Das Angebot berufsbegleitender Studiengänge und Zertifikatsprogramme an ausgewählten Hochschulen in Niedersachsen eine empirische Untersuchung



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Transkript:

Das Angebot berufsbegleitender Studiengänge und Zertifikatsprogramme an ausgewählten Hochschulen in Niedersachsen eine empirische Untersuchung Petra Muckel 1 (Stand: Februar 2010) Zusammenfassung In einer kleinen empirischen Studie wurde versucht, einen Überblick über das Angebot von i. w. S. berufsbegleitenden Studiengängen und Zertifikatsprogrammen an niedersächsischen Hochschulen in der Nordwestregion gemeint sind die Standorte Lüneburg, Ostfriesland, Vechta und Oldenburg zu erlangen. Dabei zeigte sich in inhaltlicher wie konzeptioneller Hinsicht ein breites Spektrum für verschiedene berufstätige Zielgruppen mit unterschiedlichen Ansprüchen (berufs- /aufstiegsqualifizierend, weiterbildend, berufsergänzend ). Deutlich wurde darüber hinaus, dass es nur vereinzelte Kooperationen mit Einrichtungen der Erwachsenenbildung außerhalb der Hochschulen gibt und dass es zum jetzigen Zeitpunkt erst einige vereinzelte und nicht hochschul-übergreifende Beispiele für einzelfall- oder abschluss- und schul-bezogene Anrechnungspraktiken für diese Angebote gibt. Das Angebot berufsbegleitender Studiengänge an niedersächsischen Hochschulen in der Nordwestregion gemeint sind die Standorte Lüneburg, Ostfriesland, Vechta und Oldenburg zeichnet sich auf den ersten Blick durch eine gewisse Unübersichtlichkeit aus: Welche Studiengänge und Zertifikatsprogramme es im Einzelnen gibt, für welche Zielgruppe diese konzipiert wurden und wie Zulassungs- und Anrechnungsmöglichkeiten gestaltet sind ist für einen Außenstehenden kaum zu überblicken. Dies liegt zum Einen daran, dass solche Angebote zum Teil dezentral aus einzelnen Fakultäten und Fachbereichen heraus entwickelt und durchgeführt werden. Dies liegt zum Zweiten daran, dass solche Angebote erst im Aufbau sind und zur Zeit konzipiert werden. Beides deutet darauf hin, dass es in diesem Bereich gegenwärtig eine große Dynamik zu geben scheint. 1 Die Studie wurde angeregt durch die Bremer Durchlässigkeitsinitiative und gemeinsam mit Wolfgang Müskens, Willi Gierke und Anja Eilers-Schoof konzipiert. Lediglich die hier vorgelegte Auswertung und Zusammenfasssung erfolgte durch die Autorin.

Für die empirische Untersuchung bedeutete dies trotz großer Internetpräsenz der Hochschulen und ihrer Studiengänge eine relativ mühsame Suche nach zahlreichen Informanten und kompetenten Ansprechpartnern, die Auskunft über die jeweiligen Angebote geben konnten. Dadurch erhielten wir gleichzeitig einen Eindruck davon, welche Erfahrungen und Hürden einem potentiellen Interessenten auf der Suche nach einem Studienangebot begegnen. Dankenswerter Weise konnten wir uns in der Vorbereitung der Untersuchung auf die HIS-Studie stützen, die bereits einen guten Überblick über einen Großteil der uns interessierenden Fragen bot und von uns zur Vorbereitung genutzt wurde. Die empirische Untersuchung Im Juli 2009 habe ich die Hochschulen in Lüneburg, Ostfriesland, Vechta und Oldenburg per E-Mail angeschrieben und Ihnen einen Fragebogen zu kommen lassen. Dadurch sollten die Hochschulen Gelegenheit erhalten, die erwünschten Informationen und Daten für ein angekündigtes Gespräch mit mir vorzubereiten und die richtigen Ansprechpartner/innen und Informanten zu benennen (oder ggf. zum vereinbarten Gespräch dazu zu bitten). Dieser Fragebogen war in vier thematisch nicht klar voneinander abzugrenzende Schwerpunkte gegliedert. Zu 'Überlappungen' kam es, weil sowohl Zugangsbedingungen der Studiengänge als auch spezifische Formate sowie Anrechnungsmöglichkeiten und Kooperationen als Auswahlkriterien für unsere Untersuchung genannt wurden. Erfragt wurde, welche Studiengänge und Zertifikatsprogramme es an niedersächsischen Hochschulen mit den nachfolgend genannten Zielgruppen und Besonderheiten gibt: 1. Angebote für Menschen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung, also i.d.r. ohne Abitur oder Fachabitur; 2. Angebote, die bevorzugt für Berufstätige konzipiert und durchgeführt werden; 3. Angebote, bei denen es in irgendeiner Weise eine Kooperation mit einer Weiterbildungseinrichtung gibt, 4. und Angebote, bei denen berufliche und/oder außer-hochschulisch erworbene Kompetenzen berücksichtigt und/oder in irgendeiner Weise angerechnet werden. Bei unseren Fragen zu den Angeboten für Menschen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung stützten wir uns auf den Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 06.03.2009 über den Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung. Darin wurden Eckpunkte zur künftigen Regelung des Hochschulzugangs ohne Abitur beschlossen: Künftig sollen bestimmte Abschlüsse der beruflichen Aufstiegsfortbildung (z.b. Meister im Handwerk, Fachschulabsolventen) zu einem Hochschulstudium berechtigen. Beruflich qualifizierte Bewerber, die eine mindestens zweijährige Berufsausbildung und eine berufliche Praxis von mindestens drei Jahren nachweisen, können über ein Eignungsfeststellungsverfahren (Zugangsprüfung) eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung erwerben. Weiter soll es möglich sein, das Eignungsfeststellungsverfahren durch den erfolgreichen Abschluss eines Probestudiums von mindestens einem Jahr zu ersetzen. S e i t e 2

Berufsbegleitende Studiengänge im weitesten Sinne Der Begriff des berufsbegleitenden Studiengangs ist nicht einheitlich definiert und bietet sich eher als Oberbegriff für eine Vielzahl unterschiedlich organisierter Angebote an, die parallel zu einem Beruf studiert werden können. Bei unserer Untersuchung wurden uns folgende Angebote genannt: Duale Studiengänge, also Studiengänge, die in Kombination mit einer Berufsausbildung durchgeführt werden und zu einem doppelten Abschluss (Berufs- und Studienabschluss) führen ein Angebot, dass es traditioneller Weise an einigen Fachhochschulen gibt; Online-Studiengänge, also Studiengänge die überwiegend oder vollständig per Internet durchgeführt werden; Explizit berufsbegleitend konzipierte Studiengänge, also Studiengänge, die in ihrer zeitlichen Angebotsstruktur und in ihrem Modulaufbau für berufstätige Studierende konzipiert und durchgeführt werden, hier gab es beispielweise Seitens der FH OOW eine Tendenz, das grundständige Studienangebot mehr und mehr so zu gestalten, dass es als Teilzeitstudium durchgeführt und dadurch auch berufsbegleitend studiert werden kann; Teilzeitstudium, also ein grundständiges Studienangebot, das in seinem modularen Aufbau und seiner zeitlichen Struktur (wichtige Module/Elemente werden wiederholt und zu unterschiedlichen Tageszeiten angeboten, Wochenendangebote ) berufsbegleitend studiert werden kann; Explizit berufsbegleitend konzipierte Weiterbildungsstudiengänge, die privat oder mit Beteiligung des Unternehmens, in dem der Studierende beschäftigt ist, finanziert werden. Auswahlkriterium für die vorliegende Untersuchung war der ausgewiesene Abschluss als BA/BE (Bachelor Engineering) oder MA/LLM (Master of Laws)/MDE (Master of Distance Education). Zunächst das Angebot der von uns befragten Hochschulen im Überblick (Details in Anhang 1): Master n Bachelor n Leuphana Lüneburg 8 (inkl. eines geplanten LL.M 1 (geplant für Erzieherinnen) Umweltrecht) 84² - Hochschule Vechta 1 20-30 2 - FH OOW Universität Oldenburg 2 (inkl. 1 Online- Studiengang) 40-50² 11 (inkl. 5 dualer + 2 Online-Studiengängen) 4 (Blended und 2 (Blended Learning) Distance Learning) 502 3-40- 50² 83 4 Tabelle 1: Berufsbegleitende und weiterbildende Studiengänge 2 pro Jahr 3 Hier sind 400 Studierende des Master of Distance Education-Studienganges sowie 28 Gasthörer/innen der hier genannten Studiengänge mit berücksichtigt; nicht berücksichtigt wurden die Studierenden des MA "Innovationsmanagement", der erst zum WiSe 2009/10 startet. 4 inklusive Gasthörer/innen dieser Studiengänge S e i t e 3

Anmerkung: Die Studierendenzahlen beziehen sich z. T. auf die Zahl der Studienanfänger pro Jahr, z. T. sind es Gesamtzahlen, bitte Fußnoten beachten! Die Hochschulen unterscheiden sich darüber hinaus darin, wie die genannten Angebote organisiert werden: An der Leuphana sind all diese Angebote nach angelsächsischen Vorbild an einer eigens dafür gegründeten Abteilung, der sog. Professional School angesiedelt und sollen mittelfristig auch von hier aus organisiert und durchgeführt werden. An der Universität Oldenburg werden die Angebote gegenwärtig unter dem Dach des Center of Life-Long Learning ('C3L') zusammengeführt, nachdem sie zu vor in unterschiedlichen zentralen Einrichtungen (Fernstudienzentrum, Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung und den Fakultäten) entwickelt und in eigener Regie durchgeführt wurden. An der Fachhochschule OOW gibt es zwar eine eigene Weiterbildungseinrichtung, die überwiegende Zahl der hier genannten Angebote ist jedoch im grundständigen Bereich entwickelt und wird aus den Fachbereichen heraus angeboten und organisiert. Der Weiterbildungsbereich der Hochschule Vechta mit den hier genannten Zertifikatsprogrammen und Studiengängen befindet sich im Aufbau. Die Zertifikatsprogramme Das Hochschulangebot der Zertifikatsprogramme ist vielgestaltig und noch weniger als das Angebot an Studiengängen auf wenige Inhalte zu beschränken. Klassischerweise als 'Non-Degree-Programme' bezeichnet, um eine Abgrenzung von Degree-, also BA-/MA-(Studiengangs-)Programmen zu verdeutlichen, haben wir nach umfangreicheren Non-Degree-Programmen, die mehrere Module umfassen und mit einem Zertifikat abgeschlossen werden, gefragt. Dabei wurden zum Einen (1) Programme benannt, die im Rahmen einzelner Studiengänge entwickelt und durchgeführt wurden diese Programme übernahmen häufig die Funktion von Einstiegs- oder 'Schnuppermodulen' und konnten unabhängig vom gesamten Studiengang studiert werden. Ein Beispiel hierfür sind alle Modul-Kombinationen des berufsbegleitenden Oldenburger Studiengangs "Business Administration" diese Module und Modulkombinationen werden hier nicht im Einzelnen aufgeführt (vgl. die entsprechenden Internet-Seiten). Zum Zweiten (2) wurden Programme benannt, die außerhalb von Studiengängen entwickelt und durchgeführt werden, ein Beispiel für diese Zertifikatsprogramme sind das Kontaktstudium "Mediation" der Universität Oldenburg. Die Zertifikatsprogramme unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Zielgruppen und ihres Umfangs, letzterer reicht von ein oder zwei Wochenenden (Beispiel: Zertifikatsprogramm 'Pferdemanagement' der Hochschule Vechta) bis hin zu mehrsemestrigen, berufsbegleitenden Angeboten (Beispiel: Kontaktstudium 'Mediation' oder 'Familien- und Systemtherapie' der Universität Oldenburg). S e i t e 4

Zertifikatsprogramm mit großem Umfang* Zertifikatsprogramm mit kleinem Umfang** Leuphana Lüneburg 3 - Hochschule Vechta 3 2 FH OOW 1 1 Universität Oldenburg 90 (Module von Studiengängen) 5 (Kontaktstudium) 6 (sonstige Angebote) 102 1 (einzelne Wochenendveranstaltungen, die erst gebündelt (ab neun) mit einem Zertifikat ausgezeichnet werden) Tabelle 2: Die Zertifikatsprogramme * als Modul/Modulkombination oder Professionalisierungseinheit eines Studienganges separat buchbar oder über mehrere Semester gehend ** Dauer : ein oder mehrere Wochenende/n bis zu einem Semester Kooperationen mit der Erwachsenenbildung In unserer Untersuchung wurde deutlich, dass es nur vereinzelte Kooperationen mit Einrichtungen der Erwachsenenbildung außerhalb der Hochschulen gibt. Die Zusammenarbeit scheint auf konkrete Angebote beschränkt. So wird der Studiengang Master of Social Management als einziger Studiengang der Leuphana Universität in Kooperation mit der Paritätischen Akademie der AWO durchgeführt. Zahlreicher scheinen Kooperationen mit ausgewählten Unternehmen, diese gibt es bei allen Dualen Studiengängen der FH OOW und beim Master "Innovationsmanagement" der Universität Oldenburg. Einen Sonderstatus nimmt hier der MBA Strategic Management der Leuphana ein, der als geschlossenes Programm für Mitarbeiter/innen der Otto-Gruppe durchgeführt wird. Einen vergleichbaren Fall gibt es für das Zertifikatsprogramm "Kommunales Rechnungswesen/Spezialist für NKR" der Hochschule Vechta, der eigens für die Mitarbeiter/innen kommunaler Verwaltungen konzipiert wurde und durchgeführt wird. Eine Kooperation mit der Erwachsenenbildung findet darüber hinaus im Rahmen der Hochschulzulassungskurse ('Z-Kurse') statt. Hier vermittelt die Erwachsenenbildung den sog. allgemeinen Teil, gleichzeitig stehen in diesem Bereich aufgrund gesetzlicher Neuerungen möglicherweise auch Veränderungen in der Kooperation an. Die Anrechnungspraxis an den Hochschulen Die Anrechnungspraxis scheint an den von uns untersuchten Hochschulen gegenwärtig noch in den Kinderschuhen zu stecken. Innerhalb der Degree-Programme lassen sich drei Varianten unterscheiden: S e i t e 5

(1) Einzelfall-bezogene Prüfung und Anerkennung: Es gibt einige wenige Fälle von individueller Anrechnungen einzelner Module. Hier wird der Einzelfall modulbezogen untersucht, und die Fähigkeiten des Studierenden werden hinsichtlich ihres Niveaus und ihrer Gleichwertigkeit mit dem anzuerkennenden Modul eingeschätzt. Diese Form der Anrechnung einzelner Module ist grundsätzlich in den beiden Oldenburger Studiengängen BA Business Administration und MA Bildungsmanagement (geplant auch für den MA "Innovationsmanagement) möglich. Sie wurde im BA-Studiengang "Business Administration" in Form einer sog. komplexen Aufgabe durchgeführt, die durch den zuständigen Modulverantwortlichen gestellt und bewertet wurde. (2) Abschluss-bezogene Anerkennung nach erfolgter Modulvergleichsprüfung: Ein Beispiel für diesen zweiten Fall bildet der Einsatz des in Oldenburg entwickelten Modul Level Indicator, kurz MLI, mit dessen Hilfe einzelne Kammer- und Fachschulabschlüsse hinsichtlich ihrer Gleichwertigkeit mit bestimmten Modulen eingeschätzt wurden, so dass alle Studierende mit diesen Abschlüssen ohne Einzelfall-Prüfung das jeweilige Modul ersetzen konnten und die entsprechenden Kreditpunkte erhielten. Diese Form der Anrechnung ist ebenfalls grundsätzlich in den beiden o.g. Oldenburger Studiengängen möglich. (3) Auf Kooperationen beruhende Anrechnung von spezifischen Fachschulabschlüssen: Bei dieser dritten Form der Anrechnung kam es aufgrund von Kooperationen mit Fachschulen zu einer generellen Anerkennung einzelner Module für einen Studiengang. Beispiele für diesen Fall waren die BA-Studiengänge "Logopädie/Physiotherapie", "Integrative Frühpädagogik" und "Nautik." Hier wurden entweder zwei Einstiegssemester oder die Praxissemester oder wie im Fall des bi-lokalen BA-Studiengang "Nautik" jeweils zwei Theorie- und zwei Praxissemester erlassen. Prinzipiell möglich erscheint auch eine Kombination der hier geschilderten Varianten, dabei müssen gesetzliche Rahmenvorgaben wie das in der Überarbeitung befindliche NHG sowie KMK-Vorgaben, der zufolge nicht mehr als maximal 50% eines Studienganges angerechnet werden sollen, beachtet werden. In den hier BA Logopädie/Physiotherapie FH OOW genannten sieben BA Integrative Frühpädagogik FH OOW Studiengängen finden BA Nautik (bi-lokaler Studiengang) FH OOW nach unseren (BA für Erzieher/innen, geplant) Leuphana Informationen BA Business Administration Universität Oldenburg Anrechnungen von MA Bildungsmanagement Universität Oldenburg außerhalb der (MA Innovationsmanagement, geplant) Universität Oldenburg Hochschule Tabelle 3: Studiengänge mit Anrechnungsmöglichkeiten erworbenen Kompetenzen statt oder sind geplant. Inwieweit darüber hinaus in anderen Studiengängen außerhochschulisch erworbene Kompetenzen anerkannt werden, ist uns nicht bekannt, gleichzeitig können wir nicht ausschließen, dass solche Anrechnungen stattfinden. Nach unserem Kenntnisstand ist eine Anrechnungspraxis im Bereich der Zertifikatsprogramme nicht üblich, hier beschränken sich die Teilnehmer/innen i.d.r. auf sehr spezifische Angebote mit hohem inhärenten Nutzen, ohne dass das Zertifikat an sich einen ähnlichen Stellenwert oder eine vergleichbare Funktion wie ein Studienabschluss übernehmen muss. S e i t e 6

Die Bedeutung der Weiterbildung und der Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen in der Hochschulentwicklungsplanung Der Status der berufsbegleitenden Studiengänge und der Weiterbildung in der Hochschulentwicklungsplanung ist schwer einzuschätzen. Einerseits sind hier gegenwärtig Anstrengungen zu beobachten, Angebote zusammenzufassen und in eigens dafür gegründeten Einheiten wie beispielsweise der Professional School der Leuphana Lüneburg oder dem Center of Life-Long Learning (C3L) Oldenburg zentral zu organisieren und durchzuführen. Andererseits ist die Fachhochschule OOW dabei, einige ihrer grundständigen Angebote durch Online-Formate und andere zeitliche Strukturen so zu verändern, dass sie von Berufstätigen studiert werden können. Nicht zuletzt angesichts sinkender Studierendenzahlen scheint in diesem Bereich eine Aufwertung in Vorbereitung. Grundsätzlich versuchen die Hochschulen den Weiterbildungsbereich mit denjenigen Angeboten auszustatten, in denen auch ihre Forschungsbemühungen angesiedelt sind. So soll das Profil der Weiterbildung an das Profil der Hochschule insgesamt angelehnt sein. Die Hochschule in Vechta brachte dies auf die prägnante Devise "Weiterbildung folgt Forschung." Seitens der Universität Oldenburg gibt es einen Beschluss des Präsidiums aus dem Jahre 2008, in dem das Präsidium ausdrücklich bekundet, u.a. die "Ausweitung und Konkretisierung der bereits bestehenden Anrechnungsmöglichkeiten" von "Vorleistungen und Kompetenzen aus der beruflichen Bildung sowie Berufserfahrungen" voranzutreiben. Eine entsprechende Verankerung dieser Willensbekundung in der Hochschulentwicklungsplanung steht noch aus. Resumée Der Status der berufsbegleitenden Studiengänge und der Weiterbildung sowie der hochschulischen Zertifikatsprogramme scheint gegenwärtig in einer Umbruchphase. An den von uns untersuchten Hochschulen gab es dazu beobachtbare Anstrengungen und erste konkrete Schritte, gleichzeitig scheint es noch keine umfassenden, in der Hochschulentwicklungsplanung verankerten Konzepte zu geben. Ausgereifte und hochschul-übergreifend einsetzbare Konzepte fehlen auch im Bereich der Anrechnung von außerhochschulisch erworbenen Kompetenzen. Literatur Kloke, Katharina (2009): 'Nischen-Dasein, Aschenputtel-Existenz und Nebenschauplatz'? Die Rolle der wissenschaftlichen Weiterbildung an deutschen Hochschulen. In: Hochschulmanagement, 2 (4), 2009, 43-49. S e i t e 7

Anhang 1: Tabelle der berufsbegleitenden oder Weiterbildungs-Studiengänge (MA/BA) Angebote der Leuphana Universität Lüneburg MBA Arztpraxismanagement MBA Manufacturing Management MSM Master of Social Management MPH Master of Prevention & Health MBA Master of Sustainability Management MBA Performance Management MBA Strategic Management (geschl. Programm für die Otto-Gruppe) (LL.M Umweltrecht geplant) (BA für Erzieher/innen, geplant) Angebote der Hochschule Vechta MA Familientherapie Angebote der FH Oldenburg/Ostfriesland/ Wilhelmshaven MPH Master of Public Health BA Soziale Arbeit und Gesundheit im Kontext sozialer Kohäsion BA Logopädie/Physiotherapie BA Integrative Frühpädagogik BA Nautik (bi-lokaler Studiengang) Duale Studiengänge B. Eng. Elektrotechnik B. Eng. Elektrotechnik u. Automatisierungstechnik B. Eng. Informationstechnik/Telekommunikation B. Eng. Maschinenbau und Design B. Eng. Maschinenbauinformatik Online-Studiengänge B. Sc. Medieninformatik M. Sc. Medieninformatik B. Eng. Wirtschaftsingenieurwesen Angebote der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg MA Bildungsmanagement Master of Distance Education MA Informationsrecht MA Innovationsmanagement (Start: WiSe 09/10) BA BWL für Spitzensportler BA Business Administration S e i t e 8

Anhang 2: Tabelle der Zertifikatsprogramme Angebote der Leuphana Universität Lüneburg Studienergänzung PR Integrative Lerntherapie Technologie Transfer Umfang Angebote der Hochschule Vechta Beratung und Supervision Zertifizierter Spezialist für NKR ("Kommunales Rechnungswesen") Pferdemanagement Qualität in der Lebensmittelproduktion Mediation und Konfliktmanagement (Koop Seoul/Vechta) Sommerakademie ( 1Woche) 2 Wochenenden Angebote der FH Oldenburg/Ostfriesland/ Wilhelmshaven Netzingenieur/in Gas/Wasser/Strom (Weiterbildungsmodul) HDD Ing-WB (Führerschein für Bohrverfahren) Mehrere Wochenenden Angebote der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Kontaktstudium "Mediation" Kontaktstudium "Systemische Beratung " Kontaktstudium "Familien- und System " Kontaktstudium "Supervision und Beratung" Kontaktstudium "Qigong" Weiterbildendes Studium "Windenergie" Qualifizierung für eine lehrende Tätigkeit NQ Wochenenden bis zu WB "Bildung von Anfang an/frühkindliche Bildung" Wochenenden bis zu Distance Education Foundation?? Qualifikation zum Schulmediator Wochenenden bis zu Internationaler Lehrgang für Moderatoren?? S e i t e 9