Referat rekursive Mengen vs. rekursiv-aufzählbare Mengen



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Transkript:

Kapitel 1: rekursive Mengen 1 rekursive Mengen 1.1 Definition 1.1.1 informal Eine Menge heißt rekursiv oder entscheidbar, wenn ihre charakteristische Funktion berechenbar ist. 1.1.2 formal Eine Menge A N k (k 1) heißt rekursiv, gdw. die charakteristische Funktion (x) cf A 1 : = 0 falls x A sonst berechenbar ist. 1.1.3 Turingmaschine Es gibt eine Turingmaschine, die in endlicher Zeit jedes beliebige Element aus N k in seiner Zugehörigkeit zu A entscheiden kann (also cf A berechnet), also eine Aussage ja oder nein in jedem Fall liefern kann. x Halt 0 Halt 1 1.2 Beispiele a) N k und N k b) jede endliche Teilmenge A N k c) { x N ; x ist Primzahl } d) { (x,y) N 2 ; x < y } e) { (i,x,t) ; i (x) t } 1.3 Eigenschaften Definition durch die Umkehrkorrespondenz (*): A N k ist rekursiv, gdw. es eine totale berechenbare Funktion f R (k) gibt mit A = f -1 ( {0} ). Charakterisierung über Aufzählungen: Eine Menge A ist rekursiv, gdw. es eine wachsende total rekursive Funktion f gibt mit A = Bild(f). thr 2000 Seite 1 von 5

Kapitel 1: rekursive Mengen Abschlusseigenschaften (k N 1 ): a) Seien A 1 N k rekursiv. Dann sind auch N k \A 1, A 1 und A 1 rekursiv. b) Seien A N rekursiv und f R (k). Dann ist f -1 (A) rekursiv. c) Sei A N k. Dann gilt: A rekursiv (k) (A) rekursiv. d) Seien A 1 N und A 1. Dann gilt A 1 rekursiv und A 2 rekursiv A 1 A 2 rekursiv. thr 2000 Seite 2 von 5

Kapitel 2: rekursiv-aufzählbare Mengen 2 rekursiv-aufzählbare Mengen 2.1 Definition 2.1.1 informal Eine Menge heißt rekursiv-aufzählbar, wenn es eine berechenbare partielle Funktion f gibt, deren Definitionsbereich diese Menge darstellt. 2.1.2 formal Eine Menge A N k heißt rekursiv-aufzählbar (r.a.), gdw. es eine partielle berechenbare Funktion f : N k N gibt mit A = Def(f) 2.1.3 Turingmaschine Es gibt eine Turingmaschine, welche für jedes x A die Antwort ja liefert, im Falle x A keine Antwort gibt. x Endlosschleife Halt 0 2.2 Beispiele u.a. jede rekursive Menge (mehr unter Kapitel 3 Zusammenhänge ) 2.3 Eigenschaften Charakterisierung durch Bild: Eine Menge A ist rekursiv-aufzählbar, wenn sie leer oder das Bild einer total rekursiven Funktion f ist. Projektionssatz: Eine Menge A ist rekursiv-aufzählbar, gdw. sie die Projektion einer rekursiven Menge B ist. [ A N k ist r.a. A = { x N k ; ( t) (x,t) B } für ein rekursives B N k+1 ] Abschlusseigenschaften: a) Seien A 1 N k r.a. Dann sind auch A 1 und A 1 r.a. b) Sei A N r.a. und f P (k). Dann ist f -1 (A) r.a. c) Sei A N k. Dann gilt: A r.a. (k) (A) r.a. thr 2000 Seite 3 von 5

Kapitel 3: Zusammenhänge 3 Zusammenhänge 3.1 Rekursivität umfasst rekursive Aufzählbarkeit Eine Menge A N k ist rekursiv, gdw. A und N k \A rekursiv-aufzählbar sind. ( Wenn man sowohl eine Menge A, als auch deren Komplement rekursiv aufzählen kann, gibt es auch eine berechenbare charakteristische Funktion cf A. ) 3.2 rekursiv-aufzählbare, aber nicht rekursive Mengen Die Mengen K := { i N, i (i) existiert } K 0 := { (i,x) N 2 ; i (x) existiert } sind rekursiv-aufzählbar, aber nicht rekursiv. Deren Komplemente N\K und N 2 \K 0 sind nicht rekursiv-aufzählbar. Beweis Der Umstand, dass K nicht rekursiv ist, kann durch Diagonalisierung nachgewiesen werden: Sei dazu g : N N definiert durch ϕ i div falls (i) existiert g(i) : = 0 sonst (**) Dieses g ist nicht berechenbar andernfalls gäbe es ein j N mit i =g und damit für j K : g(j) = div dies steht im Widerspruch zu j (j) existiert j K : g(j) = 0 dies steht im Widerspruch zu j (j) = div Angenommen K sei rekursiv. Dann existiert nach * 1 ein f R (1) mit K = f -1 ( {0} ). Dazu ergibt sich die verallgemeinerte Registermaschine M mit Flussdiagramm n j f(r1) = 0 Halt 0 1 siehe Seite 1 zum Thema Umkehrkorrespondenz thr 2000 Seite 4 von 5

Kapitel 3: Zusammenhänge und liefert offensichtlich f M = g. Dies bedeutet aber auch Berechenbarkeit von g, welches in ** 2 bereits widerlegt wurde. Die Annahme über K war also falsch; daraus folgt K ist nicht rekursiv. 3.3 unlösbare Probleme Aus dem o.g. Umstand, dass K nicht rekursiv ist, ergeben sich konkrete Anwendungsprobleme: 3.3.1 Selbstanwendbarkeitsproblem, Halteproblem Da K nicht rekursiv ist, kann man nicht wissen, ob die i-te Bandmaschine bei Eingabe von i hält oder nicht: Das Selbstanwendbarkeitsproblem für ist rekursiv unlösbar. Genauso ist unentscheidbar, ob die i-te Bandmaschine bei Eingabe von x hält oder nicht: Das Halteproblem für ist rekursiv unlösbar. Es lässt sich also kein Algorithmus konstruieren, der ein gegebenes Programm auf Fehler (z.b. Endlosschleifen) kontrolliert... 3.3.2 Satz von Rice, Korrektheitsproblem Eine Eigenschaft von Funktionen aus P (1) kann man durch eine Teilmenge F P (1) beschreiben. Diese Menge ist nicht rekursiv: Falls F P (1) und F und F P (1) ist, dann ist die Menge -1 (F) = { i N ; i F } nicht rekursiv. Das Korrektheitsproblem für f ist unentscheidbar. Man kann also keinen Algorithmus angeben, vorgegebene Programme auf geforderte Eigenschaften entscheidet. Eine automatische, programmgesteuerte Qualitätssicherung kann also immer nur näherungsweise funktionieren... 3.3.3 Postsches Korrespondenzproblem Sei ein Alphabet mit mindestens 2 Symbolen, es sei #. Dann ist die Menge PK := { u 1 #v 1 #...#u k #v k ; k 1, u i, v i *, es gibt n N und es gibt i 1,...,i n {1,...,k} mit u i1 u i2...u in = v i1 v i2...v in } rekursiv-aufzählbar, aber nicht rekursiv. Diese Unlösbarkeit für Wortpaare hat praktische Auswirkungen im Bereich des pattern-matching. 2 siehe Seite 4 thr 2000 Seite 5 von 5