Rapsanbau ohne insektiziden Beizschutz



Ähnliche Dokumente
Text abrufbar im Internet unter Beizverbot im Raps macht Landwirten zu schaffen

RAPOOL-FACHTAGUNGEN 2015

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei. Pflanzenschutz in Winterraps

Optimale Rapsfruchtfolgen und Produktionstechniken

Tierische Schaderreger 2018 Verlierer und Gewinner. Groitzsch, , Birgit Pölitz LfULG, Referat Pflanzenschutz

Analysen zur Rapsproduktion in Praxisbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern Anbaukonzentration am Limit

Richtwerte - Deckungsbeiträge Speisekartoffeln mittelfrüh, hohes Preisniveau

Raps: Auftreten von Schädlingen im Herbst

Rapserdfloh Beizen versus Spritzen

Silomais als Marktfrucht was muss er bringen?

Erkenntnisse zur Direktsaat mit der TANDEMFLEX. 25. November 2015 Vortrag von Maximilian Henne 1

DuPont Pioneer Raps Barometer Ergebnisse einer Befragung von 528 Landwirten

- PRAKTISCHE MAßNAHMEN -

Pflanzenschutz im Ackerbau im Herbst

Wie geht es weiter mit dem Insektizideinsatz im Winterraps?

Maßnahmen gegen den Rapserdfloh. Haben insektizide Beizmittel eine Zukunft?

Landesversuche Pflanzenschutz 2016

Tierische Schaderreger 2018 Verlierer und Gewinner. Pirna, , Birgit Pölitz LfULG, Referat Pflanzenschutz

Auswertung der Demonstrationsversuche in den Arbeitskreisen WRRL. Dr. Wilfred Schliephake Ingenieurbüro Müller & Schliephake

Bernburger Qualitätsgetreidetag. Ökonomik der Qualitätsweizenproduktion im Vergleich

Westlicher Maiswurzelbohrer- Erstbefall im Landkreis Bauten und weitere Informationen zu tierischen Schaderregern 2018

Erfahrungen mit der Durchwachsenen Silphie. René Kolbe Geschäftsführer Pahren Agrar Kooperation

Schädlingsbekämpfung im Raps ohne Neonicotinoide. Kreye; Bezirksstelle Braunschweig

Einfluss des Getreidehähnchen- Blattschadens auf verschiedene Ertragsparameter beim Winterweizen

Statistische Berichte

Aktuelles zum Pflanzenschutz im Raps

Rentabler Rapsanbau unter aktuellen ökonomischen Bedingungen

Kann die Kartoffel mit Getreide und Raps konkurrieren?

4. Nationale Ackerbautagung Chancen einer Untersaat

Erfahrungen aus 20 Jahren der Anwendung von Precision Farming in Deutschland. Herbert Lisso, Geschäftsführer des Agrarbetriebes «Neuseeland»

Vergleich der Wirksamkeit von Insektiziden im Frühjahrsanbau von Chinakohl im pannonischen Trockengebiet Versuchsergebnisse 2012 bei Chinakohl

Während einer Kältephase im Herbst zeigt Ihr Rapsbestand folgende Symptome:

Versuchsbericht Raps2017

PROFI. Alles stimmt. Welche Bekämpfungsmöglichkeiten bestehen noch? 28 Pflanze BAUERNBLATT 27. August Schadtiere und Krankheiten

Arbeitserledigungskosten Schlagkarteidatenbank zur Analyse verschiedener Managementstrategien in Referenzbetrieben der LFA

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Wirtschaftlichkeit von Sojabohnen. Robert Schätzl Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur

8. Dialog WRRL und Landwirtschaft

Durch Bodenbearbeitung und Ackerhygiene Durchwuchs, Krankheiten und Schädlinge minimieren

Weizen nach Weizen oder Wintergerste was ist sinnvoll?

Tagung Forum Ackerbau Erkenntnisse aus Praxisversuchen. Raps. Sonja Basler

Insektzidversuch Winterkörnerraps am Standort LFS Pyhra 2007

Während einer Kältephase im Herbst zeigt Ihr Rapsbestand folgende Symptome:

Insektizideinsatz gegen den Rapserdfloh Herbst 2018

Pflanzenschutz und EU-Pflanzenschutzrecht

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

Winterraps in Thüringen

Aktuelle Ergebnisse zur N-Düngung von Raps. Dr. Wilfried Schliephake, Abt. 7 - Pflanzliche Erzeugung

Versuchsergebnisse zur P/K-Unterfußdüngung in Winterraps und Winterweizen unter Praxisbedingungen in MV

Raps: Untersaatversuch

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei. Pflanzenschutz in Winterweizen

Fachtagung RAPOOL-RING 2010

Jahresrückblick Beobachtungsnetz Kanton Bern

51. Jahrestagung Öffentliche Vortragstagung am in Güstrow. Ökonomische Bewertung des Silomaisanbaus in Mecklenburg-Vorpommern

Ergebnisse langjähriger Bodenbearbeitungsversuche im Geschäftsbereich Landwirtschaft der Südzucker S AG

Thüringer Ackerbauforum 2012 Bodenschonender Ackerbau

Ist eine Blütenbehandlung im Raps gegen Sclerotinia immer wirtschaftlich?

Neue Optimierungsstrategien bei Weizen und Raps: Potenziale von Direktsaat und Cetiom Methode

Auswertung der Ergebnisse der Demonstrationen 2017 in den Arbeitskreisen WRRL. Dr. Wilfred Schliephake Ingenieurbüro Müller & Schliephake

Wirtschaftlichkeit des Sojabohnenanbaus

Wirtschaftlichkeit des Energiepflanzenanbaus

Wohin geht die Reise im Rapsanbau?

Insektzidversuch Winterkörnerraps am Standort LFS Pyhra 2008

Herzlich willkommen! Pressefrühstück Bernburg, 18. Juni 2014

Rübenanbau in Zahlen - Auswertung Anbaudokumente 2018

Ökonomische Bewertung ausgewählter Verfahrensabschnitte im Acker- und Pflanzenbau auf der Basis von Schlagkarteidaten

Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt LeguAN

9. Vergleich von Fungizidstrategien im Raps

UFOP-INFORMATION Empfehlungen für die Anbauplanung 2016

Unkrautmanagement in der Krise - Lehren aus der Glyphosatdiskussion

Insektensterben aus Sicht der Landwirtschaft. Katharina Winter Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Sachsen-Anhalt

Insektizideinsatz gegen den Rapserdfloh 2014

Markt- und Geschäftsentwicklung 2014

Rapserträge stark aber nicht sensationell

21. Thüringer Düngungs- und Pflanzenschutztagung

Saatguthandelstag am 22./23. Mai 2014 Erfahrungen und Ergebnisse mit der Elektronenbehandlung von Saatgut in der landwirtschaftlichen Praxis

RUDLOFF Feldsaaten GmbH

Kulturpflanzen und Bienen

Insektzidversuch zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers in Winterkörnerraps am Standort LFS Pyhra

Versuchsresultate 2016

Chancen einer Untersaat

Die Anbauwürdigkeit von Raps im Vergleich zu anderen Energiepflanzen. 1/40 Rapool-Ring Februar 2007 Johannes-Heinrich Schrader

Aktuelles zum Pflanzenschutz im Raps Rapool Winterveranstaltung Tobias Schulze Bisping

Humboldt-Universität zu Berlin Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät Baumecker, Michael. Winterweizenanbau auf Roggenböden Wie geht das?

Welche ackerbaulichen Maßnahmen erfüllen die gesetzlichen Anforderungen

LANDWIRTSCHAFT IN NRW

Grüner Kamp Rendsburg

Ackerbau im Rheintal, , Freiburg Lohnt sich die Beregnung zu Ackerbaukulturen im Rheintal?

Effizienter landwirtschaftlicher Nebenerwerbsbetrieb durch zwischenbetriebliche Zusammenarbeit

Welche Nährstoffversorgung braucht der Raps für Höchsterträge?

Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt LeguAN

T. Annen Institut für Pflanzenproduktion und Betriebswirtschaft, LFA MV 1

BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE BETRACHTUNG VON AUKM. Stefan Engberink

Erfolgsbericht aus der Praxis

Welche Rapsfruchtfolgen sind langfristig ökonomisch?

Landwirtschaftskammer Hannover Hannover, Referat: Boden, Düngung, Beregnung Ekkehard Fricke Tel.: 0511/ Fax: 0511/

Ver Vergleich von Fungizidstrategien im Raps (WR-Fu)

Möglichkeiten zum nachhaltigen Pflanzenschutzmittel-Einsatz

Ökologischer Sonnenblumen- und Rapsanbau. Lommatzsch,

Transkript:

Rapsanbau ohne insektiziden Beizschutz Auswirkungen für die Landwirtschaft 15.01.2015 Landwirt Hans Behn, Faulenrost (Mecklenburg-Vorpommern) 1

Hans und Christian Behn GbR Betriebsspiegel 2014 Landwirtschaftliche Nutzfläche: 781 ha Ackerland: 599 ha (davon 127 ha Winterraps) Grünland: 182 ha Milchkühe: 250 (+ Nachzucht) Mutterkühe: 42 Mitarbeiter: 7 Bodenpunkte: 44 (Lehmiger Sand) Niederschlag: 556 mm Jahresmitteltemperatur: 8,2 C Betriebsstandort 2

Bedeutung des Rapsanbaus in Mecklenburg-Vorpommern Anbaufläche 2014 in M-V: 245.000 ha Winterraps (Platz 1 in Deutschland) Nahezu auf jedem vierten Hektar wird Winterraps angebaut (23 % der Ackerfläche) Vielfältige Verwendbarkeit: Ernährung, Biokraftstoff, Futtermittel (Sojaschrotersatz), chemische und pharmazeutische Industrie Neben Winterweizen die wirtschaftlich attraktivste Fruchtart in M-V (Ertrag 2014: 44,9 dt/ha) Positive Fruchtfolgewirkungen (Im Mittel der Jahre 6,4 dt/ha Mehrertrag beim Weizen nach Raps im Vergleich zu Stoppelweizen) 20 Prozent der Wertschöpfung im Ackerbau können unmittelbar dem Winterraps zugeordnet werden (Landesforschungsanstalt M-V) 3

Die Zukunft des Rapsanbaus in Mecklenburg-Vorpommern ist ungewiss Problem: Zulassung von neonicotinoiden Beizen ist für zwei Jahre ausgesetzt Vorläufige Bestandsaufnahme: Rapsbestände wurden im Herbst 2014 massiv von Kleiner Kohlfliege und Rapserdfloh befallen Starke und auf den September konzentrierte 3. Generation der Kohlfliege (Aussage Pflanzenschutzamt) Monitoring Ende September/ Anfang Oktober auf landesweit 200 Schlägen Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei M-V): 29 % der Rapspflanzen sind durch Larven der Kohlfliege geschädigt 7 % der Pflanzen sind durch Larven der Kohlfliege bereits abgestorben 52 % der Pflanzen wiesen Blattfraß durch Rapserdflöhe auf Bisher mussten ca. 300 ha Raps umgebrochen werden Schlechte Ausgangslage für wirtschaftliche Rapserträge 2015 Starke Verunsicherung mit Blick auf die Folgejahre 4

Rapserdfloh (REF) - Biologie Schäden werden von Käfern und Larven verursacht Käfer treten zur Aussaat auf / Eiablage bis ins Frühjahr Lochfraß durch Käfer Hauptschaden durch Larvenfraß (Minieren von Blatttrieben gefolgt von Auswinterungsschäden) Schadensschwelle: mehr als 50 Käfer pro Gelbschale oder > 10 % zerstörte Blattmasse Zunehmende Pyrethroid-Resistenz Befallsgebiet für REF lässt sich in M-V nicht eingrenzen REF hat an Bedeutung gewonnen 5

Kohlfliege (KK) - Biologie Größtes Schadpotenzial: Larven der 3. Generation fressen und zerstören die Pfahlwurzel Behinderung der Wasser- und Nährstoffaufnahme Kompensation durch Seitenwurzelbildung Hohes Auswinterungsrisiko Gegenwärtig keine Bekämpfung möglich Höhere Saatstärke und spätere Aussaaten können ggf. helfen (keine Sicherheit) Befallsgebiet für KK lässt sich in M-V nicht eingrenzen Weitverbreiteter Schädling 6

Befall mit Kleiner Kohlfliege und Rapserdfloh (Rapool-Monitoring 2014) Kohlfliege Rapserdfloh Keine Rapswurzeln befallen Sowohl befallene als auch unbefallene Standorte Eine oder mehrere Rapswurzeln befallen < 25 Erdflöhe je Gelbschale seit Aufstellung bzw. Aussaat > 25 Erdflöhe je Gelbschale seit Aufstellung bzw. Aussaat (mittlerer Befall) > 50 Erdflöhe je Gelbschale seit Aufstellung bzw. Aussaat (starker Befall) Schadenshöhe ist abschließend noch nicht abzuschätzen (Umbruch Frühjahr?) Umbruchschwelle: 10 vitale Pflanzen/m 2 sind notwendig Verunsicherung was passiert 2015 und Folgejahre: Gleichbleibend (unwahrscheinlich) Potenzierung? 7

Kostenaufstellung: Rapsumbruch nach Auftreten der Kleinen Kohlfliege Direktkosten je Hektar des Rapsanbaus (bis zum Umbruch) Rapssaatgut 86,00 Euro Düngung (N aus AHL + Mikronährstoffe) 39,15 Euro Pflanzenschutz (Insektizide, Fungizid, Herbizide) 150,83 Euro Summe 275,98 Euro Variable Maschinenkosten je Hektar des Rapsanbaus (bis zum Umbruch) Stoppelbearbeitung 12,37 Euro Pflügen 38,43 Euro Saatbeetbereitung 9,84 Euro Aussaat 8,73 Euro Pflanzenschutz (3 Überfahrten) 6,72 Euro AHL-Ausbringung (1 Überfahrt) 2,83 Euro Gülle-Ausbringung 37,60 Euro Summe 116,52 Euro Direktkosten + variable Maschinenkosten 392,50 Euro Quelle: Landesforschungsanstalt M-V Vorfruchtwert noch nicht berücksichtigt (6,4 dt/ha Weizen) 8

Beizung: Königsweg im Pflanzenschutz Vorteile: Eine, wenn nicht die gezielteste Methode des Pflanzenschutzes. (Behandelte Fläche pro Hektar bei der Beizung: ca. 60 m 2 ) Hohe Effizienz bei vergleichsweise geringen Wirkstoffmengen je ha. Schutz vor Schaderregern, die anders nicht zu bekämpfen sind. Möglicher Verzicht auf Nachbehandlung mit weniger effizienten Mitteln. Geringe bis keine Witterungsabhängigkeit hinsichtlich der Wirksamkeit. Sehr kostengünstige Maßnahme für den Praktiker. Keine Abdrift von Spritznebeln. Minimierte Staubbelastung (Heubachwerte als Maß für die Saatgutqualität). Intensiv kontrollierte Pflanzenschutzmaßnahme (in geschlossenen Räumen durch zertifizierte Beizstellen). Anwendungsverbote für die Neonicotinoide sind ein Rückschritt. 9

Runder Tisch: Landwirte + Imker (+ Jäger) Das partnerschaftliche Miteinander ist besser, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird: In der Praxis ist das Verhältnis Landwirt/ Imker/Jäger in der Regel von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit geprägt. Für die Imker ist der Raps eine bedeutende Tracht und viele Landwirte bewerten die Bienenbestäubung positiv für den Rapsertrag. Der deutlich überwiegende Teil der Landwirte als auch der Imker halten den beiderseitigen Austausch für sehr wichtig. Themen z. B.: Trachtangebote durch Bienenweiden, Blütenbehandlung Pflanzenschutz Die moderne Landwirtschaft inkl. Pflanzenschutz ist nicht für das Bienensterben verantwortlich 10

Zusammenfassung Die Einsatzmöglichkeiten des Raps für die menschliche Ernährung, als eiweißreiches Futtermittel und Biokraftstoff sind einzigartig. Die Hochburg des Rapsanbaus liegt in Mecklenburg-Vorpommern. Der erfolgreiche Rapsanbau entscheidet über die Wirtschaftlichkeit des Ackerbaus in der Fruchtfolge. Ohne insektizide Beizmitteln können Rapserdfloh und Kleine Kohlfliege nicht sicher kontrolliert werden. 2-4 Flächenspritzungen mit Insektiziden sind keine Alternative (Beeinträchtigung der Nützlinge, Pyrethroid-Resistenzen). Ertragsdepressionen und die Gefahr des Umbruchs stellen den wirtschaftlichen Rapsanbau in Frage. Die Zukunft des Rapsanbaus ist unter den derzeitigen Vorzeichen ungewiss. Dies hat auch außerhalb der Landwirtschaft massive Konsequenzen. Die Landwirtschaft braucht wirksame Produkte zur Schädlingskontrolle. Das Beizverbot wird die Bienengesundheit nicht befördern. 11

Vielen Dank 12