Angestellte Tagesmütter Pädiko e.v. Fleethörn 59 24103 Kiel Tel.: 0431/9826390
1. Angestellte Tagesmütter 1.1. Entstehung und Wandel des Modellprojektes Im August 1995 startete das Modellprojekt Angestellte Tagesmütter. Aufgrund der damals noch existierenden Kindergartenplatznot durften nur Kinder im Alter zwischen 3 6 Jahren aufgenommen werden. Das Projekt sollte eine Alternative zum herkömmlichen Kindergarten sein. Nachdem Kindergartenplätze für alle Kieler Kinder in ausreichender Anzahl vorhanden waren, es aber gleichzeitig einen steigenden Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren gab, wurde das Alter der Kinder für die Angestellten Tagesmütter im Januar 1998 herabgesetzt. 1.2. Voraussetzungen für ein Angestelltenverhältnis Folgende Voraussetzungen muß eine interessierte Tagespflegeperson erfüllen: Nachweis über die Teilnahme an einer Grundqualifikation für Tagesmütter/- väter oder pädagogische Ausbildung (z.b. Erzieherin oder sozialpädagogische Assistentin ) Eigenes polizeiliches Führungszeugnis, ebenso eines des Ehe-oder Lebenspartners. Eigenes Gesundheitszeugnis, ebenso eines des Ehe-oder Lebenspartners. Die Tagespflegeperson muß mindestens 21 Jahre alt sein. Die Wohnung /das Haus muß den Platz für die Betreuung von max. fünf Kindern vorweisen. Ein positiv verlaufendes Bewerbungsgespräch Die Tagespflegeperson muß in einem Stadtteil wohnen, in dem schon andere Tagespflegepersonen arbeiten. (Vgl. 1.7. Vertretung). 1.3. Anzahl und Verteilung der Tagesmütter Zur Zeit stehen 18 Tagesmütter in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Sie leben und arbeiten in den Stadtteilen: Russee Elmschenhagen Ellerbek Oppendorf Innenstadt Meimersdorf Suchsdorf 2
Zum größten Teil kommen die jeweiligen Kinder aus den entsprechenden Stadtteilen. Die Tagesmütter entdecken zusammen mit den Kindern den Stadtteil. Gemeinsame Spaziergänge in Parkanlagen, Einkäufe auf dem Wochenmarkt, Spielplatzbesuche etc. fördern unter anderem den Bekanntheitsgrad der Gruppe. 1.4. Anzahl der Betreuungsverhältnisse und Warteliste Zur Zeit werden ca. 60 Kinder im Alter zwischen 0,3-4 Jahren betreut. Die Warteliste umfaßt ca. 40 Kinder. Hier sind nur die Kinder erfaßt, die auf der Liste der angestellten Tagesmütter stehen. Die Zahl würde sich mindestens verdoppeln, wenn die freiberuflich tätigen Tagesmütter einbezogen wären. 1.5 Aus welchen Gründe benötigen Eltern eine Tagesmutter? Viele Eltern benötigen heute eine Betreuung für ihr Kind bevor es drei Jahre alt ist. Gründe hierfür sind unter anderem: Berufstätigkeit der Frau. Frauen müssen immer früher in das Berufsleben wiedereinsteigen, um sich den Arbeitsplatz zu sichern, oder negative Auswirkungen auf ihre berufliche Laufbahn zu vermeiden. Beendigung einer Ausbildung oder eines Studiums. Besonders im Einzugsgebiet der Innenstadt wissen wir aus der Vergangenheit, daß es einen hohen Prozentsatz an studierenden Müttern gibt. Die angestellten Tagesmütter sind für diese Frauen eine Möglichkeit ihr Studium wiederaufzunehmen oder zu beenden. Familienergänzende Aspekte Familien fühlen sich heutzutage oft isoliert oder entscheiden sich bewusst für nur ein Kind. Trotzdem möchten sie für ihr Kind frühzeitig soziale Kontakte. Tagesmütter bieten oft einen Rahmen, den Eltern sich wünschen, aber durch unterschiedlichste Gründe nicht bieten können. 3
1.6. Soziale Absicherung / Gehalt der Tagesmütter Die angestellten Tagesmütter stehen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Die Gehaltsstufe liegt etwas unter der einer sozialpädagogischen Assistentin. 1.7. Vertretung Sollte die Tagesmutter wegen Krankheit oder Urlaub ausfallen, besteht die Möglichkeit einer Vertretung. Durch die wöchentlich stattfindenden Treffen mit Kindern und Tagesmüttern kennen sich die Kinder untereinander sowie die Tagesmütter. Aus diesem Grund ist es immer wichtig, daß mehrere(mindestens 2) Tagesmütter in einem Stadtteil gemeinsam arbeiten. 1.8. Pädagogische Ziele An folgenden Zielen und Inhalten orientieren sich die angestellten Tagesmütter: Förderung der familiären Erziehung. Sie ergänzen und erweitern, sowie die betreuten Kinder entsprechend ihres Entwicklungsstandes erziehen, bilden und fördern. Aktivitäten mit den Kindern planen, gestalten und durchführen. Täglich Wind und Wetter erleben. Einbeziehung von Festen in den Jahreslauf. Aktuelle Themen wahrnehmen und aufarbeiten. Bewegungsräume schaffen und zulassen. Kreativität ermöglichen (d.h. malen, matschen, unterschiedlichen Materialien frei verwenden lassen). Gesunde und abwechslungsreiche Nahrung anbieten. 4
1.9. Rolle der Sozialpädagogin Folgende Aufgaben obliegen der Sozialpädagogin: Beratungs- und Erstgespräche mit den Eltern führen. Strukturplanung der einzelnen Kindergruppen. Führung der Warteliste. Kontakt/Austausch mit dem Jugendamt halten. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit in z.b. in Form von Infotischen auf Stadtfesten. Personalführung (auch Einstellung/ggf. Entlassung). Beratungsgespräche in Konfliktsituationen mit den Tagesmüttern und den Eltern. Hausbesuche bei den Tagesmüttern Organisation der Teamsitzungen Planen von konzeptionellen Veränderungen. 2. Gegenüberstellung der angestellten und freiberuflich tätigen Tagesmütter Angestellte Tagesmütter Freiberufliche Tagesmütter Stehen in einem soziaversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Weiterzahlung des Gehaltes im Urlaub und bei Krankheit. Arbeiten eingebunden in einem Team. Die Vermittlung von Kindern wird von einer Sozialpädagogin übernommen. Haben eine Ansprechpartnerin in Konflikt- und Problemsituationen. Arbeiten als Teilstück in einem großen Konzept. Müssen sich selbst kranken- und rentenversichern. Bezahlung im Urlaub oder bei Krankheit in Absprache mit den Eltern Evtl. Kontakte zu anderen freiberufl.tagesmütter, muss selber organisiert werden. Müssen sich selbst um Kinder bemühen. Haben oftmals keine Ansprechpartnerin. Erarbeitet sich ihr eigenes Konzept. 5
3. Individuelle Bedarfe Für alle Kindern soll die Möglichkeit zur individuellen Entfaltung ihrer Persönlichkeit geschaffen werden. Nach mehrjähriger Praxis konnten wir mehr als einmal feststellen, daß nicht für jedes Kind die Kindertagesstätte, die passende Betreuungsform ist. Einige Kinder, insbesondere Kinder unter 3 Jahren verkraften größere Gruppen noch nicht. Wichtig ist die Vielfalt der Angebote. Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder einen kleineren, familiären Rahmen. Hier ist die Betreuung bei einer Tagesmutter die passende Alternative. In Kiel hat es dazu geführt, daß sich das Modellprojekt Angestellte Tagesmütter den veränderten Bedarfen der Eltern und Kinder anpaßte und letztlich zur Entfristung führte, was zur Folge hat, daß Krippenplätze institutionalisiert und Arbeitsplätze gesichert wurden. 6