Die aktuelle wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Baden-Württemberg Roland Berger Untersuchung 2016 Stuttgart, März 2016
Zusammenfassung > Die Krankenhausausgaben in Baden-Württemberg sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich stark gestiegen und belaufen sich mittlerweile auf 10 Mrd. EUR pro Jahr > Trotz steigender Patientenzahlen ist die Zahl der Krankenhäuser und Krankenhausbetten in Baden-Württemberg, insbesondere in öffentlicher Trägerschaft, weiter rückläufig > Die Zahl der Beschäftigten hat mit 110.000 Vollkräften ein neues Allzeithoch erreicht > Trotz zunehmender Patientenzahlen und erheblich steigender Krankenhausausgaben ist die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Krankenhäuser in Baden-Württemberg bedrohlich. Von den größten regionalen Krankenhausverbünden sind zwei Drittel defizitär. Gemeinsam verzeichneten sie ein Rekorddefizit von -125 Mio. EUR > Bedingt durch die mangelnde Wirtschaftlichkeit und die hohen Investitionen haben auch die Verbindlichkeiten ein neues Rekordniveau von 3,0 Mrd. EUR erreicht, was die Möglichkeit zur Vornahme von zum Teil dringend notwendigen Investitionen deutlich einschränkt > Aufgrund der nur geringfügig gestiegenen Vergütung seitens der Krankenkassen gehen die Krankenhäuser für 2015 und 2016 von einer weiteren Verschlechterung der Situation aus > Auf Landesebene haben die großen politischen Parteien den dringenden Handlungsbedarf erkannt die Wahlprogramme sehen verschiedene Gegenmaßnahmen, u.a. die Verbesserung des Finanzierungssystems und eine Anpassung der Krankenhausplanung vor > Bis diese politischen Maßnahmen zum Tragen kommen, sind die Krankenhäuser allerdings weiter auf sich selbst gestellt. Die Projekterfahrung von Roland Berger zeigt, dass Krankenhäuser jedweder Trägerschaft bei enger Zusammenarbeit aller Beteiligten durchaus in der Lage sind, nachhaltig wirtschaftlich zu arbeiten Quelle: Roland Berger 2
A. Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg 3
Die Krankenhausgaben in Baden-Württemberg steigen im Durchschnitt jährlich um rd. 4% Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Krankenhausausgaben [Mrd. EUR] 4% p.a. 8,3 8,7 9,0 9,4 9,8 2010 2011 2012 2013 Krankenhausausgaben pro stat. Pat. [Tsd. EUR] 3% p.a. 4,1 4,2 4,3 4,5 4,6 Krankenhausausgaben pro Bett [Tsd. EUR] 144 153 5% p.a. 159 166 2010 2011 2012 2013 173 Krankenhausausgaben pro Bettentag [EUR] 520 542 4% p.a. 567 593 616 Die Krankenhausausgaben in Baden-Württemberg sind seit 2010 kontinuierlich um rd. 4% pro Jahr gestiegen 2015 werden die Kosten erstmals die 10 Mrd. EUR Marke überschreiten Die Krankenhausausgaben pro Bett sind im Vergleich überproportional gestiegen Grund hierfür ist der seit 2010 stattfindende Bettenabbau Die Krankenhausausgaben pro stationärem Patient sind aufgrund kontinuierlich zunehmender Patientenzahlen etwas geringer gestiegen 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 4
Die Anzahl der Krankenhäuser geht trotz gestiegener Patientenzahlen kontinuierlich weiter zurück Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Krankenhäuser nach Trägerschaft frei-gemeinnützig -2% p.a. 289 285 276 272 109 109 100 99 65 67 65 64 115 109 111 109 2010 2011 2012 2013 Stationäre Patienten [Mio.] 1% p.a. 2,02 2,06 2,07 2,09 2010 2011 2012 2013 privat 270 97 61 112 2,13 Krankenhausbetten [Tsd.] -1% p.a. 58,0 56,9 56,7 2010 2011 2012 Bettentage [Mio.] -0,3% p.a. 16,0 16,0 15,9 2010 2011 2012 56,7 2013 15,9 2013 56,6 15,9 Die Zahl der Krankenhäuser in Baden-Württemberg ist von 2010 bis um rd. 7% zurückgegangen insbesondere die Zahl der Krankenhäuser in er Trägerschaft war von diesem Rückgang betroffen Die Zahl der Krankenhausbetten ist ebenfalls rückläufig, wenn auch auf geringerem Niveau Die Zahl der stationär behandelten Patienten hat mit mehr als 2,1 Mio. Patienten einen neuen Rekord erreicht Die Zahl der Bettentage ist trotz des kontinuierlichen Patientenanstiegs rückläufig Grund ist die ebenfalls zurückgegangene Verweildauer der Patienten Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 5
Die Bettenauslastung der Krankenhäuser in Baden- Württemberg stagniert mit 77% auf niedrigem Niveau Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Durchschnittliche Verweildauer [Tage] Bettenauslastung [%] -2% p.a. 0,4% p.a. 7,9 7,8 7,7 7,6 7,5 75,7 77,1 76,8 76,8 76,8 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013 Stationäre Patienten pro Krankenhaus [Tsd.] Stationäre Patienten pro Bett 3% p.a. 2% p.a. 36,2 36,6 36,8 7,2 7,5 7,7 7,9 34,8 37,6 7,0 Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten ist entsprechend des bundesweiten Trends kontinuierlich zurückgegangen Die Bettenauslastung der Krankenhäuser stagnierte in den vergangenen Jahren bei rd. 77% eine Auslastung von mehr als 80% ist notwendig, um die nachhaltige Wirtschaftlichkeit sicherzustellen Die steigenden Patientenzahlen und der parallel dazu stattfindende leichte Abbau von Krankenhausbetten haben zu einem kontinuierlichen Anstieg der stationären Patienten pro Bett geführt 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 6
Die Zahl der Beschäftigten in den Krankenhäusern steigt kontinuierlich, insbesondere im Ärztlichen Dienst Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Vollkräfte [Tsd.] 1% p.a. 106 106 107 109 110 2010 2011 2012 2013 Vollkräfte Pflegedienst [Tsd.] 0,4% p.a. 36,8 37,2 37,1 37,3 37,4 Vollkräfte Ärztlicher Dienst [Tsd.] 2% p.a. 17,2 17,6 17,7 18,3 18,8 2010 2011 2012 2013 Vollkräfte nicht-medizinischer Dienst [Tsd.] 0,1% p.a. 22,4 21,1 21,5 22,4 22,5 Mittlerweile arbeiten in den baden-württembergischen Krankenhäusern mehr als 110.000 Vollkräfte seit 2010 sind mehr als 4.000 Vollkräfte zusätzlich eingestellt worden Den größten Anstieg verzeichneten die Ärzte arbeiteten 9% mehr Vollkräfte im Ärztlichen Dienst als noch 2010 Im Pflegedienst fand im selben Zeitraum nur ein geringer Anstieg von rd. 2% statt Zahl der Vollkräfte im nichtmedizinischen Dienst war zuletzt auf gleichem Niveau wie 2010 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 7
Ausgewählte Leistungskennzahlen geben Hinweise auf eine Stagnation der Personalproduktivität in den letzten Jahren Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Stationäre Patienten pro Vollkraft 0,4% p.a. 19 19 19 19 19 Stationäre Bettentage pro Vollkraft 151 151-1,2% p.a. 149 146 144 Nachdem von 2010-2012 die Anzahl an stationären Patienten pro Vollkraft noch angestiegen ist, zeigt sich seither ein Rückgang der Personalproduktivität 2010 2011 2012 Casemix pro Vollkraft 2013 2010 2011 2012 2013 Casemix pro Vollkraft im Vergleich Durch die stetig abnehmende Verweildauer von stationären Patienten im Krankenhaus ist die Zahl der stationären Bettentage pro Vollkraft deutlich stärker zurückgegangen -0,2% p.a. 21 21 21 21 21 21 22 24 22 Ø 23 2010 2011 2012 2013 Baden- Württemberg Bayern Hessen Rheinland- Pfalz VK = Vollkraft Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 8
Im Ärztlichen Dienst zeigen ausgewählte Leistungskennzahlen einen Rückgang der Personalproduktivität Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Stationäre Patienten pro VK Ärztlicher Dienst -0,9% p.a. 118 117 117 114 114 2010 2011 2012 2013 Casemix pro VK Ärztlicher Dienst -0,7% p.a. 125 124 125 122 121 Stationäre Bettentage pro VK Ärztlicher Dienst -2,4% p.a. 933 911 900 869 846 2010 2011 2012 2013 Casemix pro VK Ärztlicher Dienst im Vergleich 121 130 139 137 Ø 133 Ausgewählte Leistungskennzahlen zeigen einen Rückgang der Personalproduktivität im Ärztlichen Dienst in den letzten fünf Jahren Durch die stetig abnehmende Verweildauer von stationären Patienten im Krankenhaus, ist die Zahl der stationären Bettentage pro Vollkraft deutlich stärker zurückgegangen Im Ländervergleich weist Baden- Württemberg, bezogen auf die Leistungskennzahl Casemixpunkte pro Vollkraft Ärztlicher Dienst, einen deutlich geringeren Wert auf 2010 2011 2012 2013 Baden- Württemberg Bayern Hessen Rheinland- Pfalz VK = Vollkraft Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 9
Im Pflegedienst zeigen ausgewählte Leistungskennzahlen einen leichten Anstieg der Personalproduktivität Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Stationäre Patienten pro VK Pflegedienst 0,9% p.a. 55 55 56 56 57 Stationäre Bettentage pro VK Pflegedienst -0,7% p.a. 436 431 429 426 424 Ausgewählte Leistungskennzahlen zeigen einen leichten Anstieg der Personalproduktivität im Pflegedienst in den letzten fünf Jahren 2010 2011 2012 Casemix pro VK Pflegedienst 1,1% p.a. 58 59 60 2013 60 61 2010 2011 2012 2013 Casemix pro VK Pflegedienst im Vergleich 61 61 62 58 Ø 63 Durch die stetig abnehmende Verweildauer von stationären Patienten im Krankenhaus ist die Zahl der stationären Bettentage pro Vollkraft Pflegedienst allerdings zurückgegangen Im Ländervergleich weist Baden- Württemberg, bezogen auf die Leistungskennzahl Casemixpunkte pro Vollkraft Pflegedienst, einen ähnlichen Wert wie Bayern und Hessen auf 2010 2011 2012 2013 Baden- Württemberg Bayern Hessen Rheinland- Pfalz VK = Vollkraft Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 10
Im Verwaltungsdienst zeigen ausgewählte Leistungskennzahlen einen Rückgang der Personalproduktivität Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Stationäre Patienten pro VK Verwaltung -1,4% p.a. 275 277 270 262 2010 2011 2012 2013 260 Stationäre Bettentage pro VK Verwaltung -2,9% p.a. 2.183 2.152 2.070 1.996 1.940 2010 2011 2012 2013 Ausgewählte Leistungskennzahlen zeigen einen Rückgang der Personalproduktivität im Verwaltungsdienst in den letzten fünf Jahren Durch die stetig abnehmende Verweildauer von stationären Patienten im Krankenhaus ist die Zahl der stationären Bettentage pro Vollkraft deutlich stärker zurückgegangen Casemix pro VK Verwaltung -1,2% p.a. 292 294 287 281 279 Casemix pro VK Verwaltung im Vergleich 352 279 303 308 Ø 323 Im Ländervergleich weist Baden- Württemberg, bezogen auf die Leistungskennzahl Casemixpunkte pro Vollkraft Verwaltungsdienst, einen deutlich geringeren Wert auf 2010 2011 2012 2013 Baden- Württemberg Bayern Hessen Rheinland- Pfalz VK = Vollkraft Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger 11
Im Ländervergleich zeigt sich, dass der Landesbasisfallwert unter-, die Investitionsfördermittel überdurchschnittlich sind Eckdaten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, 2010- Entwicklung Landesbasisfallwert [EUR] 2.963 2010 2.970 2011 2% p.a. 3.036 2012 3.121 2013 3.194 1% p.a. 3.227 2015 3.272 2016 Entwicklung Investitionsfördermittel [Mio. EUR] 337 2010 383 370 5% p.a. 385 410 437 455 2011 2012 2013 2015 2016 1) Durchschnitt der Jahre 2010- Quelle: AOK; DKG; Sozialministerium BW; Statistisches Bundesamt; Roland Berger Landesbasisfallwert 2016 [EUR] 3.272 Baden- Württemberg 3.312 Bayern 3.264 Hessen 3.465 Rheinland- Pfalz Ø Investitionsfördermittel pro Pat. [EUR] 1) 182 Baden- Württemberg 167 182 131 Bayern Hessen Rheinland- Pfalz Ø 3.291 Ø 147 Der in den letzten Jahren noch überdurchschnittlich hohe Landesbasisfallwert (Preis für die durchschnittliche Vergütung eines stationären Patienten) in Baden-Württemberg, ist durch den geringen Anstieg in den letzten zwei Jahren mittlerweile der zweitniedrigste Wert in Deutschland Die Investitionsfördermittel sind in Baden-Württemberg mit jährlich 5% im Vergleich zu anderen Bundesländern überproportional stark angestiegen Die durchschnittlichen Investitionsfördermittel pro stationärem Patient in den letzten 5 Jahren liegen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt 12
B. Aktuelle wirtschaftliche Situation der Kliniken in Baden-Württemberg 13
Mehr als 60% der Krankenhausbetten in Baden-Württemberg entfallen auf die 30 größten Krankenhausverbünde Verteilung der Planbetten in Baden-Württemberg, 2015 Verteilung Planbetten 20.482 (38%) 32.842 (62%) Anmerkung: Planbetten ohne psychiatrische Einrichtungen Quelle: Sozialministerium Baden-Württemberg; Roland Berger 30 größte regionale Krankenhausverbünde Die größten Klinikverbünde RKH Klinikverbund Ludwigsburg 2.600 Klinikum Stuttgart 2.534 Universitätsklinikum Heidelberg 1.930 Ortenau Klinikum 1.710 Universitätsklinikum Freiburg 1.600 Universitätsklinikum Tübingen 1.553 Klinikverbund Südwest 1.525 SLK-Kliniken Heilbronn 1.406 Städtisches Klinikum Karlsruhe 1.379 Universitätsklinikum Mannheim 1.352 Planbetten In den vergangenen Jahren haben sich in Baden-Württemberg zahlreiche, zumeist e, regionale Krankenhausverbünde etabliert Die 30 größten Krankenhausverbünde und Krankenhäuser sind mittlerweile für mehr als 60% der Krankenhausplanbetten verantwortlich Der RKH Klinikverbund ist mit 2.600 Planbetten an insgesamt 9 Standorten der größte Krankenhausbetreiber in Baden-Württemberg Der Großteil der 30 größten Krankenhausverbünde befindet sich in öffentlicher Trägerschaft (24 entsprechend 80%), fünf in frei-gemeinnütziger Trägerschaft, nur einer in privater Trägerschaft 14
Zwei Drittel dieser Krankenhausverbünde sind defizitär kumuliertes Rekorddefizit von rd. -125 Mio. EUR Jahresergebnis der größten Krankenhausverbünde, Jahresergebnisse der TOP 30 Krankenhausverbünde [%] Positives Jahresergebnis 30 Negatives Jahresergebnis 67% Kumuliertes Jahresergebnis der TOP 30 Krankenhausverbünde [Mio. EUR] -124-125 -110-54 2011 2012 2013 Mehr als die Hälfte aller Krankenhäuser in Baden- Württemberg verzeichnete im Jahr ein Defizit Unter den TOP 30 Krankenhausverbünden mussten zwei Drittel ein Defizit hinnehmen 85% der defizitären Krankenhausverbünde sind in er Trägerschaft Mehrere der öffentlichrechtlichen Krankenhausverbünde in Baden-Württemberg erhalten jährlich Zuschüsse im Millionenbereich durch den Träger (bspw. Verlustausgleich) Das kumulierte Jahresergebnis der größten Krankenhausverbünde betrug im Jahr erstmals -125 Mio. EUR Quelle: Geschäftsberichte der Kliniken; BWKG; Roland Berger 15
Top 5 defizitär Top 5 positiv Im Detail zeigt sich, dass zwar einige Krankenhausverbünde leichte Gewinne verzeichnen, andere aber hoch defizitär sind Jahresergebnis der größten Krankenhausverbünde (Auswahl), Klinikverbünde und Krankenhäuser Rendite [%] Ergebnis [Mio. EUR] Hohe wirtschaftliche Divergenz innerhalb der Krankenhäuser in Baden-Württemberg Universitätsklinikum Tübingen Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart St. Vincentius-Kliniken Karlsruhe Oberschwabenklinik Klinikum Heilbronn Universitätsklinikum Mannheim Rems-Murr-Kliniken Klinikum Stuttgart Klinikverbund Südwest 1% 1% 2% 1% 1% -11% -18% -4% -6% -35-28 -25-11 2 3 3 2 5 +15 Mio. EUR -106 Mio. EUR Die Jahresverluste der 5 am stärksten defizitären Krankenhausverbünde verursachen rd. 80% der gesamten Jahresverluste Die 5 am stärksten betroffenen defizitären Kliniken sind allesamt in öffentlicher Trägerschaft Das Universitätsklinikum Mannheim verzeichnete mit -35 Mio. EUR den höchsten Jahresverlust Die Rems-Murr-Kliniken wiesen mit rd. -18% die höchste negative Umsatzrendite auf Kreiskliniken Reutlingen -4% -9 Quelle: Geschäftsberichte der Kliniken; Roland Berger 16
Die Verbindlichkeiten der größten Krankenhausverbünde sind ebenfalls auf einen Rekordwert von 3,0 Mrd. EUR angestiegen Verbindlichkeiten der größten Krankenhausverbünde Entwicklung Verbindlichkeiten 2013- [Mrd. EUR] 2,8 2013 +5% 3,0 Wesentliche Herausforderungen, Krankenhäuser Medizinische Infrastruktur Bauliche Infrastruktur Zinszahlungen n > Finanzierung notwendiger Investitionen in die medizintechnische Ausstattung und in medizinische Innovationen > Finanzierung der an vielen Standorten in Baden- Württemberg geplanten hohen Investitionen für Umoder Neubauten > Steigende Belastung durch Zins- und Tilgungszahlungen umfangreicher notwendiger Kredite Insgesamt hatten die größten Kliniken in Baden-Württemberg Verbindlichkeiten von rd. 3 Mrd. EUR rd. 150 Mio. EUR mehr als noch im Jahr 2013 Die durchschnittliche Umsatzrendite lag bei -1,6% Zur nachhaltigen Sicherstellung der eigenen Investitionsfähigkeit ist nach Einschätzung von Roland Berger im Krankenhausbereich eine Umsatzrendite von mindestens 2,5% zu avisieren Keine der Kliniken erreichte diese Zielmarge die höchste lag bei 1,7% Langfristig kann dies zu einer maßgeblichen Einschränkung der Investitionsfähigkeit führen Quelle: Geschäftsberichte der Kliniken; Roland Berger 17
Auf Landesebene haben die großen politischen Parteien Handlungsbedarf erkannt und schlagen verschiedene Maßnahmen vor Wahlprogramminhalte (Schlagworte) zum Thema Krankenhaus in Baden-Württemberg Partei Thema Krankenhausfinanzierung Krankenhausplanung Sektorübergreifende Versorgung Sonstige Kernthemen Quelle: Wahlprogramm der Parteien, Roland Berger > Sicherstellung ausreichender Betriebskosten- und Investitionsfinanzierung > Grundlegende Überprüfung und Überarbeitung der Fallpauschalen > Stärkung der Krankenhausfinanzierung und Aufstockung der Investitionsmittel > Nachkommen der Verpflichtung zur Investitionsförderung und Auflösung des Förderstaus > Verbesserung d. Krankenhausfinanzierung und Entschärfung des Wettbewerbs > Sicherung einer ausreichenden Finanzierung laufender Kosten und Auflösung des Investitionsstaus > Sicherstellung des medizinischen Versorgungsangebots insbes. im ländlichen Raum > Sicherstellung der wohnortsnahen bedarfsorientierten Versorgung insbes. im ländlichen Raum > Sicherstellung einer regional abgestimmten, bedarfsgerechten Krankenhausplanung > Anpassung Krankenhausplanung mit den Zielen Wettbewerb, Wahlfreiheit, Versorgungssicherheit > Ausrichtung öffentlicher Krankenhäuser am Bedarf durch Kooperation und Spezialisierung > Förderung ländlicher Krankenhäuser > Optimierung stationärer und ambulanter Versorgung durch sektorübergreifendes Konzept > Intelligente Verzahnung ambulanter und stationärer Angebote > Verstärkte Verzahnung des ambulanten u. stationären Leistungsangebots > Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung > Aufhebung der Trennung von amb. und stat. Versorgung, Einführung v. Krankenhauspolikliniken > Etablierung von Qualität als eigenständiges Planungsund Vergütungskriterium > Verwirklichung von Barrierefreiheit in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen > Einrichtung von Ämtern, u.a. Pflegebeauftragten > Fortführung der dualen Krankenhausfinanzierung, mittelfristig Prüfung einer monistischen Finanzierung > Privatisierungsstopp und Rückführung privater Kliniken in die öffentliche Hand > Prüfung einer Rückkehr zu individuell vereinbartem Krankenhausbudget 18
C. Ausblick 19
Insbesondere 2016 erwartet die Mehrheit der Krankenhäuser in Baden-Württemberg eine Verschlechterung ihrer Situation Ausblick der Krankenhäuser in Baden-Württemberg Bewertung 2015 Erwartung 2016 Mittelmäßige wirtschaftliche Situation 31% Gleichbleibende wirtschaftliche Situation 31% Die wirtschaftliche Situation der baden-württembergischen Krankenhäuser bleibt bedrohlich Nur 9% der Krankenhäuser gehen für 2016 von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation aus Die deutliche Mehrheit der Krankenhäuser (60%) rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der Situation 22% 46% 9% 60% Gute wirtschaftliche Situation Schlechte wirtschaftliche Situation Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation Quelle: BWKG; Roland Berger 20
Neben der wirtschaftlichen Herausforderung stellen sich den Krankenhäusern weitere Herausforderungen Aktuelle und zukünftige Herausforderungen für Krankenhäuser 1 2 3 4 5 6 Nachhaltige Bewältigung der wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen vor dem Hintergrund der bundes- und landespolitischen Rahmenbedingungen Optimale Positionierung im sich beschleunigenden Strukturwandel bei einer weiter sinkenden Zahl an Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen in Baden-Württemberg Anpassung des medizinischen Leistungsangebots unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung der Bevölkerung und des medizintechnischen Fortschritts Weitere Optimierung der Krankenhausorganisation und wesentlicher medizinischer/nichtmedizinischer Prozesse unter Patienten-, Mitarbeiter- und Kostengesichtspunkten Gewinnung, Bindung und Motivation von qualifiziertem medizinischem und nicht-medizinischem Fachpersonal Schaffung einer hohen Unternehmensflexibilität rasche und gezielte Reaktion auf gesetzliche/nicht-gesetzliche Veränderungen Quelle: Roland Berger 21
Ihre Ansprechpartner Prof. DI Dr. Roland Falb Partner Leiter Healthcare D-A-CH Region Dr. Peter Magunia Principal Leiter Healthcare Deutschland Roland Berger GmbH Freyung 3/2/10 1010 Wien Roland Berger GmbH Löffelstr. 46 70597 Stuttgart E-Mail: roland.falb@rolandberger.com Tel.: +43 (1) 536 02-100 E-Mail: peter.magunia@rolandberger.com Tel.: +49 (0) 160 744-3587 Quelle: Roland Berger 22
Großteil der Krankenhausverbünde in Baden-Württemberg verzeichnete ein Defizit von mehr als -1 Mio. EUR Übersicht Jahresergebnisse TOP 30 Krankenhausverbünde BW Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Krankenhausverbund Universitätsklinikum Mannheim Rems-Murr-Kliniken Winnenden Klinikum Stuttgart Klinikverbund Südwest Kreiskliniken Reutlingen Alb Fils Kliniken Göppingen Universitätsklinikum Heidelberg Klinikum Mittelbaden Zollernalb-Klinikum Balingen Klinikum Ludwigsburg Ortenau Klinikum Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen Krankenhaus Freudenstadt Städtisches Klinikum Karlsruhe Kliniken Landkreis Heidenheim Kreiskliniken Esslingen 17 Sana Kliniken Landkreis Biberach privat 1) Anzahl der Krankhäuser umfasst ausschließlich stationäre Einrichtungen Quelle: Geschäftsberichte der Kliniken; Roland Berger Trägerschaft Ergebnis [Mio. EUR] -34,5-27,8-24,6-10,7-8,5-7,1-4,2-4,0-3,9-3,6-2,6-2,6-2,3-2,1-1,7-1,4-1,3 Mehr als die Hälfte der insgesamt 30 größten Krankenhausverbünde in Baden- Württemberg verzeichnete im Jahr ein negatives Jahresergebnis von mehr als -1 Mio. EUR 24
Nur 10 der größten Krankenhausverbünde verzeichneten ein positives Jahresergebnis Übersicht Jahresergebnisse TOP 30 Krankenhausverbünde BW Nr. 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Krankenhausverbund Marienhospital Stuttgart Klinikum Esslingen SRH Kliniken LK Sigmaringen Universitätsklinikum Ulm Hegau-Bodensee-Klinikum Universitätsklinikum Freiburg Kliniken des Landkreises Lörrach St. Hedwig Klinik Mannheim Klinikum Heilbronn Oberschwabenklinik St. Vincentius-Klinik Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart Universitätsklinikum Tübingen Trägerschaft frei-gemeinnützig frei-gemeinnützig frei-gemeinnützig frei-gemeinnützig frei-gemeinnützig Ergebnis [Mio. EUR] -0,4-0,4-0,3 0,1 0,9 0,9 1,2 1,6 1,6 2,3 2,6 2,8 5,1 Nur 10 der größten Krankenhausverbünde in Baden- Württemberg verzeichneten im Jahr ein positives Jahresergebnis Umsatzrendite der besten Krankenhäuser "nur" 1-2% Quelle: Geschäftsberichte der Kliniken; Roland Berger 25