Carsten Dierks Die Transformationsfalle

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Transkript:

Carsten Dierks Die Transformationsfalle

GABLER EDITION WISSENSCHAFT Empirische Transformationsforschung Herausgegeben von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Horst Albach Die Schriftenreihe prasentiert Ergebnisse von Untersuchungen in Betrieben in den neuen Bundeslandern und in Osteuropa, die sich im Transformationsprozess befinden. Den Arbeiten liegt die Idee zugrunde, dass betriebliche Transformationen Prozesse interdependenten Lernens sind: Nicht nur lernen Betriebe im Osten und im Westen voneinander, sondern - und dies ist von besonderer Bedeutung - der Staat lernt aus den Schwierigkeiten betrieblicher Transformationsprozesse und erleichtert diese durch neue Gesetze und Verordnungen. Mit dieser Schriftenreihe wird auch ein Beitrag zur Theorie des wachsenden Unternehmens geleistet.

Carsten Dierks Die Transformationsfalle Die Rolle von Auslandsinvestitionen im Systemwandel Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Albach Deutscher Universitats-Verlag

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein liteldatensatz fur diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhiiltlich Dissertation Wissenschaftliche Hochschule fur Unternehmensfuhrung Koblenz, 2000 ISBN-13 : 978-3-8244-7311-3 DO I : to. 1 007 / 978-3-322-81384-8 e-isbn-13 : 978-3-322-81384-8 1. Auflage August 2002 Aile Rechte vorbehalten Deutscher Universitiits-Verlag GmbH, Wiesbaden 2002 Lektorat: Brigitte Siegel / Annegret Eckert Der Deutsche Universitiits-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieblich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auberhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfiiltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wiiren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheBlitz Gedruckt auf siiurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

v Geleitwort Carsten Dierks legt eine Arbeit mit einem reiberischen Titel vor: Die Transformationsfalle. Tatsiichlich geht es urn eine bedriickende Erkenntnis: Die Transformation der ehemals sozialistischen Wirtschaften Mittel- und Osteuropas gelingt nicht ohne ausliindische Hilfe. Dierks vertritt die These, dab es die bekannte Arrow-Alternative nicht gibt: Transformation hat nicht die Option zwischen schnell und sehr teuer einerseits und langsam und weniger teuer andererseits. Die Streckung des Transformationsprozesses wird unsinnig, wenn sie in die Transformationsfalle Hiuft. Als Transformationsfalle wird das Phiinomen bezeichnet, dab der durch die Strekkung der Transformation kurzfristig eingesparte Mittelbedarf vollstiindig durch einen erhohten Mittelbedarf der ineffizienten, am Leben erhaltenen Strukturen kompensiert wird. Da eine kurzfristige Erhohung des Mitte1zuflusses aus eigener Kraft nicht moglich ist, bleibt also nur die Moglichkeit der Auslandsfinanzierung. Wenn diese aber verweigert wird, weil alte Strukturen zu lange aufrecht erhalten werden, dann kommt es zu einer Verarmung der Bevolkerung mit einer drohenden Unterbrechung des Transformationsprozesses. Die Arbeit von Dierks ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil beschiiftigt sich mit den Grundlagen, der zweite Teil enthiilt das Transformationsmodell. Der dritte Teil wendet das Modell aufostdeutschland und Polen an. Der vierte Teil enthiilt die SchluBfolgerungen. Wenden wir uns diesen Teilen im einzelnen zu. 1m ersten Teil werden die theoretischen Grundlagen gelegt. Hier wird ein knapper Uberblick uber die wichtigsten theoretischen Ansiitze gegeben, mit denen Transformationsprozesse heute analysiert werden. 1m zweiten Teil wird das Transformationsmodell entwickelt, das Dierks seiner Analyse zugrunde legt. Die wichtigste methodische Entscheidung ist es, kein mathematisches Modell zu formulieren, sondern es bei einem qualitativen Modell zu belassen. Diese Entscheidung wird ausfiihrlich begriindet. Zentra1es methodisches Instrument ist die Untersuchung des Mittelflusses. Transformation driickt sich bei Dierks in MittelfluBerhOhungen und Mittelbedarfsreduzierungen aus. Die zeitliche Diskrepanz zwischen MittelfluBerhohungen durch erfolgreiche Integration in die Marktwirtschaft und Mittelbedarfsreduzierung durch Erhohung der Produktivitat und Abbau unrentabler Bereiche der Volkswirtschaft wird nicht uberbriickt, wenn das Land in eine Transformationsfalle geriit. Aus ihr gelangt das Land nur mit ausliindischer Kapitalhilfe heraus. 1m dritten Teil wird dieses Modell auf die neuen Bundesliinder und Polen angewendet. Den neuen Bundesliindern flossen und flieben erhebliche Mittel aus den alten Bundesliindern zu. Sie ermoglichten die Transformation und sicherten sie abo Dadurch konnte die Transformationsfalle

VI vennieden werden. Dierks untersucht nicht, ob es neben der Transfonnationsfalle als "Insolvenzfalle" auch eine Transfonnationsfalle als "Moral Hazardfalle" geben konnte. FUr ihn bilden die neuen BundesUmder das Referenzmodell, mit dem die Bedingungen aufgezeigt werden konnen, die verhindem, dab es zu einer Diskrepanz zwischen MittelzufluJ3 und Mittelbedarfmit der Folge der faktischen Insolvenz kommt. Dierks kommt zu dem Ergebnis, dab sein Transformationsmodell den TransfonnationsprozeB in den neuen Bundesliindem gut abbildet. Schwieriger ist die Beurteilung der Lage in Polen. Zweifellos ist hier der TransfonnationsprozeB langwieriger. Dennoch ist Polen nach Ansicht des Autors nicht in eine Transfonnationsfalle geraten (obwohl die Ereignisse seit Fertigstellung der Arbeit durchaus nahelegen festzustellen, dab sich Polen in einer Transfonnationsfalle befindet). Aber Dierks sieht die Gefahr durchaus. Er zeigt, dab nur die "kleine Transfonnation" relativ schnell gelang, wiihrend die Privatisierung der 8000 Staatsbetriebe schleppend verlauft und sich nachteilig auf den TransfonnationsprozeB in Polen auswirkt. Als besonderes Hemrnnis hat sich die Diskriminierung ausliindischer Investoren erwiesen. Die polnischen Politiker haben durch diese MaBnahmen den Erfolg der Transfonnation gefahrdet und die Gefahr, in die Transfonnationsfalle zu geraten, deutlich erhoht. Eine ziigige Durchfiihrung des Transfonnationsprozesses wnrde eine Finanzierungsliicke von 20 Milliarden US $ bewirken, eine langsamere eine deutlich grobere. Bei 20 Mrd. $ Unterdeckung will Dierks noch nicht von einer Transfonnationsfalle sprechen. Aber er weist doch auch nachdriicklich darauf hin, dab eine weitere Verzogerung des Transfonnationsprozesses unweigerlich in die Transfonnationsfalle fiihrt. Ob es der neuen Regierung gelingt (oder ob sie iiberhaupt den Willen hat), die Transfonnation zu beschleunigen, urn die Transfonnationsfalle zu venneiden, erscheint mir zweifelhaft. Die ersten Signale aus der neuen Regierung sind keinesfalls ennutigend. Die Arbeit von Dierks geht einen methodischen Weg der Transfonnationsforschung, der nicht im Mainstream liegt. Da der Mainstream aber noch keine "Theorieautobahn" ist, halte ich es fur verdienstvoll, andere Wege zu beschreiten. Ich wunsche dem Verfasser, dab sich sein methodischer Ansatz bewiihrt und dab seine Einsichten Betroffenen und interessierten AnstoB zum Nachdenken geben. Horst Albach

VII Vorwort Fast ein halbes Jahrhundert lang war Europa und mit ihm die Welt in Ost und West gespalten. Der unmenschliche "Eiseme Vorhang" aus Stacheldraht, Wachtiirmen und Minen trennte die Menschen und ihre Systeme. Ein Arsenal aus Atomwaffen hielt die unnaturliche Trennung aufrecht. Das "Gleichgewicht des Schreckens" hiitte ausgereicht, die gesamte Menschheit gleich mehrfach von der Welt zu tilgen. Es ist vor allem einem mutigen Mann zu verdanken, dab Mitte der 80er Jahre der Vorhang ein Sttick weit gehoben wurde. Michail Gorbatschow leitete mit seiner Politik aus Glasnost und Perestroika das Ende der Teilung ein. Wie ein Kartenhaus zerbrach damit der Eiseme Vorhang, das kommunistische System und die Planwirtschaft. Ein revolutionsartiger Vorgang versetzte 350 Millionen Menschen in Osteuropa in Autbruchstimmung und Euphorie. Es ist ein Wunder, dab diese Revolution fast v511ig friedlich verlief. Die ganze Gefahr eines Weltkriegs verschwindet an dem Tag, wo eine Wendung der Dinge in RuBland dem russischen Yolk erlaubt, sich mit seinen eigenen, aufs iiuberste gefahrdeten inneren Lebensinteressen zu beschliftigen statt mit Weltherrschaftsphantasien - so beurteilte Friedrich Engels die russische Lage schon 1890. Noch heute klingt die Einschiitzung auberst aktuell. Eine politische Ideologie darf nicht zur Basis des Wirtschaftssystems werden. Die freie Entfaltung der menschlichen Bedtirfnisse und die Koordinierung tiber einen Markt aus Angebot und Nachfrage haben sich letztendlich als flexibler und effizienter erwiesen. 1990, zu Beginn der Transformation, entstand eine ganz neue Frage: Wie tiberfilhrt man eine Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft? Historische Beispiele gab es damals nicht. Heute haben wir die Erfahrungen gesarnmelt. Aber es bestehen immer noch Fragen, so etwa die nach dem effizientesten Weg oder warurn einige Lander Osteuropas nach 10 Jahren Marktwirtschaft immer noch keinen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt haben. Die vorliegende Arbeit zeigt hier neue Wege auf. Die Erkenntnisse dieser Arbeit basieren auf den Recherchen, Berichten und Analysen vieler Autoren aber auch eigener Vor-Ort-Erfahrungen. Letztere beginnen 1990 mit den ersten Unternehmensgespriichen zu deutsch-deutschen Untemehmenskooperationen und -tibemahmen. Hier gilt mein Dank insbesondere den Untemehmen Knorr-Bremse, Interflug, VEB Leuna, Lufthansa und SKET. Ein gro13er Dank gilt auch dem ehemaligen Werk fur Femsehelektronik (heute Samsung), in dem ich 1991 fur die Sanierung und Privatisierung beratend tiitig war. Sehr hilfreich war auch die Untersttitzung der Mitarbeiter der Danziger Wirtschaftsforschung. Ein gro13er Teil der Erkenntnisse stammt jedoch aus dem Autbau und der Leitung der Bertelsmann

VIII Fachinfonnation in Osteuropa, den ich von 1992 bis 1996 durchfiihren durfte. Die Zusammenarbeit mit Dienstleistem und Kooperationspartnem, der Aufbau der VerJage, das Leben vor Ort und der Austausch mit Freunden und Mitarbeitem bleiben schone, lebhafte und pragende Erfahrungen. Ein grober Dank gilt auch meinem Doktorvater Professor Dr. Dr. h. c. mult. Horst Albach fur seine Anregungen, Hinweise und Betreuung. Auch meinen Freunden Peer Pubben, Tomas Tkacik, Ingo Griebl, Nancy Langdon, Andreas Nick und Martin Wolfrum danke ich fur Ihre Unterstiitzung und Geduld bei der Fertigstellung dieser Arbeit. Ein besonders herzlicher Dank geht an meine Mutter Anita Dierks. Ohne ihre ideelle und finanzielle Unterstiitzung hatte ich die Dissertation nicht begonnen. Und last but not least danke ich ihr fur die immense Arbeit bei der SchluBkorrektur der Dissertation. Carsten Dierks

IX Inhaltsverzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis XIV Abkiirzungsverzeichnis XV Einfiihrung A. Grundlagen 3 1. Thesen 1.1 Formulierung der Haupt- und Nebenthesen 1.2 Abgeleitete Thesen 1.3 Begriffsdefinitionen 1.3.1 Systemwandel, Reform, Transformation 1.3.2 Transformationsschritte, Abschwung- und Aufschwungphase 3 3 5 6 6 8 2. Theoretische Grundlagen 2.1 Transaktionskostentheorie 2.2 Property Rights Theorie 2.2.1 Statische Erkliirungsansiitze 2.2.2 Dynamische Erkliirungsanslitze 2.3 Spieltheorie 2.4 Ordnungstheorie 2.5 Netzwerktheorie 2.6 Erkliirungsmoglichkeiten und -grenzen der Theorieanslitze 2.6.1 Erkliirungsmoglichkeiten 2.6.2 Erkliirungsgrenzen 9 9 11 11 13 14 17 18 21 21 25 B. Das Transformationsmodell 27 1. Modellierung 1.1 Annahrnen 27 27

x 1.2 Statisches Modell 1.2.1 Mittelbedarfsreduzierung 1.2.2 MittelfluBerhohung 1.3 Dynamisches Modell 1.3.1 Mittelbedarfsreduzierung 1.3.2 MittelfluBerhohung 1.3.3 Transformationsfalle 28 32 34 34 35 36 38 2. Bedingungen fur das Gelingen der Transformation 2.1 Hinreichende Bedingungen 2.2 Notwendige Bedingungen 38 39 40 C. Anwendung und Priifung des Modells 41 1. Ostdeutschland 1.1 Ablauf der Transformation 1.1.1 Umwandlung des Wirtschaftssystems in eine marktwirtschaftliche Grundordnung 1.1.1.1 Machttransformation a) KompromiBioser Machterhalt b) Reformphase c) Endgiiltige Machttransformation d) Dezentralisierung 1.1.1.2 Zulassung freier Giiter-, Faktor und Kapitalmiirkte a) Preistransformation b) Zulassung von Privateigentum c) Planungs- und Wettbewerbstransformation d) Markttransformation 1.1.2 Ausgestaltung der marktwirtschaftlichen Strukturen 1.1.2.1 Privatisierung und Wettbewerbsverstiirkung a) Eigentumstransformation b) Entflechtung und Privatisierung von Staatsunternehmen c) Sanierung von Staatsunternehmen d) Mittelstand e) Investoren 42 42 42 42 43 45 47 47 48 48 50 51 55 57 58 58 60 68 72 77

XI 1.1.2.2 Wirtschaftliche Rahrnenbedingungen a) Stabilitatspolitik b) Soziale MaBnahmen c) Rechts-, Verwaltungs- und Bildungssystem d) Infrastruktur e) Umweltschutz 1.1.3 AnpassungsprozeB 1.1.3.1 Anpassungsphase 1.1.3.2 Abschwungphase 1.1.3.3 Aufschwungphase 1.1.3.4 Am TransformationsprozeB beteiligte Institutionen a) Der Staat als wirtschaftspolitische Institution b) Der Staat als Eigentiimer, die Treuhandanstalt c) U nternehmen d) Tarifparteien e) Haushalte t) Ausland g) Entwicklung des Einflusses der Institutionen 1.2 Mittelbedarfund MittelfluB in den einzelnen Phasen 1.2.1 Statische Betrachtung 1.2.1.1 Mittelbedarf 1.2.1.2 MittelfluB 1.2.2 Dynamische Betrachtung 1.2.2.1 Entwicklung von Mittelbedarfund MittelfluB a) Mittelbedarf b) MittelfluB c) Finanzierungslucke d) SchlieBen der Finanzierungslucke 1.2.2.2 Dynamische Effekte a) Mittelbedarf b) MittelfluB 1.3 Uberpriifung der Thesen 1.3.1 Konsistenz der MaBnahmen 1.3.2 Sozialer Friede 1.3.3 Schnelle Durchfiihrung a) Investitionen von West-Unternehmen b) Investitionen der privatisierten Ost-Unternehmen c) ErhOhung von Lohnen auf Basis des Unternehmenserfolges 80 80 84 91 94 97 98 98 100 102 102 103 107 112 114 115 118 120 120 120 121 123 124 125 125 127 129 130 132 132 135 136 137 140 140 141 141 142

XII 1.3.4 Transfonnationsfalle 1.3.5 Notwendige und hinreichende Bedingungen 144 145 2. Polen 2.1 Ablauf der Transfonnation 2.1.1 Umwandlung des Wirtschaftssystems in eine marktwirtschaftliche Grundordnung 2.1.1.1 Machttransfonnation a) Gescheiterte ReformmaBnahmen b) Refonnphase zum Machterhalt c) Demokratisierung 2.1.1.2 Zulassung freier Giiter-, Faktor und Kapitalmiirkte a) Preistransfonnation b) Planungs- und Wettbewerbstransfonnation c) Markttransfonnation 2.1.2 Ausgestaltung der marktwirtschaftlichen Strukturen 2.1.2.1 Privatisierung und Wettbewerbsverstiirkung a) Eigentumstransfonnation b) Staatsbetriebe c) Mittelstand d) Investoren 2.1.2.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen a) Stabilitiitspolitik b) Soziale MaBnahmen c) Rechts-, Verwaltungs- und Bildungssystem d) Infrastruktur e) Umweltschutz 2.1.3 AnpassungsprozeB 2.1.3.1 Anpassungsphase 2.1.3.2 Aufschwungphase 2.1.3.3 Rolle der beteiligten Institutionen 2.2 Mittelbedarfund MitteifluB in den einzelnen Phasen 2.2.1 Statische Betrachtung 2.2.1.1 Mittelbedarf 2.2.1.2 MittelfluB 147 147 147 147 147 148 149 150 150 152 155 158 158 158 161 166 169 172 172 175 177 178 179 180 180 181 182 190 191 191 194

XIII 2.2.2 Dynamische Betrachtung 2.2.2.1 Entwicklung von Mittelbedarf und MittelfluJ3 a) Mittelbedarf b) MittelfluJ3 c) Finanzierungsliicke 2.2.2.2 Dynamische Effekte a) Mittelbedarf b) MittelfluJ3 2.3 Uberpriifung der Thesen 2.3.1 Konsistenz der MaJ3nahmen 2.3.2 Sozialer Friede 2.3.3 Schnelle Durchfilhrung a) Investitionstiitigkeit privater und staatlicher polnischer Untemehrnen b) Entwicklung von Lohnen und Gehiiltem auf Basis des Untemehrnenserfolgs 2.3.4 Transforrnationsfalle 2.3.5 Notwendige und hinreichende Bedingungen 196 196 196 199 201 202 202 205 208 208 208 209 210 210 212 214 D. SchluJ3folgerungen 217 1. Aussagekraft des Modells 2. Einschrllnkungen 3. Implikationen fur die Anwendung in der Praxis 217 220 221 Anhang 1: Zloty-Wechselkurs zum US-$ 223 Literaturverzeichnis 225

xv Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: Wirtschaftliche Aktivitaten im Transformationsmodell 29 Tabelle 1: Mittelbedarf fur die ostdeutsche Transformation 122 Tabelle 2: Entwicklung des Mittelbedarfs 125 Tabelle 3: MittelfluB in Ostdeutschland 128 Tabelle 4: Entwicklung der Finanzierungsliicke 129 Tabelle 5: Erhohung des Mittelflusses durch eine schnelle Durchfiihrung 143 Tabelle 6: Mittelbedarf fur die polnische Transformation 191 Tabelle 7: Entwicklung des Mittelbedarfs 197 Tabelle 8: Direkte und indirekte Transfers an Staatsuntemehmen 198 Tabelle 9: Entwicklung des Mittelflusses in Polen 199 Tabelle 10: Ausgangslage - Statische Betrachtung des Mittelbedarfs bei langsarner Transformationsdurchfiihrung 203 Tabelle 11: Dynarnische Effekte auf den Mittelbedarf bei schneller Transformationsdurchfiihrung 204 Tabelle 12: Ausgangslage - MittelfluB bei langsarner Transformationsdurchfiihrung 205 Tabelle 13: Dynarnische Effekte auf den MittelfluB bei schneller Transformationsdurchfiihrung 206 Tabelle 14: Erhohung des Mittelflusses durch eine schnelle Durchfiihrung 213

XVII Abkiirzungsverzeichnis ABM AG ASU Aufl. BDI BMWi BvS bzw. ca. COCOM CSO DDR DGB DIHT DIW DM EG EKH EU ERP FAZ FDGB GDR Arbeitsbeschaffungsma13nahme Aktiengesellschaft Arbeitsgemeinschaft selbstiindiger Untemehmer Auflage Bund der Deutschen Industrie Bundesministerium fur Wirtschaft Bundesanstalt flir vereinigungsbedingte Sonderaufgaben beziehungsweise circa Coordinating Committee for West-East-Trade Central Statistical Office, Warschau Deutsche Demokratische Republik Deutscher Gewerkschaftsbund Deutscher Industrie- und Handelstag Deutsches Institut flir Wirtschaft Deutsche Mark Europliische Gemeinschaft Eigenkapital Hilfe Prograrnm Europiiische Union European Recovery Program Frankfurter Allgemeine Zeitung Freier Deutscher Gewerkschaftsbund German Democratic Republic

XVIII GmbH GUS Hrsg. HWWA ifo Mio. Mrd. n.a. no. OECD o. V. PAIZ S. SKET THA RGW u. a. VEB vgl. VW Gesellschaft mit beschrlinkter Haftung Glowny urzad statystyczny, Statistisches ZentraIamt, Polen Herausgeber Hamburger Weltwirtschafts Archiv, Institut fur Wirtschaftsforschung Institut fur Wirtschaftsforschung Million Milliarde not available number Organization for Economic Co-Operation and Development ohne Verfasserangabe Polnische Agentur fur Auslandsinvestitionen Seite Schwermaschinenbau Kombinat Ernst Thalmann Treuhandanstalt Rat fur gegenseitige Wirtschaftshilfe und andere Volkseigener Betrieb vergleiche Volkswagenwerk AG