Neurobiologie der Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung. Dr.med.Dr.rer.nat.Reiner Beck

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Transkript:

Neurobiologie der Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung Dr.med.Dr.rer.nat.Reiner Beck

ADHS: Diagnostische Kriterien DSM - IV 314.01: ADHS.Mischtypus 314.00: ADHS.Vorwiegend unaufmerksamer Typus 314.01: ADHS.Vorwiegend Hyperaktiv-Impulsiver Typus ICD - 10 F90.0: einfache Aktivitäts- Aufmerksamkeitsstörung F98.8: andere hyperkinetische Störungen F90.1: hyperkinetische Störungen des Sozialverhaltens

ADHS: Diagnostische Kriterien Besondere kulturelle, Alters- und Geschlechtsmerkmale unter vier oder fünf Jahren DD schwierig ab 5./Schulalter schwer am Platz zu halten Zappeligkeit, Rastlosigkeit, Unaufmerksamkeit Adoleszenz familiäre, zwischenmenschliche und Erzeihungsregeln werden verletzt Erwachsenenalter Desorganisiertheit, Impulsivität, Aufmerksamkeitsstg. Jungen : Mädchen = 4 : 1; 9 : 1 Prävalenz Kinder 3-10%; Erw 2-6%(Wender,P.H.2000)

ADHD im Kindes und Erwachsenenalter Klinisches Bild bei Kindern verminderte Aufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität/Impulsivität Beginn in früher Kindheit, mindestens 6 Monate anhalten Beeinträchtigung in mindestens zwei Bereichen: Schule, Familie, Arbeitsplatz u.a.verminderte Frustrationstoleranz, Affektausbrüche, Eingensinnigkeit, vermehrter Zuwendungsbedarf, labile Stimmung, Ablehnung durch Gleichaltrige, schlechte Schulleistung Klinisches Bild im Erwachsenalter ( Utah-Kriterien ) mit 25 Jahren bei 1/3 bis 1/4 Symptomatik noch vorhanden; 2/3 Aufmerksamkeitsstg.,hyperakt oder impulsiv; 50% mit Schwierigkeiten (Wender, P.W., 2000,S.190ff) Aufmerksamkeitsstörung Motorische Hyperaktivität Affektlabilität Desorganisiertes Verhalten Affektkontrolle (Reizbarkeit) Impulsivität Emotionale Überreagibilität

ADHD: Pathophysiologie Wender,P.H., 1971 erbliche Störung mit familiärer Häufung, herabgesetzte Funktion des dopaminergen und noradrenergen Systems Befunde,die für eine dopaminerge Stg.sprechen Spanische Influenza nach dem 1. Weltkrieg Economo Encephalitis: Erw.-Parkinsonoid; Kinder- ADHD (Läsionen der subst. nigra) Amphetamine (indirekte Dopamin- und NAantagonisten) verbessern Symptome bei Kindern mit ADHD

Funktionelle Systeme des Nervensystems (Rohen, J.,W., 2001, S.136)

Neurobiologie: ADHD Dopaminsystem Produktionsorte: Mittelhirn ventrales Tegmentum s.nigra(pars compacta Projektionsbahnen: mesokortikolimbisch motorische Aktivität Neugierde Handlungsstrategie mesostriatal stereotypes Verhalten Zuwendung, Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit Ncl.accuumbens» Motivation» Belohnungssystem Noradrenalinsystem Produktionsorte L.coeurelus lat. Tegment Projektionsbahn präfrontaler Cortex am dichtesten verteilt primäre visuelle primäre audititve somatosensorische motorische Regionen

Neurobiologie ADHS: Dopamin - System

Neurobiologie: ADHD Katecholaminhypothese(Faraone,S.V.,Biedermann,J.1998) Dopaminsystem Produktionsorte: Mittelhirn ventrales Tegmentum s.nigra(pars compacta Projektionsbahnen: mesokortikolimbisch motorische Aktivität Neugierde Handlungsstrategie mesostriatal stereotypes Verhalten Zuwendung, Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit Ncl.accuumbens» Motivation» Belohnungssystem Dopaminerge Projektionsbahnen präfrontaler Cortex Striatum Assoziationsbahnen zu den temporalen und parietalen Lappen Dopamineffekte durch postsynaptische Dopamin Typ 1 (D1) Rezeptoren vermittelt (Williams,G.V., 1995)

Neurobiologie ADHS (Krause, K-H., Dresel, S., Krause,J., psycho 26, S. 199 ff)

Neurobiologie: ADHD Katecholaminhypothese(Faraone,S.V.,Biedermann,J.1998) Noradrenalinsystem Produktionsorte L.coeurelus lat. Tegment Projektionsbahn präfrontaler Cortex am dichtesten verteilt primäre visuelle primäre audititve somatosensorische motorische Regionen Noradrenerge Neurone im Wachzustand aktiv verminderte Entladung im Schlaf und bei beeinträchtigter Aufmerksamkeit Positive kognitive Effekte an alpha-2-a-adrenergen Rezeptoren im Kortex

Neurobiologie: ADHS Anatomie des Aufmerksamkeitssystems Das vordere System Cingulum u.präfrontaler Cortex Arbeitsgedächtnis nicht focussierte A. executive Funktionen Organisation Selbstkontrolle Prioritätensetzen Striatum u.thalamus Modulation und Steuerung der A. Das hintere System re.parietallappen, Col.superiores, Thalmaus (hinterer Anteil = Pulvinar) Erkennung von neuen Stimuli (Posner,M.I., Dehaene,S., 1994)

Neurobiologie: ADHS Anatomie des Aufmerksamkeitssystems Rechte Hemisphäre Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit Zuwendung zu neuen Reizen Linke Hemisphäre focussierte selektive Aufmerksamkeitsleistung (Castellanis,F.X,Elia,M.J u.a.,1994)

Neuropsychologie ADHS: CPT (continuous performance tests) ADHS mehr impulsiv bedingte Fehler ( Commissions ) als Auslassungen ( omissions ) längere Reaktionszeiten bei Entscheidungsprozessen höhere Variabilität bei Reaktionszeiten Go/NoGo-Aufgaben ADHS gestört Störungen der rechten frontostriatalen Bahnen

Neurobiologie - Arbeitspypothese: ADHS...At present, the most parsimonious interpretation of the findings is that fronto - striatal networks may be involved in ADHD. Lou(1990) postulated a primary dysfunction in the striatum, speculating that a lack of striatal inhibition of multisensory activity may be part of the pathogenesis of ADHD. SPECT techniques...less activity in the left frontal and left parietal regions... (u.a. Tannock,R. Attention Deficit Hyperactivity Disorders: Advances in cognitiv, neurobiological, and genetic research. Child Psychol.Psychiat. Vol.39, 1998, S. 65-99

Neurobiologische Nachweis der Wirkung von Methylphenidat Die Wirkung von Methylphenidad dürfte somti in erster Linie auf einer Erhöhung der Dopamin - Konzentration am synaptischen Spalt im primär gestörten frontostriatalen System beruhen. (Krause,K-H, Dresel,S., Krause,J. Wirkmechanismus von Methylphenidat. Kinderärztliche Praxis (2001) Sonderheft Unaufmerksam und Hyperaktiv. Kirchheim-Verlag Mainz)

Neurobiologie ADHS (Krause, K-H., Dresel, S., Krause,J., psycho 26, S. 199 ff)

Methylphenidat (Ritalin) Neuropsychologie: Therapieansätze mäßig bis deutliche Besserung bei ca. 70% mit Ritalin vs. Placebo (200 Pb.) MAO-Hemmer(AurorixMoclobemid) ohne nähere Angaben effektiv(wender,p.h.,2000) Antidepressiva Desipramin, Bupropion SSRI weniger effektiv unwirksam wenig effektiv (TrevilorVenlafaxin) bei Erw. mit ADHD Psychoedukative Interventionen u. Coaching Verbesserung der coping Strategien Förderung der Selbstkognition und Selbststrukturierung

Neurobiologie ADHS Krause,J., Ryffel-Rawak,D., Psychos 26 (2000), S. 221

Neurobiologie ADHS Krause, J.u.a.,psycho 26 (2000), S. 210

Neurobiologie ADHS

Neurobiologie ADHS Krause, J.u.a.,psycho 26 (2000), S. 211