Aktuell. Sonderausgabe. Gelungene Auftaktveranstaltung mit dem Verein Glaube & Wirtschaft. Mehr Leistungsbereitschaft weniger Anspruchsdenken!



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Sonderausgabe Regionalgruppe Aargau/Solothurn VCU Schweiz Aktuell Gelungene Auftaktveranstaltung mit dem Verein Glaube & Wirtschaft Am 13.9.08 erfolgte an der Paulus Akademie in Zürich die Auftaktveranstaltung zum Thema «Das Kreuz mit der Leistungsgesellschaft». Hochkarätige Referenten und Podiumsteilnehmer, eine hervorragende Gesamtleitung durch PD Dr. Stephan Wirz und eine perfekte Rahmenorganisation sorgten für einen spannenden Samstag. Begrüssung durch Dr. Franz Marty, Präsident Verein Glaube & Wirtschaft Dr. Franz Marty, langjähriger Regierungsrat des Kantons Schwyz und heutiger Präsident des Verwaltungsrates der Raiffeisenbanken Schweiz konnte gegen 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der ersten gemeinsamen Tagung begrüssen. In seiner Begrüssung hielt er fest, dass die Zusammenarbeit mit der VCU vor allem dazu diene, den Dialog zwischen Vertretern der Kirche und der Wirtschaft zu fördern. Mit interessanten Tagungen sollten aktuelle Themen aufgegriffen, Spannungsfelder aufgezeigt und Lösungsansätze diskutiert werden. VCU Aktuell 5/08, Oktober Mehr Leistungsbereitschaft weniger Anspruchsdenken! Mit einem Feuerwerk an Rhetorik, begleitet von vielen lebensphilosophischen Denkansätzen und konkreten Beispielen (vgl. Kasten) führte Urs Schoettli, gegenwärtig Japan-Korrespondent der NZZ und ausgezeichneter Kenner auch von China und Indien, den Zuhörenden vor Augen, welchen Herausforderungen die westliche und insbesondere auch die Schweizer Wirtschaft im Rahmen eines intensivierten globalen Leistungswettbewerbes gegenüber zu treten hat. Dabei rief er alle Teilnehmer auf, sich mit Asien auseinander zu setzen, denn den Asiaten gehört nach seiner Meinung das 21. Jahrhundert. Während das 19. Jahrhundert jenes der Europäer und speziell der Briten war, dominierte im 20. Jahrhundert die USA das Weltgeschehen. Dies habe sich drastisch geändert, zumal heute Indien, Japan und China zusammen rund 2/3 der Weltwirtschaftsproduktion erstellen. Ein weltweiter Blick in die Devisenreserven sowie in das geradezu ungeheure Ausmass der Auslandsinvestitionen zeige weiterhin deutlich die bereits vorhandene Wirtschaftsmacht Asiens: Japan beispielsweise verfüge heute über 18 000 Milliarden US$ an Auslandsinvestitionen und könnte sich somit zur Ruhe setzen und alleine aus den Zinserträgen leben! Dies werde aber keine Nation in Asien tun, weder Japaner, noch Chinesen, noch Inder. Gerade dise Länder zeichneten sich durch einen unerschütterlichen Leistungswillen aus, den sie aus ihrer zurückliegenden Geschichte schöpfen würden. Asiaten würden von Klein auf lernen, dass sie ersetzbar sind, wenn sie die von ihnen erwartete Leistung nicht mehr erbringen würden. Dies gelte speziell für Eliten, die immer Top Qualität erbringen Inhaltsverzeichnis Gelungene Auftaktveranstaltung mit dem Verein Glaube & Wirtschaft 1 Agenda 5 Für Sie gelesen : «China die neue Weltmacht» Geburtstage Impressum >> Seite 2 1

würden ganz im Gegensatz zu den europäischen und amerikanischen, die heutzutage zu oft zu den verrottenden Elementen unserer Gesellschaft zählen würden. Die Quelle dieser enormen Leistungsbereitschaft liege 2500 Jahre zurück. Der lebenserfahrene Philosoph Konfuzius war kein Religionsgründer und versprach auch nicht ein Leben nach dem Tode. Er begründete aber die chinesische Pflichtenlehre, welche bis heute noch nachwirke und die Quelle allen Handelns darstellen würde. Dabei spiele der Familenclan die höchste Rolle und alles was ausserhalb dieses Clans sei laufe Gefahr verdrängt und liquidiert zu werden, denn das allgemeine Konzept der Mitmenschlichkeit an sich gebe es nicht. Der richtige Umgang, insbesondere derjenige der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, könne daher nur erfolgreich sein, wenn wir uns vermehrt mit asiatischer Geschichte und Lebensphilosophie auseinander setzen würden. Urs Schoettli empfiehlt daher allen Gymnasiasten sich in den letzen zwei Schuljahren intensiv mit asiatischer Geschichte und Kultur auseinander zu setzen, denn die neue Ausrichtung der Welt des 21. Jahrhunderts nach Asien werde für uns im Westen nicht ohne Probleme ablaufen. Urs Schoettli Chinesische Leistungsbereitschaft: Chinesische Lehrerinnen und Lehrer sind immer stolz auf ihren Beruf. Sie arbeiten sechs Tage in der Woche und haben sechs Wochen Ferien im Jahr. Diese verbringen sie mit zwei Wochen Zusatzlehren für Freiwillige (welche von über 90 % der Schüler besucht werden). Dann folgen zwei Wochen obligatorische Fort- und Weiterbildung und schliesslich werden die letzten 2 Wochen noch für Pflichtlektüre genutzt! Was verstehen Chinesen unter einem Joint Venture? Ein Schwein trifft ein Huhn und sagt: «Hei komm, wir machen ein Joint Venture!» Sagt das Huhn: «Okay, ich überleg mir das einmal». Am andern Tag treffen sie sich wieder und das Huhn schlägt vor, dass sie Spiegelei mit Speck produzieren und verkaufen würden. Da überlegt sich das Schwein und sagt: «Hm, ja aber, das überlebe ich nicht lange». Antwortet das Huhn: «Ja das ist eben ein Joint Venture!» Leistung und Mitmenschlichkeit als Gegensätze? Etwas weniger feurig, aber ebenfalls sehr spannend waren dann die Ausführungen von Prof. Dr. Joachim Wiemeyer, Sozialethiker an der Universität Bochum mit starken ideellen Beziehungen zur Schweiz. In seinem Referat zeigte er auf, welchen Beitrag die christliche Ethik für eine humane Leistungsgesellschaft erbringt. Und schon ganz zu Beginn hielt Prof. Joachim Wiemeyer fest, dass jede moderne Gesellschaft eben eine Leistungsgesellschaft sei. Dies sei die Folge dessen, dass Positionen und soziale Stellungen nie vererbt sind, sondern dass diese stets von der individuellen Leistung abhängen. Die kirchliche Tradition habe immer schon den Wert der Arbeit hochgehalten, was «ora et labora» deutlich manifestiere. Nur habe die Kirche immer auch aufgezeigt, dass sich jeder Erfolg nicht nur der eigenen Leistung verdanke. Familie, Bildungsinstitutionen usw. tragen dazu bei. Letztlich verdanken sich die Talente und Fähigkeiten Gott. Der Kirche war es immer auch wichtig, die Leistung und Arbeit nicht zu verabsolutieren. Deshalb ist der 7. Tag in der Schöpfungsgeschichte der Tag der Ruhe. Mit dem arbeitsfreien Sonntag sei kirchlicherseits schon früh die Humanisierung der Arbeitswelt ausgedrückt worden, hinzu kamen später die Aspekte gerechte Entlöhnung, Arbeitsrechte und soziale Sicherheit, welche v. a. durch christliche Politiker durchgesetzt wurden. So sei heute die Soziale Marktwirtschaft in unseren Kulturen auch durch breite Arbeitnehmerschaften akzeptiert. Der Begriff «Person» schliesst in der christlichen Anthropologie immer den Menschen als Individuum und den Menschen in seinem gesellschaftlichen Kontext mit ein. Eine Leistungsgesellschaft, in der die menschliche Person im Mittelpunkt steht, müsse diese beiden Dimensionen berücksichtigen. >> Seite 3 VCU Aktuell 5/08, Oktober 2

Entwicklungen Grenzen gesetzt sind. Auch in Asien werden die Bäume (sprich: der schrankenlose Leistungswettbewerb) nicht in den Himmel wachsen. Deshalb werde der globale Wettbewerb die westlichen Gesellschaften nicht zur Aufgabe ihrer «humanen Leistungskultur» zwingen. Prof. Dr. Joachim Wiemeyer Beim einzelnen Menschen gehe es in der christlichen Anthropologie darum, ganzheitliche Persönlichkeiten hervorzubringen. Dies heisst einerseits, Leistungen für andere und für das Allgemeinwohl zu erbringen. Unternehmerische Tätigkeiten seien besonders wichtig für die Gesellschaft, die eine Kultur der Selbständigkeit benötige. Dies heisst andererseits, dass wirtschaftliche Leistungen nicht das ganze Leben beherrschen dürfen. Es muss noch mehr geben als Arbeit und Konsum: Es braucht auch Zeit für Familie, Freundschaften und für Musse. In der gesellschaftlichen Dimension zeige sich deutlich, dass moderne Gesellschaften auch ethisch legitimierte Leistungsgesellschaften seien. Es gibt keine vererbten Privilegien mehr. Der Leistungswettbewerb fördere Innovation und gesellschaftliche Problemlösungen. Allerdings bedürfe es dabei klare Regeln und Schiedsrichter, denn es könne doch nicht angehen, dass auf Dauer, wie derzeit im Bankensektor ersichtlich, Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert würden. Für eine moderne Gesellschaft sei das Leistungsprinzip unverzichtbar, wobei dieses aber durch Regeln begrenzt bleiben und in einer Haltung der Mitmenschlichkeit gelebt werden soll. Konsequenzen auf Leistung und Führung in Wirtschaft und Kirchen Der Nachmittag war dann der betriebswirtschaftlichen Sicht von Leistung und Führung und deren Konsequenzen für einzelne Institutionen gewidmet. Frau Dr. Doris Aebi, Headhunterin und Vizepräsidentin des Verwaltungsrates des Migros-Genossenschafts-Bundes führte dann aus, dass die Rekrutierung von Führungskräften eine bedeutsame Aufgabe für eine zukunftstaugliche Unternehmenskultur sei. Neue Paradigmen der Informationsgesellschaften würden andere Anforderungen an die Führung stellen. So sei beispielsweise Wissen heute keine Macht mehr, da es allgegenwärtig sei und zum Allgemeingut zähle. Gefragt seien heute neue Kompetenzen wie Sensibilitäten für interkulturelle Unterschiede sowie Fähigkeiten zur Gestaltung einer Vertrauenskultur in welcher die Bereitschaft zum Teilen vorhanden sei und die Vernetzung von Wissen wachsen könne. Leadership werde neu definiert als Orientierung geben und Richtung weisen. Neu gefragt sei eine hohe corporate social responsibility, also die Fähigkeit gemeinsame Perspektiven entwickeln und umsetzen zu können. Der globale Wandel führe daher dazu, dass neue Karrieretypologien für Im dritten Teil seines Referates widmete sich Prof. Joachim Wiemeyer der Frage, ob der globale Wettbewerb den Westen zur Aufgabe der humanitären Leistungsgesellschaft zwinge. Dabei wies er darauf hin, dass auch in Entwicklungs- und Schwellenländern die wirtschaftliche Entwicklung zu höheren Löhnen resp. steigenden Einkommen führe, zu verbesserten Infrastrukturen, besseren Arbeits- und Umweltbedingungen usw. Zudem würden in diesen Ländern ökonomische Erfolge sehr stark auch auf ausländischen Kapitalien und know how basieren, sodass auch hier den Frau Dr. Doris Aebi >> Seite 4 VCU Aktuell 5/08, Oktober 3

Manager geschaffen werden müssen. Nicht mehr der treue und mehrjährige Manager sei gefragt, sondern der Aufsteiger, Querdenker, Einsteiger und Umsteiger. Diese würden für neue Ideen und Perspektiven garantieren. Geschäftsleitungen seien heute Teams und die Unternehmen müssten als Ganzes Ziele erreichen. Manager müssten mit zunehmender Dynamik, Komplexität und Vielfältigkeiten umgehen und Faszination, Sinn und Siegerwillen vermitteln können. Kirchen vermehrt auch jenen gegenüber positiv auftreten sollten, die Leistung erbringen würden. Weder Kirchen noch Unternehmen schliesslich könnten mit einer 42-Stundenwoche erfolgreich geführt werden. Die Bereitschaft Höchstleistungen zu erbringen müsse daher gesteigert werden auch in den Kirchen selbst. Da heute Studienplätze in Ethik überfüllt seien, könnten hier Kirchen auch etwas bieten, so zum Beispiel in der Förderung der Diversitätskultur. Prof. Dr. Christoph Stückelberger, Exekutivdirektor Globethics.net in Genf widmete sich dann der Unternehmenskultur. Dabei zeigte er die ethischen Prinzipien auf, die zu einer leistungsund bedarfsgerechten Kultur führen würden. Leistung lasse sich ethisch begründen, weil durch das Leistungsprinzip Privilegien abgeschafft werden würden. Leistung stärke Würde und Empowerment, sei Ausdruck der schöpferischen Weltgestaltung. Es brauche aber gleichzeitig auch die Umsetzung von Menschenrechten und -pflichten. Dabei wirke Bedarfsgerechtigkeit als zweite Dimension mit. Schliesslich müsse die Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit zu einer Verteilungsgerechtigkeit führen. Diese sei aber nicht ein ein-für-allemal zu erreichender Zustand. Dr. Reto Battaglia schliesslich sprach das Schlusswort der Tagung. Er dankte allen Referenten für ihre interessanten und spannenden Beiträge und Dr. Reto Battaglia Prof. Dr. Christoph Stückelberger Eine anregende und ausgiebige Diskussion mit den beiden Nachmittagsreferenten führte dann zum 3. Teil über, der Podiumsdiskussion über den Stellenwert der Leistung und von Leistungsprinzipien in den Kirchen. Dabei wurde ausgiebig diskutiert, was der Beitrag der Kirchen in der Leistungsgesellschaft darstelle und wie die Kirchen für die Performer einer Gesellschaft interessant sein könnten. Einig war man sich dabei, dass Kirchen die Kultur der Mitmenschlichkeit und Dankbarkeit auch heute noch prägen und dass Dr. Stephan Wirz speziell PD Dr. Stephan Wirz für die kompetente Tagungsleitung. Er bemerkte, dass dabei ein weiterer Bogen gespannt worden sei, welcher Basis und «gedankliches Futter» für alle Teilnehmer während längerer Zeit darstellen würde. Ueli Jud VCU Aktuell 5/08, Oktober 4

Agenda 2008 Wir gratulieren Für Sie gelesen 20. Oktober 2008 Region Ostschweiz «Wie viel wert ist die Matura noch?» Gymnasium Friedberg 20 Oktober 2008 Kamingespräch, 18.30 Uhr Gasthof Rössli, Adligenswil 23. Oktober 2008 Wo soll Rapperswil-Jona in 10 Jahren stehen?: Benedikt Würth, Stadtpräsident 18.30 Uhr, Restaurant Kreuz, Jona 5. November 2008 Region Aargau/Solothurn Aarg. Industrie und Handelskammer, Aarau, Referat Direktion AIHK zum Thema KMU 7. November 2008 VCU Mittagstisch, 12.30 ca. 14 Uhr Rest. Aqua Inseliquai 12A, Luzern 12. November + 10. Dezember 2008 Region Basel Vortrag, 18 Uhr Rest. zum Schützenhaus, Basel 18. November 2008 «Klimaveränderung im Alpenraum Tatsachen und Meinungen», 18.30 Uhr Hotel Wilden Mann, Luzern 20. November 2008 Toleranz und Islam: PD Dr. Georg Schmid 18.30 Uhr, Restaurant Schiff, Pfäffikon 26. November 2008 Region Bern/Fribourg SIKA - Neues Werk «Kapaflex» 16 Uhr, Düdingen 2. Dezember 2008 Adventliche Einstimmung mit Probst Josef Wolf, Stift Beromünster 4. Dezember 2008 Adventsfeier Kapelle Hof Oberkirch, Kaltbrunn Restaurant Dorfbrücke, Kaltbrunn 8. Dezember 2008 Region Ostschweiz Weihnachtsanlass mit musikalischer Umrahmung 14. Dezember 2008 Region Aargau/Solothurn Region Zürich Konzert «Winterzauber» 19 Uhr, Tonhalle Zürich 70 Jahre Peter Schneider, Oberwil 21.10.1938 Therese Gutzwiler, Therwil 26.10.1938 60 Jahre Roland Mösch, Wettingen 31.10.1948 50 Jahre Susanne Jäger, Bettingen 21.10.1958 Marcel Brenninkmejer, 25.10.1958 Arlesheim VCU Awards Herbstimpression Haben Sie mit Ihrer Firma oder Ihren Produkten / Dienstleistungen eine Auszeichnung oder einen Award gewonnen? Ein schöner Anlass dies an dieser Stelle auch im VCU Kreise bekannt zu machen und zu zelebrieren! Meldungen an: rita.baechler@baechlerbarth.ch Autor: Urs Schoettli Fernostkorrespondent der «Neuen Zürcher Zeitung» Titel: China die neue Weltmacht Verlag: NZZ libro ISBN 978-3-03823-451-7 Preis CHF 38. China ist mit Riesenschritten zu einer Grossmacht mit globalen Ambitionen geworden. Seinem rasanten wirtschaftlichen Aufstieg stehen grosse innere Probleme gegenüber: gesellschaftlich, politisch, ökologisch. Urs Schoettli, Fernostkorrespondent der «Neuen Zürcher Zeitung», führt in die Geschichte und die Gegenwart Chinas ein kompetent und spannend wie kaum ein anderer. Impressum Nächste Ausgabe 6/08: Dezember 2008 Verantwortlich: Regionalgruppe Basel Weihnachtsausgabe Koordination: Rita Baechler-Barth rita.baechler@baechlerbarth.ch Umsetzung: Ursula Casali ucasali@yetnet.ch Zentralsekretariat: info@vcu.ch VCU Aktuell 5/08, Oktober 5