen in den Agrar- und den Lebensmittelwissenschaften verfügen gemäss den Unternehmen grundsätzlich über ausgezeichnete Methodenkenntnisse. Die Mehrheit der Agronom/innen und der Lebensmittelingenieur/innen bleiben jedoch bezüglich den Fähigkeiten, zu kommunizieren und Probleme zu lösen, hinter den sehr hohen Anforderungen zurück. Dies gilt auch für die Absolvent/innen der ETH. Nachholbedarf besteht auch bei den Managementkompetenzen, sowohl was die Leitung von Projekten als von Personal anbelangt. Die Sprachkenntnisse der Ingenieur/innen in Deutsch, Französisch und Englisch genügen hingegen in der Mehrheit der Unternehmen den Anforderungen. 46