Skript zum ÜL- Junior aktiv am 17.05.2014 Krafttraining für Kinder und Jugendliche von Jens Keidel Krafttraining ist traditionell mit vielen Vorurteilen belastet. Nach dem aktuellen Kenntnis- und Forschungsstand sind viele schon lange nicht mehr begründet. Viele Studien weisen daraufhin, dass der Fitnessstand der Kinder und Jugendlichen nachgelassen hat und weiter nachlässt. Die Aufgabe der Übungsleiter muss es sein eine sinnvolle und verantwortbare körperliche Ausbildung durchzuführen. Ein Krafttraining für Kinder lehnen in Deutschland viele Trainer, Sportlehrer und Eltern strikt ab. Doch sie stützen sich dabei auf veraltete Lehrmeinungen. Neue wissenschaftliche Studien empfehlen ein Krafttraining von Kindesbeinen an. (Fröhlich) Noch immer wird in Lehr- und Trainingsplänen argumentiert, ein Krafttraining vor der Pubertät schädige die noch weichen Knorpel und Knochen der Kinder, insbesondere deren Wachstumsfugen. Zudem ist die Auffassung verbreitet, der niedrige Anteil an Androgenen (Geschlechtshormonen) im Körper der Mädchen und Jungen sei zu gering, um die Muskeln wachsen zu lassen. Neue Forschungsergebnisse weisen jedoch nach, dass ein Krafttraining für Kinder mit dem eigenen Körpergewicht, mit Gummibändern, mit freien Hanteln und auch an Maschinen zu beachtlichen Erfolgen führt. Dabei stehen keinesfalls ein Höchstmaß an Muskelmasse und das Stemmen möglichst hoher Lasten im Vordergrund, wie das beim Bodybuilding, Kraftdreikampf oder Gewichtheben erwünscht ist. Ein fachgerecht durchgeführtes Kinderkrafttraining schädigt weder Knochen noch Knorpel und Gelenke. Im Gegenteil, es führt dazu, dass zusätzliche Knochensubstanz aufgebaut wird. Gespannte Muskeln üben auf Knochen, an denen sie über Sehnen verankert sind, starke Zugkräfte aus. Diese mechanischen Reize fördern das Knochenwachstum. Der Mineralgehalt der Knochen und die Knochendichte werden erhöht. Dieser zusätzliche Aufbau ist bei Mädchen im Alter von 11,5 bis 13,5 Jahren und bei Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren am intensivsten. Somit beugt ein frühzeitiges Krafttraining auch dem gefürchteten Knochenschwund im Alter vor, der Osteoporose. Außerdem stärkt ein Muskeltraining das Bindegewebe und die Sehnen, wodurch diese weniger verletzungsanfällig sind. Nicht zuletzt verbessert ein Krafttraining bei Mädchen und Jungen die Körperzusammensetzung: Fett schmilzt, der Muskelanteil nimmt zu. Das Krafttraining im Kindesalter (Heranwachsender bis zum Ende der Pubertät) wird in der anglophilen Literatur oft als Resistance Training bezeichnet, also ein Training gegen Widerstände. Dieser Auffassung schließe ich mich an. Ich werde das funktionelle Krafttraining hier auch als Athletiktraining benennen, da es sich um die Ausbildung und Entwicklung der konditionellen Fähigkeiten handelt. In den nachfolgenden Übungen werde ich nicht auf die wichtige Arbeit mit Hanteln eingehen, da sie den Umfang sprengen würde. Ich halte es für wichtig bereits im Kindesalter mit Hanteltraining zu beginnen, vor allem mit dem Schwerpunkt der Technikschulung zu diesem Bewegungskomplex. Im weiteren werde ich aber alternative Krafttrainingsübungen vorstellen.
Athletiktraining in Spiel, Kampf und Akrobatik Kämpfen, Ringen, Raufen als Athletiktraining 1. Rüberziehen: Zwei Kinder stellen sich einander gegenüber und greifen sich an den Handgelenken. Nach einem Startsignal versuchen sie, den Partner über die Linie zu ziehen. Mit verbundenen Augen wird die Übung schwieriger. 2. Hochziehen: Zwei Kinder stellen sich einander gegenüber und greifen sich an den Handgelenken. Ein Partner setzt sich mit angewinkelten Beinen auf den Boden, der andere bleibt stehen. Das stehende Kind versucht, den sitzenden Partner vom Boden hochzuziehen. Der Partner versucht jedoch, sitzen zu bleiben. 3. Rückenschieben: Die Partner stehen Rücken an Rücken und versuchen, sich gegenseitig aus dem Feld zu schieben. 4. Schiebekampf: Die Partner stehen einander gegenüber, greifen mit den Händen einander an Armen und Schultern und versuchen, sich gegenseitig aus dem Feld zu schieben. 5. Wegschieben: Zwei Kinder sitzen Rücken an Rücken, haken sich mit den Armen ein und versuchen, den anderen wegzuschieben. 6. Bandziehen: Zwei Kinder stehen einander gegenüber. Jedes fasst ein Band, das nicht zu lang sein sollte, mit einer Hand. Die Kinder versuchen, den Partner über die Mittellinie zu ziehen. 7. Armdrücken: Zwei Kinder liegen in Bauchlage einander gegenüber, setzen jeweils den rechten Ellenbogen auf und verschränken die Hände ineinander. Nach dem Startsignal soll die Hand des Partners auf den Boden gedrückt werden. Die Ellenbogen müssen aufgestützt bleiben. 8. Balldrücken: Zwei Kinder liegen auf dem Bauch einander gegenüber. In ihrer Mitte liegt ein Ball. Nach dem Startsignal versuchen die Kinder, den Ball zum Gegner zu drücken. 9. Schatzhüten: Die beiden Partner knien auf der Matte. Ein Kind hütet mit seinem Körper einen Ball. Das andere versucht, diesen Schatz zu rauben. 10. Geschenkeklopfen: Die beiden Partner knien auf der Matte. Beide berühren mit einer Hand den Ball. Nun versuchen beide 30 Mal den Ball zu schlagen. Dies darf nur gemacht werden, wenn der andere den Ball nicht berührt.
11. Ringen: Zwei Kinder stehen sich im Kniestand einander gegenüber und fassen einander an Armen oder Schultern. Jetzt soll der Partner auf den Rücken gezwungen werden. 12. Liegestützkampf: Die Partner befinden sich im Liegestütz voreinander. Jeder versucht, dem anderen auf die Finger zu klopfen, ohne selbst getroffen zu werden. 13. Rückenringkampf: Die beiden Kinder sitzen Rücken an Rücken auf der Matte und haken die Arme ein. Beide müssen versuchen, ihren Partner auf den Bauch zu zwingen. 14. Mausefalle: Ein Kind liegt als Maus flach auf dem Rücken das andere legt sich quer darüber. Die Maus in der Falle muss versuchen, sich ins Freie zu retten. 15. Ringender Kreis: Sechs bis zehn Kinder fassen sich im Stehen an den Händen und bilden einen Kreis. In der Mitte wird mit einem Seil ein kleinerer Kreis markiert. Die Kinder versuchen, einen Mitspieler durch Ziehen in den kleinen Kreis zu zwingen. 16. Beinfangen im Schwebesitz: Die beiden Partner setzen sich leicht versetzt mit gestreckten beinen gegenüber, so dass die Fußsohlen des einen auf Höhe des Knöchels des anderen sind. Die Sportler stützen sich mit den Armen nach hinten ab. Nun versuchen beide die Füße des anderen mit ihren Füßen zu fangen. 17. Schwebesitzkampf: Zwei Kinder sitzen gegenüber, beide versuchen sich nun aus der Sitzschwebe mit den Beinen umzustoßen ohne das Arme dabei eingesetzt werden. 18. Schere Stein Papier: Die beiden Partner stehen sich in der Liegestützposition gegenüber. Beide heben die Hand und müssen auf ein Kommando eines der drei Symbole anzeigen. Der Verlier muss z.b. 3 Liegestützen machen. 19. Linienkampf: Die Sportler suchen sich eine Linie, auf der sie sich gegenüber stellen. Die Füße stehen hintereinander, die Fußspitzen des hinteren Fußes berühren die Fersen des vorderen. Die Kinder sollen den Gegner durch Drücken auf die Hände aus dem Gleichgewicht bringen. Er als erster die Linie verlässt hat verloren. 20. Herkuleskampf: Die Partner stehen sich gegenüber und umfassen den Oberkörper des Gegners im Zwiegriff. Dabei wird ein Arm unter und ein Arm über den Arm des Partners gehalten. Beide versuchen, den Gegner vom Boden abzuheben. Nur wer seinen Gegner mit beiden Füßen vom Boden abhebt wird zum Herkules.
Akrobatik als Krafttraining Siehe Übungskarten zur Freizeitakrobatik in Schule und Verein Sensomotorisches Krafttraining Siehe Zusatzskript Schlingentraining und Skript Gymnastikball.
Literatur: Kinder lernen Krafttraining, Philippka- Sportverlag, Martin Zawieja; Klaus Oltmanns ISBN: 978-3- 89417-203- 9 ComplexCore, Roman Jahoda, www.complexcore.at ISBN: 978-3- 200-01555- 5 Das Core Programm, Südwest Verlag; Mark Verstegen, Pete Williams; ISBN: 978-3- 517-08236- 3 Athletiktraining mit Zweikämpfen, Philippka- Sportverlag; Alexander Leipold ISBN: 978-3- 89417-178- 0 Alle Kräfte ins Gleichgewicht, Philippka- Sportverlag, Klaus Ollmanns ISBN: 978-3- 89417-162- 9 Funktionelles Zirkeltraining, Meyer & Meyer Verlag, Jörn Rühl, Vanessa Laubach ISBN: 978-3- 89899-664- 8 Übungskarten zur Freizeitakrobatik in Schule und Verein, Pohl- Verlag; Prof- Dr. Dieter Kruber, Anja Kikow; ISBN: 3-7911- 0240-0 Strength Ball Training, Human Kinetics, Lorne Goldenberg, Peter Twist, ISBN: 978-0- 7360-6697- 6 Der Perfekte Athlet, Riva Verlag, Gray Cook, ISBN: 978-3- 86883-021- 7 Jens Keidel Weismannstraße 3 85049 Ingolstadt Email: jens@sport- und- trainerschule.de www.sport- und- trainerschule.de