Grußwort des Oberbürgermeisters Neujahrsempfang der IHK Frankfurt am Main am 22. Januar 2013 Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrter Herr Präsident Müller, sehr geehrter Herr Präsident Draghi, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Bürgermeister Cunitz, sehr geehrter Wirtschaftsdezernent Frank, sehr geehrte Damen und Herren, - es freut mich, als Stadtoberhaupt einer wirtschaftlich so starken Stadt wie Frankfurt am Main heute vor Ihnen, den Vertretern der Wirtschaft Frankfurts und Teilen des Umlands, sprechen zu dürfen. - Wie viele von Ihnen wissen, stehe ich mit der IHK im intensiven Kontakt. - Weiterhin habe ich im ersten halben Jahr meiner Amtszeit mich mit vielen Unternehmen, Gewerkschaften, Universitäten und internationalen 1
Vertretern getroffen, um Lösungen für die wichtigen Themen Ausbildung, Facharbeitermangel, Frankfurt als Hochschulstadt und Internationalität voranzutreiben. - Die Internationalität zu fördern ist eine der prioritären Aufgaben, die ich mir als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt gesetzt habe. Mit einem Bevölkerungsanteil von bis zu einem Drittel sind unsere internationalen Mitbürger eine treibende Kraft dieser Stadt im weltweiten Wettbewerb. Heute sind Menschen aus 170 Nationen hier zu Hause. Sie alle tragen zur Attraktivität unserer Stadt bei. - Um für unsere internationalen Mitbürger, viele davon sind bereits deutsche Staatsbürger, Frankfurt zu ihrer Heimat zu machen, ist nicht nur eine neue Willkommenskultur notwendig, sondern auch eine neue Kultur des Miteinanders. - Wir sehen zum Beispiel Unterschiede bei der Vergabe von Ausbildungs-, wie auch Arbeitsplätzen. - Was machen wir aus all der Internationalität in unserer Stadt? Ich finde: zu wenig. - Alle Entscheidungsträger sollten darüber nachdenken. 2
- Es ist Zeit, dieses Pfund zu kapitalisieren. - Denn vergessen wir auch nicht: - Unser Europa steht vor Herausforderungen, von denen wir heute nicht wissen, ob wir sie in ihrer Reichweite ausreichend überblicken. - Wir wissen auch nicht, ob unsere bisherigen ökonomischen Theorien ausreichen, um die nicht immer leicht durchschaubaren Zusammenhänge und ihre Auswirkungen wirklich zu verstehen. - Aber die aktuellen Fragen sind die Fragen der Zukunft. In welchem Europa, in welchem Deutschland, in welchem Frankfurt am Main wollen wir morgen leben? - Die Wirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Wirtschaft ist eingebettet in die Gesellschaft. Die Gesellschaft sind wir Menschen: - individuell, unterschiedlich, international und mit unseren vielfältigen Formen und Institutionen des Zusammenlebens. - Die Wirtschaft hat eine dienende Funktion für unser Zusammenleben. 3
- Die Wirtschaft braucht aber auch einen tragfähigen Ordnungsrahmen, um das Zusammenleben nicht nur morgen, sondern auch übermorgen zu ermöglichen. - Wir brauchen eine starke Wirtschaft für eine funktionierende Gesellschaft. - Dafür setzen wir uns in Frankfurt, einer der internationalsten Metropolregionen in Europa, täglich ein. - Als internationaler Handels- und Finanzplatz hat Frankfurt eine lange Tradition und verfügt über eine historisch gewachsene Rolle als Banken-, Börsen- und Messeplatz. - Mit Freude habe ich im Dezember die Brüsseler Entscheidung für Frankfurt als Standort der neuen Bankenaufsicht für die Eurozone vernommen. - Nach EZB, Bundesbank, EIOPA, Bafin eine weitere europäische Institution mit Strahlkraft. - Neben hochqualifizierten Mitarbeitern kann sie durchaus weitere Finanzakteure anziehen, denen eine räumliche Nähe bei der Aufsichtsbehörde wichtig ist. 4
- Frankfurt kann so seinen Ruf als Finanzmetropole stärken. - Auch die Bundesbank verlagert die Goldreserven nach Frankfurt. Frankfurt ist somit nicht nur die Stadt des Geldes, sondern auch Stadt des Goldes - Und wie sagte bekanntlich der größte Sohn Frankfurts, Goethe: Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. - Frankfurt ist als Wirtschaftsmetropole so dynamisch, dass man sagen könnte: Nach Frankfurt drängt, an Frankfurt hängt doch alles - Unsere Stadt und unsere Wirtschaft sind vielseitig aufgestellt. - Die Finanzindustrie ist wichtig für unsere Stadt. Aber es gibt bei uns mehr als nur Banken. - Vergessen wir nicht die Logistikbranche, die nach der Finanzbranche die zweitgrößte Wirtschaftsgruppe mit knapp 70.000 Beschäftigten ist. - Die Internetbranche beschäftigt mehr als 25.000 Menschen - Die Kreativ- und Kulturwirtschaft mehr als 25.000 Menschen. 5
- Was es in Frankfurt auch gibt, hoch-innovativ und mit Produkten, die weltweit Absatz finden: das produzierende Gewerbe. - Mit rund 44 tausend Erwerbstätigen hat Frankfurt mehr Arbeitsplätze in diesem Bereich zu bieten als mancher Ort, der das Image einer Industriestadt trägt. - Damit die Industrie so stark bleibt, haben wir zusammen mit der Wirtschaftsförderung den Masterplan Industrie auf den Weg gebracht. - Derzeit werden durch ein Team der Goethe-Universität Interviews bei 300 Frankfurter Unternehmen durchgeführt, um deren Anforderungen an den Standort und Entwicklungsmöglichkeiten zu analysieren. - Wir haben aber auch viele Kleinunternehmen in unserer Stadt, sie tragen einen entscheidenden Anteil zur Prosperität, Vitalität und Vielfalt der Wirtschaft der Stadt bei. - Frankfurt hat im Ranking des Mannheimer ZEW regelmäßig einen Spitzenplatz unter den gründungsintensivsten Städten Deutschlands. 6
- Wir tun da auch viel. Das Gründerzentrum KOMPASS hat bisher rund 5.000 Personen zu einer erfolgreichen Gründung verholfen. - Auch dieser Institution meinen ausdrücklichen Dank und vor allem gebührt auch Dank und Respekt den mutigen Gründerinnen und Gründern. - Meine Solidarität gilt auch den von Arbeitsabbau betroffenen Mitarbeitern in unserer Stadt, vor allem möchte ich auf die verheerenden Auswirkungen der Insolvenzen von Neckermann und Schlecker hinweisen. - Bedanken möchte ich mich bei den Gewerkschaften und bei den Frankfurter Unternehmen, die hier hilfreich zur Seite stehen. So haben sich bei einer im Oktober kurzfristig organisierten Jobbörse für die betroffenen Neckermann-Mitarbeiter alleine 20 Unternehmen aktiv beteiligt. - Derzeit führe ich auch intensive Gespräche über die Zukunft der Frankfurter Rundschau. 7
- Ich habe mit der Frankfurter Rundschau das Lesen gelernt, und das sollen in Zukunft noch viele andere Kinder. - Meine sehr verehrten Damen und Herren, wie Sie wissen, ist mir das gute Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Kräfte ein Anliegen. - Was uns auszeichnet, ist ein großer gesellschaftlicher Konsens, der uns die notwendige politische Stabilität und Verlässlichkeit verleiht und damit der Wirtschaft eine große Planungs- und Investitionssicherheit. - Zum gesellschaftlichen Konsens gehört für mich eben auch die Gestaltung der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Bezahlbarer Wohnraum zählt auch zu den Standortfaktoren und dies ist auch entscheidend für die Qualität einer städtischen beziehungsweise regionalen Infrastruktur. - Zur Ausweitung des Angebots an Wohnungen gehören durchaus auch Neubauflächen. Die können wir als Stadt nicht nur alleine vorweisen, sondern hier suchen wir auch verstärkt die Kooperation mit unseren Nachbargemeinden. 8
- Bauprojekte der städtischen ABG-Holding im ehemaligen Nordhafen Offenbachs sind hier ein gutes Beispiel. - Und hier bin ich bei einem weiteren Punkt, der für das gute Gedeihen unserer Stadt wichtig ist: eine hervorragende Kooperation zwischen der Region und Frankfurt. - Als Metropolregion stehen wir in Europa im Wettbewerb mit Paris, London, Moskau. - Um dabei erfolgreich zu sein brauchen wir eine kraftvolle regionale Standortmarketinggesellschaft und einen wiedererkennbaren Gesamtauftritt: - Dazu zählen einheitliche Investoren-Telefonnummer, Internet-Auftritt und Marketingunterlagen. - Um dabei erfolgreich zu sein, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen - und hierzu zähle ich neben der Stadt Frankfurt am Main den Regionalverband und die angeschlossenen Städte und Kreise, die Wirtschaft und die Hessische Landesregierung. 9
- Um zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen, analysieren wir derzeit mit allen Beteiligten, welche inhaltlichen Themen und Bedarfe es in der Region Frankfurt Rhein-Main gibt. - Meine Damen und Herren, ich möchte mich ausdrücklich bei den Unternehmen bedanken, dass Sie sich so am hiesigen Standort engagieren und möchte Sie bekräftigen, weiterhin in Frankfurt zu investieren. - Ich hoffe es ist in meinen Ausführungen deutlich geworden. Ich sehe mich als erster Wirtschaftsförderer der Stadt. Kommen Sie auf mich zu, sprechen Sie mich an, wenn Sie Ideen und Investoren haben, um den Standort zu stärken. - Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches und vor allem gesundes Neues Jahr 2013. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 10