Dieter SÜSS und Klaus MACHATA



Ähnliche Dokumente
Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Eine Logikschaltung zur Addition zweier Zahlen

Projektarbeit CATIA V5 3D Differenzial

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Physik & Musik. Stimmgabeln. 1 Auftrag

Die drei Kernpunkte der modernen Portfoliotheorie

Technical Note Nr. 101

Welche Unterschiede gibt es zwischen einem CAPAund einem Audiometrie- Test?

1 Einleitung. 1.1 Motivation und Zielsetzung der Untersuchung

OECD Programme for International Student Assessment PISA Lösungen der Beispielaufgaben aus dem Mathematiktest. Deutschland

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Mathematik. UND/ODER Verknüpfung. Ungleichungen. Betrag. Intervall. Umgebung

QM: Prüfen -1- KN

Anhand des bereits hergeleiteten Models erstellen wir nun mit der Formel

Netzwerkeinstellungen unter Mac OS X

Lineare Gleichungssysteme

50. Mathematik-Olympiade 2. Stufe (Regionalrunde) Klasse Lösung 10 Punkte

Informationssystemanalyse Problemstellung 2 1. Trotz aller Methoden, Techniken usw. zeigen Untersuchungen sehr negative Ergebnisse:

3. GLIEDERUNG. Aufgabe:

Eine Bürokratiekostenfolgenabschätzung zum zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Hinblick auf die Einführung einer Gleitzone

Übung 5 : G = Wärmeflussdichte [Watt/m 2 ] c = spezifische Wärmekapazität k = Wärmeleitfähigkeit = *p*c = Wärmediffusität

Planen mit mathematischen Modellen 00844: Computergestützte Optimierung. Autor: Dr. Heinz Peter Reidmacher

Abituraufgabe zur Stochastik, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Welche Lagen können zwei Geraden (im Raum) zueinander haben? Welche Lagen kann eine Gerade bezüglich einer Ebene im Raum einnehmen?

Handbuch. NAFI Online-Spezial. Kunden- / Datenverwaltung. 1. Auflage. (Stand: )

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Um sich zu registrieren, öffnen Sie die Internetseite und wählen Sie dort rechts oben

Doing Economics with the Computer Sommersemester Excel Solver 1

Zahlenoptimierung Herr Clever spielt optimierte Zahlen

AZK 1- Freistil. Der Dialog "Arbeitszeitkonten" Grundsätzliches zum Dialog "Arbeitszeitkonten"

6.2 Scan-Konvertierung (Scan Conversion)

Additional Cycle Index (ACIX) Thomas Theuerzeit

PTV VISWALK TIPPS UND TRICKS PTV VISWALK TIPPS UND TRICKS: VERWENDUNG DICHTEBASIERTER TEILROUTEN

Berechnungen in Access Teil I

Um zusammenfassende Berichte zu erstellen, gehen Sie folgendermaßen vor:

OUTSOURCING ADVISOR. Analyse von SW-Anwendungen und IT-Dienstleistungen auf ihre Global Sourcing Eignung. Bewertung von Dienstleistern und Standorten

Überprüfung der digital signierten E-Rechnung

5.2 Neue Projekte erstellen

Wie löst man Mathematikaufgaben?

ACDSee Pro 2. ACDSee Pro 2 Tutorials: Übertragung von Fotos (+ Datenbank) auf einen anderen Computer. Über Metadaten und die Datenbank

Dokumentation. estat Version 2.0

Lineare Gleichungssysteme

Rekursionen. Georg Anegg 25. November Methoden und Techniken an Beispielen erklärt

Multicheck Schülerumfrage 2013

Der Kostenverlauf spiegelt wider, wie sich die Kosten mit einer Änderung der Ausbringungsmenge (z.b. produzierte Stückzahl) ändern.

Programm 4: Arbeiten mit thematischen Karten

Hinweise zur Kalibrierung von Kameras mit einer AICON Kalibriertafel

WÄRMEMESSUNG MIT DURCHFLUSSMENGENMESSER, TEMPERATURSENSOREN UND LOXONE

Modellbildungssysteme: Pädagogische und didaktische Ziele

Mean Time Between Failures (MTBF)

DOKUMENTATION PASY. Patientendaten verwalten

Whitepaper. Produkt: combit Relationship Manager 7. combit Relationship Manager -rückläufer Script. combit GmbH Untere Laube Konstanz

Anwendungsbeispiele. Neuerungen in den s. Webling ist ein Produkt der Firma:

Grundfunktionen und Bedienung

IT-Governance und Social, Mobile und Cloud Computing: Ein Management Framework... Bachelorarbeit

ERPaaS TM. In nur drei Minuten zur individuellen Lösung und maximaler Flexibilität.

1. Man schreibe die folgenden Aussagen jeweils in einen normalen Satz um. Zum Beispiel kann man die Aussage:

Plotten von Linien ( nach Jack Bresenham, 1962 )

Protokoll des Versuches 7: Umwandlung von elektrischer Energie in Wärmeenergie

Empfehlungen zur Nutzung der CD zum Buch: Klee & Wiemann: Beweglichkeit und Dehnfähigkeit. Schorndorf: Hofmann,

Handbuch ECDL 2003 Modul 2: Computermanagement und Dateiverwaltung Dateien löschen und wiederherstellen

Erstellen einer Collage. Zuerst ein leeres Dokument erzeugen, auf dem alle anderen Bilder zusammengefügt werden sollen (über [Datei] > [Neu])

Infrarot Thermometer. Mit 12 Punkt Laserzielstrahl Art.-Nr. E220

Anmerkungen zur Übergangsprüfung

AUTOMATISIERTE HANDELSSYSTEME

Leitfaden zur Einrichtung za-mail mit IMAP auf dem iphone

Im Jahr t = 0 hat eine Stadt Einwohner. Nach 15 Jahren hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt. z(t) = at + b

DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

Microsoft Access 2013 Navigationsformular (Musterlösung)

Institut für Computational Engineering ICE. N ä h e r d ra n a m S ys t e m d e r Te c h n i k d e r Z u ku n f t. w w w. n t b.

Statistische Auswertung:

Die Übereckperspektive mit zwei Fluchtpunkten

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Ist Excel das richtige Tool für FMEA? Steve Murphy, Marc Schaeffers

Handbuch ECDL 2003 Basic Modul 2: Computermanagement und Dateiverwaltung Dateien löschen und wiederherstellen

Aufgabe 1. Zunächst wird die allgemeine Tangentengleichung in Abhängigkeit von a aufgestellt:

Wiederkehrende Bestellungen. Tipps & Tricks

iloq Privus Bedienungsanleitung Schließanlagen Programmierung Version 1 - Copyright 2013

SharePoint Demonstration

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Addendum Option Dynam. HD-Text-/Grafikoptimierung Xerox EX Print Server, Powered by Fiery, für Druckmaschine Xerox igen 150, Version 1.

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Guide DynDNS und Portforwarding

Kombinatorik Platzierungsproblem 3 Berechnungsarten

Agile Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung: Scrum

RT Request Tracker. Benutzerhandbuch V2.0. Inhalte

Güte von Tests. die Wahrscheinlichkeit für den Fehler 2. Art bei der Testentscheidung, nämlich. falsch ist. Darauf haben wir bereits im Kapitel über

Handbuch ECDL 2003 Basic Modul 5: Datenbank Grundlagen von relationalen Datenbanken

Um zu prüfen welche Version auf dem betroffenen Client enthalten ist, gehen Sie bitte wie folgt vor:

Fachbericht zum Thema: Anforderungen an ein Datenbanksystem

sondern alle Werte gleich behandelt. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Ergebnisse, je länger sie in der Vergangenheit

Periodentabellen 2013

Die Software für Visualisierung und Analyse von Strukturinformationen aus EDM- und PDM-Systemen.

Zeit lässt sich nicht wie Geld für schlechte Zeiten zur Seite legen. Die Zeit vergeht egal, ob genutzt oder ungenutzt.

Tipps und Tricks zu Netop Vision und Vision Pro

Synthax OnlineShop. Inhalt. 1 Einleitung 3. 2 Welche Vorteile bietet der OnlineShop 4

Transkript:

Globaler Optimierungsalgorithmus für überlagerungsfreie Darstellung von Objekten in der neuen Elektronischen Unfallsteckkarte des Kuratorium für Verkehrssicherheit Dieter SÜSS und Klaus MACHATA Zusammenfassung In der Elektronischen Unfallsteckkarte des Kuratorium für Verkehrssicherheit werden Verkehrsunfälle mittels einer GIS-Anwendung grafisch visualisiert. Ein Algorithmus wird vorgestellt, der Unfallcluster bezüglich ihrer Darstellung optimiert. Überlappungen werden vermieden, indem abstoßende Kräfte zwischen den Unfallclustern eingeführt werden. Für die Lösung dieses Optimierungsproblems erweist sich die Methode des Simulated Annealing als äußerst erfolgreich. 1 Einleitung Um Unfalldaten in geeigneter Form zu visualisieren, wurde vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) Mitte der 90er-Jahre die Elektronische Unfallsteckkarte entwickelt. Damit können die in Unfalldatenbanken abgelegten Verkehrsunfalldaten grafisch visualisiert werden, um rasch einen Überblick über das Unfallgeschehen zu geben. Abb. 1: Bei der herkömmlichen Darstellungsart werden die Unfälle senkrecht zur Straßenachse aufgefädelt. Mögliche Überschneidungen führen zu unübersichtlichen Darstellungen (links). Der entwickelte Algorithmus findet auch bei sehr großen Unfallzahlen eine überlappungsfreie Anordnung der Unfallcluster. Somit können Beschriftungen neben den Unfallsymbolen problemlos angebracht werden (rechts). In der bisherigen Lösung (ArcView 3.2) wurden Unfallcluster auf Bänder im Winkel von 90 von der Straßenachse aufgefädelt, was speziell auf Kreuzungen oder kurvenreichen Straßenstücken zu Überdeckungen und erheblichem Nachbearbeitungsaufwand führte (Ab-

Globaler Optimierungsalgorithmus für überlagerungsfreie Darstellung von Objekten 669 bildung 1 links). Darüber hinaus zeigt das System bei der gleichzeitigen Bearbeitung großer Datensätze Geschwindigkeitsprobleme, die in der beschränkten Leistungsfähigkeit von ArcView/Avenue begründet sind. Dies gab den Anstoß, das System in Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und Performance völlig neu zu gestalten. Das vorliegende Softwarepaket wurde als MS SQL-Serverlösung unter Visual Basic 6.0 und MapObjects 2.1 entwickelt, wobei zeitkritische Routinen unter C++ realisiert wurden. Das System ist so gestaltet, dass vom Benutzer keinerlei GIS-Vorwissen vorausgesetzt wird. Die verwendeten Symboliken und Labels können nun sehr flexibel gewählt und kombiniert sowie Detailabfragen direkt aus der grafischen Oberfläche gestartet werden. Um eventuelle Überlappungen der Unfallcluster zu vermeiden, wurde ein Optimierungsalgorithmus entwickelt, der zu übersichtlichen Darstellungen führt und somit jede Nachbearbeitung überflüssig macht (Abbildung 1 rechts). Das folgende Kapitel beschreibt die Grundidee des Algorithmus sowie Details für dessen Implementierung. Im letzten Kapitel wird ein Anwendungsbeispiel präsentiert und die Performance des Algorithmus getestet. 2 Prinzip des Optimierungsalgorithmus Ausgehend von der räumlichen Verteilung von Unfallpunkten, die mittels kartesischer Koordinaten verortet werden, wird in einem ersten Schritt eine Klasseneinteilung der Unfallpunkte vorgenommen. Unfälle, deren gegenseitiger Abstand kleiner als r crit ist, werden zu einem Unfallcluster zusammengefasst und auf Bänder aufgefädelt. Um den Rechenaufwand der für die Clusterbildung notwendigen Nachbarschaftssuche zu minimieren, wird das Grundgebiet in einen Raster mit Maschenweite r crit zerlegt. Sollen nun alle Punkte aufgelistet werden, die von einem gegebenen Unfallpunkt A (es sei angenommen, A befinde sich in Zelle C 1 ) einen Abstand kleiner als r crit haben, muss nun nicht der Abstand zu allen Unfallpunkten berechnet werden. Lediglich die Punkte in der Zelle C 1 und die Punkte in den acht Nachbarzellen von C 1 müssen in Betracht gezogen werden. Der Suchaufwand wird somit von der Ordnung (N²), die die direkte Suchmethode ohne Zellenaufteilung benötigt, auf die Ordnung (N) reduziert, wobei N die Anzahl der Unfallpunkte ist. Details für die Nachbarschaftssuche mit der Liked-Cell Methode ist in GRIEBEL, KNAPEK, ZUMBUSCH & CAGLAR (2003) zu finden. Die Unfallpunkte jedes Unfallclusters werden auf Bänder aufgefädelt. Der Ursprung eines Bandes ergibt sich aus dem arithmetischen Mittelwert der Koordinaten der Unfallpunkte. Ein Nächster-Nachbar-Suchalgorithmus, der auf einem kd-suchbaum beruht (BENTLEY 1975), wird angewandt, um den nächstgelegenen Straßenpunkt zu dem Ursprung eines Unfallbandes zu finden. Um Überschneidungen der Unfallbänder zu vermeiden, muss ein Optimierungsproblem gelöst werden. 2.1 Zielfunktion Für das gegebene Optimierungsproblem ist es zweckmäßig, eine Zielfunktion einzuführen, die das subjektive Empfinden der Qualität der Darstellung in eine Zahl Z umwandelt. Im

670 D. Süss und K. Machata vorgestellten Algorithmus wird die Zielfunktion Z als Summe von zwei Funktion Z 1 und Z 2 zusammengesetzt, Z = Z 1 + Z 2 Z 1 ist indirekt proportional zum durchschnittlichen Abstand der Unfallcluster. Dadurch werden nicht nur Überschneidungen vermieden, sondern auch große Abstände zwischen den Unfallclustern gewährleistet. Dadurch können Beschriftungen problemlos neben den Unfallsymbolen angebracht werden. Für die mathematische Berechnung der Zielfunktion Z 1 wird jedem Verkehrsunfall eine effektive Ladung zugeschrieben. Die Ladungen stoßen einander ab, wodurch Überschneidungen vermieden werden. Die Funktion Z 1 entspricht der Energie des Systems. Die Energie zwischen Unfallcluster i und Unfallcluster j ist gegeben durch, wobei k E ij x v ( = N i N j k= 1 l= 1 xk 1 v v, y 4 l y v l ) die kartesischen Koordinaten der Unfälle und N i (Nj ) die Zahl der Unfälle auf Unfallcluster i (Unfallcluster j) beschreibt. Die gesamte Energie des Systems und somit Z 1 ergibt sich aus der Summe über alle Unfallcluster 1 Z C C 1 = E km, k= 1 m= 1 m k wobei C die Gesamtzahl der Unfallcluster bezeichnet. Um die Unfallcluster bevorzugt rechtwinkelig zur Straße anzuordnen, wird der zusätzliche Energieterm Z 2 eingeführt. Z 2 ist eine Funktion des Winkels w i, der zwischen dem Unfallband i und der Straßenachse gemessen wird. Der minimale Wert entspricht einer rechtwinkeligen Anordnung. Mit steigender Abweichung von 90 steigt der Wert der Zielfunktion Z 2. Z C 1 2 2 = sin ( w 4 i ) i= 1 a. Mit dem Parameter a kann Z 2 relativ zu Z 1 gewichtet werden. Eine gute Wahl für a ist ein Wert in der Größenordnung des Abstands zwischen benachbarten Unfallbändern. 2.2 Suche des globalen Minimums Simulated Annealing Das Problem wurde somit auf die Suche nach dem globalen Minimum der Zielfunktion Z fokussiert. Eine Methode für das Auffinden globaler Extremwerte, die erfolgreich in diversen Optimierungsproblemen angewendet (KIRKPATRICK 1983) wird, ist Simulated Anne- 1 Um die Rechenzeit zu verkürzen, wurde im implementierten Algorithmus nicht die Wechselwirkung zwischen allen Unfallclustern berechnet. Zwei Unfallcluster, deren Abstand groß genug ist, um mögliche Überschneidungen prinzipiell ausschließen zu können, wurden bei der Berechnung der Zielfunktion nicht berücksichtigt.

Globaler Optimierungsalgorithmus für überlagerungsfreie Darstellung von Objekten 671 aling. Bei einer Optimierung mittels Simulated Annealing werden folgende Schritte durchgeführt: 1. Initialisiere die Unfallcluster rechtwinkelig zur Straßenachse. 2. Setze die Temperatur T auf einen anfänglich hohen Wert. 3. Wiederhole die folgenden Schritte, bis die Temperatur T auf 0 gesunken ist. Erniedrige die Temperatur T gemäß der gewählten Abkühlrate. Wähle zufällig einen Unfallcluster aus und setze ihn in eine neue Richtung (Versuchsschritt). Berechne die Änderung der Energie E verursacht durch den Versuchsschritt Ist die Energie gesunken, akzeptiere den Versuchsschritt. Ist die Energie gestiegen, verwerfe, mit der Wahrscheinlichkeit P = 1 exp( E / T ), den Versuchsschritt und stelle die ursprüngliche Konfiguration her. Die Anzahl der Wiederholungen der Schritte, die im obigen Schema unter Punkt 3 aufgelistet wurden, werden als Monte-Carlo-Schritte (MCS) bezeichnet. Bei einem Monte- Carlo- Schritt wird für jeden Unfallcluster ein Versuchschritt durchgeführt. Die Methode des Simulated Annealing ist eine heuristische Methode und es kann keine optimale Wahl für die Anfangstemperatur und die Abkühlrate angegeben werden. Untersuchungen zeigen, dass gute Lösungen bei einer Anfangstemperatur erzielt werden, die zu P = 0.25 führt. Das heißt, Versuchsschritte die zu einer Erhöhung der Energie führen, werden zu 75 % akzeptiert. In den durchgeführten Simulationen wurde eine lineare Abkühlrate als Funktion der Zeit angenommen. Die Performance der Methode hängt signifikant von der Art der Versuchsschritte ab. HINZKE et al (HINZKE & NOWAK 1998) schlagen für die Simulation von Magnetsystemen drei Versuchsschritte vor, die wie folgt für das gegebene Problem formuliert werden können: 1. Wähle die Richtung des Unfallclusters zufällig 2. Drehe den Unfallcluster um 180 3. Drehe den Unfallcluster um 1 (zufällig mit oder gegen den Uhrzeigersinn) 3 Anwendung und Test der Performance Um den entwickelten Optimierungsalgorithmus bezüglich seiner Performance zu testen, wurden Verkehrsunfälle aus einem Zeitraum von zehn Jahren in der Umgebung von Wien verortet und grafisch dargestellt. Es handelt sich dabei um 4.849 Unfälle, die in 2.347 Unfallcluster eingeteilt wurden. Ein Detailausschnitt des betrachteten Gebietes ist in den Karten von Abbildung 2 zu sehen. Bei der herkömmlichen Darstellung werden die Unfallcluster senkrecht zur Straßenachse aufgefädelt. Diese Darstellung ist äußerst unübersichtlich (Abbildung 2 links oben) und führt im gesamten Gebiet zu 38 Überschneidungen der Unfallcluster. Nach nur einem MCS sinkt die Anzahl der Überschneidungen auf zwei (rechts oben). Ab drei MCS treten im gesamten Gebiet keine Überlappungen auf. Die Darstellung ist jedoch noch unbefriedigend, wie in Abbildung 2 links unten zu sehen ist. Eine optisch ansprechende Lösung wird bereits nach 20 MCS-Schritten erhalten (rechts unten). Da der Abstand zwischen den Unfallbändern maximiert wurde, können problemlos Beschriftungen neben den Unfallsymbolen angebracht werden.

672 D. Süss und K. Machata 0 MCS: 38 Überlappungen; E = 8.32 x 10 3 1 MCS: 2 Überlappungen; E = -1.29 x 10-2 5 MCS: 0 Überlappungen; E = -1.39 x 10-2 20 MCS: 0 Überlappungen; E = -1.41 x 10-2 Abb. 2: Links oben: Bei der herkömmlichen Darstellungsart werden die Unfälle senkrecht zur Straßenachse aufgefädelt. Mögliche Überschneidungen führen zu unübersichtlichen Grafiken. Die Karten (rechts oben) und (links unten) repräsentieren die berechneten Lösungen nach einem beziehungsweise fünf Optimierungsschritten. Nach 20 MCS wird eine ansprechende Lösung gefunden, bei der der Abstand zwischen den Unfallclustern maximal ist (rechts unten). Somit können Beschriftungen neben den Unfallsymbolen problemlos angebracht werden. Die Qualität der Darstellung kann durch den Wert der Energie (Zielfunktion) beschrieben werden, die einer Darstellung zugeschrieben werden kann. In Abbildung 3 kann gezeigt werden, dass die Energie exponentiell mit der Anzahl der MCS abnimmt. Für das betrachtete System wird nach zehn MCS ein Zustand erreicht, der nahe dem globalen Minimum ist. Weitere MCS führen nur noch zu einer geringen Verbesserung der Darstellung. Die Rechenzeit hängt linear sowohl mit der Anzahl der Monte-Carlo-Schritte als auch mit der Anzahl der Unfallcluster zusammen. Für die Optimierung der Darstellung von 4.849 Unfällen mit 20 MCS beträgt die Rechenzeit (Intel Pentium 4 mit 2.8 GHZ) 3.2 Sekunden.

Globaler Optimierungsalgorithmus für überlagerungsfreie Darstellung von Objekten 673 Abb. 3: Die einer Darstellung zugeschriebene Energie sinkt exponentiell mit der Anzahl der Monte-Carlo-Schritte. Die Qualität der Darstellung ist indirekt proportional zur Energie. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch Verwendung des vorgestellten Algorithmus die Automatisierung der grafischen Unfallverortung in der elektronischen Unfallsteckkarte wesentlich vorangetrieben werden konnte. Innerhalb kürzester Zeit werden die Unfälle übersichtlich dargestellt und händische Nachbearbeitung faktisch überflüssig gemacht. Literatur BENTLEY, J. L. (1975): Multidimensional binary search trees used for associative searching. In: Communications of the ACM, 509 GRIEBEL, M., KNAPEK, S., ZUMBUSCH, G. & A. CAGLAR (2003): Numerische Simulation in der Moleküldynamik. Numerik, Algorithmen, Parallelisierung, Anwendungen. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg HINZKE, D. & U. NOWAK (1998): Magnetisation switching in a Heisenberg model for small ferromagnetic particles. In: Phys. Rev. B 58, 265 KIRKPATRICK, S., GELATT JR., C. D. & M. P. VECCHI (1983): Optimization by Simulated Annealing, In: Sience, 4598