Hintergrundbericht zur Hühnerzucht. Zusammenfassung

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Transkript:

Hintergrundbericht zur Hühnerzucht Zusammenfassung Das Angebot an Eiern aus Boden-, Freiland- und Biohaltung nimmt seit Jahren zu. In der EU gilt ab 2012 ein Verbot der Haltung in herkömmlichen Käfigen. Die Schweiz verbot bereits vor über 10 Jahren die Käfighaltung. In Österreich bietet der Handel ab 2007 keine Käfig-Eier mehr an. In Deutschland haben Aldi und Plus Käfig-Eier ausgelistet. Fast alle bei uns erhältlichen Geflügelprodukte stammen nicht von Rasse-Hühnern, sondern von so genannten Hybrid-Linien. Lege-Linien für die Eierproduktion Mast-Linien für die Fleischproduktion (Mast-Hähnchen und Mast-Hennen, Broiler) Jahrzehntelange Selektion auf Hochleistung bedingt Gesundheits- und Verhaltensprobleme. Statt diese züchterisch zu beheben, werden die ökonomischen Probleme durch Manipulationen (Schnabelkupieren) und weiteren Einschränkungen (Abdunklung) für die Tiere begrenzt. Zuchtinteressierte Personen oder Unternehmen können aus den am Markt verfügbaren Hybriden keine neuen Linien entwickeln, da nur die Endprodukte und nicht die eigentlichen Zucht-Tiere der Hybrid-Linien gehandelt werden. Zudem liegt das spezielle Know How um die Linien (Zuchtprogramme) allein bei wenigen Zuchtkonzernen. Die Selektion auf Lege-Leistung ist so erfolgreich, dass die aufgenommene Energie für die Bildung von Ei-Masse und nur wenig für Muskel-Masse genutzt wird: Lege- und Mastleistung sind daher negativ korreliert. Die männlichen Geschwister scheiden die Futterenergie überwiegend wieder aus. Alleine in Deutschland werden jedes Jahr 50 Millionen Eintagsküken getötet, da ihre Mast unökonomisch wäre. Die wichtigste Forderung ist die nach der Zucht auf Zweinutzung: Keine Selektion auf Lege- oder Mast-Leistung, sondern Selektion auf Lege- und Mastleistung! Weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Tötung: Nutzung von Rasse-Geflügel; Mauser; Endprodukte für die Zweinutzung durch Gebrauchskreuzungen zwischen Zuchttieren der Lege- und der Mastlinien; Gebrauchskreuzungen zwischen Hybrid-Linien und Rasse- Hühnern, so dass die Nachkommen zwar weniger Eier bilden als die Lege-Hybriden, dafür aber besser Fleisch ansetzen als diese. Der Tierzuchtfonds fördert Initiativen für die Züchtung auf Zweinutzung: Dabei geht es nicht um eine Lösung, sondern um biodiverse Ansätze, deren Entwicklung jeweils Zeit benötigt. 1

Seit wann gibt es die intensive Käfighaltung? In Deutschland fanden die entscheidenden Umstellungen von der Boden- und Freilandhaltung zur Käfighaltung in den 1970er Jahren statt. Viele Tiere ( Massentierhaltung ) sollten Kosten sparend, d.h. auf engem Raum, mit geringem Arbeits- und Futteraufwand, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Eier produzieren. Bewegungsarmut und intensive Futteraufnahme sind Kennzeichen dieser Intensivtierhaltung. Diese Haltungsbedingungen gerieten immer mehr in die Kritik von Tierschutz- und Natur-/ Umweltschutzorganisationen. Der Verbraucher hatte aber aufgrund des geringen Angebots und fehlender Kennzeichnung im Handel lange Zeit kaum die Möglichkeit, Alternativen zum Käfig-Ei, also Eier aus Boden- und Freilandhaltung, zu bekommen. Heute nehmen das Angebot und der Absatz von Eiern aus tierfreundlicher Haltung zu, vor allem seit die Angabe der Haltungsform Pflicht ist (0 = Bio, 1 = Freiland, 2 = Bodenhaltung, 3 = Käfighaltung). 55% der frischen Eier sind heute schon aus tierfreundlicher Boden-, Freilauf- oder Biohaltung (davon über 10% Bio-Eier). Die Nachfrage übersteigt inzwischen das Angebot, so dass ein Großteil der Bio-/Freilandeier aus den Niederlanden kommt. Rechtslage / Käfigverbot 1999 erklärt das Bundesverfassungsgericht die Käfighaltung für nicht konform mit dem Tierschutzgesetz 1999 verbietet der EU-Ministerrat (Richtlinie 1999/74/EG) die Haltung von Legehennen in herkömmlichen Käfigen ab 2012, erlaubt aber anschließend die Nutzung so genannter ausgestalteter Käfige 2001 beschließt der Bundesrat, dass in Deutschland das Verbot herkömmlicher Käfige bereits ab 2007 gelten soll und auch ausgestaltete Käfige ab 2012 verboten sein sollen 2006 verschiebt der Bundesrat auf Antrag von Nordrhein-Westfalen, Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern die Abschaffung herkömmlicher Käfige auf 2009 und erlaubt ausgestaltete Käfige in Deutschland auch über 2012 hinaus 2006 reicht Rheinland Pfalz deshalb eine Normenkontrollklage gegen die Käfighaltung ein, da die Verlängerung der Zulassung von konventionellen Kleinkäfigen bis 2008 und von ausgestalteten Käfigen bis Ende 2020 ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz sei Die Schweiz verbot übrigens bereits vor über 10 Jahren die Käfighaltung. Die Befürchtung, der Schweizer Markt würde durch Import-(Käfig-)Eier bestimmt, traf nicht zu: Nach und nach hat der Handel in der Schweiz Käfigeier ganz ausgelistet. In Österreich bietet der Handel ab 1.1.2007 keine Käfig-Eier mehr an. Diese Tendenz gibt es auch in Deutschland: Nach Aldi, Norma, Tegut und Plus hat auch Edeka Südwest Käfigeier ausgelistet (Lebensmittelpraxis 07/2008). 2

Was sind eigentlich Hybrid-Linien? Fast alle bei uns erhältlichen Geflügelprodukte stammen nicht von Rasse-Hühnern, sondern von so genannten Hybrid-Linien. Lege-Linien für die Eierproduktion Mast-Linien für die Fleischproduktion Hybrid-Hühner sind Hühner, die seit Jahrzehnten von Zuchtunternehmen einseitig auf Hochleistung und Uniformität (Wachstum, Größe, Leistung) selektiert werden. Dabei macht man sich zunutze, dass sich die Leistung der Nachkommen von Generation zu Generation erhöhen lässt (Heterosiseffekt). Die Zuchttiere leben alle in Einzelkäfigen, wo ihre jeweiligen Leistungen gemessen und Eigenschaften erfasst werden. Die geeignetsten werden für die Kreuzungen für die jeweils nächste Generation ausgewählt. Alle derzeitigen Lege-Linien in Deutschland bestehen aus nur zwei bis drei Hybrid-Linien. Nach ca. fünf Generationen ist das Endprodukt entstanden: Aus den Mast-Linien werden Mast-Hähnchen und Mast-Hennen produziert. Irreführenderweise ist es üblich, beide Geschlechter der Mast-Hybriden als Hähnchen zu bezeichnen. Dadurch wird der verbreitete Irrtum, die Masttiere seien die Brüder der Lege- Hennen, verstärkt. Wenn ganze Hühner gekauft werden oder Brustfleisch, Flügel sowie Schenkel, dann stammt dieses Fleisch von den Mast-Linien. Masthybriden aus Intensiv- Linien erreichen mit 32 36 Tagen ihr Mastendgewicht. Ab dem 25. Tag sind sie nur noch schwer in der Lage, sich fortzubewegen. Aus den Lege-Linien entstehen Lege-Hennen und die Brüder der Lege-Hennen. Legehennen werden nur eine (!) Legeperiode genutzt. Die Selektion auf Lege-Leistung ist so erfolgreich, dass die aufgenommene Energie für die Bildung von Ei-Masse und nur wenig für Muskel-Masse genutzt wird. Hennen der Lege-Linien legen inzwischen ca. 300 Eier pro Jahr. Die männlichen Geschwister scheiden die Futterenergie überwiegend wieder aus. Da diese männlichen Geschwisterküken der Lege-Hennen deshalb unökonomisch sind, werden sie als Eintagsküken getötet: Allein in Deutschland sind es jedes Jahr 50 Millionen! Mit diesen Endprodukten kann nicht gezielt weitergezüchtet werden. Ihre Nachkommen sind durch Uneinheitlichkeit charakterisiert. Daher bedeutet es für die Zuchtunternehmen kein Risiko, dass diese Tiere frei verkäuflich sind, denn aus ihnen können interessierte Personen oder Konkurrenten keine eigenen Linien entwickeln. 3

Was ist das Problem der einseitigen Selektion auf Leistung? Neben dem gravierenden ethischen Problem der routinemäßigen Tötung der männlichen Geschwisterküken der Legehennen gibt es durch die einseitige Selektion auf Hochleistung viele negative, tierschutzrelevante Folgen für die Gesundheit und das Verhalten der Tiere: Eileiterentzündungen sind quasi die Berufskrankheit der Lege-Hennen (die Ei-Bildung findet im Eileiter statt). Die Hühner sind krankheitsanfällig und nach jahrzehntelanger Selektion im Käfig nicht mehr für die Freilandhaltung geeignet. Bereits geringer Stress kann zu verheerenden Verhaltensproblemen führen wie Federpicken und Kannibalismus. Die Hühner werden deshalb reizarm - mit wenig LUX und meist ohne natürliches Tageslicht gehalten und ihnen werden die Schnäbel kupiert. Jahrzehntelang sind zuchtbedingte Gesundheits- und Verhaltensprobleme nicht züchterisch behoben worden. Stattdessen werden die ökonomischen Probleme, die durch Krankheit/Verletzungen oder Tod der Tiere entstehen, durch Manipulationen (Schnabelkupieren) und weiteren Einschränkungen (Abdunklung) begrenzt. Was sind Rasse-Hühner? Rassen sind dadurch entstanden, dass Menschen Tiere mit gleichen oder ähnlichen Eigenschaften miteinander gekreuzt haben. Eine entscheidende Eigenschaft war / ist dabei auch das Aussehen. Hybrid-Hühner waren von Anfang an im Käfig für den Käfig selektiert worden. Es wurde jeweils nur mit den Tieren weitergezüchtet, die trotz der Käfighaltung fruchtbar waren und hohe Leistungen brachten. Mit der politisch unterstützten Einführung der Käfighaltung wurden deshalb neu eingerichtete Käfigbatterien immer nur mit Hybriden besetzt. Auf den Bauernhöfen führte die Einführung der Käfighaltung zur Verdrängung der Rasse-Hühner. Heute dominiert beim Rasse-Geflügel die Hobbyzucht. Bei der züchterischen Selektion spielt hier aber das Aussehen für Ausstellungen die entscheidende Rolle und nicht die Eignung für die landwirtschaftliche Produktion. Deshalb sind ihre Lege- und Mastleistungen im Vergleich zu den Hybriden meist gering. Die entscheidenden Vorteile der Rasse-Hühner sind ihre Eignung zur Zweinutzung (Unterscheidung zwischen mehr legebetonten und mehr mastbetonten Rassen) ihre grundsätzliche Eignung für die Freilandhaltung ihre grundsätzliche Verfügbarkeit für züchterische Weiterentwicklung Rassehühner sollten sukzessive und unter Freilandbedingungen weitergezüchtet werden. 4

Es gäbe Alternativen zum Töten der männlichen Küken! Die Trennung in Lege- und Mastlinien ist die Ursache dafür, dass bei den Legelinien so einseitig auf Legeleistung selektiert werden konnte, dass sich die Mast der männlichen Geschwister ökonomisch nicht lohnt. Die wichtigste Forderung ist die nach der Zucht auf Zweinutzung: Keine Selektion auf Lege- oder Mast-Leistung, sondern Selektion auf Legeund Mastleistung. Weitere Ansätze: Die Nutzung von Rasse-Geflügel sollte unterstützt und ihre Selektion auf landwirtschaftliche Erfordernisse verstärkt werden. Die Mauser hat zwar nichts mit Zucht zu tun, ist aber z.z. die Möglichkeit, die Zahl der männlichen Küken, die getötet würden, zu reduzieren. Weibliche und männliche Küken entstehen im Verhältnis 1:1. Durch die Mauser könnte ein Teil der Hennen für eine weitere Legeperiode genutzt werden (ca. 60% erreicht das Ende der ersten Legeperiode; die Legeleistung in der zweiten Legeperiode ist geringer). Für jede Althenne, die nicht durch eine Junghenne ersetzt werden muss, entsteht auch kein männliches Geschwisterküken. Endprodukte für die Zweinutzung könnten durch ein Zuchtprogramm entstehen, bei dem Zuchttiere der Lege- und der Mastlinien miteinander gekreuzt werden. Da inzwischen einige Konzerne über Lege- und Mastlinien verfügen, ist das grundsätzlich möglich. Andere Projekte erproben die Kreuzung von Elterntieren von Hybrid-Linien mit Rasse-Hühnern, so dass die Nachkommen zwar weniger Eier bilden als die Lege- Hybriden, dafür aber besser Fleisch ansetzen als diese. Der Tierzuchtfonds fördert daher Initiativen zur Zweinutzung! Dabei geht es nicht um eine Lösung, sondern um biodiverse Ansätze, deren Entwicklung Zeit benötigt. Kontakt: www.tierzuchtfonds.de Tierzuchtfonds c/o Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Dr. Katharina Reuter, Christstr. 9, 44789 Bochum, 0234-5797-172, tierzuchtfonds@zs-l.de Autorin: Dr. Anita Idel 5