Gabriele Helga Franke Prof. Dr. habil. Hochschule Magdeburg-Stendal Rehabilitationspsychologie B. Sc. Oktober 2010

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Transkript:

3.1 Grundlagen psychologischer Diagnostik 3.1.2 Formales Gliederung Gabriele Helga Franke Prof. Dr. habil. Hochschule Magdeburg-Stendal Rehabilitationspsychologie B. Sc. Oktober 2010 1 3.1.2.1 Gestaltungsweisen 3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format 3.1.2.1.2 Power- vs. Speed-and-power- Test 3.1.2.1.3 Gruppen- vs. Individualverfahren 3.1.2.1.4 Papier-Bleistift-Verfahren vs. Computerverfahren 3.1.2.2 Erhebungstechniken 3.1.2.2.1 Prüfen 3.1.2.2.2 Fragen 3.1.2.2.3 Beobachten 3.1.2.3 Prozess-Strategien 3.1.2.3.1 Untersuchungsstrategien 3.1.2.3.2 Entscheidungsstrategien

3.1.2. Formales Anamnese, Exploration, Verhaltensbeobachtung, biografisches Inventar, Assessment-Center und Arbeitsplatzanalyse können in Bezug auf 2.1 Gestaltungsweisen und 2.2 Erhebungstechniken unterschieden werden Bei der Gestaltung von psychologisch-diagnostischen Verfahren gibt es typische Optionen. Die Gestaltung eines Tests bedingt dessen Brauchbarkeit, geht jedoch über die Gütekriterien (Modul 3.2) hinaus. 2

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Vorteile Freies Antwortformat: diagnostisch aufschlussreich großer Freiraum der Versuchsperson Gebundenes Antwortformat, z.b. Multiple-Choice: verrechnungssicher für Gruppentestung geeignet wirtschaftlich 3

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Freies Antwortformat: für Exploration ideal Nachteile Multiple-Choice-Format: diagnostisch weniger aufschlussreich Rateeffekte Zumutbarkeit für die Testperson prüfen nicht für Leistungstests geeignet 4

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Beispiel aus dem CFT 20: 5

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Beispiel aus dem WILDE Intelligenz Test (WIT): Gesucht werden zwei sinngleiche Sprichwörter Gesundheit ist ist der der größte Reichtum: a) Jeder ist ist seines Glückes Schmied. Schmied. b) Nichts ist so wertvoll wie die die Gesundheit. c) Der eine stirbt, der andere erbt. erbt. d) Schmiede das das Eisen, Eisen, solange solange es heiß es ist. heiß ist. e) Gesundheit ist ist wie wie Gold. 6

Eine Aufgabe des Untertests Sprichwörter aus dem Vorläufer des WIT-2 (Wilde- Intelligenz-Test 2) Gesucht sind zwei sinngleiche Sprichwörter zur Vorgabe, d.h. zwei Sprichwörter, die den gleichen Sinn haben wie das vorgegebene Sprichwort Die Lösung ist mit b) und e) relativ, im Vergleich zu den übrigen Antwortmöglichkeiten, bestpassend Denotativ und konnotativ exakt wird damit jedoch die Bedeutung des vorgegebenen Sprichwortes nicht getroffen Bemerkung am Rande Denotativ = Kern der Bedeutung Konnotativ = assoziative Bedeutung, die über die denotative hinaus geht 7

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Rateeffekt Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Testperson zufällig eine Antwort richtig beantwortet beträgt bei Vorgabe von 5 Antworten 20%. Bei bestimmten Items kann die Ratewahrscheinlichkeit bis zu 50% betragen. Aber: die Anzahl der Antwortmöglichkeiten kann auch nicht beliebig erhöht werden, da sonst die Merkfähigkeit einer Person zum Untersuchungsgegenstand werden kann. 8

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Der Rateeffekt ist besonders bei Persönlichkeitsfragebögen problematisch, denn diese unterliegen womöglich der Willkür des Patienten. Bei den meisten Persönlichkeitsfragebögen werden zwei Antwortkategorien vorgegeben (dichotomes Format). Forced-choice-Format bei vielen Persönlichkeitsfragebögen muss sich die Person zwischen zwei Antwortmöglichkeiten entscheiden (FPI-R) die Antwort, die am ehesten passt, ist dabei zu bevorzugen 9

3.1.2.1.1 Freies Antwortformat vs. Multiple-Choice-Format Wie können diese Effekte verhindert werden: Vorgabe der Antworten nacheinander auch mittlere Kategorien einführen, um nicht zwischen zwei Extremen antworten zu müssen 5-stufige Skalen nutzen, um nicht nur mittlere Antwortformate zu erhalten 10

3.1.2.1.2 Power- vs. Speed-and-Power- Test (Leistungs)Tests Power-Test (Abfrage des Wissens ohne Begrenzung der Zeit) Speed-and- Power-Test (Wissen bei Zeitbegrenzung) Item unterliegt einer Zeitbegrenzung Aufgabe komplett unter Zeitbegrenzung 11

3.1.2.1.2 Power- vs. Speed-and-Power- Test Vorteile Power-Test: Testperson bekommt die benötigte Zeit misst nur das Wissen Speed-and-Power-Test: Gruppentestung klare Zeit Erfassung des Umgangs in Stresssituationen 12

3.1.2.1.2 Power- vs. Speed-and-Power- Test Nachteile Power-Test: kann unter Umständen sehr lange dauern Einzeltestung Speed-and-Power-Test: nicht eindeutig zu klären, ob schlechte Testleistungen an der Zeit oder der tatsächlichen Fähigkeit liegen Testtheoretische Grundlage unklar löst Stressreaktion bei den Testpersonen aus 13

3.1.2.1.3 Gruppen- vs. Individualverfahren Hinweis: Gerade bei Gruppentestungen kommt es vor, dass bestimmte Testperson schneller als andere die Fragen beantworten. Für schnelle Testpersonen können somit Wartezeiten entstehen, die als störend empfunden werden. Zumutbarkeit 14

3.1.2.1.3 Gruppen- vs. Individualverfahren Gruppenverfahren wirtschaftlich Benachteiligung von Testpersonen mit reduzierter Lesefähigkeit (Anweisung ist obligatorisch schriftlich) Abschreiben? Störungen durch andere Testpersonen Individualverfahren besondere Beobachtungsmöglichkeiten Testperson bekommt ausreichend Zeit spezielle Diagnostik (z.b. motorische Fähigkeiten) 15

3.1.2.1.4 Papier-Bleistift-Verfahren vs. Computerverfahren Paper-Pencil-Tests: für alle Altersgruppen gleiche Bedingung Dokumentation in der Akte Computer-Tests: (ökonomisch): für den Testleiter häufig günstiger einsetzbar aber für die Testperson umfangreicher vereinfachte Auswertung Training 16

3.1.2.1.4 Papier-Bleistift-Verfahren vs. Computerverfahren Arten von Computertests Paper-Pencil-Tests 1:1 umgesetzt neue Verfahren Simulation (komplexe Aufgabenstellungen) Diagnostik 17

3.1.2.1.4 Papier-Bleistift-Verfahren vs. Computerverfahren Verschiedene Testautoren haben computergestützte Tests veröffentlicht und diese mit den Paper-Pencil-Versionen verglichen. Beide Versionen unterscheiden sich demnach nicht bezüglich der Testergebnisse. z.b. SCL-90-R z.b. FPI-R 18

3.1.2.1.4 Papier-Bleistift-Verfahren vs. Computerverfahren Die Computertechnik entwickelt sich immer weiter, so dass sich bereits durch die Erfindung des Touch- Screens weitere Testmethoden ergeben. Besonderen Einsatz finden computergestützte Verfahren im Bereich der Neuropsychologie, da so die Erfassung von Reaktionszeiten und das adaptive Aufgabenvorgeben vereinfacht wird. Aktuelles GHF-Projekt: Salus-Asklepios-Therapie- Evaluations-Programm PC-gestützte Qualitätssicherung in der Psychiatrie 19

3.1.2.2 Erhebungstechniken Für alle psychologisch-diagnostischen Verfahren lassen sich 3 Erhebungstechniken charakterisieren: Prüfen Fragen Beobachten Versuchspersonen empfinden psychologische Tests oder Gespräche zumeist als prüfend. 20

3.1.2.2.1 Prüfen Prüfen außer bei Tests kommt es nur innerhalb von Assessment-Centern zum Prüfen bei Tests Verbinde die Zahlen - ZVT Das Gegenteil von Hoffnung ist? (IST 2000R) innerhalb des Assessment-Centers Postkorb - durch das arbeiten der Versuchsperson an einem Stapel Post wird die Fähigkeit zur Arbeitskoordination und Arbeitsorganisation erfasst 21

3.1.2.2.1 Prüfen Beispiel Prüfen: Welches Detail fehlt? (AID 2) 22

3.1.2.2.2 Fragen Fragen I in Persönlichkeitsfragebögen reflektiere Selbsteinschätzung der Testperson bezüglich ihrer Eigenschaften und typischen Erlebens- und Verhaltensweisen Biografische Inventare historische Fakten zu Lebensereignissen sie verlangen nach keiner Selbsteinschätzung, sind aber erinnerungsabhängig 23

3.1.2.2.2 Fragen Fragen II Anamneseerhebung (kranken-) entwicklungsgeschichtliche Ereignisse der Versuchsperson mit subjektiver Sicht der Dinge Exploration Klärung der (subjektiv gegebenen, aktuellen) Sachlage mit Ziel der Entscheidungsvorbereitung (innerhalb des diagnostischen Prozesses) Assessment-Center theoretische Überlegungen und grundsätzliche Problemstrategien der Vp zu vorgegebenen Konfliktsituationen 24

3.1.2.2.2 Fragen Fragen III Soziogramm sozial- bzw. emotionsbezogene oder leistungsbezogene Wahlen sowie Ablehnungen von Personen des Umfeldes Arbeitsplatzanalyse Fakten zur beruflichen Situation und Position sowie subjektiven Einschätzungen 25

3.1.2.2.2 Fragen Fragemodalitäten Persönlichkeitstests z.b. Reden Sie manchmal über Dinge, von denen Sie nichts verstehen? 26

3.1.2.2.2 Fragen Anamneseerhebung und Exploration Exploration: Ermittlung normaler psychischer Vorgänge oder Unklarheiten Anamnese: Vorgeschichte z.b. der Störung biografische Anamnese somatische Anamnese sozioökonomische Anamnese 27

3.1.2.2.2 Fragen Anamneseerhebung und Exploration Anstatt von psychologischer Anamnese sollte man besser von der Sammlung der typischerweise mit dem gegebenen Sachverhalt in Verbindung stehenden Informationen sprechen So definiert, geht es eindeutig nicht nur um den klinischen Bereich Gemeint sind Informationen über diejenigen Bedingungen, welche die Entwicklung der Persönlichkeit, ihre Differenzierung und Strukturierung hemmen, schützen oder stimulieren, also Informationen über Risikofaktoren, bewahrend-festigende oder entwicklungsfördernde Faktoren. Grob kategorisiert interessieren biologische, psychosoziale und psychische Chancen und Risiken 28

3.1.2.2.2 Fragen Weiterhin empfiehlt es sich, statt des Begriffs Exploration (in Bezug auf die Aufhellung bestimmter Probleme und Zusammenhänge) den folgenden Begriff zu verwenden: Entscheidungsorientiertes Gespräch Ein entscheidungsorientiertes Gespräch ist ein Gespräch, das zur Vorbereitung von möglichst zufrieden stellenden Entscheidungen nach Kriterien der psychologischen Wissenschaft geplant, durchgeführt und ausgewertet wird. (Westhoff & Kluck, 2008, S. 86) 29

3.1.2.2.2 Fragen Lasterkatalog der Gesprächsführung im Zusammenhang mit Anamnese und Exploration: Monologisieren - ausschweifend reden Dirigieren - Ratschläge erteilen Dogmatisieren Lehrsätze vermitteln Distanzieren Fachsprache benutzen Umfunktionieren vom Thema ablenken Fixieren unangemessenes Beharren Involvieren sich selbst einbringen Bewerten für gut oder schlecht befinden 30

3.1.2.2.2 Fragen Lasterkatalog der Gesprächsführung im Zusammenhang mit Anamnese und Exploration: Moralisieren sittliche Grundsätze vorhalten Etikettieren Eigenschaften zuschreiben Generalisieren unzulässig verallgemeinern Debattieren Sreitgespräche führen Bagatellisieren - Problemschwere missachten Intellektualisieren Emotionen ignorieren Abschalten - nicht zuhören Identifizieren Distanz aufgeben 31

3.1.2.2.3 Beobachten Beobachten Verhaltensbeobachtung ist die auf das Verhalten eines oder mehrerer Menschen gerichtete, nicht dem Zufall überlassene, methodisch kontrollierte Wahrnehmung mit der Absicht, dadurch etwas für die Persönlichkeit Charakteristisches zu erfahren. (Arnold, Eysenck & Meili, 1997, S. 2454) 32

3.1.2.2.3 Beobachten Beobachter aktiv teilnehmender Beobachter (am Geschehen beteiligt - Gelegenheitsbeobachtungen) passiv teilnehmender Beobachter (ist nicht am Geschehen beteiligt) 33

3.1.2.2.3 Beobachten Generell ist zu beachten, dass alleine die Anwesenheit des Beobachters das Verhalten der zu beobachtenden Person verändert. Verhalten kann via Video oder Einwegspiegel vom Einfluss des Beobachters befreit betrachtet werden. 34

3.1.2.2.3 Beobachten aber: Eine heimliche Aufzeichnung entspräche weder dem geltenden Recht noch der partnerschaftlichen Grundeinstellung [zum Probanden]. (Westhoff & Kluck, 2008, S. 91) Auswertung von Beobachtungen: Beobachten ohne zu interpretieren! durch das Protokollieren können anschließend die Verhaltensweisen im Auftretenskontext beschrieben werden Kategorie-Systeme zur Auswertung von Beobachtungen sollen Vergleichbarkeit schaffen 35

3.1.2.2.3 Beobachten Beobachten im Assessment-Center psychologisch-diagnostisches Verfahren, das künftige berufliche Anforderungssituationen zu simulieren versucht, um die Eignung einer Person an deren Verhalten beobachtbar zu machen Typische Übungen sind Vorträge/ Präsentationen/ Führerlose Gruppendiskussionen/ Rollenspiele Postkorb-Verfahren: Aktenvermerke, Notizen von Vorgesetzten und Kollegen, Briefe, Telefonnotizen, Besprechungsnotizen, Termine Organigramm - sämtliche Entscheidungen sollen notiert werden - Auswertung 36

3.1.2.3 Prozess-Strategien Allgemeine strategische Optionen in der Abwicklung des diagnostischen Prozesses Prozess-Strategien Untersuchungsstrategien Entscheidungsstrategien 37

3.1.2.3.1 Untersuchungsstrategien Untersuchungsstrategien (I): es ist festzulegen, ob ein Anforderungsprofil erstellt werden muss - Bedingungen, die für die Begutachtung zentral sind Tätigkeitsanalyse, Arbeitsplatzanalyse wie und wo soll die Sammlung von Daten über die Person erfolgen Untersuchungsstrategien (II): Welche Methoden werden eingesetzt? Wird ein Anamnesefragebogen erhoben? Wo und wann? Was soll als Ergebnis des psychologischen Prozesses stehen? Gutachten/ Befund 38

3.1.2.3.2 Entscheidungsstrategien Von der Diagnose zur Intervention - Entscheidungsstrategien (I): sind die Anforderungen (Testergebnisse, Gespräch) gleichwertig oder bestehen hierarchische Beziehungen Wie sind die Daten zu erheben? Testung aller Eigenschaften gleichzeitig Splittung der Datenerhebung nach dem Testergebnis ist zu entscheiden, ob weitere Testdiagnostik durchgeführt wird 39

3.1.2.3.2 Entscheidungsstrategien Entscheidungsprozess (II): Reicht das einmalige Testen einer Person? Reichen die eingesetzten Verfahren zur Beantwortung der Fragestellung? Selektionsdiagnostik Wer ist der Beste? Wer ist geeignet? Wer ist nicht geeignet? 40