BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ. Statistik 2011

Ähnliche Dokumente
BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ

BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe 2001

(Zeitweilige) Unterbringung kleiner Kinder ein Blick in den Zahlenspiegel

Statistischer Bericht

Vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gemäß 42 SGB VIII

Individualberatung in Notsituationen

Statistischer Bericht

Lebensgeschichtliche Belastungen von Mädchen und Frauen in der Drogenprostitution

KURZE ANTWORTEN AUF DIE HÄUFIGSTEN FRAGEN SCHWERTER NETZ. für Jugend und Familie. gemeinnützige GmbH

Telefon - Mail - Chat Gesamtstatistik für das Jahr 2015

3. Fachtag Arbeitskreis Jugendhilfe CJD e. V. Region West Wissen wir was wirkt wirkt was wir wissen?

vom 24. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 18. September 2017) Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung in den Bezirken im Jahr 2016

Thema Zwangsmaßnahmen und Kinderschutz. Wo sind die Grenzen?

Betreutes Einzelwohnen

Larissa Schumacher. Themen: o Postkontrolle o Aufenthaltsbestimmung/Herausgabe o Umgangsbestimmung o Entlassung des Betreuers

Erkennen von und Umgang mit Kindeswohlgefährdung

Baby im Blick Fachberatung für junge Eltern

Statement 2. Beratung, Betreuung und Versorgung von Kindern psychisch kranker Eltern durch Psychotherapeuten. Peter Lehndorfer

Die Arbeit in Mutter-Kind-Einrichtungen: Eine fachliche und persönliche Herausforderung

EINGLIEDERUNGSHILFEN FÜR SEELISCH BEHINDERTE KINDER UND JUGENDLICHE

WAS JUGENDÄMTER LEISTEN

Zahlen aus der Arbeit der Frankfurter Erziehungsberatungsstellen 2011

Die Rolle der Großeltern bei einer Trennung / Scheidung Evangelische Akademie Tutzing 7. Juni 2011

Interventionsstelle STA

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe

BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ

Flüchtlingsfrauen vor Gewalt schützen

HÄUSLICHE GEWALT. Wir möchten Sie mit dem Problem nicht allein lassen!

BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ

Informationen und Fragen. zur Aufnahme eines. unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings

Psychoedukation für Kinder psychisch kranker Eltern

Evaluation Pro Aktives Arbeiten 2011

Rechtsgrundlagen und Leistungsbereiche der Familienpflege

Hephata Jugendhilfe. eine. Übersicht. Brunnenstraße Mönchengladbach Tel: /

Fragebogen für Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen im Kreis Olpe

Arbeiterwohlfahrt Dessau Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtgefährdete und Suchtkranke

Fallbearbeitung Klausur WiSe 2010/11 Fr. Busse

Praktische Erfahrungen mit anonymen Geburten und Babyklappen aus der Sicht der Anbieter

Kindeswohlgefährdung Was kommt dann?

Axenfeldhaus. Kriseninterventions-, Inobhutnahmeund Diagnostik- Zentrum Köln. Eröffnet am

Achtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII) - Kinder- und Jugendhilfe. 1 Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Jugendhilfe

Kinder- und Jugendnotdienst Nürnberg. in gemeinsamer Trägerschaft der Stadt Nürnberg - Jugendamt und dem Jugendhilfeverbund Schlupfwinkel e.v.

Institutionelle Erziehungsberatung in Frankfurt

Familie zwischen Wandel und Persistenz Chancen und Probleme

Aufsuchende Gesundheitshilfe Familienhebammen / Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin

ZEBRA. Therapieangebot für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien

Fachberatung im Kontext Kindeswohlgefährdung. Kita - Fachberatung Angelika Stroh-Purwin

BERATUNGSSTELLE FRAUENNOTRUF FRANKFURT. Beratung für Frauen und Mädchen. ZU sexueller Gewalt. Vergewaltigung. Nötigung. Bedrohung. Belästigung.

Fragebogen zur weiteren Entwicklung des Kindes bei Wiederaufnahme der Versorgung durch unsere Praxis

Fachberatungsangebot für Kinder. Kinder psychisch kranker Eltern

Antrag auf Gewährung von Hilfe zur Erziehung Hilfe für junge Volljährige Eingliederungshilfe nach 35 a KJHG

Suizide von Kindern und Jugendlichen. Dr. Axel Heinemann Institut für Rechtsmedizin Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf

Eine Empfehlung vom Deutschen Verein. So soll gute Unterstützung sein: für Eltern mit Beeinträchtigung und ihre Kinder Erklärungen in Leichter Sprache

LVR-Landesjugendamt Rheinland. Köln. 16 November 2011

Medizinischer Kinderschutz

Eingewöhnungskonzept

Die Schläge, die meine Mama bekam, spürte ich in meinem Bauch

Warum diese Broschüre? Wieso heißt der Vormund eigentlich Vormund? Was Jungen und Mädchen wissen sollten:

ZAHLEN FRANKFURTER ERZIEHUNGSBERATUNGSSTELLEN für 2009

SOS Kinderdorf e.v. Will- SOS-Kinderdorf Ammersee. kommen. im SOS-Kinderdorf Ammersee

DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG

Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder

Prozessbeschreibungen zur Leistungserbringung für unbegleitete ausländische Minderjährige durch die öffentliche Jugendhilfe in Westfalen-Lippe

Statistik zur Kindeswohlgefährdung ein Jahr nach der Einführung

Konzepte im Umgang mit Gewalt in einer Einrichtung der Behindertenhilfe

Diskussionsgrundlage für die öffentliche Sitzung

Mobile Intervention Ergebnis der Evaluation aus dem Jahr 2011

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe

Leitfaden AAI - Adult-Attachment-Interview

Ambulante Jugend-Hilfe

Statistische Angaben für das Jahr 2015

NomosPraxis. Psychologische Sachverständigengutachten im Familienrecht. Nomos. Castellanos Hertkorn

Schnittstellencontrolling in der KJPPP als Maßnahme der systematischen Unterstützung der Zusammenarbeit von KJPPP und JH

Inobhutnahme und Unterbringung: Was brauchen kleine Kinder? Durch Kooperation und Abstimmung zu einer kürzeren Verfahrensdauer Möglichkeiten des FamFG

Recht auf Bildung für alle Kinder. Hendrik Cremer

16 Satzung über die Benutzung der Kindertagesstätten der Stadt Herborn

Betreuung suchtmittelabhängiger Frauen/Eltern und deren Kinder vor und nach der Geburt

Und wenn die Fragebogen gemacht worden sind, trifft man sich wieder oder stimmt alles noch einmal telefonisch ab. Die Eltern bitten um

Oder eine Mutter, die ihre erwachsene Tochter nicht ausziehen lässt.

Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 27. Oktober 2009

HZE. Statistik der Kinder- und Jugendhilfe. Beginn der Hilfegewährung

Jahresbericht der Notschlafstelle Schlaf am Zug

Vollstationäre und teilstationäre Hilfen zur Erziehung

ETZ-Gruppe Kleve e.v. MUK

WORKSHOP: Psychiatrie meets Jugendhilfe Offene Sprechstunde für Eltern in der Psychiatrie durch Sozialpädagogen

HzE Bericht Erste Ergebnisse - Datenbasis Entwicklungen bei der Inanspruchnahme und den Ausgaben erzieherischer Hilfen in NRW

werden, wird eine Bundesstatistik auf der Grundlage des Gesetzes über die Statistik der Straßenverkehrsunfälle Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz

Statistische Berichte

Es war das erste Mal!

Statistische Berichte

Konzept. - Businessplan -

Wie kann Pflege und Betreuung von alten Menschen mit Migrationshintergrund gelingen?

STATISTIK DER KINDER- UND JUGENDHILFE

Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl

Transkript:

Ein Krisendienst des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin für die ganze Stadt BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ Statistik 2011 Die aktuellen Zahlen ergänzend zum Jahresbericht 2010

Inhalt 3 Der Krisendienst für die ganze Stadt BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ Ein Krisendienst des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Kindernotdienst: 61 00 61 Gitschiner Str. 49 10969 Berlin Jugendnotdienst: 61 00 62 Mindener Str. 14 10589 Berlin Mädchennotdienst: 61 00 63 Mindener Str. 14 10589 Berlin Hotline-Kinderschutz: 61 00 66 Gitschiner Str. 49 10969 Berlin KuB: 61 00 68 00 Fasanenstr. 91 10623 Berlin Statistik 2011 Berliner Notdienst Kinderschutz 5 Hotline-Kinderschutz 7 Kindernotdienst 13 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 20 KuB Kontakt- und Beratungsstelle 31

Das vorliegende Heft Statistik 2011 enthält die aktuellen Zahlen sowie einige kurze Berichte und Fallbeispiele, es versteht sich als Ergänzung zum Bericht Berliner Notdienst Kinderschutz (2010). Impressum: Herausgeber: Berliner Notdienst Kinderschutz, 2012 Redaktion: BNK, Beate Köhn Viola Bastek Gestaltung: Jürgen Köhler www.jkoehler.com Druck: Prototyp

Berliner Notdienst Kinderschutz 5 BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ Insgesamt wurden im Berliner Notdienst Kinderschutz 6.405 Krisenberatungen durchgeführt. Diese Zahl bezieht sich auf die Krisenberatungen des Kinder- und Jugendnotdienstes und beinhaltet nicht die Beratungen der Hotline- Kinderschutz und der Kontakt- und Beratungsstelle. 2.360 Kinder und Jugendliche wurden gemäß 42 SGB VIII vom Berliner Notdienst Kinderschutz in Obhut genommen. Es waren 664 Kinder und 1.696 Jugendliche. Davon kamen 400 in Obhut genommene Minderjährige aus anderen Bundesländern oder dem Ausland (2010: 434). Beim Kindernotdienst lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Kinder bei 2,4 Tagen an insgesamt 1.680 Unterbringungstagen (2010: 2.190). Im Jugendnotdienst/ Mädchennotdienst betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2,1 Tage, bei insgesamt 3.476 Unterbringungstagen. Inobhutnahmen Berliner Minderjähriger durch den Berliner Notdienst Kinderschutz 2010 2011 Basiszahl: 2.360, Berliner Minderjährige: 1.960 Mitte 275 258 Friedrichshain-Kreuzberg 142 124 Pankow 121 119 Charlottenbg.-Wilmersdorf 120 117 Spandau 177 205 Steglitz-Zehlendorf 100 100 Tempelhof-Schöneberg 168 179 Neukölln 297 241 Treptow-Köpenick 145 114 Marzahn-Hellersdorf 204 192 Lichtenberg 166 157 Reinickendorf 187 154 gesamt 2.102 1.960

6 Berliner Notdienst Kinderschutz Die Kontakt- und Beratungsstelle betreute im Streetwork- Bereich an den Standorten Bahnhof Zoo, Alexanderplatz und Kurfürstenstraße insgesamt 1.065 Jugendliche. Davon kamen 482 Jugendliche regelmäßig zur Beratung und zu den offenen Angeboten der KuB. 762 Jugendliche nutzten ein- oder mehrfach die Notübernachtung des Sleep In. Dies ergab 2.762 Belegungstage. Entlassungsorte aus dem Berliner Notdienst Kinderschutz 2010 2011 Basiszahl: 2.360 Elternhaus Verwandte/ Bekannte 102 606 828 Die Hotline-Kinderschutz registrierte 2011 insgesamt 1.397 Meldungen, die insgesamt 2.298 Kinder betrafen. Clearinggruppe 76 840 802 Pflegefam./ Heim/ WG/ BEW 130 164 Rückkehr JH-Einrichtung 72 90 Inobhutnahmen im Berliner Notdienst Kinderschutz 2010 2011 Berlin 2.102 1.960 auswärtige Minderjährige 434 400 KJP/ Krankenhaus Jugendamt Betreuungsentzug Sonstiges 8 13 132 136 75 411 431 gesamt 2.536 35 2.360

Hotline-Kinderschutz 7 1. Hotline-Kinderschutz Standort Gitschiner Straße in Friedrichshain-Kreuzberg Fallzahl (Meldungen) gesamt Benannte betroffene Kinder Beratungen ohne Weitergabe Beratungen mit Weitergabe an das zuständige JA Weitergabe an den KND/JND Jahresstatistik 2011 247 (17,7 %) 38 (2,7 %) 1.112 1.397 2.298 Hotline-Kinderschutz Von 2.298 benannten Kindern erfolgte bei 17,7 % eine Weitergabe an das zuständige Jugendamt. 38 Fälle mussten direkt dem KND/JND übergeben werden, um die Situation und die Kinder unverzüglich in Augenschein zu nehmen (nach 18:00 Uhr und am Wochenende). Die Anrufzeiten haben sich mehr in die Abend-, Nachtund Wochenendzeiten verschoben. So gingen während dieser Zeiten 46 % der Meldungen ein. einerseits die Eltern kompetent und unterstützend zu beraten und andererseits auch immer den Blick auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung zu richten. Der Anstieg der ratsuchender Eltern und die damit einhergehenden Themen machen deutlich, dass sich Eltern mit ihren Problemen weiterhin vertrauensvoll und anonym an die Hotline-Kinderschutz wenden, um Erziehungsprobleme zu thematisieren und Beratung in Anspruch zu nehmen. 37,2 % der Ratsuchenden waren Eltern, was eine Steigerung zum Vorjahr von 6%ausmacht. 34,5 % der Meldungen kamen aus dem direkten Umfeld der Familie (Verwandte, Bekannte und Nachbarn). Der häufigste Grund für einen Anruf bei der Hotline bezog sich auf den Verdacht einer Vernachlässigung des Kindes bzw. auf eine Verwahrlosung der Wohnung der Familie (24,2 %). Bei den anrufenden Eltern standen häufig die Themen Umgangs- und Sorgerecht (18,6 %) und Erziehungsprobleme (10 %) im Vordergrund. Hierbei galt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline-Kinderschutz In 20 % der Fälle gab es den Verdacht der körperlichen und/ oder psychischen Gewalt gegen eines oder mehrere Kinder. Die Kontaktaufnahme in Bezug auf sexuelle Gewalt und sexuell übergriffiges Verhalten (auch unter

8 Hotline-Kinderschutz Kindern) stieg im Gegensatz zum Vorjahr auf 12,1 %. Dies mag damit zusammenhängen, dass es z. T. intensive Beratungssituationen von pädagogischen Fachkräften gab, die innerhalb ihres beruflichen Kontextes (Schulen, Horteinrichtungen) damit konfrontiert sind oder waren und über die Hotline Handlungssicherheit zum weiteren Procedere erlangen wollten. Insgesamt wendeten sich in 11,7 % der Fälle Fachkräfte der freien und öffentlichen Jugendhilfe sowie medizinische Fachkräfte an die Hotline-Kinderschutz um sich Klarheit über Fragen zu einer Kindeswohlgefährdung zu verschaffen. Sie wünschten sich Sicherheit zur Gefährdungseinschätzung für das weitere Vorgehen, besonders bezüglich der Frage: Wie kann ich die Eltern verantwortlich einbeziehen und auf die Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, ohne dabei den Schutz des Kindes zu gefährden?. Beratungen zu Häuslicher Gewalt (Partnergewalt) und einer damit einhergehenden Kindeswohlgefährdung verzeichneten einen leichten Rückgang auf 5,9 % (Vorjahr 7%). Im Bereich des Drogen- und Suchtmittelgebrauchs von Eltern gab es einen Anstieg von 6,9 % auf 7,6 %. divergierte leicht um 4%. In der Altersgruppe der 7 bis 14-jährigen Kinder (29,3 %) verzeichnete die Hotline- Kinderschutz einen leichten Rückgang zum Vorjahr in Höhe von 3 %. In insgesamt 68,5 % der Fälle bezogen sich die Meldungen auf den Altersbereich von 0 bis 14 Jahren. Dies macht deutlich, dass die Anrufer die Hotline-Kinderschutz in erster Linie für den Schutz von Kindern anfragen und damit weniger den Beratungsbedarf für Jugendliche, deren Probleme und Schutzbedürfnisse assoziieren. Die der Meldungen für den Bereich der 15 bis 21 Jährigen (7,7 %) blieb relativ gleich groß. Zu den häufigsten Beratungsgründen für diese Altersgruppe sind delinquentes Verhalten (4,4 %) und Schuldistanz / Schul- oder Ausbildungsprobleme (2,4 %) zu nennen. In 21,4 % der Meldungen konnte aufgrund der von uns vorgenommenen Risikoeinschätzung eine Kindeswohlgefährdung nicht ausgeschlossen werden, sodass eine sofortige Kontaktaufnahme zum zuständigen Jugendamt bzw. zum Kinder- oder Jugendnotdienst erforderlich war. In 23,5 % der Fälle konnten von den Anrufern keine genauen Angaben zum Alter des Kindes gemacht werden. 39,2 % der Fälle bezogen sich auf das Alter zwischen 0 und 6 Jahren. Davon waren 4,4 % Säuglinge bis zu einem Jahr. Die der Meldungen über eine mögliche Kindeswohlgefährdung für die Altersbereiche der 1 bis 3 Jährigen (15,4 %) und der 4 bis 6 Jährigen (19,4 %) Anrufzeiten: Montag bis Freitag 8:00-18:00 Uhr 642 Montag bis Freitag 18:00-8:00 Uhr 405 Samstag/ Sonntag/ Feiertag 350

Hotline-Kinderschutz 9 Kind oder Jugendlicher selbst Eltern Anrufer gesamt: 1.397 52 519 Geschlecht der benannten Kinder Verwandte 139 Freunde Nachbarn 133 210 männlich 735 Passanten 19 Schulen und Kindertagesstätten 71 Ärzte, Krankenhäuser, Hebammen pädagogische Fachkräfte/Jugendämter Kontakte über Polizei u.a. Behörden anonym 28 73 54 99 unbekannt 836 weiblich 727

10 Hotline-Kinderschutz Ungeborene Säuglinge bis zu einem Jahr 1-3 Jahre 4-6 Jahre 7-14 Jahre 15-18 Jahre unbekannt Alter der benannten Kinder 4 101 354 445 178 542 674 Charlottenburg-Wilmersdorf Friedrichshain-Kreuzberg Lichtenberg Marzahn-Hellersdorf Mitte Neukölln Pankow Reinickendorf Spandau Steglitz-Zehlendorf Tempelhof-Schöneberg Treptow-Köpenick andere Bundesländer Weiterleitung an die zuständigen Jugendämter gesamt: 247 (17,7 %) 13 19 15 14 13 13 14 18 22 23 26 28 29

Hotline-Kinderschutz 11 Lebensumstände und Probleme der Eltern Basiszahl: 1.397 Überschuldung Wohnungsprobleme Inhaftierung Krankheit/Krankenhausaufenthalt Suchtprobleme krisenhafte familiäre Konflikte Trennungs-/Scheidungsprobleme Erziehungsprobleme Tod eines Elternteils/Partners Abwesenheit eines Elternteils Suizidgefährdung häusliche Gewalt psychische Erkrankung Überforderung der Eltern/Elternteile unsicherer Aufenthaltsstatus Streit um Umgangs-/Sorgerecht soziokulturelle Konflikte keine Angabe möglich % 0,2 1,3 0,4 1,9 7,6 4,8 4,8 10,0 0,5 1,8 0,2 5,9 2,3 12,8 0,1 18,6 0,6 7,6 3 18 6 27 7 25 3 31 2 9 68 68 83 106 106 141 179 260

12 Hotline-Kinderschutz Kindbezogene Probleme und Beratungsgründe % Verdacht auf körperliche Misshandlung Verdacht auf sexuelle Misshandlung Verdacht auf psychische Misshandlung Verwahrlosung Vernachlässigung Kinder ohne Aufsicht fehlende familiäre Bezugsperson Betroffenheit von häuslicher Gewalt auffälliges Sozialverhalten psychische Auffälligkeiten emotionale Krise des Kindes selbstverletzendes Verhalten Suizidgefahr Entwicklungsverzögerungen Behinderung Schul-/Ausbildungsprobleme/Schuldistanz Suchtprobleme delinquentes Verhalten Verselbständigung/Ablösung Schwangerschaft der Minderjährigen Zwangsverheiratung sonstige keine Problemdefinition beim Kind (nur KE) 13 12,1 7,0 13,0 11,2 3,3 0,2 5,9 2,1 1,8 1,6 0,8 1,5 0,3 0,2 2,4 0,9 4,4 3,2 0,4 0,1 5,5 11,3 3 30 25 23 11 21 4 3 33 12 5 2 46 45 61 77 83 98 182 169 181 156 158

Kindernotdienst 13 2. Kindernotdienst Das Areal der Gebäude des Kindernotdienstes in der Gitschiner Straße 48-49 war 2011 Bestandteil des Förderprogramms städtebaulichen Denkmalschutzes. Das Haus Nummer 48, dass die Kindergruppe beherbergt, wurde im Rahmen des Förderprogramms denkmalgerecht saniert. Die Maßnahmen der Instandsetzung der Fassade, die Reinigung der Stuckelemente, die Dachsanierung und Fensteraufarbeitung konnten abgeschlossen werden. Der Innenausbau, der bis Mitte des Jahres 2012 abgeschlossen sein soll, erforderte eine vollständige Räumung des Gebäudes. Die Wohngruppe wurde im Haus 49 untergebracht, der Technik- sowie der Verwaltungsbereich bezogen ein Ausweichquartier. Damit einhergehend mussten Arbeitsabläufe für den sozialpädagogischen- und wirtschaftlichen Dienstbetrieb umstrukturiert werden. Im Jahre 2011 wurden 664 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren aufgenommen und betreut. Grundsätzlich ist die Unterbringung im KND begrenzt. In 79 % der Aufnahmen wurden die Kinder innerhalb von drei Tagen in Anschlusshilfen (Clearingstelle, regionale Kriseneinrichtung) vermittelt oder konnten wieder zurück in ihre Familien. Für 31 Kinder aus dem übrigen Bundesgebiet/ Ausland übernahm der KND die Interventionsdurchführung und Problemklärung, regelte die Rückführung oder weiterführende Hilfemaßnahmen mit den örtlichen Jugendämtern.

14 Kindernotdienst Zugang zum KND Verwandte 3% sonstige 8% Jugendamt 7% Polizei 43 % soziale Dienste 19 % Eltern Charlottenburg-Wilmersdorf 10 % Friedrichshain-Kreuzberg Selbstmelder 10 % Lichtenberg Marzahn-Hellersdorf Mitte Zugang zum KND Aufnahmegründe Neukölln Die Vernetzung zwischen den bezirklichen Jugendund Gesundheitsämtern Kinder- und Jugendgesund- Pankow Reinickendorf heitsdienst, der Polizei sowie den Freien Trägern der Spandau Jugendhilfe wurde auch in diesem Jahr weiter entwickelt. In Zusammenarbeit mit den polizeilichen Dienst- Steglitz-Zehlendorf Tempelhof-Schöneberg stellen kamen 43 % der Kinder in den KND. Die Polizei wird häufig von Nachbarn, Mitbewohnern gerufen, mit dem Verdacht, dass sich Kinder unversorgt oder ohne Treptow-Köpenick andere Aufsicht in der Wohnung oder an anderen Orten aufhalten. 26 % der Kinder kamen über Mitarbeiter aus Jugendund Gesundheitsämtern, Kindergärten und Schulen in gesamt sonst. Beratungen den Kindernotdienst. Aufteilung auf die Bezirke 32 49 60 76 88 67 40 43 63 32 46 37 31 664 1.729

Kindernotdienst 15 Aufnahmegründe (Doppelnennung möglich) Basiszahl: 664 Gründe: Verdacht auf körperliche Misshandlung Verdacht auf sexuelle Misshandlung Verdacht auf psychische Misshandlung Vernachlässigung/Verwahrlosung Kinder ohne Aufsicht Erziehungsprobleme Streit um Umgangs- und Sorgerecht Elternteil möchte Inobhutnahme (Überforderung) Kind möchte Inobhutnahme IO durch das JA Eltern in Haft Gewalttätigkeiten des Minderjährigen in der Familie Ausreißer Delinquenz psychische Auffälligkeiten des Kindes psychische Auffälligkeiten der Eltern Drogen/Sucht der Eltern Gewalt zwischen den Partnern (HG) Eltern im Krankenhaus Sorge um das Kindeswohl % 12,7 0,6 1,1 9,3 8,4 5,1 1,4 10,7 16,3 3,8 2,3 0,9 6,6 6,3 0,6 3,0 8,6 6,0 9,5 4,4 84 4 7 62 56 34 9 71 108 25 15 6 44 42 4 20 57 40 63 29

16 Kindernotdienst Gründe: Verdacht auf körperliche Misshandlung Verdacht auf sexuelle Misshandlung Verdacht auf psychische Misshandlung Vernachlässigung/ Verwahrlosung Kinder ohne Aufsicht Erziehungsprobleme % 8,4 7,2 1,6 7,9 2,5 10,8 Beratungsgründe (Mehrfachnennung möglich) Basiszahl: 1.729 145 67 27 137 43 186 Streit um Umgangs- und Sorgerecht 14,9 257 Überforderung der Eltern 10,5 182 Kind möchte Inobhutnahme 5,4 93 IO durch das JA Eltern in Haft Gewalttätigkeiten des Minderjährigen in der Familie 0,4 0,3 0,4 7 6 7 Ausreißer 4,7 81 Delinquenz 0,8 13 psychische Auffälligkeiten des Kindes psychische Auffälligkeiten der Eltern 2,5 2,5 44 51 Drogen/Sucht der Eltern 4,6 80 Gewalt zwischen den Partnern (HG) 3,5 60 Eltern im Krankenhaus 1,4 25 Sonstiges 9,8 170 Sorge um das Kindeswohl 5,3 92

Kindernotdienst 17 Die Hauptgründe für eine Inobhutnahme eines Kindes sind nach wie vor körperliche Gewalt und Vernachlässigung. Bei 145 Kindern bestand der Verdacht auf körperliche Misshandlung und 84 Kinder wurden nach körperlicher Gewalt im Kindernotdienst aufgenommen. Aufnahmen/Alter und Geschlecht der Kinder Beratungsgründe Ergibt sich bei einem telefonischen Kontakt der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung, erfolgt eine Inaugenscheinnahme des Kindes und eine Einschätzung der Situation (Risikoeinschätzung). Kinder, die als Selbstmelder kommen (10 %) sind größtenteils zwischen 10 und 13 Jahre alt. 14,9 % der Beratungsanfragen beziehen sich auf Themen zu Trennungen, Sorge- und Umgangsrecht. Sorge- und Umgangsrechtstreitigkeiten bringen Kinder in seelische Notlagen und Loyalitätskonflikte, die sie manchmal kaum aushalten können. In 257 Fällen wurde wegen Umgangs- und Sorgerechtsstreit beraten dies ist der häufigste Beratungsgrund im Jahr 2011. Wohin wurden die Kinder entlassen? Basiszahl: 664 gegangen 3%(22) Sonstige 2%(11) Jugendamt 8%(52) Heim/Clearing 38 % (254) Frauenhaus 1%(4) Familie 38 % (255) Pflegefamilie 6%(39) Verwandte 4%(27) Wohin wurden die Kinder entlassen? Im Rahmen der Inobhutnahme prüft der KND gemeinsam mit den Personensorgeberechtigten und eventuell bereits involvierten Fachkräften das Gefährdungsrisiko des Kindes. Es werden Lösungsmöglichkeiten für die Krisensituation entwickelt. Aufenthaltsdauer der Kinder im KND 2011 der Tage der Kinder 1 Tag 152 23 % 2-3 Tage 375 56 % 4-6 Tage 123 19 % ab 7 Tage 14 2 %

18 Kindernotdienst 17 > 13 6 11 185 13 93 92 88 12 33 55 55 11 23 32 30 24 10 9 16 14 12 12 Alter und Geschlecht der Kinder 333 Jungen 331 Mädchen 664 gesamt 20 8 9 11 23 28 25 25 36 7 6 5 4 3 6 10 13 14 14 12 13 19 20 16 Ein großer Teil der Kinder konnte nach der Inobhutnahme wieder in die Familie oder zur näheren Verwandtschaft entlassen werden (42 %). Häufig wurden ambulante Familienhilfemaßnahmen mit der Rückkehr des Kindes begonnen. 38 % der Kinder wurden zur weiteren Abklärung der Familiensituation in eine Clearinggruppe oder eine andere stationäre Jugendhilfeeinrichtung verlegt. 6 %der Kinder konnten direkt in Pflegefamilien vermittelt wer- 39 28 41 2 1 < 1 22 17 14 14 21 20 den. Im Jahr 2011 wurde der Kindernotdienst 2.393 Mal kontaktiert. Es wurden 664 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren in Obhut genommen sowie 1.729 Beratungen durchgeführt.

Hotline-Kinderschutz Kindernotdienst Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 19 Häusliche Gewalt Der Berliner Notdienst Kinderschutz hat mit dem Thema Kinder und Jugendliche als Mitbetroffene häuslicher Gewalt permanent zu tun. Seit Beginn des Modellprojektes BIG (Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt) arbeitet der Notdienst in verschiedenen Arbeitsgruppen mit und kooperiert mit den Unterstützungsprojekten für die betroffenen Frauen mit Kindern. Im Kinder- und Jugendnotdienst wurden 2011 insgesamt 6.405 Krisenberatungen durchgeführt. 2.360 Kinder und Jugendliche wurden in Obhut genommen, davon 664 Kinder und 1.696 Jugendliche. Hinzu kommen 1.397 Anrufe bei der Hotline-Kinderschutz. HG-Interventionen 2010 2011 KND/Hotline HG-Fälle insgesamt 246 223 Hotline 89 83 Aufnahme nach HG 41 40 Beratung eines nach Gewalt betroffenen 50 60 Elternteils bei denen häusliche Gewalt Anlass und Beratungsschwerpunkt des Anrufes waren. Erfassung von Fällen häuslicher Gewalt beim Kindernotdienst und der Hotline-Kinderschutz Der BNK erfasst systematisch Fälle von häuslicher Gewalt. Hierbei wird das direkte oder indirekte Miterleben häuslicher Gewalt ebenso erfasst, wie die Beratungsnachfragen oder Vorfälle häuslicher Gewalt als Aufnahmegrund. Im Kindernotdienst wurde 2011 in insgesamt 223 Fällen aufgrund von häuslicher Gewalt interveniert. 40 Kinder von insgesamt 664 Kindern (das entspricht einem Anteil von 6%) wurden nach häuslicher Gewalt in Obhut genommen. Bei der Hotline-Kinderschutz sind von insgesamt 1.397 Beratungsanrufen 83 Anrufe (5,9 %) eingegangen, Erfassung von Fällen häuslicher Gewalt beim Jugendnotdienst (JND)/Mädchennotdienst (MND) Im Vergleich zu den Vorjahren ist im Jahr 2011 wieder ein Anstieg von Beratungen und Inobhutnahmen bezüglich häuslicher Gewalt zu verzeichnen. Von insgesamt 2.608 Interventionen stand bei 163 Jugendlichen das Thema Häusliche Gewalt im Vordergrund (6,25 %). Hierzu zählen auch die gewalttätigen Partnerkonflikte der Jugendlichen. HG-Interventionen 2010 2011 JND/MND Interventionen insgesamt Interventionen aufgrund häuslicher Gewalt 2.429 2.608 143 163

20 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 3. Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 30 Jahre JND Standort Mindener Straße Charlottenburg-Wilmersdorf 2011 war ein besonderes Jahr für den Jugendnotdienst. Neben allen üblichen Aufgaben, gab es auch Außerordentliches, über das es sich zu berichten lohnt. Der Jugendnotdienst feierte sein 30-jähriges Bestehen! Um den 30. Geburtstag gebührend zu feiern veranstaltete das Jugendnotdienstteam nach beendeten Umbauarbeiten im Mai einen Fachtag und einen Tag der offenen Tür. Die Zeit bis zum Mai 2011 war von massiven Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten an der Fassade geprägt. Eine umfassende Sanierung des 1961 erbauten Hauses wurde vorgenommen. Das Gebäude des JND/ MND war komplett eingerüstet und mit einer Plane ummantelt. Mit Presslufthämmern und Meißeln wurde die Fassade des 6-stöckigen Hauses abgetragen und wärmeisoliert. Die lautstarken Bauarbeiten beeinträchtigten Beratungen, Gespräche und Telefonate teilweise stark und stellten für die Jugendlichen und die pädagogische Betreuung in der 4. Etage eine echte Herausforderung dar. Bis April 2011 war offen, wie lange das Gerüst noch stehen bleiben würde. 24 Stunden vor dem Tag der offenen Tür wurde das Gerüst abgebaut! Dass dies nach neun Monaten Fassadenarbeit tatsächlich pünktlich geklappt hat, ist auch noch nachträglich als ein kleines Wunder zu betrachten! So konnte am 11. Mai der runde Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür in den renovierten Räumlichkeiten gefeiert werden. Monika Herrmann, die Stadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, für Jugend, Familie und Schule eröffnete mit einem Grußwort die Feierlichkeiten. Das Jubiläum wurde mit Live-Musik von Jugendlichen aus der KuB, einem JND-Chor sowie selbstbereitetem

Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 21 Büffet und Grill begangen. Eine Ausstellung zur 30-jährigen Geschichte veranschaulichte die ereignisreichen Jahre in verschiedenen Etagen des Jugendnotdienstes bzw. Mädchennotdienstes. Eine Pressekonferenz und die stündlichen Hausführungen für Fachkollegen, Interessierte und ehemalige Mitarbeiter ermöglichten Einblicke in die Arbeitsweise und Ausstattung der Einrichtung. Praxis der Krisenintervention durchgeführt. Die Kooperationspartner des Jugendnotdienstes unterstützten die Tagung durch Fachbeiträge in den Arbeitsgruppen und Referate. In den Workshops fand ein reger Austausch mit anschließenden Diskussionen statt. Die Dokumentation sowie Ergebnisse des Fachtages können unter http://www.berliner-notdienst-kinderschutz.de/aktuell.html herunter geladen werden. Am 17. Mai fand die Fachtagung Gefährdete Jugendliche im toten Winkel (k)ein Thema für den Kinderschutz? in den Räumen des Jugendclubs Schlossstraße 19 statt. Die Veranstaltung hatte eine enorme Resonanz und die der Anmeldungen von interessierten Fachkräften überstieg bei Weitem die Platzkapazitäten, so dass es leider auch Absagen geben musste. Die Arbeitsgruppen wurden vom Jugendnotdienst konzipiert und in enger Zusammenarbeit mit Referenten aus der Ein Angebot für Lehrkräfte wurde gemeinsam mit der Unfallkasse Berlin, der Freien Universität Berlin Projekt NETWASS (Networks against school shootings) sowie der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung gestartet. Hierbei geht es um die telefonische Beratung und Vermittlung bei krisenhaftem Schülerverhalten zur Prävention schwerer Gewalt an Schulen.

22 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst Aus der Praxis: Belegung von Krisenwohnungen Am Freitagabend um 18:00 Uhr in der Beratungsstelle des Jugendnotdienstes: von den zehn Plätzen in der Kurzbetreuung des JND sind fünf Plätze über das Wochenende bereits belegt. Hierbei handelt es sich um drei Jugendliche, die aus anderen Bundesländern stammen und nicht in regionale Kriseneinrichtungen der Stadt Berlin verlegt werden dürfen. Zwei Berliner Jugendliche, konnten nicht anderweitig untergebracht werden. Bis 24 Uhr werden von den Mitarbeitern im JND vier weitere Jugendliche in Obhut genommen. Eine Verlegung zu den regionalen Kriseneinrichtungen ist nicht möglich, da zwei Jugendliche in den Einrichtungen Hausverbot haben. Eine andere Einrichtung kann nur einen Platz für einen Jungen vergeben, nicht für das von uns angefragte Mädchen. Bei der vierten anstehenden Verlegung ist die regionale Kriseneinrichtung voll belegt und es gibt erst ab Montag wieder einen freien Platz. Das heißt einerseits, dass die vier in Obhut genommenen Jugendlichen auf jeden Fall bis Montag im JND verbleiben. Andererseits bedeutet dies aber auch, dass in der Freitagnacht um 24 Uhr von den zehn angebotenen Notbetten in der Betreuungsetage im JND schon neun Plätze vergeben sind. Das Wochenende hat aber gerade erst angefangen... Dieses Modellprojekt wird extern evaluiert und nach Ablauf eines Jahres ausgewertet. Alle Mitarbeiter des JND/ MND wurden geschult, sodass das spezielle Beratungsangebot im November beginnen konnte. Statistik JND Im Jahr 2011 wandten sich 4.012 Jugendliche und deren Bezugspersonen Hilfe suchend an den JND/MND. Davon wurden 1.696 Jugendliche in Obhut genommen. Außerdem haben 1.404 Jugendliche, deren Eltern und Bezugspersonen oder pädagogische Fachkräfte eine telefonische Beratung durch den JND/ MND in Anspruch genommen und weitere 912 Personen ließen sich in den Räumen des JND/MND ambulant beraten.

Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 23 Inobhutnahmen Im Jahr 2011 nahm der JND/MND 1.327 Jugendliche aus Berlin und 369 auswärtige Jugendliche in Obhut. Bis zur Information des zuständigen Jugendamtes am folgenden Werktag behält der JND/ MND bei Berliner Jugendämtern die Zuständigkeit und rechtliche Verantwortung für die Inobhutnahme. Dies beinhaltet insbesondere die Information und Beratung der Personensorgeberechtigten, die Beratung sowie die Versorgung der Jugendlichen, ggf. notwendige Verhandlungen mit Polizei, Justiz und Ärzten. Bei auswärtigen Jugendlichen obliegt dem JND/ MND die Klärung der Inobhutnahme und die Unterbringung dieser Jugendlichen. Nur wenn sich innerhalb von drei Tagen keine Klärung abzeichnet, übernimmt ein Berliner Jugendamt. Dies ist nur in wenigen Fällen notwendig. Inobhutnahmen Telefonberatungen ambulante Beratungen gesamt davon weiblich männlich Statistik JND 1.696 1.404 912 2.246 (56 %) 1.766 (44 %) 4.012 Woher kamen die Jugendlichen? JND/MND 2011 Basis: 1.696 Inobhutnahmen Eltern 5,5 % soziales Nahfeld 2,7 % soz. Einrichtungen/ Schule 6,5 % Jugendämter 2,0 % Selbstmelder 39,7 % Polizei 40,8 % sonstige 0,3 % Krankenhäuser/ Ärzte 2,5 %

24 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst Aus der Praxis: Beispiel Wisdom, 16 J. Der 16-jährige Wisdom kam Freitagabend als Selbstmelder in den Jugendnotdienst. Vor einer Woche sei er aus seiner Einrichtung für zwei Wochen beurlaubt worden. Laut seinen Angaben habe er in der Einrichtung mit Cannabis gedealt. Dort lebt er schon seit circa einem Jahr und seine Entwicklung verlaufe eigentlich sehr positiv (regelmäßiger Schulbesuch, Aussicht auf ein Betreutes Einzelwohnen über den Träger). Daher hat die Einrichtung Wisdom aufgrund des Vorfalls nicht endgültig entlassen, sondern lediglich für 14 Tage die Unterbringung unterbrochen. Mit der Mitarbeiterin des Jugendamtes hat die Einrichtung abgesprochen, dass Wisdom sich in dieser Zeit entweder an den Jugendnotdienst oder an das Sleep In wenden soll. Auf unsere Frage, warum er sich jetzt nach sieben Tagen an uns wendet, antwortet er, dass er sich solange bei Freunden aufgehalten habe, dies sei nun nicht mehr möglich. Seine Eltern sind beide bei einem Unfall verstorben. Seine Großmutter lebt in München. Die letzten Jahre hat er bei verschiedenen Pflegefamilien und in mehreren Einrichtungen gelebt. Einen momentanen Drogenkonsum verneint er. Sein Wunsch ist es, wieder in seine Einrichtung zurück zu kehren. Nach dem Wochenende setzte sich der JND mit der Mitarbeiterin des Jugendamtes in Verbindung. Daraufhin beschließt die Mitarbeiterin vom Jugendamt zusammen mit der Jugendhilfeeinrichtung, dass Wisdom bis zu seiner dortigen Wiederaufnahme die restlichen Tage in der bezirklichen Kriseneinrichtung in der Nähe seiner Schule verbringen soll. Belegungstage 2010 2011 gesamt 3.191 3.476 durchschnittlich 1,9 2,1 Fast alle Berliner Jugendämter (außer Friedrichshain- Kreuzberg und Spandau) haben Krisengruppen Freier Träger benannt für die Unterbringung in Folge der Inobhutnahme. Allerdings sind im Herbst 2011 zwei Krisengruppen (Treptow-Köpenick und Mitte) geschlossen worden. Das Jugendamt Treptow-Köpenick hat eine andere Einrichtung benannt. Insgesamt hat sich die Zahl der Krisenplätze um 20 verringert. Außerdem gibt es eine wachsende Zahl von Jugendlichen, die aufgrund ihrer Problematik in den Krisengruppen bzw. in der Jugendhilfe keine Aufnahme mehr finden. Dies führt im JND/MND aufgrund der Inobhutnahmeverpflichtung (Rechtsanspruch) sehr häufig zu einer Überbelegung. Im Jahr 2011 kam es im JND/MND zu 3.476 Belegungstagen, d.h. im Durchschnitt waren 9-10 Jugendliche pro Nacht im JND. Bei einer Belegungskapazität von 10 Plätzen im JND und 3 Plätzen im MND betrug die Gesamtauslastung ca. 73 %. Bezogen auf den JND lag die Auslastung bei 95 %. Bei maximal 13 Plätzen waren oft 15-18 Jugendliche im JND/MND untergebracht.

Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 25 Inobhutnahmen (JND/MND) 2011 Berliner Jugendliche 1.327 auswärtige Jugendliche 369 gesamt 1.696 Berliner Jugendliche Wie Eingangs benannt wurden 1.327 Berliner Jugendliche durch den JND/MND in Obhut genommen. Damit ist ein geringer Anstieg von 4%bei den Inobhutnahmen von Berliner Jugendlichen zu verzeichnen. Hintergründe, Konfliktfelder und Problemlagen 2011 Bei der Betrachtung der Hintergründe und Konfliktfelder, die eine Inobhutnahme begründeten, lohnt es sich die fünf häufigsten Gründe näher in den Blick zu nehmen. Es zeigt sich häufig, dass Jungen durch die Einnahme von Drogen bzw. Suchtverhalten (Rang 1: 29 %) und durch Gewaltausübung (Rang 5: 9,8 %) mit ihren Themen und Konfliktfeldern an die Öffentlichkeit gehen und sich problematisch zeigen, während Mädchen ihre Not eher in Suizidäußerungen und selbstverletzendem Verhalten (Rang 5: 13,9 %) ans Tageslicht bringen. Aber auch bei den Mädchen rangiert der Drogenkonsum bzw. eine ausgebildete Suchtthematik mit 12,9 % im zweistelligen Bereich und legt die Vermutung nahe, dass mit der Einnahme von Drogen dauerhafte Stress-, Konflikt- und Überforderungssituationen kompensiert werden sollen. Auf Rang zwei und drei der Inobhutnahmegründe bei Jungen und Mädchen finden sich Vernachlässigung / Verwahrlosung (Jungen 20,3 %/Mädchen 18,9 %) sowie psychische Auffälligkeiten (Jungen 15,2 %/ Mädchen 22,7 %). Unabhängig vom Geschlecht ist einer der häufigsten Gründe für eine Inobhutnahme die Gefahr von Verwahrlosung und Vernachlässigung. Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen entwickeln sich über mehrere Jahre, haben eine Vorgeschichte in Bezug auf die familiäre oder schulische Situation der Jugendlichen und gehen im Vorfeld oft mit der verzweifelten Suche nach Ursachen (Diagnostik in Kinder- und Jugendpsychiatrien), sowie einer andauernden Stresssituation in der Familie einher. Sie belasten, genauso wie Verwahrlosung und Vernachlässigung, die Jugendlichen und deren Familien über Jahre hinweg und kommen oft erst durch eine Krisensituation bzw. Inobhutnahme ans Tageslicht.

26 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst Mitte Friedrichshain-Kreuzberg Pankow Charlottenburg-Wilmersdorf Spandau Steglitz-Zehlendorf 78 75 66 79 82 85 69 145 170 133 142 Die meisten Jugendlichen, die im JND/MND in Obhut genommen werden, kommen aus Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil (40,2 %). Mit Abstand (23,6 %) folgen die Familien in der ein Lebenspartner des Elternteils mit in der häuslichen Gemeinschaft wohnt oder die leiblichen Eltern (22,2 %) für die gemeinsame Erziehung der Kinder Sorge tragen. Wie in den vorangegangen Jahren wird deutlich, dass gerade alleinerziehende Eltern mit Erziehungsaufgaben besonders herausgefordert sind oder aufgrund fehlender familiärer Ressourcen auf den JND/MND zurückgreifen müssen und Hilfe einfordern. Tempelhof-Schöneberg Neukölln Treptow-Köpenick Marzahn-Hellersdorf 68 79 77 113 133 120 172 174 Bei den Entlassungen rangiert, wie in den Jahren zuvor, die Weitervermittlung der Jugendlichen in Krisengruppen und Clearingstellen an erster Stelle mit 44,9 %. Des Weiteren gelingt bei 23,6 % der Jugendlichen eine Rückvermittlung ins Elternhaus oder eine Vermittlung ins familiäre Umfeld, die im Nachgang durch ambulante Maßnahmen unterstützt werden. Lichtenberg Reinickendorf 14 116 98 97 Inobhutnahmen nach Herkunftsort der Jugendlichen 2010 2011 111 auswärtige Jugendliche 431 369 gesamt 1.700 1.696

Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 27 Inobhutnahmen bei Jungen und Mädchen Jungen Mädchen Drogen/ Sucht Vernachlässigung/Verwahrlosung psychische Auffälligkeiten Verdacht auf körperliche Gewalt Gewalt d. Mindj. in der Familie unbegleitete Flüchtlinge Verdacht auf psychische Gewalt Suizidäußerungen/selbstverletzendes Verhalten Hinweis auf Prostitution Verdacht auf sexuelle Gewalt drohende Zwangsverheiratung 12,9 % 20,3 % 18,9 % 15,2 % 22,7 % 10,2 % 23,2 % 9,8 % 3,7 % 8,1 % 1,9 % 5,4 % 16,4 % 3,5 % 13,9 % 1,1 % 1,0 % 0,5 % 5,9 % 0,3 % 3,2 % 29,0 %

28 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst Aus dem Alltag im Jugendnotdienst: Telefonische Beratung einer Fachkraft Eine Kollegin einer regionalen Krisenwohnung für Jugendliche aus Berlin meldet sich telefonisch um 22 Uhr bei uns und berichtet über eine gewalttätige Eskalation in der Einrichtung vor circa einer Stunde. Dabei seien zwei Jugendliche nach einem Streit beim Abendessen handgreiflich untereinander geworden. Die Betreuerin der Einrichtung habe versucht die Situation zu schlichten. Danach habe einer der betroffenen Jugendlichen, David (15 J.), die Krisenwohnung verlassen und im Weggehen gedroht, bewaffnet wiederzukommen. In Folge dieser Drohung sei die verbliebene Jugendgruppe nun sehr in Aufruhr. Die Betreuerin sucht Unterstützung und zieht in Betracht den Jugendlichen beim JND in Obhut zu geben. Im Telefonat versucht die JND-Beraterin zusammen mit der Betreuerin eine Gefahreneinschätzung zu bekommen. Der 15-Jährige ist aufgrund schuldistanzierten Verhaltens und körperlicher Verwahrlosung in der Krisenwohnung aufgenommen worden. Es stehe morgen eine Helferkonferenz im Jugendamt an, wodurch David schon am gesamten heutigen Tag als sehr gereizt auffiel. Er sei in der bisherigen Unterbringungszeit verbal wie körperlich nicht aggressiv gewesen. Da David ursprünglich vom Jugendnotdienst in die regionale Krisenwohnung verlegt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass er den Weg in den JND findet, falls er nach dem jetzigen Vorfall nicht in die Krisenwohnung zurückkehren wolle. Die JND-Kollegin bietet der Betreuerin an, anderenfalls zur Unterstützung in die Krisenwohnung zu kommen. Bei einer erneuten Eskalation wird ggf. Polizeieinsatz in Erwägung gezogen. Ein weiteres Telefonat wird für 23:30 Uhr verabredet, so dass die Betreuerin Zeit hat, sich um die Belange der Gruppe zu kümmern. Die Betreuerin ruft nach einer Stunde an. Sie berichtet, dass David zurückgekehrt sei. Er habe Zeit gebraucht, um sich wieder zu beruhigen. Die Gruppensituation sei aber ruhig. Ein Vor-Ort-Einsatz des Jugendnotdienstes ist nicht erforderlich. Telefonberatung Samstagabend um 21 Uhr ruft ein Vater von einer 14-jährigen Tochter an. Er ist sehr aufgebracht und sagt, dass seine Tochter ihre Hausarbeit (Geschirrspülmaschine ausräumen) verweigert hat. Der Vater habe sie daraufhin gerügt und mit Hausarrest gedroht. Die Situation sei eskaliert und seine Tochter habe die gemeinsame Wohnung verlassen. Bei näherem Nachfragen sagt der Vater, dass er allein erziehend sei. Es gäbe noch eine ältere Tochter, die jedoch schon in einer eigenen Wohnung lebt. Der Vater erzählt auch, dass er verzweifelt sei und nicht mehr weiter wisse. Er sei mit der Erziehung komplett überfordert. Bei weiteren Nachfragen berichtet er, dass diese Schwierigkeiten zwischen ihm und seiner

Jugendnotdienst/Mädchennotdienst 29 Tochter erst seit kurzer Zeit bestünden. Die Mutter sei vor vier Jahren gestorben. Seitdem habe er seine jüngere Tochter als sehr stabilisierend empfunden. Er selbst sei vor Trauer fast verrückt geworden und habe auch an Suizid gedacht. Einzig und allein die Sorge um das minderjährige Kind hätte ihn davor bewahrt. Seit einigen Monaten würde es ihm aber wieder besser gehen. Er habe den Verlust seiner Frau verkraftet und schöpfe wieder neuen Lebensmut. Er habe das Gefühl, dass seitdem die Streitigkeiten mit seiner Tochter massiver geworden seien. Die Mitarbeiterin vom JND versucht dem Anrufer den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Trauerreaktionen der Familienmitglieder zu verdeutlichen: Es gibt auch positive Aspekte beim Aufbegehren des pubertierenden Mädchens, denn endlich kann sie ihrem Vater einen Streit wieder zutrauen und nimmt ihn als stabiles Gegenüber wahr. Nach einem langen und intensiven Gespräch, bei dem es um das Thema Pubertät, Abgrenzung und Trauerverarbeitung geht, nimmt der Vater die Empfehlung zu einem Gespräch bei einer Erziehungsberatungsstelle in seiner Nähe gerne an. Einige Literaturhinweise zum Weiterlesen interessieren ihn ebenfalls. Er bedankt sich sehr für das Gespräch. Mittlerweile ist auch seine Tochter wieder in der Wohnung eingetroffen... Familienstrukturen aus denen die Jugendlichen in den JND/MND kommen Vormund/ Adoption/ Pflege 14,0 % leibliche Eltern 22,2 % Elternteil mit Lebenspartner 23,6 % Entlassungsorte aus dem JND/MND Sonstiges/ohne Angaben 2,4 % Jugendamt 5,0 % Elternhaus/ Verwandte 23,6 % alleinerziender Elternteil 40,2 % Krisen-/ Clearinggruppe 44,9 % Betreuungsentzug 24,1 %

30 Jugendnotdienst/Mädchennotdienst Aus der Arbeit des Mädchennotdienst: Beispiel Vera, 16 Jahre MND Vera stammte aus einer in Bosnien lebenden Roma- Familie. Sie war vor einigen Wochen zusammen mit ihrem Mann, mit dem sie nach dessen Glaubensgemeinschaft verheiratet war, heimlich nach Deutschland gereist. Gültige Papiere besitzt sie nicht. Ihrer Mutter in Bosnien hatte sie nur einen Brief hinterlassen. Nun hatte sich Vera Hilfe suchend an die Berliner Polizei gewandt. Einem ihre Muttersprache verstehenden Beamten konnte sie ihre Lebensumstände erklären. Sie hatte sich mit ihrem Mann (23 J.) erneut heftig gestritten und dieser habe sie zum wiederholten Mal brutal geschlagen. Vera fasste den Entschluss, ihn zu verlassen und zur Mutter zurückzukehren. Über die vom Mädchennotdienst eingeschaltete Dolmetscherin wurde nochmals bestätigt, dass sich Vera durch ihren Mann sehr bedroht fühlte, dieser wahrscheinlich nach ihr suchte. Er habe von ihr verlangt, dass sie den Tschador trage und ihr angekündigt, sie zu töten, sollte sie ihn verlassen. In ihrer großen Angst äußerte Vera immer wieder, so schnell wie möglich zu ihrer Familie nach Bosnien zurück zu wollen. Dort hatte sie auch eine Ausbildung angefangen, die sie gern beenden wollte. Da die Organisation der Rückkehr einige Zeit in Anspruch nahm, wurde das Mädchen bei Papatya untergebracht. Mit Unterstützung des LKA (Landeskriminalamtes) konnte eine sichere Rückkehr nach Bosnien organisiert werden. Die Mutter war sehr erleichtert über die Heimkehr ihrer Tochter. Vera konnte auch ihre Ausbildung fortsetzen. Dies hatte der Mädchennotdienst mit dem Direktor der Schule bereits geklärt...

KuB Kontakt- und Beratungsstelle 31 4. KuB Kontakt- und Beratungsstelle Insgesamt gab es in diesem Jahr 7.647 Kontakte zu 1.065 jungen Menschen (412 minderjährig). Die Geschlechterverteilung ist ausgeglichen. Tendenziell überwiegen immer noch bei den Minderjährigen die Mädchen und bei den Volljährigen die Jungs. Kontaktzahlen Streetwork minderjährig volljährig gesamt Bus (gemischt) Alexanderplatz Bus (gemischt) Bahnhof Zoo Mädchenbus Alexanderplatz Mädchenbus Kurfürstenstr. 1.451 2.472 898 1.504 2.402 401 317 718 7 597 604 3.923 Bemerkenswert war der Kontakt zu vielen jungen Frauen, die bereits Mütter waren. am Alexanderplatz 4 minderjährige Mütter mit jeweils einem Kind, 6 junge volljährige Mütter (18-20) mit jeweils einem Kind, 8 Mütter, jünger als 27 Jahre. an der Kurfürstenstraße 20 junge volljährige Mütter (18-20) mit jeweils mindestens einem Kind mindestens 5 davon mit Kind/-ern im gemeinsamen Haushalt wohnend. Kontaktzahlen offene und kreative Angebote minderjährig volljährig gesamt Essensangebot 1.993 2.160 Theaterprojekt Kreativangebot Musikstudioangebot 246 173 419 97 135 232 54 18 72 4.153 gesamt 2.757 4.890 7.647 gesamt 2.390 2.486 4.876

32 KuB Kontakt- und Beratungsstelle Sleep In Beratungsstelle der KuB Die der Beratungen (482) von Jugendlichen und Jungerwachsenen bis 20 Jahre hat 2011 gegenüber den beiden Vorjahren um 8 %zugenommen. Es kamen insgesamt 352 junge Menschen zur Beratung. 130 Jugendliche und Heranwachsende nahmen mehrfach die Beratungsstelle in Anspruch. männlich weiblich unter 18 J. über 18 J. Alter unbekannt, unter 25 J. gesamt Jahresstatisik Sleep In 2011 Aufnahmen 1.921 841 965 1.585 102 2.762 Alter Nachdem es in Vorjahr prozentual einen großen Anstieg an Minderjährigen (51 %) gegeben hatte, ist der Anteil der Minderjährigen 2011 mit 39 % wie in den Jahren zuvor. 20 Jahre 22 % Alter Basiszahl: 482 13-14 Jahre 4% 15 Jahre 4 % 16 Jahre 13 % 17 Jahre 18 % 19 Jahre 18 % 18 Jahre 21 %

KuB Kontakt- und Beratungsstelle 33 Alter und Geschlecht weiblich 13-17 Jahre 21 % männlich 13-17 Jahre 18 % Geschlecht In den beiden vergangenen Jahren suchten genauso viele Mädchen wie Jungen die Beratungsstelle auf (51 % weiblich). 2011 gab es einen Rückgang von Mädchen auf 46 %. weiblich 18-20 Jahre 25 % männlich 18-20 Jahre 36 % Bundesländer/ Ausland Die der Ratsuchenden, die aus Berlin kommen, steigt beständig. Jugendliche und Jungerwachsene die aus dem Ausland kamen, sind zumeist aus osteuropäischen Ländern: Polen, Rumänien und Slowakei. Bundesländer/Ausland Ausland 4% Berlin 50 % Lebensmittelpunkt 342 Klienten waren obdachlos. 72 Jugendliche wohnten noch bei ihren Eltern oder in einer Jugendhilfeeinrichtung, hielten sich aber tagsüber und abends überwiegend in der Straßenszene auf. andere Bundesländer 46 % Jugendhilfeeinrichtung 6% BEW SGB XII 4 % Obdachlosenwohnheim 5% Eltern 9% eigener Wohnraum 5% Lebensmittelpunkt zu Beginn der Beratung Basiszahl: 482 Straße 71 %

34 KuB Kontakt- und Beratungsstelle Vorerfahrungen Fast 70 % der Jugendlichen waren schon einmal oder mehrfach in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht gewesen. Hier gibt es einen Anstieg gegenüber den Vorjahren um 10 %, während die der Jugendlichen mit Psychiatrie- bzw. Hafterfahrungen (25 % und 9%) prozentual gleich geblieben ist. Problemfelder Bei den in der Beratung benannten Problemen stehen erneut die Legalisierung/Grundsicherung, Konflikte im Elternhaus, Drogen/Alkohol und psychische Auffälligkeiten und Probleme im Vordergrund. Allerdings haben sich die Zahlen bei den Problemfeldern eigene Kinder, Schulden und Prostitution fast verdoppelt. Vorerfahrungen (Mehrfachnennung) Basiszahl: 482 Haft 45 Die häufigst benannten Problemfelder Basiszahl: 482 psychische Auffälligkeiten/ Probleme 122 Legalisierung/ Grundsicherung 287 Psychatrie 122 Drogen/ Alkohol 165 Jugendhilfe 332 Konflikt im Elternhaus 211

Der Krisendienst für die ganze Stadt 6100 61 6100 62 6100 63 RUND UM DIE UHR BERLINER NOTDIENST KINDERSCHUTZ Der Krisendienst für die ganze Stadt Ein Krisendienst des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Kontakt- und Beratungstelle Kindernotdienst: 61 00 61 Gitschiner Str. 49 10969 Berlin Jugendnotdienst: 61 00 62 Mindener Str. 14 10589 Berlin Mädchennotdienst: 61 00 63 Mindener Str. 14 10589 Berlin Hotline-Kinderschutz: 61 00 66 Gitschiner Str. 49 10969 Berlin KuB: 61 00 68 00 Fasanenstr. 91 10623 Berlin Statistik 2011